Rom und die blutige Geschichte der Verfolgung von Schwulen und Lesben

Angriff auf einen Teilnehmer des Rzeszów Equality-Marsches 2018. Bild: Silar/CC BY-SA 4.0

Ohne Befreiung aus der homophoben Angst kann die Weltkirche weder wahrhaftig noch gewaltfrei werden, Kirchenrevolte für die Liebenden (Teil 2)

(Ein Gastbeitrag von Peter Bürger)

In der Begründung zum vatikanischen Verbot des Segens über homosexuell Liebende wurde gezielt am „Fest der Kathedra Petri“ zum tausendsten Mal eine moraltheologische Ideologie reproduziert, die seit Jahrhunderten Grundlage einer blutigen Verfolgung von Lesben und Schwulen ist (siehe Kirchenrevolte für die Liebenden (Teil 1).

In Polen, Afrika, Teilen Amerikas und vielen weiteren Erdregionen ist der römisch-katholische Kirchenkomplex immer noch einer der Hauptakteure in jenen Bewegungen, die von Hass angetriebenen Verfolgern den Rücken stärken und Angst verbreiten.

Der Begründungsteil zum Anti-Segen-Responsum der obersten Glaubensbehörde wird von Theologietreibenden außerhalb der fundamentalistischen Institute nahezu einhellig als inakzeptabel beurteilt. Wenn man die umstrittenen Ausführungen nur ein wenig in Klartext übersetzt, erfüllen sie unter dem Maßstab der bürgerlichen Gesellschaft aber auch den Tatbestand der „Volksverhetzung“.

Hier wiederholt sich das ewige Drama, dass die Römische Kirche in der Wagenspur zutiefst falscher Axiome nicht nur stets dem weltlichen Menschenrechtsdiskurs hinterherhinkt, sondern mangels Umkehr zur Botschaft des Evangeliums unverdrossen Errungenschaften eines humanen Freiheitsringens sabotiert.

Der dogmatische Widerspruch

Geradezu zwanghaft festgehalten wird ein Wahngebilde, das die Kirche in einen eklatanten Widerspruch zu ihrer auf dem letzten Konzil in der Konstitution Lumen gentium vorgelegten Selbstdefinition versetzt. Die Diffamierung der homosexuellen Liebesbegabung als „Schöpfungsdefekt“ zementiert nämlich eine tiefgreifende Feindschaft zwischen einem nach eigenem Gutdünken förmlich festgesetzten „Schöpfer“ und allen Menschen, die mit ihrer Sexualität aus dem Raster der aristotelischen Naturrechtskonstruktion herausfallen. Dies ist das genaue Gegenteil des kirchlichen Anspruchs, „Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott“ zu sein.

Sabotiert wird in gleichem Atemzug die dogmatische Vision einer Kirche, die sich als ein Zeichen für die „Einheit der ganzen Menschheit“ erweist. Denn wenn alle Minderheiten, die ihre angeblich normwidrige Sexualität als Geschenk erfahren, zu Sündern gestempelt und aus der Gemeinschaft des Segens ausgeschlossen werden, agiert die Kirche als ein Zerstörungswerkzeug wider die „Einheit der ganzen Menschheit“. Die während des Ratzinger-Pontifikats vorgetragene Prognose, die Römische Kirche werde im dritten Jahrtausend in den großen Zivilisationsfragen „fortschrittlich“ sein, gleichzeitig aber in ihrem Inneren im fundamentalistischen Rückwärtsgang verbleiben und der Freiheit keine Heimatstatt gewähren, bleibt gruselig.

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Kirchenrevolte für die Liebenden

Römischer Weltkatechismus: „Homosexuelle Handlungen sind in sich nicht in Ordnung und in keinem Fall zu billigen.“ (Bildarchiv P. Bürger)

Die Vatikanische Theologenpolizei hilft den katholischen Reformern auf die Sprünge. – Die vom Papst initiierte „zärtliche Revolution“ soll den homosexuellen Paaren zugute kommen.

(Ein Gastbeitrag von Peter Bürger)

Die Nachfolge-Institution der Römischen Inquisition hat jüngst den Ortskirchen Segensfeiern bzw. Segensgebete für homosexuell Liebende untersagt, obwohl diese auf uralte ostkirchliche Liturgien zurückgreifen können und schon seit vielen Jahren zur Pastoral in ungezählten Gemeinden gehören. Das entsprechende „Responsum“[1] entspricht auffälliger Weise zu 100 Prozent dem Begehren[2] eines vor wenigen Tagen notgedrungen suspendierten Opus-Dei-Bischofs[3] aus der autoritären Kölner Kirchenleitung.

Wortlaut: „Gott segnet nicht die Sünde“

Die „rechtskatholischen Identitären“ in den USA jubeln. Die altbekannte Diktion der Beschämung einer zu allen Zeiten und an allen Orten lebenden Minderheit, die in jeder familiären Verwandtschaft vertreten ist und zu der auch der Verfasser dieses streitbaren Debattenbeitrags gehört, wird – diesmal allerdings ohne die infame Vokabel „Mitleid“ – wortwörtlich fortge­führt: „Gott liebt alle Menschen“ (auch die Gestörten und mit „Schöpfungsdefekten“ Behafte­ten); er segnet sogar die Sünder, „aber er segnet nicht die Sünde“. – Mehr Heuchelei in einem Kirchengefüge, dessen zwangszölibatäres Leitungssystem ohne schwule Priester schon längst zusammengebrochen wäre, ist kaum vorstellbar.

Von einer durch Jesus aus Nazareth bewegten Frömmigkeit ist in dem dekretalen Machtakt von oben nichts mehr zu spüren. In gut fundamentalistischer Manier verweigert sich die oberste Glaubensbehörde ebenfalls einem rationalen Diskurs, indem sie sich auf Unfug und Konstrukte eines wahnwitzigen Naturrechtparadigmas zurückzieht. Die Früchte der Aufklärung werden nach drei Jahrhunderten von Teilen der Kurie noch immer als ungenießbar betrachtet. Der Vorgang kommt einer intellektuellen und theologischen Bankrotterklärung gleich.

Soviel steht jetzt schon nach wenigen Tagen fest: Die Theologenpolizei des Vatikans hat soeben den entscheidenden Funken entfacht, der einen seit Jahren dahindümpelnden Reformprozess zur Frommen Revolte werden lässt. Gegen den Heiligen Geist und seine menschenfreundliche List wird die theologische Polizeibehörde den Kürzeren ziehen.

Die Widersprüche und Komplikationen, die mit diesem Vorgang zusammenhängen, sind aber weitaus vielschichtiger, als es ein selbstgefälliger liberal-katholischer Standort wahrzunehmen vermag. Aus einer gleichermaßen freiheitlich-jesuanischen wie weltkirchlichen Perspektive verdienen die Reformer einer bürgerlichen Wohlfühlkirche ebenso wenig Beifall wie der freundlich verpackte „Theo-Stalinismus“ vatikanischer Wahrheitsbesitzer: „Ein Esel schimpft den anderen Langohr.“

Die zu sichtenden Ambivalenzen weisen übrigens viele Entsprechungen zu dem auf, was in der Debatte „Linke und Identitätspolitik“ zur Sprache kommt. Einige bedeutsame Fragestellungen des ganzen kirchlichen Komplexes der Gegenwart sollen in diesem Text und einem zweiten Teil zumindest benannt werden.

Die Zweigesichtigkeit der Amtsführung von Papst Franziskus

In der Nacht nach der letzten Papstwahl (2013) habe ich als katholischer Kommentator für telepolis eine vorauseilende Liebeserklärung[4] an Bischof Franziskus von Rom verfasst, von der bis zur Stunde rein gar nichts zurückzunehmen ist. Franziskus hat die Weltkirche bereitet für das Dritte Jahrtausend, welches über das Geschick der menschlichen Zivilisation[5] entscheiden wird. In seinen Rundschreiben sind die Rückbindung an die „zärtliche Revolution“[6] des Jesus von Nazareth, der von Johannes XXIII. ersehnte Weg hin zu einer Kirche der Armen und das für die Katholizität zentrale Bekenntnis[7] zur Einheit der ganzen Menschheit wieder sichtbar geworden. Den nach uns Kommenden wird dieses Pontifikat, das einigen bürgerlichen Kleingeistern zufolge schon jetzt gescheitert sein soll, als ein Lichtblick sondergleichen erscheinen.

Viele Freundinnen und Freunde, darunter am nachdrücklichsten eine Reihe von Priestern, halten mir jedoch entgegen, der autoritäre Schatten des Papstes und seine Ambivalenz seien nicht zu übersehen: Eine Franziskanerin trägt Anliegen[8] der Frauen vor und wird in aller Öffentlichkeit mehr oder weniger patriarchal abgekanzelt. In ein und dem selben Dokument werden die Theologietreibenden zum Aufbruch[9] ermutigt und gleichzeitig im Sinne der vatikanischen Theologenpolizei an ein unseliges Paradigma[10] des 19. Jahrhunderts geknebelt. Die Amazonas-Bischöfe dürfen den Schrei ihrer Kirchen nach verheirateten Priestern – neben ehelosen – vor­tra­gen, doch dann taucht das entsprechende Synodenvotum nicht mehr auf, weil „die anderen“ angeblich die „geistliche Unterscheidung“ nicht richtig geübt haben …

Beim Thema „Homosexualität“ sticht die Strategie „Good Guy, Bad Guy“ besonders ins Auge. Der Papst, der hier übrigens erstmals wieder eine freie Debatte ermöglicht hat, versichert ohne jegliche theologische Verbindlichkeit: „Wer bin ich, dass ich verurteile?“ Die Glaubenskongregation darf aber unverdrossen jene gewalttätige Ideologie reproduzieren, der zufolge das Begehren homosexueller Menschen einem ewigen „Schöpferplan“ zuwiderläuft und nur sexuell enthaltsame Lesben und Schwule ein gottwohlgefälliges Leben führen. Der Papst ist nicht Auftraggeber, wie die Internationale Reformbewegung[11] betont, aber er billigt mit seiner Unterschrift die Veröffentlichung.
Solche Schizophrenien, auch wenn sie den mächtigen fundamentalistischen Netzwerken im Vatikan und der Angst vor Kirchenspaltung geschuldet sein mögen, können auf die Dauer nicht gut gehen: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.“ (Matthäus-Evangelium 5,37)

Dem Bruder Papst sei der Fall eines mir bekannten Ehepaares mit zwei homosexuellen Kindern mitgeteilt, das an seinem Wohnort zu den treuen Kirchgängern zählt. Dem einst von Rom produzierten „System Meisner“[12] und dem von Rom (ob seiner Finanzkräftigkeit? ob seiner Überwachungsdienste im synodalen Prozess?) hartnäckig protegierten[13] Kardinal Rainer Woelki haben sie schon lange abgeschworen. Doch nun, nach dem jüngsten Dokument gegen die Segnung einer Form der Liebe, die die katholische Kirche in ihrem inneren Kreis[14] besser als jede andere Institution auf dem ganzen Erdkreis kennt, erwägen auch sie den Kirchenaustritt. Mit Bangen fragt unsereins: „Wer bleibt dann denn noch übrig?“

Ein informeller Frauenkreis im Erzbistum Köln, zu dem auch meine Schwester gehört, hat dieser Tage die klerikale Männerherrschaft in der Kirche unter diese Überschrift gestellt: „Macht und Geld – Sex und Crime“. Über Jahre musste ich viele vertraute Gesichter aus der Kirchenbank schwinden sehen. Wenn Rom jetzt die unter einem deutschen Papst eingesetzte Pulverisierung der katholischen Landschaft durch „theologische Atombomben“ aus alten Waffenbeständen weiter beschleunigt, so ist das auf jeden Fall auch eine Form von Kirchenspaltung.

Pastoraler Ungehorsam, der nicht mehr aufgehalten werden kann

„Starrheit hat katholische Kirche an den Abgrund geführt“
(Titel der FAZ vom 16.03.2021[15]; nach dem Votum der
Ökumenischen AG Homosexuelle und Kirche)

Das „Responsum“ der Glaubenskongregation gegen Gottes längst erwiesenen Segen für die homosexuelle Liebe kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Christ*innen pandemiebedingt den Gotteshäusern fernbleiben. Die sonntägliche Liturgie schenkt Katholiken eine wohltuende seelische Regression in Räumen und Bildern der Geborgenheit, doch sie reproduziert ebenso Sonntag für Sonntag die seit Kindertagen eingeübte Verbundenheit mit dem real existierenden Kirchengefüge. Diese Kette der Rückbindung „frommer Lämmer“ ist gerade drastischer denn je unter- oder abgebrochen, wobei z.B. im Rheinland die anfanghafte Aufdeckung jahrzehntelanger Abgründe[16] der Gewaltvertuschung hinzutritt.

Kurzum: Noch nie waren Abnabelung und die Bereitschaft zum frommen Ungehorsam größer. Deshalb sollten die Attacke der Glaubenskongregation gegen zig Millionen homosexueller Katholikinnen und Katholiken[17] auf der ganzen Erde und die neu aufgelegte Diffamierung aller sexuell aktiven Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen als Sünder*innen nicht vorrangig als „Foul“, sondern als das entscheidende „Eigentor“ gesehen werden. Die Revolte wider das vatikanische Hetzdokument ist erst seit wenigen Tagen angelaufen und gewinnt unaufhörlich an Fahrt. Hier seien vor allem Beispiele aus der Nähe angeführt:

  • Deutlich fiel das prompte Votum der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands[18] aus, womit nachfolgend die gesamte neue Frauenbewegung in der Kirche als Teil des Widerstandes erwartet werden darf: „Für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare!“
  • Die Katholische Frauenbewegung und Männerbewegung im Bistum Bozen-Brixen[19] weigern sich, das homophobe Segnungsverbot aus Rom anzunehmen.
  • Für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat Thomas Sternberg[20] am 15. März klargestellt, dass der Segen für die homosexuelle Liebe in vielen Teilen der Weltkirche ein Thema ist: „Die Kirche ist dazu berufen, Menschen zu segnen. Sie ist nicht dazu berufen, Menschen, die darum bitten, den Segen Gottes vorzuenthalten.“
  • Für das „Katholische LSBT+ Komitee“[21] übte der Theologe Dr. Michael Brinkschröder eine Fundamentalkritik: „Die Glaubenskongregation ist inzwischen selbst zu einem der größten Hindernisse für die Evangelisierung geworden, da sie eine Diskriminierungskirche durchsetzen möchte“.
  • Nicht minder scharf fällt die Kritik des deutschen Jesuiten Andreas R. Batlogg[22] aus, dessen Ordensbruder Kurienkardinal Luis F. Ladaria den gesamten Skandal des unheiligen Offiziums verursacht hat: „Waffen wurden (und werden?) gesegnet. Aber zwei Menschen nicht, nur weil sie gleichgeschlechtlich empfinden, so geboren, so von Gott geschaffen wurden, also kein ‚Schöpfungsunfall‘ … Nur zu gerne wüsste ich, was Papst Franziskus dazu sagt.“
  • Der „Berufsverband der Pastoralreferent*innen Deutschlands e.V.“[23] erklärte auf seiner Delegiertenversammlung am 16. März: „Pastoralreferent*innen begleiten und segnen seit vielen Jahren homosexuelle Menschen und werden es weiter tun. Wir rufen auch alle Bischöfe, Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferent*innen dazu auf.“
  • Das „Forum katholischer Theologinnen e.V.“[24] konstatierte am 17. März sachgerecht: „Die Haltung der vatikanischen Glaubenskongregation […] entspricht nicht der der jesuanischen Botschaft.“
  • In Österreich hat die „Franziskus-treue“ Pfarrerinitiative[25] öffentlich zum pastoralen Ungehorsam aufgerufen: „Wir segnen gleichgeschlechtliche Paare auch weiterhin.“
  • Der Theologe Daniel Bogner beklagt in der Zeit am 16. März, der Vatikan führe sich auf wie „doktrinärer Elefant im Porzellanladen“ und zertrümmere auf einen Schlag, „was Papst Franziskus an Autorität für das Leitungsamt der Kirche mühsam neu aufgebaut hat“.[26]
  • Mehr als tausend Priester und Theolog*innen in Deutschland wollen schon laut Stand vom 17. März das Verbot aus dem Vatikan einfach ignorieren; der von zwei Priestern (Bernd Mönkebüscher, Friedenspreisträger Burkhard Hose) formulierte Aufruf[27] wandelt die österreichische Formel so um: „Wir verweigern die Segnung nicht.“
  • Katholische Dogmatiker und Fundamentaltheologen betonen in ihrer Erklärung[28] vom 19. März zur vatikanischen Homophobie: „Wer offene Fragen und Prozesse machtförmig abzuschließen versucht, beschädigt die Autorität des kirchlichen Lehramtes“.
  • Schon Anfang dieses Jahres hatten 32 von 38 befragten Theolog*innen ihre Zustimmung[29] zu einer Segnung homosexueller Paare signalisiert.
  • Die Theologieprofessoren Stephan Goertz und Magnus Striet sehen die Glaubenskongregation bei sexualethischen Fragen weiter in die Bedeutungslosigkeit abstürzen und halten de facto eine Moraltheologie, die ihr Anliegen nur noch auf irrationale Weise kommuniziert, für nicht mehr katholisch.[30]
  • Der Bundesverband der katholischen jungen Gemeinde[31] verurteilt es in einer theologisch überzeugenden Stellungnahme, dass die oberste Glaubensbehörde die göttliche Schöpfungswirklichkeit der homosexuellen Liebe als Sünde diffamiert.
  • Ähnlich verweigern die Zustimmung z.B. die Pfadfinderschaft St. Georg[32], der Bund der katholischen Jugend[33] und die Katholische Arbeiternehmerbewegung[34] im Bistum Münster.
  • Der Pallotiner-Regens Christoph Lentz hängt zum Protest[35] die Regenbogenfahne aus dem Fenster. Dies wäre, flächendeckend im kirchlichen Raum nachgeahmt, ein preisgünstiges, unanfechtbares und sehr wirkungsvolles Erkennungszeichen für den Widerstand.
  • Bereits am 20. März hatten mindestens zwei Kölner Pfarrkirchen in gleicher Weise Flagge gezeigt.[36]
  • Der Berliner Hochschulseelsorger und Dominikanerpater Max Cappabianca empfiehlt auf Twitter gelassen: „Rom nicht ernst nehmen und in der Seelsorge weitermachen. Es gibt Wichtigeres als dumme Papiere!“ (katholisch.de, 16.03.2021)
  • Geradezu fassungslos zeigen sich hingegen der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm, der Wormser Dompropst Tobias Schäfer und ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann angesichts der Entgleisung der römischen Glaubensbehörde (katholisch.de, 16.03.2021); ebenfalls der Trierer Generalvikar[37] Dr. Ulrich Graf von Plettenberg.
  • Die Laiengremien[38] der Bistümer Aachen und Münster fordern ihre – durchaus hörbereiten – Bischöfe auf, in ihrem Namen gegen das „Responsum“ anzugehen.; ähnlich das Paderborner Diözesankomitee[39].
  • „Auch der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln kritisierte den Vatikan. »Die Kirche hat im letzten Jahr noch das Gitter um den Kölner Dom gesegnet, sagt aber, die Liebe von zwei gleichgeschlechtlichen Menschen kann man nicht segnen. Das ist nicht die Zusage Gottes an die Menschen, wie wir sie verstehen«, schrieb der Vorsitzende Tim Kurzbach in einer Stellungnahme.“[40]
  • Der emeritierte Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings[41] hielt schon 2019 eine Segensform für homosexuelle Paare für möglich.
  • Der belgische Bischof Johan Bonny[42] (Antwerpen) ist wütend und schämt sich wegen des vatikanischen Aberwitzes. Er gehört zu den wenigen, die präzise die Folgen auch für die heterosexuellen Kirchenglieder benennen: „Wenn wir von ‚Sünde‘ sprechen, wo es um irreguläre Verhältnisse mit Blick auf unser Eheverständnis geht, so ist davon tatsächlich die Mehrheit unserer Gläubigen betroffen.“ – „Wir sind Kirche“ bringt in einer guten Textsammlung[43] eine Übersetzung (Norbert Arntz) des Statements von Bischof Johan: „Das ist nicht die Sprache von Amoris laetitia.“
  • Eine – z.T. nicht minder deutliche – Ablehnung des vatikanischen Segensverbots kommt ebenso vom Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz[44] Erzbischof Franz Lackner, dem Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer[45], Bischof Markus Büchel[46] (St. Gallen) und dem Feldkircher Bischof Benno Elbs[47].
  • Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, Pionier[48] einer neuen Debatte über Segensformen, stellt durch seine kontinuierlichen Wortmeldungen ein Bewusstsein für den engen Zusammenhang von Frauen-Ausschluss im klerikalen Männerbund und kirchlicher Homophobie unter Beweis.
  • Bischof Heinrich Timmerevers[49] (Bistum Dresden-Meißen) befürwortet die Segnung homosexueller Paare.
  • Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf[50] teilt mannigfache Enttäuschung über das „Responsium“ mit und sieht sich jetzt angespornt, „verstärkt seelsorgliche Angebote und Konzepte zu entwickeln für und insbesondere: gemeinsam mit homosexuellen Menschen“.
  • Birgit Mock, Co-Vorsitzende des „Synodalforums Sexualmoral“[51], betont: Die Segnung der homosexuellen Liebe sei in Deutschland vielerorts eine Tatsache.
  • Im Bistum Essen betrachten der Generalvikar Klaus Pfeffer[52] sowie der Ortsbischof Franz-Josef Overbeck[53] (zugleich Militärbischof) die sexualethische Position der Glaubenskongregation als unhaltbar.
  • Mit Georg Bätzing, dem etwas sanfter argumentierenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (Limburg[54]), wird ein Rückfall in die Missachtung der Menschenwürde und der „Freiheit der Kinder Gottes“ ebenfalls kaum möglich werden.
  • Kardinal Reinhard Marx[55] sieht in dem Segnungsverbot aus Rom mitnichten einen endgültigen Bescheid.
  • Am heutigen Montag berichtet das kircheneigene Portal katholisch.de über ein bislang schon von mehr als 200 Theologie-Professorinnen und -Professoren getragenes Votum[56], das der vatikanischen Glaubensbehörde eine inakzeptable theologische Qualitätsstufe bescheinigt.[57] Bei der Uni Münster gibt es schon eine englische Übersetzung; eine italienische Fassung ist extern[58] abrufbar.
  • Die Zahl der deutschen und österreichischen Priester, Seelsorger und Seelsorgerinnen, die trotz Verbot weiterhin den Segen der homosexuellen Liebe feiern werden, beträgt inzwischen am 22. März schon 2.000.[59]

Die Fromme Revolte – Ergebnis päpstlicher Weitsicht?

Zum Fortgang des Geschehens wird u.a. ein thematisches Dossier im Forum für Theologie und Kirche[60] Texte dokumentieren.

Fast möchte man glauben, der Papst habe die Glaubenskongregation deshalb im „Ratzinger-Paradigma“ belassen, um ein so breites Sichtbarwerden des wirklichen Glaubenssinns unten in der Kirche zu ermöglichen. Dass die wenigen verbliebenen Hardliner-Bischöfe bei uns – allen voran die Hirten in Passau und Regensburg – den Inquisitionstext gegen Schwule und Lesben nachbeten, kann keinen verwundern.

Möglich ist natürlich, dass Rom sich aufgrund der oben beschriebenen Ambivalenz-Linie selbst blind in eine ausweglose Situation hineinmanövriert hat. Denn diesmal wird sich die „andere Kirche“ auf dem Globus, für die es – trotz der bahnbrechenden Pionierversuche des französischen Bischofs Jaques Gaillot[61] ab 1995 – noch immer keine hinreichenden Kommunikations- und Übersetzungsstrukturen gibt, international besser vernetzen. Bislang profitierte die mächtige Kirchenzentrale noch stets davon, dass die Ortskirchen gar kein unabhängiges Bild zur globalen kirchlichen Willensbildung vorweisen konnten.

Falls der Vatikan die erst ganz am Anfang stehende Revolte für die Liebenden wider alle Wahrscheinlichkeit doch noch zum Verstummen bringen kann, dann wird es mit Methoden bewerkstelligt sein, wie man sie nur aus Diktaturen kennt. Dann jedoch wüssten wir, dass Jesus – trotz des Bischofs Franziskus – vor den Toren der Stadt Rom den Staub von seinen Sandalen abgeschüttelt hat und weiterhin allerorten auf dem ganzen Erdkreis anzutreffen ist.

Ausblick: Schwule Priesterpaare am NATO-Altar?

Nunmehr haben wir an einem brennenden Beispiel der jüngsten Zeit zuerst die vatikanische Widersprüchlichkeit ein wenig erhellt. Doch die bürgerlichen Kirchenreformer hierzulande verfolgen gleichfalls einen kritikwürdigen Kurs. Ihre zentralen Themenstellungen (wie Frauenfrage, Sexualethik, Ökumene, Aufhebung der klerikalen Zweiklassenkirche) sind natürlich nicht, wie absurder Weise immer wieder behauptet wird, Anzeichen für eine nationalkirchliche, irgendwie „spezifisch deutsche“ Agenda.

Das Defizit besteht vielmehr darin, dass die Armen im synodalen Prozess – genauso wie bei den zentralistischen Fraktionen im Vatikan – gar nicht auftauchen. Man sieht sie nirgends beteiligt. Auch von der Verwandlung in eine Kirche der Solidarität im Dienst an der einen Menschheit, einer Kirche im zivilisatorischen Ernstfall[62] (Ökologie) und der Umkehr zu einer Kirche des Friedens spürt man bislang noch nichts. Dies soll Schwerpunktthema eines zweiten Teils sein. Denn: „Schwule Priesterpaare am Altar der NATO-Militärkirche sind auch keine Lösung.“

Anmerkungen:

1 https://www.katholisch.de/artikel/16767-weihbischof-koennen-homosexuelle-paare-nicht-segnen
2 https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2021/03/15/0157/00330.html#ted
3 https://www.katholisch.de/artikel/29134-nach-belastung-weihbischof-schwaderlapp-bietet-papst-ruecktritt-an
4 https://www.heise.de/tp/features/Franziskus-auf-dem-Stuhl-Petri-3398081.html
5 http://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html
6 https://www.hintergrund.de/politik/welt/revolution-der-zaertlichkeit/
7 http://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20201003_enciclica-fratelli-tutti.html
8 http://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2019/may/documents/papa-francesco_20190510_uisg.html
9 https://www.feinschwarz.net/papst-franziskus-und-die-wissenschaftliche-theologie/
10 https://www.katholisch.de/artikel/20604-deutsche-fakultaeten-papst-vertritt-ueberholtes-bild-der-theologie
11 https://www.catholicchurchreform.org/216/
12 https://www.deutschlandfunk.de/gutachten-zu-sexueller-gewalt-in-der-kirche-es-steigen.886.de.html?dram:article_id=494369
13 https://www.katholisch.de/artikel/29075-fall-o-luedecke-erneuert-kritik-an-entlastung-woelkis-durch-vatikan
14 https://www.heise.de/tp/features/Die-grosse-Mutter-Kirche-und-ihre-Soehne-3389704.html?seite=all
15 https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/kritik-an-nicht-segnung-homosexueller-paare-durch-vatikan-172
16 https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-03/katholische-kirche-gutachten-sexueller-missbrauch-erzbistum-koeln-kardinal-woelki
17 https://www.katholisch.de/artikel/15692-globale-allianz-von-regenbogenkatholiken-gegruendet
18 https://www.kfd-bundesverband.de/aktuelles/artikel/fuer-die-anerkennung-gleichgeschlechtlicher-paare/
19 https://www.tageszeitung.it/2021/03/19/keine-christen-zweiter-klasse/
20 https://www.zdk.de/veroeffentlichungen/pressemeldungen/detail/-Die-Kirche-ist-berufen-Menschen-zu-segnen–1367s/
21 https://www.huk.org/aktuell/neuigkeiten/188-katholisches-lsbt-komitee-fordert-von-bischoefen-pastoralen-ungehorsam-in-bezug-auf-das-verbot-von-segensfeiern-2
22 https://andreas-batlogg.de/2021/03/kein-segen-fuer-homosexuelle-und-der-papst-macht-mit/
23 https://www.bvpr-deutschland.de/aktuelles/
24 https://www.agenda-theologinnen-forum.de/aktuelles/aktuelles-vollansicht/statement-von-agenda-forum-katholischer-theologinnen-zur-veroeffentlichung-der-glaubenskongregation-zur-segnung-homosexueller-pa.html
25 https://religion.orf.at/stories/3205365/
26 https://www.zeit.de/amp/news/2021-03/16/theologe-daniel-bogner-vatikan-wie-doktrinaerer-elefant?utm_referrer=http%3A%2F%2Fwww.theologie-und-kirche.de%2F
27 https://www.katholisch.de/artikel/29119-mehr-als-1000-seelsorger-wollen-weiter-homosexuelle-segnen
28 http://www.theologie-und-kirche.de/stellungnahme-ag-dog-fth.pdf
29 https://www.katholisch.de/artikel/28471-rueckendeckung-fuer-kuenftige-segnung-homosexueller-paare
30 https://www.katholisch.de/artikel/29101-nein-zur-segnung-der-vatikan-wird-nicht-mit-gehorsam-rechnen-koennen
31 https://kjg.de/blog/2021/03/15/gottes-schoepfungswirklichkeit-kann-keine-moralfrage-sein/
32 https://dpsg.de/de/aktuelles/nachrichten-ueberblick/nachrichten/news/detail/News/positionierung-zur-verlautbarung-der-glaubenskongregation-ueber-die-segnung-von-gleichgeschlechtliche.html
33 http://www.jugend-im-bistum-erfurt.de/system/files/public/pdf/segen_nicht_laenger_verweigern_bdkj_2021.pdf
34 https://www.kab-muenster.de/nc/kab/nachrichten/uebersicht/detailansicht/article/kab-zutiefst-irritiert-vom-schreiben-der-glaubenskongregation/
35 https://www.augsburger-allgemeine.de/friedberg/Statement-gegen-Vatikan-Am-Pallotti-Haus-weht-die-Regenbogenfahne-id59343991.html
36 https://pfarrbrief.kirche-sk.de/nachgefragt/artikel/Wir-zeigen-Flagge/
37 https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/respektvoller-umgang-mit-menschen-in-gleichgeschlechtlichen-partnersch
38 https://www.katholisch.de/artikel/29158-protest-gegen-vatikan-nein-zu-homosexuellensegnung
39 https://dk-paderborn.de/stellungnahme/
40 https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/katholische-kirche-und-homosexuelle-proteststurm-gegen-segnungsverbot-a-3db30042-128f-4d41-b163-625c67b7160f
41 https://www.katholisch.de/artikel/22654-weihbischof-geerlings-kirche-kann-homosexuelle-paare-segnen
42 https://www.katholisch.de/artikel/29147-antwerpener-bischof-an-vatikan-uns-reichts
43 https://www.wir-sind-kirche.de/?id=125&id_entry=8700
44 https://www.katholisch.at/aktuelles/133653/lackner-als-kirche-homosexuelle-paare-nicht-alleine-lassen
45 https://www.dioezese-linz.at/news/2021/03/18/bischof-scheuer-in-der-kirche-haben-wir-den-auftrag-uns-fuer-die-liebe-einzusetzen
46 https://www.bistum-stgallen.ch/aktuelles/news/keine-eingangskontrollen-fuer-gottes-segen-1722/
47 https://www.katholisch.at/aktuelles/133639/segnung-homosexueller-paare-elbs-fuer-kirchliche-neupositionierung
48 https://www.kirche-und-leben.de/artikel/bischof-bode-fuer-neue-debatte-ueber-segnung-homosexueller-paare
49 https://www.katholisch.de/artikel/27026-bischof-timmerevers-befuerwortet-segnung-homosexueller-paare
50 https://bistummainz.de/pressemedien/pressestelle/nachrichten/nachricht/Stellungnahme-des-Mainzer-Bischofs-Peter-Kohlgraf/
51 https://www.katholisch.de/artikel/29161-forum-sexualmoral-draengt-auf-weiterentwicklung-von-kirchlicher-lehre
52 https://neuesruhrwort.de/2021/03/16/generalvikar-pfeffer-vatikanpapier-unfassbar/
53 https://www.katholisch.de/artikel/29154-bischof-overbeck-fuer-kirchliche-neubewertung-von-homosexualitaet
54 https://www.katholisch.de/artikel/28471-rueckendeckung-fuer-kuenftige-segnung-homosexueller-paare
55 https://www.br.de/nachrichten/bayern/kardinal-reinhard-marx-zu-homo-segnung-letztes-wort-nicht-gesprochen,SRpZXXG
56 https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fb2/zentraleseiten/aktuelles/stellungnahme_publikationsform.pdf
57 https://www.katholisch.de/artikel/29177-ueber-200-professoren-gegen-nein-zum-segen-homosexueller-verbindungen
58 http://ilsismografo.blogspot.com/2021/03/germania-dichiarazione-sul-responsum.html
59 https://www.katholisch.de/artikel/29177-ueber-200-professoren-gegen-nein-zum-segen-homosexueller-verbindungen
60 http://www.theologie-und-kirche.de/
61 https://www.katholisch.de/artikel/24183-versetzung-ins-nichts-wie-der-papst-bischof-gaillot-loswurde

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Der Verfasser ist examinierter Krankenpfleger, Theologe und Publizist, Mitglied der Ökumenischen AG Homosexuelle und Kirche; www.friedensbilder.de . Seine Bücher zum Thema: „Das Lied der Liebe kennt viele Melodien“ (vier Auflagen 1997-2005); „Die Fromme Revolte – Katholiken brechen auf“ (2009); „Wie die Menschheit eins ist. Die katholische Lehre ‚Humani generis unitas‘ für das dritte Jahrtausend“ (2016); „Oscar Romero, die synodale Kirche und Abgründe des Klerikalismus“ (2020). – Aktuelles Forschungsprojekt: „Kirche & Weltkrieg“ (https://kircheundweltkrieg.wordpress.com).

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Leicht abweichend zuerst erschienen bei heise.de:
Peter Bürger: Kirchenrevolte für die Liebenden.
Die Vatikanische Theologenpolizei hilft den katholischen Reformern auf die Sprünge. – Die vom Papst initiierte „zärtliche Revolution“ soll den homosexuellen Paaren zugute kommen.
In: telepolis, 22.03.2021. https://www.heise.de/tp/features/Kirchenrevolte-fuer-die-Liebenden-5994107.html

Umleitung: Vom Resonanzraum der Hemmungslosigkeit über das Coming Out eines Pfarrers zu Funkes „agilem Ticker“ und mehr …

Abendbummel durch die Bonner Innenstadt (foto: zoom)

Das Bild oben ist eine winzige Beute unseres Wochenendausflugs nach Bonn.

Schon zum vierten oder fünften Mal habe ich das Haus der Geschichte besucht und bin immer noch nicht gelangweilt. Es wird also ein nächstes Mal geben. Alles weitere später, dafür heute ein paar Lesehinweise. Es sollte für jede/n etwas dabei sein.

Resonanzraum der Hemmungslosigkeit: Das Web als Hass- und Einsamkeitsmaschine … endoplast

Der WTF der Woche geht an: Trump … unkreativ

Pfarrer Bernd Mönkebüscher: Außergewöhnlich ehrliche und offene Worte über seine Homosexualität … sauerlandkurier

AfD-„Arbeitnehmer“ in der Krise: Unter den drei Gruppen, die von sich behaupten, Arbeitnehmerinteressen in der AfD zu vertreten, ist sie die kleinste: Nun steckt AidA offenbar tief in der Krise … bnr

Funkes „agile Ticker“: Die Nebelbomben der Verlage. Wenn Verlage Stellen abbauen und sparen, dann traut sich kaum einer, einfach Tacheles zu reden. Stattdessen ist blumig von Fokussierung, Verbesserung, Modernisierung die Rede – so wie diese Woche bei Funke. Zeit für Hans Hoff, sich beim SWR zu entschuldigen … dwdl

Funke-Betriebsräte: Das war zynisch, Frau Becker … charly&friends

Sportgeschichte als bedrohte Public History: „Sportgeschichte ist ein ideales Vehikel, um historische und gesellschaftsrelevante Fragen öffentlich zu vermitteln. Sport begeistert, wird ökonomisch immer bedeutender und ist in den Medien omnipräsent. Sportgeschichte als kulturelles Erbe jedoch fristet zumindest in der Schweiz ein Mauerblümchendasein. Unterfinanzierte oder heroisierende Museen und wenig Präsenz im Schulunterricht bilden jedoch Chancen für neue Formen der Public History“ … publicHistory

Größter Holzhandel weit und breit: Grabstätte führt auf die Spuren einer Dortmunder Wirtschafts-Dynastie … revierpassagen

NPP165 mit Anke Domscheit-Berg zum NetzDG: „Dann mach doch kein Facebook.“ … netzpolitik

Bunt, schrill, witzig und schräg: „The Rocky Horror Show“ zurück auf der Hagener Bühne … doppelwacholder

Zu guter Letzt: Hermes – oder – Es wird wohl nie ankommen … schwenke

Umleitung: Urkatastrophe, Sozialtourismus, Homosexualität in Medien und Evolution, neuer Mann für Funke Medien, ausgebrannte Kinder in der Leistungsfalle und mehr.

Um die Ennert
Um die Ennert (foto: zoom)

Die sogenannte Urkatastrophe 1914: Selektives Gedächtnis … telepolis

Unwort des Jahres 2013: Sozialtourismus … sprachlog

Der Deutschlandfunk über „Gleichschaltung“ und „Homosexualität als Leitkultur“: Ein Gespräch im Deutschlandfunk macht Furore auf rechten Internetseiten … niggemeier

Was Männer lieben: Das Thema Homosexualität könnte einem zum Hals heraus hängen … scienceblogs

Sexuelle Vielfalt im Unterricht: Wieso ist der Lehrplan so umstritten? … tagesspiegel

Funke-Gruppe: Zeitungsmanager Joachim Liebler soll sich um NRW-Regionaltitel kümmern … wuv

Lebenshilfe mit Augenzwinkern: Wie schreibt man das Vorwort einer Doktorarbeit? … erbloggtes

Schüler in der Leistungsfalle: Durchgeplant und ausgebrannt … zdf

Der Fall Prokon: Es ist an der Zeit, den grauen Markt für Finanzprodukte endlich abzuschaffen … nachdenkseiten

Hannelore Kraft: Die SPD-Hoffnungsträgerin zerstört Hoffnungen … postvonhorn

Rien ne va plus: „Der Spieler“ am Düsseldorfer Schauspielhaus … revierpassagen

TEATRON Theater: Zusatzvorstellung zu Kurt Tucholsky … neheimsnetz

„Werner Eickler-Arena“: Ein schillernder Varieté-Abend im Oversum Winterberg … derwesten

Umleitung: Bildjournalismus, Schavan, Trolle, Twittern und die Homo-Ehe.

Das Hamburger Rathaus im Februar. (foto: zoom)
Geknippst. Das Hamburger Rathaus im Februar. (foto: zoom)

Drama statt Realität? Pflichtlektüre für Bildjournalisten und Photographen, die sich mit der Frage der Aufrichtigkeit von Bildern beschäftigen … heikerost

Schavan will keine Tranzparenz: Annette Schavan (CDU) lehnt es ab, die Unterlagen ihres Plagiatsverfahrens offenzulegen. Dies sagte ihr Anwalt Christian Bracher am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung … erbloggtes

Von Trollen und Twitterern: Es ist nicht alles Gold, was netzt … charly&friends

Was Twitter interessant macht: In Soviet Russia, Twitter leaves YOU! … stefanowitsch

Zum Rücktritt der WDR-Intendantin: Wie ein Kartell des Schweigens … postvonhorn

Homosexuelle Ehen und Partnerschaften: Ist die CSU überhaupt naturgemäß? Der geistige Mißbrauch der Natur … nesselsetzer

Vatikan und Co: Katholische Mannsbilder & ihr Zusammenwirken mit Frauen – „Mich mangeln die Wörter“ … ruhrbarone

Vom Varieté bis zur Vorhölle: Die Comics und Trickfilme des Winsor McCay in Dortmund … revierpassagen

Axel Funke: Der Kapo vom Stamo … jurga

Wahlkampfvorbereitung: Steinbrück umgarnt die Wirtschaft bei Geheimtreffen … handelsblatt

Premiere in der Agentur für Arbeit: Sie hat viel erzählt, meine Arbeitsberaterin … absprung

Umleitung: Machtübergabe in Ennepetal, Sex, Brennholz, Schavan selbstdestruktiv, Sensburg zur Homo-Ehe und mehr.

Hilfe die Schotten kommen! Gestern in der Stadthalle Meschede. (foto: zoom)
Hilfe die SchottInnen kommen! Gestern in der Stadthalle Meschede***. (foto: zoom)

Vor acht Jahrzehnten in Ennepetal: Schüsse und Verletzte zur Machtübergabe an Hitler … revierpassagen

Oradour-sur-Glane: Ich wollte das schon lange aufschreiben und dass es heute auf den Holocaust-Gedenktag fällt, war in keiner Weise beabsichtigt … tobiasraff

Hamburg: Gedenken an Holocaust-Opfer am Millerntor … publikative

Was Deutschland bewegt: Die Fixierung des FDP-Politikers Brüderle auf den Busen einer Stern-Reporterin Anfang 2012 nachts in einer Hotelbar wird heftig diskutiert … postvonhorn

Sexismus-Debatte: Prüder in Waffen … faznet

Brennholz wird knapp und teuer: wir jedenfalls haben unseren Kachelofen schon lange stillgelegt … agr

Schavan oder die Selbstdestruktion einer Person: Ohne jede Spur einer Selbstkritik will die Wissenschaftsministerin und ihre Partei das Plagiatsverfahren überstehen, was ein bezeichnendes Licht auf die politischen Rituale der Selbstbehauptung wirft … heise

Wer hält zu Schavan? Jan-Hendrik Olbertz – the definitive account … erbloggtes

Die Informationspolitik des MdB Fuchs: „Ein nicht unwichtiger CDU-Bundestagsabgeordneter, seine unklaren Nebenverdiente bei einem dubiosen Unternehmen und zwei Abmahnungen von ihm gegen Blogger, die über ihn berichteteten ergeben? Richtig. Einen schönen Zapp-Film.“ … zapp

Patrick Sensburg: Nein zu Forderungen der JUSOS-HSK auf Homo-Ehe … brilon-totallokal

Demokratie: Wie Juristen von Minister Hans-Peter Friedrich vor Gericht das Presse-Auskunftsrecht stutzen wollen … tagesspiegel

Thalia noch eine Buchhandlung? Osterschock beim Blättern … charly&friends

Fußball noch ein Sport? Die Fußball-Europameisterschaft 2020 wird für die Fans zum Desaster … ruhrbarone

 

32. Ratssitzung der Stadt Brilon: Wer soll das bezahlen? Keine Fahrkostenvergütung mehr für Schülertransport nach Willingen … brilon-totallokal

*** Konzert der Mescheder Windband verpasst?
Morgen, Montag, den 28.01., um 20:00 Uhr, Wiederholung im Campus Radio … FHMeschede

Umleitung: Zwölf Links …

Drei Dixies am Bergsee in Siedlinghausen (foto: zoom)
Drei Dixies am Bergsee in Siedlinghausen (foto: zoom)

Geduldsfäden in der Pädagogik: Die Kurse in Mosambik bescheren mit immer Lehrerfahrungen, die ich nicht missen möchte. In diesem Jahr wurde meine Geduld auf die extreme Probe gestellt, und beinahe wäre mir der entsprechende Faden gerissen … dunkelmunkel

Geflügel: Übernehmen die Enten die Macht auf der Erde, wenn Homosexuelle heiraten dürfen? … ruhrbarone

„Wir waren wie Maschinen“: Ursachen für die Faszination von K-Gruppen … hpd

0, 1 % – Das Imperium der Milliardäre: Unter der reizvollen Überschrift „Eat the Rich“ kommt Krysmanski in einem Prolog angesichts des Einflusses von Milliardären schon bald zu dem beunruhigenden Ergebnis, dass ein amerikanischer Präsident wahrscheinlich billiger zu haben ist als eine ordentliche Siebzig-Meter-Luxusmotoryacht … nachdenkseiten

Die Freiheit, die sie meinen: Wer Daten erhebt, die dem neoliberalen Mainstream nicht in den Kram passen, soll mundtot gemacht werden … misik

Frau Schavans dröhnendes Schweigen: Dissertationen entwickeln sich seit dem bekannten Freiherrn aus Franken zu einem Karriererisiko für Politiker … wiesaussieht

Breaking Stories: Kai Diekmann, die HSH-Nordbank und ängstliche Soldaten … wazrechercheblog

Bochum, Dinslaken, Dortmund, Duisburg, Essen und Oberhausen: Global Players in der Lokalpolitik des Reviers … postvonhorn

Festival “Now!” in Essen: Weg mit den Dogmen der “Neuen Musik”! … revierpassagen

Besuch in der Grube: Unterirdisches aus Ramsbeck … sbl

Friede, Friede – Europaskepsis: „Gestern kam es im Radio. Heute stand es in der Zeitung. Die EU hat den Friedensnobelpreis bekommen. Ich fühle mich fast schon wie Mutter Theresa“ … sauerlandblog

Zu guter Letzt: Thomas Pigor – Abmahnung® … neheimsnetz

„Schwule Sau“ – Der neue Hass auf Homosexuelle jetzt als podcast.

Aller LeserInnen, die die Sendung „Schwule Sau“ im Fernsehen nicht sehen konnten und lediglich die Gespräche, Gerüchte und Urteile aus zweiter Hand kennen, haben die Möglichkeit, sich die gesamte Sendung als podcast auf der Website des WDR herunterzuladen. Wie war das noch in  Niedersfeld, Winterberg und Siedlinghausen. Was hatte der Schulleiter gesagt? Was der Schützenvorstand? Wie hat der Pfarrer reagiert?

Hier gibt es den podcast. (137 MB)

Umleitung: PFT, Jazz, schwul und saubere Landschaft, Professor Korte, Regina van Dinther und katholische Kultur in der Heimatzeitung

Am BergseePFT: Hochsauerlandwassser GmbH informiert online über Messwerte … sbl

Jazz in Arnsberg: Christian Hassenstein Trio in der KulturSchmiede … ruhrtalcruising

Schwul im Sauerland und anderswo: Wiederholung am Donnerstag, 15. April 2010, 14.15 – 15.00 Uhr … wdr

Nachbartal: Aktion saubere Landschaft … wiemeringhauser

Meinungsmache I: Professor Korte im Geflecht der CDU … WirInNRW

Meinungsmache II: Korte und die Dialektik der Nebenfolgen … xtranews

Kekse essen und Politikverdrossenheit: Regina van Dinther schreibt ein Vorwort … ruhrbarone

And the beat goes on: 1100 Jugendliche empfangen Sakramente … Heimatzeitung

Update Papst: Theologe Küng fordert Bischöfe zum Widerstand auf … apa

Nach dem Film “Schwule Sau” – der neue Hass auf Homosexuelle: eine kurze Kritik

Gerade ist der Film “Schwule Sau” – der neue Hass auf Homosexuelle im WDR-Fernsehen zu Ende gegangen. Ich hatte hier im Blog darüber berichtet. Mein spontaner Eindruck.

Der reißerische Titel hatte mich eine „hysterische“ Dramaturgie befürchten lassen.  Ganz das Gegenteil war der Fall. Die Darstellung der beiden Einzelfälle, junge lesbische Frau und junger homosexueller Mann, sowie die Gesamteinordnung durch die zusätzlichen Informationen (Berlin, Gewalt, etc.), empfand ich als sehr unaufgeregt und ausgewogen.

Die allergrößte Überraschung war allerdings die Tatsache, dass Kevin, obwohl aus Niedersfeld stammend, in Siedlinghausen, also meinem Wohnort, die Hauptschule besuchte und in der hiesigen katholischen Kirche Messdiener(?) war.

Update: Eine Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Kevin wohl Messdiener(?)/Mitglied im Kirchengemeinderat in Niedersfeld war, die Niederfelder Gemeinde allerdings von Siedlinghausen aus betreut wurde/wird.

Stark und beeindruckend war der Auftritt der Mutter. Der Schulleiter nahm, seiner Rolle gemäß, die Lehrerschaft in Schutz und schob den schwarzen Peter, zu Recht oder Unrecht vermag ich nicht zu beurteilen, auf die Schülerschaft. Der katholische Pastor war der Problematik offensichtlich nicht gewachsen.

Update: Auszug aus dem Interview

WDR.de: Und gab es bei den Dreharbeiten besondere Ereignisse?

Kevin: Gleich am ersten Tag stand ich mit meinem Freund in Köln an einer U-Bahn-Haltestelle. Da kam eine Frau an und rief nur „Schämt euch! Schämt euch!“ und spuckte meinem Freund auf die Jacke. Das war schon krass.
Ansonsten war das Gespräch mit meinem ehemaligen Pfarrer wirklich schockierend.

WDR.de: Warum?

Kevin: Auf die Frage, was ich hätte machen sollen, sagte er, ich solle mich am besten ein Leben lang verstecken, enthaltsam bleiben und bloß nicht damit nach außen gehen. Aber ich hab doch nur das eine Leben, das Versteckspiel hat mich schon zu Schulzeiten fast in den Selbstmord getrieben. Und auf die Frage: Gott liebt doch alle Menschen, sagt er: Ja, aber manche mehr und manche weniger. Also mich dann weniger. Das war schon schockierend.

Ich hoffe, dass der Film zu einer offenen Diskussion in den Orten des Hochsauerlandes führt. Kevins Auftreten und Argumentation bieten die Chance dazu.

Kevin ist nicht der einzige homosexuelle Mann, der das Sauerland Richtung Köln verlassen hat. Er ist bei seiner Rückkehr sehr klug aufgetreten.