Bereits im August 2013 hatte ich kurz und lapidar über das Runen-Projekt im Winterberger Ortsteil Züschen berichtet. Meine Einschätzung damals: esoterisch, unwissenschaftlich. Züschen könnte zu einem Wallfahrtsort für neue und alte Rechte werden[1].
Am nächsten Wochenende, dem 20./21. Juni 2015 findet die „Einweihung des kulturhistorisch bedeutenden Nuhne-Ursprungs“ statt. Und wieder wird geraunt, was das Zeug hält:
Ähnlich wie bei dem Zusammenfluss von Fulda und Werra bei Hannoversch Münden entsteht bei dem Aufeinandertreffen der Bäche Sonneborn und Ahre in Züschen ein neuer Fluss – die Nuhne . Diesen Zusammenflüssen werden seit jeher mythische Kräfte nachgesagt. So sollen es in Züschen bereits Menschen der Stein- und Germanenzeit gewesen sein, welche die Energie dieses Ortes erkannt und sich dort niedergelassen haben, wohl weil sie in dem Berghügel, der sich aus den zwei Flüssen Ahre und Sonneborn emporhebt, das Heiligtum ihrer Götter vermutet haben.
Nachdem der Nuhneursprung lange Jahre in Vergessenheit geraten war, wurde dieser Ort nun mit Mitteln von LEADER, des Verkehrs- und Heimatvereins und der Stadt Winterberg sowie einer privaten Stiftung von H. Dolce-Leber zu neuem spirituellen Leben erweckt.
Die Herleitung ist in keinster Weise wissenschaftlich belegt und zeigt den Wunsch als Vater der verschwurbelten Runen-Gedanken. Die Frage ist nur, aus welchen Gründen sich das kleine Züschen in die Zeit der germanischen Götter und Symbole zurückträumt.
Im Mitteilungsblatt der Stadt Winterberg wird der Zusammenfluss von Ahre und Sonneborn gar als „Eröffnung des mythischen Kraftorts ‚Nuhneursprung'“ bezeichnet.
Wie falsch die Züscher liegen, zeigt ein Leserbrief von Walter Peis auf einen Artikel von Prof. Dr. Jürgen Udolph im Jahr 2014 und die Abfuhr, die er sich vom führenden Namensforscher im deutschen Raum zuzog (Hervorhebungen von mir).
Walter Peis schrieb:
Was bedeuten die Flussnamen „Sonneborn“ und „Odeborn“, da diese Namen, neben einer Vielzahl anderer gefundener Götternamen im Gemeindegebiet von Züschen (Tiusscena, 793)miteinander in Verbindung stehen müssen. Sie stehen wahrscheinlich auch mit dem dort, mittels einer jüngst durchgeführten geometrischen Vermessung, entdeckten altgermanischen Runenzeichen für den Wortlaut Z in Verbindung.
Darf ich auf Ihre Hilfe hoffen?
Mit freundlichen Grüßen
W. Peis. Züschen (NRW)
Die Antwort ist für die Züscher Esoteriker ernüchternd (Hervorhebungen von mir).
DAZU SCHREIBT UNS HERR PROF. DR. J. UDOLPH:
Sehr geehrter Herr Peis,
hier meine Meinung zu Ihrem Leserbrief:
1.) Daß man mit Hilfe von geometrischen Vermessungen altgermanische Runenzeichen entdecken kann, ist höchst zweifelhaft. Geometrie und Ortsnamen zu kombinieren, wird zwar immer wieder versucht, ist aber noch niemals wirklich geglückt. Ich bin da äußerst skeptisch.
2.) Den ON. Züschen erklärt schon E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 1016 recht überzeugend in Verbindung mit Tüschen bei Mettmann und Züschen (Waldeck) aus altsächsisch twisk, ahd. zwisk(i), altfries. twiska, ndt. tüschen „zwischen, dazwischen (gelegen)“.
3.) Bei Orts- und Flußnamen ist grundsätzlich von älteren Formen auszugehen. Einen Namen aus einer heutigen Form heraus zu erklären, ist verpönt. Sehr gute ältere Formen für den Gewässernamen Odeborn und vor allem für den Wüstungsnamen Odeborn bietet R. Sperber, Die Nebenflüsse von Werra und Fulda bis zum Zusammenfluß (= Hydronymia Germaniae A 5), Wiesbaden 1966, S. 78f., darunter 1258 Adenborn u.ä. Daraus geht hervor, daß der ON. im ersten Teil, dem Bestimmungswort, einen schwach flektierenden männlichen Personennamen enthält. Das Grundwort ist natürlich –born „Quelle“.
Zu Sonneborn habe ich keine älteren Formen gefunden, aber der Name besitzt etliche Parallelen (s. H. Jellinghaus, Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern, 3. Aufl., Osnabrück 1923, S. 33). Es dürfte sich um eine in der Sonne oder nach Süden gelegene Quelle handeln.
4.) Götternamen in Ortsnamen kann man finden, aber wohl kaum gehäuft. Zu diesem Thema hier einige Literaturhinweise: …
Peinlich finde ich das Verhalten der beiden christlichen Kirchen:
Nach den Begrüßungen und der Segnung des Nuhne-Ursprungs durch die Geistlichkeit …
Noch einmal bis zum Beweis des Gegenteils: Der Zusammenfluss der beiden Flüsschen zur Nuhne hat KEINE kulturhistorische Bedeutung, sondern ist herbeiphantasiert.
Finanziert werden diese Eskapaden unter anderem vom europäischen LEADER Projekt.
[1] Zur Bedeutung der Yr-Rune bei Nazis und Neonazis:
http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/die-yr-rune
Ich protestiere entschieden dagegen, daß ahrimanischen Mächten wie der Europäischen Union ein Urteil über geistig wirkkräftige Orte zugesprochen wird!
Ich selbst habe festgestellt, von wo einst die größten geistigen Impulse ausgestrahlt sind:
„Wie wirkte jener Erzengel, der einstmals mit den nordischen Völkern, den skandinavischen Völkern heraufgeschickt worden ist in dieses Gebiet, und von dem aus die verschiedenen Erzengelwesen Europas – namentlich West-, Mittel- und Nordeuropas – die Inspirationen bekamen? In der außenstehenden Welt kann es nur als Narretei gelten, wenn geradezu hingewiesen wird auf jenen Punkt des europäischen Kontinentes, von dem einst die größten Impulse nach allen Seiten ausgestrahlt sind, auf jenen Punkt, der der Sitz erhabener Geister war, bevor der keltische Volksgeist als keltisches Erzengelwesen in der Hochburg des Grals ein neues Zentrum errichtet hatte. Von jenem Punkte, der in alten Zeiten Zentrum war für die Ausstrahlung der Geistigkeit Europas, ist auch ausgestrahlt dasjenige, was zunächst der nordische Volks-Erzengel als seine Mission erhalten hat. Für die Außenwelt muß es, wie gesagt, als Narretei erscheinen, wenn wir als den Punkt, von dem ausstrahlt, was nach den verschiedensten germanischen Volksstämmen hinwirkt, dasjenige Gebiet bezeichnen, das heute über Mittel-Deutschland liegt, aber eigentlich über der Erde gelegen ist.
Wenn Sie etwa eine Kreislinie zögen, so daß in diese Kreislinie hineinfallen würden die Städte Detmold und Paderborn,
so kommen Sie in die Gegend, von der ausströmte die Mission der erhabensten Geister, welche nach Nord- und West-Europa ihre Mission ausdehnten. Weil dort das große Inspirationszentrum war, deshalb ging später die Sage, daß Asgard eigentlich an diesem Punkte der Erdoberfläche gelegen habe. Es lag aber da das große Inspirationszentrum in uralter Vergangenheit, das Zentrum, welches dann später seine Hauptwirksamkeit abgegeben hat an das Zentrum des heiligen Gral.“
Rudolf Steiner, „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“
„Wenn Sie etwa eine Kreislinie zögen, so daß in diese Kreislinie hineinfallen würden die Städte Detmold und Paderborn“
im letzten Kommentar, oben, war eigentlich als Quiz gedacht:
welches Kultur- und Naturdenkmal, das als Wallfahrtsort rechtsextremer Esoteriker bekannt ist, mein Rudolf Steiner?
@Andreas Lichte
Oh, spontan: Externsteine?
@ zoom
stimmt !
Bravo !
„Ihr denkt, dass sei ‘brau’ und abgedreht? Ihr habt wohl noch nicht Steiner gelesen …“,
muss ich wohl gedacht haben, als mir das Esoterik-„Quiz“ einfiel.
Da wußte ich noch nicht, dass es einen „rechten“ Waldorflehrer gibt, der über die Externsteine schreibt, was ihm zum Vorwurf gemacht wird:
–
„Völkischer Pädagoge?
(…)
Ebenso publizierte er bereits im Jahr 2000 in der Ludendoffer-Zeitung „Mensch und Maß“ über die Externsteine.
(…)“