Das Missbrauchsverfahren vor dem Landgericht gegen den verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI. ist nicht unterbrochen. Das Landgericht teilt mit, dass an die Stelle des verstorbenen Beklagten die Erben treten.
(Pressemitteilung CORRECTIV)
Essen, 02. Januar 2023. Das Verfahren zur Verantwortung im Missbrauchsskandal gegen den Ex-Papst ist durch dessen Tod nicht unterbrochen, so heißt es in einem Schreiben des Landgerichts Traunstein, das CORRECTIV, dem BR und der Zeit vorliegt. Das Verfahren gehe weiter, da der verstorbene Ex-Papst „durch einen Prozessbevollmächtigten vertreten wurde. An die Stelle des verstorbenen Beklagten treten dessen Erben.“ Der Rechtsanwalt Andreas Schulz, der den Kläger Andreas Perr vertritt, sieht nun im Missbrauchsverfahren Papst Franziskus als den Rechtsnachfolger des Beklagten, da der verstorbene Papst emeritus Benedikt den Vatikan als Erbe eingesetzt habe.
„Nun muss Papst Franziskus entscheiden, ob er sich hinter der Immunität versteckt, oder ob er der Wahrheitsfindung Geltung verschafft“, sagt Rechtsanwalt Schulz, „für das Verfahren hat Papst Franziskus nun die Möglichkeit, die Archive des Vatikans zu öffnen und damit endlich für Transparenz zu sorgen“. Einblicke in die geheimen Vatikanakten könnten die Verantwortlichen für die Vertuschung der Missbrauchsfälle klar benennen.
Im Juni hatte der Berliner Rechtsanwalt Andreas Schulz für Andreas Perr, einem Opfer des notorischen Missbrauchstäters Peter H. aus der oberbayerischen Gemeinde Engelsberg/Garching an der Alz, eine Feststellungsklage eingereicht, wie CORRECTIV, BR und Zeit exklusiv berichteten. Das Erzbistum München und Freising hatte H. trotz bekannter Übergriffe und einer Verurteilung immer wieder in Gemeinden als Priester eingesetzt.
Die Klage richtet sich neben dem kürzlich verstorbenen Papst Emeritus Benedikt XVI. auch gegen das Erzbistum München und Freising, den Kardinal Friedrich Wetter und den ehemaligen Priester Peter H.. Der Anwalt will für seinen Mandanten erreichen, dass das Gericht den „Ersatz eines entstandenen Schadens“ festgestellt, der durch den Missbrauch verursacht wurde. Der ehemalige Priester H. hatte in den 1990er Jahren den Kläger sexuell missbraucht. In einem geheimen Kirchenurteil wurde dem verstorbenen Ex-Papst bereits eine Pflichtverletzung vorgeworfen.
Essen, 26.09.2022. Das Landgericht Traunstein hat ein zivilrechtliches Vorverfahren in einem Missbrauchsfall der katholischen Kirche eingeleitet. Die Feststellungsklage vor einem Zivilgericht richtet sich auch gegen Papst Emeritus Benedikt XIV., dem eine Mitverantwortung vorgeworfen wird.
(Pressemitteilung von CORRECTIV)
Das Landgericht Traunstein beginnt das Vorverfahren für eine Feststellungsklage gegen den Papst Emeritus Benedikt XVI. sowie gegen das Erzbistum München und Freising, den Kardinal Friedrich Wetter und den ehemaligen Priester Peter H. zu. CORRECTIV, dem Bayerischen Rundfunk und der Zeit liegen Unterlagen vor, wonach der ehemalige Papst Benedikt XVI. eine „Notfrist“ von einem Monat hat, die anderen Beklagten von zwei Wochen haben, um „die Absicht der Vereidigung anzuzeigen“.
Im Juni hatte der Berliner Rechtsanwalt Andreas Schulz für ein Opfer des notorischen Missbrauchstäters Peter H. aus der oberbayerischen Gemeinde Engelsberg/Garching an der Alz die zivilrechtliche Feststellungsklage eingereicht, wie CORRECTIV, BR und Zeit exklusiv berichteten.
Der Anwalt will für seinen Mandanten erreichen, dass das Gericht den „Ersatz eines entstandenen Schadens” in einem Zivilprozess feststellt, der durch den Missbrauch verursacht wurde. Damit würde vor einem weltlichen Gericht über die Verantwortung innerhalb der Kirche entschieden, auch wenn Fälle des Missbrauchs schon verjährt sind.
Der ehemalige Priester H. hatte in den 1990er Jahren den Kläger sexuell missbraucht. Der Kläger war Messdiener bei dem Täter H., der die Tat in einem geheimen Kirchenurteil bereits eingestanden hatte. In dem Urteil wurde dem Ex-Papst zudem eine Pflichtverletzung vorgeworfen.
Erzbistum setzte verurteilten Täter als Priester ein
H., der ursprünglich aus dem Bistum Essen stammt, wurde bereits wegen Kindesmissbrauch 1980 von Essen nach München versetzt, durfte aber weiter in Gemeinden mit Kindern tätig sein. Zu der Zeit der Versetzung war Joseph Ratzinger Erzbischof von München und für die Versetzung in die bayerische Gemeinde mitverantwortlich.
Recherchen zeigten, dass H. auch in der bayerischen Gemeinde bis in die 1990er Jahre Jugendliche missbraucht hat. Da die bisher bekannten Taten strafrechtlich verjährt sind, geht es in diesem Zivilprozess nun um die Anerkennung des entstandenen Schadens und damit um die Mitverantwortung der Bischöfe.
Ein Missbrauchsgutachten, das das Erzbistum München in Auftrag gegeben hatte, stellte im Januar für die damaligen Verantwortlichen des Erzbistums München und Freising sowie für den Kardinal Wetter „Beihilfe zum sexuellen Missbrauch“ fest. Ratzinger ließ damals über seine Anwälte mitteilen, dass er auch als Erzbischof von München und Freising nichts von der Vorgeschichte des Priester H. gewusst habe.
Sollte die Frist versäumt werden, kann das Gericht auf Antrag des Klägers ein „Versäumnisurteil“ verhängen. Vor dem Landgericht besteht Anwaltspflicht, daher müssen sich die Beklagten von einem Anwalt vertreten lassen.
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Die ehemalige Finnentroper Modeverkäuferin Maria Autsch ist in der katholischen Kirche als „verehrungswürdige Dienerin Gottes“ (venerabilis Dei serva) anerkannt. Das hat Papst Franziskus zu Pfingsten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen in Rom bestätigt.
Die Sauerländerin wurde 1900 als Kind einer katholischen Arbeiterfamilie in Rölleken bei Attendorn geboren, lebte nach einem Stellenwechsel des Vaters in Bamenohl und meldete sich später von Heinsberg aus zum Eintritt in das kleine Trinitarierinnen-Kloster im österreichischen Mötz. Sie erhielt 1934 den Ordensnamen „Angela Maria vom Heiligsten Herzen Jesu“.
Aufgrund von Konflikten mit dem nationalsozialistischen Regime wurde die Nonne in die Konzentrationslager Ravensbrück und Auschwitz verschleppt.
Das Besondere ihres christlichen Lebenszeugnisses wird durchaus unterschiedlich betrachtet. In dem Anfang der 1990er Jahre eingeleiteten Verfahren zur Seligsprechung legte man noch viel Wert darauf, dass Schwester Angela in der Zeit der Ordensverfolgung das Kloster ihrer Gemeinschaft auf kluge Weise geschützt hat, wodurch sie sich Feinde gemacht habe. Die Ablehnung der Nazis war stark ausgeprägt. Sie soll Hitler sogar vor Zuhörern als Plage für ganz Europa bezeichnet haben.
Aus heutiger Sicht ist der mutige Einsatz der Sauerländerin für ihre Mithäftlinge und die große Ausstrahlung ihrer Liebe selbst auf Atheistinnen wohl noch bedeutsamer als die Verteidigung des Ordens. Schwester Angela ermutigte andere Frauen im KZ zum Weiterleben und wurde als „Engel von Auschwitz“ betrachtet. In vielem entspricht sie einer neuen Sichtweise des gegenwärtigen Papstes, der die Nächstenliebe in seinem Verständnis von „Heiligkeit“ sehr hoch gewichtet.
Durch die Zuschreibung des sogenannten „heroischen Tugendgrades“ ist jetzt grundsätzlich der Weg frei für eine Seligsprechung. Da die Ordensfrau aus dem Sauerland jedoch kurz vor Weihnachten 1944 bei einem Bombenangriff auf das KZ umgekommen ist, wird ihr Tod nicht als Martyrium im strengen Sinn gewertet. Es müsste deshalb noch ein Wunder, das ihrer Fürsprache zugeschrieben wird, anerkannt werden. Traditionell denkt man hier an ein gleichsam „naturwissenschaftlich“ untersuchtes Heilungswunder. Im Licht der neueren Theologie könnte man jedoch auch an ein Wunder der Liebe, der Versöhnung oder der Gewinnung von neuem Lebensmut in scheinbar auswegloser Lage denken.
Erfolglos hatte in der Vergangenheit eine Finnentroper Ratsfraktion schon beantragt, eine Straße nach dieser Nonne zu benennen. In der diesjährigen Osterzeit ist das Buch „Sauerländische Lebenszeugen“ über Friedensarbeiter, NS-Verfolgte und Märtyrer aus Südwestfalen erschienen. Es enthält ein ausführliches Kapitel über Angela Maria Autsch. Dass wenige Wochen später ihre Würdigung in Rom erfolgen würde, war bei Erscheinen dieser Publikationen freilich noch völlig unbekannt.
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Literaturhinweis:
Peter Bürger: Sauerländische Lebenszeugen. Friedensarbeiter, Antifaschisten und Märtyrer des kurkölnischen Sauerlandes. Zweiter Band. Norderstedt 2018, S. 51-74. (ISBN: 9783746096834) – Das Buch kann überall vor Ort im Buchhandel bestellt werden.
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Dieser Artikel ist der 22. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute berichtet unsere Autorin von Problemen mit den Nachbarn und denkt über Papst, Parteien und den kürzlich verstorbenen mexikanischen Schriftsteller Carlos Fuentes nach. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
¡Hola a todos!
Stell dir vor, du öffnest nachmittags deine Wohnungstür und davor liegt ein Brief. Du hebst ihn auf. Auf dem Umschlag steht „Dringender Warnruf an alle Bewohner dieses Hauses“ (handschriftlich), du öffnest den Umschlag und liest auf einem Blatt (wieder handschriftlich), dass die neue Nachbarin von der Wohnung gegenüber der Kopf eines Drogenkartells sei, die unter dem Deckmäntelchen einer Immobilienfirma agiert.
Die Sanchez-Schwestern hätten schon unzählige, unschuldige Menschenleben auf dem Gewissen und würden nun die Abstellkammern auf dem Flachdach für ihre Drogen nutzen. Was würdest du mit diesem anonymen Brief machen?
a) zur Polizei gehen
b) denken, das ist ja toll, dann brauche ich nicht einmal mehr das Haus verlassen, wenn ich mal was brauche
c) als Fake abtun
So ein Brief lag letzte Woche vor unserer Tür und wir sind damit erst einmal zu unserem Parkplatzpatron Agustin gegangen (Vorschlag a) ist in diesem Land eigentlich immer die schlechteste Idee). Denn wenn es in unserem Bekanntenkreis einen Experten für uns unverständlich mexikanisches Verhalten gibt, ist es Agustin.
Der war in den letzten Wochen damit beschäftigt seinen 23jährigen Sohn untertauchen zu lassen, da er im Internet Leute erpresst haben soll. Als wir sagten, dass das doch eine Unterstellung sei, blickte Agustin uns mit seinen langbewimperten Dackelaugen an und schüttelte fast unbemerkt seinen Kopf. Er merkte dazu an, dass daran nur die schwierige familiäre Situation zu Hause schuld sei. Ich dachte nur, der Typ ist 23, irgendwann ist doch auch mal Schluss mit der elterlichen Fürsorge.
Racheakt und Rufmord?
Na ja, jedenfalls konnte Agustin den Brief zielgerecht einordnen: Scheint ein Racheakt zu sein. Typischer Rufmord. Entweder eine geschasste Muchacha oder jemand aus dem Haus.
Da Agustin meinte, es sei eine Frauenschrift, grenzte sich der Personenkreis im Haus sehr stark ein. Dann könnte es nur die Mutter von Flachdachkantatensänger Rodrigo sein. Wenn man daran glaubt, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, könnte das sogar passen. Denn ganz frisch wirken ja beide nicht auf mich.
Die neue Nachbarin ist mittlerweile eingezogen und mir sind noch keine weiteren Details aufgefallen, die darauf hinweisen könnten, dass sie eine Drogenbaronin sein könnte. Das Einzige, was auffällt, ist, dass sie wohl einige unglücklich verlaufene Liftings hinter sich und mindestens sechs Schlösser an ihre Wohnungstür angebracht hat.
Ansonsten ist sie nicht gerade die sympathischste Erscheinung: Während ihrer Wohnungsrenovierung hatten wir einige eher unerfreuliche Aufeinandertreffen (einmal hatten ihre Elektriker einfach unser Hauptstromkabel abgeknipst, einmal hatte der Installateur einfach die Wasserrohre mit Zeitungen zugestopft, so dass unsere Küche unter Wasser stand). Aber auf die Idee, die Alte könne eine Kartellchefin sein, wäre ich im Leben nicht gekommen.
Carlos Fuentes im Alter von 83 Jahren gestorben
Die sonstige Nachrichtenlage gibt leider auch sonst nicht viel Erfreuliches her:
Wieder mehrere Massaker im Norden, die letzten drei Senatoren des Bundesstaates Tamaulipas werden beschuldigt mit einigen Drogenkartellen gemeinsame Sache gemacht zu haben, zwei hochrangige Militärs sind mit dem gleichen Vorwurf in der letzten Woche festgenommen worden (was hier eine absolute Ausnahme darstellt) und dann ist am Dienstag auch noch Carlos Fuentes im Alter von 83 Jahren gestorben. Seitdem schaue ich mir in den Zeitungen eine Fotostrecke nach der anderen an, im Palacio Bellas Artes wurde der Schriftsteller aufgebahrt und alles, was Rang und Namen hat, war vor Ort.
Ich jedenfalls muss nun seit Tagen schamvoll gestehen, dass ich (noch) nichts von ihm gelesen habe. Habe mir aber sagen lassen, dass „Aura“ ganz toll sein soll. Vergleiche sind ja immer schwierig, aber ich habe mir Herrn Fuentes als eine Art mexikanischer Günter Grass vorgestellt. Jedenfalls, was seine öffentliche Wirkung betrifft. Ob ich damit richtig liege? Man darf mich korrigieren.
Wenn der Papst kommt und die Drogenkartelle halten Waffenstillstand von drei Tagen ein
Auch sonst ist in letzter Zeit einiges losgewesen: Der Papst war da. Zum Glück nicht in der Stadt, sondern 300 Kilometer weiter im Norden, in Guanajuato und Umgebung.
Mexiko-Stadt läge ihm zu hoch. Und dann noch die Befürchtung, er könne die Luft nicht vertragen. In diesem Punkt hat er sogar mein Verständnis, das sich ansonsten ziemlich in Grenzen hält.
Passend zum Papstbesuch habe ich eine Biographie Pius XII. (John Cornwell: Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat, Verlag C.H. Beck, München 1999) gelesen. Falls jemand noch ein paar Gründe braucht, um aus der katholischen Kirche auszutreten, in diesem Buch wird er fündig.
Meine Lieblingsstelle ist übrigens die, wie geschildert wird, dass sich der windige Leibarzt nach dem Ableben des Papstes einer „neuen“ Methode bei der Einbalsamierung bedienen wollte und deswegen nicht die Organe entfernte. In der sommerlichen Hitze zerplatzten diese dann im Leichenwagen und bei der Aufbahrung im Petersdom verfärbte sich das Gesicht des toten Papstes von grün-gelb zu purpurrot. Zu guter Letzt verfärbte sich die Nase schwarz und fiel vor der Beisetzung ab.
Ach ja, die Drogenkartelle haben während des Papstbesuches ihre Kämpfe eingestellt und damit den Lösungsweg für das hiesige Dilemma aufgezeigt: Der Papst muss einfach den Vatikan nach Mexiko verlegen. Vielleicht würden dann diese Scheinheiligen auch länger als drei Tage das Morden sein lassen.
Piraten – Partei ohne Programm
Zwischenzeitlich überkam mich das Gefühl aus dem politischen Alltagsgeschäft Deutschlands raus zu sein. Vor kurzem war ein längerer Artikel über die Piraten in der Tageszeitung „La Jornada“, woraufhin mich mehrere mexikanische Bekannte fragten, was denn diese neue Partei in Deutschland wolle. Ich konnte daraufhin nur mit den Schultern zucken. Soweit ich weiß, hat sie noch nicht einmal ein Programm. Unglaubwürdiges Staunen bei meinen Gegenübern. Eine Partei ohne Programm und dann so erfolgreich, wie geht denn das? Vielleicht ist ja gerade das der Erfolg.
Aber ehrlich gesagt, konnte ich das Phänomen nicht erklären. Dass sie wohl ein Phänomen sein muss, sehe ich an den Wahlergebnissen zur NRW-Wahl. Selbst im Hochsauerlandkreis konnten die Piraten punkten. Und das will schon was heißen.
Präsidentschaftswahlkampf in Mexiko
Der hiesige Präsidentenwahlkampf hat auch begonnen. Doch mehr als ein tägliches Foto der Präsidentschaftskandidaten bei irgendwelchen Veranstaltungen in irgendwelchen Bundesstaaten in den Zeitungen ist mir noch nicht aufgefallen. Vielleicht ist es doch wie bei den Piraten, dass keiner der drei ernstzunehmenden Kandidaten ein Programm hat.
Es gibt auch noch einen vierten Kandidaten, Gabriel Quadri de la Torre von der „Partido Nueva Alianza“, die sich von der „Partido Revolucionario Institucional/ PRI“ („Institutionelle Partei der Revolution“) und der „Partido Verde“ („Grüne Partei“) abgespaltet hat. In Deutschland würde man seine Positionen wohl „grün“ nennen (Umweltschutz, Eintreten für die Homo-Ehe etc.). Aber da die Grünen hier u.a. für die Todesstrafe plädieren, hinkt jeder Vergleich zwischen den Grünen hier und in Deutschland.
Wie dem auch sei: Quadri erscheint eigentlich als Alternative, aber bei einer Wahlveranstaltung in der letzten Woche von Studierenden Hitlerismus (was soll das sein?) vorgeworfen. Habe ich nicht verstanden, vielleicht tritt er auch für Fleischverzicht ein und Hitler war ja Vegetarier.
Eindeutiger ist da wohl die bewegte Vergangenheit des PRI-Kandidaten Enrique Peña Nieto: Jedenfalls liegt zur Zeit in jeder Buchhandlung das Buch „Las mujeres de Peña Nieto“ („Die Frauen des Peña Nieto“ ) aus (aktuell ist er mit einer Schauspielerin verheiratet).
Von „Merkel und ihren Männern“ habe ich zum Glück bislang nichts gehört. Aber wer weiß, welche Überraschungen uns noch vor der nächsten Bundestagswahl erwarten.
Nur eins ist wohl gewiss: Röttgen wird wohl nichts mehr. Aber vielleicht überrascht er uns bald mit einem Buch: „Der Röttgen-Ratgeber- Wie zerstöre ich meine Karriere innerhalb einer Woche?“.
Heute besucht der Papst Mexiko, eine von zwei Stationen seiner Lateinamerika-Reise. Die mexikanische Maria ist die Jungfrau von Guadelupe, eine der bedeutendsten Marienheiligtümer überhaupt. Doch wie kam Maria nach Mexiko?
Nach der Eroberung der Aztekenstadt Tenochtitlán verehrten die spanischen Conquistadoren ihre Jungfrau Maria. Maria mit europäischen Antlitz. Tempel und Heiligtümer der erobten Azteken wurden zerstört, der Katholizismus sollte den sogenannten heidnischen Glauben ersetzen.
Am Morgen des 9. Dezember 1531 ereignete sich der Legende nach folgendesWunder:
Der bereits getaufte 57-jähriger Landbesitzer Juan Diego (Geburtsname: Cuauhtlatoatzin), hatte eine Vision: eine dunkelhaarige, braunhäutige, indigene Frau erschien ihm und forderte ihn auf, eine Kirche zu errichten. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, ließ die Jungfrau Rosen auf dem kargen Boden erblühen. Insgesamt erschien die mexikanische Maria fünf Mal und konnte schließlich auch den skeptischen Bischof von sich überzeugen.
Der Ort dieser Erscheinung, der Berg Tepeyac, war ebenfalls bedeutsam, hatte doch hier zunächst ein Aztekentempel gestanden, welchen die Spanier zerstörten. Dennoch pilgerten die nicht-katholischen Mexikaner weiterhin an diesen Ort. Da kam ein Wunder ganz gelegen, um die heidnische Götterverehrung zu beenden und dieser Stelle endlich ein katholisches Gepräge zu geben.
Sollten Menschen bei dieser Legendenbildung nachgeholfen haben, so war dies ein genialer Schachzug: Mit Hilfe der Jungfrau von Guadelupe gelang es der katholischen Kirche, einen Großteil der indigenen Bevölkerung Mexikos dauerhaft auf ihre Seite zu ziehen. Der Erfolg wird auch heute wieder während des Papstbesuchs zu bewundern sein.
Oktoberfest: Ein Selbstversuch im Dirndl … endoplast
Papstreise: „Offensiv vorgetragene Rückzugsgefechte … Ich kenne sogar den einen oder anderen Christdemokraten, der für die Trennung von Staat und Kirche ist. Nur haben sie leider nichts zu sagen“ … hpd
Duisburger Kreuz- und Querdenkerei: Formfehler, Grammatikfehler oder welche Hausnummer? … jurga
Unna rechts: „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ und „Unna erwache“ brüllend, zogen am Freitagabend zwischen 40 und 45 Neonazis durch Unna … nrwrechtsaussen
Dortmund: The Return of the Spezialdemokraten … ruhrbarone
GRÜNE werben für Sozialticket: Hagens Verweigerungshaltung ist blamabel … doppelwacholder
“Der Seiltänzerâ€: Ein Priester in Westfalen. Zum Schluss ein wenig verschwurbelt, meinen die … revierpassagen
Die WAZ, die BBC, die “political correctnessâ€: und was das mit Axel Springer zu tun hat … pottblog
Wer ganz oben fällt, fällt weich: Wen beerbt Guttenberg? … postvonhorn (den dort verwendeten Begriff „getürkt“ finde ich übrigens Sch …)
Der Blog als Buch: Das war nicht von uns geplant, sondern eine Idee des epubli-Verlags in Berlin … WirInNrw (Anmerkung: Kann man machen, wie auch die Ruhrbarone schon lange ein „Printding“ herausgeben. Leider schwächelt der Blog WirInNRW in letzter Zeit, so das ich denke: Print oder nicht Print, das ist hier nicht die Frage, sondern bloggt!)
FDP Niedergang: Die Null muss stehen, meint … neheimsnetz
Tag der offenen Moschee: Vertrauen durch Begegnung schaffen … derwesten
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