Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=yG6s93MTGOA
Als ich heute Nachmittag über Twitter die Nachricht vom Tod Hermann Gremlizas erhielt, war ich traurig und habe mich ins Auto gesetzt, um an einen Ort zu fahren, an dem es Licht gab.
Disclaimer: unser Stadtteil ist in der düsteren Jahreszeit eben das: dunkel.
Mein Leben in Zeitschriften: Die ZEIT, der Spiegel, STERN und dann Konkret, wegen Gremliza. Die ZEIT bezog ich als Schüler im Abo und quälte mich durch die bombastischen, hypermetaphorischen Leitartikel von Theo Sommer, auf der Suche nach dem Sinn hinter all dem Sprachballast.
Dann kam Gremliza und zerriss monatlich chirurgisch präzise die Sprachgetüme und Wolken von Theo Sommer. Seitdem folgte ich Hermann Gremliza.
Nicht alle Artikel in der Monatszeitschrift Konkret, für die Gremliza seit 1974 als Herausgeber zeichnete, fand ich gelungen, aber solange Theo Sommer auf der letzten Seite im „Express“ von Gremliza auseinandergenommen wurde und Horst Tomayer seine Scherze mit den Mächtigen trieb, verzieh ich der Zeitschrift vieles.
Die unbeirrbare Israel-Solidarität, die der linke Sozialdemokrat (bis 1989) dann parteilose Gremliza durch alle Jahrzehnte beibehielt, war ein Kompass, der mehr Menschen in wirren politischen Zeiten geholfen hat, dem Antisemitismus nicht auf den Leim zu gehen, als es die Auflage der Konkret vermuten lässt.
„Vielleicht der größte Journalist des Landes“, schreibt heute Martin Krauss in der Jüdischen Allgemeinen.
Dass ich als Student keinen „Palästinenser-Schal“ getragen und später keine Sympathie für BDS entwickelt habe, verdanke ich unter anderem auch Hermann Gremliza.
R.I.P.