Umleitung: Nicht lustig, Herr Böhmermann, sowie Facebook, Kölner SPD, Fremdenfeindlichkeit, Griechenland, Querfront, Geschichte, Hundertwasser und Kokolores.

Jedenfalls hygienischer als eine Klo-Brille (foto: zoom)
Jedenfalls hygienischer als eine Klo-Brille (foto: zoom)

Nicht lustig, Herr Böhmermann: Im Jahr 1992 hat Martin Langer bei den Pogromen von Rostock-Lichtenhagen ein Foto gemacht, das zum Symbol dieses Ereignisses, ja zum Symbol für die nach der Wende wieder aufkommende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland wurde … freelens

Hetze und Gewalt: 153 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte … publikative

Friss-oder-stirb! Die neuen Geschäftsbedingungen von Facebook treten in Kraft … mimikama

Überschätzte Hoffnungsträger der Kölner SPD: Börschel, Ott und die Oberbürgermeisterwahl … postvonhorn

Griechenland: Syriza is a Partner for European Social Democracy, not a Rival … misik

Griechenland nach der Wahl: Alter Wein in neuen Schläuchen? … wiesaussieht

Ungewohntes Geräusch für Mutti: In Griechenland gewann eine Koalition aus linken und rechten Populisten die Wahl, weil die Bürger die Nase voll haben von Sparwahn und Neoliberalismus. Karikaturist Heiko Sakurai sieht die Majestätsbeleidigung so … charly&friends

Querfront I: “Wer gestalten will, muss Kompromisse machen” … ruhrbarone

Querfront II: „Lügenpresse“ – ein blödes Wort, vorbelastet und viel zu pauschal. Aber „Kampfpresse“ – das passt … nachdenkseiten

Geschichte als Gegenwart: tatsächlich aber ist Geschichte ein Schlüssel zum Verständnis der Gegenwart, ein Weg zur lebendigen Selbsterkennung … scilogs

„Public History“ – Aufhebung einer deutschsprachigen Debatte? In der Geschichtswissenschaft hat sich eine dominierende und rege Konkurrenz der Konzepte Erinnerungskultur und Geschichtskultur ergeben … PublicHistory

Harburger Traditionsfirmen und ihre Logos: Balatros – ein Walross im Gummigeschäft … harbuch

Kunst als ewiger Kreislauf: Bilder von Friedensreich Hundertwasser in Hagen … revierpassagen

Meschede-Eversberg: Offene Bühne und Cilly Alperscheid in der Kleinkunstbühne Kokolores … neheimsnetz

SPD im Regionalrat Arnsberg: Kein Sonderstatus für den Regionalverband Ruhr (RVR)

Hans Walter Schneider, Vorsitzender der SPD-Regionalratsfraktion und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion aus Winterberg. (foto: spd)
Hans Walter Schneider, Vorsitzender der SPD-Regionalratsfraktion  (foto: spd)

Arnsberg. (spd_pm) Die SPD im Regionalrat Arnsberg argumentiert gegen einen Sonderstatus für den Regionalverband Ruhr (RVR). Der Gesetzentwurf zur Stärkung der Ruhrregion ist wegen erheblicher verfassungsrechtlicher Bedenken jetzt auf Eis gelegt worden. Dies bestätigte laut Presseberichten der Vorsitzende des kommunalpolitischen Ausschusses im Landtag, Christoph Dahm (SPD).

Die anderen Regionen, wie Südwestfalen, OWL und das Münsterland sehen sich in ihrer massiv geäußerten Kritik an dem im September letzten Jahres vorgelegten Gesetzentwurfes bestätigt. „Wir begrüßen diesen Schritt sehr. Ein Sonderstatus für das Ruhrgebiet, der zu einseitiger Bevorzugung geführt hätte, ist nun vom Tisch“, erklärte Hans Walter Schneider, Vorsitzender der SPD-Regionalratsfraktion aus dem Hochsauerlandkreis.

Der Gesetzentwurf verfolge das Ziel, die Kooperation zwischen den Städten des Ruhrgebietes mittels weitreichender neuer Kompetenzen wie beispielsweise einem bevorzugten Zugriff auf Fördermittel der EU und des Landes oder einem direkt gewählten Parlament zu verbessern, „um den noch andauernden Strukturwandel dieser Metropolregion weiter zu fördern“, wie es im Gesetzentwurf heißt.

Die Regionalräte Arnsberg, Detmold, Düsseldorf und Münster hatten sich in zahlreichen Gesprächen und Resolutionen nicht zuletzt anlässlich der Anhörung zum Gesetzentwurf im Dezember letzten Jahres sehr kritisch geäußert und immer wieder die durch die Sonderstellung des RVR zu befürchtende Wettbewerbsverzerrung moniert.

„Nun kann intensiv daran gearbeitet werden, die strukturellen Probleme des Ruhrgebietes wirksam zu lösen, ohne die anderen Regionen dabei zu benachteiligen“, so Schneider weiter. „Letztlich geht es doch darum, alle Teilregionen Nordrhein-Westfalens so zu stärken, dass sie im Sinne von Wirtschaftswachstum und Lebensqualität zukunftssicher bestehen können.“

Umleitung: Print lebt, Sexualität als Gefahr, inszenierte Weihnachtsmärkte, Gabriel flexibilis, “World Economic Forum” und Pegida, Aphrodite’s Child, die braunen Wurzeln des STERN und die Shoa.

Nette Visitenkarte: "Print lebt :)", wird weiter leben - nur in welcher Form?  (foto: zoom)
Vor kurzem habe ich eine nette Visitenkarte erhalten: „Print lebt :)“, wird weiter leben – nur in welcher Form? (foto: zoom)

Sexualität als Gefahr: Die nackte Angst … erbloggtes

Zeit zur Rückschau auf diese Zeit zwischen den Jahren: “`Tis the Season?” Staging Christmas markets – „Es weihnachtet sehr?“ Inszenierte Weihnachtsmärkte … PublicHistory

SPD-Chef Gabriel ist ein flexibler Mann: Der Teilzeit-Politiker … postvonhorn

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem “World Economic Forum” und Pegida, außer bei der Ökobilanz? Schwab ernennt Davos und sein Forum zu dem Ort, wo in Zukunft “Zusammenarbeit” stattfinden soll, um die Probleme der Welt zu lösen. Das ist genauso lächerlich, wie der Anspruch von Pegida namens “Wir sind das Volk.” … wiesaussieht

“Wie die Karnickel”: Eine Papst-Äußerung mit weitreichenden Folgen … revierpassagen

Aphrodite’s Child: R.I.P. Demis Roussos – *15.06.1946 · †25.01.2015 … neheimsnetz

Winterberger Bobbahn und Stadt: Nicht alle Miesbacher sind Miesmacher 😉 … sbl

Solange wir noch da sind: Max Mannheimer erklärt, warum man den letzten Überlebenden der Schoa zuhören muss … jüdischeallgemeine

Die braunen Wurzeln des „STERN“: Bis heute dominiert im öffentlichen Diskurs Henri Nannens Erzählung, die Gründung der Zeitschrift STERN 1948 sei ein von ehemaligen NS-Zeitschriften unabhängiges, ja im Vergleich zu diesen ein konträres Aufklärungsprojekt gewesen; der Name einem plötzlichen Einfall geschuldet … hsozkult

Kurz gebloggt: Jazz reinigt die Synapsen – das Axel Fischbacher Quintett als Quartett in Arnsberg

Axel Fischbacher (Gitarre) und André Nemdza
Zwei aus dem Quartett in  der Kulturschmiede Arnsberg: Axel Fischbacher (Gitarre) und André Nemdza (fotos: zoom)

Jazz reinigt die Synapsen der Großhirnrinde von all dem Tralala-Müll, denen man im Alltag ausgesetzt ist, angefangen von der Supermarkt-Berieselung über EinsLive bis hin zu Radio Sauerland.

Am Samstag haben wir dem Axel Fischbacher New Quintett in der Kulturschmiede Arnsberg zugehört. Nun ja, es war an diesem Abend nur ein Quartett, weil der Saxophonist Denis Gäbel krank geworden war.

Kein Problem – auch so haben es Axel Fischbacher (Gitarre), Matthias Bergmann (Flügelhorn), André Nendza (Bass) und Kurt Billker (Drums) geschafft unsere Köpfe ordentlich durchzupusten.

Da ich kein fachlich versierter Musikkritiker bin, hier ein paar sehr subjektive Eindrücke:

Vier Profis, die ihre Instrumente beherrschten (was auch sonst) und hervorragend jazz-harmonierten. Lange Stücke, klasse Soli, virtuose Läufe … die Zeit von 20:15 bis 22:30 verging wie im Flug. Manche Passagen erinnerten mich an die Jazz-Rock Zeiten in den 70er Jahren und Kurt Billker hätte ebensogut meine Iron Butterfly Platte betrommelt haben können.

Matthias Bergmann, Kurt Billker und André Nendza
Der linke Teil des Quartetts: Kurt Billker, Matthias Bergmann  und noch einmal André Nendza

In der Pause habe ich mir ein paar CDs gekauft. Axel Fischbacher: „Eine CD kostet 15 Euro, drei CDs 20.“ Ich habe mir drei CDs gekauft und den Meister gefragt, ob er es bedaure, dass die KulturSchmiede nicht ausverkauft sei.

Nein, diese Besucherzahlen bei einem Jazz-Konzert wären normal, kein Grund zur Aufregung.

Nun, wenn es denn so ist, muss ich noch eine Menge über die Jazz-Szene in Deutschland lernen. Dem Jazz Club Arnsberg verdanken wir nichtsdestotrotz einen wunderbaren, musikalisch lebendigen Abend in der „toten“ Altstadt der Bezirkshauptstadt.

BTW mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Parkplatzprobleme gibt es in Alt-Arnsberg nicht.

Vormerken: Am Freitag, den 27. Februar 2015 spielt das Raphael Klemm Sextett in der Kulturschmiede.

Prügel-Affäre und politische Untätigkeit an der Basis: Patrick Sensburg verliert CDU-Kreisvorsitz.

"Einer von uns" notiert sich etwas. (foto: zoom)
Beim Bundestagswahlkampf 2013 in Pose: „Einer von uns“ notiert sich etwas.*** (archivfoto: zoom)

Der Sauerländer CDU-Abgeordnete Patrick Sensburg hat heute seinen Job als CDU-Kreisvorsitzender des Hochsauerlandkreises verloren. Es ist wegen der sogenannten „Prügelaffäre“ auch innerhalb seiner eigenen Partei unter Druck geraten.

(zu den Vorwürfen gegen Sensburg siehe beispielsweise hier im Blog.)

In der CDU im Hochsauerlandkreis brodele es, schrieb die Westfalenpost. Der 15-köpfige Vorstand des Kreisverbandes wäre auf Drängen mehrerer Vorstandsmitglieder am heutigen Samstag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen. Einziger Tagesordnungspunkt: Patrick Sensburg und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

Wörtlich:

„Gewalt gegen Frauen ist völlig inakzeptabel“, sagt Stefan Lange aus Sundern, stellvertretender Kreisvorsitzender. „Dieses Verhalten passt nicht in das christlich geprägte Weltbild.“ Frauen würden durch solche Vorkommnisse abgeschreckt. Die Unruhe unter den 6200 Mitgliedern sei groß.

Im Ergebnis der Vorstandssitzung hat Sensburg den Vorsitz des CDU-Kreises heute verloren. In der offiziellen Sprachregelung heißt es laut Spiegel:

„Die umfangreiche Arbeit imNSA-Untersuchungsausschuss und die Lösung der im Raume stehenden privaten Vorwürfe erfordern derzeit meine ganze Kraft“, sagte Sensburg am Samstag in einer Sitzung des geschäftsführenden CDU-Kreisvorstands. Der Vorstand nahm den Rücktritt an.

Das sehr „CDU-nahe Lokalblock“ (nach Sauerländer Bürgerliste) Blickpunkt-Arnsberg-Sundern schätzte die Situation heute am frühen Nachmittag so ein[1], dass die „Prügelaffäre“ lediglich der Tropfen gewesen sei, der das Fass im Sauerland zum überlaufen gebracht habe. Die politische Arbeit des Bundestagsabgeordneten sei schon vorher mangelhaft gewesen. Gleichzeitig wird der von Angela Merkel „kaltgestellte“ Bierdeckel-Steuer-Politiker Friedrich Merz, dessen bärbeißige und kantige Art im Sauerland immer noch viele Sympathien genießt, wieder ins Spiel gebracht.

Die Häusliche-Gewalt-Affäre sei der Tropfen, der noch gefehlt habe. Sensburg vernachlässige den Kreisverband. Es gebe von ihm keinerlei Initiative für Programmarbeit und Kreisverband der CDU. Der NSA-Untersuchungsausschuss habe zu einer weiteren Vernachlässigung seiner Vorsitzendenarbeit im Hochsauerland geführt. Das Zukunftsthema der Digitalen Infrastruktur des ländlichen Raumes werde nicht bearbeitet. Bereits seit über einem halben Jahr habe der Kreisvorstand nicht mehr getagt. Arbeitskonferenzen fänden nicht mehr statt. In einigen Ortsvereinen werde das Comeback von Friedrich Merz gefordert.

Ob Patrick Sensburg als Politiker ohne Rückhalt an der Basis den Vorsitz des NSA-Untersuchungsausschusses behalten kann, ist nach dem heutigen Samstag mehr als fraglich geworden.

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[1] Update I: der Artikel ist heute Abend mitsamt der Sensburg-Unterstützer-Kommentare von der Website gelöscht worden. Soviel zur Diskussionskultur im HSK.

Update II: heute Morgen (25.01.2015) ist der Artikel samt Kommentaren wieder online:
http://www.blickpunkt-arnsberg-sundern.de/stimmung-in-cdu-ortsverbaenden-fuer-comeback-von-friedrich-merz

Der Artikel ohne Kommentare ist hier als PDF zu lesen.

*** Zur Pose von Patrick Sensburg siehe auch unser Kommentar von 2013: Wahlplakate VI: Einer von uns – das Paralleluniversum

Mahnwache in Meschede: „Bismillahirrahmanirrahim. Mit dem Namen Allahs, des Barmherzigen, des Gnädigen“

Am Freitag (16.01.2015) fand in Meschede auf Einladung der muslimischen Gemeinde eine Mahnwache für Toleranz und Pressefreiheit statt. Anlass waren die Anschläge und Terrormorde in Paris.

(Der Artikel ist in ähnlicher Form auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Dr. Ahmet Arslan, Dialogbeauftragter der türkisch-islamischen Gemeinde in Meschede, hielt dabei die folgende Ansprache. Ahmet Arslan ist auch als Sachkündiger Bürger für die SBL im Schulausschuss des HSK tätig.

Bismillahirrahmanirrahim.
Mit dem Namen Allahs, des Barmherzigen, des Gnädigen.

So beginnt jedes unserer Gebete. So begann heute auch unser Freitagsgebet, nach dessen Verrichtung wir jetzt hier stehen. Wir richten diese Gebete an Allah, auf dass er uns – wie es im Freitagsgebet und in jedem Gottesdienst wiederholt wird – auf den geraden, auf den rechten Weg führe. Auf den Weg derer, denen er Gnade erwiesen hat. Nicht den Weg derer, die dem Zorn anheimfallen und die irregehen.

Es quält unser Herz und unser Gewissen, wenn Menschen den Namen unseres Schöpfers missbrauchend morden, während wir Vergebung, Rechtleitung und die Gnade Allahs erbitten.

Während wir Allah anrufen, mit seinen Attributen: El Hal?k, den Leben erschaffenden, El Mü‘min, den Wahrer der Sicherheit, El Muhaymin, den Beschützenden, El Halim, den Mitfühlenden, El Berr, den Guten, El Sabur, den Geduldigen, El Rauf, den Fürsorglichen und schließlich El Selam, den Friedensstiftenden.

Unserem Glaubensbekenntnis nach, hat niemand das Recht, an Stelle Allahs zu handeln, geschweige denn über das Leben anderer zu richten. Allah gebietet uns in der Sure Maide, im Guten zu wetteifern und nicht darüber zu streiten, worüber wir uneins sind.

Wir Muslime glauben und leben nach diesen Überzeugungen. Wir müssen jedoch miterleben, dass es Menschen gibt, die die Offenbarung Allahs und das Wesen des Islam als Religion des Friedens nicht erkennen. Deshalb reicht es nicht aus, Verbrechen aufs Schärfste zu verurteilen. Unsere Verantwortung als Religionsgemeinschaft ist ernster und geht wesentlich weiter, als die wohlklingenden aber letztlich sehr allgemeinen Aufforderungen zu mehr Weltoffenheit und Toleranz.

Wir dürfen solchen Angriffen auf unsere Werte nicht nur mit Worten begegnen.

Wir müssen als Religionsgemeinschaft deutlich machen, dass wir uns mit unserem Glauben und unseren Gemeinden für die Freiheiten und das Leben eines Jeden einsetzen. Denn der freie Wille und die Freiheit danach zu handeln, ist ein Geschenk Allahs an die Menschheit.

Uns als Muslimen ist es deshalb wichtig, in gegenseitiger Achtung der Würde des jeweils Anderen diese Freiheit eines jeden Menschen zu schützen.

Wir sind der Überzeugung, dass der Terroranschlag auf das Leben von Medienschaffenden ein Anschlag auf die tragenden Pfeiler nicht nur der französischen sondern auch unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung ist.
Auch für uns Muslime sind Meinungsfreiheit und Pressefreiheit Fundamente unserer bürgerlichen Grundrechte, ebenso wie die Religionsfreiheit. Jeder muss glauben, sagen und veröffentlichen dürfen, was er denkt, ohne um sein Leben fürchten zu müssen.

Wir mögen Meinungsverschiedenheiten haben. Wir mögen debattieren, gar uns streiten. Wir mögen die Berichterstattung über den Islam in Deutschland kritisieren oder als diffamierend verurteilen, ja sogar uns darüber gerichtlich auseinandersetzen. Rechtswidrigen Äußerungen kann aber nur mit den dafür angemessenen Mitteln des Rechts begegnet werden. Niemals jedoch darf das Leben eines Menschen wegen seines Glaubens oder wegen seiner Meinung angetastet werden!

Der Schutz des Lebens ist ein unveräußerliches Recht des Menschen im Islam.

Wir setzen uns dafür ein, dass die Freiheit und die Vielfalt in unserer Gesellschaft und das Leben eines Jeden unangetastet bleiben.
Wir erleben mit großer Erleichterung, wie in den letzten Wochen zehntausende Menschen für uns, mit uns, für diese Werte in unserer Gesellschaft demonstrieren. Sie setzen damit in Zeiten, in denen Hassprediger und Provokateure uns zu spalten versuchen, ein deutliches Zeichen. Dies gibt unseren Gemeinden Hoffnung, in einer Zeit, in der sich Angriffe auf Muslime bis hin zu Brandanschlägen auf Moscheen noch einmal dramatisch gesteigert haben.

Wir stehen hier aber nicht als Gruppe die demonstriert, nur weil sie Angst um ihr eigenes Wohl hat. Wir stehen hier vielmehr für unsere religiösen Tugenden und unsere gemeinsamen gesellschaftlichen Werte ein. Es geht uns nicht darum, dass wir uns nur gegenseitig ertragen. Es geht uns darum, deutlich zu machen, dass wir uns gegenseitig achten und respektieren: Denn wir gehören zusammen!

Tagungsbericht aus Münster: Neue soziale Bewegungen in der ‚Provinz‘ (1970-1990)

Beschriftung in einer Sauerländer Schützenhalle. (foto: zoom)
Beschriftung in einer Sauerländer Schützenhalle. (foto: zoom)

Münster. (hsozkult) Am 16. und 17. Dezember trafen sich in Münster auf Einladung des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte WissenschaftlerInnen, die auf dem Feld der Bewegungsforschung tätig sind, um über „Neue soziale Bewegungen in der ‚Provinz‘ (1970-1990)“ zu diskutieren.

(Ein Tagungsbericht [1a] von Korbinian Böck und Tano F. Gerke, LWL-Institut für Westfälische Regionalgeschichte Münster, mit freundlicher Genehmigung der Autoren in Auszügen. Komplett hier: http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5780)

Die Tagung verdankte sich zum einen den Perspektiven, die am LWL-Institut gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte der Universität des Saarlandes in dem gemeinsamen Forschungsverbund „Stadt-Land-Beziehungen im 20. Jahrhundert“ entwickelt worden sind.[1] Zum anderen gründete sie auf der Diagnose eines Desiderats seitens der Veranstalterin JULIA PAULUS (Münster): Die Wahrnehmung neuer sozialer Bewegungen sei meist auf ‚Metropolen‘ wie Berlin und Frankfurt beschränkt, die Bewegungsforschung daher räumlich kaum über diese großstädtischen Zentren hinausgekommen. Dabei könne „erst durch das Aufgreifen und die Untersuchung auch dieser provinziellen Bewegungen, die zunächst weniger dynamisch und Impuls gebend erscheinen – eben weil sie sich in der Provinz und damit im Schatten der Protestzentren bildeten – eine Gesamtinterpretation der Bewegungs- und Gesellschaftsgeschichte geleistet werden“. Ein Grund für die weitgehende Vernachlässigung mag sein, dass Protestaktionen häufig dem studentisch-akademischen Milieu zugeschrieben werden. Ein Blick in die ‚Provinz‘ bietet die Möglichkeit, auch bislang weniger untersuchte Akteursgruppen in den Blick zu nehmen sowie gängige Periodisierungen von Protestereignissen und -phasen zu überprüfen.

Der hier verwandte Terminus ‚Provinz‘ sollte dazu dienen, sowohl den physischen Raum wie auch den Diskurskontext, in dem Bewegungskulturen in ländlichen Gesellschaften verhandelt wurden, von dem in der Forschung vorherrschenden urbanen Deutungsfeld abzugrenzen. Durch den „genauen Blick“ des regionalgeschichtlichen Zugangs der Vorträge sollten Angleichungsprozesse, wechselseitige Wahrnehmungen und Einflussnahmen urbaner Bewegungen und solchen in der Provinz an lokalen Beispielen analysiert werden. Inwieweit unterschieden sich Bewegungen abseits der Zentren im Zeitpunkt der Konstituierung, der Bewegungsstruktur, Organisationsform und lokalspezifischen Themen? Welche retardierenden bzw. fördernden Momente gab es auf dem ‚Land‘?

HANS-GERD SCHMIDT (Detmold) fragte in seinem Vortrag „Die 68er-Bewegung in der Provinz“ nach Rezeptionsformen, Handlungsfeldern und Bedeutung der 68er-Bewegung am Beispiel von Lippe/Detmold sowie nach Einflüssen des großstädtisch-studentischen Milieus (Bielefeld) auf diese Region, deren ‚Provinzialität‘ sich unter anderem aus der mangelnden infrastrukturellen Anbindung und dem konservativen gesellschaftlichen Klima ergab. […]

HEIKE KEMPE (Konstanz) stellte dem ostwestfälischen Beispiel eines aus dem süddeutschen Raum entgegen und analysierte die „Entwicklung und Vernetzung des alternativen Milieus in Konstanz und der Region“. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem linken Provinzbegriff. […]

Eine Studiengruppe aus Tübingen unter der Leitung von GESA INGENDAHL (Tübingen) präsentierte ihr Projekt „Protestkulturen in Tübingen“. Zentral bei den Teilprojekten der StudentInnen war die Frage nach dem Zusammenhang von Privatem und Politischem, was anhand verschiedener Beispiele analysiert wurde: Proteste gegen den Autobahnbau in Tübingen, Hausbesetzungen, Antiatombewegung und Gründung einer alternativen Stadtzeitung. […]

CORDULA OBERGASSEL (Detmold) fragte in ihrem Vortrag „,Ein Königreich für einen Proberaum‘- Die Etablierung Alternativer Kultur in Dortmund und Münster (1975-1990)“ nach Ursachen für die in Münster und Dortmund im Vergleich zu anderen Großstädten deutlich verspätete und erschwerte Entstehung einer Alternativkultur.[…]

DAVID TEMPLIN (Hamburg) widmete sich einer Bewegung, die überwiegend jenseits der ‚Metropolen‘ agierte und zudem ein deutsches Spezifikum darstellte: der Jugendzentrumsbewegung. Ab etwa 1970 machte sich für viele junge Menschen in ländlich-kleinstädtischen Regionen eine deutliche Kluft bemerkbar zwischen neuen Formen des Freizeitverhaltens in den Städten und den als mangelhaft wahrgenommenen Freizeitangeboten vor Ort. […]

Anmerkung:
[1a] Der komplette Tagungsbericht ist hier erschienen: http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5780

[1] Franz-Werner Kersting, Stadt-Land-Beziehungen in Westfalen im 20. Jahrhundert. Entgrenzung – Erfahrung – Kommunikation, in: Westfälische Forschungen 57 (2007), S. 483-508.

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Zitation
Tagungsbericht: Neue soziale Bewegungen in der ‚Provinz‘ (1970-1990), 16.12.2014 – 17.12.2014 Münster, in: H-Soz-Kult, 22.01.2015, <http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5780>.
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Rückläufige Gesamtauflagen der deutschen Presse zum Jahresende 2014, ePaper-Zuwachs stützt Abonnements, Kioskverkäufe verlieren deutlich

Auflage, Verkauf und Abonnentenzahl der heimischen WP ist auch in diesem Jahr wieder gesunken. (screenshot: zoom)
Auflage, Verkauf und Abonnentenzahl der heimischen WP ist auch in diesem Jahr wieder gesunken. Zum Vergrößern auf das Bild klicken. (screenshot: zoom)

BERLIN (ivw /zoom) 21.01.2015 – Das letzte Quartal 2014 bescherte den deutschen Zeitungen und Zeitschriften sowohl im Quartals- als auch im Jahresvergleich erneut Rückgänge der verkauften Auflagen. Die Tageszeitungen verloren im Vergleich zum Vorquartal rund 1,5 Prozent, im Jahresvergleich rund 5 Prozent der insgesamt verkauften Auflage.

(Ältere Berichte zu den Auflagen der Zeitungen auch hier im Blog.)

Die Publikumszeitschriften verzeichneten ein Minus der verkauften Auflagen von 1,8 Prozent im Quartal, im Jahresverlauf von 3,7 Prozent. Die Auflagen der Fachpresse gingen bei der Gesamtverbreitung um knapp 4 Prozent im Quartals- sowie im Jahresvergleich und bei den Verkäufen um rund 5 Prozent zurück; einzig die Kundenzeitschriften konnten einen leichten Zuwachs verzeichnen.

Tageszeitungen

Die Tageszeitungen einschließlich der Sonntagsausgaben und aktuellen Sonntagszeitungen verkauften im vierten Quartal des zurückliegenden Jahres durchschnittlich pro Erscheinungstag 19,10 Mio. Exemplare und verlieren damit gegenüber dem Vorquartal 1,46 Prozent (19,39 Mio.), gegenüber dem Vorjahr 4,97 Prozent (4/2013: 20,10 Mio.). Von dieser Entwicklung sind insbesondere die Einzelverkäufe betroffen, während die Abonnements im zurückliegenden Quartal wieder leicht angestiegen sind, nicht zuletzt auch aufgrund des erneut gestiegenen Anteils der digitalen ePaper. Diese liegen derzeit bei rund 0,63 Mio. Exemplaren und steigen kontinuierlich weiter an (3/2014: 0,59 Mio., 4/2013: 0,49 Mio.).

Westfalenpost Meschede/Brilon/Warstein

Auch die heimische Westfalenpost hat im Jahresvergleich ca. 5 Prozent verloren. Die Zahl der Abonnenten hat die 30.000er-Marke unterschritten (siehe Screenshot oben) und nähert sich nun der 29.000.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren (Abb. unten) hat die Ausgabe Meschede/Brilon/Warstein knapp zehn Prozent der Abonnenten verloren.

Die Verluste den Zweijahres-Zeitraum 4/12 bis 4/14.
Die Verluste über den Zweijahres-Zeitraum von 4/12 bis 4/14. Zum Vergrößern aufs Bild klicken.

Umleitung: Von Digital bis Harakri – CIA, Stern, Jauch, Elbphilharmonie, der geteilte Himmel und Lokaljournalismus kritisch betrachtet.

Die Ruhraue in Bigge.Immer gut für kleine Spaziergänge. (foto: zoom)
Die Ruhraue in Bigge.Immer gut für kleine Spaziergänge. (foto: zoom)

Digital ist besser: Die gesellschaftliche Linke muss endlich im zweiten Maschinenzeitalter ankommen … nd

Der CIA-Folterreport: Der offizielle Bericht des US-Senats zum Internierungs- und Verhörprogramm der CIA auf Deutsch … westendverlag

Von der Stern-Schnuppe zum Fix-Stern: Bis heute dominiert im öffentlichen Diskurs Henri Nannens Erzählung, die Gründung der Zeitschrift STERN 1948 sei ein von ehemaligen NS-Zeitschriften unabhängiges, ja im Vergleich zu diesen ein konträres Aufklärungsprojekt gewesen … hsozkult

Das Kunststück der Grünen: Der Wahlverlierer dominiert die Kölner Politik … postvonhorn

Ist Jan Fleischhauer ein dschihadistischer Schläfer? Nach solchen Ereignissen wie in Paris ist immer wieder eines zu beobachten. Alle warnen vor deren Instrumentalisierung, um diese dann um so ungenierter als Argument für ihre bisherige politische Position zu nutzen … wiesaussieht

Jauch: Der gescheiterte Dialog mit PEGIDA … publikative

Elbphilharmonie: A Love Letter mit den Augen einer Designerin … journeytodesign

Meuterei im Mikrobiom? Warum man mit fortschreitendem Alter öfter krank wird … scilogs

Kandidaten für den Anglizismus 2014: Blackfacing – Das Wort blackface (engl. black “schwarz” und face “Gesicht”) bezeichnet ursprünglich eine im 19. und frühen 20. Jahrhundert in den USA praktizierte Theater– und Varieté-Tradition, bei der weiße Schauspieler/innen oder Sänger/innen auf übertrieben stereotypisierte Weise als Schwarze geschminkt auftraten … sprachlog

Meine Kameras: Langjährige Begleiter, große Spaßbereiter … harbuch

“Der geteilte Himmel”: Wie Armin Petras an der Schaubühne Christa Wolfs Erzählung skelettiert … revierpassagen

Lokaljournalismus – die verschleuderte Freiheit: „In einigen Redaktionen lernen Journalisten, dass neu eröffnete Geschäfte nur dann ein Thema sind, wenn der Inhaber auch eine Anzeige schaltet. Wenn er Abonnent ist, reicht dann aber trotzdem die Drohung mit der Kündigung, damit ein Reporter kommt“ … operationharakiri

Westfalenpost: Sensburg will Vorsitz im NSA-Ausschuss behalten – Staatsanwalt bestätigt Ermittlungsverfahren

In unserem BriefkastenHagen. (ots) Die Staatsanwaltschaft Berlin hat gestern die Aufhebung der Immunität des CDU-Bundestags-abgeordneten Patrick Sensburg beantragt.

(siehe auch Artikel plus Kommentare hier im Blog)

Das bestätigte sie gegenüber der in Hagen erscheinenden Westfalenpost (Mittwochausgabe). Sie will gegen Sensburg wegen des Verdachts der Körperverletzung ermitteln.

Der CDU-Abgeordnete aus Brilon (Hochsauerlandkreis) äußerte sich gegenüber der Westfalenpost anschließend erstmals zu den Vorwürfen gegen ihn.

Der CDU-Politiker will demnach den Vorsitz im NSA-Untersuchungsausschuss behalten. Er sehe hier keine Kollision mit den Ermittlungen gegen ihn, sagte er.

Sensburg war nach einem Streit von seiner Freundin zunächst angezeigt worden, später hatte sie die Anzeige zurückgezogen. Die Staatsanwaltschaft bejaht in diesem Fall allerdings ein öffentliches Interesse an einer möglichen Strafverfolgung.