Neun Aphorismen zu Schulnoten

Ein Medikament mit solch fürchterlichen Nebenwirkungen,
wie Schulnoten sie haben können,
wäre schon längst vom Markt genommen worden.

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Ständig soll Schule vergleichen und messen,
doch Kinder sind unvergleichlich.

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Die Einrichtung von Zeugnissorgentelefonen
ist Ausdruck der Perversion unserer Zeugnispraxis.

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Schüler durchfallen zu lassen
ist die Diarrhoe des deutschen Schulsystems.

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Die Verpflichtung für Lehrer, Schüler zu benoten,
ist ein didaktischer Schießbefehl,
der die massenhafte Vernichtung von Kreativität und Intelligenz zur Folge hat.

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Gute Noten sind schlechte Noten;
nur keine Noten sind gute Noten.

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Lehrer benoten, Schüler zerstören:
Gewaltenteilung in der Schule.

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Kopfnoten sind aus der Hüfte abgefeuerte Kopfschüsse,
tödlich für die Ausbildung demokratischer Tugenden.

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Der Verzicht auf Noten
wäre der Verzicht auf Einengung des menschlichen Geistes.

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© Detlef Träbert – Januar 2015

„Ein Vertrauensbruch lässt sich nicht schienen“ – Aphorismen aus der Feder eines Pädagogen

Detlef Träbert hat auch schon bei uns im Blog veröffentlicht. (foto: traebert)
Detlef Träbert hat auch schon bei uns im Blog veröffentlicht. (foto: traebert)

Niederkassel. (pm) Eigentlich ist Detlef Träbert Pädagoge und durch seine Vorträge sowie die mittlerweile zehn Sachbücher zu Lern- und Erziehungsthemen bekannt. Hier im Blog hat er als Autor und Gastautor ebenfalls einige Beiträge veröffentlicht.

(Disclaimer: Der Artikel ist die offizielle Verlagsrezension)

Nun hat er nach „DenkMalAn!“ und „Aphorisiakum“ sein drittes Aphorismenbuch vorgelegt: „Ein Vertrauensbruch lässt sich nicht schienen.“ Schon beim Titel muss man um die Ecke denken – Träbert möchte seine Leser zur Nutzung ihres Gehirns anregen: „Der Besitz eines Gehirns ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung für intellektuelle Leistungen.“

Das Thema Menschlichkeit ist für ihn verbindendes Element zwischen seiner pädagogischen Arbeit und dem literarischen Schreiben: „In Träberts Aphorismen wird seine zutiefst humanistisch geprägte Grundhaltung deutlich, mit der er sich den Bereichen Politik und Gesellschaft, Bildung und Kunst, Wirtschaft und Soziales, Weltanschauung und Religion widmet“, schreibt Reinhold Miller über das neue Buch. Und wie liest es sich?

Mal humorvoll und satirisch, mal besinnlich oder auch polarisierend, aber immer geistreich und voller Lebensweisheit regt es zum Mit-, Nach- und Weiterdenken an. Ein paar Beispiele gefällig? „Fehlendes Mitgefühl ist Herzversagen.“ – „Nichts ist zerstörerischer als ein Glaube, der zu Waffen kommt.“ – „Satte Gewinne hinterlassen hungrige Verlierer.“ Doch es ist bei allem Schlimmen in der Welt ein zuversichtliches Buch: „Zieht man die Wurzel aus dem Bösen, quadriert man das Gute.“

„Ein Vertrauensbruch lässt sich nicht schienen“ ist eine kurzweilige Lektüre, die niemanden kalt lässt.

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Detlef Träbert: Ein Vertrauensbruch lässt sich nicht schienen. Aphorismen – Lyrik – Kurzprosa, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2014, 86 S., € 9,90

PISA aphoristisch …

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Aktuell nach Seneca:

Non vitae, sed PISAE discimus. –
Nicht für das Leben, sondern für PISA lernen wir.

(Detlef Träbert)

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„Schubs“-Schulberatungsservice
Dipl.-Päd. Detlef Träbert
Rathausplatz 8 53859 Niederkassel
Tel.: 02208 / 90 19 89 Fax: -/ 90 99 43
Internet: www.schulberatungsservice.de

Neun aphoristische Gedanken zur Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen

 

Mit der religiösen Beschneidung
wird ein Junge nach den Vorstellungen Erwachsener
zurechtgestutzt.

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Jungen aus religiösen Gründen zu beschneiden,
ist ein machtvolles Unterwerfungsritual:
Zugehörigkeit gegen ein Stück vom besten Stück.

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Das beschnittene Glied
kettet den Knaben an seine Religionsgemeinschaft.

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Auch eine gut gemachte Beschneidung ist irreversibel
und folglich nie mehr gutzumachen.

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Eine Religion,
die die chirurgische Manipulation am Genital von Kindern
als Identifikationsmerkmal braucht,
beschneidet das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit.

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Wegen der Beschneidungspraxis von Religionen
die Religionsfreiheit zu beschneiden,
wäre ein staatlicher Eingriff mit menschenrechtlicher Indikation.

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Es sollte das Vorrecht des einzelnen Kindes sein,
dass sein Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit
vor dem Recht einer Gemeinschaft
auf Freiheit der Religionsausübung rangiert.

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Der Ritus der Beschneidung ist ein archaischer Brauch –
wollen wir heute die ihn begründenden Werte des Altertums?

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Es geht nicht um die Ausgrenzung von Religionen,
sondern darum,
ob eine Religion die Kinderrechte ausgrenzt.

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© 11. Juli 2012 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
Rathausplatz 8, 53859 Niederkassel, Tel.: 02208/901989, www.aphorismen.schubs.info
Veröffentlichung: DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011

Zehn Aphorismen zur Fußball- Europameisterschaft 2012

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt;
die Hauptsache ist das Geschäft damit.

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Die Europameisterschaft 2012 ist nicht nur Werbung für den Fußball,
sondern auch Fußball für die Werbung.

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Polen zelebriert ein Fußballfest,
doch die Ukraine hat sich im Abseits festgerannt.

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Janukowitsch möchte die Welt glauben machen,
in der Ukraine würden allein Bälle mit Füßen getreten.

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Auch wenn das Spielsystem mit Libero noch zeitgemäß wäre,
gälte der freie Mann vor der Abwehr in der Ukraine als Provokateur.

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Tore machen den Fußball für die Leute attraktiv.
Unattraktiv ist es, wenn der Fußball
Leute zu Toren macht.

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Favoritenstürze sind das Salz in der Suppe eines Fußballturniers,
doch wenn der eigene Favorit stürzt,
ist uns die Suppe versalzen.

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Wenn das Runde ins Eckige trifft,
steigt die Begeisterung im Quadrat.

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Ein Offensiv-Feuerwerk auf dem Platz begeistert uns,
aber nicht das entgeisternde Feuerwerk auf den Rängen.

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Patriotismus zeigt sich weniger
im kollektiven Torjubel beim Länderspiel
als in der kollektiven Teilnahme an politischen Wahlen.

© 11.06.2012 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
Veröffentlichung: DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011
Rathausplatz 8, 53859 Niederkassel, Tel.: 02208/901989, www.aphorismen.schubs.info
E-Mail: traebert@schubs.info

Zehn Aphorismen zur Bundespräsidenten-Affäre

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„Präsident“ bedeutet Vor-, nicht Aussitzender.

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Die Würde des Präsidentenamtes wird nicht dadurch erhalten,
dass der Präsident sein Amt gerne behalten würde.

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Es gibt Zeiten,
da ist das Amt seines Präsidenten müde.

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Wäre der Präsident ein Monarch,
müsste das Volk ihn aushalten;
da er aber gewählt wurde,
muss er das Volk aushalten.

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Ein Vorbild verträgt nicht allzu viel Nachsicht.

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In Deutschland genießt ein Vorbild Ansehen,
doch muss es sich vorsehen:
Nach BILD kann das anders aussehen.

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In der politischen Kultur sollten Fehler toleriert,
aber nicht kultiviert werden.

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Es ist der Stil seiner Amtsführung,
mit dem der Bundespräsident sein Volk
vor der Weltöffentlichkeit vorführt.

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„Autorität“ leitet sich ab vom lateinischen „auctoritas“, das Ansehen;
darum schwindet die Autorität,
wenn das Ansehen verblasst.

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Wenn Schatten
auf das Ansehen des Bundespräsidenten fallen,
sind das trübe Aussichten für Schloss Bellevue.

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© 6. Januar 2012 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
Rathausplatz 8, 53859 Niederkassel, Tel.: 02208/901989, www.aphorismen.schubs.info, E-Mail: traebert@schubs.info
Veröffentlichung: DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011

Neun Aphorismen aus Anlass einer Neonazi-Mordserie

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Wir beklagen den braunen Sumpf,
aber fischen ganz gern noch ein wenig im Trüben.

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Niemand wird als Nazi geboren –
sie lernen es in unserer Mitte.

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Wo rechte Gewalttäter unbehelligt bleiben,
können sie leicht im Dunkeln agieren.

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Der ursprüngliche nationalsozialistische Untergrund
steckt tief in der Seele der biederen Hausfrau,
die sich an Sankt Martin darüber beklagt,
dass so viele ausländische Kinder
an ihrer Haustür Martinslieder singen.

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Rechte Kameradschaften wirken attraktiv,
weil es keine rechte Kameradschaft mehr zu geben scheint.

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In Harmonie mit Nazis leben zu wollen meint:
O nie Harm!

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Der Nazi-Täter tut Schändliches.
Der Nazigegner tut etwas dagegen.
Der Neutrale tut nichts –
die schändlichste Tat.

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Wo es sozial gerecht zugeht,
hat unsoziales Rechts wenig Chancen.

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Rechts ist die herzlose Seite des Menschen.

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© 14. November 2011 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
Veröffentlichung: DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011
Rathausplatz 8, 53859 Niederkassel, Tel.: 02208 /901989, www.aphorismen.schubs.info
E-Mail: traebert@schubs.info

Aphorismen für den Alltag und darüber hinaus: DenkMalAn! von Detlef Träbert

träbertdenkmalan
Detlef Träbert, DenMalAn!, Aphoristische Andenken

Ich schreibe hobbyweise Aphorismen.

So beginnt Detlef Träbert, freiberuflicher Schulberater, Autor und Diplom-Pädagoge seine kleine Sammlung „DenkMalAn! – Aphoristische Andenken“.

Sprachdichtung macht Lyrik,
Sprachverdichtung Aphorismen.

Träbert hat sein 80 Seiten umfassendes Büchlein in mehrere Abschnitte unterteilt: Vorsätze, Gedankensprünge,  Menschen,  Atomkraft und das Kommunizieren.

Über die Politik und die Zeit schreibt der Aphoristiker:

Wer immer mit der Zeit geht,
kann ihr nie voraus sein.

Trödeln ist Widerstand gegen Hektik.

Träbert schreibt gegen den Zeitgeist an, den er für zu oberflächlich, medienorientiert und verblödend hält:

Der Flachbildschirm wurde passend
zum Programmniveau entwickelt.

Das ist amüsant, aber der Flachbildschirm erscheint mir ein wenig zu zeitgemäß, zu wenig zeitlos. Ebenso wie die aus der englischen Sprache entnommene Wendung „nicht wirklich“:

Keine Zeit zu haben ist wie
den Kopf verloren zu haben –
beides stimmt nicht wirklich.

Thematisches und sprachliches Anbiedern an den Zeitgeist? Das ist wohl Geschmackssache.

Wichtige Anliegen Träberts sind Menschlichkeit, Gewaltlosigkeit, Souveränität und Autonomie des Einzelnen sowie Gerechtigkeit. Er plädiert für ein Leben, Denken und Handeln außerhalb eingetretener Pfade:

Flexibilität
ist die Standfestigkeit
des Beweglichen.

Wer es im Kopf nicht aushält,
sollte den Aufenthaltsort wechseln.

Ein gelungener Aphorismus muss einen Teil der Wahrheit enthüllen und verdichten und dem Leser dadurch einen neuen Einblick, ein neues Verständnis ermöglichen. Die kleinen, kurzen Texte von Detlef Träbert zwingen zum Innehalten und Nachdenken über das Leben, die Zeit, das Geld und den Umgang miteinander, über Grundfragen und ganz Aktuelles:

Komasaufen ist
die Abstimmung mit Engelsflügeln
über das Leben im Hier und Jetzt.

Mit viel Freude an der Sprache und an seinen kleinen, ganz großen Ideen siegt bei aller Kritik an den Missständen bei Träbert letztlich doch immer die Hoffnung:

Denken zu können
wurde zum Schicksal der Menschen –
und bleibt ihre letzte Chance.

In diesem Sinne ein empfehlenswertes kleines Buch mit vielen Anregungen für heute und morgen.

Detlef Träbert, DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011. Auf der neuen Internetpräsenz www.aphorismen.schubs.info kann man im Buch blättern und vieles mehr.

Zehn Aphorismen zum Arabischen Frühling

Arabischer Frühling – Herbst der Diktatoren.

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Im arabischen Frühling sprießt unzweifelhaft die Freiheit,
aber auch zweifelhafte Gewalt.

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Der Weg des Freiheitskampfes
ist nicht das Ziel der Freiheit.

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Diktatoren herrschen unbeherrschbar.

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Es kommt zu Freiheitskämpfen,
wo die Mächtigen sich die Freiheit nicht nehmen lassen wollen,
das Volk zu unterdrücken.

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Wer als Diktator
Menschen seines Volkes auf Menschen seines Volkes schießen lässt,
zeigt, zu was Menschen fähig sind.

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Die Notwehr des Volkes gegen den Despoten
und die Notwehr des Despoten gegen das Volk
werden auf der Waage der Moral gegeneinander abgewogen.

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Schreiendes Unrecht verlangt danach,
den Hunger nach Gerechtigkeit zu stillen.

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Ein Diktator, dem die Ölmilliarden heilig sind,
muss als Märtyrer im Krieg gegen das eigene Volk sterben.

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Zur Demokratie führt kein Königsweg.

© 27. Oktober 2011 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
Veröffentlichung: DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011
Rathausplatz 8, 53859 Niederkassel, Tel.: 02208 / 901989, www.aphorismen.schubs.info
E-Mail: traebert@schubs.info

Karl Kraus über die Frauen

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„Die Sprache, genial“, „Er kann so großartig formulieren“, „Einmalig“. Höchstes Lob wird gezollt, wenn der Name Karl Kraus fällt: Österreichischer Dichter, Aphoristiker, Kritiker, Satiriker,  sprachgewaltiger Literat.

Neugierig geworden schnappte ich mir das Buch „Aphorismen und Gedichte“ des Giganten.
Ich las los und fand dort vieles, was mir gefiel:

Etwa die gedanklich Freiheit:

Erotik ist Überwindung von Hindernissen. Das verlockendste und populärste Hindernis ist die Moral.

Oder die gnadenlose Kritik:

Der Parlamentarismus ist die Kasernierung der politischen Prostitution.

Oder wie Kraus mit wenigen Worten den Opportunisten entlarvt:

Seine Überzeugung ging ihm über alles, sogar über das Leben. Doch er war opfermutig, und als es dazu kam, gab er gern seine Überzeugung für sein Leben hin.

Da entstehen Bilder im Kopf, Geschichten leben auf, und der Leser fühlt sich gut, weil er selbst vermeintlich nicht zu diesen angepassten, opportunistischen Spießern gehört. Na, mit Chance ist er ein wenig weniger davon, wenn er Vergnügen an solchen Zeilen hat – aber auch nur vielleicht.

Beim Weiterlesen stieß ich dann auf folgende Aphorismen des großen Karl Kraus:

Frauenkunst: Je besser das Gedicht, desto schlechter das Gesicht.

Der Mann hat fünf Sinne, das Weib bloß einen.

Oder Sprüche wie:

Ein Weib ist manchmal ein ganz brauchbares Surrogat für die Selbstbefriedigung. Freilich gehört ein Übermaß von Phantasie dazu.

Wenn Kraus sich der Frauenbewegung seiner Zeit zuwendet, dann urteilt er wie folgt:

Die Frauen verlangen das aktive und das passive Wahlrecht. Daß sie das Recht haben sollen, jeden Mann zu wählen, und daß man ihnen keinen Vorwurf mehr mache, wenn sie sich von wem immer wählen lassen? Behüte der Himmel: Sie meinen es politisch! Aber auf so verzweifelte Gedanken sind sie von den Männern gebracht worden. Jetzt wird diesen nichts anderes übrigbleiben, als von der Regierung zu verlangen, daß ihnen endlich die Menstruation bewilligt werde. (1907)

Mein Erstaunen über diese Zeilen war riesengroß.  Eine Suchanfrage bei google lehrte mich, dass sich schon andere mit der frauenfeindlichen Einstellung des frühen Karl Kraus beschäftigt hatten. Für mich war diese neu.

Ich finde es amüsant, dass ein so hoch geschätzter Literat, der so beißend und herrlich ätzend über andere herfällt, selbst so etwas Blödes schreibt.

Mein Fazit: Ich lese weiterhin gerne Karl Kraus – aber manche seiner Texte sind einfach nur sprachlich genial verdichteter Unsinn.

Fußnote: Alle oben zitierten Aphorismen stammen aus: Karl Kraus, Aphorismen und Gedichte, Auswahl 1903-33, Berlin (DDR) 1984.