Der Besuch einer Großstadt kann sehr entspannend, aber auch sehr stressig sein. Das habe ich jetzt wieder in Hamburg gemerkt.
Mit vielen Termine und starren Plänen muss ich gegen den Rhythmus der Stadt ankämpfen. Ruhe finde ich, wenn ich mich treiben lasse, ein Luxus, den sich nur Vorübergehende, Gäste und Besucher:innen leisten können.
Zu Fuß, in Bus oder Bahn, mit dem Boot, aber auf keinen Fall mit dem eigenen Auto. Meist habe ich mein Schwimmzeug für den „Stress-Notfall“ dabei. Tausend Meter in einen beliebigen Schwimmbad wirken wie ein Katapult aus den Häuserschluchten und Menschenmassen. Rückkehr mit Fallschirm garantiert.
Nicht vergessen: Flanieren, zielvergessen umherschweifen. Menschen beobachten, Parkluft einatmen, sich nicht über den Autoverkehr aufregen. Noch ein Tipp: Friedhöfe haben häufig einen vielfältigen Baumbestand. Gerade im Frühjahr zwitschern die Vögel wie verrückt über den Gräbern. Morbide? Nein, Kultur. Wie aufwändig die Grabsteine geworden sind!
Herrschte nicht noch die Pandemie, würde ich Theater und Kinos vorschlagen. So bleiben Straßencafés. Die Schauspieler:innen gibt es gratis dazu.
Das Smartphone ermöglicht es, schamlos die privatesten Telefongespräche in aller Öffentlichkeit zu führen. Will ich das alles hören? Satzfetzen werden zu einer Collage. So geht es.
Noch ein letztes Mal umschauen und in den Zug steigen, den Kopf voller Eindrücke.
Wieder auf dem Weg. Wohin?
Kategorie: Hamburg
Hafencity Hamburg: Wer hat, der gibt…
Die offiziele DGB-Maikundgebung hatte ich am Morgen geschwänzt und stattdessen die Freibadsaison im Holthusenbad eröffnet.
Als wir später im Touri-Modus durch die Hafencity, diesem teuren Wohn- und Lebenstraum in Beton, schlenderten, hat mich doch noch eine der heute zahlreichen Demos zum 1. Mai erwischt.
„Tausende Menschen sind am heutigen Sonntag den Aufrufen linker und linksextremer Gruppen zu drei größeren Demonstrationen in Hamburg gefolgt“, beschreibt der NDR.
Am frühen Nachmittag zogen rund 2000 Menschen unter dem Motto „Wer hat, der gibt“ von der Elbphilharmonie zur Warburg Bank an der Binnenalster. Die Demonstrant:innen forderten soziale Gerechtigkeit auch in Krisenzeiten.
Nicht erst seit Corona und dem Krieg in der Ukraine würden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Viele Menschen litten unter den steigenden Lebenshaltungskosten und hohen Mieten. Wohnraum in der Stadt wäre für normale Bürger:innen fast unbezahlbar. Quadratmetermieten von 15/16 Euro seien nicht selten.

Die Vermögenden des Landes sollten für die Kosten der Krisen bezahlen. In Sprechchören wurde „Wer hat, der gibt. Wer nicht gibt, wird enteignet“ skandiert.
Wohnen sei ein Grundbedürfnis und keine Ware, meinten die Aktivisten und Aktivistinnen.

Der Demonstrationszug wurde von „starken Polizeikräften begleitet“, hieß es in den Medien. Zwischenfälle gab es nicht.
Kleine Fluchten: Abend an der Alster
Aus Gründen habe ich mich heute vom HSK nach HH bewegt. Der Abendspaziergang an der Außenalster war fast so schön wie eine Runde um den Hillebachsee. Kurz und gut: ich will nicht meckern.
Es war meine erste Zugfahrt seit zweieinhalb Jahren. FFP3-Maske auf und dem Ziel entgegengeschlummert.
In den Schlafpausen habe ich einen weiteren Aufsatz im Band von Zimmerer und Todzi gelesen. Bin jetzt bei der Gründung der Universität und ihrer Vorgeschichte, dem Kolonialinstitut.
Mein mittelfristiger Plan ist es, mir aus den einzelnen Teilen und Themen des Buchs einen individuellen Kolonialrundgang durch Hamburg zu basteln.
Vielleicht bis zum nächsten Besuch. Zur guten Nacht geht es heute um „Hamburgs koloniale Geographien“.
Umleitung: NRW-CDU, Putin, Frankreich, Harburger Gummiarbeiterinnen, Spähsoftware, Didacta gegen Opensource, Digitallehre, Hall of Fame in Dortmund, Kunst und Krieg, sowie eine radikale Wende in der kommunalen Energiepolitik.
Die NRW-CDU zerlegt sich im Wahlkampf: Fünf Wochen vor der NRW-Wahl wird der Wahlkampf plötzlich spannend. Nicht, weil Konzepte der schwarz-gelben Koalition die Wähler bewegen oder die Konzepte der Opposition die Landesregierung in Bedrängnis bringen. Für Spannung sorgt die Regierungspartei CDU … postvonhorn
Putin verstehen: Vladimir Putin galt als Demokrat und bewunderte Augusto Pinochet. Nachdem er sich ins Präsidentenamt trickste, beginnt er mit einer Seilschaft hartgesottener KGB-Leute, Russland zur autokratischen Despotie umzuwandeln … misik
Zur Wahl in Frankreich: Haben Demokratien ein eingebautes False-Balance-Problem? … scilogs
Parlamentarische Demokratie (Satire): „Jetzt sagen Sie mir mal ganz ehrlich: wen soll man denn heute noch wählen?“ „Die Frage ist doch wohl eher, ob man überhaupt noch wählen soll.“ „Also da bin ich ganz entschieden dafür – es gibt Länder, da gehen Menschen bei Lebensgefahr auf die Straße und demonstrieren für freie Wahlen.“ … zynaesthesie
Louise Zietz und die Harburger Gummiarbeiterinnen: 1901 – war das der erste großindustrielle Massenstreik von Frauen in Deutschland? … harbuch
Spähsoftware: EU-Kommission offenbar Ziel von Staatstrojanern … netzpolitik
Didacta wettert gegen Open-Source: Der „Didacta-Verband“ beschwert sich über landeseigene Open-Source-Lösungen an Schulen. Angebliche „Markteingriffe“ würden das Bildungssystem gefährden. Sehen da etwa ein paar IT-Großkonzerne ihre Pfründe bedroht? … digitalcourage
Digitallehre, quo vadis? Als ich heute morgen ein kleines Stück über den Campus fuhr, war nicht zu übersehen, dass sich die Kölner Universität vorgenommen hat, dieses heute startende Semester anders zu gestalten als die vergangenen vier. Bahnen und Wege waren so voll, wie ich sie schon seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte … texperimentales
Hochkarätige Graffiti- und Street-Art: „Hall of Fame“ an der nördlichen Speicherstraße in Dortmund eröffnet … nordstadtblogger
Die Kunst kann keinen Krieg beenden: Ich bin verwirrt, weil sich mir Fragen aufdrängen. Die wichtigste Frage ist wohl die, ob die Kunst in Kriegszeiten „rein“ bleiben kann. Ich möchte es absichtlich mal auf die Spitze treiben und fragen: „Reicht es, ,Imagine‘ zu singen?“ … revierpassagen
Regierungspräsident Hans-Josef Vogel: “Der Ausbau Erneuerbarer Energien liegt im überragenden öffentlichen Interesse”: RP Vogel hat im März in einem Brief an die Landrätinnen und an die Bürgermeisterinnen im Regierungsbezirk Arnsberg eine radikale Wende in der kommunalen Energiepolitik gefordert … sbl
Umleitung: Ippen und Bild, ein Neonazi in jüdischem Grab, NSU-Chronik, Impfverweigerer, König der Ausbrecher, Handbuch der freien Marktwirtschaft und mehr.

Verleger verhinderte Veröffentlichung von Recherchen über die „Bild“: Monatelang recherchierten Journalisten der Ippen-Verlagsgruppe über die „Bild“, die Ergebnisse sind unter Verschluss … zeit
Empörung über Neonazi in jüdischem Grab: Die Bestattung des Holocaustleugners Henry Hafenmayer in dem Grab des jüdischen Wissenschaftlers Max Friedlaender in Stahnsdorf sorgte für breite Empörung und umfangreiche Berichterstattung. Nun wurden weitere Details zu dem Vorgang bekannt … blicknachrechts
Eine (unvollständige) Chronik des NSU: Das antifaschistische Magazin »der rechte rand« begleitet das Thema NSU seit Auffliegen der Taten intensiv. In den Ausgaben wurden seit Ende 2011 zahlreiche eigene Recherchen, Fotodokumentationen, Interviews und Chroniken dazu veröffentlicht … derrechterand
Union: Mit Einfalt und Zwietracht geschlagen … postvonhorn
Handbuch der freien Marktwirtschaft (Satire): Der Markt tut das, was er nach neoliberaler Sicht der Dinge tun soll, nämlich regeln, und das neoliberale Springerpressengesindel weimert sich wund … zynaesthesie
Behandlung von Impfverweigerern: Medizin richtet nicht … scilogs
„König der Ausbrecher“: Seine Odyssee durch deutsche Kriegsgefangenenlager führte den Franzosen René Schilling 1944 auch nach Harburg … harbuch
Muss man das lesen? Herfried Münklers Buch „Marx, Wagner, Nietzsche“ … revierpassagen
„Trug zur Errichtung der Nazidiktatur bei“: Hindenburgstraße erhält Zusatzschilder … doppelwacholder
100. Geburtstag von Wolfgang Borchert (* 20. Mai 1921 in Hamburg; † 20. November 1947 in Basel): Nachlass im Netz
Das 100. Geburtsjahr Wolfgang Borcherts feiert Hamburg, die Heimatstadt des frühverstorbenen Autors, mit einem großen Festival. Die Staats- und Universitätsbibliothek trägt dazu neben einer Reihe von Veranstaltungen und der kürzlich eröffneten Dauerausstellung Dissonanzen – Wolfgang Borchert (1921-1947) noch ein weiteres Highlight bei: Alle Briefe, Manuskripte, Fotos und Grafiken von Wolfgang Borchert, dessen Nachlass Borcherts Mutter Hertha der Stabi 1976 übergeben hatte, sind digitalisiert worden und stehen fortan allen Interessierten weltweit zur Verfügung.
(Pressemitteilung der Stabi HH)
Über die Stabi-Website einsehbar sind nun handschriftliche Fassungen bekannter Prosatexte wie Die Hundeblume und Nachts schlafen die Ratten doch oder eine Arbeitsfassung von Borcherts berühmtem Manifest gegen den Krieg mit dem Titel Dann gibt es nur eins. Eine Besonderheit in der Sammlung sind zweifellos die Aquarelle und Zeichnungen des Autors. „Vielen Menschen, die mit den Texten Borcherts vertraut sind, ist nicht bewusst, dass er auch gemalt hat“, führt Mark Emanuel Amtstätter aus, der die Digitalisierung betreut hat. Das bildnerische Werk stehe in engem Zusammenhang mit dem erzählerischen. Borcherts Briefe, mit knapp 330 Dokumenten der größte Posten im Nachlass, ermöglichen zudem einen Einblick in das Verhältnis Borcherts zu seinen Eltern und in seine Freundschaften.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=3EXRNYbyFDk&t=662s
Eine Überraschung ist übrigens selbst für Borchert-Kenner*innen dabei: Die Stabi konnte den Nachlass jüngst um vier Briefe Borcherts an Karl-Ludwig Schneider ergänzen, die ebenfalls online zur Verfügung stehen. Schneider, während der Naziherrschaft in der Widerstandsgruppe Weiße Rose Hamburg aktiv und später mit einer Professur für Germanistik an der Universität seiner Heimatstadt betraut, war als verantwortlicher Redakteur der Hamburger Akademischen Rundschau mit Borchert in Kontakt getreten und hatte sich mit dem schwerkranken Autor angefreundet.
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Digitalisate: https://digitalisate.sub.uni-hamburg.de/borchert-2021.html
Ausstellungswebsite: https://borchert.sub.uni-hamburg.de
Umleitung: Lina E. vorverurteilt, Rechtsterror, „Querdenken“ & AfD, Christian Drosten, die Kränkungen der Menschheit und Paul Auster.
Vorverurteilt: Lina E. soll Neonazis angegriffen haben und sitzt seit Monaten in U-Haft. Sie ist zur Galionsfigur eines vermeintlichen Terrorismus geworden … taz
Von der Bürgerwehr zum Rechtsterror – die „Gruppe S“: Im Februar letzten Jahres bremsten die Behörden ein Terrornetz aus, das durch wiederholte massive Anschläge und Attentate und dadurch ausgelöste Gegenreaktionen eine Bürgerkriegssituation schaffen wollte, die schließlich in eine Militärdiktatur münden sollte … derrechterand
Hamburg: „Querdenken“-Orga-Ebene mit AfD-„Flügel“ … bnr
Das Coronavirus-Update #82: Die Lage ist ernst – Einschätzung des Virologen Drosten. 65 Minuten, die sich wieder einmal lohnen … ardaudiothek
Gernulf Olzheimer kommentiert (Satire): Die modernen Kränkungen der Menschheit … zynaesthesie
„…weil man keine Wahl hat“: ausgewählte Essays von Paul Auster aus 50 Jahren … revierpassagen
Umleitung: vom Niedergang des WDR über Spahns Resterampe zu „Familien in der Krise“ sowie Vati und mehr ….
So autoritär wie bedrohlich: Der WDR, sein Kulturradio und der öffentlich-rechtliche Auftrag … medienkorrespondenz
Mordversuch an jüdischem Studenten: Vor dem Landgericht Hamburg hat der Prozess um einen Angriff auf einen jüdischen Studenten begonnen … bnr
Das Risiko, sich über Aerosole mit Corona zu infizieren, ist im Klassenraum extrem hoch – Lauterbach: Luftfilter anschaffen! … news4teachers
Lobby für Schul- und Kitaöffnungen: Wer und was steckt hinter der Initiative „Familien in der Krise“? … uebermedien
Die Spielregeln der Pandemie: falsche FFP2-Masken … spielfeld
Spahns Resterampe: Alle Welt erregt sich über den Mangel an Impfstoff. Nun stellt sich heraus: An jedem Impftag bleibt ein Rest der knappen, schnell verderblichen Ware übrig … postvonhorn
Über Palindrome und magische Quadrate: Von der banalen „Anna“ über den trivialen „Otto“, weiter zum verwunderlichen „Gnudung“, dem „Reittier“ und erst recht hin zum völlig überraschenden, fast irrwitzigen „Reliefpfeiler“ – schillernde Wortblüten knospen in der Welt der Palindrome … scilogs
„Open Source braucht öffentliche Finanzierung“: Der Innovationsforscher Knut Blind sieht in Open-Source-Software einen Wachstumsmotor für kleine und mittlere Unternehmen in Europa … netzpolitik
Lebensbild mit Leerstellen: Monika Helfers Familienroman „Vati“ … revierpassagen
In Memoriam John Lennon – *09.10.1940 · † 08.12.1980
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=JeFwaWFTGYU
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» Der Trouble-Beatle
DLF KULTUR | 08.10.2020
btw:
Der (imo geniale) Gitarrist Bill Frisell spielte im Juni/Juli 2011 ein Album mit Lennon-Songs ein.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=Log5fKfz8H4
Umleitung: „Wer das liest ist Dorf“ – Lesehinweise über die Dorfgrenzen hinaus …
Wolfgang Uhlmann – eine Schachlegende lebt nicht mehr: Wolfgang Uhlmann wurde 1956 Internationaler Meister und 1959 Großmeister. Schon zu dieser Zeit gehörte er zu den besten Schachspielern in Europa und maß sich mit diesen in Zonenturnieren, die als Qualifikationen für die Weltmeisterschaften galten … dsb
Erwin Herbert Wagenknecht (1913–1945): Ein Antifaschist aus Hamburg-Winterhude … harbuch
Wuppertal, Künstliche Intelligenz und warum das leider alles nicht so überzeugend ist: „Vor ein paar Tagen habe ich hier ein Video gepostet, das eine Mitfahrt in der Wuppertaler Schwebebahn aus dem Jahr 1902 zeigt. Dieses tolle Video ging mittlerweile um die Welt.“ … schmalenstroer
Virtual Reality real: Die Verschwörungstheorie als Glaubenssystem der Verlorenen … endoplast
Trump und Konsorten: Viele US-Präsidenten strebten eine zweite Amtszeit an. Doch kaum einer wollte so wie Trump auf Biegen und Brechen im Amt bleiben. Dass er sogar die Wahl manipulieren will, lässt vermuten, es gehe ihm nicht nur darum, vier weitere Jahre Politik zu machen … postvonhorn
SPD – wofür steht sie? Schon seit Jahren versucht der eine oder die andere politisch Interessierte, bei der SPD im HSK so etwas wie ein eigenes inhaltliches Profil zu entdecken – vergeblich. Nun hätte man ja erwarten können, dass in einer Kreistagssitzung, die etwa eine Woche vor einer Kommunalwahl stattfindet, so etwas erkennbar wird … sbl
Kindheit im Ruhrgebiet – Erinnerung an versunkene Zeiten: Oh ja, so war es. Wirklich und wahrhaftig: Genau solche kurzen Lederhosen haben wir Jungs („My Generation“) damals Tag für Tag getragen. Robuster ging’s nimmer … revierpassagen