100 Jahre Waldorfschule 2019: Der Deutschlandfunk wirbt für die Waldorfschule

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Wie kann es sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der den Auftrag hat, die Interessen aller zu vertreten, für eine Privatschule wirbt, die nur einer Elite offen steht? Nach einer Jubel-Intro läßt die Sendung des Deutschlandfunks „100 Jahre Waldorf: Namentanzen oder sinnvolle Alternative?“ Waldorfschüler, -Lehrer, und -Funktionäre wie Henning Kullak-Ublick ihre Werbesprüche aufsagen (höre DLF-Mediathek). Erstaunlich kritisch ist hingegen der Erziehungswissenschaftler Heiner Ullrich, aber: kann ein mit der „Anthroposophie“ Rudolf Steiners nicht vertrautes Laienpublikum überhaupt verstehen, was Ullrich kritisiert? Hier eine während der Sendung spontan erstellte „Mitschrift“ – „sal­vo er­ro­re et omis­si­o­ne“ – mit garantiert subjektiver, weil extra schneller Kommentierung:

Namentanzen / Eurythmie

„… nach 5 Minuten im Eurythmie-Unterricht war ich SO BERÜHRT …“, sagt die ehemalige Philosophie-Studentin …

am Stand der Waldorfschulen auf der „Didacta“ …

ja, ich bin wohl „Masochist“, ich höre den DLF-Beitrag …

die Eltern

„… eine Bildungs-erfolgreiche (sic!) Elternschaft, die die Waldorfschule bewußt wählt …“, sagt Heiner Ullrich.

Vergleiche:

Nur das deutsche Bürgertum ist bis heute von Rudolf Steiner begeistert. Die von Steiner begründeten „Waldorfschulen“ sind erste Wahl, wenn Besserverdienende eine Schule ohne Kinder aus „sozial schwachen Verhältnissen“ und ohne Ausländer suchen: „Man bleibt gern unter sich“

https://www.schiebener.net/wordpress/rudolf-steiner-kafkaesk/

einmal Waldorfschule, immer Waldorfschule

„ich bin ja auch selbst Waldorfschülerin gewesen – mein Sohn war auch auf der Waldorfschule …“, Nele Auschra, Vorstand im Bund der Freien Waldorfschule:

einmal Sekte, immer Sekte …

die Lehre Rudolf Steiners

„… eine Waldorflehrer-Ausbildung ohne die Schriften von Rudolf Steiner kann ich mir nicht vorstellen …“, Heiner Ullrich, weiter: „.. die Lehre Rudolf Steiners ist in einem Maße bestimmend, die Aussenstehende nicht sehen …“

na, immerhin –

fragt sich, ob Heiner Ullrich den „Aussenstehenden“ noch erklärt, was mit der „Lehre Rudolf Steiners“ eigentlich gemeint ist …

dogmatisch

„Vieles ist in der Waldorfpädagogik DOGMATISCH …“, Heiner Ullrich, auf die Frage, warum eine Kooperation von Waldorfschule und öffentlicher Schule gescheitert ist:

„Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg“, https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-in-staatlicher-traegerschaft-offener-brief-an-senator-ties-rabe-hamburg/45889

Esoterik

„… es ist keine Esoterik mehr, aber es KOMMT AUS DER ESOTERIK …“, Heiner Ullrich, über den „Dreischritt“ als waldorfpädagogische Methode:

Der Lehrer soll im Unterricht bewusst Fragen offen lassen (erster Schritt), weil das „Ich“ und der „astralische Leib“ des Kindes im Schlaf die körperliche Hülle verlassen und diese Fragen außerhalb des „physischen Leibes“ im Schlaf verhandelt werden (zweiter Schritt).

Im dritten Schritt – am Tag danach – holt der Lehrer die Antworten aus dem „Unterbewussten“ und bringt sie in das Wachbewusstsein.

Dazu schrieb der Anthroposophen-Gründer-Guru Rudolf Steiner:

„Das Kind geht aus der Schule, schläft; sein Ich und sein astralischer Leib sind im Schlafe AUSSERHALB DES PHYSISCHEN LEIBES und des Ätherleibes.

Dasjenige, was Sie da [im Unterricht] mit dem Kinde vollbracht haben auf dem Umweg durch den physischen Leib, auch den Ätherleib meinetwillen, das setzt sich fort im astralischen Leib und im Ich.

Diese beiden letzteren sind aber während des Schlafes IN EINER GANZ ANDEREN UMGEBUNG. Sie machen etwas durch, was sie nur während des Schlafes durchmachen, und dasjenige, was Sie dem Kinde beigebracht haben, macht die Sache mit; macht sie mit eben in denjenigen Wirkungen, die in dem astralischen Leib und dem Ich geblieben sind.

Sie müssen daran denken, daß Sie dasjenige, was Sie dem Kinde auf dem Umweg über das Physische beibringen, hineinleiten in den astralischen Leib, in das Ich; und daß Sie dadurch eine Wirkung ausüben auf die Art und Weise, wie das Kind VOM EINSCHLAFEN BIS ZUM AUFWACHEN LEBT, und daß Ihnen am nächsten Tag das Kind dasjenige mitbringt, was es da zwischen Einschlafen und dem Aufwachen DURCHGEMACHT HAT.“

zitiert von hier (die Infos kommen von mir): https://blog.gwup.net/2014/08/27/lernen-im-dreischritt-weis-hamburgs-landesschulrat-rosenboom-nicht-was-eso-schlagworte-bedeuten/

der Klassenlehrer

„… der Waldorfklassenlehrer, der 8 Jahre lang, in 8 Fächern unterrichtet … ist ein Waldorf-Unikat …“, Heiner Ullrich

vergleiche:

„Lichte: Ist es nicht eine Überforderung des Klassenlehrers, 8 Jahre lang alle Fächer unterrichten zu müssen? Welche Qualität kann so ein Unterricht noch haben?

Prof. Hopmann: Natürlich hat die Konstruktion, eine einzelne Lehrkraft allzuständig sein zu lassen, zwei entscheidende Risiken: Zum einen gibt es keine Lehrkraft, die tatsächlich sämtliche Schulinhalte auf einem so hohen fachlichen Niveau beherrscht, dass sie die unterschiedlichen Lernbedürfnisse und Lernschwierigkeiten angemessen berücksichtigen kann. Die Schulforschung ist sich da ziemlich einig: Spezialisierung ist notwendig. Zum andern öffnet die Verwiesenheit auf eine einzige Bezugsperson natürlich die Möglichkeit, für psychischen (und ggf. physischen) Missbrauch.“

„Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“, https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/30117

die Waldorfschule und Rudolf Steiner

„… ohne die Lehre Rudolf Steiners käme die Waldorfschule nicht aus …“, Franz Glaw, Waldorflehrer

der Waldorflehrer und die Anthroposophie

„… fast 90 % der Waldorflehrer sich mit Anthroposophie beschäftigen, zeigen Studien …“, Heiner Ullrich

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur“, von Andreas Lichte
100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“, von Andreas Lichte
Staatlich anerkannte Reinkarnation“, von Andreas Lichte
Die Waldorfschule als Bekenntnisschule“, von Prof. Klaus Prange

Umleitung: Urkatastrophe, Sozialtourismus, Homosexualität in Medien und Evolution, neuer Mann für Funke Medien, ausgebrannte Kinder in der Leistungsfalle und mehr.

Um die Ennert
Um die Ennert (foto: zoom)

Die sogenannte Urkatastrophe 1914: Selektives Gedächtnis … telepolis

Unwort des Jahres 2013: Sozialtourismus … sprachlog

Der Deutschlandfunk über „Gleichschaltung“ und „Homosexualität als Leitkultur“: Ein Gespräch im Deutschlandfunk macht Furore auf rechten Internetseiten … niggemeier

Was Männer lieben: Das Thema Homosexualität könnte einem zum Hals heraus hängen … scienceblogs

Sexuelle Vielfalt im Unterricht: Wieso ist der Lehrplan so umstritten? … tagesspiegel

Funke-Gruppe: Zeitungsmanager Joachim Liebler soll sich um NRW-Regionaltitel kümmern … wuv

Lebenshilfe mit Augenzwinkern: Wie schreibt man das Vorwort einer Doktorarbeit? … erbloggtes

Schüler in der Leistungsfalle: Durchgeplant und ausgebrannt … zdf

Der Fall Prokon: Es ist an der Zeit, den grauen Markt für Finanzprodukte endlich abzuschaffen … nachdenkseiten

Hannelore Kraft: Die SPD-Hoffnungsträgerin zerstört Hoffnungen … postvonhorn

Rien ne va plus: „Der Spieler“ am Düsseldorfer Schauspielhaus … revierpassagen

TEATRON Theater: Zusatzvorstellung zu Kurt Tucholsky … neheimsnetz

„Werner Eickler-Arena“: Ein schillernder Varieté-Abend im Oversum Winterberg … derwesten

Mist! Der Deutschlandfunk war schneller … unbedingt lesen oder hören!

deutschlandfunk www wie wahrheitGestern hatte ich mich anhand eines Artikel von Albrecht Müller Kriterien für den guten, aufklärenden Lokaljournalismus formuliert. Ich hatte außerdem geschrieben: „Daher gucke ich zuerst auf den Lokaljournalismus. Das (politische) Bloggen der Amateure nehme ich mir ein anderes Mal vor.“

Der Hintergedanke war, dass ich selbst für das (politische) Bloggen im lokalen Umfeld eine Art Zielvorstellung entwickeln möchte, wohl wissend, dass die Latte für Amateurblogs ziemlich tief gelegt werden muss.

Schneller als gedacht hat mich die (Medien-) Wirklichkeit überholt. Im Deuschlandfunk lief gestern um 18.40 Uhr die Sendung „www wie Wahrheit“, die ich allen Bloggern, nicht nur den Î±-Bloggern, sondern auch uns Î², γ und Î´, dringend zum Nachhören oder Nachlesen empfehle.

Zitat des Schlussabschnitts:

Eine Allianz, die zeigt, dass Blogs längst Teil des Mediensystems sind, nicht unbedingt schlechter, aber auf jeden Fall auch nicht besser als das, was klassischer Journalismus zu leisten vermag. Im Gegenteil – je mehr Menschen sich über das Internet informierten, desto wichtiger würden die Tugenden des herkömmlichen Journalismus: ausreichende Recherche, Überprüfung der Quellen, Unabhängigkeit. Ob im oder außerhalb des Netzes – meint jedenfalls ein Blogger wie Wolfgang Lieb.

„Viele Blogs sind einfach, was den Informationsgehalt anbetrifft, nicht zuverlässig genug. Das muss nicht heißen, dass sie falsch sind oder die Informationen, die da kommen, falsch sind, aber sie sind nicht verlässlich.“