• Startseite
  • Brennessel
  • Franzosenfriedhof
  • Siedlinghausen
  • Freizeit
  • Galerie
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Datenauszug
  • Daten Löschen
zoom

Search Results: Peter Bürger

You are browsing the search results for Peter Bürger

Anmerkungen zu Peter Bürgers „Possenspiel um Lorenz Jaeger“ [1]

20. Dezember 2020 / Hinterlassen Sie einen Kommentar / Nadja Thelen-Khoder

„Verschwörung“ ist ein diskreditiertes Wort, das meist nur noch als Kompositum „Verschwörungstheorie“ in Erscheinung tritt. Die Originalausgabe des Buches von 1995 heißt denn auch „Das Geheimnis der Ritter vom Heiligen Grabe“, und schon 2002 erschien dem Orbis-Verlag das Wort wohl „reißerischer“.

Der in Peter Bürgers Beitrag erwähnte „Ritterorden vom Heiligen Grab“ heißt genau „Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem“, lateinisch „Ordo Equestris Sancti Sepulcri Hierosolymitani“, Ordenskürzel „OESSH“, und benennt auf seiner Internetseite http://www.oessh.net heute noch den Schlachtruf von 1099 als sein Motto: „Deus lo vult“ („Gott will es“).

(Artikel als PDF:  Anmerkungen zu Peter Bürgers Artikel Possenspiel)

Die deutsche „Statthalterei“ wurde im Dezember 1933 in Köln gegründet. Am 9.5.1954 wurde Friedrich August Freiherr von der Heydte zusammen mit Hans Filbinger von Lorenz Jaeger in Freiburg investiert; drei Jahre später war mein Freiherr [2] „Statthalter der deutschen Statthalterei“.

Seit 1951 war er im CEDI aktiv, war Mitglied der „Abendländischen Akademie“, Mitbegründer der Organisation „Rettet die Freiheit“ und neben sehr vielem anderen auch Professor für Völkerrecht sowie bayerisches Staatsrecht an der Universität Würzburg. Er war es auch, der durch seine Anzeige wegen „Landesverrat“ die „Spiegel-Affäre“ genannte Staatsaffäre auslöste, daraufhin von seinem Verteidigungsminister zum Brigadegeneral der Reserve ernannt wurde und den dann wegen seiner Lügen „zurückgetretenen“ Franz-Josef Strauß ein Jahr später mit nach Spanien nahm, wo er vor Franco und vielen anderen „katholischen“ Militärs und ihrer Regierungen im CEDI über „Europa in der NATO“ sprach.

Immer, wenn ich jemanden auf das „Centro Europeo de Documentación e Información (CEDI)“ anspreche, ernte ich fragende Blicke – selbst in Spanien, wo seine Mitglieder sich alljährlich mit Vorliebe im Escorial (!) und im Vaille le los Caídos versammelten – , und auch Friedrich August Freiherr von der Heydte ist wenigen Demokraten bekannt. Wie ist das möglich, bei solch geballter Macht, bei solchen Versammlungen der Mächtigen an solchen Orten?

Lorenz Jaeger war von 1950 bis 1965 Großprior der deutschen Statthalterei der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Friedrich August Freiherr von der Heydte von 1958 bis 1965 der Statthalter der Deutschen Statthalterei. 1965 wurde Lorenz Jaeger Kardinal. Der Freiherr zeigt in seinen überaus lesenswerten Memoiren „Muß ich sterben, will ich fallen“ – gewidmet „Dem Vorkämpfer für die Einheit eines christlichen Europas Dr. Otto von Habsburg in Treue und Ergebenheit“ (Otto von Habsburg war als letzter Thronerbe Ehrenvorsitzender des CEDI auf Lebenszeit) – auch das Photo „Im Gespräch mit Kardinal Jäger, dem früheren Erzbischof von Paderborn, in Rom“. Der Freiherr veröffentlicht seine Lebenserinnerungen zur „Spiegelaffäre“, der Geburtstagsfeier mit Franz-Josef Strauß in Angola, seiner Lehrtätigkeit in Südafrika u.v.a.m. 1987 und erhält im gleichen Jahr das Bundesverdienstkreuz. Viele andere Photos sind auch darin, z.B. „Der griechische Koordinationsminister, Oberst N. Makarezos, begrüßt meine Frau und mich zu einem Dinner der ,Auberge’ am 28.5.1970 in Athen“ und „Der Sohn Tschiang Kai-scheks, Oberbefehlshaber der National-Chinesischen Armee, bei einer Parade zu meinen Ehren“.

Read More →

Erstellt in: Geschichte, Rechtsextremismus, Religion / Getaggt mit: Erzbischof Lorenz Jaeger, Friedrich August Freiherr von der Heydte

„Rufer in der Wüste“ – ein Abend mit dem Pazifisten und Publizisten Peter Bürger in Brilon

12. März 2019 / 2 Kommentare / G. Joch-Eren

Peter Bürger und Georg D. Heidingsfelder (1899-1967), Nonkonformist aus Meschede (foto: sbl)

Auf Einladung der Kreistagsfrakion Sauerländer Bürgerliste reiste Peter Bürger am 11. März 2019 unter ungünstigen Umständen von Düsseldorf mit der Bahn nach Brilon und kam – trotz scheußlichstem Wetter mit Wind und Graupelschauern, Zugausfällen und –verspätungen – pünktlich im „Tommy’s“ im Kolpinghaus an.

Peter Bürger, geboren 1961 in Eslohe im Sauerland, studierte katholische Theologie, arbeitete als Krankenpfleger und ist seit vielen Jahren als freier Publizist tätig. Er ist Mundart- und Heimatforscher, Buchpreisträger und engagiert sich in der Friedensbewegung. Kurz: Er hat viel Elan, eine Menge Arbeit und ein volles Programm.

Auftakt zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“
Bahnfahren ist ein Erlebnis! Am Montag dem 11. März, dem Auftakt der „Internationalen Wochen gegen Rassismus, war irgendwo zwischen Düsseldorf und Brilon-Wald Zivilcourage gefragt. Ein nicht gerade höflicher und netter Schaffner machte einen jungen Farbigen rassistisch an. Peter Bürger intervenierte und … hatte sofort fünf Unterstützer an seiner Seite. Passt das nicht wunderbar zum Beginn der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“!? Dazu Peter Bürger: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ (Anmerkung: Auch bei der Deutschen Bahn AG.)

Sauerländische Friedensboten
„Heimat“ ist nach Meinung der Verfasserin dieses kleinen Beitrags ein reichlich überstrapazierter oder oft nicht im passenden Kontext verwendeter Begriff.

Wohltuend ist dagegen der „Heimat“-Ansatz von Peter Bürger. Einen Teil seiner Forschung widmet er den „Friedensarbeitern, Antifaschisten und Märtyrern des kurkölnischen Sauerlands“. Zu ihnen zählt er den Propstdechant Joseph Böhmer, den Pfarrvikar Otto Günnewich, den Bauernsohn Carl Lindemann, Dr. Josef Kleinsorge, Bäckermeister Josef Quinke, die Brüder Josef und Theodor Rüther, Franz Stock und viele andere mutige Menschen.

Deren gemeinsame Botschaft heißt:

„Versagt euch den völkischen Hetzern und der Kriegsmaschinerie! Sagt NEIN!“

Ob diese Aufforderung wohl den Anhängern der AfD und den anderen rechtslastigen und faschistischen Gruppierungen, den Lobbyisten der Waffenindustrie und mehr oder weniger hochrangigen Politiker/innen und anderen einflussreichen Kreisen gefällt?

Menschen und Bilder aus vergangener Zeit
Peter Bürger zeigt ein Foto eines „dekorierten“ jungen Militärseelsorgers aus der Zeit des I. Weltkriegs. „Der Krieg ist Wille Gottes“ hat er, hat der Klerus gepredigt. Und ganz perfide: „Wenn ihr betet, kommen die Soldaten zurück.“ Das bewahrheitete sich bekanntlich nicht. Nach dem WK I kam es zur ersten großen Kirchen-Austrittswelle. Der junge Seelsorger auf dem alten, vergrauten Bild wurde später Erzbischof von Paderborn. Das völkische Denken behielt er bei.

Mutige und Denunzianten
Von der Leinwand schaut jetzt ein selbstbewusst wirkender, gutaussehender junger Mann in gepflegtem Zivil: Josef Rüther, geboren 1881 in Assinghausen. Er war früh Halbwaise. Sein Vater, ein Wanderhändler, starb schon 1888. Josef wurde später Lehrer am Gymnasium Petrinum in Brilon.

Nach dem WK I gründete Rüther den „Friedensverband der Deutschen Katholiken“ und schrieb gegen das was ihm missfiel an: „Heimat ist kein Besitz!“.

Sein Bruder Theodor, ein katholischer Geistlicher, war Vorsitzender der Zentrumspartei im Sauerland.

Peter Bürger bezeichnet beide Brüder als „verblüffend hellsichtig“. Sie organisierten Veranstaltungen von bis zu 1.000 Leuten, wie 1931 eine große deutsch-französische Friedenskundgebung auf dem Borberg bei Brilon.

Das blieb nicht ohne Folgen. Bereits 1930 wurde Josef Rüther in seiner Schule bespitzelt. „1933 war er weg vom Fenster“. Bruder Theodor bekam Berufsverbot. Josef Rüther musste flüchten und sich zeitweise im Wald verstecken. Zum Glück überlebten beide Brüder und auch die Frau von Josef Rüther die Nazi-Zeit.

Noch lange nach dem Ende des Kriegs taten sich Sauerländer mit Josef Rüther schwer.
Vor ca. 15 Jahren hätte ihm gegenüber ein hier bekannter Heimatforscher geäußert, Rüther habe unverantwortlich gehandelt, erzählt Peter Bürger.

„Rufer in der Wüste“ …
… haben oft einen schweren Stand.
Viele Männer und Frauen, über die Peter Bürger und andere Historiker recherchierten, bezahlten ihren Friedenseinsatz sogar mit dem Leben. Beispielhaft erwähnen wir hier:

  • Angela Maria Autsch aus Finnentrop. Sie starb 1944 als „Nonne von Auschwitz“ im KZ.
  • Otto Günnewich, Vikar im Sauerland, wurde ins KZ abgeholt und später vergast.
  • Josef Hufnagel aus Dünschede bei Attendorn. Er wurde zum Tode verurteilt.
  • Ferdinand von Lüninck aus Ostwig wurde vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
  • Karl Petersen, Pfarrer in Reiste, wurde von der Gestapo abgeführt. Er starb 1944 in Dachau.

Einige mutige Fauen und Männer konnten nach Kriegsende ihre Friedensarbeit fortsetzen. Dafür ernteten sie zu ihren Lebzeiten nicht immer Anerkennung. Hier nur zwei Beispiele:

  • Georg D. Heidingsfelder, Nonkonformist aus Meschede
  • Irmgard Rode, Linkskatholikin und Pazifistin aus Meschede

Die andere Seite
Peter Bürger lässt auch die, die das alles zugelassen und/oder aktiv an den Verbrechen beteiligt waren, nicht unerwähnt, wie einen Nazi-Landrat aus Arnsberg, der das Hakenkreuz auf Kirchtürme platzierte.

Eine der Ausnahmen sei der Arnsberger Propst Joseph Bömer, der sich für Opfer der Zwangssterilisation einsetzte.

Zu der Frage, wie viele von den Zentrums-Leuten umgefallen sind, fehlten noch Forschungsergebnisse. Es sei ein Märchen, dass die Zentrumsgesellschaft Widerstand geleistet hat.

Nazis und Kirche im Sauerland hätten kooperiert, und zwar viel mehr als nach 1945 erzählt wurde. „Widerständler waren die Ausnahme. Die Mehrheit hat die Klappe gehalten. Die Massenmorde fanden vor der Haustür statt“.

Eine Widerstandsgruppe katholischer Pazifisten hätte es in Warstein gegeben. Sie nannte sich die „Warsteiner Kreuzfahrer“.

Die Frauen
Und auf die Frage, wie sich die weibliche Hälfte verhielt, ob sie sich nicht so schnell hat gleichschalten lassen, antwortet der Historiker: „Es war versteckte Subversion. Das ganze Ausmaß bekommen wir nicht mehr erforscht.“

Besser erforscht sei das Kapitel „Frauen als Mittäterinnen“. Exemplarisch nennt er die „schlimmste Nazi-Propagandistin“ Josefa Berens (auch bekannt als Josefa Berens-Totenohl.)

Wir, die Kirche und die AfD
Nach Meinung von Peter Bürger gibt es in der Sauerländischen Christdemokratie „Leute, die mit der AfD ins Bett gehen“.
Doch: „Gegen Rechts sind wir in der Mehrheit, immer noch. Wir haben mehr antifaschistische Substanz.“ Aber dass wieder braune Leute im Bundestag sitzen, bedeute, wir müssen wachsam sein! Das Rechte Denken ginge tief in das Bürgertum hinein. Entsetzt sei er über das, was wieder sagbar ist. Faschisten betitelt Peter Bürger als „verkappte Todesanbeter!“

Zurück in die Zukunft
„Die menschliche Zivilisation steht an der Scheide“, warnt der Historiker. „Die Schüler kapieren das, die Bundeskanzlerin nicht. Wir füttern die Rüstungsindustrie. Wir füttern die Mordlust in aller Welt.“

Und natürlich hätten Schülerinnen und Schüler ein Recht zu streiken und ein allgemein politisches Mandat.

Die entscheidende Frage laute: „Scheitert der Homo sapiens?“

Peter Bürger spricht von „der letzten Chance für eine Kehrtwende“ und, dass Frieden einer der Hauptzwecke deutscher Staatlichkeit ist. Das hätten seinerzeit Guido Westerwelle und die Liberalen richtig erkannt. Der Friedensforscher kritisiert heftig, dass Deutschland bei den Pro-Atomwaffen-Ländern steht. Und er warnt eindringlich vor dem Atom-Krieg-Argument „Die anderen haben ja auch …“ mit dem die deutsche Teilhabe begründet wird.

Der Pazifist Peter Bürger befürchtet:
„Die kommende Barberei wird das was unter den Nazis möglich war, um ein Vielfaches überschritten.“

Doch er meint auch:
„Mit Schwarzmalerei kann man keinen Widerstand erreichen. Wir können nur was mit Liebe am Leben erreichen!“

———————————————–

Nachsatz I
Wer nun noch aus statistischen oder banaleren Gründen wissen möchte, wie viele Zuhörer/innen am 11. März im Restaurant „Tommy´s“ dabei waren, dem verraten wir das gerne. Schließlich war die Veranstaltung öffentlich. Also, wir zählten 25 Leute plus 3 junger Männer, die mal kurz von hinten in den Saal geguckt haben.

Ja, es hätten gerne mehr Gäste sein können. Das ist aber nicht das Ende der Fahnenstange. Peter Bürger kommt sicher gerne wieder zu einer Veranstaltung ins Sauerland, vielleicht auch noch einmal zu einer der Sauerländer Bürgerliste!? Wir würden uns jedenfalls sehr darüber freuen.

Nachsatz II und III
Unserem Gast und Referenten Peter Bürger vielen Dank für seine unermüdliche und wertvolle Forschungsarbeit, die Wissensvermittlung, für die Beantwortung etlicher Fragen und, last not least, für keine Sekunde Langeweile!

Bei der Stiftung „Internationale Wochen gegen Rassismus“ bedanken wir uns, dass wir diese Veranstaltung mit ihrem Label versehen durften!

PS: Literaturhinweise reichen wir nach.

Erstellt in: Geschichte, Lokales, Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Religion / Getaggt mit: Brilon, Internationale Wochen gegen Rassismus, Peter Bürger, Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW)

Friedenslandschaft Sauerland – Peter Bürger im gemeinsamen Kirchenzentrum Meschede

2. Juli 2018 / 3 Kommentare / zoom

Der Publizist und Historiker Peter Bürger umreißt vor 50 ZuhörerInnen im gemeinsamen Kirchenzentrum Meschede die “Friedenslandschaft Sauerland”. (foto: zoom)

Zum Auftakt ihres 50-jährigen Jubiläums hatten die „Freunde der Völkerbegegnung“ (FdV) am vergangenen Donnerstag zu einem außergewöhnlichen heimatgeschichtlichen Vortrag in das Gemeinsame Kirchenzentrum in Meschede eingeladen. Der Theologe und Publizist Peter Bürger stellte Strömungen und Persönlichkeiten der „Friedenslandschaft Sauerland“ vor.

Vor dem historischen Hintergrund von Weimar, Weltkrieg und Nachkriegsszeit entwickelte Bürger die Vision einer offenen Gesellschaft, die heute von alten und neuen Nazis sowie Rechtspopulisten bedroht sei.

Bürger: “Das neue rechte Heimatgerede ist hohl und leer. Heimat ist kein Besitz, Heimat ist ein Geschenk: Heimat ist Offenheit!”

Die Rechte heute wolle nur kaputtmachen, statt zivilgesellschaftliche Kleinräume zu gestalten.

Glaubwürdige Beheimatung, so Peter Bürger, könne ein Mensch nur in der Begegnung zeigen, oder wie es Meister Eckhart schon vor 700 Jahren sinngemäß formuliert habe: Wenn du dich selber liebst, wird auch ein entfernter Mensch dir nahe sein.

Die Menschheit sei eine Familie, die heute vor großen ökologischen Problemen und Kriegsgefahren stehe. Die Probleme könnten nur gemeinsam und nicht gegeneinander gelöst werden.

Humanisten und Christen müssten sich offensiv in die Heimatdiskussion einbringen. Heimat sei immer eine Interpretationsangelegenheit: Blut und Boden oder friedensbewegt.

Mit dem Projekt “Friedenslandschaft Sauerland”, will Peter Bürger das Schöne zeigen, Beispiele pazifistischer und humanistischer Sauerländer Persönlichkeiten, die sich in ihrer Zeit (Weimar/Nationalsozialismus) gegen Militarismus, Faschismus und Antisemitismus wandten und sich nach 1945 in der Arbeit mit Flüchtlingen aus dem Osten engagierten.

Nazi-Straßennamen abschaffen, aber auch das Schöne zeigen – die Friedenslandschaft Sauerland (foto: zoom)

Das Sauerland habe eine pazifistische Tradition. Als die Region vor 200 Jahren hessisch und dann preußisch wurde, so Bürger, behagte den Leuten die Pflicht zum Kriegsdienst überhaupt nicht. Es kam zu massenhaften Desertationen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Sauerland eine Hochburg des Friedensbundes deutscher Katholiken. In diesem Verband glaubte keiner, man könne „Heimat“ mit massenmörderischen Kriegswaffen und rassistischer Hetze verteidigen.

In seinem Vortrag voller biografischer und historischer Details stellte Peter Bürger sauerländische Frauen und Männer vor, die sich den Wahngebilden der Gewalt mutig entgegengestellt haben.

Dazu gehörten: Irmgard Rode aus Meschede, Georg Heidingsfelder aus Meschede, Josef und Theodor Rüther aus Assinghausen, Pfarrer Peter Grebe aus dem Kreis Olpe und viele mehr …

Wenn ich die Geschichte dieser herausragenden Menschen hier hier auch nur knapp wiedergeben sollte, würde der Bericht den Rahmen des Blogs sprengen. “Mir schwirrt der Kopf”, sagte Maria Hüser, Vorsitzende der FdV nach Vortrag und Diskussion.

Doch zum Glück gibt es die “Friedenslandschaft Sauerland” mit ihren Beiträgen auch als Buch oder PDF zum Nachlesen:

Bürger, Peter (Hg.): Friedenslandschaft Sauerland –cBeiträge zur Geschichte von Pazifismus undcAntimilitarismus in einer katholischen Region. = daunlots. internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 77. Eslohe 2015. www.sauerlandmundart.de

http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2077.pdf

Erstellt in: Bildung und Schule, Bücher, Geschichte, Lokales, Nationalsozialismus, Rechtsextremismus / Getaggt mit: Freunde der Völkerbegegnung, Friedenslandschaft Sauerland, Meschede, Peter Bürger

Friedenslandschaft Sauerland: Peter Bürger, Sauerländer im Widerstand, Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945.

23. Januar 2016 / Hinterlassen Sie einen Kommentar / zoom
Dieser Blick in die Geschichte ist verbunden mit dem Plädoyer für einen (überparteilichen) christlichen und humanistischen "Sauerlandpatriotismus" angesichts des neuen braunen Denkens.

Dieser Blick in die Geschichte ist verbunden mit dem Plädoyer für einen (überparteilichen) christlichen und humanistischen”S auerlandpatriotismus” angesichts des neuen braunen Denkens. (Peter Bürger)

Im Zusammenhang mit dem 2014 begonnenen Projekt „Friedenslandschaft Sauerland“ ist eine neue, kostenlos abrufbare Internetdokumentation des Christine-Koch-Archivs am Museum Eslohe erschienen: „Sauerländer im Widerstand, Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945“[1].

(Hinweis: Der Lions Club Lennestadt hat die Erarbeitung mit 500,- Euro gefördert.)

Ausdrücklich geht es Peter Bürger, dem Bearbeiter der Sammlung, um ein „Geschichtsgedächtnis in Zeiten eines neuen braunen Denkens“.

Die neuen Rechten würden vortragen, sie hätten mit der NSDAP nichts zu tun, hetzten aber umso schamloser gegen Migranten und Flüchtlinge.

Dem könne ein christlicher oder humanistischer Sauerlandpatriotismus die Schönheit der besten Heimatlieferungen gegenüberstellen. Statt eines Nachwortes wird im neuen Band eine Rede des Arnsberger Bürgermeisters Hans-Josef Vogel (CDU) dokumentiert: „Was für eine Gesellschaft wollen wir sein? Eine offene Gesellschaft oder eine Ausgrenzungsgesellschaft?“[2]

In den bisherigen Publikationen ging es fast ausschließlich um katholische Persönlichkeiten. Der neue Band vermittelt zunächst mit einem umfangreichen Kapitel, dass auch Vertreter der evangelischen Bekennenden Kirche zu den Vorbildern aus der Widerstandsgeschichte des kölnischen Sauerlandes gehören.

Referiert werden außerdem die Forschungsergebnisse von Dr. Ottilie Knepper-Babilon und Hannelie Kaiser-Löffler, die in ihrer Studie 2003 erstmals den sozialdemokratischen und kommunistischen Widerstand in den hochsauerländischen Altkreisen gründlich dargestellt haben. Anhänger der KPD wurden z.B. früher und brutaler verfolgt als alle anderen Gruppen. Auf Mitgefühl oder Solidarität konnten sie in ihrer weiteren sauerländischen Umgebung nur selten zählen.

Allerdings überwiegen im Anschluss daran doch wieder Beiträge zu Katholiken. KZ-Haft und Ermordung des Niedersalweyer Pfarrvikars Otto Günnewich (1902-1942) folgten einer geringfügigen „Ordnungswidrigkeit“ bei der Fronleichnamsprozession am Ort.

Gleich drei Opfer der braunen Mörderbande kamen aus dem Raum Finnentrop. Der Bäckermeister Josef Quinke (1905-1942) aus Fretter und der Franziskaner Kilian Kirchhoff (1892-1944) aus Rönkhausen zählen zu den Blutzeugen wider das Regime der deutschen Faschisten. Die Finnentroper Textilverkäuferin Maria Autsch (1900-1944) ging zum Eintritt in einen Orden nach Österreich, geriet in einen gefährlichen Konflikt mit den Nationalsozialisten und galt später als „Engel von Auschwitz“.

Der Bauernsohn Carl Lindemann (1917-1944) aus Herrntrop wurde wegen eines „politischen“ Witzes vor dem sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Der aus Sundern stammende Dr. Josef Kleinsorge (1878-1945) war war Direktor der Höheren Landwirtschaftsschule in Lüdinghausen und fand den Tod im Konzentrationslager Dachau.

Der Arnsberger Propstdechant und Zentrumspolitiker Joseph Bömer (1881-1942) ließ sich von den Nationalsozialisten nicht einschüchtern – und konnte durchaus auf einen starken Rückhalt in seiner Gemeinde zählen.

————————-
[1]Bürger, Peter: Sauerländer im Widerstand, Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945. = daunlots. Internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 78. Eslohe 2016. [194 Seiten] Abrufbar über www.sauerlandmundart.de

vorab auch hier: 2016 01 15 daunlots 78

[2] ebenda S. 188-191 auch http://www.arnsberg.de/lichtpforte/einweihung/Rede_BM_Vogel.pdf

Erstellt in: Geschichte, In unserem Briefkasten, Lokales, Religion / Getaggt mit: Christine Koch-Mundartarchiv, Friedenslandschaft Sauerland, Hans-Josef Vogel, Peter Bürger

Sauerland-Flugzeugkollision – ein willkommener Spaß? Kommentar von Peter Bürger zu einer Entgleisung der taz

30. Juni 2014 / 3 Kommentare / Gastbeitrag

headerbuergerSauerland-Flugzeugkollision – ein willkommener Spaß? Über Geschmack muss man streiten! – Kommentar zu einer Entgleisung der taz, die auf alberne Weise von kritischen Fragen zur gegenwärtigen Militarisierung ablenkt.

(Gastbeitrag von Peter Bürger***, siehe auch hier  und hier im Blog)

Zwei Insassen eines Learjets („Geschäftsreiseflugzeug“), der am 24. Juni 2014 über der sauerländischen Ortschaft Olsberg-Elpe abgestürzt ist, sind tot. Die beiden ehemaligen Militärpiloten hatten für die „Gesellschaft für Flugzieldarstellung“ (GFD), einem Tochterunternehmen von Airbus Defence and Space, an einer Militärübung mit zwei Eurofightern der Bundeswehr teilgenommen.

Bei dem gefährlichen Manöver mit Kampfjets vom Taktischen Luftwaffengeschwader 31 über bewohntem Gebiet ging es einem Teil der frühen Medienberichte zufolge darum, den Beistand für eine in Not geratene Zivilmaschine (z.B. nach Abbruch des Funkkontaktes) zu proben: „ein bisschen wie ein ADAC in der Luft“ (vgl. z.B. FAZ).

Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau hat ein Sprecher der Luftwaffe das Manöver mit tödlichem Ausgang jedoch als „eine Art Abfang-Übung“ charakterisiert. GFD-Geschäftsführer Klaus Menzel sprach von einem „Renegade-Einsatz“. Demnach wäre es darum gegangen, einen – von dem Learjet repräsentierten – „Abtrünnigen“ oder „Überläufer“ (Renegade) militärisch unter Kontrolle zu bringen.

Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA, will in seiner Stellungnahme sogar einen möglichen „Zusammenhang mit der gegenwärtigen Ukraine-Krise“ erkennen können und verweist hierbei u.a. auf Email-Kommentare von Bundeswehrangehörigen auf der WDR-Seite „Aktuelle Stunde“.

„Auch im Sauerland leben Menschen“

Die ersten Reaktionen von christdemokratischen Kommunalpolitikern des Sauerlandes auf den Flugzeugabsturz – in direkter Nachbarschaft zu einem Wohngebiet – gab die Redaktion der Welt so wieder:

Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer (CDU) will sich um Aufklärung bemühen. „Die Bundeswehr muss jetzt mit offenen Karten spielen“, sagt er mit Blick auf das möglicherweise nicht ganz gefahrlose Übungsszenario, bei dem zwei Kampfjets Sichtkontakt zum Piloten des Learjets aufnehmen sollten. Ähnlich sieht auch der Landrat des Hochsauerlandkreises, Karl Schneider (CDU), den Vorfall. Er fragt, ob solche Übungen über bewohntem Gebiet stattfinden müssen. „Auch bei uns im Sauerland leben Menschen.“

In der Nähe riskanter Militärübungen machen sich die Menschen, die unter dem ausgewählten Luftraum ihr Häuschen haben, nach einem solchen Ereignis natürlich große Sorgen. Der Zusammenstoß über dem Sauerland hatte den Learjet abstürzen lassen und auch einen der Eurofighter so stark beschädigt, dass das Militär dessen geglückten Rückflug als Glanzleistung darstellen „musste“. – Ein Tornadoflugzeug ist am 16. Januar dieses Jahres in der Eifel sogar ganz nahe am Atomwaffenstützpunkt Büchel abgestürzt. Die Berichterstattung der Cochemer Rhein-Zeitung stand daraufhin – unter Verweis auf einen „militärischen Sicherheitsbereich“ – in der Kritik.

Die Sauerländer tragen keine Schuld, aber …

Welche Ergebnisse die staatsanwaltliche Untersuchung des „Sauerland-Flugzeugabsturzes“ mit zwei Toten zeitigen wird, bleibt abzuwarten. Die Sauerländer sind jedenfalls nicht verantwortlich dafür, dass zwei Menschen ihr Leben verloren haben. Das meint auch Maik Söhler als Autor der taz, der in seinem süffisanten Beitrag „Wo die Katholiban hausen“ gleich zu Anfang vermerkt:

Zwei Menschen kamen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen die Piloten der Kampfjets. Hier muss man laut und deutlich sagen: Daran ist das Sauerland nicht schuld. An vielem anderen hingegen schon …

Der taz-Autor musste nach eigenem Bekunden in seiner Jugend „viel Zeit im Sauerland verbringen“ und hat dabei offenbar schwere seelische Verwundungen erlitten. Auf den noch nicht aufgeklärten Militärkasus geht er nämlich nicht näher ein. Dieser ist ihm vielmehr Anlass zu einer vergnüglichen Lästerei über einen schwarzen „Bio- und Soziotop der Katholiban“: „das Sauerland“.

Belehrungen über kulturgeschichtliche Sachverhalte, lokale Biersorten, den alltäglichen kulinarischen Luxus meiner Sauerlandkindheit, schwul-lesbische Präsenz auf Schützenfesten, wirklich markante Eigentümlichkeiten der südwestfälischen Ortsmundarten früherer Tage, ökologische Vorzüge der Fachwerk-Bauweise, bedeutsame Sozialreformer, den längst eingetretenen Traditionsabbruch im katholischen Milieu des Sauerlandes oder die rasanten ökonomischen und soziologischen Entwicklungen des letzten Vierteljahrhunderts spare ich mir hier. Lästereien wie die taz-Glosse wollen ja nicht als Wissenschaft gelesen werden.

Den imposanten schwarzen Mehrheiten in vielen Rathäusern der Landschaft, die Maik Söhler beklagt, täte mehr linke Opposition nach Jahrzehnten der „Alleinherrschaft“ in der Tat gut!

Die „Katholiban“-Polemik der taz wirkt in historischer Perspektive allerdings nicht mehr so effektvoll. Hätten alle Landschaften bis zum Ende der Weimarer Republik so demokratiefreundlich gewählt wie der katholisch geprägte, östliche Teil des Sauerlandes, so wären weder Hindenburg noch Hitler zum Zuge gekommen.

Bis in die späten 1930er hinein klagten Strategen der NSDAP Gau Westfalen-Süd, im „streng katholischen Sauerland“ befinde man sich noch immer im Kampf mit den „alten Mächten“.

Derzeit forsche ich über kurkölnische Sauerländer, die von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot, Gestapo-Repressalien, Konzentrationslager oder Fallbeil zum Schweigen gebracht werden sollten. Die Liste mutiger Menschen, die sich 1933-1945 der „Neuen Zeit“ verweigerten, ist viel länger als ich dachte.

Auch als Linker muss man zugeben, dass die größte Gruppe der Unangepassten und Widerstrebenden aus ehemaligen Anhängern der CDU-Vorläuferpartei Zentrum bestand!

Wie schön ist es doch, sich im Schatten der Militarisierung auf Albernheit zu verlegen

Mit der besagten Glosse wollte es die taz nun nicht bewenden lassen. Unter der zweideutigen Überschrift „Absturz im Sauerland“ brachte sie zusätzlich auch noch eine 13-teilige Bildgalerie.

Foto Nummer 1 zeigt die „bei Olsberg-Elpe im Sauerland verstreut liegenden rauchenden Trümmer eines abgestürzten Learjets“. Alle nachfolgenden zwölf Fotos liefern indessen wieder Sauerland-Spott vom Feinsten. Man lese mit Liebe jede einzelne Bildunterschrift. So herzhaft hat unsereins zusammen mit anderen beim Erstellen einer Abitur-Zeitung anno 1980 auch gelästert. „Der Sauerländer“, so hieß es in den Zeiten, in denen man noch an feststehende „Landschafts-Charaktere“ glaubte, spottet sehr gerne.

Bezogen auf den Komplex „Militär und Krieg“ bräuchten wir in unserer Gesellschaft dringend jenen Ernst, für den vor der neoliberalistischen Ära auch prominente bürgerliche Pazifisten aus dem Lager der etablierten Parteien eingetreten sind. Heute, da die Fürsprecher einer überzeugenden Friedenspolitik im Establishment nur noch eine verschwindend geringe Minderheit darstellen, fällt es wirklich schwer, immer auf unangemessene zynische Randbemerkungen, Satire und Polemik zu verzichten.

Derweil konfrontiert uns nicht nur das kommerzielle „Militainment“ mit Entgleisungen ganz anderer Art. Alles hat seine Zeit. Die alberne Sauerland-Glosse der taz aus Anlass eines Militärvorfalls mit zwei toten Menschen und Katastrophen-Risiko für einen ganzen Ort sollte ins „Schwarze“ treffen. Über Geschmack und Timing muss man in diesem Zusammenhang streiten!

*** Der Verfasser (wohnhaft in Düsseldorf) ist Sauerländer, betreibt ein Internetprojekt www.sauerlandmundart.de zur regionalen Mundartliteratur seiner Herkunftslandschaft und hat im letzten Jahr das Buch „Fang dir ein Lied an! Selbsterfinder, Lebenskünstler und Minderheiten im Sauerland“ (http://museum-eslohe.de/galerie/) veröffentlicht.

Der Artikel als PDF mit Fußnoten hier.

Erstellt in: Geschichte, Kultur, Lokales, Medien, Satire / Getaggt mit: Elpe, Katholiban, Peter Bürger, Satire, Sauerland, taz

Straßenumbenennungen in Finnentrop abgelehnt: “braune Farbtupfer”. Peter Bürger: „Schande in Finnentrop“

14. Februar 2014 / 5 Kommentare / zoom

wordleFinnentropFinnentrop. “CDU und SPD schweigen Antrag vom Tisch“, titelt DerWesten in einem Bericht über eine Ratssitzung Anfang dieser Woche in Finnentrop.

Zu einer in der parlamentarischen Geschichte der Gemeinde einmaligen Situation wäre es im Rat der Stadt Finnentrop gekommen. CDU und SPD hätten “teilweise grinsend und schweigend” den Antrag  der FÜR-Fraktion abgelehnt, die „Josefa-Berens-Straße“ und die „Maria-Kahle-Straße“ umzubenennen.

Kurzinfo MARIA KAHLE

Kurzinfo JOSEFA BERENS

Mit 21 Nein, 10 Ja und einer Enthaltung wurde, so Autor Gunnar Steinbach, “der Antrag vom Tisch geschwiegen”.

Braune Farbtupfer?
Der Finnentroper Bürgermeister Dietmat Heß verglich in einem Interview mit der Lokalzeit die Diener des Nazi-Regimes mit “braunen Farbtupfern”: Es sei der falsche Weg, die Gegenwart blank putzen zu wollen, indem man jeden braunen Farbtupfer aus der Landschaft entferne.

Die Lokalzeit berichtet: http://www.ardmediathek.de/wdr-fernsehen/lokalzeit-suedwestfalen/lokalzeit-suedwestfalen?documentId=19680530

WDR Studio Siegen: http://www1.wdr.de/studio/siegen/nrwinfos/nachrichten/studios29634.html

Klima der Angst?
Das Schweigen im Rat erklärt der Bürgermeister heute in der Presse mit einem “Klima der Angst”.

Eine „Schande in Finnentrop“ urteilt der Theologe und Publizist Peter Bürger. Seinen Leserbrief veröffentlichen wir hier im Wortlaut:

Zentrumsleute und Sozialdemokraten im Sauerland wussten schon vor 1933, dass Josefa Berens und Maria Kahle zu den rechtsextremistischen Feinden der Republik gehörten.

In Finnentrop stimmen nun CDU und SPD gemeinsam dafür, dass diese beiden frühen Hitler-Verehrerinnen und Judenfeindinnen vor Ort auf Straßenschildern bleiben. Hier hat die von den Nazis vor über 70 Jahren betriebene Kulturpropaganda noch einmal glorreich gesiegt. Dass es im schwarzen Sauerland, zumal im Kreis Olpe, einmal so weit kommen würde, hätte selbst Goebbels sich wohl kaum erträumen können.

Berens verehrte nach ihrem Kirchenaustritt Wotans Götterwelt. Kahle besang gut neuheidnisch einen „deutschen Gott“ und verglich das Volk Israel mit Schmarotzerpflanzen. Während andere ins KZ kamen, verdienten Kahle und Berens als NS-Predigerinnen viel Geld. Man sollte sie nicht posthum vernichten, aber auch nicht öffentlich ehren.

Finnentrop hat mit Pater Kilian, Maria Autsch und Josef Quinke gleich drei heilige Christen, die sich den Nazis nicht beugten und deshalb umkamen! Das sind unsere sauerländischen Vorbilder! Ebenso Menschen wie etwa der SPD-Mann Josef Bleser aus Finnentrop, der 1933/34 drei Monate in Nazi-Haft kam.

Was werden die Nachfahren der von den Nazis am Ort verfolgten jüdischen Familie Jakob zur Schande der verweigerten Straßennamen-Debatte sagen? Jetzt soll Judenhetze nur noch ein verzeihliches, damals eben allgemein übliches Kavaliersdelikt gewesen sein? Schämen müssen sich die sogenannten Christdemokraten und die sogenannten Sozialdemokraten von Finnentrop.

Jeder christliche oder humanistische Sauerlandpatriot, der die Geschichte unserer Landschaft kennt, kann jetzt nur noch auf höheren Beistand hoffen.

Peter Bürger (Theologe, Publizist), Düsseldorf/Eslohe

Erstellt in: Geschichte, Lokales, Politik / Getaggt mit: Dietmar Heß, Finnentrop, Josefa Berens, Maria Kahle, Straßennamen

Peter Bürger: „Nellius – immer absurder“ – Revisionistische Erinnerungspolitik – ohne blassen Schimmer von der Geschichte des kölnischen Sauerlandes

5. Februar 2014 / 2 Kommentare / Gastbeitrag
Maria Autsch

Ein echtes Vorbild: Maria Autsch, „Die Nonne von Ausschwitz“ (foto: ***)

Seit zwei Tagen nimmt die Nellius-Debatte immer absurdere Formen an. Nur die substantiell wichtigsten 30 Seiten der neuen, frei im Internet abrufbaren Studie scheinen dabei keine Rolle mehr zu spielen.

(Gastbeitrag von Peter Bürger, siehe auch hier im Blog)

Seit gestern wird von uns Forschenden verlangt, Georg Nellius mindestens als direkten Massenmord-Mittotschläger vorzuführen, obwohl wir doch nur 23 Forellen als Mordopfer vorweisen können, die wegen seines Zorns über „Vollblutjuden“-Musik im Radio dran glauben mussten. Grotesker kann es wirklich nicht mehr werden … Die Verharmlosung von rassistischem Antisemitismus, die sich im „Urteil“ über die neuen Forschungserkenntnisse offenbart, beunruhigt mich zutiefst.
Read More →

Erstellt in: Geschichte, Lokales, Politik, Religion / Getaggt mit: Arnsberg, Hachen, Nellius, Peter Bürger

„Der Opa von Friedrich Merz“
Über den Briloner Bürgermeister Josef Paul Sauvigny (1875-1967), die „Einigung alles deutschen Blutes“ 1933 und ein Vorläuferkapitel der CDU-Parteigeschichte

12. Januar 2021 / 1 Kommentar / Gastbeitrag

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brilon,_alter_Friedhof,_Grab_f%C3%BCr_den_ehemaligen_B%C3%BCrgermeister_Josef_Sauvigny.JPG

Der Sauerländer Friedrich Merz hat (womöglich gleichermaßen als „Wunschkandidat“ von oppositionellen Linken wie auch der Nationalgesonnenen in der CDU) gute Chancen, nächster Vorsitzender der christdemokratischen Partei zu werden oder – wenn die Grünen der Gründergeneration vollständig von der Bildfläche verschwunden sind – sogar Bundeskanzler.

(Ein Gastbeitrag von Peter Bürger, hier auch als PDF)

Vor nunmehr siebzehn Jahren gab es eine öffentliche Debatte, weil Merz seinen „rechtskatholischen“ Großvater Josef Paul Sauvigny (Briloner Bürgermeister bis 1937) als bewundernswertes Vorbild bezeichnete und dabei nicht nur aus meiner Sicht sein ignorantes Geschichtsverständnis regelrecht zur Schau stellte. Er musste etwas zurückrudern, nachdem kritische Journalisten (u.a. taz, Die Zeit) einschlägige Zeitungsquellen [1] (1933/1937) und die Entnazifizierungsakte des gerühmten Ahnen gesichtet hatten. [2]

Viele Millionen Deutsche haben Großväter, die den Nazis zu Diensten standen. Das ist kein persönlicher Makel. Entscheidend bleibt allein die 2004 von Patrik Schwarz gestellte Frage, wie man sich persönlich zu diesen Vorfahren stellt. Der vorliegende Beitrag soll – quellenbasiert – aufzeigen, warum vom möglicherweise nächsten Vorsitzenden der CDU heute eine unmissverständliche Klarstellung erwartet werden muss, die über eine Relativierung von tradierten Familienlegenden deutlich hinausgeht: Der Großvater war nicht nur „kein Vorbild“, sondern bot mit seinem Verhalten als Politiker eines der abstoßenden Beispiele in einem dunklen Vorläuferkapitel der CDU-Parteigeschichte.

Licht und Schatten einer katholischen Landschaft

Unter den Emails des katholischen Schriftleiters einer Heimatzeitschrift des Sauerlandes finde ich stets den Satz: „Da steht der Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: Dieser Feind steht rechts!“ Gesagt hat das im Parlament am 25. Juni 1922 der linkskatholische Reichskanzler Josef Wirth, Mitglied der CDU-Vorläuferpartei Zentrum, nach der Ermordung des Demokraten Walter Rathenau.

Die Minderheit jener Christenmenschen, die ab 1933 ob ihrer beharrlichen Weigerung einer Zusammenarbeit mit den Faschisten verfolgt oder gar ermordet worden sind, trat im katholischen Teil des Sauerlandes eindeutig stärker in Erscheinung als in den protestantisch geprägten Nachbarlandschaften. Zu diesen katholischen Pazifisten, Kapitalismuskritikern oder Zentrumsleuten habe ich die Bücher „Sauerländische Friedensboten“ [3] und „Sauerländische Lebenszeugen“ [4] (versehen mit dem Geleitwort eines christdemokratischen Regierungspräsidenten) herausgegeben.

Doch diese Vorbilder bildeten eben nur einen denkbar kleinen Kreis, während sich die Mehrheit der Leute dem Kurs des III. Reiches fügte oder alsbald mit den Wölfen heulte. Auch im Sauerland weiß das verbliebene schwarze Heimat-Selbstlobkollektiv aufgrund der Verdrängungsgeschichte nur wenig von den Schatten der katholischen Zentrumspartei:

Aus Südwestfalen kamen eben nicht nur ehrenwerte „katholische Antifaschisten“, sondern gleichermaßen Hitlers Steigbügelhalter Franz von Papen vom rechten Zentrumsrand (Werl), die beiden früh zu den Deutschnationalen und dann zur NSDAP übergelaufenen Politikerbrüder Ferdinand [5] und Hermann [6] von Lüninck (aus Ostwig nahe Brilon) und der berüchtigte katholische Staats-Unrechtler Carl Schmitt (NSDAP-Eintritt 1.5.1933) aus Plettenberg, der sich im Altkreis Brilon mit Gleichgesinnten [7] traf.

In der sozialdemokratischen Zeitschrift „Der wahre Jakob“ war 1932 zu lesen: „Der Nationalsozialismus (siehe Hitler ‚Mein Kampf‘) wünscht Krieg gegen Russland, Krieg gegen Frankreich und Krieg gegen die Randstaaten. – Nun, das wird kein Krieg, sondern eine Jagd. – Aber Sie, Herr von Papen, wird man dann fragen, wer die Bestie aus dem Käfig gelassen!“ [8] So klarsichtig urteilten zu diesem Zeitpunkt auch noch viele Zentrumspolitiker.

Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme hatten die erklärten braunen Weltbrandstifter in katholischen Landschaften wie dem kölnischen Sauerland ein Problem – namentlich in der Kommunalpolitik. An vielen Orten gab es Anfang 1933 noch nicht einmal eine „Zelle“ der NSDAP. Man musste zunächst NS-Staatsdiener vor Ort aus dem vorhandenen Personal rekrutieren und fand erstaunlich viele Wendehälse, die sofort zur Kollaboration bereit waren.

Einige wenige Beispiele [9] seien angeführt: Am 12.4.1933 erklärt Heinrich Feldmann im Kreistag des Kreises Meschede, die gesamte Zentrumsfraktion stelle sich geschlossen hinter die „nationale Regierung“ und sei bereit zur Mitarbeit „mit allen ihr zu Gebote stehenden Kräften“. Ähnlich bekundet der Arnsberger Stadtverordnete Rörig am 25.4.1933: „Für uns Zentrumsleute ist es eine Selbstverständlichkeit, der jetzt gegebenen Ordnung zu dienen.“

Der Arnsberger Propstdechant Joseph Bömer [10] (1881-1942), als Priester einer der couragiertesten Zentrumspolitiker im Sauerland und bis zum Tod ein kompromissloser Gegner des Hakenkreuzes, hatte sich 1932 als Kreisvorsitzender seiner Partei für den aus Attendorn stammenden Zentrumsmann Rudolf Isphording als neuen Bürgermeister eingesetzt und musste 1933 mit Bitterkeit feststellen, wie schnell dieser über Nacht zu einem Anhänger der Nazis geworden war (und nun braune Parolen von sich gab).

Der vormalige Letmather Zentrums-Bürgermeister Franz Pöggeler fungierte von 1933 bis zu seinem Tod im Jahr 1942 als Bürgermeister von Rüthen (1971-1975 Schulort von Friedrich Merz) und wurde postum noch 1977 durch eine Pöggeler-Straße geehrt. Nach den Forschungen von Dr. Hans-Günther Bracht kommt man nicht umhin, Pöggeler eine erschreckende Mitwirkung am nationalsozialistischen Verfolgungssystem zu bescheinigen. [11]

Der Briloner Bürgermeister Josef Paul Sauvigny

Zu diesem Kreis von Personen, die Zentrumspartei wie Demokratie verrieten und sich 1933 der Macht verkauften, gehörte nach Ausweis der bislang bekannten Quellen der Großvater von Friedrich Merz. Josef Paul Sauvigny (1875-1967) stammte aus einer Gutsbesitzerfamilie, von der fünf Söhne am „sinnlosen Gemetzel“ (Papst Benedikt XV.) des 1. Weltkrieges teilgenommen hatten. Der studierte Jurist (Rechtsanwalt ab 1912) verlegte sich alsbald auf die Politik (1915 zweiter, 1916 erster Beigeordneter in Brilon) und amtierte in seiner Heimatstadt ab dem 17.11.1917 als Bürgermeister: Er „ist königstreuer Gesinnung und gehört politisch der Centrumspartei an“ [12].

Dr. Ottilie Knepper Babilon ordnet den 1929 wiedergewählten Bürgermeister für die Jahre 1925-1933 einer kommunalpolitischen Listen-Konstruktion zu, welche die Interessen des „gehobenen“ bzw. besitzenden Bürgertums vertrat und sich in der Folgezeit als „politisch sehr anpassungsfähig“ erwies. [13] Dazu zählte etwa Dr. Josef Gerlach, der 1933 auf Kreisebene für die bürgerliche Interessensgruppe und vor Ort für das den „kleinen Leuten“ zugewandte Zentrum kandidierte, in der NS-Zeit dann eine Karriere als Kreiswirtschaftsberater machte – zuständig u.a. für das als „Arisierung“ bezeichnete Raubunternehmen.

Die sogenannte „Volksgemeinschaft“ formiert sich

Nach der Machtübernahme der Hitler-Partei bleibt nun J.P. Sauvigny ohne weitere Umstände Bürgermeister von Brilon und leitet dort am 1. Mai 1933 eine Massenversammlung, auf der sich die sogenannte „Volksgemeinschaft“ der „Menschen deutschen Blutes“ formiert. Die loyale – vormals schwarze, alsbald eingebräunte – „Sauerländer Zeitung“ bringt nur seine Rede im Wortlaut-Zitat folgendermaßen (im Netz auch ein vollständiger Text des ganzen Berichtes):

„Das neu geformte Deutschland feiert heute seinen ersten Nationalfeiertag. […] jung und kraftvoll wie die Scharen seiner jugendlichen Träger, so steht das neue Reich vor uns. Noch brausen die Stürme der nationalen Revolution über es hinweg, diese Frühlingsstürme, die allen Unrat hinwegfegten, die die Wolken verjagen, die uns bisher die Sonne rauben wollten. Dieser Sturm, der so manchen hart ankommen mag, er wird sich legen, nachdem er die Luft gereinigt hat, von allen giftigen Dünsten, die sich in Jahren mißverstandener Freiheit und ohnmächtiger Selbstzerfleischung angesammelt hatten.

Dann erst wird die schwerste Zeit beginnen, die harte, entsagungsschwerste Arbeit des endlichen Wiederaufstieges. Doch während bisher sich deutsche Kraft und deutsches Aufbaustreben zerspalten und verbluten am Parteigezänk und ewigen Führerwechsel [sic], ist es heute ein Wille, der uns eint, eine Kraft, die uns leitet, ein Führer, der uns ruft. Vergessend des Parteienhasses von gestern, hat das große Sammeln begonnen, die Einigung aller Deutschen, deutschen Blutes zur gemeinsamen Tat, deren Sinnbild der heutige Festtag ist. […]
Im Auftrag der National-Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei heiße ich Sie alle auf das herzlichste willkommen. Ich wünsche, daß Sie von aller Arbeit ruhend, ihr zur Ehre ein klassenversöhnendes, aufbaubereitendes Fest begehen. Ich fordere Sie alle auf, […] aufzustehen zur großen Tat, vereint mit Hand anzulegen an das große Befreiungswerk, zu dem wir alle aufgerufen sind, damit deutscher Arbeitswille wieder Raum, deutsche Arbeitsleistung wieder einen Boden findet. Ich bitte Sie sich zu erheben und mit mir einzustimmen in den Ruf: Das arbeitende deutsche Volk, sein ehrwürdiger Reichspräsident, die Verkörperung deutscher Treue, der Kanzler Hitler, sein tatgewordener Aufbauwille, sie leben hoch, hoch, hoch!“ [14]

Diese deutsche „Bluteinigungs-Rede“ wider die Weimarer Republik lässt sich nun wirklich durch nichts rechtfertigen oder beschönigen. Entsprechende frühe Versuche des Enkels [15] 2004 irritieren in höchstem Maße, auch wenn die taz damals einige Abgründe der dokumentierten Ansprache noch gar nicht erschlossen hatte.

Nur zu bald tritt ein, was Bürgermeister Sauvigny laut Sauerländer Zeitung versprochen hat: Der Kreis Brilon wird von dem befreit, was die Nationalsozialisten unter „Unrat“ und „giftigen Dünsten“ verstehen. Es geht um Menschen: Zuerst sollen die – vor Ort kaum doktrinär ausgerichteten, z.T. gar katholischen – Kommunisten und andere Linke ausgeschaltet werden. [16]

November 1933 wird man dann Schreie von Inhaftierten des Kreisgebietes aus dem Briloner Rathaus hören. An den Misshandlungen sind (angeblich auswärtige) SA-Leute und örtliche Nazis beteiligt. Im katholischen Milieu folgt auf das Quälen von Marxisten und deren KZ-Einweisung 1933 nur selten eine Solidarisierung. (Der Siegener Pfarrer Wilhelm Ochse [17], der im gleichen Jahr u.a. einen Kommunisten zur fotografischen Dokumentation seiner Folterspuren anhält, gehört zu den echten Ausnahmen.)

Die wirklichen Briloner Vorbilder

In den Jahren der Weimarer Republik war Brilon eine überregional bedeutsame Hochburg des Friedensbundes deutscher Katholiken (FdK) gewesen, was am besten Sigrid Blömeke in ihrer Studie „Nur Feiglinge weichen zurück“ [18] erhellt. Die entschiedenen katholischen Pazifisten erkannten früh die völkische, insbesondere antisemitische Gefahr, verließen aber z.T. auch die konfessionelle Einheitspartei nach deren Rechtsschwenk (nebst Aufrüstungspolitik).

Schon 1931/32 terrorisierten sauerländische Nazis insbesondere die Leitgestalt Josef Rüther [19] mit Morddrohungen, Brandsätzen und Gewehrmunition. Als der Großvater von Friedrich Merz 1933 in Brilon seine „deutsche Bluteinigungsrede“ für die neue „Volksgemeinschaft“ hält, ist Rüthers Verfolgung schon zur Staatssache geworden. Der zuvor beamtete Gymnasiallehrer erhält nach Bespitzelung durch Schüler direkt Anfang 1933 Berufsverbot und lebt während der NS-Zeit in dauernder Angst (zuletzt versteckt in einer Waldhütte). Sein Bruder Theodor, Priester und vormals Zentrumsvorsitzender von Brilon, wird als Lehrer zwangspensioniert.

Andere Friedensbund-Katholiken sind ebenso Repressalien ausgesetzt. Zentrumsmann und Schneidermeister Wilhelm Schieferecke, der seine Werkstatt mit einem jüdischen Handwerkerkollegen teilt, wird Anfang 1933 aus der Stadtverordnetenversammlung ausgeschlossen. (Das ist ein anderes Schicksal als das des Bürgermeisters.)

Sein Bruder Anton Schieferecke (1882-1962), während der Weimarer Republik nach Zentrums-Austritt u.a. auch Briloner Ortsvorsitzender des demokratischen Reichsbanners, sabotiert 1933 die von Sauvigny geleitete Mai-Volkseinheitsfeier und verliert seinen Sitz im Sparkassenvorstand. Neun Männer der SA, welche den Bürgermeister Sauvigny bald auch zu den Ihrigen zählen wird (s.u.), zerren ihn aus dem Sitzungssaal des Rathauses.

Der Schreinermeisters wird als „Judenbannerführerhäuptling“ gebrandmarkt und sein Geschäft boykottiert, was zu einem schweren Ringen um die Existenz der Familie führt: „Er beteiligte sich während der NS-Zeit an keiner Wahl, grüßte nicht mit deutschem Gruß, flaggte nicht oder wenn, dann nur Schwarz-Rot-Gold […] oder Weiß-Gelb (Fahne des Papstes).“ Aufgrund seines antifaschistischen Verhaltens „wurde Anton Schieferecke wie sein Bruder Wilhelm und wie auch Josef Rüther nach dem gescheiterten Umsturzversuch am 20. Juli 1944 für kurze Zeit inhaftiert.“ [20]

Die Beispiele sind keineswegs erschöpfend. Im weiteren Briloner Kreisgebiet musste z.B. auch der FdK-Mann Franz Butterwege (1881-1956) als erklärter „Judenfreund“ anlässlich der Pogrome 1938 zusammen mit seiner Frau Angriffe, wegen öffentlichen Streits mit Nazis sodann auch drei Monate lang Gefängnishaft erleiden.

Erst im Kontrastvergleich mit diesen und anderen drangsalierten Katholiken am Ort und im Wissen um frühe Folteropfer auch unter den Mitgliedern der deutschen Zentrumspartei kann man das Exempel des am Aufbau des NS-Staates beteiligten Briloner Bürgermeistes (Ex-Zentrum) mit gleichem Taufschein sachgerecht bewerten. Die Verfolgungsschicksale sind untrennbar mit dessen Weg des kommunalpolitischen Machterhaltes verbunden.

Abschied von der Macht im Jahr 1937

Eine geschichtswissenschaftliche Forschungsarbeit zu Josef Paul Sauvigny liegt noch nicht vor. Ihn entlastende und rühmliche Taten aus der NS-Zeit (1933-1945) im Sinne einer durch Quellen belegten „Widerständigkeit“ sind m.W. bislang nicht vorgetragen worden. Wir wissen lediglich, dass ihn die Nazis laut familiärer Überlieferung „angekotzt“ haben sollen (was nach 1945 nahezu alle Sauerländer von sich beteuerten).

Gewaltsam aus dem Amt gejagt und um seine Beamtenpension betrogen wurde der Briloner Bürgermeister jedenfalls nicht. Er war im Zeitraum von 100 Jahren erst das zweite Stadtoberhaupt, dem mehr als nur eine Amtszeit zukam. Im Zeitungsbericht zur Verabschiedung in den Ruhestand am 2. Juli 1937 wird das Grußwort des von den Nationalsozialisten eingesetzten Landrats Peter Schramm [21] (NSDAP ab 1932, SS ab 1933) so wiedergegeben:

Bürgermeister J.P. Sauvigny habe „nach den schwierigen Zeiten […] auch den Aufstieg noch miterleben dürfen. Nach der Machtübernahme habe er sich trotz seines vorgerückten Alters, entsprechend seiner nationalen Gesinnung sofort eingeschaltet und sein Amt stets im nationalsozialistischen Geiste verwaltet. Das sei sowohl von der Aufsichtsbehörde wie auch von der politischen Leitung durchaus anerkannt worden. Er spreche ihm dafür den Dank dieser Stellen aus und wünsche ihm noch einen langen Lebensabend in Brilon, als deren [sic] Mitbürger er sich auch ferner am öffentlichen Leben betätigen werde.“ [22]

Bedroht war der Bezug seiner Beamtenpension, so die seit 17 Jahren im Netz zugänglichen (also nicht weggeklagten) Pressemeldungen, erst im Zuge der beiden „Entnazifizierungsverfahren“ nach Niederwerfung des deutschen Faschismus. Deren Akten (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) ließ die taz 2004 ablichten [23]: 1946 gibt J.P. Sauvigny im Fragebogen der Militärregierung an, er sei am 1. Juli 1933 (!) der SA beigetreten, und am 10.12.1947 vermerkt er selbst sein Amt als „Oberscharführer der SA Res[erve]“. Weitere Mitgliedschaften: Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, NS-Reichskriegerbund und NS-Rechtswahrerbund (ein Unrechtswahrer-Bund).

Als Parteizugehöriger der NSDAP selbst, so weiß Sauvigny noch anzugeben, wird er erst ab 1938 – schon nicht mehr als Stadtoberhaupt – eingeschrieben. Das spricht nun – unabhängig vom Eintrittsprozedere – nicht gerade dafür, dass er im Juli 1937 aus seinem Briloner Bürgermeisteramt irgendwie im Streit mit eben dieser NSDAP ausgeschieden ist.

Die folgenden Wikipedia-Eintragungen [24] zu Ergebnissen der Entnazifizierungs-Verfahren fassen die Angaben aus den in diesem Beitrag angeführten Zeitungs-Recherchen (taz u.a.) so zusammen:

1947 „in die Kategorie 3 eingestuft. Wegen dieser Einstufung bekam er nur noch 60 % seiner Pension, und es wurde ihm verboten, öffentliche Ämter zu übernehmen. Er selbst nannte dies ein ‚schreiendes Unrecht‘; er sagte: ‚Eine persönliche Schuld kommt bei mir nicht in Frage‘. Er berief sich darauf, dass die Nazis ihn zwangspensioniert hätten. Er sei daher ein Nazigeschädigter.“

Dass NS-Kollaborateure aller Grade sich nach Kriegsende als Opfer vorstellen, ist der Regelfall. Speziell zum Briloner Bürgermeister teilt Pascal Beucker noch mit: „Sauvigny hatte Erfolg mit seiner Rechtfertigungslyrik. In der Berufung wurde er 1948 als ‚Mitläufer‘ in die Kategorie vier hinabgestuft, er erhielt wieder seine volle Pension.“ [25]

Als historisches Vergleichsmaterial sei auf phantastische Exempel der „verbesserten Entnazifizierung“ eines antisemitischen Musikpolizisten [26] und einer ebenfalls judenfeindlichen Nazi-Literatin [27] aus dem Sauerland verwiesen. Der zweite Weißwaschgang der Entnazifizierung in Eigenregie zeitigte fast immer erstaunliche Ergebnisse.

Für seinen Großvater kann Friedrich Merz nicht sprechen oder gar haften. Aber er kann unzweideutig feststellen, dass dieser kein Vorbild war, sondern mit seinem öffentlichen Wirken ein abstoßendes Beispiel der Kollaboration mit der menschenfeindlichen, sodann massenmörderischen Rechten geboten hat – ein Mann also, in dessen politische Fußstapfen kein Briloner je wieder treten darf.

————————

Anmerkungen

[1] Vgl. erst jetzt ohne Kürzungen: „Hitler, sein tatgewordener Aufbauwille, sie leben hoch, hoch, hoch!“ Textdokumentation:
Wie sich 1933 in Brilon unter Propagandaworten des katholischen Bürgermeisters die sogenannte „Volksgemeinschaft“ formierte. Blogbeitrag, 08.01.2021. https://www.schiebener.net/wordpress/hitler-sein-tatgewordener-aufbauwille-sie-lebenhoch-hoch-hoch/

[2] Vgl. Martin Teigeler: Merz bejubelt rechten Großvater. In: taz, 16.01.2004. https://taz.de/Merz-bejubelt-rechtenGrossvater/!806584/ / Patrik Schwarz: Der seltsame Stolz des Friedrich Merz. In: taz, 19.01.2004. https://taz.de/!805458/ / Toralf Staud: „Opa war okay“. In: Zeit Online, 22.01.2004. https://www.zeit.de/2004/05/Glosse_Seite_2 / Patrik Schwarz: Merz‘ Großvater SA- und NSDAP-Mitglied. In: taz, 22.01.2004. https://taz.de/!803355/ / PAT: Friedrich Merz verteidigt Großvaters Ehre. In: taz, 22.01.2004. https://taz.de/Friedrich-Merz-verteidigt-Grossvaters-Ehre/!803973/ / Pascal Beucker: Der Vormerz. In: Jungle World, 28.01.2004. https://jungle.world/artikel/2004/05/der-vormerz

[3] P. Bürger: Sauerländische Friedensboten. (=Friedensarbeiter, Antifaschisten und Märtyrer des kurkölnischen Sauerlandes.
Erster Band.) Norderstedt: BoD 2016. – Vorstellung: https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/010277.html

[4] P. Bürger: Sauerländische Lebenszeugen. (=Friedensarbeiter, Antifaschisten und Märtyrer des kurkölnischen Sauerlandes.
Zweiter Band.) Norderstedt: BoD 2018. – Geleitwort im Netz: https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/011357.html

[5] Dieser Adelige später allerdings voller Reue; vgl. ein Kurzbiogramm:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_von_L%C3%BCninck_(Oberpr%C3%A4sident)

[6] Vgl. ein Kurzbiogramm: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_L%C3%BCninck

[7] „Siedlinghauser Kreis“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Siedlinghauser_Kreis).

[8] Abgebildet im Netz auf dieser Seite: https://oskarstillich.de/2020/03/26/die-deutschen-aus-unbekannter-sicht/

[9] Nachweise u.a. im Buch P. Bürger: Friedenslandschaft Sauerland. Antimilitarismus und Pazifismus in einer katholischen Region. Norderstedt: BoD 2016. Dazu ein Internetdossier: http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2077.pdf

[10] Vgl. zu ihm auch meinen Aufsatz in „daunlots nr. 78“, S. 167-176:
http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2078.pdf

[11] Zuerst Hans-Günther Bracht: Zur Problematik von Straßenbenennungen. Dargestellt am Beispiel der Pöggelerstraße in Rüthen. In: Heimatblätter – Beilage zum „Patriot“ und zur Geseker Zeitung 95. Jg. (Lippstadt 2015), Folge 4, S. 25-32.
Kurzbericht dazu: https://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-soest-lippstadt-moehnesee-und-ruethen/anwohnerwuenschen-umbenennung-der-poeggelerstrasse-id10429216.html

[12] Angabe nach O. Knepper-Babilon (Zitat nach: Stadtarchiv Brilon C 593). – Vgl. zu Savigny und seine Familie auch Alfred Bruns: Brilon 18-16-1918. Brilon: Weyers Verlag 1988. (s. Namenregister)

[13] Ottilie Knepper-Babilon / Hanneli Kaiser-Löffler: Widerstand gegen die Nationalsozialisten im Sauerland. (= Hochsauerland Schriftenreihe Band IV). Brilon: Podszun 2003, S. 104-105, 114-115.

[14] Das Volksfest der nationalen Arbeit in Brilon. In: Sauerländer Zeitung (Unsere Sauerländische Heimat), Brilon den 3. Mai 1933. [Volltextdokumentation erfasst von Peter Bürger; nach einem Scan der Zeitungsseite aus dem Stadtarchiv Brilon.
https://www.schiebener.net/wordpress/hitler-sein-tatgewordener-aufbauwille-sie-leben-hoch-hoch-hoch/ ]

[15] Patrik Schwarz: Merz‘ Großvater SA- und NSDAP-Mitglied. In: taz, 22.01.2004. https://taz.de/!803355/

[16] Ottilie Knepper-Babilon / Hanneli Kaiser-Löffler: Widerstand gegen die Nationalsozialisten im Sauerland. (= Hochsauerland Schriftenreihe Band IV). Brilon: Podszun 2003. (Kapitel zum Altkreis Brilon.)

[17] Vgl. zu ihm Ulrich Wagner: Glaubenszeugnis und Widerstand. Pfarrer Wilhelm Ochse (1878-1969). Siegen: Vorländer 1990. – Im Netz auch: https://www.vielfalt-mediathek.de/data/hellwig_raimund__siegen_unter_dem_hakenkreuz.pdf

[18] Sigrid Blömeke: Nur Feiglinge weichen zurück. Josef Rüther (1881-1972). Eine biographische Studie zur Geschichte des Linkskatholizismus. Brilon 1992.

[19] Vgl. zum ihm auch den Sonderband „daunlots“ Nr. 61 (mit Abbildung eines drastischen Drohbriefes):
http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2061.pdf

[20] Vgl. Ottilie Knepper-Babilon / Hanneli Kaiser-Löffler: Widerstand gegen die Nationalsozialisten im Sauerland. Brilon 2003, S. 118-119, 135-137.

[21] Knappe Übersicht zu ihm: https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Schramm_(Verwaltungsjurist)

[22] „Brilon, den 2. Juli 1937. Bürgermeister Sauvigny nahm Abschied“. In: Sauerländer Zeitung (Brilon), 02.07.1937.
[Volltextdokumentation erfasst von Peter Bürger; nach einem Scan der Zeitungsseite aus dem Stadtarchiv Brilon.
https://www.schiebener.net/wordpress/hitler-sein-tatgewordener-aufbauwille-sie-leben-hoch-hoch-hoch/ ]

[23] Patrik Schwarz: Merz‘ Großvater SA- und NSDAP-Mitglied. In: taz, 22.01.2004. https://taz.de/!803355/

[24] https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Paul_Sauvigny (Abruf zuletzt 11.01.2021).

[25] Pascal Beucker: Der Vormerz. In: Jungle World, 28.01.2004. https://jungle.world/artikel/2004/05/der-vormerz

[26] Georg Nellius (1891-1952). Völkisches und nationalsozialistisches Kulturschaffen, antisemitische Musikpolitik, Entnazifizierung. – Darstellung und Dokumentation im Rahmen der aktuellen Straßennamendebatte. Vorgelegt von Peter Bürger und Werner Neuhaus in Zusammenarbeit mit Michael Gosmann / Stadtarchiv Arnsberg. (= daunlots. internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 69). Eslohe 2014. – Im Internet auch:
https://www.heise.de/tp/features/Juden-und-Thomas-Mann-Todfeind-3502577.html

[27] Josefa Berens-Totenohl (1891-1969), nationalsozialistische Erfolgsautorin aus dem Sauerland. – Forschungsbeiträge von Peter Bürger, Reinhard Kiefer, Monika Löcken, Ortrun Niethammer, Ulrich Friedrich Opfermann und Friedrich Schroeder.
Herausgegeben vom Christine Koch-Mundartarchiv in Zusammenarbeit mit dem Kreisheimatbund Olpe. (= daunlots. internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 70). Eslohe 2014.
http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2070.pdf

Erstellt in: Geschichte, Lokales, Nationalsozialismus / Getaggt mit: Friedrich Merz, Josef Paul Sauvigny

Umleitung: Viermal Corona und am Ende ein Nachruf auf Peter Möbius

19. April 2020 / Hinterlassen Sie einen Kommentar / zoom

Auch im Hochsauerland zieht der Frühling ein: die Blätter entfalten sich. (zoom)


Corona-Lockerungen: Wenn das schiefgeht, war vieles umsonst … zeitonline

Klopapier, Waffen, Haschisch & Präservative: Konsumpräferenzen in der Corona-Krise … endoplast

Verschwörungsfragen: Das Coronavirus zwischen Wissenschaft und Ärzteverschwörung … scilogs

Ein Staat, der Bürger wie unmündige Kinder behandelt: Diese ganze Krise hat unsere Gewohnheiten umgeworfen und uns auch innerlich verunsichert. Wer erleben einen Kontrollverlust. Wenn wir das Haus verlassen spüren wir eine innere Unruhe. Vorsichtig, fast wie Diebe schleichen wir herum, weil wir wissen, dass da eine Gefahr ist, die unsichtbar ist … misik

Von Unna aus ein wenig die Welt verändern: Nachruf auf den vielseitigen Theatermann Peter Möbius … revierpassagen

Erstellt in: Gesundheit, Kultur, Naturwissenschaft, Umleitung, Wissenschaft / Getaggt mit: Coronavirus, Peter Möbius

Michael Beckmann in Siedlinghausen: auf dem Weg zum Bürgermeisterkandidaten der CDU?

2. Februar 2020 / 12 Kommentare / zoom

Am vergangenen Dienstag warb Winterbergs Tourismusdirektor Michael Beckmann in Siedlinghausen für seine Wahl zum CDU-Bürgermeisterkandidaten. (foto: zoom)

Diese Woche habe ich zwei von vier der sogenannten “Regionalkonferenzen” der CDU in den Ortsteilen Niedersfeld (Montag) und Siedlinghausen (Dienstag) besucht.

An den beiden nachfolgenden Konferenzen am Mittwoch (Züschen) und Donnerstag (Winterberg) konnte ich bei aller Liebe zur Lokalpolitik nicht teilnehmen. Der bürgerliche Brotwerwerb, den ich ebenfalls sehr schätze, geht vor.

Michael Beckmann trat in Siedlinghausen im überfüllten Saal der Gaststätte Lingenauber sehr viel aufgeräumter und entspannter auf, als noch im “Eickler-Land” Hillebachschiene am Vortag. Auch der derzeitige langjährige Bürgermeister Werner Eickler, der sich noch vorbehält, aus dem Amt heraus erneut zu kandidieren, schrieb nicht nur fleißig mit, sondern meldete sich zu Wort bzw. wurde durch Fragen in die Diskussion mit einbezogen.

Zur Erinnerung: Eickler und seine CDU hatten sich u. a. wegen der Schulschließung der Verbundschule Siedlinghausen im Ort viele Gegner*innen geschaffen. Die Stimmverluste bei der letzten Bürgermeisterwahl hätten ihn fast das Amt gekostet.

Der Abend in der Gaststätte Lingenauber verlief formal genauso wie in Niedersfeld. Kurze Einführung des Stadtverbandsvorsitzenden Sven Lucas Deimel, Vorstellungsreferat von Michael Beckmann und anschließend eine Fragerunde.

Das Referat dauerte fast 10 Minuten länger als in Niedersfeld, auch weil Beckmann an der ein oder anderen Stelle an gemeinsame Projekte mit Siedlinghausen erinnerte. Die Chemie war spürbar besser als im angespannten “Auswärtsspiel” in Niedersfeld.

Der Saal bei Lingenauber war überfüllt. (foto: zoom)

Wer einige der inhaltlichen Punkte nachlesen will, kann sich meinen Bericht vom Montag durchlesen.

Die anschließenden Fragen drehten sich um u.a. folgende Punkte:

Im Jahre 2013 habe es eine Bürgerbefragung zum demografischen Prozess gegeben, davon höre man nicht mehr viel. Warum es nicht weiter aufgearbeitet werde? Wo blieben die älteren Menschen, die darauf hofften, dass der Lebensmittelmarkt vor Ort nicht geschlossen werde?

Soweit ich es mitbekommen habe, ging Michael Beckmann nicht auf die Frage ein, sondern wich auf mögliche Projekte wie “Mehrgenerationenhäuser” aus.

Ein örtlicher CDU-Politiker (“Der Markt läuft doch!”), sowie Bürgermeister Eickler verwiesen im Verlauf der Diskussion darauf, dass es kein Problem sei, den Markt sogar zu vergrößern. Im Moment sei aber “der Eigentümer im Spiel”.

Weiterhin ging es um die Frage der “Schule und Umgebung“. Ein örtlicher CDU-Politiker verwies darauf, dass nicht nur das ehemalige Schulgebäude, sondern auch das Haus des Gastes sowie das Gelände der ehemaligen Gärtnerei Jürgens “zur Verfügung” stünden.

Im Frühsommer werde ein Ideenworkshop mit Bürgerbeteiligung stattfinden.

Zuruf aus dem Publikum: “Das dauert doch alles zu lange!”

Michael Beckmann: Siedlinghausen musste in einem bürokratischen Prozess als “Stadt” eingestuft werden. Das dauerte.

Werner Eickler: “Nur über diese Schiene kommen wir an Finanzmittel.”

Direkte Frage aus dem Publikum, was Werner Eickler nun vorhabe. Werde er trotz seiner Nichtbeteiligung am Auswahlverfahren kandidieren?

Werner Eickler: “Ich beschäftige mich mit dem Thema und werde mich zu gegebener Zeit äußern.”

Frage aus dem Publikum an Michael Beckmann: Die Infrastruktur des Ortes zerfalle. Die Apotheke sei schon geschlossen, die Volksbank werde schließen. Welche Pläne er habe?

Michael Beckmann geht nicht direkt auf die Schließung der Apotheke bzw. Bank ein. Spricht darüber, dass es zu wenige Physiotherapeuten im Stadtgebiet gebe, dass Patienten die den Physiotherapeuten nicht persönlich kennen, kaum noch Termine bekämen.

Entwicklungen wie die Schließungen von Infrastruktureinrichtungen “kriegt man nicht mehr zurückgedreht. Es gibt keinen Masterplan. Wir müssen viel enger mit den Akteuren sprechen.”

Klagen über den mangelhaften Breitbandausbau.

Beckmann: Das ginge noch auf Fehler der 80er Jahre zurück. (Zuruf aus dem Publikum: “Schwarz-Schilling!”), Darüber hinaus würden verschiedene Gebiete aus verschiedenen Töpfen gefördert, mal Bundes- und mal Landesmittel. “Wie sind hier in Deutschland, nicht in Lettland.”

Der Funkmast am Haus des Gastes gehe Ende Februar in Betrieb.

Frage aus dem Publikum: Stimme es, dass die CDU Winterberg 50-100 Mitglieder im Stadtgebiet verloren habe?

Martin Schnorbus ausweichend: “Es sterben mehr als neue reinkommen”.

Johannes Hellwig (CDU) wedelt mit Eintrittsformularen: “Wir sind die Guten! Noch heute Abend kann man eintreten und den Bürgermeisterkandidaten am 7. Februar als CDU-Mitglied mitbestimmen.”

Dazu gab es ein Heftchen mit sechs Pflastern “zur ersten Hilfe” vom CDU-Europaabgeordneten Peter Liese.

Die Pflaster liegen neben der Tastatur.

Der neue Bürgermeisterkandidat soll am 7. Februar von den Winterberger CDU-Mitgliedern im Rathaus der Stadt gewählt werden.

Erstellt in: Lokales, Politik / Getaggt mit: Bürgermeisterkandidaten, Bürgermeisterwahl 2020, CDU Winterberg, Gasthof Lingenauber, Michael Beckmann, Niedersfeld, Regionalkonferenzen, Siedlinghausen, Werner Eickler

Artikelnavigation

1 2 3 … 15 Weiter »

Letzte Kommentare

  • Nofretete bei Umleitung: Holocaustgedenktag, Parteien, Subventionen für Karstadt & Co, Verschwörungsmythen, COVID-19, Cassius Clay, Theater und ein Vogelschutzgebiet.
  • gelobt sei der Merz ! bei Umleitung: Holocaustgedenktag, Parteien, Subventionen für Karstadt & Co, Verschwörungsmythen, COVID-19, Cassius Clay, Theater und ein Vogelschutzgebiet.
  • zoom bei Umleitung: AfD, Verschwörungsgläubige, Union, Pandemie, Corona-Warn-App, Streit um die deutsche Geschichte, Nachruf auf einen Museumsdirektor und Popcorn-Kino gegen den Corona-Blues.
  • Andreas Lichte bei Umleitung: AfD, Verschwörungsgläubige, Union, Pandemie, Corona-Warn-App, Streit um die deutsche Geschichte, Nachruf auf einen Museumsdirektor und Popcorn-Kino gegen den Corona-Blues.
  • #DuMinisterpräsident! bei Corona-Pandemie: Alle bekloppt, oder was?
  • zoom bei Corona-Pandemie: Alle bekloppt, oder was?
  • Euphorie bei Umleitung: Holocaustgedenktag, Parteien, Subventionen für Karstadt & Co, Verschwörungsmythen, COVID-19, Cassius Clay, Theater und ein Vogelschutzgebiet.
  • Nofretete bei Umleitung: Holocaustgedenktag, Parteien, Subventionen für Karstadt & Co, Verschwörungsmythen, COVID-19, Cassius Clay, Theater und ein Vogelschutzgebiet.
  • "Freie Marktwirtschaft" ist ERLÖSUNG! bei Umleitung: Holocaustgedenktag, Parteien, Subventionen für Karstadt & Co, Verschwörungsmythen, COVID-19, Cassius Clay, Theater und ein Vogelschutzgebiet.
  • Nofretete bei Corona-Pandemie: Alle bekloppt, oder was?
  • Nofretete bei Umleitung: Holocaustgedenktag, Parteien, Subventionen für Karstadt & Co, Verschwörungsmythen, COVID-19, Cassius Clay, Theater und ein Vogelschutzgebiet.
  • Nofretete bei Corona-Pandemie: Alle bekloppt, oder was?
  • kein Politiker ... bei Corona-Pandemie: Alle bekloppt, oder was?
  • Nofretete bei Corona-Pandemie: Alle bekloppt, oder was?
  • der ARD-Glaubensmesser ... bei Umleitung: Holocaustgedenktag, Parteien, Subventionen für Karstadt & Co, Verschwörungsmythen, COVID-19, Cassius Clay, Theater und ein Vogelschutzgebiet.

Suchen

Anmelden

  • Anmelden
  • Feed der Einträge
  • Kommentare-Feed
  • WordPress.org

Archive

Blogroll

  • Blick nach Rechts
  • der rechte rand
  • endoplast
  • Erbloggtes
  • Humanistischer Pressedienst
  • Medienmoral NRW
  • Peter Welchering
  • Pharyngula
  • Post von Horn
  • Robert Misik
  • WissensLog
  • Zynaesthesie

Freizeit

  • kwerfeldein
  • Reisen Fotografie
  • Schach Ticker

Geschichte

  • Geschichte ist …
  • Geschichte selbstgesteuert lernen
  • Geschichte Studieren
  • Geschichtscheck
  • Harburger Geschichte
  • Historisch denken
  • lernen aus der geschichte
  • PlanetHistory
  • Public History Weekly
  • Sauerlandibus
  • shoa projekt
  • Zeitsprung

Hamburg und mehr

  • Harburger Geschichte
  • Reisen und Design – nicht nur Hamburg

Links

  • Mother Jones
  • Netzpolitik.org
  • Prinzessinnenreporter
  • Psiram
  • Texperimentales
  • The Nation

Nachbarschaft

  • Bildung und Freizeit (BiF)
  • Digitale Kommunen
  • doppelwacholder
  • Jurga
  • meineparalipomena
  • MHerbst
  • Mittelhessen Blog
  • Münster: Operation Harakiri
  • NRW rechtsaußen
  • Oelder Anzeiger
  • Polizeiberichte HSK
  • Sauerländer Bürgerliste
  • Schmalenstroer
  • Sundern – Grüne

Ruhrgebiet und mehr

  • Andreas Haab
  • Blickpunkt Gütersloh
  • Charly & Friends
  • Gedankensplitter
  • Nordstadtblogger
  • Pottblog
  • RebRob
  • Revierpassagen
  • Ruhrbarone
  • Ruhrnalist
  • unkreativ
  • Wahlheimat Ruhr
  • xtranews

Schulzeug

  • Bildungslücken
  • Didaktik Informatik Wuppertal
  • Digitale Medien im Geschichtsunterricht
  • Fortbildungsinfo
  • HerrSpitau
  • shift
  • Trägheit der Klasse
  • Zentrale für Unterrichtsmedien

Sprache

  • Belles Lettres
  • Leichte Sprache
  • Sprachlog

Tools

  • agrar-fischerei-zahlungen
  • farmsubsidy
  • Gesellschaft Gesamtschule
  • JONET-Medienlog
  • Klimafakten
  • Klimareporter
  • Landesbeauftragte für Datenschutz NRW
  • nebeneinkuenfte-bundestag
  • Pressekodex
  • Vorlesungen Loviscach
  • VroniPlag
  • Werbeträgerverbreitung
  • whois

Vielfalt

  • Leidmedien
  • Rolling in the Deep

Zeitungen

  • Der Freitag
  • die tageszeitung (taz)
  • Die Welt
  • Die Zeit
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung
  • Frankfurter Rundschau
  • guardian
  • Haaretz
  • Hamburger Abendblatt
  • Hamburger Morgenpost
  • Jüdische Allgemeine
  • junge Welt
  • jungle world
  • Neue Zürcher Zeitung
  • Neues Deutschland
  • Ruhr Nachrichten
  • Süddeutsche Zeitung

Kategorien

  • Allgemein (473)
  • Antisemitismus (11)
  • Arbeitswelt (212)
  • Bildung und Schule (962)
  • Bücher (401)
  • Deponie am Meisterstein (11)
  • Dit und dat (1.442)
  • Europa (211)
  • Finanzen (469)
  • Flüchtlinge (46)
  • Frauen (106)
  • Frauenpolitik (53)
  • Freizeit (355)
  • Gericht (25)
  • Geschichte (749)
  • Gesundheit (149)
  • Hamburg (257)
  • In eigener Sache (459)
  • In unserem Briefkasten (1.509)
  • Kalenderblatt (308)
  • Kalifornien (46)
  • Klimakrise (20)
  • Kuba (4)
  • Kultur (1.389)
  • Kunst (515)
  • Lokales (3.855)
  • Medien (1.732)
  • Mexico (62)
  • Musik (611)
  • Nationalsozialismus (99)
  • Naturwissenschaft (312)
  • News from Texas (25)
  • NRW (118)
  • Philosophie (156)
  • Podcast (12)
  • Polen (40)
  • Politik (2.956)
  • Polizeiberichte (85)
  • Pressemitteilungen (1.245)
  • Rassismus (16)
  • Rechtsextremismus (170)
  • Reisen (269)
  • Religion (510)
  • Satire (211)
  • Soziales (165)
  • Sport (424)
  • Sprache (82)
  • Umleitung (975)
  • Umwelt (772)
  • Unirdisches (58)
  • Urbanes Wohnen (53)
  • USA (197)
  • Verkehr (338)
  • Was tun gegen Langweile? (431)
  • Wirtschaft (720)
  • Wissenschaft (29)
© Copyright 2008-2018 - zoom
Infinity Theme by DesignCoral / WordPress
WP DSGVO Tools (GDPR) for Wordpress and WooCommerce Sofern Sie Ihre Datenschutzeinstellungen ändern möchten z.B. Erteilung von Einwilligungen, Widerruf bereits erteilter Einwilligungen klicken Sie auf nachfolgenden Button. Einstellungen