Verliebt in unser Grundgesetz – Dr. Matthias Burchardt von der Universität Köln über PISA, einem „Projekt“ der OECD: „Was kommt in den Blick, und was verschwindet?“

In den letzten Tagen wurden viele Artikel geschrieben und Reden gehalten zum 70. Geburtstag unseres Grundgesetzes am 23.Mai. Eine der wichtigsten und schönsten hielt heute Matthias Burchardt in der „Redezeit“ am 4.6.2019 auf WDR 5 (1), und eigentlich möchte ich nur dieses Interview mit Achim Schmitz-Forte empfehlen, das man unter

https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/193/1932213/wdr5neugiergenuegtredezeit_2019-06-04_wasbringtpisawirklichmatthiasburchard_wdr5.mp3

nachhören kann. Denn wenn jemand in so kurzer Zeit so viele interessante Fragen stellt und Fakten darlegt, ist es unmöglich, eine wirklich gute Auswahl zu treffen. Aber eine Frage entspricht so dermaßen meinem so oft wiederholten „Was ist von wem geblieben?“ (2), daß ich sie doch hier weitergeben möchte: „Was kommt in den Blick, und was verschwindet?“

Und vielleicht doch noch einige Zitate aus der Laudatio auf unser Grundgesetz und auf Bildung:

„Es gibt christliche Wurzeln. Es gibt antike, es gibt jüdische Wurzeln. Ich möchte vor allem den Begriff der Aufklärung ganz stark machen – das liegt mir so am Herzen, gerade in den Zeiten von ,fake news’ und all dem ganzen Kram -: Wage, Dich Deines eigenen Verstandes ohne die Anleitung eines Anderen zu bedienen. Und vor allem: Befreie Dich von der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Weil: Es gibt überall Vormünder, also es hat Autoritäten, die Dir die Freiheit abkaufen möchten und es Dir leicht machen möchten, weil Du zu faul oder zu feige bist,von Deinem Verstand Gebrauch zu machen. Also all diese Aspekte. Und dann bitte auch den Humboldt mit, mit der Entwicklung aller Kräfte des Menschen zu einem Ganzen. Das bildet das Fundament unserer Bildungsvorstellung, und das läuft der OECD völlig zuwider.

Sie haben nach den Interessen gefragt, und da ist es vielleicht ganz interessant: Welches Bildungsverständnis propagiert denn die OECD? Und für sie ist der Mensch ,Human-Kapital’. Da geht’s also darum, daß ich Investitionen in bestimmte Fähigkeiten tätigen muß, um mich auf dem Markt der Lebenschancen irgendwie zu bewähren. Und da ist das Maß für gelungene Bildung nicht das Mensch-Sein oder die Entwicklung von Individualität, sondern die Anpassung an Nachfrage/Angebot-Konstellationen. Und da -würde ich sagen – ist eine harte Zäsur markiert. Und Ihre Kritikwürde ich völlig teilen: Es ist ein Drama, daß wir es nicht geschafft haben, [Bildung] allen Menschen zugänglich zu machen. Aber dann würde ich sagen: Lassen Sie uns doch den Bildungsbegriff ausweiten – und nicht ersetzen durch einen, der wesentlich zynischer ist als das, was wir vorher hatten. …

Sehr gute Frage – tatsächlich – , weil wir ja eigentlich unter demokratischen Bedingungen davon ausgehen sollten, daß politische Veränderungen veranlasst werden durch den Souverän. ,Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.’ Ja? Herzlichen Glückwunsch, liebes Grundgesetz. Ich bin verliebt in Dich und gerade in diesen Satz.

Wenn er nämlich stimmen würde, wäre der Ursprung von Bildungsreformen sozusagen die Menschen, die diskutieren würden im öffentlichen Raum: Lehrerinnen, Lehren, Eltern und so weiter. Und da hätte die OECD keinen Platz; die kommt in unserem Grundgesetz nicht vor. Und insofern muß sie Maßnahmen ergreifen, die man wissenschaftlich beschreibt unter dem Begriff ,soft-governments’, eine Form ,weicher Regierung’, d.h. die Einflussnahme auf nationale Gesetzgebungsverfahren unter Umgehung der demokratischen Verfahren, die dort eine Rolle spielen.

Wie schafft es die OECD, Einfluß zu nehmen, wenn sie tatsächlich nicht vorkommt im Grundgesetz und dort zuständig ist für Bildungsfragen? Die Kollegen des Sonderforschungsbereich 597 der Universität zu Bremen haben erforscht, wie diese Wege der weichen Regierung, der ,soft-governments’, genau verlaufen, und da werden vor allem zwei benannt:

das Eine ist das Schaffen von Ideen, von neuen Vorstellungen. Das heißt: Die Denk- und Redeweisen von Bildung haben sich massiv verändert; wir sprechen von Wettbewerb, Standortnachteilen und Konkurrenz;

und das Zweite ist das ,Standard-setting’, das heißt das Etablieren von Zielvorgaben, denen sich die Politik fügen muß. Es ist dann frei, wie sie die erfüllt; aber sie darf selber nicht mehr bestimmen: Was sind eigentlich die Ziele? Und damit auch der Souverän, das Volk, gewissermaßen ausgehebelt.“

25 Minuten und 20 Sekunden für Bildung und unser Grundgesetz, von dem ein Artikel so selten erwähnt wird: „Forschung und Lehre sind frei.“

Matthias Borchardt: „Wissen sedimentiert sich und schafft Horizonte der Weltbetrachtung …“ (3)

Hans Roth: „Mit einem Hinweis auf Artikel 5 Absatz 3 GG verabschiede ich mich.“ (4)

Und jetzt kommt noch eine Liebeserklärung von mir:

Artikel 5, Absatz 3 GG heißt: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“ Welche Ehre und Freude, aber auch welche Verpflichtung und wie viel Arbeit ist mit der Tatsache verbunden, Bürger unseres Staates zu sein, der solch ein schönes Buch wie das Grundgesetz seine Verfassung nennt! Wie schade, daß „der Ball“ eben nicht rund ist!

Anmerkungen:

(1) https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-neugier-genuegt-redezeit/audio-was-bringt-pisa-wirklich—matthias-burchard-100.html

(2) siehe auf der Liste meiner Artikel auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/Artikel-N-T-K20190516.pdf die Artikel Nr. 17, 19, 22, 27, 44, 53 („Von Nachlässen und möglichen Projekten“), 132, 133, 149 und 157

(3) „Das heißt: Ich vergesse zwar binomische Formeln, aber ich habe vielleicht eine erogene Zone für Zahlen, und mir erschließen sich mathematische Verhältnisse in der Welt, weil ich es einmal gelernt habe. Es geht um diese Horizontbildungen.“; siehe dazu: „Zeugnisse –für wen?“ auf http://afz-ethnos.org/index.php/aktuelles/75-zeugnisse-fuer-wen

(4) in seiner Erklärung vom 1.7.2009; in „Der Freiherr und der Citoyen“, Erstes Buch, S. 88 (http://berufsverbote.de/tl_files/HR/Freiherr-Citoyen1.pdf). Was ist von wem geblieben? (Und bei Kant muß ich eben immer an Hans Roth denken, der ihn so oft zitierte: „Alle auf das Recht anderer Menschen bezogenen Handlungen, deren Maxime sich nicht mit der Publizität verträgt, sind Unrecht.“ (Zum ewigen Frieden, Nachwort)

„Ganz oberflächlich geht’s um Geld. Der Soziologe Richard Münch hat ein ganz großartiges Buch veröffentlicht im letzten Jahr, das heißt ,Der bildungsindustrielle Komplex’. Und da zeigt er sehr schön –also Sie werden die Andeutung verstehen; es gibt ja auch natürlich den militärisch-industriellen Komplex’, so als Diktum – daß da Testindustrie und internationale Organisationen ein unglaubliches Geschäftsfeld entdeckt haben.“

Matthias Burchardt in der „Redezeit“ am 4.6.2019 auf WDR 5, nachzuhören auf
https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/193/1932213/wdr5neugiergenuegtredezeit_2019-06-04_wasbringtpisawirklichmatthiasburchard_wdr5.mp3

Gefunden: Pisa und Co – die „perversen Effekte der Steuerung in Schulen“

standard20160121In einem Interview mit dem österreichischen Standard spricht Malte Brinkmann,  Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin, über „perverse Effekte der Steuerung in Schulen“.

Durch Pisa und Co gebe es keineswegs besseren Unterricht. LehrerInnen würden deprofessionalisiert, der eigentliche Unterricht würde zu technisch gesehen und in eine kurzatmige Abfolge von Sozialformen und Methoden zerlegt.

(Ich habe im Folgenden die für mich wichtigen Gedanken des Interviews paraphrasiert. „Aus Gründen“, wie man heute neudeutsch sagt. Das Thema interessiert mich und ich will es mir hier im Blog merken, um vielleicht später noch einmal darauf zurückzukommen.)

Sein Team, so Brinkmann im Interview mit dem Standard, untersuche in Berlin Unterricht mit Hilfe von Videoaufzeichnungen.

Im Rahmen der aktuellen Bildungsreform werde die Umstellung auf Bildungsstandards, Kompetenzen und Tests wie Pisa oder wie die in Österreich kürzlich angelaufene Überprüfung der Bildungsstandards mit dem Versprechen verbunden, dass damit mehr Qualität und mehr Gerechtigkeit erzeugt würden.

Dieses Versprechen von mehr Qualität und Gerechtigkeit werde aber nicht eingelöst. Ganz im Gegenteil würden perverse oder umgekehrte Effekte für Schüler und Lehrer erzeugt.

Der Unterricht werde nicht besser, denn durch eine technokratische Vorstellung vom Unterricht werde regelrecht Unaufmerksamkeit erzeugt. Gleichzeitig fände eine Deprofessionalisierung der Lehrer statt.

Es könne inzwischen auch empirisch nachgewiesen werden, dass der Unterricht in vielen Fällen nicht besser werde.  Lehrerinnen und Lehrer verfügten nur noch über wenig pädagogische Urteilskraft und könnten die Ursachen für schlechten Unterricht nicht erklären.

Das sei allerdings nicht die Schuld der Lehrerinnen und Lehrer. Ihre Aufgabe werde „im aktuellen Evaluationssystem und in der Ausbildung vielfach darauf reduziert, aufgrund der sogenannten „objektiven“ „Datenrückmeldungen“ „Datennutzung“ zu betreiben.“

Diagnostische Datennutzung, so Professor Brinkmann, ergebe nicht unbedingt guten Unterricht.

Zwei Aspekte seien für guten Unterricht wichtig.

Im Unterricht werde zum einen das lebensweltliche Wissen und Können der Schüler in symbolisches Wissen und Können transformiert. Sie sollten den Umgang mit Symbolsystemen wie Zahlen, Schriftzeichen oder dem Periodensystem lernen, aber auch den Umgang mit Anderen und Fremdem. Dieser Transformationsprozess müsse didaktisch inszeniert werden.

Dafür seien Fragen und Zeigen die wichtigsten pädagogischen Handlungsformen.

Weiterhin seien Zeit, Ruhe und Muße zentrale Bedingungen für guten Unterricht. Aufgrund der Beschleunigung, die die Schulen in der Dauerreform erfasst habe, sei ein Unterricht, in dem sich die Schüler über eine längere Zeit konzentriert und fokussiert mit einer Sache beschäftigen, kaum noch möglich.

Unterricht bestehe heute vielfach aus einer sehr kurzatmigen Sequentialisierung mit schnellem Wechsel von Sozialformen und Methoden. Diese Abfolge wirke wiederum pervers: Die Schüler lernten auf diese Weise Unaufmerksamkeit.

Aus internationalen Leistungsstudien, aber auch aus nationalen Tests, ließen sich keine kausalen Erklärungen ableiten, warum ein Wert besser oder schlechter gerankt werde. Es gebe keinen direkten Bezug zur Praxis.

Vielmehr funktioniere Pisa in Medien und Politik als „Legitimationsinstrument für unterschiedliche bildungspolitische Reform- und Strukturmaßnahmen“.

Die Grenzen der Aussagefähigkeit der Tests müssten gesehen werden. Der Unterricht dürfe nicht von Testaufgaben dominiert werden.

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Das ganze Interview lesen:
http://derstandard.at/2000029219680/Erziehungswissenschafter-Die-Schueler-lernen-so-Unaufmerksamkeit

Umleitung: von der re:publica 2015 zum Tag der Befreiung und weiter, weiter, weiter …

Kirmes in Olsberg. Ruhrstraße gesperrt. Umleitung über Bahnhofstraße oder Orts-Umgehung. (foto: zoom)
Kirmes in Olsberg. Ruhrstraße gesperrt. Umleitung über Bahnhofstraße oder Orts-Umgehung. (foto: zoom)

Nachlese: Journalismus auf der re:publica 2015 … djv

43 Are Missing from the Teaching of History in Mexico / 43 Vermisste im mexikanischen Geschichtsunterricht / A la enseñanza de la historia en México le faltan 43: Mexiko macht eine langwierige Menschenrechtskrise durch. Die im letzten September erfolgte Entführung und anschließende Ermordung von 43 Studierenden, die zu Lehrpersonen in ländlichen Gebieten ausgebildet werden sollten, legen hierfür ein weiteres Zeugnis ab. México vive una crisis prolongada de los derechos humanos. La desaparición y posterior asesinato de 43 normalistas rurales el pasado septiembre, es solo una muestra más de ello … PublicHistory

Kriegsende 8. Mai 1945: Es waren die Deutschen, nicht die Nazis. Helmut Schmidt sagt, dass er kein Nazi war, und die Republik atmet auf. Dabei führt der Altkanzler nur vor, wie sich mancher aus der Tätergeneration doch noch retten will. Eine Kolumne von Georg Diez … spiegel

Kriegsende in Deutschland und Berlin: 8. Mai sollte offizieller Gedenktag werden – oder? … tagesspiegel

Hagen – Film und Diskussion zum 70. Jahrestag der Befreiung: Anlässlich des siebzigsten Jahrestages der Befreiung vom Faschismus zeigen das Hagener Friedenszeichen und der Geschichtsverein am Montag, dem 11. Mai 2015, um 19.00 Uhr im Kino Babylon den Film „Stationen eines ungewöhnlichen Lebens“ … doppelwacholder

70. Jahrestag der Befreiung: Rede von Prof. Heinrich August Winkler zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs … neheimsnetz

Great Britain Election live: Osborne and May return in new Cameron cabinet … guardian

Wahlen in Großbritannien: Warum die Astrologie nicht für den Wahlkampf taugt, dafür aber die Demoskopie … wiesaussieht

Griechenland: Varoufakis benimmt sich echt unmöglich (behaupten anonyme Quellen) … misik

NSA, BND, Spionage: Keine Parteien mehr, dafür ein handfester Skandal … jurga

Umstrittene Gasförderung: Warum Texas Fracking völlig normal findet … heute

Die deutschen Löhne – Konfusion von links bis rechts: Unsere Leser haben uns gebeten, zu zwei Stücken über die Gewerkschaften und die deutsche Lohnentwicklung Stellung zu nehmen … flassbeck-economics

Die Kosten des Strukturwandels in NRW: Kraft und der Datenmangel ihrer Regierung … postvonhorn

Bilder einer Ausstellung: Fotografie erfreut sich riesiger Beliebtheit und Verbreitung, den Smartphones mit eingebauter Kamera sei Dank. Ausstellungen und Workshops haben regen Zulauf, die Besucherstatistik renommierter Galerien und Museen spricht für sich. Was für eine Chance … imageandview

PISA breitet sich wieder aus – Mittel gegen Testeritis verfügbar: Mit den Pollen kommt auch PISA wieder. Immer mehr Tests kommen auf den Markt: PISA, BIJU, TIMSS, Iglu, TOSCA, Vera. Immer mehr Menschen werden getestet. Kaum jemand ist noch nicht getestet worden und die Tests folgen in immer schnellerer Folge. Besonders Schüler müssen sich ständig Tests unterziehen, und das weltweit. Testeritis scheint hoch ansteckend zu sein. Kein Wunder: Hinter diesen Tests stecken weltweit aktive Unternehmen, die mit solchen Tests Milliardenumsätze machen … nachdenkseiten

Bastion geschleift: Gymnasium der Benediktiner schafft die Lateinpflicht ab … derwesten

„Migranten im Sauerland in Gesellschaft und Politik“: Dialoge führen und Brücken bauen … sbl

Love thy neighbour as thyself: In Großbritannien war das Krimi-Drama „Broadchurch“ mit mehr als 30% Marktanteil und über 9 Millionen Zuschauern ein Publikumserfolg. Eine zweite Staffel sowie ein Remake in den USA folgten. Nun kommt die Serie – nachdem ProSiebenSat1 mit den Rechten nichts anzufangen wusste – nach Deutschland ins ZDF … threepastnine

“Green City”: Kunstschau erkundet die versehrte Stadtlandschaft des Ruhrgebiets … revierpassagen

Umleitung: Wissenschafts-TÜV, Netz im Wandel, Tag der Befreiung, Glaube und Demut, Umbau bei WAZ, WP und einiges mehr ….

Jetzt auch noch das: Baum-Grafitti im Park (foto: chris)
Jetzt auch noch das: Baum-Graffiti im Park (foto: chris)

Wissenschaftsbetrug, Fälschungen, Plagiate: Braucht die Wissenschaft einen TÜV? … erbloggtes

Tag der Befreiung: Erinnerung – Mehr als ein Ritual … publikative

Bildungssysteme: „PISA beschädigt die Bildung weltweit“ … nachdenkseiten

Netz und Wandel 2.0: Anmerkungen zum Vortrag von Sascha Lobo auf der re:publica … wiesaussieht

Netz und NSA: Spähmetaphorik und ihre Grenzen … sprachlog

Funke Mediengruppe macht es offiziell: Reitz (WAZ) und Kläsener (WP) weg, Tyrock und Lübben im Anmarsch … kress

Kläsener verlässt die Westfalenpost: „Der christliche Journalist Stefan Hans Kläsener wird Chefredakteur des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags. Er verlässt damit die Funke Mediengruppe.“ … pro

(Un-)Glaube und Haltung: Bleibt mir weg mit der ollen Demut! … nesselsetzer

Der Hungerkünstler: Der Mann fand beim Essen kein Maß, vertilgte täglich dazu noch Unmengen an Dickmachern wie Süßigkeiten, Kuchen oder Plätzchen und blieb sein Leben lang trotzdem hager … endoplast

TV-Nostalgie: Dieter Hildebrandt – die besten Jahrzehnte des Kabaretts … revierpassagen

Duisburg: CDU-Dissidenten kritisieren ‘menschenverachtendes’ Wahlplakat ihrer Partei … xtranews

Die SPD auf Postenjagd: Die SPD hat beste Aussichten, am Wahltag gut bedient zu werden … postvonhorn

Hagen: „Weltenbrand – Hagen 1914“ für Schulklassen … doppelwacholder

Stadt Arnsberg: bringt erstmals Fahrradstadtplan auf den Markt … neheimsnetz

Sundern: Wahlprogramm und KandidatInnen der Grünen … gruenesundern

Landrat Karl Schneider: Verquickung von Partei und Amt? … sbl

Winterberg: 45 Kroaten suchen Lehrstelle … derwesten

PISA aphoristisch …

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Aktuell nach Seneca:

Non vitae, sed PISAE discimus. –
Nicht für das Leben, sondern für PISA lernen wir.

(Detlef Träbert)

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„Schubs“-Schulberatungsservice
Dipl.-Päd. Detlef Träbert
Rathausplatz 8 53859 Niederkassel
Tel.: 02208 / 90 19 89 Fax: -/ 90 99 43
Internet: www.schulberatungsservice.de

Umleitung: heute ist von Zynismus über Ironie bis zum bitteren Ernst alles dabei. Selber gucken und klicken!

The Clash, Sandinista
Aufgelegt – eine noch nicht ganz alte Triple LP (foto: zoom)
Paranoia: Als ich einmal den Lichtschalter betätigt hatte und plötzlich die Sonne ausging … endoplast

Angewandter Zynismus: Wie verhindern wir, dass Kinder ihren ALG-2-Eltern und damit der Gemeinschaft zur Last werden … scilogs

NSA und andere: Über die Bedeutung des Skandals für Geheimdienste … wiesaussieht

Homöo-Akademie: Widersprüche zum bayerischen Hochschulgesetz … nesselsetzer

Bildung: Wir sind wieder wer! Eine Notiz zu PISA 2013 … lehrerstuhl

Medien I: D64 unterstützt Creative Commons! … lummerland

Medien II: die Freitagsmail der Funke Mediengruppe-Geschäftsführer an die Belegschaft, heute schon mal am Freitag … medienmoral

Langjähriger WR-Chefredakteur Bünte: „Funkes planen Haushaltsauflösung“ … newsroom

WR Absprung Blog: Dies ist der letzte Beitrag in diesem Blog. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen. Auch innerlich … absprung

SPD-Mitgliedervotum I: Eine vermachtete Demokratiesimulation? … erbloggtes

SPD-Mitgliedervotum II: Eilantrag gegen SPD-Abstimmung über das Zustandekommen einer Großen Koalition erfolglos … bundesverfassungsgericht via erbloggtes

SPD-Mitgliedervotum III: Sagt Nein zum Koalitionsvertrag … nachdenkseiten

SPD-Mitgliedervotum IV: Gabriel und die halbe Wahrheit … postvonhorn

Wolfgang Seibert über linken Antisemitismus: „Ich bin immer noch militant“ … taz

Nelson Mandela: Noch 1988 (!), zwei Jahre vor seiner Freilassung, bezeichneten sowohl der damalige US-Präsident Reagen als auch die britische Premierministerin Thatcher Nelson Mandela als Terroristen. Mandela saß also bereits 25 Jahre ein, als die führenden Vertreter der westlichen Welt sich dafür stark machten, dass dies auch so bliebe … jurga

Ballsport: Auslosung zur Fußball-WM – Löw vs. Klinsmann oder: Überstehen ist alles … revierpassagen

Sprache von Big Data zu Whistleblowern: Die Shortlist zum Anglizismus des Jahres 2013 … sprachlog

Klimaschutzkonzepte im Sauerland: Nur Marsberg liegt gut im Rennen … sbl

 

Umleitung: Schützen in der Region wollen Weltkulturerbe werden. Dagegen verblassen die anderen Links. Trotzdem lesen!

Telefonbücherei
Telefonzellenbücherei in Winterberg. (foto: zoom)
Bildung: Macht PISA dumm? … nachdenkseiten

Empfehlungen zur Qualitätssicherung: Öffentlichkeit als Wissenschaftlichkeitsgrundsatz … erbloggtes

Große Koalition: Die Digitale Agenda im Koalitionsvertrag … lummaland

Große Koalition: “Was, so frage ich euch, haben die Römer für uns getan?” … wiesaussieht

Kirchenaustritt: Hohe Hemmschwelle für nackte Kirchenaustrittswillige … nesselsetzer

Dossier-Attacke auf Laschet: Neuer Intrigen-Schub in der NRW-CDU … postvonhorn

Medienspektakel I: Rechthaberische Slomka nervt dünnhäutigen Gabriel … welt

Medienspektakel II: Das Interview Slomka vs. Gabriel … http://youtu.be/izW4Fzrp-DI

Fußball und soziale Medien: Der CL-Spieltag bei facebook – „Nun macht die Pocke doch endlich mal ‘rein!“ … revierpassagen

Bottrop: Zeit der Wahrheit. Kommune macht unrealistische Pläne … wazrecherche

Hagen: DGB stellt eine Verfestigung der Armut im Hartz IV-System fest … doppelwacholder

Fehlt Wasser für’s Fracking? Water shortages may make fracking impractical, industry says … guardian

Landratswahlen im HSK: Die CDU und das Jahr … sbl

Zu guter Letzt: Schützen in der Region wollen Weltkulturerbe werden … DerWesten

Umleitung: Bildung im A …, Evolution der Religion hipp, Israelfeinde in, RWE-Aktien im HSK down und Kerouac on the road.

Könnte man auch Ruhrtalwanderweg Radfahrer sagen? Keine Ahnung. (foto: zoom)
On the road in lovely Olsberg: Könnte man auch "Ruhrtalwanderweg - Radfahrer" sagen? Keine Ahnung. (foto: zoom)

Deutschlands Bildungssystem ist extrem ungerecht: So gern in bildungspolitischen Debatten immer wieder auf die Dauer-PISA-Sieger Schweden, Norwegen und Finnland verwiesen wird – so wenig hat sich die Bildungspolitik ernsthaft an skandinavischer Schulkultur orientiert. Warum? Tja, es kostet … dradio

Der Biologe David Sloan Wilson zur Evolutionsforschung der Religion: Evolution mit Bezug auf menschliche Belange erwarb sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert einen schlechten Ruf, insbesondere als vermeintliche Begründung sozialer Ungleichheit … wissenslog

Das Ritual – Es ist wie im Theater: Wulff tritt ab und Gauck auf die Bühne. Eben wurde noch gepfiffen, dann wird bereits wieder geklatscht. Jetzt wird erneut gepfiffen. Wulff will seinen Ehrensold. Ehrloses Verhalten verdient jedoch keine Würdigung … nachdenkseiten

Israel-Gegner beim Steiger-Award: Henning Mankell hält Laudatio in Bochum … ruhrbarone

Woher die abgründige Distanz gegenüber Israel? Verbundenheit war und ist ein Elitenprojekt … weltonline

Versammlung und Infos zur Schleckerpleite: Da zum 1. April für die Drogeriemärkte von Schlecker, Schlecker XL und Ihr Platz die Insolvenz droht, ist schnelles Handeln gefordert. Die Betriebsräte laden deshalb die Beschäftigten aus Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Märkischen Kreis zu einer Betriebsversammlung am Donnerstag, den 15. März ein … doppelwacholder

“On the Road” und seine Nachbeben: Jack Kerouac wäre heute 90 Jahre jung geworden … revierpassagen

Hochsauerland: Hängt die Kultur im Sauerland von der gefährlichen Verwendung der doch so energiereichen Atomen ab? … sauerland-blog

Zu guter Letzt: Ausklang und Anklang für Jack Kerouac – memento mori – mit einem Lächeln …

Schulleistungsvergleich der Bundesländer – Dokumentation sozialer Ungerechtigkeit im Schulwesen. Aktion Humane Schule: „Machen statt messen ist das Gebot der Stunde“

Geschwister-Scholl-Gymnasium Winterberg (archivfoto: zoom)Niederkassel. (ahs) „Dieses Schulsystem ist zutiefst sozial ungerecht“, kommentierte Detlef Träbert, Bundesvorsitzender der Aktion Humane Schule (AHS), die Veröffentlichung des aktuellen Bundesländer-Schulleistungsvergleichs.

(Anmerkung: Eine Zusammenfassung des Ländervergleichsbericht Sprachen 2008/2009 findet man beim Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen oder hier auf unserer Website.)

Priorität dürfe nicht das Vergleichen der Bundesländer untereinander haben, sondern müsse konkreten Maßnahmen eingeräumt werden, vor allem Intensivierung der Lehreraus- und Fortbildung, Verlagerung sonderpädagogischer Kompetenz in die Regelschulen und Schaffung inklusiver Schulstrukturen.

„Machen statt messen“ sei das Gebot der Stunde.

Die Studie hatte unter anderem ergeben, dass die Chance auf den Besuch des Gymnasiums für ein Kind aus der Oberschicht 4,5-mal besser ist als für ein Facharbeiterkind. „Es ist eine Schande für Deutschland, dass die Chancen auf gute Bildung derart von der sozialen Herkunft abhängen“, kritisierte Träbert.

Die Orientierung an den Bildungsstandards sei inhuman, denn diese bürdeten die Verantwortung für den Schulerfolg den Kindern auf. Allenfalls Mindeststandards, für deren Erfüllung sich das System selbst verantwortlich fühle, könnten einen Beitrag zum Abbau sozialer Abhängigkeit leisten.

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Ironische Ergänzung:
Als Werder Bremen einmal schlecht spielte, kommentierte Klaus Allofs:
„Gegen uns hätten wir auch gewonnen.“ Ähnlich könnten jetzt die meisten
Bundesländer die Ergebnisse des aktuellen Vergleichs bewerten: „Im
Vergleich mit uns hätten wir auch weiter vorne gelegen.“

Bildungsanstalt Schule: Wir brauchen einen Paradigmenwechsel

Detlef Träbert, Bundesvorsitzender AHS (foto: träbert)
Detlef Träbert, Bundesvorsitzender AHS (foto: träbert)

Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde 2009 auch von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet. Sie verlangt ein inklusives Schulsystem, in dem behinderte und gesund Kinder gemeinsam nach ihren individuellen Bedürfnissen unterrichtet werden. Die Wirklichkeit in Deutschland hinkt den formulierten Zielen weit hinterher. Neben den sogenannten „normalen“ Schulen existieren immer noch die Förderschulen (früher: Sonder- oder Hilfsschulen genannt), in denen Kinder mit Behinderungen separat unterrichtet werden.

Zum Thema Schulsystem und Inklusion habe ich mit dem Bundesvorsitzenden der Aktion Humane Schule(AHS), Detlef Träbert, gesprochen.

? Herr Träbert, in einem Satz,  was ist die Zielsetzung der AHS?

! Seit 1974 setzen wir uns für mehr Menschlichkeit in den Schulen ein.

? Ist unser Bildungssystem, sind unsere Schulen, denn wirklich inhuman?

! Das System ist unmenschlich, nicht der einzelne Lehrer. Unser Bildungssystem geht sowohl mit Schülern als auch mit Lehrern unmenschlich um.

? Was würden sie sofort ändern, wenn Sie heute die Wahl und die Macht zur Umsetzung hätten?

! Ich würde die Ziffernnoten von der ersten bis zur achten Klasse abschaffen, inklusive Schulen einrichten und die Drei- bzw. Fünfgliederigkeit unseres Schulsystems überwinden.

? Was verhindert die Umsetzung dieser Vorstellungen?

! Darauf könne auch die gelehrtesten Forscher keine schlüssige Antwort geben. Vielleicht ist es die deutsche Kleinstaaterei. Andere Länder sind da schon viel weiter. Ich denke an Skandinavien, Kanada, aber auch an Großbritannien.

? Welche Hilfe waren und sind PISA und die Schulinspektionen im Hinblick auf die Verbesserung der Schulen?

! Vorweg: Ich habe nichts gegen Evaluationen. Bei den Schulinspektionen handelt es sich allerdings um eine externe Evaluation, die sehr viel „Schein“ an den Schulen erzeugt, es wird viel getrickst. PISA erhöht zwar den Druck, bindet aber auch viel Energie. Ich bin skeptisch, ob PISA überhaupt Leistung verbessern kann. Unsere Schulen werden PISA-kompatibel und nicht Menschen-kompatibel gemacht.

? Stichwort Inklusion. Wie soll das gehen? Wie sollen Lehrerinnen und Lehrer auch noch geistig und körperlich behinderte Kinder in ihren Klassen betreuen? Die materielle und personelle Austattung der Schulen ist doch heute schon für die „normalen“ Schüler nicht ausreichend? Wie wollen Sie Inklusion an der Basis vermitteln?

! So dürfen Sie nicht denken. Wir brauchen in unserem Bildungssystem einen Paradigmenwechsel. In Italien und auch in den Skandinavischen Ländern gibt es beispielsweise keine Förderschulen. Wir müssen Abschied nehmen von einer Denkweise, von einem System, das eine Messlatte für alle auflegt. Bildungsziele müssen für jeden einzelnen Schüler individuell formuliert werden, um jeden soweit wie möglich zu bringen. Diese Weg sind unterschiedlich, weil Kinder unterschiedlich sind. Gleichmacherei tötet die Motivation.

*Zur Person: Detlef Träbert ist Diplom-Pädagoge. Der heute 57-Jährige ist seit zehn Jahren Bundesvorsitzender der Aktion Humane Schule(AHS). Er hat 18 Jahre lang als Lehrer an Grund- und Hauptschulen in Baden-Württemberg gearbeitet und neben dem Beruf ein zusätzliches Pädagogik-Studium absolviert. Träbert, der auch die Vaterrolle aktiv gespielt hat, wohnt in Niederkassel bei Köln und arbeitet heute hauptberuflich als Vortragsreferent, Fortbildner und Autor im schulpädagogischen Feld: www.schulberatungsservice.de