Umleitung: Der goldene Herbst neigt sich dem Ende entgegen, und ich lese in den Nachbarblogs.

Sonntagsspaziergang zwischen Wiemeringhausen und Brunskappel, Blickrichtung Wiemeringhausen (foto: zoom)

Der goldene Herbst neigt sich dem Ende entgegen. Es folgen die grauen Novembertage.

Ganz ernst nehme ich meine eigene Vorhersage nicht, obwohl es drei Tage nach meinem Sonntagsspaziergang (siehe Bild) im hohen Hochsauerland kühl und trüb geworden ist. Ich lasse mich gern vom Wetter überraschen.

In den nahen und etwas weiter entfernten Blogs lese ich fünf Artikel, dann reicht es für heute.

Der alte Antisemitismus in der digital befeuerten Einstein-Relativitätskritik: In dieser Woche jährte sich der 6. November 1919 zum 100ten Mal – jener Tag, an dem britische Astronomen unter Leitung von Arthur Eddington dem deutschen Physiker Alfred Einstein Recht gaben … scilogs

#Baseballschlägerjahre: Auch Prinzessin Gregor Mothes hat sie erlebt, die Baseballschlägerjahre. 1989 dachte ich an Aufbruch, ging auf die Montagsdemos. Ich war 13 Jahre, begeisterter Linker, enttäuscht von der DDR aber gewillt, für einen besseren Sozialismus zu kämpfen … prinzessinnenreporter

„Der montierte Mensch“: eine vorzügliche Folkwang-Ausstellung fragt nach Individuum und Masse in der Kunst … revierpassagen

Ahnenforscher – was tut ihr da gerade eigentlich? Mit welchem Recht werden eigentlich Daten zu Verwandtschaftsverhältnissen ohne Zustimmung der Betroffenen in gigantische Onlinedatenbanken eingepflegt? … schmalenstroer

Hochsauerlandkreis: Landrat will erneut kandidieren … sbl

Georg Elser: „Ich habe den Krieg verhindern wollen“

Von Briefmarkengestaltung: Prof. Ernst und Lorli Jünger, München – Heiligenlexikon.de (first upload at de.wikipedia.org), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2028525

Am 8. November 1939 verübte Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller einen Bomben-Anschlag auf Adolf Hitler und nahezu die gesamte NS-Führungsspitze.

Das Attentat scheiterte nur knapp. Der gelernte Schreiner und überzeugte Widerstandskämpfer aus Baden-Württemberg wurde bei seiner Flucht in die Schweiz festgenommen. Die Deutschen glaubten dem Gerücht der NS-Propaganda, dass der britische Geheimdienst verantwortlich für den Anschlag sei. Nach fünf Jahren Haft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau wurde Elser am 1945 im KZ Dachau ermordet, seine Leiche danach verbrannt.

Heute hat der Einzeltäter seinen Platz in der Geschichte des deutschen Widerstands gegen die NS-Diktatur gefunden.

Quelle: https://www.lpb-bw.de/georg_elser_dossier.html

In meiner eigenen Schulzeit habe ich nichts von Georg Elser  erfahren, unser Lehrer kannte nur Stauffenberg.

Mir hat der Tweet von Jan Böhmermann gefallen:

„Georg Elser wollte Hitler umbringen, damit er keinen Erfolg hat. Stauffenberg wollte Hitler umbringen, weil er keinen Erfolg hatte.“

https://twitter.com/janboehm/status/1191608751628914689

Bei Wikipedia lese ich:

Johann Georg Elser (* 4. Januar 1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9. April 1945 im KZ Dachau, Bayern) war ein deutscher Kunstschreiner und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Am 8. November 1939 führte er im Münchner Bürgerbräukeller ein Bomben-Attentat auf Adolf Hitler und nahezu die gesamte nationalsozialistische Führungsspitze aus, das nur knapp scheiterte. Er wird bis heute verkürzt als „Hitler-Attentäter“ bezeichnet.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Elser

Heute ist Reformationstag – nicht lustig

Der katholische Kreuzberg mit Kapelle und Sendemast in Winterberg (foto: zoom)

Ich habe vor einiger Zeit aufgehört den Reformationstag zu mögen. Dass sich Luther in turbulenten Zeiten auf die Seiten der Fürsten, gegen die aufständischen Bauern gestellt hat, habe ich ihm als „Gustav-Noske-Moment“ durchgehen lassen, denn er kannte Noske noch nicht und immerhin soll er antiautoritär „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ gesagt haben.

Immerhin eine Redewendung, die man heute noch guten Gewissens  seinem/seiner Chef*in entgegen schleudern kann: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“

Aber dann der antisemitische, hassende und hetzende Luther:

„Luther will seinen „treuen Rath“ geben und schlägt gegen die „verbösten“ und „vergifteten“ Juden vor, „daß man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke“, „daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre“, „daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten“, „daß man ihren Rabbinen bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren“, „daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe“, „daß man ihnen den Wucher verbiete, … und nehme ihnen alle Baarschaft und Kleinod an Silber und Gold“, schließlich „daß man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brod verdienen im Schweiß der Nasen“.

Kann man heute noch einen Menschen feiern und verehren, der die hier zitierten – neben vielen anderen, höchst fragwürdigen – Äußerungen von sich gab? Nicht ohne Grund stand Luther bei Hitler in hohem Ansehen. Nach unserem heutigen Verständnis würde Luther heute als Theologe und Politiker gesellschaftlich geächtet und als Volksverhetzer angeklagt werden.“

Quelle:
https://hpd.de/artikel/luthers-den-juden-und-ihren-luegen-13220

Ich kann den Reformationstag nicht feiern. Sowieso nicht, weil ich in NRW wohne, aber auch in meiner alten zweiten Heimat Hamburg würde ich mich für Luther schämen. Ich bin immerhin protestantisch getauft und konfirmiert.

Schnee von gestern.

Titel der Woche: konkret in Travemünde

Die Oktober-konkret als Titel der Woche bei Edeka (foto: zoom)
Als ich heute beim neuen Edeka in der Travemünder Steppjacken-Flaniermeile „Vorderreihe“ meinen Vorrat an Brot und Käse aufstockte, traute ich meinen Augen nicht.

Die Oktober-Ausgabe der Monatszeitschrift „konkret“ starrte mich als „Titel der Woche“ aus dem Illustrierten-Regal an.

Ein ganzer Stapel „Antideutscher Propaganda“ nur wenige hundert Meter entfernt vom Priwall und dem eisernen Vorhang. Auf dem Titel der braune West-Import in den nahen Osten. Alter kalter Kaffee.

Kaffee und Schokolade hatten meine Eltern stets zu Weihnachten in die Ostzone geschickt. Ich konnte verstehen, dass dies der Ost-Verwandtschaft schmeckte, besser als mir später die Karo-Zigaretten. Ich bin bei den Gauloises Caporal geblieben.

Als die Mauer fiel, haben viele Ostdeutsche Verwandte gemerkt, dass die Wessis ihren Kaffee auch nur mit Wasser kochten. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann sickerte es ein, dass der reiche Onkel aus der BRD häufig auch nur ein armes lohnabhängiges Schwein war und nicht die Macht besaß, die er oft „nach drüben“ vorspiegelte.

Hoffentlich geht es dem braunen Wessi-Onkel Höcke ähnlich; hoffentlich recht bald, bevor er in den Ost- und Westzonengehirnen weiteres Unheil anrichten kann.

Allzu viele historische Irrtümer können wir Deutschen uns nicht mehr leisten.

Merksatz: Selbst Zichorien-Kaffee ist ehrlicher als der Faschist Höcke!

Nach einer Woche … ich weiß nicht, wo ich anfangen soll … Halle!

Sonnenuntergang in Siedlinghausen (foto: zoom)
Ich musste eine Woche lang das Blog ruhen lassen. Andere sind eingesprungen bzw. haben weiter gemacht. Die Musik hat mir gut getan.

Als der faschistische Terrorist in Halle zwei Menschen niedermetzelte und nur das zufällige Versagen seiner nach Plänen aus dem Internet zusammengebastelten Mordinstrumente ein Massaker in der Synagoge verhinderte, war die Polizei lange, zu lange nicht vor Ort.

Entsetzlich.

Und noch entsetzlicher die PolitikerInnen die mit hingestammelten Entschuldigungen deutlich machten, dass sie nichts begriffen hatten, haben und wahrscheinlich auch nicht werden.

Annegret Kramp-Karrenbauer hält den Anschlag für ein „Alarmzeichen“. Wie schäbig ist denn das? Alarmzeichen gibt es seit langem. Selbst der Mord am CDU Politiker Walter Lübcke, die NSU-Morde waren keine Alarmzeichen mehr. Es waren schon die Katastrophen, die von PolitikerInnen wie Kramp-Karrenbauer anscheinend nicht wahrgenommen wurden.

Halle ist eine Katastrophe. Halle zeigt das erneute Versagen der politischen Eliten seit, ja … seit wann eigentlich.

Ein Angriff wie in Halle „schien in Deutschland nicht mehr vorstellbar“, sagt Frank-Walter Steinmeier laut Spiegel.

Aber, Herr Steinmeier, die Spur rechtsterroristischer Morde ist lang in der Geschichte der Bundesrepublik. Warum hat Walter Steinmeier das nicht mitbekommen. Schon beim Mord von Walter Lübcke hatte unser Bundespräsident von einer „neuen Qualität des rechtsextremen Terrorismus gesprochen.

Steinmeier – der Kondolenzapparatschick?

Was wird Steinmeier beim nächsten, übernächsten Mord sagen?

„Rechtsterrorismus gibt es seit Ende der 1960er-Jahre“, heißt es in einem Medienbericht.

Steinmeier ist unglaubwürdig, AKK gleichfalls oder höchstens dumm. Steinmeier ist nicht dumm. Er muss um die faschistischen Traditionen in der alten und neuen Bundesrepublik wissen, denn, so der Autor und Filmemacher Dirk Laabs auf Twitter:

Nun gut, nun schlecht. Verzeiht mir diese kurze Aufwallung. Ich muss jetzt noch ein wenig regenerieren.

Umleitung: von Altona quer durch neue Themen – ultrarechte Wutbürger, die Castingshow der SPD, Öl und Antisemitismus, Kunst wie geschnitten Brot, ein Prost auf die Funke Mediengruppe und mehr …

Als wenn es gestern gewesen wäre. Abfahrt vom Bahnhof Altona (foto: zoom)

Mönchengladbach: Ultrarechte „Wutbürger“-Szene formiert sich … bnr

Filmstar Michael Jackson: Das „Thriller“-Video als Horrormärchen (1982) … endoplast

Neue Führungsspitze gesucht: Die Castingshow der SPD … postvonhorn

Hamburger Polizeigesetz: Datenschützer soll wichtige Befugnis verlieren … netzpolitik

Hurrikan Dorian: Kategorie 6? … klimalounge

Was hat Öl mit Antisemitismus zu tun? Sehr viel! Geben Sie der #Rentierstaatstheorie diese Chance! Es gibt sie seit den 1970er Jahren und sie gehört nach meiner Einschätzung zu den am meisten unterschätzten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, mit schlimmen Folgen für uns alle! … naturdesglaubens

Prost! Funke-Mediengruppe: Zombie-Kneipen, zentral gezapft … charly&friends

Finsteres Kolonialabenteuer: Ruhrtriennale zeigt szenische Umsetzung von Éric Vuillards Erzählung „Congo“ … revierpassagen

Land in Sicht: Ein Beitrag zur Ausstellung „Wie geschnitten Brot“ in Dortmund … harbuch

Hagen – Neben uns die Sintflut: Zu dem Vortrag „Neben uns die Sintflut – Leben auf Kosten der armen Länder“ mit Professor Dr. Stephan Lessenich lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) am Dienstag, 10. September, um 19 Uhr in das Kulturzentrum Pelmke, Pelmkestraße 14, ein … doppelwacholder

Berufskolleg in Arnsberg-Hüsten: Alternativen für das Berufskolleg am Berliner Platz prüfen! Nach der aktuellen Sitzungsvorlage der Kreisverwaltung ist mit Baukosten von 43,4 Mio Euro zu rechnen. Dies bedeutet eine Erhöhung um mehr als 24 Mio Euro gegenüber den bisherigen Ankündigungen … sbl

Antikriegstag am 1. September in Meschede: Mahnung an den Beginn des 2. Weltkrieges und Alternativen zum Militär für die Zukunft

Er ist nicht tot – der Krieg! Erinnern und Mahnen beim Sühnekreuz in der Kirche Mariä-Himmelfahrt zu Meschede. Das „Sühnekreuz“ wird am Sonntag aus seinem Nischendasein befreit und vor den Altar gelegt. (bild: thelen-khoder)

Am 01. September 2019 jährt sich der Beginn des zweiten Weltkrieges zum achtzigsten Mal. Zu diesem Tag als „Antikriegstag“ bieten viele Gruppen der katholischen Friedensbewegung pax christi interessante Veranstaltungen an oder organisieren Kundgebungen und Demonstrationen gemeinsam mit den regionalen Partnern der Friedensbewegung.

(Der Text beruht auf einer Pressemitteilung von pax christi, der internationalen katholischen Friedensbewegung.)

Der pax christi-Diözesanverband Paderborn lädt in Kooperation mit der Kirchengemeinde Mariä-Himmelfahrt in Meschede zu Gottesdienst, Begegnung, Vortrag und Diskussion ein.

Sonntag 1. September 2019 in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Meschede 

09:30 Uhr Gottesdienst mit Impuls von Nadja Thelen-Khoder zum Umgang mit Grabstätten von Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangenen

11:00 Uhr Friedenslandschaft Sauerland, Vortrag und Diskussion mit Peter Bürger über Friedensboten

12:30 Uhr Begegnung und gemeinsames Mittagessen

Als sauerländische Friedensboten bezeichnet Peter Bürger Menschen wie den katholischen Friedensaktivisten und Heimatforscher Josef Rüther (1881-1972) aus Brilon, der in der Weimarer Republik zu den frühesten Warnrufern gehörte. Er wurde lange vor 1933 von den Nazis ebenso gehasst wie der Hüstener Bürgermeister Dr. Rudolf Gunst (1883-1965), der den Friedensbund der Katholiken (FdK) in ganz Deutschland leitete. Beide Männer verloren ihre berufliche Grundlage und gehören zu den Verfolgten des deutschen Faschismus.

Mehr über die Friedensboten erfahren Sie im anhängenden Interview mit Peter Bürger.

Siehe auch Peter Bürger / Jens Hahnwald / Georg D. Heidingsfelder: „Sühnekreuz Meschede. Die Massenmorde an sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase des 2. Weltkrieges und die Geschichte eines schwierigen Gedenkens“; Norderstedt 2016 (edition leutekirche sauerland 3, Books on Demand,; erweiterte Buchausgabe von „Zwischen Jerusalem und Meschede“) (bild: thelen-khoder)

Der Waldfriedhof „Fulmecke“ ist Ort der Spurensuche von Nadja Thelen-Khoder. Ihre Mutter erzählte ihr wie sie ihrem Vater bei der ärztlichen Versorgung sowjetischer Zwangsarbeiter geholfen hatte. Damit begann eine Recherche, die sie in einem Buch über den sogenannten „Franzosenfriedhof“  darlegt. Dort liegen neben den namenlos Begrabenen  dreier nächtlicher Massaker deutscher Soldaten von Ende März 1945 auch 70 weitere meist sowjetische Zwangsarbeiter begraben, die im Zweiten Weltkrieg oder wenige Wochen danach starben.

Mehr über die den Umgang mit den Gräbern der Zwangsarbeiter erfahren Sie im anhängenden Interview mit der Autorin Nadja Thelen-Khoder, außerdem hier eine ausführliche Liste ihrer Bücher und Artikel:

Artikel von Nadja Thelen-Khoder

„Erfüllt eure Pflicht gegen Führer, Volk und Vaterland!“
Römisch-katholische Kriegsvoten aus den deutschen Bistümern und der Militärkirche – Arbeitshilfe zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen

Vorbemerkung zu dieser[1a,b] Arbeitshilfe

Kurz vor seinem Tod hat Heinrich Missalla (1926-2018) zur kirchlichen Beihilfe für den Hitlerkrieg einen Offenen Brief an die deutschen Bischöfe geschrieben: „Haben Sie endlich den Mut zur Wahrheit!“ Dieses Schreiben ist nun zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen veröffentlicht worden und wird – gleichsam als Vorwort zu dieser Arbeitshilfe – nachfolgend dokumentiert.

2015 ist im Rahmen der Erinnerungsarbeit von pax christi eine digitale Sammlung mit Beiträgen zum letzten Weltkrieg entstanden, die seit 2018 auch als Buch vorliegt (Es droht eine schwarze Wolke. Katholische Kirche und Zweiter Weltkrieg. Hg. von Peter Bürger. Im Auftrag von: pax christi – Internationale Katholische Friedensbewegung / Deutsche Sektion e.V. Bremen: Donat Verlag 2018.)

Im Anschluss daran sollte bis zum 1.9.2019 eine solide Quellenedition zur römisch-katholischen Kriegsbeihilfe 1939-1945 erarbeitet werden. Dieses Vorhaben, das bislang leider nicht verwirklicht werden konnte, soll 2021 – achtzig Jahre nach Beginn des Russlandfeldzuges – vorliegen.

Diese Arbeitshilfe ist hingegen nicht für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema geeignet, sondern soll allen, die durch H. Missallas Brief nachdenklich geworden sind, einige aussagekräftige, exemplarische Texte im Netz zugänglich machen (nur ein Teil der Zitate ist anhand der einschlägigen Werke überprüft worden). Anregungen, Hinweise und Zusendungen für die Arbeit an der umfangreichen, für 2021 abgekündigten Quellenedition sind sehr willkommen.

Möge die Hoffnung auf ein wirklich „großes Wort“ der deutschen Bischöfe zum 1. September 2019 nicht enttäuscht werden.

Düsseldorf, 28.08.2019 Peter Bürger

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[1a] Die Arbeitshilfe als PDF: _01b AH Bischöfe & Hitlerkrieg 2019 08 28

[1b] Die Arbeitshilfe als docx: _01a Nurtext Bischöfe zu Hitlers Krieg 2019 08 28

Umleitung: Elf Lesehinweise von der Visualisierung des Nie-Gesehenen über NS-Traditionen und völkische Parallelwelten zum anarchischen Zustand der GroKo und mehr …

Am späten Nachmittag auf der Niedersfelder Hochheide (foto: zoom)

Kunsttagebuch: Kunst und die Visualisierung des Nie-Gesehenen … endoplast

SPD: Dem Kollaps entgegen – Die Erneuerung droht zu scheitern … postvonhorn

Von Lucke über die GroKo: „Fast anarchischer Zustand der Führungslosigkeit“ … deutschlandfunk

Zum Weiterwirken von NS-Traditionen: Wieder N wie Nathan statt N wie Nordpol? … scilogs

Gestapo, Kripo, Schupo: Polizeiliche Gewalttäter in Harburg 1933 bis 1945 … harbuch

Völkische Parallelwelt: Rechte Familien siedeln sich gezielt in Regionen mit Landflucht an. Mit Gleichgesinnten leben sie ihre völkische Ideologie aus und geben sie entsprechend an den Nachwuchs weiter … bnr

Schlanker Staat? Blöde Idee! Niedrige Staatsquote, eine Schuldenbremse im Verfassungrang: all das klingt gut, ist aber gefährlicher Unfug. In einer schweren Rezession ist eine Schuldenbremse praktisch ökonomischer Selbstmord … misik

Tor-Netzwerk und Redaktionsgeheimnis: Was die Bundesregierung anderswo unterstützt, greift sie hierzulande an … netzpolitik

The Weather Machine – a journey into the forecast: Andrew Blums „The Weather Machine – A journey inside the forecast“ untersucht die Hintergründe unserer Wetterberichte. Das Buch startet aus der Geschichte heraus und erzählt, wie es überhaupt zu unserem heutigen System der Wetterbeobachtung kam … schmalenstroer

Blickrichtung rückwärts: Ruhrtriennale 2019 mit groß angelegter Multimedia-Produktion von Heiner Goebbels … revierpassagen

Versuch einer Analyse: Kosten und Qualität der vier Jugendamtsbezirke im HSK … sbl

Militärkirche: „Die Seelen rüsten“

Ein neuer Sammelband beleuchtet die staatskirchliche Militärseelsorge und erschließt Vorbilder der Befreiung.

(Text: Peter Bürger)

Nach dem im Juli erschienenen Sammelband „Im Sold der Schlächter“ über die Militärseelsorge im Hitlerkrieg legen wir mit dem zweiten Titel „Die Seelen rüsten“ eine aktuelle Kritik der staatskirchlichen Militärseelsorge vor. Kooperationspartner ist wieder das Ökumenische Institut für Friedenstheologie. Dieses Buch enthält in erster Linie Beiträge aus christlicher Sicht, doch es kommen auch Vertreter einer antimilitaristischen, humanistischen und laizistischen Kritik zu Wort.

Im Zuge der Remilitarisierung wurde ab 1950 in Westdeutschland ein neues Militärkirchenwesen aufgebaut. Federführend beteiligt waren geistliche Assistenten des Hitlerkrieges aus beiden Konfessionen. Pazifistische Abweichler wurden in den Kirchen zum Teil kaltgestellt, während die militärfreundlichen Amtsträger der Regierung treu zu Diensten standen.

Die Militärpfarrer sind bis heute Beamte und dem Bundesministerium für das Militärressort zugeordnet, das sie aus Steuergeldern auch besoldet. „Auf dem Felde“, das heißt im Einsatz außer Haus oder im Ausland, tragen die Seelsorger sogar den Tarnanzug der Soldaten. Der staatskirchliche Charakter dieses Komplexes liegt offen zutage. Es spricht vieles dafür, ihn als unvereinbar mit den Anforderungen des Grundgesetzes zu betrachten.

Die Kirchen in der DDR blieben hingegen staatsfern und nahmen später einen entschiedenen Friedens-Standort ein, der sie allein an Jesus von Nazareth band. Ihre Seelsorge für Wehrpflichtige, Bausoldaten und Verweigerer vollzog sich unabhängig, als rein kirchliche Aufgabe. Nach der staatlichen Vereinigung wurden die Erfahrungsschätze der „DDR-Christenheit“ ignoriert. Kritik an der staatskirchlichen Verflechtung, wie sie Pfarrer Axel Noack (Kirchenprovinz Sachsen) 1990 vorgetragen hat, ist 2019 dringlicher denn je: „Mit dem Militärseelsorgevertrag geht die Kirche eine >Grundbindung< an die Armee ein, die der Freiheit ihrer Verkündigung gefährlich werden kann … (Es) hat die Kirche sich ohne Not in eine Bindung begeben, die die Klarheit ihres Zeugnisses verdunkeln muss … Im demokratischen Rechtsstaat … besteht nicht die Nötigung zu einem Militärseelsorgevertrag.“

Derzeit gibt es in vielen Kirchen der Christenheit einen Aufbruch hin zur biblischen „Doktrin“ der aktiven Gewaltfreiheit und zu einem entschiedenen Friedenszeugnis – mit klarem Standort im Sinne der Botschaft Jesu. Dass jüngst mehrere Bücher von hochrangigen Militärseelsorgern erschienen sind, die die staatliche Militärdoktrin stützen, wirkt da nicht mehr ganz zufällig.

Unser Sammelband vermittelt Orientierung, Impulse und Befreiungswege für die Debatte über das Militärkirchenwesen – mit Texten von: Ralf Becker, Wolfram Beyer, Peter Bürger, Gerhard Czermak, John Dear, Matthias-W. Engelke, Erasmus von Rotterdam, Hanna E. Fetköter, Albert Fuchs, Joachim Garstecki, Matthias Gürtler, Ullrich Hahn, Georg D. Heidingsfelder, Hartwig Hohnsbein, Uwe Koch, Victoria Kropp, Gerhard Loettel, Walter Mixa, Franz Nadler, Thomas Nauerth, Martin Niemöller, Leo Petersmann, Rainer Schmid, Tertullian, Reinhard J. Voß, Bernhard Willner, Bernd Winkelmann und Hans Dieter Zepf.

Das Buches enthält insgesamt 46 Beiträge, thematisch gegliedert nach zehn Abteilungen:

  1. Jesus und das Konstantinische Kirchentum
  2. Antimilitaristische, humanistische und laizistische Kritik der Militärseelsorge
  3. Wiederbewaffnung und Neuaufbau des Militärkirchenwesens
  4. Friedenszeugnis ohne staatskirchliche Verflechtung in der DDR – Durchsetzung des westdeutschen Modells
  5. Stimmen aus dem Versöhnungsbund
  6. Sakralisierung des Militärkomplexes
  7. Ökumenische Initiativen zur Abschaffung der staatskirchlichen Militärseelsorge
  8. Stimmen aus dem Kreis der katholischen Friedensbewegung
  9. Wie staatstreu sind die Kirchen in der Friedensfrage?
  10. Beistand für Soldaten, Infrastrukturen des Friedens und Vorbilder einer neuen Freiheit

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„Die Seelen rüsten“. Zur Kritik der staatskirchlichen Militärseelsorge. Herausgegeben von Rainer Schmid, Thomas Nauerth, Matthias-W. Engelke und Peter Bürger. (edition pace 8.) Norderstedt 2019. [ISBN: 9783749468041; Seitenzahl: 456; zahlreiche farbige Abbildungen; Preis 15,99 Euro].

https://www.bod.de/buchshop/die-seelen-ruesten-9783749468041
(Leseprobe mit Inhaltsverzeichnis oben links abrufbar). Mit einer Direktbestellung bei BoD fördern Sie die Friedensbibliothek der edition pace; das Werk ist auch überall vor Ort im Buchhandel bestellbar.