Umleitung: Rechte Esoterik, Goldhandel und Verschwörungsmythen, CDU am Boden, Solidarität in der Corona-Ära, Versammlungsgesetz NRW, Kultur in Krisenzeiten und mehr.

Auf dem Vulkanpfad bei Welleringhausen (foto: zoom)

Rechte Esoterik: Heilpraktikerin in der Drahtzieher-Rolle … blicknachrechts

Zwischen Goldhandel und Verschwörungsmythen: Am dritten Septemberwochenende 2021 fand in Wiesbaden der »SOLIT Go for Gold-Wertekongress« statt. Eine Werbeveranstaltung für Edelmetalle, bei der die Klaviatur der Manipulation und Demokratiehetze professionell gespielt wurde … derrechterand

Union: Der Lack ist ab. Die Union liegt am Boden. Sie verlor bei der Bundestagswahl ihren Vorrang. Sie ist zerstritten. Beide Parteichefs sind diskreditiert. Die CSU ist inhaltlich verdorrt … postvonhorn

Was heißt Solidarität in der Corona-Ära? Auch mehr Patienten ohne COVID werden wegen Überlastung der Krankenhäuser sterben … scilogs

Zeitzünder (Satire): Heute ist es wieder so weit: die Zeit in der EU wird auf die Mitteleuropäische Normalzeit umgestellt. Nachgewiesen sind statt Energieeinsparungen ein enormer Mehrverbrauch, gesundheitliche Schäden bei Menschen, Nachteile für Nutztiere und damit verbundene Probleme für die Landwirtschaft wie auch für andere Wirtschaftszweige … zynaesthesie

3000 (Polizei)/7000 (Veranstalter) haben am Samstag in Köln gegen das Versammlungsgesetzgesetz protestiert. (foto: zoom)

Versammlungsgesetz NRW: Tausende protestieren in Köln gegen Einschränkungen des Demonstrationsrechts … netzpolitik

Erinnerung und Mahnmal: die jüdischen Friedhöfe in Dortmund-Aplerbeck … nordstadtblogger

Der Benzinpreis als Symbol des Politikversagens: Es ist dringend geboten, die Verkehrswende zum Prio 1 – Thema zu machen. Verkehr muss nachhaltiger, vernetzter, elektrischer werden. Da beißt die Maus keinen Faden ab … unkreativ

Zum 100-jährigen Bestehen: Museum Folkwang lockt 2022 mit Impressionisten – und anderen Highlights … revierpassagen

„Kultur ist in Krisenzeiten wichtig“: 43.000 Menschen kamen in der Saison bisher ins Freilichtmuseum Hagen … doppelwacholder

Schlechte Bilanz beim Klimaschutzkonzept im HSK: Bereits im Jahr 2013 wurde vom Kreistag des HSK ein “Integriertes Klimaschutzkonzept” beschlossen. Dazu gehört ein Maßnahmenkatalog, der aus insgesamt 84 Punkten besteht … sbl

Umleitung: vom Hype um Buddhabilder, Klangschalen und Achtsamkeits-Apps zu Townes Van Zandt und seinen Country-Limbo-Tanz am Abgrund bis zur Westruper Heide und mehr.

Sie robbte sich über unseren Wanderweg. Ich vermute, dass es sich um die Raupe des Labkrautschwärmers handelt. (foto: zoom)

Bundesregierung: Von den Taliban zerlegt … postvonhorn

Rassismus und Antisemitismus: prägen „Das Jahr der Pandemie“ in Berlin … blicknachrechts

Über den Hype um Buddhabilder, Klangschalen und Achtsamkeits-Apps: Wozu Meditation und Achtsamkeit? Und wozu nicht? … scilogs

Ein Bild wie eine Wunde vernähen: Jackie Mulders Serie „Thought Trails“ illustriert, wie unsere Gehirne arbeiten, wenn wir die Gedanken einfach schweifen lassen … kwerfeldein

Musik I: Townes Van Zandt und sein Country-Limbo-Tanz am Abgrund … endoplast

Musik II: Townes Van Zandt und die Konsequenz der Andersartigkeit … endoplast

Saure Gurken (Satire): „… nicht in seinem Haus angekommen sei. Die Personenschützer hätten allerdings nicht bemerkt, dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident tatsächlich die Staatskanzlei verlassen hätte, so dass der Verbleib von…“ … zynaesthesie

Fundsache „Inkompetenz“: Rezo („Die Zerstörung der CDU“) legt mit neuem Video nach … doppelwacholder

Rettungsdienstbedarfsplans für den HSK: Veränderungen bei Rettungswachen und Standorten für Notärzte … sbl

Um die Ecke, in Haltern am See: die Westruper Heide blüht … wahlheimatruhr

Pausenbild: November-Blues

Trübes Wetter am Schmantelrundweg.
Stimmungslage: schwankend. Mal die Ruhe genießend, mal von der grauen Kälte bedrückt.

Und dann ist da noch dieses Virus, aber da müssen wir jetzt durch, auch mit den ganzen Spinnern und Nazis. Vielleicht wachen einige Mitläufer*nnen auf. Noch ist es Zeit. Nebenprodukte der Pandemie? Was sagen die Historiker?

So Many Roads:

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=6sFyRQPraJ8

Umleitung: Von Hassmails bis zur Müllentsorgung.

Zur Zeit lohnt es sich im Sauerland die Abendstimmung zu genießen. (foto: zoom)
Zur Zeit lohnt es sich, im Sauerland die Abendstimmung zu genießen. (foto: zoom)

„Sehr hässliche Hassmails“: Für ein Internet-Video seiner Sendung „Terra X“ hat sich Physiker Harald Lesch die Aussagen der AfD zum Klimawandel vorgenommen … sueddeutsche

Krieg gegen die Wissenschaft: Die Antiaufklärung formiert sich und bedroht auch die Demokratie, warnt der Wissenschaftsjournalist Shawn Otto in den USA … taz

Sprache: Rechte Slogans sickern in den Alltag … augsburgerallgemeine

Verschwörungsglauben: Eine türkische Verschwörungspyramide … scilogs

Schon wieder so eine Burkadiskussion: Man weiß ja nicht, wo die immer herkommen, aber die Burkadiskussionen scheinen sich ja schon abwechselnd gegenseitig die Klinke in die Hand zu geben … fisch+fleisch

Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dagdelen: Was ist bloß in der Regierung los?! … jurga

„Denmark has advice for American parents: Give children more freedom“ … washingtonpost

Kaum zu fassen: In einer Auseinandersetzung um einen ARD-Beitrag erweist sich die Bild-Zeitung als Stimme der Vernunft … altpapier

Investigativer Sofakissenjournalismus: Als letzte Bastion vor den Horden der Finsternis prüfen wir natürlich sämtliche neue Ansätze zur Rettung des Journalismus … prinzesssinnenreporter

Auf dem Olymp der Reichen und Mächtigen: Zur Sozialtopographie des Eißendorfer Pferdewegs und seiner Umgebung 1942 … harbuch

Skepsis und Erstarrung: Johan Simons deutet zum Triennale-Auftakt Glucks Oper „Alceste“ … revierpassagen

Müllentgelte werden auch vom HSK geheim gehalten: Neun Kreise und Kommunen verweigern Transparenz für die Abfallgebührenzahler … sbl

LEADER: Europäische Union fördert esoterisches Runen-Projekt in Züschen.

Das Tor zur esoterischen Phantasiewelt in Züschen. (fotos: zoom)
Das Tor zur esoterischen Phantasiewelt in Züschen. (fotos: zoom)

Bereits im August 2013 hatte ich kurz und lapidar über das Runen-Projekt im Winterberger Ortsteil Züschen berichtet. Meine Einschätzung damals: esoterisch, unwissenschaftlich. Züschen könnte zu einem Wallfahrtsort für neue und alte Rechte werden[1].

Am nächsten Wochenende, dem 20./21. Juni 2015 findet die „Einweihung des kulturhistorisch bedeutenden Nuhne-Ursprungs“ statt. Und wieder wird geraunt, was das Zeug hält:

Ähnlich wie bei dem Zusammenfluss von Fulda und Werra bei Hannoversch Münden entsteht bei dem Aufeinandertreffen der Bäche Sonneborn und Ahre in Züschen ein neuer Fluss – die Nuhne . Diesen Zusammenflüssen werden seit jeher mythische Kräfte nachgesagt. So sollen es in Züschen bereits Menschen der Stein- und Germanenzeit gewesen sein, welche die Energie dieses Ortes erkannt und sich dort niedergelassen haben, wohl weil sie in dem Berghügel, der sich aus den zwei Flüssen Ahre und Sonneborn emporhebt, das Heiligtum ihrer Götter vermutet haben.

Nachdem der Nuhneursprung lange Jahre in Vergessenheit geraten war, wurde dieser Ort nun mit Mitteln von LEADER, des Verkehrs- und Heimatvereins und der Stadt Winterberg sowie einer privaten Stiftung von H. Dolce-Leber zu neuem spirituellen Leben erweckt.

Die Herleitung ist in keinster Weise wissenschaftlich belegt und zeigt den Wunsch als Vater der verschwurbelten Runen-Gedanken. Die Frage ist nur, aus welchen Gründen sich das kleine Züschen in die Zeit der germanischen Götter und Symbole zurückträumt.

Wer an einem Zusammenfluss Runen sehen will, der sieht eben Runen.
Wer an einem Zusammenfluss Runen sehen will, der sieht eben Runen.

Im Mitteilungsblatt der Stadt Winterberg wird der Zusammenfluss von Ahre und Sonneborn gar als „Eröffnung des mythischen Kraftorts ‚Nuhneursprung'“ bezeichnet.

Wie falsch die Züscher liegen, zeigt ein Leserbrief von Walter Peis auf einen Artikel von Prof. Dr. Jürgen Udolph im Jahr 2014 und die Abfuhr, die er sich vom führenden Namensforscher im deutschen Raum zuzog (Hervorhebungen von mir).

Walter Peis schrieb:
Was bedeuten die Flussnamen „Sonneborn“ und „Odeborn“, da diese Namen, neben einer Vielzahl anderer gefundener Götternamen im Gemeindegebiet von Züschen (Tiusscena, 793)miteinander in Verbindung stehen müssen. Sie stehen wahrscheinlich auch mit dem dort, mittels einer jüngst durchgeführten geometrischen Vermessung, entdeckten altgermanischen Runenzeichen für den Wortlaut Z in Verbindung.
Darf ich auf Ihre Hilfe hoffen?
Mit freundlichen Grüßen
W. Peis. Züschen (NRW)

Die Antwort ist für die Züscher Esoteriker ernüchternd (Hervorhebungen von mir).

DAZU SCHREIBT UNS HERR PROF. DR. J. UDOLPH:

Sehr geehrter Herr Peis,

hier meine Meinung zu Ihrem Leserbrief:

1.) Daß man mit Hilfe von geometrischen Vermessungen altgermanische Runenzeichen entdecken kann, ist höchst zweifelhaft. Geometrie und Ortsnamen zu kombinieren, wird zwar immer wieder versucht, ist aber noch niemals wirklich geglückt. Ich bin da äußerst skeptisch.

2.) Den ON. Züschen erklärt schon E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 1016 recht überzeugend in Verbindung mit Tüschen bei Mettmann und Züschen (Waldeck) aus altsächsisch twisk, ahd. zwisk(i), altfries. twiska, ndt. tüschen „zwischen, dazwischen (gelegen)“.

3.) Bei Orts- und Flußnamen ist grundsätzlich von älteren Formen auszugehen. Einen Namen aus einer heutigen Form heraus zu erklären, ist verpönt. Sehr gute ältere Formen für den Gewässernamen Odeborn und vor allem für den Wüstungsnamen Odeborn bietet R. Sperber, Die Nebenflüsse von Werra und Fulda bis zum Zusammenfluß (= Hydronymia Germaniae A 5), Wiesbaden 1966, S. 78f., darunter 1258 Adenborn u.ä. Daraus geht hervor, daß der ON. im ersten Teil, dem Bestimmungswort, einen schwach flektierenden männlichen Personennamen enthält. Das Grundwort ist natürlich –born „Quelle“.

Zu Sonneborn habe ich keine älteren Formen gefunden, aber der Name besitzt etliche Parallelen (s. H. Jellinghaus, Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern, 3. Aufl., Osnabrück 1923, S. 33). Es dürfte sich um eine in der Sonne oder nach Süden gelegene Quelle handeln.

4.) Götternamen in Ortsnamen kann man finden, aber wohl kaum gehäuft. Zu diesem Thema hier einige Literaturhinweise: …

Peinlich finde ich das Verhalten der beiden christlichen Kirchen:

Nach den Begrüßungen und der Segnung des Nuhne-Ursprungs durch die Geistlichkeit …

Noch einmal bis zum Beweis des Gegenteils: Der Zusammenfluss der beiden Flüsschen zur Nuhne hat KEINE kulturhistorische Bedeutung, sondern ist herbeiphantasiert.

Finanzierungsquellen sind immer gut.
Finanzierungsquellen sind immer gut.

Finanziert werden diese Eskapaden unter anderem vom europäischen LEADER Projekt.

[1] Zur Bedeutung der Yr-Rune bei Nazis und Neonazis:
http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/die-yr-rune

Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash: „Aus der Akasha-Chronik“

steinerwordle20141218Ein Gastbeitrag von Andreas Lichte, heute zuerst erschienen im Ratgeber-News-Blog.

Rudolf Steiner (1861–1925) behauptete, Einblick in die „Akasha-Chronik“, ein geistiges Weltengedächtnis in der „Ätherwelt“, zu haben. Über diese „Chronik“, in der alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten seien, schreibt Rudolf Steiner sein Buch …

‘Aus der Akasha-Chronik’1. Ich versuche, einem Freund den Inhalt zu erklären:

„Es ist die Geschichte der Menschheit, wie sie sich dem Eingeweihten zeigt. So eine Art ‘Evolutionsgeschichte’, nur dass der Eingeweihte auch in die Zukunft schauen kann. Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …”

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… ein fortgeschrittener Dunghaufen ist das im Gehirn sich Ausbreitende …

steinerwordle20141123Ein Gastbeitrag von Andreas Lichte, hier auch als PDF

Und wenn einer so wirklich gar nichts gesagt hat, das auch nur irgendwie von Bedeutung sein könnte? Was tun?

Eine originelle Strategie: Man macht sein Werk „unendlich“ groß, und die Nicht-Existenz einer Idee lässt sich nicht mehr nachweisen – so wie die Welt in all ihren Erscheinungen niemals vollständig erfasst werden kann, die Nicht-Existenz „Gottes“ also nicht beweisbar ist.

Ein Gefühl von „Unendlichkeit“ erzeugt die „größte Gesamtausgabe eines einzelnen Menschen weltweit“ von der bereits „354 Bände und 24 Ergänzungsbände“ erschienen sind, und „viele noch ausstehen“. Die Rede ist von der Rudolf Steiner Gesamtausgabe1.

In die Nähe „Gottes“ rückt Rudolf Steiner (1861–1925) selbst. Für seine Anhänger – die „Anthroposophen“ – hat Steiner den Status des Propheten, des Vermittlers der ewigen Wahrheiten aus der „geistigen Welt“.

„… ein fortgeschrittener Dunghaufen ist das im Gehirn sich Ausbreitende …“ weiterlesen

Umleitung: Sexualkunde, Goldenes Brett 2014, Klimawandel, Islamischer Staat, Adolphe Sax, Pogromnacht und mehr.

Radtour nach Meschede am vergangenen Wochenende. Menschenmassen - Fehlanzeige. (foto: zoom)
Radtour nach Meschede am vergangenen Wochenende. Menschenmassen – Fehlanzeige. (foto: zoom)

Sexualkunde für Hassprediger III: Wenn eine Behauptung den Angstphantasien breiter Bevölkerungsschichten entgegenkommt, und rund um Sexualität gibt es das häufig, eignet sie sich zu gut für Propaganda, als dass man sie unbesehen glauben dürfte … erbloggtes

Das Goldene Brett 2014: Esoterik und Pseudowissenschaft werden “ausgezeichnet” … scienceblogs

Klimawandel – gefährlich oder harmlos? Der Weltklimarat IPCC (International Panel on Climate Change) hat seinen neuen Synthesebericht vorgestellt. Darin steht eigentlich nicht viel neues, aber prompt schreiben einige Journalisten wie z.B. Axel Bojanowski in Spiegel Online wieder von Alarmismus … scilogs

Islamic State: In an exclusive series of diary instalments, residents describe what life is like in Mosul since IS took over … bbc

Leistungsschutzrecht: Google bekommt Vorzugsbehandlung von Axel Springer … niggemeier

Neues aus dem Schavanisten-Stadl: Gegendarstellung – vom Nachdrücklichen und vom Selbstverständlichen … causaschavan

Geschichtslehrerverband #FAIL: fragwürdige Bildnutzung in der Historiana … geschichtsunterricht

Youth, Resistance, and Public Uses of History in Mexico: Conventional wisdom on the teaching of history in Mexico holds that the problem of learning is that today’s young people only think about the present and that they are incapable of assessing the past and the future … public history

Schamlose Selbstbeweihräucherung[Ironie] – Fragen zu Planet History: Interview mit Michael Schmalenstroer über Planet History (Blogaggregator für geschichtswissenschaftliche Blogs) … schmalenstroer

Printkrise: Münstersche Zeitung wird Zombie-Blatt aus dem Hause Aschendorff … dju

Deutsche Bahn AG: Was der Streik der GDL mit Sozialpartnerschaft zu tun hat … wiesaussieht

Hin und Weg — der wohl emotionalste Film den ich je gesehen habe: Was würde jeder von uns machen, wenn er ganz genau wüsste, wann sein Leben endet? Es jedem Erzäh­len? Es für sich behalten? … rebrob

Erfinder des Saxophons Adolphe Sax vor 200 Jahren geboren: Ein Glück, dass die Welt in diesem Fall nicht auf den Papst gehört hat … revierpassagen

Erinnerung an die Pogromnacht von 1938 in Hagen: Schweigemarsch von der Synagoge zur Gedenkveranstaltung im Rathaus … doppelwacholder

“Scherz, Satire, Ironie” – Humor als Ausdruck jüdischen Denkens: Das Gedenken des Novemberpogroms 9.11.1938 n der ehemaligen Synagoge in Neheim … neheimsnetz

Gegenteil-Tag, 365 Tage im Jahr – Rudolf Steiner, ‘Denker’ der Waldorfschule

steinerwordle01Ein Gastbeitrag von Andreas Lichte hier auch als PDF

Wer ihn kennt, kennt Rudolf Steiner (1861 – 1925) meist als Begründer der Waldorfschulen.1

1919 finanzierte Emil Molt, Besitzer der „Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik“ in Stuttgart, Rudolf Steiners erste „Waldorf“-Schule. Zuvor hatte Steiner mit mäßigem Erfolg versucht, seine eigene, esoterische Weltanschauung – die „Anthroposophie“ – zu verbreiten, die er aus der Theosophie der Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky abgeleitet hatte. Nun sah Steiner mit der Waldorfschule eine neue Chance und sagte in einer Ansprache am 20. August 1919 an seine zukünftigen Lehrer gerichtet:

„Die Waldorfschule wird ein praktischer Beweis sein für die Durchschlagskraft der anthroposophischen Weltorientierung.“2

Steiner übernahm persönlich die Ausbildung der Lehrer. Alles was in der Waldorfschule passieren sollte, wurde von ihm vorgegeben. Das ist bis heute so. Steiners Buch „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“, in dem seine Vorträge für die Lehrer aus dem Jahr 1919 festgehalten sind, gehört noch heute „zur Grundausstattung all jener Lehrer, die an einer Rudolf Steiner- oder Waldorfschule unterrichten“3, so das Vorwort, und wird in den anthroposophischen Ausbildungsstätten, beispielsweise im „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“, gelesen.

Das Wort Rudolf Steiners ist dem Anthroposophen heilig, nur so ist zu erklären, dass fast jede Äußerung Steiners festgehalten, und als Buch veröffentlicht wurde: der letzte Band der „Rudolf Steiner Gesamtausgabe“ – „GA“ – trägt die fortlaufende Nummer „GA 354“.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass der „Bund der Freien Waldorfschulen“ der Öffentlichkeit erklärt, Anthroposophie spiele in den Waldorfschulen keine Rolle. Und auch öffentliche Schulträger, wie die Hamburger „Behörde für Schule und Berufsbildung“ im Rahmen des Schulversuches „Staatliche Waldorfschule“, betonen, „es gehe lediglich um die Integration allgemein akzeptierter Elemente der Waldorfpädagogik“4 in eine staatliche Regelschule, nicht aber um die Übernahme ihrer anthroposophischen Grundlagen.

Tabu ist, Rudolf Steiners Original-Texte als Grundlage der Waldorfpädagogik zu diskutieren, es hat den Anschein, Waldorfschulen hätten den inoffiziellen Bildungsauftrag: „Verlernt Lesen!“

Wer überlegt, sein Kind in eine Waldorfschule zu schicken, sollte vielleicht aber doch einmal zu einem Buch Steiners greifen. Nur so kann der Unterschied von, Zitat Prof. Klaus Prange, „allgemeiner öffentlicher Präsentation der Waldorfschule, die sich der üblichen Vokabeln und Formeln bedient, und dem, was eigentlich damit gemeint ist“, erkannt werden und man vermeidet, mit der anthroposophischen Pädagogik eine „Mogelpackung“ zu kaufen, „die ein sehr eigenwilliges Produkt in einer geläufigen und höchst normalen Verpackung an den Mann zu bringen versucht.“5

Als ausgebildeter Waldorflehrer habe ich natürlich Steiner gelesen, bei der „Steiner-Exegese“ im „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“. Und mir ist etwas aufgefallen. Nein, heute möchte ich nicht über „Rudolf Steiners Rassismus“, „Anthroposophie und Nationalsozialismus“, oder „Atlantis in der Waldorfschule“ sprechen. Etwas anderes:

Bei Rudolf Steiner ist Gegenteil-Tag, 365 Tage im Jahr

Rudolf Steiner erklärt am besten selber, was damit gemeint ist, Zitat Steiner:

„Nun glaubt die Wissenschaft, daß das Herz eine Art von Pumpe ist. Das ist eine groteske phantastische Vorstellung. Niemals hat der Okkultismus eine solch phantastische Behauptung aufgestellt wie der heutige Materialismus. Das, was die bewegende Kraft des Blutes ist, sind die Gefühle der Seele. Die Seele treibt das Blut, und das Herz bewegt sich, weil es vom Blute getrieben wird. Also genau das Umgekehrte ist wahr von dem, was die materialistische Wissenschaft sagt.“6

Ausgewählt habe ich, meine Zusammenfassung, „Das Herz ist KEINE Pumpe!“, weil hier vermutlich jeder Leser umdenken muss. Aber das Prinzip, dass Rudolf Steiner jedem bekannte Tatsachen als „falsch“ hinstellt, um das genaue Gegenteil als „richtig“ zu erklären, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Auch hier gilt: selber lesen, selber staunen!

Vorstellen möchte ich nur noch eine Erkenntnis Rudolf Steiners zu einem Organ, das ähnlich elementar ist wie das „Herz“: der „Kopf“. Elementar wie der Waldorf-Werbeslogan: „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“.

Und der Leser erfährt ganz nebenbei, warum Joseph Beuys kein origineller Künstler ist, sondern ein dreister Steiner-Plagiator, wenn er mit seinem in die (Kunst-) Geschichte eingegangenen Zitat sagt:

„Ich denke sowieso mit dem Knie“

Wie Rudolf Steiner ‘denkt’, erklärt er in seinem Buch „Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung“, Pflichtlektüre im „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“7.

In seinem Vortrag von 1921 appelliert Steiner zunächst an seine Leser – bzw. an die ihm zuhörenden Waldorflehrer –, sich von den „Vorurteilen der Wissenschaft“ frei zu machen:

„Es handelt sich ja so sehr darum, wenn man wirklich das Wesen des Menschen in der richtigen Weise sich vergegenwärtigen will, dass man Abschied nimmt von mancherlei Vorurteilen, die die neuere wissenschaftliche Weltanschauung schon einmal mit sich heraufgebracht hat.“8;

Es folgt Steiners anthroposophische Wahrheit über das Denken:

„Von den logischen Funktionen: Vorstellen, Urteilen, Schließen, ist eigentlich nur das Vorstellen eine wirkliche Kopffunktion. Und dessen sollen wir uns sehr bewußt werden, dass eigentlich nur das Vorstellungen bilden, nicht aber das Urteilen und das Schließen, eine Kopffunktion ist.“9

Möglichen Einwänden noch ungläubiger Lehrer und Leser begegnet Steiner so:

„Sie werden sagen: Allmählich wird der Kopf durch die Geisteswissenschaft [Anmerkung: „Geisteswissenschaft“ ist synonym für „Anthroposophie“] ganz außer Gebrauch gesetzt. – Aber das ist tatsächlich etwas, was im tiefsten Sinn der Wirklichkeit entspricht, denn wir haben an unserem Kopf nicht so außerordentlich viel als Menschen im Leben zwischen der Geburt und dem Tode.“10

Eine wirkliche Funktion hat der Kopf nur im Hinblick auf die nachtodliche – bzw. vorgeburtliche – Existenz des Menschen, „weil er eigentlich ein Abbild ist unserer geistigen Organisation zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Er ist in gewissem Sinn ein Siegelabdruck desjenigen, was wir waren vor unserer Geburt, vor unserer Empfängnis.“11

Um die anthroposophische Erkenntnis zu vertiefen, benutzt Steiner dann ein eindrucksvolles Bild für den „Kopf“:

„Er sitzt auf dem Körper wie ein Parasit darauf und benimmt sich auch wie ein Parasit. Es ist schon notwendig, daß man die materialistische Anschauung, als ob wir vom Kopf so außerordentlich viel hätten – wir brauchen ihn als Spiegelungsapparat –, daß man diese Ansicht aufgibt. Das ist schon notwendig. Wir müssen den Kopf ansehen lernen als ein Bild unserer vorgeburtlich geistig-seelischen Organisation.“12

Wenn wir also nicht ausschließlich mit dem Kopf denken, womit dann? Steiners Antwort:

„Das Urteilen ist eigentlich an den mittleren Organismus und namentlich an die Arme und Hände gebunden. Wir urteilen eigentlich in Wirklichkeit mit den Armen und Händen. Vorstellen tun wir mit dem Kopf. Wenn wir also also den Inhalt eines Urteils vorstellen, so geht das Urteilen selbst in den Mechanismus der Arme und Hände vor sich, und nur das vorstellungsgemäße Spiegelbild geht im Kopfe vor sich. Sie werden da ja auch innerlich begreifen können und es dann als eine wichtige didaktische Wahrheit durchschauen.“13

„Das Schließen, das Schlüsse bilden, hängt nun zusammen mit den Beinen und Füßen. Natürlich werden Sie heute ausgelacht, wenn Sie einem Psychologen sagen, man schließt mit den Beinen, mit den Füßen, aber das letztere ist doch die Wahrheit, und würden wir als Mensch nicht auf Beine und Füße hin organisiert sein, würden wir eben nicht Schlüsse bilden können. Die Sache ist so: Vorstellen tun wir mit dem Ätherleib, und der hat seinen Rückhalt an der Hauptesorganisation, aber urteilen tun wir – also in ursprünglicher elementarer Weise – mit dem astralischen Leib, und der hat seinen Rückhalt an Armen und Händen für das Urteilen. Schließen mit den Beinen und Füßen, denn schließen tun wir mit dem Ich, das hat dabei Rückhalt an den Beinen und Füßen.“14

Wer wollte hier lachen? Joseph Beuys wurde mit Steiners ‘Denken’ berühmt, und Rudolf Steiners Denkschule Waldorfschule erfreut sich größter Beliebtheit.

 

——————————————

 

 
 
1 Laut „Bund der Freien Waldorfschulen“ gibt es im August 2014 in Deutschland 232 Waldorfschulen.

2 Rudolf Steiner, „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“, GA 293, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, Taschenbuchausgabe 2005 – „Ansprache am Vorabend des Kurses Stuttgart, 20. August 1919“, Seite 17

3 ebd. – „Zur Einführung“, Seite 5

4 RP Online, „Staatlicher Schulversuch mit Waldorfpädagogik“, von Sarah Biere, 30. August 2014, http://www.rp-online.de/politik/staatlicher-schulversuch-mit-waldorfpaedagogik-aid-1.4488846

5 Klaus Prange, „Erziehung zur Anthroposophie – Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik“, Verlag Julius Klinkhart, Bad Heilbrunn, 2000, Seite 86

6 Rudolf Steiner, „Die Theosophie des Rosenkreuzers“, GA 99, Rudolf Steiner Verlag, Dornach – Dreizehnter Vortrag, 5. Juni 1907, Seite 148

7 Die einzigen 3 Bücher, die im „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“ benutzt wurden, waren von Rudolf Steiner:
1. „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“
2. „Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung“
3. „Theosophie – Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung“

Berichte zur Ausbildung im Seminar für Waldorfpädagogik Berlin, online:
– Nicole Glocke: „Inkarnieren zum Klavier
– Andreas Lichte: „Waldorflehrer werden! – am ‘Seminar für Waldorfpädagogik Berlin’

8 Rudolf Steiner, „Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung“, GA 302, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, Taschenbuchausgabe 1996 – Zweiter Vortrag, Stuttgart, 13. Juni 1921, Seite 27

9 ebd. Seite 27f.

10 ebd. Seite 28

11 ebd.

12 ebd.

13 Seite 29

14 ebd. Seite 29f.

Umleitung: vom vergebenen Leben bis zur Oper in Dortmund

Dortmunder "U"
Das Dortmunder „U“ (foto: zoom)

Dies vergebene Leben: Schwalben umsegeln die Mondsichel
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