Paderborner „Hirten unter Hitler“
Das folgenreiche Aufklärungsbuch von Wolfgang Stüken ist als Neuedition der Reihe „Kirche & Weltkrieg“ endlich wieder im Buchhandel

Buchcover: Wolfgang Stüken, Hirten unter Hitler

Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich die erzbischöfliche Kirchenleitung in Paderborn jahrzehntelang immun gegenüber Kritik an ihrem Verhalten in der NS-Zeit. Den harten Panzer des Schweige-, Vertuschungs- und Beschönigungskomplexes hat kein Theologe oder Historiker, sondern ein katholischer Journalist aufgebrochen.

(Presseinformation „edition kirche & weltkrieg“, 18.12.)

Jetzt liegt eine – unter Mitarbeit von Bodo Bischof betreute – Neuauflage des lange vergriffenen Werkes (Erstauflage 1999) vor:

Wolfgang Stüken: Hirten unter Hitler.
Die Rolle der Paderborner Erzbischöfe Caspar Klein und Lorenz Jaeger in der NS-Zeit (Kirche & Weltkrieg – Band 12). Norderstedt: BoD 2021.
ISBN: 978-3-7557-6020-7 (Seitenzahl 424; Paperback; Preis 13,90)
Überall im Handel bestellbar; oder direkt hier (mit Leseprobe von Inhalt und Einleitung oben links):
https://www.bod.de/buchshop/hirten-unter-hitler-wolfgang-stueken-9783755760207

Zu dieser Neu-Edition 2021:
In Sachen Hitler wurde von den Paderborner Erzbischöfen gern Gott bemüht. Die Träger von Staats- und Kirchengewalt seien „Stellvertreter und Bevollmächtigte Gottes“ und „gottgesetzte Autoritäten“, predigte Caspar Klein 1934 den mehr als 1,5 Millionen Katholiken seiner Diözese. „Vorwärts im Namen des Herrn!“ lautete die Parole, die Klein Anfang 1940, nach Hitlers Überfall auf Polen, an seine zur Wehrmacht einberufenen Priester und Theologiestudenten ausgab. Und: „Wer in einem Kriege pflichtmäßig die Waffen trägt, ist eingefügt in die Pläne des allmächtigen, allweisen und allgütigen Völkerlenkers.“

Als Hitlers Reich in Trümmern lag, berief sich der Paderborner Oberhirte – nun war es Kleins Nachfolger Lorenz Jaeger – erneut auf Gott. „Wie einst dem Moses unter Blitz und Donner auf dem Berge Sinai das Gesetz Gottes gegeben wurde, so verkündete uns Gott im Krachen der Bomben und der Granaten, was sein heiliger Wille ist.“ Der von Hitler angezettelte Krieg mit seinen Millionen Toten – für Jaeger waren es „unvergessliche Exerzitien, die unser Herr und Gott selbst uns hielt“. Wer solche Deutungen von den Kanzeln verlesen ließ, dem stellte sich die Frage nach eigener Verantwortung und Kriegsbeihilfe nicht.

Im Jubiläumsjahr 1999 der Kirche von Paderborn – 1200 Jahre Bistum – legte der Journalist Wolfgang Stüken (Jg. 1953) seine Recherchen über die Rolle der beiden Paderborner Erzbischöfe in der NS-Zeit vor. Sein folgenschweres Buch „Hirten unter Hitler“ hat den Boden für eine kritische Sichtweise grundgelegt. Es wird durch diese Neuedition – nebst einem einleitenden Überblick zum Debattenstand nach zwei Jahrzehnten – wieder zugänglich gemacht.
(Kirche & Weltkrieg – Band 12; https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/ )

Zum Autor:
Wolfgang Stüken, geboren 1953 in Hamm, im Sauerland aufgewachsen, lebt und arbeitet als Journalist in Paderborn, 1975-2013 Redakteur der Tageszeitung „Neue Westfälische“, 1999 Veröffentlichung des Buches „Hirten unter Hitler“, in der Heimatzeitschrift „Warte“ u.a. Publikationen zum größten Fest des Erzbistums Paderborn während des Dritten Reiches und zur NS-Vergangenheit des früheren Paderborner Stadtdirektors Wilhelm Sasse sowie des Künstlers Josef Dominicus, Mitarbeit am Buchprojekt „Für ein erneuertes Verhältnis von Christen und Juden“ zum 25jährigen Bestehen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn (2012); als Vorstandsmitglied des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Paderborn-Belleville Mitherausgeber und einer der Autoren des Sammelbandes: „Auf nach Amerika!“ Band 3: Zur Amerika-Auswanderung im 19. Jahrhundert (2008). Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen, u.a. zum Chicagoer Erzbischof Kardinal George William Mundelein (1872-1939), der Nachfahre eines Paderborner Auswanderers war und 1937 in einer Aufsehen erregenden Rede Hitler einen „schlechten Tapezierer“ nannte. 2020/2021 mehrere Zeitschriftenartikel zu einem Paderborner Wahrzeichen, dem fünf Jahrhunderte alten „Drei-Hasen-Fenster“ im Dom-Kreuzgang.

Fünfhundert Morgen Himmelblau
Plattdeutsche Liebesgedichte aus dem Sauerland und der Nachbarschaft

Die Mundart-Anthologie erschließt für ein halbes Jahrtausend Literaturzeugnisse über Begehren, Liebe und Herzensnot aus den Kreisgebieten Olpe, Hochsauerland, Märkisches Sauerland und Soest. (Buchcover)

Für den sauerländischen Weihnachtsbüchertisch 2021 hat der Schmallenberger WOLL-Verlag in Kooperation mit dem Christine Koch-Mundartarchiv (www.sauerlandmundart.de) jetzt ein Buch mit besonderen Zugängen zur alten Alltagssprache im südlichen Westfalen veröffentlicht:

Peter Bürger (Hg.):
Feyfhundert Muaren Hiemmelblo.
Südwestfälische Mundartgedichte über Begehren, Liebe und Herzensnot.
Schmallenberg: Woll Verlag 2021.
ISBN: 978-3-948496-39-5 (424 Seiten, Hardcover, Preis 19,90 Euro)
Überall im Handel erhältlich oder direkt beim Verlag:
https://www.woll-verlag.de/feyfhundert-muaren-hiemmelblo/

(Mitteilung aus dem Christine Koch-Mundartarchiv, 10.12.2021)

Eine umfangreiche kulturgeschichtliche Einleitung des Herausgebers ist der Anthologie mit Texten aus unterschiedlichsten Zeiten vorangestellt: Die älteste Liebeslyrik des Sauerlandes bilden frühmittelniederdeutsche Übersetzungen zum biblischen „Lied der Lieder“ Salomons, verfasst um 1325 nach Christus in der eigentümlichen Sprache der Landschaft: „cum in minen garden“ (komm in meinen Garten); „dine brusten sint beter deme wine“ (deine Brüste sind besser als Wein)! Ein unglaublicher Anfang mit Bibelversen aus einem erotischen „Klassiker“ der Weltliteratur.

Die Mundart-Anthologie erschließt für ein halbes Jahrtausend weitere Literaturzeugnisse über Begehren, Liebe und Herzensnot aus den Kreisgebieten Olpe, Hochsauerland, Märkisches Sauerland und Soest.

Texte der Reformationszeit markieren bereits gegensätzliche Tendenzen der gesamten Sammlung: Ein Schreiber zarter Verse ist krank vor Sehnsucht, seitdem sich am Haus frommer Frauen ein „liebes Fenster“ geöffnet hat. Der Soester Satiriker Daniel will hingegen in derben Reimen die angeblich sehr ausgeprägte Fleischeslust der Lutherischen verlästern.

„Auf Platt darfst du alles sagen!?“ Im Leutegut kommen – fern von jeder Prüderie – Tanzfreude, Liebeswerben und Sinnlichkeit zur Sprache. Die gelungensten Stücke wurden als Schlager wohl überall gesungen. Zur Schattenseite gehörten ein regelrechter „Krieg der Geschlechter“, Frauenverachtung, häusliche Gewalt und materielle Nöte der heiratswilligen „Behelpers“.

Seit dem 19. Jahrhundert ist für ein größeres Publikum der Beweis erbracht worden: Die südwestfälische Alltagssprache kann ein Mittel sein, Beglückung und Leiden der Liebe in dichterischer Form zu verarbeiten. Das Tragische gerät allerdings vorzugsweise zur komischen Sache. Sich selbst und andere auf die Schüppe zu nehmen, darauf will populäre plattdeutsche Dichtung nicht gerne verzichten.
Liebesbedürftige sind wir alle. Doch die Liebenden betrachten sich keineswegs als arm. Sie bewohnen ein Landgut, das nur Lyrikerinnen und Lyriker vermessen können: „Feyfhundert Muaren Hiemmelblo!“

Die Sammlung richtet sich auch an neugierige Literaturfreunde ohne besondere plattdeutsche Kompetenzen. Zu den ausgewählten Gedichten von Friedrich Wilhelm Grimme und Christine Koch in zwei Abschnitten gibt es übrigens durchgehend hochdeutsche Übersetzungshilfen.

Wann habt ihr Kafka zuletzt gelesen?

Das Schloß. Satz für Satz. Geschafft! Buchcover der Taschenbuchausgabe von 1968, Druck 1989.

Wann habt ihr das letzte Mal Kafka gelesen? Bei mir ist es schon sehr lange her. Jugend, Studentenzeit … trübe Erinnerungen an die Lektüre. Übrig blieben unscharfe Metaphern. Das Schloß als Sinnbild übermächtiger Bürokratie. Der hilflose K. Aber stimmen die Bilder?

In den vergangenen Jahren habe ich mich um eine erneute Lektüre, also eine Auffrischungs- oder Boosterlesung herumgedrückt. Das Leben war kafkaesk genug, und bekommt man von Kafka bei unsachgemäßer Anwendung nicht tiefe Depressionen?

Meine Vorurteile, also eigentlich die verzerrten und verblassten Nachurteile, leisteten Widerstand.

Vor einiger Zeit schnappte ich en passant die Meinung auf, dass Kafka in seinen Werken doch einen großen hintergründigen Humor zeigen würde.

Humor – das gefällt mir, und so bin ich dann in Das Schloß eingestiegen.

Das erste Drittel bestand mit meiner rosaroten Humorbrille aus vielen Slapstick-Situationen. Die beiden Gehilfen Jeremias und Artur erinnerten mich an die Weasly-Zwillinge Fred und George im Verein mit Kasperle auf Burg Himmelhoch.

Dieser lustige Einstieg wurde im zweiten Drittel mehr und mehr von Fremdschäm-Gefühlen verdrängt. K. und die Frauen. „Da darf man sich nicht hineinziehen lassen“ war mein Mantra und so ganz ist es mir nicht gelungen.

Im letzten Drittel erfährt K. wie in einem Drogenrausch das Absurdistan der Bürokratie. Traum und Wirklichkeit, so es sie denn gibt, verschwimmen mehr und mehr, wie überhaupt alle Dinge im Verlaufe des Romans nicht das bleiben was sie zu sein schienen.

Im ganzen Roman finden sich eine Unzahl von Absurditäten. Filmreif. Ist Das Schloß eigentlich verfilmt worden?

Ich weiß es (noch) nicht, denn ich habe vor, während und nach der Lektüre nicht gespickt. Kein Google, keine Wikipedia.

Der letzte Satz im Roman gehört der Wirtin, wie sie K. nachruft: „Ich bekomme morgen ein neues Kleid, vielleicht lasse ich dich holen.“

Spätabends habe ich das Buch zur Seite gelegt. Geschafft. Aber ich habe ein bisschen schlecht geträumt.



Umleitung: Coronaleugner, Impfpflicht, Gewalt an Frauen, ein Trip nach Dortmund, nachhaltige Mobilität und ein Ohrensessel.

Der Scooter (foto: zoom)

Eine „gespaltene“ Gesellschaft? Wir starren auf eine laute Minderheit von Schreihälsen – aber auch die Mehrheit hat Rechte … misik

Sozialpsychologin Lamberty: Angst vor Radikalisierung „kein Argument gegen eine Impfpflicht“… deutschlandfunk

Coronaleugner: Der internen Logik nach zählt bei manchen nur noch Gewalt … blicknachrechts

„Orange Your City“: Mehr als 60 Unternehmen setzen Zeichen gegen Gewalt an Frauen … nordstadtblogger

Im Schlepptau der Tourismus-Werbung: Wenn die Badische Zeitung einen Trip nach Dortmund empfiehlt … revierpassagen

Buchtipp: „Nachhaltige Mobilität für alle“ des Wuppertal Instituts … doppelwacholder

Der Ohrensessel, der keiner war: In meiner Erinnerung ist er dort schon immer gewesen, seitdem ich denken kann. Wir können aber rückwärts nicht weit denken … paralipomena

Was von einem nass-nebligen Tag bleibt: der Kahle Pön und die Ka-Lied

Hier hat es noch geregnet. Die Hochheide Kahle Pön mit Bänken, Kreuz und Blick Richtung Usseln (im Tal). (foto: zoom)

Das nass-trübe Wetter war eigentlich ideal für einen Museumsbesuch. Aber leider meide ich zur Zeit soweit es geht Innenräume, auch wenn ich gestehen muss, dass ich noch in der letzten Woche im Museum für Sepulchralkultur eine Sonderausstellung angesehen habe: „Suizid – Let’s talk about it!

Aber jetzt ist wieder Schluss mit lustig. Zum Kasseler Museumsbesuch verliere ich eventuell demnächst ein paar Worte. Heute nur: Empfehlenswert!

Seltsam, im Nebel zu wandern!

Der oder die Kahle Pön ist einerseits die Hochheide auf der hessischen Seite (Usseln), andererseits ein Gipfel (775,6 m ü. NN) auf der nordrheinwestfälischen Seite (Titmaringhausen, Düdinghausen) derselben Hochfläche. Ein wenig weiter östlich gibt es noch den Hohe Pön, einen Gipfel (793 m ü. NN) auf hessischer Seite.

Verwirrend diese ganzen Pöns. Die Bedeutung des Wortes habe ich noch nicht herausgefunden. Das naheliegendste wäre die Pön = Strafe, Buße aus dem Lateinischen als Rechtsbegriff. Vielleicht ein alter Richtplatz?

Also die Kahle Pön befindet sich auf hessischer Seite mit Gipfel in NRW. So viel scheint festzustehen.

Das ist der Gipfel. (foto: zoom)

Es gibt auf dem Rundwanderweg noch eine Nebenkuppe der Kahle Pön, die sogenannte Kalied oder auch Ka-Lied, von der aus man einen wunderbare Sicht Richtung Medebach und Winterberg hat.

Kalied mit Blick Richtung Medebach (foto: zoom)

Insgesamt komme ich mit geschickter Abkürzung eines imo uninteressanten Waldgebiets auf knapp fünf Kilometer Wegstrecke.

Erkenntnis: wenn man trübe Gedanken hat, lohnt es sich in trüb-nebligen Landschaften spazieren zu gehen. Habe jetzt beste Laune und freue mich auf ein gutes Buch. Kafkas Schloß. Der Mann hat Humor.


Umleitung: Dürkopp, die fünfte Welle, Corona-Warn-App, Energiewende, ein Denkmal für Gastarbeiter:innen, Juristenwahn, Mief und das Leben ist kein Wunschkonzert.

LWL-Industriemuseum Zeche Zollern: Dürkopp-Rennrad aus den 30er (?) Jahren des letzten Jahrtausends. Siehe 1. Link. (foto: zoom)

Dürkopp Adler: Die Jahre 1933–1945 … wikipedia

Trauma der Erinnerung: Anton Kusters‘ Fotografien des blauen Himmels über den Orten der Konzentrationslager … revierpassagen

Corona: Die fünfte Welle ist bereits in Arbeit … postvonhorn

Infektionsschutzgesetz: Corona-Warn-App könnte Luca bald obsolet machen … netzpolitik

Das Leben ist kein Wunschkonzert: Schaumschläger können noch so viele Phantasiegeschichten verbreiten, die Wirklichkeit wird davon leider nicht weggehen … misik

Energiewende und das Klima: Wie schaffen wir ein stabiles Stromsystem aus schwankenden Quellen? … scilogs

Mief (Satire): Gucken Sie mal eben nach, ob der noch lebt, und wenn er noch nicht tot ist, dann fragen Sie mal, ob er auftreten kann. Aha. Seit wann? Dann hat sich das wohl erledigt. Müssen wir die nächste Sendung mit Gottschalk irgendwie anders hinkriegen … zynaesthesie

200.000 Dortmunder:innen haben einen Migrationshintergrund: Ein Denkmal für Gastarbeiter:innen – Beteiligungsprozess für Ort und Gestaltung … nordstadtblogger

Juristenwahn im Kleinstgedruckten: Sparkasse will Zustimmung ihrer Kunden zu einem 92-seitigen (!) Dokument – Sonst droht die Kündigung … doppelwacholder

Umleitung: AfD-Landesparteitag in Schmallenberg, Justizlandschaft, Verschwörungstheoretiker, Influenza, Volk des Buches, Schule ohne Rassismus und Einbruch mit Überraschungen

Der November hat heute alles gegeben. Baum depressiv auf dem Kahlen Asten. (foto: zoom)

AfD-Landesparteitag in Schmallenberg: Gericht muss entscheiden … wdr

Zehn Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU: Veränderungen in der Justizlandschaft … derrechterand

Virtualisierung der Wahrheit und Abkehr vom Gemeinsinn: Warum gibt es Verschwörungstheoretiker? … endoplast

Influenza (Satire): „Und was würde Helene Fischer kosten?“ „Das ist gar nicht unsere Zielgruppe.“ „Wollten Sie lieber irgendwas Intellektuelles?“ „Bratwurst würde zur Not genügen.“ … zynaesthesie

Unorthodoxe Wolkensöhne: Juden sind das Volk des Buches. Das wissen alle, vielleicht bekommen wir deshalb zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Bücher geschenkt … prinzessinnenreporter

Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“: von Rechtspopulisten attackiert … nordstadtblogger

Einbruch mit Überraschungen: „Celine“ bietet leichtfüßiges französisches Boulevard-Theater … revierpassagen

Umleitung: Europa ist tot, Corona-Trottel, Pandemie und FDP, Graffiti in der Nordstadt, Westdeutsche Worte und dein Bücherregal.

We’re all mad here: Katzenbild in der Unterführung am Holländischen Platz in Kassel (foto: zoom)

Europa ist tot: Der Historiker Jürgen Zimmerer über die Berliner Republik und die Kolonialismus-Debatte … medico

Coronakrise in Österreich: Mit Trotteln reden bringt nichts … taz

Die Pandemie überrollt die FDP: Corona blüht. Deutschland verdorrt. Das Land leidet zweifach – unter dem Virus und den Ideologen, vor allem unter denen der FDP … postvonhorn

Graffiti-Projekt: 160 Kinder und Jugendliche verschönern Fassade in der Dortmunder Nordstadt … nordstadtblogger

„Dein Bücherregal verrät dich“: Grant Sniders Cartoons aus der Lesewelt … revierpassagen

Westdeutsche Worte: Autowandern … schmalenstroer

Friede den Hütten …

Ob der/die Autor*in wusste, dass er/sie Büchner und Weidig zitiert? (foto: zoom)

Lang ist es her, dass wir die Flugschrift von Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig in der Schule gelesen sowie hoch und runter, kreuz und quer interpretiert haben.

Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr an Einzelheiten erinnern, aber was blieb, war dieser revolutionäre Hauch, der Widerstand gegen die Obrigkeit.

Im Bücherregal steht eine Reclam Studienausgabe. Dreißig Seiten für die zwei Fassungen des Landboten (Juli und November 1834), dazu über 160 Seiten Anmerkungen, Materialien, Kommentare, Dokumente, Literaturverzeichnis und Nachwort. Ein Schnäppchen für 9.00 DM.

Ist die Schrift noch aktuell, zumindest metaphorisch? Friede den Hütten! Krieg den Palästen! Nach vielen Jahren einfach noch mal lesen.

Der Hessische Landbote.
Erste Botschaft.

Darmstadt, im Juli 1834.   

   Vorbericht.

Dieses Blatt soll dem hessischen Lande die Wahrheit melden, aber wer die Wahrheit sagt, wird gehenkt, ja sogar der, welcher die Wahrheit liest, wird durch meineidige Richter vielleicht ge[str]aft. Darum haben die, welchen dies Blatt zukommt, folgendes zu beobachten:

1) Sie müssen das Blatt sorgfältig außerhalb ihres Hauses vorder Polizei verwahren;
2) sie dürfen es nur an treue Freunde mittheilen;
3) denen, welchen sie nicht trauen, wie sich selbst, dürfen sie es nur heimlich hinlegen; 4) würde das Blatt dennoch bei Einem gefunden, der es gelesen hat, so muß er gestehen, daß er es eben dem Kreisrath habe bringen wollen;
5) wer das Blatt nicht gelesen hat, wenn man es bei ihm fin- det, der ist natürlich ohne Schuld.


Friede den Hütten! Krieg den Pallästen!

Im Jahr 1834 siehet es aus, als würde die Bibel Lügen gestraft. Es sieht aus, als hätte Gott die Bauern und Handwerker am 5ten Tage, und die Fürsten und Vornehmen am 6ten gemacht, und als hätte der Herr zu diesen gesagt: Herrschet über alles Gethier, das auf Erden kriecht, und hätte die Bauern und Bürger zum Gewürm gezählt. Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker. Der Bauer geht hinter dem Pflug, der Vornehme aber geht hinter ihm und dem Pflug und treibt ihm mit den Ochsen am Pflug, er nimmt das Korn und läßt ihm die Stoppeln. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Aecker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen.

[…]

Alles lesen:

https://de.wikisource.org/wiki/Der_Hessische_Landbote

Umleitung: Harte Fakten zum Klimawandel, Abenteuer Rechtsruck, Virus des Misstrauens, Journokalypse, Verschwörungstheoretiker und mehr.

Ein Blick zurück: LWL-Museum Zeche Zollern heute Abend. (foto: zoom)

26 harte Fakten zum Klimawandel: Der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon bezeichnete diese Gemengelage einst als „unheilvolles Gebräu“. In derselben Rede sagte er, der Klimawandel sei das „alles bestimmende Problem unserer Zeit“. Die Fakten geben ihm recht … nationalgeographic

Abenteuer Rechtsruck: Der Spurwechsel, der vor vier Jahren gewählt wurde, endete im Totalschaden. Man sollte daraus lernen … misik

Ein Virus des Misstrauens: Der russische Staatssender RT DE ist eine der wichtigsten Quellen für Corona-Leugner und „Querdenker“ in Deutschland. Eine Analyse zeigt die Reichweite der russischen Propaganda, die oft auf irreführende Behauptungen setzt … tagesschau

Virtualisierung der Wahrheit und Abkehr vom Gemeinsinn: Warum gibt es Verschwörungstheoretiker? … endoplast

Kutschaty: Sternstunde der Oppositionskunst … postvonhorn

Journokalypse: Egal wie die Lese-Quote heute hier ausfällt, ich werde daraus einen klaren Schreibe-Auftrag für den nächsten Text ziehen …. charly&friends

Geschichte der Fotografie: Wer war Lady Clementina Hawarden? … kwerfeldein

Buchvorstellung: „Ich bin ohne Sinnen gestorben.“ Leben und Leid der Rosa Schillings … doppelwacholder

„Ohne Schreiben hätte es kein Leben gegeben“: Zum 70. Geburtstag von Hanns-Josef Ortheil … revierpassagen