Jenseits von Facebook: Buch 6 der “Challenge”- Heinrich Mann, Die Jugend und die Vollendung des Königs Henri Quatre

„Heinrich Mann schildert den König hier in seiner widerspruchsvollen Jugend … und in seiner Vollendung zum großen Humanisten.“ (Bild: Vorderseiten Einband)

Zitat aus dem ersten Beitrag der “Challenge”:

“Moin Mario, ich mache solche “Challenges” grundsätzlich nicht, aber ein paar Bücher kann ich posten. Geht es um solche, die mich beeindruckt haben?”

“Hallo Hans, ja, ganz genau. Bin sehr gespannt.”

Hier mein Tag 6:
„Mit diesem Epos umfaßt Heinrich Mann eine Episode französischer Geschichte, in der Mord und Gewalt, Lüge und Verrat herrschten: es war das Zeitalter der Glaubenskämpfe. Diese Zeit durchschritt und beendete jener Heinrich der Vierte, der jedem Franzosen sein Huhn in den Topf wünschte und dem Paris eine Messe wert war.“

Die Rückseiten der beiden Bände:

„Beide Bände zusammen sind eine Gipfelleistung des modernen historischen Romans.“ (Bild: Rückseiten Einband)

Das ABC als Zeitvertreib: I wie INRI – ernst und heiter

Kreuze begegnen uns in unserer Gegend allerorten. (foto: zoom)
Passend zum Karfreitag, einem der höchsten christlichen Feiertage, ist mir dieses Wegkreuz begegnet.

Wer im Sauerland wohnt, kommt an Kreuzen und Kreuzwegen im öffentlichen Raum nicht vorbei. Dem einen bedeuten sie etwas, dem anderen etwas weniger.

Genial, aber nicht von allen Christen geliebt, ist die ironische Verfilmung des „Leben des Brian“ durch die britische Comedy-Gruppe Monthy Python.

Eric Idles „Always Look on the Bright Side of Life“ passt zu vielen Gelegenheiten und wird sowohl auf Beerdigungen als auch bei Fußballspielen gesungen. Vielleicht besteht es ja auch den „Harte-Zeiten-mit-Corona-Test“:

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=SJUhlRoBL8M

Oscar Romero, Bote der Gewaltfreiheit
Zum 40. Todestag des Erzbischofs von San Salvador

Peter Bürger: Oscar Romero, die synodale Kirche und Abgründe des Klerikalismus. Zum 40. Todestag des Lebenszeugen aus El Salvador. Norderstedt 2020. (112 Seiten; 8,90 Euro; ISBN: 9783750493773).

Vor vierzig Jahren wurde am 24. März 1980 Oscar Romero, Erzbischof von San Salvador und Stimme der Armen, von einem Auftragskiller im Dienst der reichen Minderheit im Land ermordet. Romero hatte öffentlich vom US-Präsidenten eine Einstellung aller Waffenlieferungen an das Militärregime verlangt und am Vortag seine Todes die Soldaten aufgefordert, Befehle zum Töten ihrer Mitmenschen zu verweigern. Fortan fehlte der Bote der Gewaltfreiheit. In der Folgezeit mussten 75.000 Salvadorianer ihr Leben lassen.

(Ein Gastbeitrag von Peter Bürger)

Romeros Botschaft an die Welt lautete nicht: „Schickt uns Waffen für die Revolution!“, sondern: „Beendet das Morden!“

Bezeichnender Weise wird Romero vor der Westwand von Westminster Abbey (London) an der Seite Martin Luther Kings dargestellt. Sein Aufruf zu einem aktiven Widerstehen – ohne tödliche Gewalt gegen Menschen – ist aktueller denn je.

Wir können freilich nicht beim Stand von 1980 stehenbleiben. Noch entschiedener muss heute die Aufklärung zu Haltungen und Strategien einer aktiven Gewaltfreiheit ausfallen. Nur sie entsprechen dem Weg Jesu und eröffnen dem Widerstand eine Aussicht auf Erfolg. 2016 hat die Internationale katholische Konferenz „Nonviolence & Just Peace“ (Gewaltfreiheit und Gerechter Friede) sich allen Traditionen einer Legitimierung von tödlicher Gewalt entgegengestellt und zugleich Einblicke in die Kompetenzen der weltweiten Kirche auf Schauplätzen des gewaltfreien Widerstehens vermittelt.

Die Botschafter der aktiven Gewaltfreiheit und die Vertreter*innen der Befreiungstheologie sollten in einen intensiven Dialog eintreten, denn sie können nur einen gemeinsamen Weg gehen! Gewaltfreier Widerstand ist die einzige Revolution, die den Agenten einer aggressiven Ökonomie, die über Leichen geht, Sorge bereitet. Die Kirche kann durch praxisorientierte Werkstätten auf dem ganzen Globus ihren diakonischen Auftrag erfüllen und dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen – nicht nur Christinnen und Christen – mit der intelligenten Methode einer Revolution ohne Blut vertraut werden.

Aus Predigten und Stellungnahmen Oscar Romeros

„Verfolgt und attackiert wird jener Teil der Kirche, der sich auf die Seite der Armen gestellt und sich ihrer Verteidigung angenommen hat. Und wiederum findet sich hier der Schlüssel, um die Verfolgung der Kirche zu verstehen: die Armen. Wiederum sind es die Armen, die verständlich machen, was wirklich passiert.“ (Rede in Löwen, 2.2.1980)

„Wir wissen sehr wohl, dass Regierung und Oligarchie unterschiedslos all jene als Subversive bezeichnen, die sich der Ungerechtigkeit bewusst geworden sind, die wirksam versuchen, diese Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Wenn wir aber für einen Augenblick die Probleme der Ideologien hintansetzen, in deren Namen man die verabscheuungswürdigsten Verbrechen zu rechtfertigen sucht, so glaube ich, dass für uns alle, als Bischöfe, Christen und gewöhnliche Salvadorianer, die Ursache unserer Not offensichtlich ist: Die Massen der Armen und all jener, die sich auf ihre Seite stellen, werden systematisch ausgerottet. Fragwürdiges kann auch auf deren Seite bisweilen geschehen. Wer der großen Menge der Armen zu helfen oder sie zu verteidigen sucht, wird immer wieder an die menschlichen Grenzen stoßen. All dies aber ändert nicht ernstlich die grundlegende Tatsache, dass in unserem Land die Kinder Gottes, besonders die Armen, die Lieblinge Gottes, zu deren Gunsten wir uns in Puebla entschieden haben, ungestraft ermordet werden.“

„Es geht um den Kampf für das Reich Gottes. Für diesen Kampf brauchen wir keine Panzer oder Maschinengewehre, keine Schwerter oder Karabiner. […] Wir kämpfen unseren Kampf mit Gitarren und Liedern der Kirche. Denn auf diese Weise streben wir die Bekehrung der Sünder an: Wir säen in den Herzen und verändern die Welt. […] Das ist die ›Rache‹ der Christen. Wir wollen, dass auch die sich bekehren, die uns schlagen.“

„Die einzige Form von Gewalt, die das Evangelium zulässt, ist diejenige, die man sich selber gegenüber anwendet. Wenn Christus zulässt, dass er getötet wird, dann ist das Gewalt: sich töten zu lassen. Die Gewalt gegen sich selbst ist wirksamer als die Gewalt gegen andere. Es ist leicht, zu töten, vor allem, wenn man Waffen hat; aber wie schwer ist es, sich töten zu lassen aus Liebe zum Volk!“

„Es gibt keinen Gegensatz zwischen dem Bild Gottes und dem Menschen. Wer einen Menschen foltert, wer einen Menschen beleidigt, der beleidigt das Bild Gottes.“

„Das Leben ist immer heilig. Das Gebot des Herrn ‚Du sollst nicht töten‘ heiligt das ganze Leben. Und auch wenn es das eines Sünders ist, das vergossene Blut fleht immer Gott an. Und die, die töten, sind immer Mörder.“ (Predigt vom 24.6.1979)

„Nichts ist so wichtig für die Kirche wie das menschliche Leben, wie die menschliche Person. Vor allem die Person der Armen und Unterdrückten, die nicht nur menschliche, sondern auch göttliche Wesen sind; denn über sie sagte Jesus, dass Er all das, was ihnen angetan wird, selbst empfängt, als sei es Ihm angetan worden. Und dieses Blut und der Tod sind jenseits aller Politik. Sie berühren das Herz Gottes. Weder die Agrarreform, noch die Verstaatlichung der Banken, noch andere versprochene Maßnahmen können fruchtbar sein, wenn Blut vergossen wird.“ (Predigt vom 16.3.1980).

Romero zitiert aus einer Briefzuschrift: „Wir sind der Waffen und der Geschosse müde. Wir hungern nach Gerechtigkeit, nach Nahrung, nach Medikamenten, nach Bildung und nach wirksamen Programmen einer aussichtsreichen Entwicklung. Sind die Menschenrechte einmal beachtet, werden wir keine Verwendung für Waffen und Tötungsmethoden haben.“

Romero fordert die Soldaten am 23. März 1980 (Vortag seiner Ermordung) auf, Befehle zum Töten zu verweigern: „Brüder, ihr gehört zu unserem Volk. Ihr tötet eure eigenen Brüder unter den Bauern. Wenn ein Mensch euch befiehlt zu töten, dann muss das Gesetz Gottes mehr gelten, das da lautet: Du sollst nicht töten! Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu gehorchen, der gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist. Ein unmoralisches Gesetz verpflichtet niemanden. Es ist höchste Zeit, dass ihr auf euer Gewissen hört und mehr seinem Gebot Folge leistet, als der Ordnung der Sünde! Die Kirche, die Verteidigerin der Rechte Gottes und der menschlichen Würde, der Würde der Person, kann angesichts solcher Abscheulichkeiten nicht schweigen! Wir wollen, dass die Regierung sich darüber klar wird, dass Reformen, die mit so viel Blut befleckt sind, zu nichts taugen. Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes, dessen Klagen von Tag zu Tag lauter zum Himmel steigen, bitte ich euch, flehe ich euch an, befehle ich euch: Hört auf mit der Unterdrückung!“ (Sonntagspredigt am Vortag seiner Ermordung)

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Zwei Neuerscheinungen im März 2020

Peter Bürger: Oscar Romero, die synodale Kirche und Abgründe des Klerikalismus. Zum 40. Todestag des Lebenszeugen aus El Salvador. Norderstedt 2020. (112 Seiten; 8,90 Euro; ISBN: 9783750493773). https://www.bod.de/buchshop/oscar-romero-die-synodale-kirche-und-abgruende-des-klerikalismus-peter-buerger-9783750493773

Oscar Romero und die Kirche der Armen. Sonderband der edition pace.
Hrsg. in Kooperation mit dem Ökumenischen Netzwerk Initiative Kirche von unten, dem Ökumenischen Institut für Friedenstheologie und der Solidarischen Kirche. (194 Seiten.) Internetfassung, 13.03.2020:
https://friedenstheologie-institut.jimdofree.com/publikationen/oscar-romero-und-die-kirche-der-armen/

Missbrauch: CORRECTIV und ZDF/ Frontal21 zeigen die Verbindungen des ehemaligen Papstes zu einem pädophilen Priester

Die Verbindungen des wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Priesters H. zu Papst Emeritus Benedikt XVI. sind weit enger, als bisher von der Kirche zugegeben. Das zeigen neue Recherchen des gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV und Frontal21.

(Pressemitteilung CORRECTIV)

Zudem werden neue Missbrauchs-Fälle des Priesters in Bottrop bekannt. Nach neuesten Erkenntnissen gehen das Bistum München und Essen von 28 Missbrauchsfällen durch den Priester aus, die Staatsanwalt München prüft den Fall des pädophilen Priesters H. erneut. Ein Opferanwalt fordert aufgrund dieser Zusammenhänge 500.000 Euro Schadenersatz für seinen Mandanten.

Ein Freund des damaligen Kardinals Ratzinger, der von der Gefährlichkeit des Priesters wusste, hat mit H. sieben Jahre gemeinsam die Gemeinde in Garching und Engelsberg betreut, ohne den pädophilen Pfarrer daran zu hindern, Kontakt mit Kindern zu haben. Im Januar 2000 kam es in Garching sogar zu einer Begegnung Ratzingers mit dem damals schon verurteilten Kinderschänder im Pfarramt. Der spätere Papst unternahm in der Folge nichts, um H. aus dem Amt zu entfernen. Die Staatsanwaltschaft München II „prüft, ob es weitere Taten gibt und ob Ermittlungen aufzunehmen sind“, sagt eine Sprecherin gegenüber CORRECTIV und Frontal21.

Die Kirche gibt zu, dass die Überwachung des Priesters nicht funktioniert habe: Auf Anfrage von CORRECTIV und Frontal21 schreibt das Bistum München: „In den Akten finden sich konkrete Hinweise, dass Weihbischof Heinrich von Soden-Fraunhofen regelmäßig über die Tätigkeit von H. in Garching ohne Beanstandung positiv informiert habe“. Die Frage nach dem „Erfolg“ dieser Überwachung beantworte sich „aufgrund des bekannten Geschehens von selbst“.

Kaum ein Missbrauchsfall hat die katholische Kirche in Deutschland so aufgeschreckt wie der Fall Peter H.. Die New York Times berichtete 2010, dass der Priester nach dem Missbrauch in Essen wieder in München mit dem Wissen des damaligen Erzbischofs Joseph Ratzinger in die Gemeinde eingesetzt wurde. Der Vatikan dementierte damals und sagte, dass Ratzinger damals nicht in die Entscheidung des Bistums eingebunden war.

Die Recherchen von CORRECTIV und Frontal21 zeigen, dass sich Ratzinger und der Priester H. begegneten, als Ratzinger die Glaubenskongregation im Vatikan leitete. Der ehemalige Papst hat sich auf Anfragen dazu nicht geäußert.

H. fing in den 1970er Jahren als Kaplan in Bottrop an und bereits in der Ruhrgebietsstadt begann der Priester, Kinder zu missbrauchen. Zum ersten Mal berichten CORRECTIV und Frontal21 über weitere Fälle in Bottrop. Der Anwalt Andreas Schulz fordert nun Schadensersatz für seinen Mandanten und die Aufhebung der Verjährung für Kindesmissbrauch. „Die Kirche hat über Jahrzehnte nichts unternommen, die Kinder zu schützen, sie hat versteckt und vertuscht und agierte aus der Sicht meines Mandanten wie eine pädokriminelle Vereinigung“, sagt Rechtsanwalt Schulz.

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Die Recherche erscheint außerdem im ZDF-Magazin Frontal21 in der Ausgabe von heute, 18. Februar 2020, 21:00 Uhr.

Frohe Weihnachten, geruhsame Festtage und keinen Stress!

Wo findet man Licht, wenn alles düster ist? In den Schaufenstern! (foto: zoom)

Dieses Jahr Weihnachten ist im hohen Hochsauerland ziemlich trübe und düster. Trotz alledem habe ich heute doch noch einen Gruß für alle Autor*innen, Mitarbeiter*innen, Kommentator*innen und Leser*innen des Blogs fotografieren können.

Frohe Weihnachten, Frohes Fest, Chanukka, geruhsame Feiertage, oder wie auch immer ihr die Tage verbringt.

Auch Religionsfreie dürfen Weihnachten begehen. „Wir Ungläubigen sollten aufhören, so zu tun, als begingen wir an Weihnachten ein christliches Fest. Denn auch vor Jesus wurde zu der Jahreszeit schon gefeiert“, meint Katja Berlin heute in der Frankfurter Rundschau.

Ich bin erleichtert, denn wir halten das immer schon so.

Trotz aller ökologischer Bedenken haben wir uns im x-ten Jahr seit der Geburt unserer Kinder einen Weihnachtsbaum zugelegt: 15 Euro bei Gierses am Eschenplatz, klein und fein.

Falls euch der Elch nicht reicht, habe ich hier noch ein Bild vom Wintermarkt in Winterberg. Da bin ich hin, nachdem ich vom Tod Hermann Gremlizas erfahren hatte, auf der Suche nach Licht.

Der Wintermarkt in Winterberg heute Abend. (foto: zoom)

Soweit die himmlischen Nachrichten.

Die Hölle lauerte unterhalb der Pforte, auf den Parkplätzen von ALDI und EDEKA.

Den EDEKA-Parkplartz erreicht mensch entlang des ALDI-Parkplatzes. (foto: zoom)

Ich habe mein Auto in diesem Gewusel abgestellt, wundere mich aber immer noch, dass ich ohne Blechschaden heraus gefunden habe. Was wollen die ganzen Menschen in Winterberg?

EDEKA leer kaufen, koste es, was es wolle!

Ich bin traurig: Hermann Ludwig Gremliza (* 20. November 1940 in Köln, † 20. Dezember 2019 in Hamburg)

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=yG6s93MTGOA

 
Als ich heute Nachmittag über Twitter die Nachricht vom Tod Hermann Gremlizas erhielt, war ich traurig und habe mich ins Auto gesetzt, um an einen Ort zu fahren, an dem es Licht gab.

Disclaimer: unser Stadtteil ist in der düsteren Jahreszeit eben das: dunkel.

Mein Leben in Zeitschriften: Die ZEIT, der Spiegel, STERN und dann Konkret, wegen Gremliza. Die ZEIT bezog ich als Schüler im Abo und quälte mich durch die bombastischen, hypermetaphorischen Leitartikel von Theo Sommer, auf der Suche nach dem Sinn hinter all dem Sprachballast.

Dann kam Gremliza und zerriss monatlich chirurgisch präzise die Sprachgetüme und Wolken von Theo Sommer.  Seitdem folgte ich Hermann Gremliza.

Nicht alle Artikel in der Monatszeitschrift Konkret, für die Gremliza seit 1974 als Herausgeber zeichnete, fand ich gelungen, aber solange Theo Sommer auf der letzten Seite im „Express“ von Gremliza auseinandergenommen wurde und Horst Tomayer seine Scherze mit den Mächtigen trieb, verzieh ich der Zeitschrift vieles.

Die unbeirrbare Israel-Solidarität, die der linke Sozialdemokrat (bis 1989) dann parteilose Gremliza durch alle Jahrzehnte beibehielt,  war ein Kompass, der mehr Menschen in wirren politischen Zeiten geholfen hat, dem Antisemitismus nicht auf den Leim zu gehen, als es die Auflage der Konkret vermuten lässt.

„Vielleicht der größte Journalist des Landes“, schreibt heute Martin Krauss in der Jüdischen Allgemeinen.

Dass ich als Student keinen „Palästinenser-Schal“ getragen und später keine Sympathie für BDS entwickelt habe, verdanke ich unter anderem auch Hermann Gremliza.

R.I.P.

Umleitung: Der goldene Herbst neigt sich dem Ende entgegen, und ich lese in den Nachbarblogs.

Sonntagsspaziergang zwischen Wiemeringhausen und Brunskappel, Blickrichtung Wiemeringhausen (foto: zoom)

Der goldene Herbst neigt sich dem Ende entgegen. Es folgen die grauen Novembertage.

Ganz ernst nehme ich meine eigene Vorhersage nicht, obwohl es drei Tage nach meinem Sonntagsspaziergang (siehe Bild) im hohen Hochsauerland kühl und trüb geworden ist. Ich lasse mich gern vom Wetter überraschen.

In den nahen und etwas weiter entfernten Blogs lese ich fünf Artikel, dann reicht es für heute.

Der alte Antisemitismus in der digital befeuerten Einstein-Relativitätskritik: In dieser Woche jährte sich der 6. November 1919 zum 100ten Mal – jener Tag, an dem britische Astronomen unter Leitung von Arthur Eddington dem deutschen Physiker Alfred Einstein Recht gaben … scilogs

#Baseballschlägerjahre: Auch Prinzessin Gregor Mothes hat sie erlebt, die Baseballschlägerjahre. 1989 dachte ich an Aufbruch, ging auf die Montagsdemos. Ich war 13 Jahre, begeisterter Linker, enttäuscht von der DDR aber gewillt, für einen besseren Sozialismus zu kämpfen … prinzessinnenreporter

„Der montierte Mensch“: eine vorzügliche Folkwang-Ausstellung fragt nach Individuum und Masse in der Kunst … revierpassagen

Ahnenforscher – was tut ihr da gerade eigentlich? Mit welchem Recht werden eigentlich Daten zu Verwandtschaftsverhältnissen ohne Zustimmung der Betroffenen in gigantische Onlinedatenbanken eingepflegt? … schmalenstroer

Hochsauerlandkreis: Landrat will erneut kandidieren … sbl

Heute ist Reformationstag – nicht lustig

Der katholische Kreuzberg mit Kapelle und Sendemast in Winterberg (foto: zoom)

Ich habe vor einiger Zeit aufgehört den Reformationstag zu mögen. Dass sich Luther in turbulenten Zeiten auf die Seiten der Fürsten, gegen die aufständischen Bauern gestellt hat, habe ich ihm als „Gustav-Noske-Moment“ durchgehen lassen, denn er kannte Noske noch nicht und immerhin soll er antiautoritär „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ gesagt haben.

Immerhin eine Redewendung, die man heute noch guten Gewissens  seinem/seiner Chef*in entgegen schleudern kann: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“

Aber dann der antisemitische, hassende und hetzende Luther:

„Luther will seinen „treuen Rath“ geben und schlägt gegen die „verbösten“ und „vergifteten“ Juden vor, „daß man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke“, „daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre“, „daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten“, „daß man ihren Rabbinen bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren“, „daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe“, „daß man ihnen den Wucher verbiete, … und nehme ihnen alle Baarschaft und Kleinod an Silber und Gold“, schließlich „daß man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brod verdienen im Schweiß der Nasen“.

Kann man heute noch einen Menschen feiern und verehren, der die hier zitierten – neben vielen anderen, höchst fragwürdigen – Äußerungen von sich gab? Nicht ohne Grund stand Luther bei Hitler in hohem Ansehen. Nach unserem heutigen Verständnis würde Luther heute als Theologe und Politiker gesellschaftlich geächtet und als Volksverhetzer angeklagt werden.“

Quelle:
https://hpd.de/artikel/luthers-den-juden-und-ihren-luegen-13220

Ich kann den Reformationstag nicht feiern. Sowieso nicht, weil ich in NRW wohne, aber auch in meiner alten zweiten Heimat Hamburg würde ich mich für Luther schämen. Ich bin immerhin protestantisch getauft und konfirmiert.

Schnee von gestern.

Ausstellungseröffnung der Wittgensteiner Kunstgesellschaft im Hallenberger Kump:
28 Künstler*innen – 63 Werke.

Stefanie Lückel: It’s evil (foto: zoom)

Es war nicht alles „evil“ als Bürgermeister Michael Kronauge die Ausstellung der Wittgensteiner Kunstgesellschaft (WKG) im Hallenberger Kump eröffnete.

Vielleicht war es das düstere verregnete Herbstwetter. Vielleicht war es die Vergangenheit, denn die Beziehungen zwischen Hallenberg und Wittgenstein waren nicht immer so harmonisch wie gestern Abend, galt das katholische Hallenberg doch lange als kurkölnischer Grenzposten gegen das reformierte Wittgenstein. Grenzstreitigkeiten zogen sich über die Jahrhunderte hin.

Überhaupt nicht „evil“, die Waldlichtung von Marion Strietzel. (foto: zoom)

„Wir Wittgensteiner wollen mit unserer Kunst eine Brücke zu euch in Hallenberg schlagen“, meinte Jutta Dornhöfer, zweite Vorsitzende der WKG, in ihrer Begrüßungsansprache. Kunst sei Kommunikation und mache Begegnung möglich.

Durchblick, Keep cool, Lollipop von Peggy Harbiger. (foto: zoom)

In Wittgenstein habe man schon lange Grenzen überschritten. Die Ursprünge der Kunstgesellschaft gingen auf einen multikulturellen Gründungsakt dreier Nicht-Wittgensteiner im Jahr 1980 zurück.

Heute zählt die Wittgensteiner Kunstgesellschaft 56 Mitglieder, von denen 28 ihre Werke im Hallenberger Kump ausstellen.

Fast alle ausstellenden Künstler*innen und Bürgermeister auf einem Fleck (foto: zoom)

Ich selbst war eine halbe Stunde vor der Zeit im Kump und habe mir in Ruhe die (meist) Bilder angeschaut, bevor das Eröffnungsspektakel anfing. 28 Künstler*innen plus Anhang, plus Besucher*innen, plus Presse, plus Rathausmitarbeiter*innen – da wird der Kump zum Bienenstock.

Ein paar Gedanken habe ich mir in den 30 Minuten schon gemacht, aber ich brauche mehr Ruhe, um mir die einzelnen Werke anzuschauen.

Festhalten kann ich: die Ausstellung ist vielfältig und dadurch per se interessant. Ein paar Bilder haben mich provoziert.

Über dieses Bild muss ich nachdenken. Titel: Ich bin das Licht der Welt (Joh. 8,12) (foto: zoom)

Fazit: ich muss noch einmal hin, und wenn nicht alles ausverkauft sein sollte, werde ich mir überlegen, ein oder zwei Bilder zu erwerben. Preisspanne: 60 – 2000 Euro. Liste liegt aus.

Die Öffnungszeiten:

Am Eingang neben der Spendendose: Bäriger Kunst-Asteroid, von Monika Koslowski

Die Ausstellung ist bis zum 03.11.2019 täglich Mo., Di., Mi. und Sa. von 10.00 bis 13.00 Uhr, Do. und Fr. von 10.00 bis 16.00 Uhr und So. von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Ab dem 04.11.2019 gelten folgende geänderte Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von 10.00 bis 13.00 Uhr und So. von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Alles muss raus – was vom Tag der deutschen Einheit geblieben ist: die Kirche in Zierenberg

Blick vom Kirchturm in Zierenberg (foto: zoom)

Ich miste gerade den 3. Oktober aus. Auf der Festplatte befinden sich noch ein paar Fotos von der protestantischen Kirche in Zierenberg.

Am Tag der deutschen Einheit war die Kirche eigentlich „wegen Vandalismus“ geschlossen. So las ich es jedenfalls auf einem Schild links neben der Tür, die trotzdem sperrangelweit geöffnet war.

Ich war zum ersten Mal in Zierenberg. Mein Sohn hatte mir erzählt, dass es ein ganz nettes Örtchen sein solle. Jetzt stand ich vor der offenen Tür der geschlossenen Kirche und sah plötzlich im Inneren der Kirche eine Gruppe durch eine kleine Seitentür verschwinden.

In meinem Kopf rasselte es: Tür zum Turm?

Der Kirchturm der evangelischen Kirche in Zierenberg (foto: zoom)

Bevor ich hier die ganze Geschichte breit trete, mache ich es kurz. Es war die Tür zum Tor und die Gruppe hatte eine Führung gebucht.

„Kommen Sie doch einfach mit“, sagte die letzte Dame, die gerade im Begriff war, durch die Tür zu verschwinden. Und dann haben sie mich mitgenommen – die netten Menschen der Ortsgruppe der CDU Volkmarsen.

Die Besichtigung des Kirchturms war für mich ein echtes Highlight, ohne Anmeldung käme man da überhaupt nicht rein und hoch.

Hier geht es zur Beschreibung der Kirche samt aller nötigen Infos: http://www.kirche-zierenberg.de/stadtkirche/

Das Räderuhrwerk mit Gewichtsantrieb wurde um 1860 von dem Zierenberger Schlossermeister Carl Kanngiesser gebaut. Die Gewichte, Zahnräder, weitere eiserne Bauteile und ein altes Zifferblatt sind ausgestellt.

Seit dem 14. Jahrhundert sind in der Kirche Glocken nachgewiesen. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es 3 Bronzeglocken. 2 Glocken mussten im 1. Weltkrieg abgegeben werden. „Zu Kriegszwecken eingeschmolzen“ – so lautet eine Notiz in der Pfarrchronik.

Die Glocken im Turm (foto: zoom)

Vor der Turmwand stehen auf dem Podest zwei Holztruhen („Knochenkisten“) mit Gebeinen aus Gräbern des 1. Zierenberger Friedhofs, der 1563 aufgegeben wurde. Die Gebeine wurden beim Einbau einer Warmluftheizung im Jahr 1950 gefunden und auf den Kirchdachboden gebracht.

Alles echt. Die Knochenkisten. (foto: zoom)

Die Zimmermannsarbeiten zur Renovierung des Kirchturm atmen eine gewisse Rauheit. Ich musste mich zusammennehmen, um meine Höhenangst zu überwinden.

Blick in die Höhe. Ein bisschen Mut braucht man schon. (foto: zoom)

Am Ende hatten wir eine wunderbaren Ausblick (siehe oben) über Zierenberg und Nordhessen. Fast am Ende, denn es ging noch eine Etage höher.

Was wäre ein Turm ohne Türmerwohnung? (foto: zoom)

Nachtrag: allen Angebote, in die CDU einzutreten, bin ich mehr oder weniger elegant ausgewichen. Ich wurde nicht vom Turm gestürzt. Danke!