Umleitung: Klarheit im Fall Schavan, Toleranz und christliche Schützenvereine, Pressetrends 2015, Tucholskys Frauen, Brandt in Berlin und mehr.

Schneewittchen im Winterberger Wald. (foto: zoom)
Schneewittchen im Winterberger Wald. (foto: zoom)

Lehrstück auf dem Affenfelsen: Wie Jürgen Zöllner im Fall Schavan für endgültige Klarheit sorgt … causaschavan

Lästerliche Fundsachen: Da wird tatsächlich ein christlicher Schützenkreis von den Medien als tolerant bezeichnet, weil einer seiner Unterverbände gegenüber diesem Oberverband und mit Hilfe der Medien und diverser Politiker es durchgesetzt hat, dass ein muslimischer Schützenbruder seine Königskette behalten darf. Toleranz! Pah! … nesselsetzer

Pressetrend 2015: Die Hamburger Exit-Strategie – Spiegel, Zeit und Stern predigen neuerdings den vertiefenden Journalismus fürs Wochenende … carta

Modellauto-Affäre: Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer, ihr Mann, die Modellautos, die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Fiskus – Alles noch schlimmer … charly&friends

Deutsch für Amerikaner: Werfen Sie das häßliche Kind weg, gnädige Frau; ich mache Ihnen ein neues, ein viel schöneres … tucholsky.net

Kurt und Mary Tucholsky: Kurt Tucholsky hatte viele Frauen, manche gleichzeitig. Geliebt hat er nur eine: seine zweite Frau Mary … dradio

Zum Tod des Englischlehrers: Natürlich kündet es vom Nahen des eigenen Todes, wenn immer mehr Menschen sterben, die man gekannt hat. Und wieder ist einer dahin … revierpassagen

Willy Brandt 1936 in Berlin: Im Zweifel für die Freiheit. Ein Theaterabend mit Musik. Premiere am 28.8.2014 im Contra-Kreis-Theater Bonn … nachdenkseiten

Staatsschulden – Moralisch und Bankrott: Argentinien, Griechenland, Zypern & Co: Müssen überschuldete Staaten ihre Kredite zurückzahlen? Wann sind Gläubiger im Recht und wann sind sie fiese Geier? Eine kleine Morallehre von Schuld und Gier … misik

Die FDP tritt auf der Stelle: Parteichef Lindner zündet nicht … postvonhorn

Bielefeld: Tausende Yeziden demonstrieren in Bielefeld … ruhrbarone

Duisburg-Rheinhausen: Fragwürdige Anwohner auf der Werthauser Straße … jurga

Verliebt in Dortmund: Boah, jetzt wohne ich schon ein halbes Jahr in dieser tollen Stadt. Ich fühle mich wohl, pudelwohl, supergeilwohl! Dabei hätte ich mir das bis vor einem Jahr niemals träumen lassen. Dortmund … wutzeline

Neheim-Hüsten: Rückblick Minigolf-Stadtmeisterschaften 2014 … neheimsnetz

Zugausfälle und Verspätungen bei der Bahn: Landrat beantwortet die Anfrage der Sauerländer Bürgerliste … sbl

Umleitung: Schlüsselloch, Schavan-Gutachter, Fußball-Funktionäre, Bernie Ecclestone, Israel, Weltenbrand, Minigolf und mehr …

Als "Papa-Taxi" diesen Montag an der Unteren Pforte in Winterberg. (foto: zoom)
Als „Papa-Taxi“ diesen Montag an der Unteren Pforte in Winterberg. Zeit zum Knipsen. (foto: zoom)

Schlüsselloch: Ausguck ins Innere. Ein zähes Ringen … endoplast

Schavan-Gutachter: Gekündigt wegen Unanständigkeit … erbloggtes

Sanktionen aus russischer Sicht: „Äpfel und Kartoffeln haben wir immer“ … nachdenkseiten

Allmachtsgehabe der Fußball-Funktionäre: Polizei dient dem Rechtsstaat, nicht dem DFB … postvonhorn

Die Justiz und Bernie Ecclestone: Wie man sich eine weiße Weste kauft … charly&friends

Auswege aus der Zeitungskrise? Anmerkungen eines ehemaligen Zeitungslesers … wiesaussieht

Sufferance is the badge: wer die Existenz des Staates Israel ablehnt, muss sich klar sein, dass dies eine antisemitische Position ist … scilogs

Die verachtete Freiheit: Wer die Hamas für eine Befreiungsbewegung hält, verhöhnt den Kampf von Milliarden Menschen um echte Demokratie … fr (via jurga)

Mäuse, Schweinchen, Feen und Pinguine: Sehenswerte Trickserien für Vorschulkinder … revierpassagen

Finissage der Ausstellung „Weltenbrand – Hagen 1914“: Das Osthaus Museum Hagen lädt am Samstag, 9. August, um 17 Uhr zur Finissage ins Auditorium des Kunstquartiers ein … doppelwacholder

Minigolf Sport Klub Neheim-Hüsten: Annika Dellmann wird Mannschaftsweltmeisterin im Minigolf … neheimsnetz

Anfragen im Kreistag: “Roundup” auf den Grundstücken der Kreisverwaltung … sbl

Schneemacher aus Israel soll Winterberger Skisaison retten – einige Hintergründe

Waiting for the cold. Schneekanonen vor einem Rückhaltebecken in Winterberg (foto: zoom)
Haben sie bald ausgedient? Schneekanonen in Winterberg. (archiv: zoom)

Wie die WP heute berichtet, liebäugeln Winterberger Liftbetreiber mit neuen Schneemachern.

Die Rettung für die Sauerländer Mittelgebirge versprechen sie sich vom IDE All Weather Snowmaker, denn es sei “Never too warm for snowmaking”, niemals zu warm um Schnee zu produzieren, so die Israelische Firma IDE.

Über die Entwicklung des Schneemachers berichtete das Amerikanische Wirtschaftsblatt “Bloomberg Businessweek” Anfang 2014 unter der Überschrift: “How Israeli Snowmakers Are Saving Alpine Skiing”:

Wie Avraham Ophir Skilaufen lernte

IDEs Technologie Chef und selbsternannter „bester Skiläufer“ Avraham Ophir erzählt der amerikanischen Zeitschrift die lange und interessante Geschichte, wie er Schneeproduzent wurde.

Ophir wurde in Ostpolen geboren, sein Vater war Fabrikant, dessen Firma stellte  Terpentin her.  Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Ophirs Heimat zunächst zwei Wochen von den Deutschen okkupiert, dann kamen die Russen. Sein Vater,  Kapitalist, wurde inhaftiert und in ein Gulag in Nordsibirien gebracht. Die übrige Familie kam als  Angehörige eines Gefangenen nach Südsibirien.

Dort musste Ophir Skilaufen lernen. Sie hätten zwei einfache, aber sehr stabile Holzlatten genommen und ein Lederband darum gebunden. Ihre normalen Schuhe hätten sie in die Lederschlaufe gesteckt. So gelangten die Kinder damals zur Schule.

Wie Avraham Ophir zum Schneemacher wurde
Die Geschichte des Schneemachens begann ebenfalls in Sibirien. In Russland gab es einen jüdischen Ingenieur namens Alexander Zarchin, ein Zionist. Doch er war nicht nur Zionist, sondern auch Techniker und die Sowjets hätten ihn deswegen ins Lager geschickt, in den selben Gulag wie Avrahams Vater.

In Sibirien ist es sehr kalt und im Sommer regnet es selten. Der Gulag lag in der Nähe des Arktischen Ozeans. Für das Arbeitslager wurde Trinkwasser benötigt. Also hätten sie Tore geöffnet und Seewasser in eine Lagune umgeleitet. Am Ende des Sommers hätten sie die Tore wieder geschlossen. Das Wasser in der  Lagune wäre gefroren.

Wenn Meerwasser gefriert, trennen sich Wasser und Salz. „Eiskristalle aus Seewasser sind reines Wasser,“ erklärte Ophir.

Als nun der Sommer zurückkehrte und die Oberfläche zu tauen begann, pumpten Zarchin und die übrigen Gefangenen die salzhaltige Flüssigkeit aus der Tiefe der Lagune. Während sie pumpten, maßen sie den Salzgehalt und wenn er niedrig genug war, schlossen sie die Tore und ließen die Sonne den Rest des Eises schmelzen und gewannen so Trinkwasser.

Stolz erklärte Avraham Ophir gegenüber der Bloomberg Businessweek “So you see, need is the father of invention.“ (Not(wendigkeit) ist der Vater der Erfindung.)

Nach dem Krieg gelangte Ophir zunächst nach Polen und dann über die Alpen und Italien nach Israel. Zarchin, sein zukünftiger Chef, floh aus dem Gulag nach Israel, wo er schnell als Erfinder bekannt wurde.

Zarchin entwickelte zunächst eine Entsalzungsverfahren, basierend auf seinen Erfahrungen in Sibirien.

Er bildete den Sibirischen Frost mit Hilfe einer Vakuum-Kammer nach. Wenn der Druck unter 4 Millibar fällt, wird aus Salzwasser Eis und es verliert sein Salz. Er erhielt das Patent auf dieses Verfahren, welches in der Wüste Israels eine große Rolle für die Wassergewinnung spielt.

Erst sehr viel später, 2005, erkannte Ophir durch einen Zufall die Möglichkeiten der Technologie bei der Scheeproduktion. In Südafrika kühlte die IDE Vakuum-Eismaschine die tiefste Goldmine zwei Meilen unter der Erde.

Bei einer Besichtigung sah Ophir einen Berg an Schnee, der in der Afrikanischen Hitze produziert worden war. Er ließ sich Ski bringen, fand sie in Johannesburg und fuhr im Alter von 72 den Berg hinab. Nun ließ er einen Spezialisten kommen, der ihm die Qualität des Schnees bestätigte.

IDE lud Dutzende von Skigebiets-Verantwortlichen nach Südafrika, ließ zwei Schneeberge bauen und verbrachte zwei Tage mit den “guys” (Jungs), man aß gemeinsam, trank und anschließend hatte IDE die ersten beiden Aufträge: Zermatt und Pitztal.

Soweit der Bericht in Bloomberg Businessweek.

Hier einige Links zu Verfahren, Hintergründen und Folgen. Die Liste bietet einen ersten Einstieg und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Es wird sechs mal mehr Energie verbraucht als bei den Schneekanonen. (Die WELT)
  • Der IDE All Weather Snowmaker kostet $2 Millionen. (Bloomberg Businessweek)
  • Schneeproduktion bis zu 30 Grad mit Hilfe einer „riesigen Anlage“, funktioniert ohne „Chemie“ . ORF 2, Oktober 2009
  • Snowmaker in Aktion, Film in schlechte Bildqualität, vermittelt einen Eindruck der Größe der Anlage in Pitztal ab 1:04min.

Umleitung: Raus aus der Dropbox, Sorgen im Sauerland, Plagiatsszene, Antisemitismus, Aufklärung, Flugzeugabschuss und dann noch der verfluchte Tod.

Kornkreise ... ihr wisst schon ... wer kann die schon erklären? (foto: zoom)
Kornkreise … ihr wisst  … wer kann die schon erklären? Niemand 😉 (foto: zoom)

Ich bin raus aus Dropbox: Sichere Dropbox-Alternativen nicht nur für Lehrer/innen … lehrerfreund

Klimawandel: Touristiker des Sauerlands sorgen sich um nächsten Winter … derwesten

Plagiatsszene und Umfeld: Peter Gruss, bisher wenig beachteter Top-Schavanist … erbloggtes

„Israel-Kritik“ revisited: Die Judenhasser lassen die Maske fallen … publikative

Palästina-Solidarität? „Scheiß Juden, wir kriegen Euch!“ … jurga

Ökologie und Aufklärung: Es ist nicht die ökologische Katastrophe die uns bedroht, sondern die geistige … ruhrbarone

Flugzeugabschuss über der Ukraine: Mir reicht jetzt die Heuchelei … scilogs

NRW: Käsekuchen wird Regierungssymbol … postvonhorn

Verfluchter Tod! Nur ein Ausruf statt eines vierfachen Nachrufs … revierpassagen

Karikaturen: So geht die Angie … charly&friends

20.07.1944: eine verquaste Reaktion aus der Region … neheimsnetz

Nur Wirtschafts- oder auch noch Lebensstandort? Deutschland ist auf dem besten Weg, unter dem Einfluß von Lobbyinteressen seine Zukunft zu verspielen.

In den 1970 und 1980er Jahren war die öffentliche Meinung wesentlich von der immer stärker aufkommenden Umwelt- und Friedensbewegung beeinflußt bzw. geprägt. Der Naturschutz hatte nach meinem Eindruck einen höheren Stellenwert als heute.

(Unser Autor blickt pessimistisch und zornig auf die heutige Politik und die gegenwärtige Politikergeneration. Er behandelt viele Themen in einem zusammenhängenden Gedankenbogen, weswegen wir den Text auch nicht in einzelne Artikel aufspalten. Der Text ist „in einem Rutsch“ lesbar.)

Ökoprotagonisten, wie etwa Horst Stern, Herbert Gruhl oder Konrad Lorenz, schufen durch ihre teilweise aufsehenerregenden Filme, Presse- und Buchveröffentlichungen ökologisches Bewußtsein und eine bei den Bürgern wachsende Sensibilisierung gegenüber Umweltproblemen. Doch das war einmal.

Heutzutage mangelt es den Naturschutzverbänden an einer Integrationsfigur, die an die oben genannten Vordenker anknüpfen kann. Um bei Stern zu bleiben: Es hat seit den frühen Anfängen der Öko- und Friedensbewegung niemanden mehr gegeben, der die Profitgier in unserer Gesellschaft so angeprangert hat wie er.

Dennoch wird allen Warnungen zum Trotz dem „Wachstum“ gehuldigt wie nie zuvor. Politiker und Ökonomen beten zu diesem Moloch wie zu einem alleinseligmachenden Fetisch – mit der Konsequenz, daß unser räumlich begrenzter Planet weiter hemmungslos ausgeplündert wird.

Parteipolitisch eingefärbte Zeitungen und Hochglanzbroschüren, die noch vor wenigen Jahrzehnten den Naturschutz und die sich für ihn einsetzenden Aktivisten verhöhnt und lächerlich gemacht hatten, protzen heute im Digitalzeitalter mit schier unendlich vielen Natur- und Tiermotiven und suggerieren eine heile (Natur)-Welt.

Daraus könnte man den Schluß ziehen, daß nicht zuletzt wegen der überall in den Medien hervorquellenden Informationen über Natur und Umwelt ein hoher Wissensstand in der Bevölkerung vorhanden ist – und dementsprechend ein großes Interesse an diesen Themen. Um den ökologischen Zustand unseres Planeten kann es doch gar nicht so schlecht bestellt sein.

Leider ist die Wirklichkeit eine andere. Derzeit dreht sich in der Hauptsache fast alles um Wirtschaft, Finanzen, Börsenkurse, Banken- und Eurorettung, DAX und Geschäftsklimaindex.

Vergleichsweise unwichtige Dinge, wie Sportereignisse, erfreuen sich reger Anteilnahme, während ökologische Vorsorge, Klimawandel und Artensterben wenig Beachtung finden. Zwar sendet auch das Fernsehen, zum Beispiel im Rahmen von politischen Magazinen, häufig sehr kritische und skandalträchtige Beiträge über ökologisch-soziale Themen. Doch kranken diese Magazine daran, daß 1.) ihre Sendezeit nur 1/2 Stunde beträgt und 2.) daß sie erst um 21.45 Uhr ausgestrahlt werden. Also viel zu spät, um eine Vielzahl an Zuschauern zu erreichen. Dahinter steckt meiner Meinung nach Absicht.

Oscar Wilde hat einmal gesagt: „Wir kennen den Preis von allem, aber den Wert von nichts!“ Damit sind wir beim Wert der biologischen Vielfalt weltweit. Diese ist nämlich monetär nicht zu beziffern. Und sie schwindet in atemberaubendem Tempo, weil die menschliche Gier nach begrenzt vorhandenen Rohstoffen, nach gnadenloser Ausbeutung bzw. ungezügelter Nutzung von natürlichen Ressourcen kein Ende nehmen will. Bis in den letzten Winkel der Erde! Das sakrale Mißverständnis des biblischen Ausspruchs „Machet Euch die Erde untertan“ hat noch nichts an Bedeutung eingebüßt.

Weltweit ist zwischen 1970 und 2005 ca. 27 % der globalen Vielfalt verloren gegangen. 60 % aller Ökosysteme sind geschädigt und werden übernutzt. Und von 1950 – 2000 hat sich die Fläche der tropischen Regenwälder halbiert. Jährlich wird eine Waldfläche von 13 Mio. ha zerstört (= dreifache Größe der Schweiz).

Internationale „Klimagipfel“ scheitern regelmäßig. Der Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen Wasser, Land, Luft und Ökosystemen geht also unvermindert weiter. Dennoch ist das Interesse der Parlamentarier an umweltbezogenen Debatten im „Hohen Hause“ zu Berlin auch im Jahre 2014 erschreckend gering. Je überzeugender die Argumente, je eindringlicher die Warnungen vor einem drohenden Kollaps, desto magerer fällt der Beifall aus und desto leerer das Plenum.

Es wird nach wie vor mechanisch gedacht, nämlich in Zahlen, Mengen und Währungen, und das alles zusammengestellt im Bruttosozialprodukt. Bis heute denkt die Politik nicht in organischen Abläufen. Denn diese sind weder eindimensional noch ständig nur nach oben gerichtet, quasi bis in die Unendlichkeit aufwärts, wie das die Fortschrittstheorie annahm.

Als Gegenpart zu dem von Ökonomen verklärten, materiell ausgerichteten Bruttosozialprodukt (BSP), in dem sich beispielsweise auch Kosten von Arbeits- und Verkehrsunfällen, Umweltschäden durch Produktion und Konsum, oder der Verbrauch von nicht regenerierbaren Ressourcen absurderweise als Positivposten niederschlagen, also wachstumssteigernd auswirken, wurde in den 80er Jahren ein Ökosozialprodukt definiert. Dieses versteht sich als Gradmesser für immaterielle Werte, die sich im Wohlbefinden des Menschen, seiner Gesundheit, der Lebensqualität einer Landschaft und einer intakten Umwelt wiederspiegeln. Selbst die FAZ behandelte das Thema seinerzeit in ihrem Wirtschaftsteil und erregte damit für eine Weile die Aufmerksamkeit der Politiker.

Dies führte allerdings nicht dazu, daß sich in den Köpfen der Politiker ein neues Denken eingestellt hätte. Nein! Nichts änderte sich. Es blieb dabei, daß das industriefreundliche BSP in seiner bisherigen Funktion als Indikator und Maßstab für quantitative Steigerungsraten seine Fortsetzung fand.

Aber nicht nur nach Meinung von Union und SPD soll es weiter aufwärts gehen. Auch die Grünen tragen dieses antiquierte Konzept brav mit und unterscheiden sich dadurch nicht grundsätzlich von den großen Parteien inklusive der völlig indiskutablen FDP. Waren die Grünen einst noch entschiedene Gegner der Wachstumstheorie, sind sie längst in der Wirklichkeit angekommen und mit dem tödlichen Virus infiziert. Wo bleibt eigentlich die nach der Bundestagswahl von der Ökopartei angekündigte verstärkte Hinwendung zu den grünen Urthemen?

Wer hoch und heilig so etwas verspricht, müßte logischerweise auf Konfrontationskurs sowohl zur CDU/CSU als auch zu den Sozialdemokraten gehen. Sie tun es aber nicht. Schließlich träumt man ja immer noch von einer schwarz-grünen Koalition auf Bundesebene. Und um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren bzw. zu gefährden, möchte man zu allzu radikalen Positionen doch lieber auf Distanz gehen.

Da hat die „linke“ Konkurrenz wieder mal mehr Mut zur Wahrheit und stellt fest:

„Das gegenwärtige Wirtschaftsmodell ist ökologisch blind, produziert groteske Ungleichheit und wird gelenkt von perversen Finanzstrukturen. Dieses Modell kann und darf keine Zukunft haben. Wer mit seinem Green New Deal nur auf die Umwälzung der Technologien setzt und die Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft vergißt (oder nicht wagt), der springt zu kurz.

SPD und Grüne konzentrieren sich auf technische Veränderungen und schwärmen von einer neuen, von grünen Investitionen getragenen Welle des Wachstums. Gemeinsam gehen alle vier genannten Parteien davon aus, daß die Wirtschaftsordnung trotz der ökologischen Gefährdungen keiner grundlegenden Erneuerung bedarf.

In Anlehnung an Albert Einstein könnte man sagen: Probleme kann man niemals mit derselben Wirtschaftsweise lösen, durch die sie entstanden sind. Und weiter: Nicht Renditen und Zinsen gehören ins Zentrum der politischen Aufmerksamkeit, sondern die ökologischen Herausforderungen.“

In den vergangenen Jahren hat der globale Ausstoß von Kohlendioxid neue Rekordwerte erreicht. Das Ziel, die Erderwärmung auf maximal 2 Grad C zu begrenzen, ist kaum noch zu erreichen. In vielen Regionen der Erde sind die Folgen des Klimawandels bereits deutlich spürbar. Hinzu kommt der Kampf um knapper werdende Rohstoffe, die zunehmend in ökologisch sensiblen Gebieten gefördert werden. Wenn der Mensch nicht endlich zur Besinnung kommt und aus den immer dramatischeren Folgen des Klimawandels nicht die überfälligen Konsequenzen zieht, wird die Natur den Homo sapiens zwingen, daß er sie wieder respektiert. Und eine solche erzwungene, radikale Anpassung ist kein Zucker schlecken; sie würde sehr weh tun und träfe auch die Industrie mit voller Härte.

Zum Teil geschieht das ja auch schon in unseren Breiten. Denn Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Energiewirtschaft werden durch sich häufende, extreme Wetterlagen zunehmend vor massive Probleme gestellt. Nicht zu reden von den Verhältnissen bspw. in Amerika und Asien. Das von Hochwasserkatastrophen, Dürren und Hitzewellen arg gebeutelte China sieht sich neuerdings sogar genötigt, im Alleingang seine CO²-Emissionen zu reduzieren (wie ehrgeizig diese Ziele auch sein mögen); und in Kalifornien leistete man sich jahrzehntelang den Luxus der Wasserverschwendung, nach dem Motto: Das begehrte Lebenselement kommt ja aus dem Kran. Nun bekommt man für diese Verschwendungsorgie die Quittung präsentiert. Die globale Erwärmung tut ein übriges; deren Auswirkungen sind immer deutlicher zu spüren. Das ganze Land sitzt auf dem Trockenen, wird an seinem Lebensnerv getroffen. Aber soweit muß es erst kommen!

Obwohl jeder Politstratege den Ernst der Lage inzwischen erkannt haben müßte, werden die Erfolgsaussichten für neue Klimakonferenzen als äußerst gering eingestuft. Das Beispiel Polen beweist, daß es keinen Sinn macht, so genannte „Erdgipfel“ einzuberufen, wenn von Seiten der Teilnehmerstaaten Fortschritte schon im Ansatz blockiert werden. Der unter Protest von Nichtregierungsorganisationen gegen die Tatenlosigkeit der anwesenden Staaten erfolgte Auszug aus der 2013 in Warschau stattgefundenen internationalen Klimakonferenz führt uns die Sinnlosigkeit derartiger Showveranstaltungen vor Augen.

Substanzielle Fortschritte, die bisher schon kleinkariertem, fruchtlosem Gezänk geopfert wurden, rücken somit in noch weitere Ferne. Meines Erachtens wurde unser osteuropäisches Nachbarland nicht ohne Grund zum Treffpunkt der Weltgemeinschaft auserkoren. Es liegt der Verdacht nahe, daß die Wahl bewußt auf Polen fiel, um dessen zu 90 % auf dem Energieträger Kohle sich gründende Energieversorgung abzusichern bzw. zu zementieren.

Man sollte nun aber bei aller berechtigten Kritik an Polen nicht nur die Regierung in Warschau für ihre rückwärtsgewandte Haltung in der Klimapolitik geißeln, ohne auf die Mißstände bei uns in Deutschland hinzuweisen. Vor allem SPD-Politiker reden der Kohlenutzung das Wort und leisten dem Umwelt- und Klimaschutz einen Bärendienst. Sie beschwören zwar unablässig eine Energieversorgung, die weitgehend aus erneuerbaren Quellen, Einsparung und Effizienz bestehen soll. In der Praxis besorgen sie jedoch ungeniert das Geschäft der Kohlelobby, womit gewährleistet ist, daß diese Dreckschleudern noch auf Jahre hinaus gewaltige Mengen an Treibhausgasen ausstoßen dürfen und die Betreiber solcher Anlagen horrende Gewinne erzielen können. So wird die Energiewende von einflußreichen Wirtschaftslobbyisten, darunter Nordrhein-Westfalens Minister Duin, konterkariert und die ohnehin nicht sehr anspruchsvollen Klimaziele aufs höchste gefährdet.

Hauptverantwortlich für ein solches Desaster ist freilich SPD-Chef und Vizekanzler Gabriel. Er ist es nämlich, der auf Bundesebene die Weichen zugunsten einer Energiepolitik stellt, von der ganz im Sinne unserer Bundeskanzlerin und ihrer CDU große Konzerne profitieren, während private Haushalte, sowie klein- und mittelständische Unternehmen wieder mal die Zeche zahlen müssen. Ein untragbarer, auf Konflikt angelegter Zustand.

Um von den wahren Intentionen der Koalitionäre abzulenken und bei den Bürgern die Akzeptanz für die Energiewende zu erhöhen, wird nun das allseits bekannte schwere Geschütz „Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“ aufgefahren. Wenn es auch verständlich klingt, daß eine gewisse Zahl von Betrieben, die im internationalen Wettbewerb stehen, in den Genuß von Ausnahmeregelungen bei der EEG-Umlage und der Ökosteuer kommen muß, so gehört doch die zum Selbstzweck gewordene Wettbewerbslogik endlich mal auf den Prüfstand. Als ob es in einer vielfältigen und noch dazu globalisierten Wirtschaft nur Gewinner geben könne.

Ich finde, daß die Langsamkeit (der Natur) wieder eine stärkere Rolle dabei spielen muß.

Apropos Globalisierung: Aus Sicht der Ehrenvorsitzenden des BUND, Dr. Angelika Zahrnt, ist die Globalisierung ein „utopisches Konzept, um für die Mobilität von Kapital und Gütern eine durchgängige, grenzenlose Welt zu schaffen, mit dem Ziel, weltweit größtmögliche Effizienz zu erreichen. Dieses rein ökonomische Konzept stößt an die Grenzen der Belastbarkeit von Erde und Menschen!“

Und die tägliche Praxis zeigt ja auch, daß ökonomische Interessen immer weit über die berechtigten Ansprüche der Allgemeinheit triumphieren. Politiker betätigen sich in vorauseilendem Gehorsam als Erfüllungsgehilfen mächtiger Lobbyverbände.

„Bestes“ Beispiel ist kein geringerer als Frau Merkel. Sie widersetzte sich damals den Anweisungen der EU für strenge Auflagen bei den PKW- CO²-Grenzwerten und sprang der Autoindustrie freundschaftlich zur Seite. Dafür erhielt sie als Gegenleistung prompt Großspenden von Autofirmen, wie BMW. Damit ist doch der Beweis erbracht, daß die Regierungschefin käuflich ist.

Gleichzeitig verharrt unsere stiefmütterlich behandelte, dahin dümpelnde Deutsche Bahn, – verglichen mit Staaten, wie etwa der Schweiz oder Österreich, bis heute teilweise auf dem Niveau eines Entwicklungslandes. Und obwohl bei der Deutschen Bahn sehr vieles im argen liegt, wird fast nichts unternommen, um dieses umwelt- und klimaverträglichste Massenverkehrsmittel wieder zur tragenden Säule der Verkehrspolitik werden zu lassen und zukunftstauglich zu machen.

Geradezu skandalös und moralisch verwerflich ist weiterhin die Befürwortung des deutsch-amerikanischen Freihandelsabkommens TTIP durch Frau Merkel. Die Kanzlerin setzte sich unlängst in einem Interview noch einmal vehement für dieses Abkommen ein, indem sie erklärte, daß es uns nützt und zudem Arbeitsplätze schaffe. Man höre und staune!

Doch wen meint sie eigentlich mit „uns“? Gewiß nicht die oder auch nur einen Bürger der BR Deutschland, für den ein solches Abkommen nur katastrophale Nachteile bringt. Aber die Schattenseiten von TTIP werden wohlweislich ausgeblendet. Kein Wunder: Das Freihandelsabkommen hebelt Demokratie und Rechtsstaat aus, dient ausschließlich den Interessen der Konzerne, öffnet Privatisierungen Tür und Tor, begünstigt weitere Deregulierungen von Banken, bedroht unsere Gesundheit und bedeutet eine Kampfansage an Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz sowie die bäuerliche Landwirtschaft.

Doch nicht nur das: Auch beim Thema „Fracking“ werden zur Beruhigung der Menschen Nebelkerzen geworfen, um zu verschleiern, daß eine Erlaubnis dieser höchst umstrittenen, von zahlreichen Bürgerinitiativen heftig bekämpften Technologie längst beschlossene Sache ist. Nicht nur in diesem Punkt stehen Union und SPD Seite an Seite.

Politiker brechen laufend ihren Amtseid, Schaden vom Deutschen Volks abzuwenden. Trotzdem sitzt die Kanzlerin laut Umfragen fester denn je im Sattel, was immer man auch von solchen Umfragen hält.

Geht es um Wirtschaftsbelange, kann man sich darauf verlassen, daß unsere „Angie“ zur Stelle ist und als treibende Kraft gilt. Auch dort, wo die Ausbeutung von Bodenschätzen in Drittländern ohne jede Rücksicht auf Mensch und Umwelt erfolgt.

So sah Angela Merkel während eines Staatsbesuchs 2012 in der Mongolei bei der hochgiftigen Förderung der „Seltenen Erden“ große Chancen auf eine Zusammenarbeit. Daß die Bevölkerung durch diesen Raubbau massive Gesundheitsschäden davonträgt und ökologische Zerstörungen in Kauf genommen werden, interessiert sie offenbar nicht.

Wie wenig den Vertretern der „Großen Koalition“ das Thema Saubere Luft am Herzen liegt, die ja schließlich zum Atmen da ist, zeigt auch das Beispiel Filter-Nachrüstung für Diesel-PKW. Und es zeigt exemplarisch, daß Wahlversprechen nicht das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben stehen. Zur Erinnerung: Ein entsprechendes Förderprogramm von Umweltministerin Barbara Hendricks wurde entgegen den Vereinbarungen im Koalitionsvertrag von Sozis und CDU/CSU abgeschmettert. Nicht nur, daß es sich hierbei um einen dreisten Wortbruch handelt. Auch wird abermals deutlich, wer in der Bundesregierung das Sagen hat. Nicht die Umweltministerin, sondern der Finanz- und Wirtschaftsminister.

Sämtliche bisher amtierenden Umweltminister, egal welcher Coleur, waren nach meiner Einschätzung nie etwas anderes als Konkursverwalter des von der Industrie als Verfügungsmasse betrachteten, unter den Kesseln der Konjunktur verheizten Naturkapitals, sondern fungierten quasi als Reparaturbetrieb des Wirtschaftswachstums. Denn ein Verzicht auf materielles Wachstum ist ja viel effizienter als jede Umweltgesetzgebung, die meist nur Symptome kurieren kann.

Der einem Machtmißbrauch gleichkommende, von sämtlichen Parteien gegenüber der Wirtschaft beharrlich verfolgte Schmusekurs, gipfelt häufig in der beliebten Redewendung, Ökonomie und Ökologie seien keine Gegensätze; sie gehörten zusammen. Diese bei jeder passenden Gelegenheit heruntergebetete Phrase soll meiner Ansicht nach nur eines bezwecken, nämlich daß in der Öffentlichkeit sehr umstrittene Projekte leichter durchgesetzt werden können.

Würde man es anders sehen, müßte zwangsläufig die Politik des permanenten Wachstums gestoppt werden. Und dies könnte ja die politischen Entscheidungsträger zu einer grundsätzlichen Kursänderung zwingen. Denn je erfolgreicher eine auf Wachstum fixierte Politik betrieben wird und der DAX, also das Stimmungsbarometer für börsennotierte Unternehmen, nach oben weist, desto schneller nehmen Armut, Ausbeutung, soziales Elend und Naturzerstörung zu.

Sogar Lebensmittel werden mittlerweile zum Spekulationsobjekt. Der globale Trend, Ackerland als solches zu erwerben, hat Deutschland erreicht. Konzerne, Kapitalfonds und finanzkräftige Privatinvestoren kaufen Land in der Hoffnung auf satte Gewinne. Auch der wachsende Bedarf an Lebensmitteln und die Förderung von Biogasanlagen locken Investoren. Besonders in Ostdeutschland kaufen sich branchenfremde Konzerne in die Landwirtschaft ein. Traditionelle Bauern können mit der finanzkräftigen Konkurrenz nicht mehr mithalten.

Grundsätzlich ist zu konstatieren, daß Reiche und Wohlhabende in diesem Staat sich alles einverleiben können und nicht daran gehindert werden.

Finanzielle Mittel wären genügend vorhanden, um den Ärmeren und Benachteiligten bei uns und anderswo ein auskömmliches Leben zu sichern. Viele von ihnen werden jedoch mit ihren Sorgen und Nöten im Stich gelassen. Sie müssen sehen, wie sie über die Runden kommen, zumal das Leben für die Mehrheit der Bürger ständig teurer wird bzw. immer größere Anstrengungen erfordert.

So müssen Menschen, die ihre Krankenversicherung bezahlen, trotzdem für den Erhalt ihrer Leistungen kämpfen, auf die sie Anspruch haben. Kein einziger Politiker, der sich „christlich“ nennt, kommt ihnen zur Hilfe, weshalb oft die Medien einspringen müssen, um ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. Und zu allem Überfluß sollen sie dann auch noch die Konjunktur durch verstärkten Konsum auf Trab bringen.

Aber irgendwann, so besagt es eine Binsenweisheit, hat man genug, hat jeder genug, ist der Markt gesättigt. Das Geld sitzt bei den Bürgern ohnehin nicht mehr so locker, so daß es sich viele von ihnen drei Mal überlegen, ob sie etwa eine Urlaubsreise antreten, oder bei der Anschaffung diverser Gebrauchsgegenstände klugerweise Zurückhaltung üben, und auf welchen überflüssigen Schnickschnack sie ganz verzichten können.

Der eingeengte finanzielle Spielraum bringt die Leute zum Nachdenken. Der Oberklasse in diesem Land geht es doch nur deshalb so gut, weil sie auf Kosten derer lebt, die Tag für Tag ihre Pflicht tun, treu und redlich für sich und ihre Familien sorgen, den Staat nicht über Gebühr in Anspruch nehmen, und deren Lebensunterhalt häufig mit einem Job nicht zu bewerkstelligen ist.

Nach wie vor auf taube Ohren stößt bei den Verantwortlichen indes die von Sozialverbänden und „linken“ Politikern lautstark geforderte Umverteilung von oben nach unten. Durch die „Agenda 2010“ des Altkanzlers Gerhard Schröder stieg im Laufe der Jahre die Anzahl derjenigen Menschen, die zu Bittstellern wurden, dramatisch an. Das wiederum führt bei den Betroffenen zu einem Verlust des Selbstwertgefühls und dazu, daß sie völlig frustriert und demotiviert zur Arbeit gehen.

Um von ihrer Unfähigkeit einerseits und Sympathie für bestimmte Klientelgruppen andererseits abzulenken, lassen unsere Parlamentarier keine Gelegenheit aus, sich volksnah zu präsentieren.

Das ist beispielsweise beim Anstechen der Bierfässer in Festzelten zu beobachten, beim öffentlichkeitswirksamen Anpflanzen von Bäumen oder patriotisch gewürzten, die eigene Person und Partei beweihräuchernden Reden. Z

Zur Selbstdarstellung und damit verbunden Steigerung der Popularitätswerte bieten sich natürlich auch Fußball- Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele vortrefflich an. Damit lassen sich Handlungsdefizite, politische Fehlleistungen und Versäumnisse übertünchen bzw. vergessen machen. Aber nur vorübergehend. Denn die Bürger kann man nicht mehr so leicht für dumm verkaufen.

Andererseits – und auch das muß gesagt werden -, tragen aber auch Teile der Wählerschaft eine Mitschuld an dem ganzen Dilemma, in dem dieses Land steckt. Wähler sind nämlich immer auch ein Spiegelbild der herrschenden Politik.

Oder will jemand behaupten, die Wahlresultate mancher Abstimmungen auf Bundes- und Landesebene seien das Ergebnis intensiven Nachdenkens? Sollten die vor einigen Wochen durchgeführten Meinungsumfragen des ARD-Deutschlandtrends der Wahrheit entsprechen, wäre demnach ein Großteil der Bevölkerung mit der Arbeit der „GroKo“ zufrieden. So ein Urteil zeugt nicht gerade von Realitätssinn. Dazu paßt auch die immer noch von einer beträchtlichen Anzahl Menschen vertretene (irrige) Auffassung: „Man kann ja doch nichts ändern.“ So zum Beispiel in Sachen Fracking.

Diese durch nichts zu rechtfertigende, pessimistische Grundhaltung bringt uns jedoch keinen Schritt weiter. Es heißt nicht umsonst: Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. In der Tat wäre Resignation fatal!

Erfreulich ist zwar, daß die Menschen (notgedrungen) wacher geworden sind und sich mehr von ihnen in Bürgerinitiativen oder Umweltverbänden engagieren, woran auch das Internet seinen Anteil hat, durch das man heutzutage auf schnellstem Wege hochaktuell informiert wird und ebenso schnell reagieren kann. Doch die Zahl derer, die ihren Protest auf irgend eine Weise artikulieren und den Politikern die rote Karte zeigen, muß noch erheblich zunehmen. Solange es zu viele Leute gibt, die nach dem St. Florians-Prinzip nur gegen solche Bau- und Verkehrsprojekte protestieren, die ihr eigenes Wohnumfeld in Mitleidenschaft ziehen (so verständlich das ist), bleibt ihr Protest unglaubwürdig.

Wie verlogen die Politik ist, beweist auch das Märchen vom angeblichen Atomausstieg, der am 30. Juni 2011 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossen wurde. Bis Ende 2022 sollen lt. Beschluß alle deutschen AKW`s abgeschaltet sein. Aber der so genannte Atomausstieg ist eine Mogelpackung. Denn laut Experten von ROBIN WOOD wird Deutschland auch weiterhin eine entscheidende Rolle in der Kernenergie spielen – bei der Anreicherung von Uran und der Produktion von Brennstäben.

Jedes Jahr rollen rd. 10.000 geheime Nukleartransporte durch Deutschland. Meist kommt die strahlende Fracht per Schiff in den Hamburger Hafen und wird von dort auf der Autobahn oder über die Schiene quer durch die Republik transportiert. Mal sind es Container mit Uranerzkonzentrat, das aus den Uranminen in der ganzen Welt nach Deutschland importiert wird, mal Tanks mit Uranhexafluorid, aus dem in Gaszentrifugen angereichertes Uran entsteht. Diese hochgiftigen Stoffe werden für die Herstellung von Brennstäben benötigt. Also findet dieser Atomausstieg bisher nur auf dem Papier statt.

Damit steht fest, daß auch der rot-schwarze Koalitionsvertrag die Handschrift diverser Lobbyverbände trägt. Die Weigerung von Merkels industriehöriger CDU, ökologisch schädliche Subventionen nicht abbauen zu wollen, fügt sich nahtlos in dieses Schema ein.

Lieber plant man übereifrig neue Autobahnen und Bundesstraßen und verschwendet dafür Steuergelder in Milliardenhöhe. Was jeden Normalbürger in diesem Staat aufhorchen läßt. Steuerbetrüger werden hierzulande bestraft. Das setzt man jedenfalls voraus und sollte für alle gelten. Steuerverschwender können dagegen ihr Unwesen treiben und werden nicht zur Verantwortung gezogen.

Was ist eigentlich an der CDU/CSU noch christlich und was an den Sozialdemokraten noch sozial? Wenn es um puren Machterhalt geht, werden Fundamentalpositionen notfalls im Schnellverfahren geräumt, die einstmals mit Zehen und Klauen verteidigt wurden. Probleme werden dadurch „gelöst“, daß man sie im Konsens weglächelt. Kaum einer, der noch auf seiner Meinung beharrt. Man macht sich gegenseitig etwas vor und handelt nach der Devise: Wer es vermeidet sich die Finger zu verbrennen, wer also nicht aneckt, kann auch nichts falsch machen.

Ich bin der festen Überzeugung, daß die Parteiendemokratie abgewirtschaftet hat. Von den zur Zeit regierenden Politikern sind keine bahnbrechenden, mutigen Weichenstellungen zu erwarten. Es gibt nirgendwo große Persönlichkeiten mit Weitblick mehr, die Visionen hätten und die dem nutzungsorientierten Lobbyismus die Stirn bieten, die uns und vor allem kommende Generationen mit begründetem Optimismus in eine lebenswerte Zukunft führen. Welchen Sinn macht es beispielsweise den „Tag der Artenvielfalt“ feierlich auszurufen, wenn kein Wille besteht sich von dem verhängnisvollen Wachstumszwang zu lösen.

Umleitung: vom Schavan-Dossier über Spionage und Antisemitismus zum Flugzeugabsturz in Elpe.

Heute gesehen, geknippst - Graffiti (foto: zoom)
Heute gesehen, geknippst – Graffiti (foto: zoom)

Das Schavan-Dossier: „Unter dem Hashtag-Titel #schavangate werden wir ab sofort in rascher Folge eine Reihe von ca. zehn relativ kurzen Texten bringen, die insgesamt einen umfassenden Hintergrundbericht zur Affäre Schavan ergeben sollen“ … causaschavan und hier Teil 1, Teil 2 sowie Teil 3.

Erläuterungen zum Dossier: Was bringt das #schavangate ans Licht? … erbloggtes

Wenn Unsinn zu Sinn wird, wird Lesen zur Pflicht: Das Seitenschreiten als Ausdruck seitenscheiterhäufiger Asymmetrie … endoplast

Kriegsspiel mit Herz? Computer Games zum Ersten Weltkrieg … phw

Bunker-Tour durch die Hagener Innenstadt: Bombenangriffe auf Zivilbevölkerungen gehören zu den schrecklichsten Begebenheiten moderner Kriege. Zum Schutz vor dieser mächtigen Bedrohung wurde auch in Hagen eine Vielzahl von Luftschutzeinrichtungen erbaut … doppelwacholder

NSA und so: Liebe Amerikaner, wir müssen reden … nesselsetzer

Die einstige Schutzmacht USA spioniert: Obama, Merkel und die gleiche Augenhöhe … postvonhorn

„Hass und Hetze“: Antisemitische Beschimpfungen und Attacken bei pro-palästinensischen Kundgebungen. Zentralratspräsident Graumann ist schockiert … juedischeallgemeine

Schlagzeilen mit Schlagseite: Wie deutsche Zeitungsüberschriften im Gaza-Konflikt semantisch Partei ergreifen … juedischeallgemeine

Essen: Die Linksjugend bekommt Ihre Teilnehmer nicht in den Griff … ruhrbarone

Nach der Siegesfeier: Die Party ist vorbei … wiesaussieht

Kommentarregeln, nicht schlecht: „Alle Kommentare werden moderiert; die Frage der Freischaltung liegt ausschliesslich bei mir. Damit Sie nicht Ihre Zeit verschwenden, hier ein Abriss über meine Kriterien“ … scilogs

Das Binnen-I ist der Demokratie ihr Tod: Wenn ich mit Büchern, Spielen und Fernsehsendungen zur deutschen Sprache berühmt geworden wäre, ohne besonders viel von der deutschen Sprache zu verstehen … sprachlog

Aus alten Zeitungszeiten: Was Rapunzel mit der Rundschau zu tun hatte … revierpassagen

Einzelhandel im HSK und Soest: Startschuss zur Umsetzung des regionalen Einzelhandelkonzeptes … neheimsnetz

Qualitätsbericht Schienenpersonennahverkehr: Verspätungsquote immer noch viel zu hoch … sbl

Flugzeugabsturz in Elpe: Kritik am Krisenmanagement … derwesten

Umleitung: Wem das Spiel um Platz 3 langweilig wird, lese hier über Plagiatsrelativierung, Brettspiele in die Vergangenheit und das Druckzentrum Hagen.

En passant geknippst: Sonnenuntergang mit Paar und Filmkamera (foto: zoom)
En passant geknippst: Sonnenuntergang mit Paar und Filmkamera (foto: zoom)

Bonner Winkelzüge: Erträge der Plagiatsrelativierung – Erinnerte sich noch jemand an den Plagiatsfall Martin Winkels … erbloggtes

“Per Brettspiel in die Vergangenheit”: Historische Realität in Spielwelten … phw

Die schleswig-holsteinische Verfassung bald neu mit Fantasiebezug: Für Torsten Albig, Ministerpräsident in Schleswig Holstein und Mitglied der SPD, ist eine Verfassung ohne Gottesbezug “undenkbar” … nesselsetzer

Geheimdienste: Vieles spricht dafür, dass die Ausweisung des CIA-Chefs ein inszenierter Theaterdonner ist … nachdenkseiten

Terror und Normalität: Laut der israelischen Tageszeitung „haaretz“ sind die meisten Israelis kaum erschrocken, dass einige Juden auf den dreifachen Mord jüdischer Jugendlicher mit einem Mord an einem arabischen Jugendlichen reagiert haben … scilogs

Hagener SPD-MdL Wolfgang Jörg zu den Entlassungen im Hagener Druckzentrum: „Die Funke-Gruppe zeigt zum wiederholten Male ihre arbeitnehmerfeindliche und unsoziale Strategie“ … wolfgangjoerg

Druckzentrum Hagen: Sicherung der Arbeitsplätze gehören in den Vordergrund … doppelwacholder

R.I.P. Charlie Haden: *06.08.1937 · †11.07.2014 … neheimsnetz

Zu guter Letzt: Finale – die Päpste spielen schon … charly&friends

Sauerland-Flugzeugkollision – ein willkommener Spaß? Kommentar von Peter Bürger zu einer Entgleisung der taz

headerbuergerSauerland-Flugzeugkollision – ein willkommener Spaß? Über Geschmack muss man streiten! – Kommentar zu einer Entgleisung der taz, die auf alberne Weise von kritischen Fragen zur gegenwärtigen Militarisierung ablenkt.

(Gastbeitrag von Peter Bürger***, siehe auch hier  und hier im Blog)

Zwei Insassen eines Learjets („Geschäftsreiseflugzeug“), der am 24. Juni 2014 über der sauerländischen Ortschaft Olsberg-Elpe abgestürzt ist, sind tot. Die beiden ehemaligen Militärpiloten hatten für die „Gesellschaft für Flugzieldarstellung“ (GFD), einem Tochterunternehmen von Airbus Defence and Space, an einer Militärübung mit zwei Eurofightern der Bundeswehr teilgenommen.

Bei dem gefährlichen Manöver mit Kampfjets vom Taktischen Luftwaffengeschwader 31 über bewohntem Gebiet ging es einem Teil der frühen Medienberichte zufolge darum, den Beistand für eine in Not geratene Zivilmaschine (z.B. nach Abbruch des Funkkontaktes) zu proben: „ein bisschen wie ein ADAC in der Luft“ (vgl. z.B. FAZ).

Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau hat ein Sprecher der Luftwaffe das Manöver mit tödlichem Ausgang jedoch als „eine Art Abfang-Übung“ charakterisiert. GFD-Geschäftsführer Klaus Menzel sprach von einem „Renegade-Einsatz“. Demnach wäre es darum gegangen, einen – von dem Learjet repräsentierten – „Abtrünnigen“ oder „Überläufer“ (Renegade) militärisch unter Kontrolle zu bringen.

Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA, will in seiner Stellungnahme sogar einen möglichen „Zusammenhang mit der gegenwärtigen Ukraine-Krise“ erkennen können und verweist hierbei u.a. auf Email-Kommentare von Bundeswehrangehörigen auf der WDR-Seite „Aktuelle Stunde“.

„Auch im Sauerland leben Menschen“

Die ersten Reaktionen von christdemokratischen Kommunalpolitikern des Sauerlandes auf den Flugzeugabsturz – in direkter Nachbarschaft zu einem Wohngebiet – gab die Redaktion der Welt so wieder:

Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer (CDU) will sich um Aufklärung bemühen. „Die Bundeswehr muss jetzt mit offenen Karten spielen“, sagt er mit Blick auf das möglicherweise nicht ganz gefahrlose Übungsszenario, bei dem zwei Kampfjets Sichtkontakt zum Piloten des Learjets aufnehmen sollten. Ähnlich sieht auch der Landrat des Hochsauerlandkreises, Karl Schneider (CDU), den Vorfall. Er fragt, ob solche Übungen über bewohntem Gebiet stattfinden müssen. „Auch bei uns im Sauerland leben Menschen.“

In der Nähe riskanter Militärübungen machen sich die Menschen, die unter dem ausgewählten Luftraum ihr Häuschen haben, nach einem solchen Ereignis natürlich große Sorgen. Der Zusammenstoß über dem Sauerland hatte den Learjet abstürzen lassen und auch einen der Eurofighter so stark beschädigt, dass das Militär dessen geglückten Rückflug als Glanzleistung darstellen „musste“. – Ein Tornadoflugzeug ist am 16. Januar dieses Jahres in der Eifel sogar ganz nahe am Atomwaffenstützpunkt Büchel abgestürzt. Die Berichterstattung der Cochemer Rhein-Zeitung stand daraufhin – unter Verweis auf einen „militärischen Sicherheitsbereich“ – in der Kritik.

Die Sauerländer tragen keine Schuld, aber …

Welche Ergebnisse die staatsanwaltliche Untersuchung des „Sauerland-Flugzeugabsturzes“ mit zwei Toten zeitigen wird, bleibt abzuwarten. Die Sauerländer sind jedenfalls nicht verantwortlich dafür, dass zwei Menschen ihr Leben verloren haben. Das meint auch Maik Söhler als Autor der taz, der in seinem süffisanten Beitrag „Wo die Katholiban hausen“ gleich zu Anfang vermerkt:

Zwei Menschen kamen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen die Piloten der Kampfjets. Hier muss man laut und deutlich sagen: Daran ist das Sauerland nicht schuld. An vielem anderen hingegen schon …

Der taz-Autor musste nach eigenem Bekunden in seiner Jugend „viel Zeit im Sauerland verbringen“ und hat dabei offenbar schwere seelische Verwundungen erlitten. Auf den noch nicht aufgeklärten Militärkasus geht er nämlich nicht näher ein. Dieser ist ihm vielmehr Anlass zu einer vergnüglichen Lästerei über einen schwarzen „Bio- und Soziotop der Katholiban“: „das Sauerland“.

Belehrungen über kulturgeschichtliche Sachverhalte, lokale Biersorten, den alltäglichen kulinarischen Luxus meiner Sauerlandkindheit, schwul-lesbische Präsenz auf Schützenfesten, wirklich markante Eigentümlichkeiten der südwestfälischen Ortsmundarten früherer Tage, ökologische Vorzüge der Fachwerk-Bauweise, bedeutsame Sozialreformer, den längst eingetretenen Traditionsabbruch im katholischen Milieu des Sauerlandes oder die rasanten ökonomischen und soziologischen Entwicklungen des letzten Vierteljahrhunderts spare ich mir hier. Lästereien wie die taz-Glosse wollen ja nicht als Wissenschaft gelesen werden.

Den imposanten schwarzen Mehrheiten in vielen Rathäusern der Landschaft, die Maik Söhler beklagt, täte mehr linke Opposition nach Jahrzehnten der „Alleinherrschaft“ in der Tat gut!

Die „Katholiban“-Polemik der taz wirkt in historischer Perspektive allerdings nicht mehr so effektvoll. Hätten alle Landschaften bis zum Ende der Weimarer Republik so demokratiefreundlich gewählt wie der katholisch geprägte, östliche Teil des Sauerlandes, so wären weder Hindenburg noch Hitler zum Zuge gekommen.

Bis in die späten 1930er hinein klagten Strategen der NSDAP Gau Westfalen-Süd, im „streng katholischen Sauerland“ befinde man sich noch immer im Kampf mit den „alten Mächten“.

Derzeit forsche ich über kurkölnische Sauerländer, die von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot, Gestapo-Repressalien, Konzentrationslager oder Fallbeil zum Schweigen gebracht werden sollten. Die Liste mutiger Menschen, die sich 1933-1945 der „Neuen Zeit“ verweigerten, ist viel länger als ich dachte.

Auch als Linker muss man zugeben, dass die größte Gruppe der Unangepassten und Widerstrebenden aus ehemaligen Anhängern der CDU-Vorläuferpartei Zentrum bestand!

Wie schön ist es doch, sich im Schatten der Militarisierung auf Albernheit zu verlegen

Mit der besagten Glosse wollte es die taz nun nicht bewenden lassen. Unter der zweideutigen Überschrift „Absturz im Sauerland“ brachte sie zusätzlich auch noch eine 13-teilige Bildgalerie.

Foto Nummer 1 zeigt die „bei Olsberg-Elpe im Sauerland verstreut liegenden rauchenden Trümmer eines abgestürzten Learjets“. Alle nachfolgenden zwölf Fotos liefern indessen wieder Sauerland-Spott vom Feinsten. Man lese mit Liebe jede einzelne Bildunterschrift. So herzhaft hat unsereins zusammen mit anderen beim Erstellen einer Abitur-Zeitung anno 1980 auch gelästert. „Der Sauerländer“, so hieß es in den Zeiten, in denen man noch an feststehende „Landschafts-Charaktere“ glaubte, spottet sehr gerne.

Bezogen auf den Komplex „Militär und Krieg“ bräuchten wir in unserer Gesellschaft dringend jenen Ernst, für den vor der neoliberalistischen Ära auch prominente bürgerliche Pazifisten aus dem Lager der etablierten Parteien eingetreten sind. Heute, da die Fürsprecher einer überzeugenden Friedenspolitik im Establishment nur noch eine verschwindend geringe Minderheit darstellen, fällt es wirklich schwer, immer auf unangemessene zynische Randbemerkungen, Satire und Polemik zu verzichten.

Derweil konfrontiert uns nicht nur das kommerzielle „Militainment“ mit Entgleisungen ganz anderer Art. Alles hat seine Zeit. Die alberne Sauerland-Glosse der taz aus Anlass eines Militärvorfalls mit zwei toten Menschen und Katastrophen-Risiko für einen ganzen Ort sollte ins „Schwarze“ treffen. Über Geschmack und Timing muss man in diesem Zusammenhang streiten!

*** Der Verfasser (wohnhaft in Düsseldorf) ist Sauerländer, betreibt ein Internetprojekt www.sauerlandmundart.de zur regionalen Mundartliteratur seiner Herkunftslandschaft und hat im letzten Jahr das Buch „Fang dir ein Lied an! Selbsterfinder, Lebenskünstler und Minderheiten im Sauerland“ (http://museum-eslohe.de/galerie/) veröffentlicht.

Der Artikel als PDF mit Fußnoten hier.

Umleitung: Schnipp-Schnapp-Schavan, manipulierte Facebook-Nutzer und die Schüsse von Sarajevo

Hinweisschild auf dem Weg nach Marburg. War es in Münchhausen? (foto: zoom)
Hinweisschild auf dem Weg nach Marburg. War es in Münchhausen? (foto: zoom)

Schavan zum Abschied: Die Frau Wanka und die Frau Hendricks waren eigentlich die einzigen Ministerinnen, die aus der Bundesregierung gekommen sind, und das war schon etwas enttäuschend, obwohl die Frau Hendricks sogar von der SPD ist … causaschavan

Abgebrüht und abgeschreckt: Weshalb der beste Koch der schlimmste Lügner ist … endoplast

Manipulierte Facebook-Nutzer und unethische Forschung: Dass man auf Facebook als Nutzer mehr oder weniger ausgeliefert ist, das wissen wir schon. Aber das, was jetzt rausgekommen ist, das hat schon eine neue Qualität … fischblog

Die Schüsse von Sarajevo oder: Von der Abdrift der Geschichte … nachdenkseiten

Die Lehnspyramide: ein Wiedergänger des Geschichtsunterrichts … public-history

WM 2014 und die Spielkultur: Viele Schiedsrichter halten mit dem Tempo nicht Schritt, in dem sich das Foulspiel entwickelt … postvonhorn

Stefan Kornelius als Miniaturausgabe Otto von Bismarcks: Die Süddeutsche Zeitung hat heute den Vogel abgeschossen. Es geht dabei aber nicht um ein Schützenfest im Sauerland … wiesaussieht

Zeitungskrise: Konkurrenz im Lokalen? Es war einmal … charly&friends

Genial, aber politisch naiv: Musikforscher Ulrich Konrad über Richard Strauss … revierpassagen

Den Deutschen geht es gut: Sogar ganz normalen Menschen, meint Werner Jurga bei … dasrotebuch

Hagen blockt Transparenz: Die Hagener Versorgungs- und Verkehrs GmbH (HVG) erhält in diesem Monat die Negativ-Auszeichnung „Heimlichtuer des Monats“ … doppelwacholder

Filmtipp: ‚Philomena‘ im Filmtheater Winterberg am 23.06.2014 um 20.00 Uhr

Irland
Hotelzimmer in Irland (archiv: zoom)

Morgen Abend um 20.00 Uhr zeigt das Filmtheater Winterberg mit ‚Philomena‘ einen wichtigen und sehr sehenswerten Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht.

Die junge Philomena Lee wird im stock-katholischen Irland der 50er Jahre schwanger. Ihrer Familie verstößt sie und schiebt sie ins Kloster ab. Dort bringt sie unter primitivsten Bedingungen ein Kind zur Welt. Die Oberschwester droht Philomena mit ewiger Verdammnis, sollte sie jemals über ihre Sünde  sprechen. Mit ihren kleinen Sohn darf Philomena nur wenig Zeit verbringen, bis er an eine wohlhabende amerikanische Familie verkauft wird.

Philomena bricht ihr Schweigen erst nach 50 Jahren, so groß sind Schuldgefühle und Angst. Gemeinsam mit dem Britischen Journalisten Marin Sixsmith macht sie sich auf die Spurensuche noch ihrem verlorenen Sohn. 2009 erscheint Sixsmiths Buch „The Lost Child of Philomena Lee“, dessen Schilderung der Odyssee der beiden Protagonisten die Vorlage des bewegenden und vielschichtigen Films liefert.

Der Film macht sehr deutlich, dass die katholische Kirche großes Unrecht gegenüber diesen jungen Frauen und ihren Kindern auf sich geladen hat.

Jüngste Funde in Irland zeigen zudem, dass vermutlich noch immer Verbrechen der irischen katholischen Kirche im Dunkeln liegen. So berichtete die Westfalenpost kürzlich über ein Massengrab von fast 800 Kindern im irischen Tuam. Am Fundort der zahllosen Knochen befand sich von 1925-1961 das „St. Mary’s Mother und Baby Home“, ein Heim für ledige Mütter, betrieben von katholischen Nonnen.

Die Westfalenpost berichtet auch über Vertuschung und Irreführung seitens der irischen katholischen Kirche und weist auf Parallelen zum Film „Philomena“ hin.