Der Sauerländer CDU-Abgeordnete Patrick Sensburg hat heute seinen Job als CDU-Kreisvorsitzender des Hochsauerlandkreises verloren. Es ist wegen der sogenannten „Prügelaffäre“ auch innerhalb seiner eigenen Partei unter Druck geraten.
(zu den Vorwürfen gegen Sensburg siehe beispielsweise hier im Blog.)
In der CDU im Hochsauerlandkreis brodele es, schrieb die Westfalenpost. Der 15-köpfige Vorstand des Kreisverbandes wäre auf Drängen mehrerer Vorstandsmitglieder am heutigen Samstag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen. Einziger Tagesordnungspunkt: Patrick Sensburg und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.
Wörtlich:
„Gewalt gegen Frauen ist völlig inakzeptabel“, sagt Stefan Lange aus Sundern, stellvertretender Kreisvorsitzender. „Dieses Verhalten passt nicht in das christlich geprägte Weltbild.“ Frauen würden durch solche Vorkommnisse abgeschreckt. Die Unruhe unter den 6200 Mitgliedern sei groß.
Im Ergebnis der Vorstandssitzung hat Sensburg den Vorsitz des CDU-Kreises heute verloren. In der offiziellen Sprachregelung heißt es laut Spiegel:
„Die umfangreiche Arbeit imNSA-Untersuchungsausschuss und die Lösung der im Raume stehenden privaten Vorwürfe erfordern derzeit meine ganze Kraft“, sagte Sensburg am Samstag in einer Sitzung des geschäftsführenden CDU-Kreisvorstands. Der Vorstand nahm den Rücktritt an.
Das sehr „CDU-nahe Lokalblock“ (nach Sauerländer Bürgerliste) Blickpunkt-Arnsberg-Sundern schätzte die Situation heute am frühen Nachmittag so ein[1], dass die „Prügelaffäre“ lediglich der Tropfen gewesen sei, der das Fass im Sauerland zum überlaufen gebracht habe. Die politische Arbeit des Bundestagsabgeordneten sei schon vorher mangelhaft gewesen. Gleichzeitig wird der von Angela Merkel „kaltgestellte“ Bierdeckel-Steuer-Politiker Friedrich Merz, dessen bärbeißige und kantige Art im Sauerland immer noch viele Sympathien genießt, wieder ins Spiel gebracht.
Die Häusliche-Gewalt-Affäre sei der Tropfen, der noch gefehlt habe. Sensburg vernachlässige den Kreisverband. Es gebe von ihm keinerlei Initiative für Programmarbeit und Kreisverband der CDU. Der NSA-Untersuchungsausschuss habe zu einer weiteren Vernachlässigung seiner Vorsitzendenarbeit im Hochsauerland geführt. Das Zukunftsthema der Digitalen Infrastruktur des ländlichen Raumes werde nicht bearbeitet. Bereits seit über einem halben Jahr habe der Kreisvorstand nicht mehr getagt. Arbeitskonferenzen fänden nicht mehr statt. In einigen Ortsvereinen werde das Comeback von Friedrich Merz gefordert.
Ob Patrick Sensburg als Politiker ohne Rückhalt an der Basis den Vorsitz des NSA-Untersuchungsausschusses behalten kann, ist nach dem heutigen Samstag mehr als fraglich geworden.
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[1] Update I: der Artikel ist heute Abend mitsamt der Sensburg-Unterstützer-Kommentare von der Website gelöscht worden. Soviel zur Diskussionskultur im HSK.
Update II: heute Morgen (25.01.2015) ist der Artikel samt Kommentaren wieder online:
http://www.blickpunkt-arnsberg-sundern.de/stimmung-in-cdu-ortsverbaenden-fuer-comeback-von-friedrich-merz
Der Artikel ohne Kommentare ist hier als PDF zu lesen.
*** Zur Pose von Patrick Sensburg siehe auch unser Kommentar von 2013: Wahlplakate VI: Einer von uns – das Paralleluniversum
Der HSK kommt (indirekt) heute außergewöhnlich oft in den Medien vor.
Drei Beispiele:
http://www.sueddeutsche.de/news/politik/politik-sensburg-tritt-als-cdu-kreisvorsitzender-zurueck-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-150124-99-03434 (Die dpa-Meldung erscheint ähnlich auch in vielen anderen Medien)
http://www.focus.de/politik/deutschland/nach-pruegel-vorwurf-patrik-sensburg-tritt-als-cdu-kreisvorsitzender-zurueck_id_4428647.html
http://www.bild.de/politik/startseite/politik/telegramm-15478710.bild.html
In den meisten Berichten wird die stellvertretende Kreisvorsitzende Hiltrud Schmidt aus Olsberg zitiert.
@Reinhard Loos
Der BILD Link von dir funktioniert nicht mehr. Habe mal gesucht: http://www.bild.de/politik/inland/dr-patrick-sensburg/tritt-nach-pruegelvorwurf-als-cdu-kreis-vorsitzender-zurueck-39482898.bild.html
Die Süddeutsche gibt als Info-Link http://www.cdu-hsk.de/ an.
Dort ist aber nichts zur Affäre um Sensburg zu finden. Das Internet als Informations- und Diskussionsmedium ist für die CDU aber auch nicht wirklich wichtig. Gilt leider auch für einige andere Parteien …
Lesenswerter Kommentar beim wieder freigeschalteten Artikel von Blickpunkt Arnsberg-Sundern:
Quelle: http://www.blickpunkt-arnsberg-sundern.de/stimmung-in-cdu-ortsverbaenden-fuer-comeback-von-friedrich-merz#comment-207623
Mmmhhh …
„Prügelaffäre
Patrick Sensburg nach Prügelvorwürfen mit Freundin verlobt“
Und dann diese Formulierung: „Nach den Prügelvorwürfen hat Patrick Sensburg sein Amt als CDU-Kreisvorsitzender aufgegeben. Indessen soll er sich mit seiner Freundin verlobt haben.“
„INDESSEN SOLL ER SICH“ … Was ist denn das für eine Sprache? Belege, Quellen? Und so etwas dann in die Überschrift zusammen mit dem Bild … mmmhhh
http://www.derwesten.de/wp/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/sensburg-gibt-cdu-kreisvorsitz-ab-id10271983.html
Auch auf Twitter gibt sich die Westfalenpost sehr „distanziert“ 😉
„Indessen soll er sich mit seiner Freundin verlobt haben.“
Und bei Überreichung des Verlobungsrings fiel er auf die Knie und deklamierte
Ach ja, vor 45 Jahren – am 26.01.1970 – veröffentlichten Simon & Garfunkel das „Bridge over Troubled Water“-Album
https://www.youtube.com/watch?v=q-XCmb6t6Zw
Auf der Startseite der HSK-CDU – http://cdu-hsk.de – lese ich:
Vorgenannte Website weist aktuell (28.01.15 – 23.20 Uhr) unter „Personen – Kreisvorstand – Gf. Kreisvorstand“ – http://cdu-hsk.de/personen/kreisvorstand/gf-kreisvorstand – immer noch Herrn Sensburg als Vorsitzenden aus.
Fällt das in die Kategorie „Denkmalpflege“ oder ist der konsistente Umgang mit dem Neuland-Medium wirklich so schwierig 🙂
Eine neue Dimension der Affäre?
Robin Alexander in der Welt:
http://hd.welt.de/wams-hd/wams-hd_politik/article137220319/Warum-trat-4-Mann-im-NSA-Ausschuss-zurueck.html
Zitat:
„Das ist schade. Denn auch Kiesewetters Version, die er ursprünglich vor der Öffentlichkeit verbergen wollte, wirft weitere Fragen auf. Es ist noch ein zweiter CDU-Abgeordneter aus dem Untersuchungsausschuss mit dem Reservistenverband verbandelt – und dieser Parlamentarier hat gerade eine Menge Probleme.“
@zoom
Aufschlussreicher Artikel in der WamS. Mal gespannt, wie P.S. reagiert. Schätze mit Verdrängen und Stillschweigen.