Ist die Westfalenpost Meschede Steigbügelhalter für die AfD, ist das Interview mit dem Kandidaten für den Hochsauerlandkreis, Martin Schaefer, lediglich eine journalistische Minderleistung oder gibt es noch eine andere Antwort?
Windelweiche Fragen, keine kritischen Nachfragen, stattdessen eine Bühne für den Arnsberger Unternehmer, Geschäftsführer einer Firma für Behältertechnik:
„Ich finde, da herrschen viele falsche Vorurteile. Die AfD hat eine klare Linie. Ich wüsste nichts, womit ich nicht einverstanden wäre“, antwortet Schaefer auf die Frage:
„Die AfD ist auch eine Partei der Extreme. Können Sie sich mit allen Personen und Aussagen identifizieren, beispielsweise auch denen von Björn Höcke, der als Rechtsaußen gilt?“
Die AfD ist keine „Partei der Extreme“, sondern eine Partei der „Rechtsextreme“ oder wie es im „Schwarzbuch AfD“ von Correctiv heißt: die „Verbindungen einiger ihrer Protagonisten ins rechtsextreme Milieu, die dubiose Finanzierung der Partei, die unsozialen Punkte ihres Parteiprogramms, die Intrigen ihrer Führungsfiguren“.
Dies hätte die Westfalenpost thematisieren können. Allein schon die Verniedlichung von „Rechtsextrem“ zu „Extreme“ zeigt, dass es der WP nicht an Aufklärung gelegen ist.
Stattdessen darf sich der Kandidat in einer Fotostrecke der Art, wie ich sie früher im Magazin der Süddeutschen (oder war es doch das ZEIT-Magazin?) gesehen habe, präsentieren.
Noch einmal die vorherige Frage der WP: „Können Sie sich mit allen Personen und Aussagen identifizieren, beispielsweise auch denen von Björn Höcke, der als Rechtsaußen gilt?“
Aus welchen Gründen hat die WP hier keine konkreten Aussagen und Personen der AfD genannt? Es ist nicht schwer, rassistische, antisemitische und rechtsradikale Positionen und Vorstellungen der AfD zu benennen und nachzufragen, ob der Kandidat Martin Schaefer diese Positionen teilt.
Beispiele:
Völlig unkommentiert lässt die WP folgende Aussage des AfD-Kandidaten stehen:
„Ich bin nicht ausländerfeindlich und nicht rechtsradikal, schließlich sind meine besten Freunde Ausländer.“
Da musste ich drei Mal schlucken, kenne ich doch diese Art der Argumentation seit Jahrzehnten zu Genüge:
- „Ich bin kein Antisemit, denn ich lese Hannah Arendt und höre Bob Dylan.“
- „Ich bin kein Rassist, denn ich gehe öfter zum Döner.“
Hier hätte die WP einfach die Position des AfD-Kandidaten zu ausländerfeindlichen und rechtsradikalen Aussagen seiner Parteifreundinnen und Freude nachfragen können.
Martin Schaefer ist darüber hinaus ein „global Player“, und er weiß, denn er reist („Ich bin als Unternehmer viel unterwegs“):
„Deutschland kann nicht die Welt retten, das geht schon volkswirtschaftlich nicht.“
Wer will, dass Deutschland die Welt rettet? Warum kommt der Kandidat mit so einer Aussage durch?
Das Problem sind nicht die Antworten von Martin Schaefer, das Problem sind die Fragen und fehlenden Nachfragen der Westfalenpost.
Lest euch den ganzen Krempel mal selber durch. Das Traurige ist nicht, dass es schlechte Interviews wie dieses gibt, traurig ist die Monopolstellung der Westfalenpost im Hochsauerland.