Straßen.NRW: Trockenstress lässt Bäume absterben – Notfallfällungen werden häufiger notwendig

Die Trockenheit lässt Bäume entlang der Straßen und Autobahnen absterben. (Foto: Straßen.NRW)

Gelsenkirchen. (straßen.nrw) Als Michel von Scherenberg, Leiter der Autobahnmeistereien im Ruhrgebiet, an einem Mittwochabend im Juni einen Anruf eines Straßenwärters bekommt, ist klar: Hier muss er schnell handeln. Der Kollege hat an der Anschlussstelle Essen-Holsterhausen Bäume entdeckt, die völlig ohne Blätter dastehen.

(Pressemitteilung Straßen.NRW)

Dabei hatten Mitarbeiter der Meisterei die Bäume dort erst vor wenigen Monaten kontrolliert und keine Schäden feststellen können. Doch die geringen Niederschläge des Frühjahrs – und auch der vergangenen beiden Sommer – sind an den Bäumen nicht ohne Spuren vorbeigegangen. Die betroffen Bäume in der Auffahrt Essen-Holsterhausen werden gefällt. Zu groß ist die Gefahr, dass ein Baum auf die Straße stürzt.

Großer Mehraufwand für Meistereien

„Es sind vor allem Birken, aber auch Ahorn und Esche, die unter dem Wassermangel leiden und jetzt vermehrt absterben“, erklärt Baumkontrolleur Oliver Schulte. Schulte kontrolliert vor allem die Bäume entlang von Landes- und Bundesstraßen und auch er stellt immer häufiger Schäden wegen des sogenannten Trockenstress‘ fest. „Die Bäume sterben relativ schnell, innerhalb von wenigen Wochen, auch wenn sie vorher gesund waren“, erklärt er. Und tote Bäume stellen eine Gefährdung der Verkehrssicherheit dar, weil Äste abbrechen oder der ganze Baum umstürzen kann. Hier hilft nur, den Baum rasch zu fällen. Nur ganz selten und bei ausreichendem Niederschlag erholen sich einzelne Baumarten wie zum Beispiel Linden oder Eichen auch dann, wenn die Bäume bereits im Frühsommer ihr gesamtes Laub verloren haben.

Gerhard Schmidt, im Straßen.NRW-Betriebssitz Gelsenkirchen für die Grundsätze in der Grünpflege zuständig, hat zwar keine Statistiken vorliegen, wie viele so genannten Gefahrenbäume in den vergangenen Monaten gefällt werden mussten, weiß aber nach Rücksprache mit den zuständigen Meistereien in allen Straßen.NRW-Niederlassungen, dass sich der Aufwand zum Teil verdoppelt hat. „Die Trockenperioden wirken sich regional sehr unterschiedlich aus“, sagt Schmidt und sieht noch weitere Folgen des Klimawandels. „Die Schäden und damit verbundener Aufwand und Kosten beschränken sich ja nicht nur auf trockene oder absterbende Äste und ganze Bäume. Zusätzlich fördert die Trockenheit noch die Ausbreitung von Krankheiten wir dem Massaria-Pilz oder der Rußrindenkrankheit. Auch der Befall mit Schwächeparasiten wie dem Borkenkäfer nimmt zu. Selbst die extreme Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners, wie wir sie derzeit beobachten, ist zweifellos eine Folge der letzten Extremsommer, die ideale Bedingungen für die Entwicklung der Folgepopulation geboten haben.“

Wasser für Jungbäume

Im vergangenen Winter hatte die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr fast 600 neue Bäume im Ruhrgebiet pflanzen lassen. Und auch in anderen Regionen wird zum Beispiel bei Neubauprojekten gepflanzt. Den neuen Bäumen geht es noch gut, weil sie den ersten drei Jahren nach der Pflanzung regelmäßig gewässert werden. „Das ist in diesem Jahr ein Aufwand, der weit über das normale Maß hinausgeht“, sagt Oliver Schulte. Alle erwachsenen Bäume in diesem Umfang zu bewässern, sei völlig unmöglich.

Gepflanzt werden rechts und links der Straßen und Autobahnen nach den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes ausschließlich so genannte „gebietseigene Gehölze“. Das bedeutet, dass die Straßenbauer anders als im Forstbereich nicht mit Baum- und Straucharten zum Beispiel aus dem südlichen Europa experimentieren können, die Hitze und Trockenheit womöglich besser vertragen würden. Bäume machen bei Neuanpflanzungen des Landesbetriebes nur einen geringen Anteil aus. Höchstens fünf Prozent der Böschungsbepflanzung bestehen aus Baumarten. Einige Hochstämme werden zur Gestaltung eingestreut. Weit mehr werden Büsche wie Hartriegel oder Haselnuss genutzt. „Und die kommen mit den Bedingungen der vergangenen zwei Sommer und auch der jetzigen Trockenheit besser zurecht als hochwachsende Gehölze“, erläutert Klaus Altmiks, Landschaftsbau-Experte bei Straßen.NRW.

Je nach Standort kommen die Pflanzen besser oder schlechter an die sich verändernden klimatischen Bedingungen anpassen. „Eine Böschung an einer Straße, die in einem Einschnitt liegt, wird oftmals besser mit Wasser versorgt als ein aufgeschütteter Damm und die dazugehörige Böschung. Die Schäden, die nun zu Tage treten, sind darum auch ungleichmäßig im Land verteilt. Dort, wo Fichtenbestände bis an die Straße heranreichen, sterben – befördert durch den Borkenkäfer – ganze Bestände. Anderswo sind es Einzelbäume in dicht gewachsenen Altbeständen, die in der Konkurrenz zu den anderen Gehölzen nicht mehr genug Wasser bekommen. Die Gefahr dabei: Ein vertrockneter Baum verliert die Spannkraft und bricht ohne Vorwarnung.“

Bäume besonders im Blick

Aktuell laufen in den Autobahnmeistereien im Ruhrgebiet die halbjährlichen Kontrollen des Baumbestandes entlang der Autobahnen. Michel von Scherenberg hat ebenso wie seine Kollegen in den übrigen 79 Straßenmeistereien alle Streckenwarte, die zweimal wöchentlich alle Strecken abfahren und Schäden zum Beispiel an den Fahrbahnen oder an Verkehrszeichen suchen, darauf hingewiesen, dass es gerade die Bäume sind, die derzeit für Probleme sorgen können. Eine Bilanz ist aktuell noch nicht möglich. Aber Baumkontrolleur Schulte schätzt, dass bis zu acht Prozent der Bäume in seinem Bereich bereits unrettbar geschädigt sind. Diese Zahl könnte noch steigen, wenn es nicht bald wieder ausreichend regnet.

Umleitung: Von BlackLiveMatters und George Soros zum Rechten Rand unserer Zwei-Klassen-Gesellschaft, zu Donna Leon und am Ende Corona

Am Ende des Schmetterlingspfads bei Willebadessen (foto: zoom)

Aus Zeitmangel belasse ich es heute und eventuell in Zukunft bei fünf Lesehinweisen.

Das Bild oben zeigt Windräder am Ende des Schmetterlingspfads in Willebadessen. Hinweis für Botaniker und Lepidopterologen: Kalk-Halbtrockenrasen mit interessanten Pflanzen und Schmetterlingen. Lohnt sich.

Die Lesehinweise:

BlackLivesMatter & George Soros: Wie Verschwörungsverkünder Rassismus und Antisemitismus gegeneinander ausspielen … scilogs

Am rechten Rand: Kampf um die Macht erreicht AfD-Stiftung … bnr

Unsere Zwei-Klassen-Gesellschaft: Wir haben vor miesen Arbeitsbedingungen und moderner Sklaverei viel zu lange die Augen verschlossen … misik

Trübe Lauge: Donna Leons Kriminalroman „Geheime Quellen“ … revierpassagen

Corona und Katastrophenschutz: Wenn der Schnee schmilzt, siehst du wo die Scheiße liegt … ruhrbarone

Umleitung: von der Streifenwanze über Laschet zu Verschwörungsmythen, Expressionisten, zur Emscher und zu Schottergärten

Eine Streifenwanze saugt am Wiesenkerbel. (foto: zoom)

Im Kosmos Tierführer heißt es, dass die Streifenwanze warme Böschungen und Wiesen an Südhängen bevorzuge, wo sie meist auf Doldenblütlern zu finden sei.

In der Tat saugte die 1 cm große Wanze gestern von morgens bis abends auf ein und demselben Wiesenkerbel Saft aus der Pflanze. Das war auch schon das Aufregendste, was ich gestern persönlich erlebt habe.

Was sonst noch passiert ist:

Laschet: Vor dem Gipfel ins Stolpern geraten … postvonhorn

Verschwörungsfragen: Ein Unterrichtsmodul für die Klassen 7 bis 12 zu Verschwörungsmythen … scilogs

Heimkehr in schwieriger Zeit: Hagener Osthaus-Museum kann seine Expressionisten endlich wieder zeigen … revierpassagen

Die Emscher: „Als ich vor 20 Jahren ins Ruhrgebiet kam, war es noch die stinkende v-förmige offene Betonabwasserrinne. Was seitdem entstanden ist, kann man nur erstaunlich nennen“ … paralipomena

„Schottergärten“: Untere Naturschutzbehörde sieht diese Modeerscheinung kritisch und listet ihre Nachteile auf … sbl

Selten wünsche ich mir ein Teleobjektiv, hier schon.

Links geht es zur Schnickemühle, rechts hinauf zum Allenberg. Das Reh hat mich lange angesehen. (foto: zoom)

In manchen Situationen wünschte ich mir ein Teleobjektiv, aber dann hätte es bei der Begegnung mit dem Reh bestimmt zu Hause im Schrank gelegen.

Ich schwöre, dass das Tier live viel, viel größer aussah als hier auf dem Bild. Oder war es nur Einbildung? Das Gras am linken Wegrand ist an dieser Stelle sehr hoch und saftig, eine gute Stelle zum Äsen.

Einheimische kennen den Ort.

Im Briefkasten: SPD-Bundestagsfraktion vor Ort digital – Zukunft der Landwirtschaft

Dirk Wiese lädt zur Videokonferenz mit dem Thema „Zukunft der Landwirtschaft“. (Pressefoto: Marco Urban)

Der heimische Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese lädt am Montag, 18. Mai 2020 um 18:00 Uhr zu einer Videokonferenz im Rahmen der Reihe SPD-Bundestagsfraktion vor Ort ein. Zu Gast ist der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Spiering. Die Themenüberschrift lautet „Zukunft der Landwirtschaft“.

(Pressemitteilung Dirk Wiese)

Die Konferenz erfolgt aufgrund der aktuellen Situation digital über die kostenfreie Plattform „Zoom“.

Die Themen zur Zukunft der Landwirtschaft sind vielfältig. Es gilt zunächst über die vieldiskutierten Ergebnisse der „Borchert-Kommission“ zu sprechen, diese legte ein Gesamtkonzept zur Weiterentwicklung der deutschen Nutztierhaltung vor.

Wie wichtig dieses Thema derzeit ist, zeigt beispielsweise die Frage nach der artgerechten Haltung von Zuchtschweinen im sogenannten „Kastenstand“. Die Reform der Düngeverordnung ist ein weiterer Themenkomplex über den es sich auszutauschen gilt. Betroffen von den Neuregelungen der Düngeverordnung sind auch viele Weidetierhalter. Im Jahr der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist auch die Neuausrichtung der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein wichtiges Thema. Hier gilt es zu diskutieren welche Akzente noch gesetzt werden müssen und welche Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft zu erwarten sind.

Daneben soll aber auch der Absatzmarkt für landwirtschaftliche Produkte in den Fokus des Gesprächs genommen werden. Das Augenmerk ist dabei auch auf den regionalen Vertrieb zu richten und der Frage nach der Wettbewerbssituation der heimischen Betriebe.

In diesem Zusammenhang ist auch der Milchmarkt mit der derzeitigen Milchpreisentwicklung einzuordnen. Daneben gibt es aber auch Themen, die ausschließlich durch äußere Einflüsse gesetzt werden. So bedroht ein mögliches drittes Dürrejahr in Folge die Ernteerträge. Deshalb gilt es auch über innovative Konzepte wie beispielsweise Agroforstsysteme als Feuchtigkeitsspeicher zu diskutieren, um künftig mit den Folgen des Klimawandels besser umgehen zu können. Ein Thema, das momentan nahezu die gesamte Agrarwirtschaft umtreibt, ist die Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie. Viele Betriebe stehen hier vor sehr komplexen Herausforderungen, auch das wird Thema des Austausches sein.

Interessierte aus nah und fern sind zur Teilnahme herzlich eingeladen. Fragen der Teilnehmerrunde sind willkommen und gewünscht. Rainer Spiering und Dirk Wiese freuen sich auf den fachlichen Austausch.

Um Anmeldung dazu wird bis zum 15.05.2020 via Email an dirk.wiese.wk@bundestag.de gebeten, danach werden die Einwahldaten zugesendet.

Rockcafé Meschede: Jugendliche forsten auf

Das Jugendzentrum Rockcafé führt am Freitag, dem 15. Mai, eine Wiederaufforstungsmaßnahme durch. „Wir haben aus dem letzten Herbst noch ungefähr 300 Eicheln von den beiden Roteichen hinter unserem Haus“, berichtet Jugendgruppenleiter MIchael Hermes.

(Pressemitteilung Rockcafé Meschede)

„Roteichen wachsen schnell, und sie gelten als besonders widerstandsfähig gegenüber Schädlingen und veränderten Klimabedingungen. Wir wollen ein Stück Wald wiederaufforsten, das vom Borkenkäfer zerstört worden ist.“

Das Gelände ist ziemlich unwegsam, deswegen sind feste Schuhe und robuste Kleidung erforderlich. Wer hilft, kann einen transparenten Anzuchttopf mit einer Eichel mit nach Hause nehmen, damit der Keimungs- und Wurzelbildungsprozess beobachtet werden kann. Bei der Aktion kann man sich nebenbei über ein Praktikum oder eine Ausbildung zum Forstwirt informieren.

Die Zahl der Teilnehmer*innen ist begrenzt, deswegen sind Voranmeldungen erforderlich an fbfmeschede@gmail.com. Treffpunkt und Uhrzeit werden bei der Anmeldung bekanntgegeben.

Klimanotfall und Corona-Pandemie stellen die Menschheit vor größte Bewährungsprobe

Eingriffe in das sensible Hochgebirgs-Ökosystem, wie hier durch Straßenbau, schädigen die alpine Natur massiv und nachhaltig und befeuern den Klimawandel. Umweltzerstörung läßt das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen geraten. Dadurch können auch Viren und deren Ausbreitung gefördert werden (Foto: Heinz Tuschl).

11.000 Wissenschaftler des Weltklimarats IPCC warnen eindringlich vor einem „Klimanotfall“. Es drohe unsägliches Leid. Die globale Erwärmung vollzieht sich schneller als noch vor wenigen Jahren angenommen. Nur unter der Voraussetzung, daß der Ausstoß von Treibhausgasen sofort drastisch eingeschränkt wird, ist der Klima-Super-GAU meiner Ansicht nach zu vermeiden.

Leider sieht die Realität aber anders aus: Nirgendwo besteht der ernsthafte Wille, auf die Folgen der Erderwärmung der Dramatik der Situation entsprechend zu reagieren. Ich sehe nach derzeitigem Stand keinen Vertreter der „Großen Koalition“, welcher die Absicht hätte, den antiquierten Kurs des materiellen Wachstums zu Lasten von Natur, Umwelt und Klima durch eine auf die Bewahrung der Zukunft ausgerichtete Politik zu ersetzen.

Betrachten wir einmal den Agrarsektor:

Der Ökolandbau hat für den Natur- und Klimaschutz eine sehr wichtige Bedeutung. Denn nur eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Chemieeinsatz ist zukunftsfähig und sichert unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Hier ist die Politik in der Pflicht, endlich die notwendigen Fördermaßnahmen zu beschließen, und zwar sowohl national als auch auf europäischer Ebene.

Darüber hinaus ist eine flächendeckende extensivierte Nutzung anzustreben. Des Weiteren sind auch Flächenstilllegungen erforderlich, um den ländlichen Raum für eine möglichst artenreiche Tier- und Pflanzenwelt wieder attraktiv zu machen. Unverzichtbar sind außerdem deutlich kleinere Tierbestandszahlen. Wenn Bauern im Einklang mit Natur- und Klimaschutz wirtschaften, handeln sie automatisch im Eigeninteresse und orientieren sich zugleich am kulturellen Prinzip der Nachhaltigkeit. Sie sparen Betriebskosten bspw. für chemische Dünger und Spritzmittel, schonen die natürlichen Ressourcen Wasser, Luft und Boden, fördern zugleich die Artenvielfalt und erzielen auch noch höhere Einkommen.

In Österreich werden heute bereits 25 % der landwirtschaftlichen Fläche nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Das ist umgerechnet auf die Fläche im weltweiten Vergleich Spitze. In Deutschland sind es dagegen nur 8,9 %.

Die Alpenrepublik hat auch Mitte April d. J. ihr letztes Kohlekraftwerk vom Netz genommen und liefert damit den Beweis, dass ein schneller Ausstieg aus dieser Technologie möglich ist. In Deutschland, wo der Klimakiller Braunkohle schon lange als Auslaufmodell diskutiert wird, legt es die Kohlewirtschaft dennoch darauf an, das endgültige AUS für dessen umstrittene Nutzung in eine immer noch fernere Zukunft zu verschieben.

Nicht genug damit, daß sich die Kohlekommission 2019 auf einen untauglichen Kompromiss verständigt hat, der vorsieht, daß das letzte Kraftwerk viel zu spät, nämlich erst im Jahr 2038 abgeschaltet werden soll (sofern es dabei bleibt): Die Kohlelobby kassiert dafür rd. 8 Mrd. Euro(!) als Gegenleistung. Ein sehr hoher Preis, der den Kraftwerksbetreibern noch über einen langen Zeitraum nicht nur saftige Gewinne beschert; es dürfen auch noch große Mengen klimaschädliches CO² in die Atmosphäre gepustet werden.

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Bezirksregierung Arnsberg: Bedrohung einheimischer Schwanzlurche durch die „Salamanderpest“

Dieser Feuersalamander hatte sich uns im Mai 2018 in den Weg gestellt. (archivfoto: zoom)

Die mitteleuropäischen Amphibienpopulationen sind durch eine neue, sich ausbreitende Infektionskrankheit, der sog. „Salamanderpest“, bedroht. Bei dem Erreger handelt es sich um einen Pilz (Batrachochytrium salamandrivorans), welcher allgemein Schwanzlurche, vor allem aber Feuersalamander, bedroht.

(Information der Bezirksregierung Arnsberg)

Was ist Bsal?

Batrachochytrium salamandrivorans, kurz „Bsal“, ist ein Pilz, welcher wahrscheinlich aus Ost-Asien nach Europa durch Einfuhr von infizierten Amphibien verschlepp wurde. Der Pilzerkrankung ist sehr speziell und führt bisher ausschließlich bei Schwanzlurchen (Feuersalamander und Molche) zu schweren Hautinfektionen – befallene Tiere leiden unter Apathie sowie Hautläsionen und –geschwüren, welche letztendlich zum Tod der Tiere führen können.

Bsal ist auf eine feuchte, kühle Umgebung angewiesen. Entsprechend hält und verbreitet sich der Pilz in und an Gewässern sowie feuchten Böden. Bsal weist ein optimales Wachstum zwischen 10 und 15°C auf – die Wachstumsunter- und Obergrenze liegt jeweils etwa bei 5°C und 24°C, bei 25°C stirbt der Pilz nach etwa fünf bis zehn Tagen ab. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse stellen insbesondere Laubwaldgebiete, Parkanlagen oder Friedhöfe besonders geeignete Lebensräume für Bsal dar.

Bsal bildet zwei Formen von Sporen aus. Zum einen relativ kurzlebige, begrenzt bewegliche Zoo-Sporen und zum anderen langlebige Dauersporen. Insbesondere letztere sind aus Sicht des Amphibienschutzes hoch problematisch, da sie unter geeigneten Umweltbedingungen monatelang im Wasser oder im Boden überdauern können.

Wer ist betroffen?

Wie schon angesprochen sind von der Bsal-Pilzerkrankung nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausschließlich Schwanzlurche (Feuersalamander, Molche) betroffen – für andere Tiere oder den Menschen besteht keine Gesundheitsgefahr. Die Auswirkungen einer Infektion mit Bsal unterscheidet sich innerhalb der Gruppe der Schwanzlurche deutlich. Betroffene Feuersalamander sterben ausnahmslos binnen 2-3 Wochen an der Infektion. Bei Molchen bricht die Krankheit nur bei einem „schweren“ Pilzbefall aus – Arten wie etwa der Bergmolch können sich durch Häutung von einem leichten bis moderaten Pilzbefall selbst „heilen“. Inwieweit sich der Krankheitsverlauf und Mortalität innerhalb der Gruppe der Molche unterscheidet, ist Gegenstand aktueller Forschungen.

In welchen Regionen im Regierungsbezirk Arnsberg kommt Bsal schon vor?

Nach den Niederlanden, Belgien, der Nordeifel und dem westlichen Ruhrgebiet breitet sich Bsal mittlerweile auch im Regierungsbezirk Arnsberg aus. Nachweise des Pilzes im Bezirk Arnsberg wurden bisweilen für folgende Kommunen erbracht:

  • 2018 Bochum
  • 2018 Hattingen
  • 2019 Witten
  • 2019 Dortmund

Wie verbreitet sich Bsal?

Bei der Verbreitung von Bsal spielt es keine Rolle, ob es sich um ein erkranktes oder gesundes Tier handelt – vom Pilz befallene Amphibien, welche nicht erkranken, übertragen den Pilz im Zuge ihrer Wanderungen in andere Lebensräume. Weitere Überträger von Bsal können Wildtiere sein, die durch ihr Wander- und Zugverhalten den Pilz verschleppen können.

Neben der Verbreitung durch Amphibien selbst oder durch andere Wildtiere trägt auch der Mensch ungewollt zur Verbreitung des Pilzes bei. Menschen die im Amphibienlebensraum arbeiten z.B. Naturschutzbeauftragte, Natur- und Landschaftsgutachter sowie Wissenschaftler, Forstarbeiter oder Gewässerbauer etc., aber auch Privatpersonen die Erholung in der Natur suchen oder interessierte Naturbeobachter und Naturschützer sind mögliche Überträger. Um einer Verbreitung des Pilzes durch den Menschen möglichst zu verhindern, stellt des Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV NRW) ein „Hygieneprotokoll“ zu Verfügung – dieses enthält Hinweise und Handlungsempfehlungen, um einer Verbreitung von Bsal durch den Menschen möglichst entgegenzuwirken, deren Anwendung wir empfehlen.

Was kann ich tun? Wie kann ich helfen?

Umfassende Angaben, wie einer Verbreitung von Bsal durch den Menschen vorgebeugt werden kann, finden sich, wie schon oben genannt, im Hygieneprotokoll des LANUV NRW. Grundlegende Hygienemaßnahmen, insbesondere für Privatpersonen, sind die folgenden Verhaltensweisen wichtig:

  • Bitte berühren Sie keine Amphibien. Dies gilt insbesondere für Feuersalamander und Molche.
  • Bitte betreten Sie keine Land- und Wasserlebensräume von Amphibien – bleiben Sie daher bitte auf den vorgegebenen Wegen.
  • Bitte führen Sie insbesondere in Waldlandschaften Ihren Hund an der Leine. Bäche, Uferbereiche, Teiche, Tümpel und wassergefüllte Wagenspuren im Wald sollten nicht betreten werden.

Was tun, wenn es zum Kontakt mit Amphibien oder deren Lebensräumen gekommen ist?

  • Befreien Sie Ihr Schuhwerk vor Ort gründlich von Erde, halten Sie dabei ausreichend Abstand zu Gewässern.
  • Anschließend sollten Sie Ihr Schuhwerk desinfizieren. Geeignet hierfür ist 70-prozentiger Alkohol (z.B. verdünnter Brennspiritus (Verhältnis ca. 3 Teile Wasser auf 7 Teile Spiritus) oder eine 1-prozentige Virkon-S-Lösung. Das Desinfektionsmittel bzw. die alkoholische Lösung füllt man in eine handelsübliche Sprühflasche und besprüht damit Schuhsohlen und –schäfte. Das Desinfektionsmittel muss mindestens 2 Minuten lang einwirken.

Neben diesen grundsätzlichen Vorbeugungsmaßnahmen sind die Wissenschaftler, Behörden und Naturschutzvereinigungen auf die Mitarbeit jedes einzelnen Naturbesuchers angewiesen.

Sofern Sie Feuersalamander entdecken, seien sie tot oder lebendig (keine überfahrenen Tiere), melden Sie Ihren Fund bitte:

  • fotografieren Sie das Tier aus mehreren Perspektiven, aber berühren Sie das Tier bitte nicht (auch nicht mit Ihren Schuhen)
  • schicken Sie die Fotos mit Angabe des Fundortes und -datum bitte an Frau Vanessa Schulz von der technischen Universität Braunschweig unter vanschul@tu-bs.de.
    • Die Meldeadresse gilt zunächst bis zum 31.12.2020

Wir bedanken uns herzlich für Ihre Mithilfe!

Aktuelle Forschung über Bsal

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) initiierte das Forschungs- und Entwicklungsprojekt (FuE) „Monitoring und Entwicklung von Vorsorgemaßnamen zum Schutz vor der Ausbreitung des Chytridpilzes Batrachochytrium salamandrivorans („Bsal“) im Freiland“. Das FuE-Projekt findet in Zusammenarbeit mit den Universitäten Trier und Braunschweig sowie den Biologischen Stationen der Städteregion Aachen und des Kreises Düren statt.

Ziel des Projekts ist es, die Erforschung von Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) voranzutreiben und, basierend auf diesen Erkenntnissen, Lösungsansätze zur Bekämpfung von Bsal und zur Behandlung kontaminierter Tiere/ Lebensräume, zu entwickeln. Auch das oben beschriebene Hygieneprotokoll geht zum Teil auf Erkenntnisse aus diesen Forschungsprojekt zurück

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Bsal finden Sie bei den folgenden Institutionen:

  • Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (hier)
  • Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (hier)
  • Bundesamt für Naturschutz (hier)
  • Universität Trier (hier)
  • Technische Universität Braunschweig (hier)
  • Universität Leipzig (hier und hier)
  • Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (hier)
  • Biologische Station Düren (hier)

Corona-Spaziergänge

Ein Abendspaziergang oberhalb der Hambkebecke (foto: zoom)

Ich bin noch nie so viel zu Fuß unterwegs gewesen wie in diesen Corona-Zeiten. Spaziergänge, kleine Wanderungen – raus aus dem Haus und die Gedanken schweifen lassen.

Wenn ich aufblicke, entdecke ich Strukturen und Elemente der Landschaft des Hochsauerlandes; schaue ich grübelnd nach links und rechts, stolpere ich über die Details am Wegrand.

Das Tagpfauenauge auf der Blüte des Scharbockskrautes hätte ich gerne noch einen Tick schärfer eingefangen.

Das Tagpfauenauge ist einer der häufigsten heimischen Tagfalter. (foto: zoom)

Normalerweise ruhen die Falter mit zusammengelegten Flügeln und präsentieren die Augenflecken nur bei Störungen.

Das Scharbockskraut ist ein Frühblüher aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Aus einem Wurzelstock treibt im zeitigen Frühjahr der Spross mit nieren- bis herzförmigen Blättern. Die Blüten sind hellgelb, mit acht bis zwölf Blütenblättern.

Zwischen Kriegerdenkmal und Schnickemühle ragen die Kätzchen der Salweide (Salix spec.) in den Weg. Obwohl: ist das wirklich eine Salweide? Guckt mal!

Weidenkätzchen am Wegesrand. (foto: zoom)

Die Salweide (Bienenweide) blüht vor dem Laubausbruch. Sie ist zweihäusig. Auf dem Bild müssten männliche Blüten zu sehen sein.

Am Waldweg um die Himmelskrone wächst die Rote Pestwurz (Petasites officinalis). Aus den knollenförmig verdickten Ausläufern treibt im zeitigen Frühjahr der zunächst 20 cm hohe Spross.

Der Blütenstand der Pestwurz (foto: zoom)

Der Blütenstand ist eine keulenförmig gedrängte Bütentraube, die sich bei fortschreitender Reife bis auf 60 cm streckt. Die Pestwurz gehört zur Familie der Korbblütler.

Griechen und Römer schätzten die Pestwurz im 1. Jahrhundert gegen bösartige Geschwüre ebenso wie die Menschen im Mittelalter, die sie gegen die Pest einsetzten. Vor Zubereitungen als Tee aus Pestwurzblättern oder -wurzeln wird gewarnt, denn im Naturzustand enthält die Pflanze Substanzen (Pyrrolizidinalkaloide) mit mutagener, krebserregender und möglicherweise toxischer Wirkung auf die Leber (Wikipedia).

Das ABC als Zeitvertreib: H wie Huflattich

Der Huflattich (Tussilago farfara) ist einer der ersten Frühlingsboten. (foto: zoom)

Der Huflattich ist einer der ersten Frühlingsboten. Momentan kann man das Korbblütengewächs mit den endständig auf einem dicken Schaft sitzenden Körbchen an den Wegrändern im Hochsauerland blühen sehen.

Laubblätter sucht man zur Zeit vergeblich, denn sie erscheinen erst gegen Ende der Blütezeit. Sie sind anfangs filzig behaart und entwickeln sich zu großen, bis zu 35 cm messenden Riesenblättern.

Der Huflattich ist eine alte Heilpflanze. Viele Hustenmittel enthalten Huflattichextrakte. „Tussis“ ist lateinisch und bedeutet Husten, daher der botanische Name des Huflattichs (Tussilago).

Morgen ist im „Corona-Ablenkungs-Alphabet“ der Buchstabe „I“ an der Reihe. Ich habe schon eine Idee.