Giftig! Die erste blühende krautige Pflanze an der Namenlose. (archiv: zoom)
Hochsauerlandkreis/Hallenberg. Die Volkshochschule des Hochsauerlandkreises lädt zum Lehrgang „Wildkräuter- und Heilpflanzenpädagogik“ ein. Das Seminar vermittelt praxisnah botanisches und volksheilkundliches Wissen.
Der Lehrgang findet an zehn Wochenenden vom 9. April 2022 bis zum 14. Mai 2023 im Evangelischen Gemeindezentrum in Hallenberg jeweils samstags und sonntags von 9 bis 17 Uhr statt. Die Kosten für den Lehrgang betragen 1.350 Euro. Es fallen zusätzliche Materialkosten von rund 50 Euro an.
Alle Teilnehmenden legen während des Lehrgangs ein eigenes Herbarium bzw. eine Pflanzensammlung an. Exkursionen erweitern die Artenkenntnis und veranschaulichen vegetationskundliche Grundlagen. So können die wichtigsten Pflanzenfamilien anhand ihrer Merkmale sicher angesprochen werden.
Kenntnisse zum behutsamen Sammeln von Wild- und Heilpflanzen sowie deren Verarbeitung und Aufbewahrung werden an jedem Kurswochenende geübt. Planung, Organisation und Durchführung von Kräuterführungen und Workshops werden während des Lehrgangs mit allen Teilnehmenden schrittweise erarbeitet.
Das Verständnis biologischer Zusammenhänge sowie der wertschätzende Umgang mit der Natur sind zentrale Anliegen dieses Lehrgangs. Nach erfolgreicher Teilnahme und freiwilliger Prüfung am letzten Lehrgangswochenende wird das Zertifikat „Wildkräuter- und Heilpflanzenpädagoge / -pädagogin“ ausgestellt.
Die Dozentin Dr. rer. nat. Renate Lehminger-Mertens ist Diplombiologin und Biologielehrerin mit Schwerpunkt Botanik. Nach mehrjähriger wissenschaftlicher Forschung an der Universität Bonn bietet sie kräuterpädagogische Kurse und Lehrgänge an und gibt mit große Freude ihre botanischen Fachkenntnisse anschaulich und allgemeinverständlich weiter und zeigt praktische Anwendungsmöglichkeiten.
Bildungsschecks können im Vorfeld beantragt und ggf. in Anspruch genommen werden (Informationen zum Bildungsscheck gibt Martina Aberle, Kreishaus Meschede, Tel.: 0291 94-1457). Termine: 09./10.04.2022, 07./08.05.2022, 28./29.05.2022, 18./19.06.2022, 27./28.08.2022, 22./23.10.2022, 19./20.11.2022, 04./5.03.2023, 22./23.04.2023, 23./24.04.2023, 13./14.05.2023.
Informationen zum Lehrgang finden Interessierte auf der Internetseite der Volkshochschule Hochsauerlandkreis www.vhs-hsk.de oder bekommen sie von Dr. Stephanie Jordans, Volkshochschule Hochsauerlandkreis, Geschäftsstelle Winterberg: Tel.: 0291 94-5130 oder per Mail: jordans@vhs-hsk.de.
Grasfrösche beim Laichen (Foto: HSK, Stefan Pieper)
Mit den steigenden Temperaturen beginnen die alljährlichen Wanderungen von Kröten und Fröschen. In den feuchtmilden Abendstunden wandern die Amphibien aus ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern.
Ihr mühsamer Weg ist oft mehrere Kilometer lang und führt dabei häufig auch über belebte Straßen, die beim Überqueren für die Tiere zu einer tödlichen Gefahr werden können.
Mitarbeiter der Kreisstraßenbauabteilung des HSK und des Landesstraßenbauamtes NRW haben deshalb an den betroffenen Straßenabschnitten Warnschilder aufgestellt.
Die Untere Naturschutzbehörde des Hochsauerlandkreises appeliert an alle Verkehrsteilnehmer, in den nächsten Wochen beim Erblicken des Schildes „Krötenwanderung“ den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und die Geschwindigkeit deutlich herabzusetzen. Eine vorsichtige Fahrweise schützt nicht nur die Tiere, sondern auch die freiwilligen Helfer, die den Kröten beim Überqueren der Straße helfen.
Schutz vor den Autoreifen können, bis zur Errichtung dauerhafter Maßnahmen, die sogenannten mobilen “Krötenschutzzäune” bieten. Es haben sich erfreulicherweise bisher immer freiwillige Helfer bereit erklärt, diese Zäune früh morgens und abends zu kontrollieren und die Tiere in Eimern sicher über die Straße zu bringen. Auch die Straßenbauämter unterstützen diese Aktion durch den Auf- und Abbau der Zäune.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde bitten weiterhin alle Landwirte, die in der Nähe von Teichen und Laichgewässern Ackergrund besitzen, diese Felder nicht in den frühmorgendlichen oder abendlichen Stunden der Amphibienwanderung mittels landwirtschaftlichen Maschinen oder Geräten zu bearbeiten, damit die Tiere auf ihren Wanderrouten zu den Gewässern nicht gefährdet werden. Die Untere Naturschutzbehörde macht darauf aufmerksam, dass durch die Zerstörung ihrer Lebensräume und die enorme Verkehrsdichte die Amphibienbestände bedrohlich geschrumpft sind. Seit vielen Jahren stehen Amphibien deshalb unter besonderem gesetzlichen Schutz.
Am Radweg bei Wennemen – klimafreundliche Fortbewegung (foto: zoom)
Kritik an Plänen des Finanzministers: Tankrabatt – klimaschädlich und unsozial … klimareporter
Q&A: Übers Klima sprechen in Zeiten des Krieges – ist das möglich? Und wie kann es aussehen? … klimafakten
Corona-Krise: Acht vermeidbare Pandemie-Fehler und was wir noch daraus lernen könnten … scilogs
Soziale Kälte: „… sich an die Bundesbürger gewandt habe, um die europäischen Werte im täglichen Miteinander zu vertreten. Gauck habe gefordert, dass Frieren für die Freiheit eine durchaus zumutbare…“ … zynaesthesie
Gewonnen und doch verloren: Sanierung des Lennebades bei der Abstimmung gescheitert … doppelwacholder
Psychische Krankheit und Kreativität: Westfälisches Projekt nimmt „Outsider“-Literatur in den Blick … revierpassagen
Wenn einer eine Reise reist: Vor ein paar Tagen hatte ich mich, auf meine bekannt zurückhaltende Art, über das Fliegen geärgert … unkreativ
Verkehrswende im Hochsauerlandkreis: Vorstellung der Arbeiten für die Fahrrad- und Nahmobilitätskonzeption … sbl
Als begeisterter Radfahrer konnte ich die Säule mit den Spritpreisen nicht rechts liegen lassen. Müsliriegelst du schon oder tankst du noch?
Mir haben heute für knapp 90 Kilometer ein Apfel, ein Schwarzbrot und eine Tasse Strom gereicht.
Meine Schadenfreude ist nicht ganz echt, denn ich habe erst kürzlich meinen alten Toyota durch den TÜV bringen lassen. Wege im Sauerland nur mit dem Fahrrad bzw. ohne Auto zurückzulegen, kann ich mir nicht vorstellen.
Für das Alltagsradeln gibt es oft keine oder nur schlechte Radwege, die Straßen sind eng, der Autoverkehr ist gefährlich.
Der öffentliche Personennahverkehr ist teuer und sehr lückenhaft.
Die Politik lässt vieles schleifen oder hintertreibt die Energie- und Verkehrswende. Wie hießen noch die beiden Versager der Merkel-Ära? Peter Altmaier? Andreas Scheuer?
Die Ampel-Regierung kneift beim Tempolimit, obwohl sich damit große Mengen CO2 einsparen ließen.
Der Ausbau alternativer Energien hinkt gewaltig. Motto: Nach mir die Klimakatastrophe.
Die Wälder im Hochsauerland verschwinden in atemberaubender Geschwindigkeit, während auf den nach Gülle stinkenden Wiesen Protestplakate gegen die Errichtung von Windrädern seit Jahren gepflegt werden.
„Windindustrie in unseren Wäldern – Stoppt diesen Irrsinn – Verbrechen an Natur und Mensch“, schreit es mich auf der Strecke zwischen Siedlinghausen und Brunskappel an.
Wenn der heilige Zorn ins Irrationale führt. (foto: zoom)
Der Wald stirbt nicht wegen der Windräder auf den Höhen des Sauerlandes, Windenergie ist kein Irrsinn, sondern eine moderne Art der Energieumwandlung, schon lange kein Verbrechen, eher ein Versprechen auf saubere Zukunftsenergie.
Es geht um die Fortsetzung der A 46 vom jetzigen Autobahnende bei Nuttlar bis nach Brilon. Hierfür ist im 2016 beschlossenen Bundesverkehrswegeplan eine Schnellstraße vorgesehen. Im Auftrag des Bundes soll sie von der Landesstraßenbauverwaltung (“Straßen NRW”) mit Sitz in Meschede geplant und gebaut werden.
Um die Trasse gibt es viele Auseinandersetzungen. Wasserschutzgebiete, FFH-Gebiete, ein neues faktisches Vogelschutzgebiet und Raubwürgerhabitate können betroffen sein, ebenso wie wertvolle Täler.
Im Juni 2020 begann eine Bürgerbeteiligung, die nach einer Unterbrechung im Oktober 2021 wieder aufgenommen wurde. Es gibt vor allem 3 Arten von Veranstaltungen:
30 Zufallsbürger*innen, die ein eigenes Gutachten erstellen und am 15.03.2022 vorstellen,
einen Politischen Begleitkreis, zu dem Abgeordnete der Parlamente, kommunale Fraktionen aus dem HSK und aus 3 Gemeinden und Behörden eingeladen werden,
und öffentliche Informationsveranstaltungen.
Das sind die aktuell diskutierten Trassenvarianten:
Im Laufe des Verfahrens sind diverse Varianten für die 4 Abschnitte vorgestellt worden. Nachdem sich die Mehrheit der Lokalpolitiker zunächst trotz gravierender Umweltbedenken auf die nördlich verlaufende Variante 1 festgelegt hatten, ist mittlerweile auch ihnen klar geworden, dass diese Variante rechtlich nicht umsetzbar wäre. Jetzt setzen viele Politiker auf die Variante 15. Sie wäre aber sehr teuer und könnte ein FFH-Gebiet und ein Raubwürgerhabitat gefährden.
Schauen wir uns die Kosten näher an. Im Bundesverkehrswegeplan waren sie noch mit 58 Mio Euro angegeben worden, und daraus war ein positiver Nutzen-Kosten-Faktor für das Projekt errechnet worden. Für die Variante 15 wurden am 23.02.2022 nun 122 Mio Euro genannt. Aber das ist noch nicht alles, denn im Gegensatz zur Angabe im Bundesverkehrswegeplan wurden hier die Planungskosten komplett “vergessen”. Die Planungskosten betragen etwa 15% der Baukosten. Hinzu kommen die Kosten für den Unterhalt der Strecke. Die Unterhaltskosten z.B. für Brücken liegen jährlich etwa 1,6% der Baukosten, also für die angenommene Nutzungsdauer von 42 Jahren etwa 67%.
Damit erreichen die reellen Kosten für diese Variante fast 200 Mio Euro und übersteigen den Nutzen.
Und wenn man die Umweltschäden nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 29.04.2021 zum Klimaschutz neu bewertet, wird das Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten noch schlechter.
Fazit: Die Politiker, die weniger umweltschädliche Varianten ablehnen, könnten damit die gesamte B7n ins Abseits führen, weil sie zu teuer wird. Bürgerliste und Grüne haben konkrete Vorschläge eingebracht, wie – wenn überhaupt – die B7n weniger umweltschädlich gebaut werden könnte. Aber vielleicht gibt es ja einige “wichtige” Grundstückseigentümer, die andere Interessen und viel Einfluss haben?
Huflattich an der Namenlose in Siedlinghausen (foto: zoom)
Nach den Schneeglöckchen, Krokussen und Winterlingen kommt jetzt auch der Huflattich aus dem Boden.
Als klassischer Frühblüher, bildet er zuerst den Blütenstand aus, erst später kommen dann die grünen Blätter. Pfiffig nutzt er die gespeicherte Energie der Photsynthese des Vorjahres. Bald sollte ich auch die Kollegin Pestwurz finden. Die macht es nämlich genauso.
Der Frühling manifestiert sich in der Pflanzenwelt. Er könnte von mir aus ewig dauern.
Bei kaltem, aber sonnigem Wetter bin ich gestern von der Schlade zur sogenannten Negerfurt gegangen. Das Bild oben zeigt keine besonders dramatische Stelle im Hochsauerländer Wald, sondern den Normalfall.
Inzwischen sind überall große Flächen von meist Fichtenbestand abgeholzt. Geschätzt die Hälfte der noch stehenden Fichten haben braune Nadeln und sind ebenfalls dem Untergang geweiht.
Vor zwei Wochen hatte ich Satellitenaufnahmen des Waldsterbens im Arnsberger Raum veröffentlicht. Es ist schlimmer als angenommen:
Der Wanderweg SH4 Richtung Brunskappel (foto: zoom)
Merkwürdigerweise gehe ich immer noch gerne hier oben im Sauerland spazieren. Staunen, Entsetzen, Neugier, Verwunderung – die Gefühle mischen sich.
Werden die Flächen wiederaufgeforstet? Wird es in einem Jahrzehnt überhaupt noch größere Waldgebiete im Hochsauerland geben? Welche Rolle werden die wirtschaftlichen Interessen der Waldbauern spielen? Wie viele Weihnachtsbaumkulturen verträgt das Sauerland? Was sind die Auswirkungen auf den Tourismus?
Die Fragen kann ich zur Zeit nicht beantworten, werde sie aber im Hinterkopf behalten und mich bei Gelegenheit intensiver mit den Problemen des Waldsterbens im Hochsauerland beschäftigen.
Der rosarote Elefant im Raum ist die Klimakatastrophe. Deren Auswirkungen (Borkenkäfer, Dürre, Sturzfluten, …) sehen wir schon heute vor unserer Haustür. Sie hat schon bei weitem mehr Wald zerstört als die Windräder, gegen die sich die Initiativen gegen Windkraft so heftig wehren.
Drastische Verluste: Waldbestand in Arnsberg 2017 und 2021 Satellitenaufnahmen von Arnsberg im Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen: Rottöne markieren Vegetation, Grüntöne die Baumverluste. Flächen, die keinen Wald darstellen, sind transparent überlagert. Das Satellitenbild links ist aus dem Jahr 2017 und zeigt ein gesundes, dichtbewachsenes Waldgebiet. Dunkle Rottöne stehen für vitale Nadelwälder und helle Rottöne für gesunde Laubwälder. Im Vergleich dazu rechts eine Aufnahme aus dem Jahr 2021 – der Baumbestand ist dramatisch reduziert. Die hellen, grünen Flächen machen Kahlschläge sichtbar, die dunkelgrünen Flächen zeigen abgestorbene (Fichten-)Wälder. (Bilder: DLR https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/)
Die Baumverluste in Deutschland sind erheblich höher als angenommen. Die Satelliten Sentinel-2 und Landsat-8 machen erstmals Ausmaß der Schäden sichtbar: Nadelwälder in der Mitte Deutschlands sind am stärksten betroffen. Erdbeobachtungssatelliten können Baumverluste flächendeckend im Monatsrhythmus erfassen.
(Pressemitteilung DLR)
Gesunde Bäume tragen eine satte dichte Krone. Beim Spazierengehen durch den Wald fällt jedoch auf, dass die grünen Dächer insgesamt recht licht sind. In den letzten Jahren zeigen sich auch vermehrt kahlgeschlagene Flächen. Wälder sind unsere grüne Lunge, bilden Lebenraum für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt, liefern Nutzholz und schützen vor Überflutungen und Hangrutschungen. Wie groß ist also der Verlust durch abgestorbene und entnommene Bäume?
Forschende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind dieser Frage mithilfe von satellitengestützten Erdbeobachtungsdaten nachgegangen. Sie machten zum ersten Mal deutschlandweit sichtbar, wie viel Baumbestand verloren gegangen ist. Die Ergebnisse sind alarmierend: Von Januar 2018 bis einschließlich April 2021 wurden in Deutschland auf rund 501.000 Hektar Fläche Baumverluste verzeichnet. Der Verlust entspricht fast fünf Prozent der gesamten Waldfläche und ist damit erheblich höher als bisher angenommen. Als Auslöser gelten vor allem die ungewöhnlich starken Hitze- und Dürreperioden in diesen Jahren, die wiederum den Befall durch Schadinsekten begünstigt haben.
Unterstützung aus dem All
Für Forstwirtschaftende sind umfassende Waldinformationen wichtig, um Baumarten zu kartieren, Schadursachen zu differenzieren oder negative Entwicklungen durch Früherkennung zu verhindern. Erdbeobachtungssatelliten bieten die dafür notwendige räumliche und zeitliche Auflösung. Das Potenzial von Satellitenaufnahmen wird von den Behörden aber noch nicht voll ausgeschöpft. Die DLR-Forschungsgruppe des Earth Observation Center (EOC) brachte hier ihre Expertise ein. Um den Baumverlust genau zu beziffern, nutzten sie den Satelliten Sentinel-2 des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus sowie den US-amerikanischen Satelliten Landsat-8 als Datenquelle.
Die Grafik zeigt den Anteil der abgestorbenen und zum größten Teil bereits abgeholzten Waldfläche pro Landkreis. Deutlich zu erkennen ist, dass ein breiter Gürtel in der Mitte Deutschlands von der Eifel über das Sauerland und den Harz bis nach Sachsen die höchsten Anteile aufweist. Betroffen sind dort insbesondere Nadelwälder. Für die Analyse nutzte das DLR-Earth Observation Center (EOC) Satellitendaten von Sentinel-2 und Landsat-8 aus den Jahren 2018 bis 2021. (Grafik: DLRhttps://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/)
Die gegenwärtig verfügbaren Satellitendaten sind in der Lage, großflächige Verluste im Oberstand von Wäldern genau zu erfassen. Die Aufnahmen machen auch drastische Schäden wie zum Beispiel komplett abgestorbene Bestände sehr gut sichtbar. Ein weiterer Vorteil liegt in der Häufigkeit der Aktualisierungen. Die Satelliten können Daten in hoher zeitlicher Dichte liefern.
Monokultur, Extremwetter und Insekten
Der Blick aus dem All zeigt, dass überwiegend die Mitte Deutschlands mit ihren Nadelwäldern betroffen ist – von der Eifel, über Sauerland, Harz und Thüringer Wald, bis in die Sächsische Schweiz. Allein Nordrhein-Westfalen verlor innerhalb von drei Jahren mehr als ein Viertel seiner Fichtenwälder, in einigen Landkreisen waren es sogar mehr als zwei Drittel. Die Bäume starben ab oder fielen großflächigen Notfällungen zum Opfer. Kahlschläge sind oft die letzte Maßnahme bei massivem Schädlingsbefall, um – im Fall von Fichten – dem Borkenkäfer die Nahrung zu entziehen und dadurch seine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Während sich Laubbäume wie die Eiche nach einem Insektenbefall wieder erholen können, gilt dies häufig nicht für Nadelbäume. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland vorrangig Fichten als wichtigster Holzlieferant aufgeforstet, nicht selten standortfremd. Diese Wälder haben eine entsprechend ähnliche Alters- und Wuchsstruktur und sind als Monokultur weniger widerstandsfähig. Zwischen 2018 und 2020 wurde ganz Mitteleuropa von mehreren ungewöhnlich starken Dürre- und Hitzeperioden heimgesucht. Dies schwächte die grünen Riesen – die Defizite in der Bodenfeuchte sind bis heute messbar. Gleichzeitig schuf die trockene Hitze ideale Bedingungen für den Borkenkäfer, sodass sich die Populationen explosionsartig vermehrten.
Von den Folgen der Dürre sind nicht nur Fichtenwälder betroffen: „Unsere Analysen zeigen, dass auch Eiche, Buche und Kiefer – neben der Fichte die häufigsten Baumarten in Deutschland – starke Schäden aufweisen. Dasselbe gilt für seltenere Arten wie Bergahorn oder Lärche“, sagt Dr. Frank Thonfeld vom Earth Observation Center (EOC) des DLR. „Die jährlichen Waldzustandsberichte der Behörden machen bereits deutlich, dass sich der Zustand der deutschen Wälder schon seit längerer Zeit kontinuierlich verschlechtert. Aber die Schäden der letzten wenigen Jahre sind beispiellos“.
Neben dem Schädlingsbefall erlitt der deutsche Wald auch Verluste durch Windwurf. Das DLR-Forschungsteam identifizierte diese Flächen dank der hochgenauen Satellitenaufnahmen von Sentinel-2 und Landsat-8. Die Auswertungen offenbaren unter anderem das Ausmaß von Sturmereignissen in Ostbayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Die aktuelle Sturmlage über ganz Deutschland wird voraussichtlich wieder dazu führen, dass vielerorts Schadholz entfernt werden muss.
Big Data zur Waldentwicklung
Die Fernerkundungsexperten aus Oberpfaffenhofen werteten insgesamt mehr als 20.000 Datensätze aus. Auf diese Weise konnten sie die abgestorbenen und neu eingeschlagenen Waldflächen im Monatsrhythmus erfassen. Entstanden ist ein differenziertes Waldbild für ganz Deutschland mit einer Auflösung von zehn Metern. Die Verarbeitung der Datenarchive von Sentinel-2 und Landsat-8 erfolgte vollautomatisch. Das hochkomplexe Verfahren wurde am EOC entwickelt und wird für weitere Anwendungen optimiert.
Die Auswertungsmethode für den Waldbestand lässt sich auch für andere Länder und Regionen anwenden. Denn großflächige Waldschäden sind nicht nur ein deutsches, sondern ein europäisches Thema. Nachbarländer wie Tschechien oder Österreich stehen ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Mittelfristig setzt sich voraussichtlich die Tendenz fort, dass noch weitere Bestände verloren gehen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die wirtschaftlichen Schäden eingeholt sind. Bis sich das Ökosystem Wald erholt, kann es noch länger dauern. Für Deutschland und Europa ist es daher dringend notwendig, schnell effiziente Maßnahmen zum Schutz der Wälder zu ergreifen. Satellitengestützte Erdbeobachtung kann Forschenden und Entscheidungstragenden hierzu eine Datengrundlage bereitstellen.
So wie das neue Verfahren nutzerspezifisch angepasst werden kann, lässt sich auch die neue Waldkartierung jederzeit aktualisieren. Künftig könnte das DLR-Forschungsteam Forstbehörden im monatlichen Rhythmus Satellitendaten zu Waldgebieten liefern und damit den operationellen Forstbetrieb in allen Regionen nachhaltig unterstützen.
Waldzustandsbericht
Der Wald steht in Deutschland seit 1984 unter Beobachtung, als die Befürchtungen für ein Waldsterben um sich griffen. Der jährliche „Waldzustandsbericht“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) dokumentiert den Kronenzustand der Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche. Dies erfolgt stichprobenartig auf Basis festgelegter Beobachtungsflächen. Es sind somit Momentaufnahmen für eine überschaubare Anzahl an Beobachtungspunkten. Die Berichte weisen bei den Verlusten dabei nur die Flächen aus, die wieder bewaldet werden müssen. Zahlen über die tatsächlich von Baumverlusten betroffenen Flächen findet man darin üblicherweise nicht. Erdbeobachtungssatelliten können hier ergänzende Daten liefern.
Windrad auf der Anhöhe bei Einhaus (archivfoto: zoom)
Hochsauerlandkreis/Bestwig/Olsberg. Die MW-Energie UG hat die Erteilung von zwei Genehmigungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) zur Errichtung und zum Betrieb von jeweils einer Windenergieanlage im Gemeindegebiet Bestwig bzw. Stadtgebiet Olsberg beantragt.
Die Unterlagen für die Anträge der MW-Energie UG liegen in der Zeit von Donnerstag, 24. Februar, bis Donnerstag, 24. März 2022, an den folgenden Stellen zu den jeweiligen Öffnungszeiten zur Einsicht aus:
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