Rezension: Mehr Freude am Lernen!

Kein dicker Schinken, sondern 140 Seiten kreative Kost für Eltern. Auch für Lehrerinnen und Lehrer geeignet. (foto: zoom)

Eigentlich ist es seltsam: Geklagt wird viel über die geringe Anstrengungsbereitschaft bei einem Großteil der Schülerinnen und Schüler in Deutschland. Fehlende Leistungsmotivation, kaum Lust, null Bock – Begriffe für das Phänomen gibt es massenhaft.

Bücher, die Eltern und Lehrkräften konkrete und praktikable Hilfestellungen für dieses Phänomen anbieten, existieren nur wenige. Doch jetzt ist „Mehr Freude am Lernen! So motivieren Sie Ihr Kind“ (MEDU Verlag Dreieich) erschienen. Es wurde von Detlef Träbert verfasst, einem Diplom-Pädagogen mit großer Erfahrung in der Elternarbeit.

Träbert wird einigen Leserinnen und Leser ein Begriff sein. Einige Bücher und Aphorismen von Detlef Träbert haben wir hier besprochen. Detlef Träbert ist darüber hinaus auch Autor dieses Blogs.

Seit Jahren stehe ich in regem Austausch dem Autoren vieler Ratgeber-Bücher rund um die Schule. Mir selbst hat er auch schon bei pädagogischen Fragen persönlich mit Tipps und Anregungen zur Seite gestanden.

Sprachlich klar und sehr anschaulich erklärt der Autor in seinem neuen Buch, was Leistungsmotivation ausmacht und warum es zu Motivationsproblemen kommen kann. Wichtig sind ihm die Einbeziehung der Eltern und Lehrer.

Einen großen Raum nehmen die Problem rund um die Hausaufgaben ein. Ein Thema, welches bei uns in Nordrhein-Westfalen an Ganztagsschulen, wo Hausaufgaben mehr und mehr durch schulische Lernzeiten ersetzt werden, nicht mehr die bestimmende Rolle spielen sollte.

Viele Tipps für die Gestaltung der häuslichen Lernumgebung können allerdings von Lehrerinnen und Lehrern an Schulen mit Lernzeiten kreativ auf den Unterricht umgemünzt werden.

So sind beispielsweise Leistungsmotivation, Selbstwertgefühl und Frustrationstoleranz auch in der Schule nicht zu unterschätzende Faktoren, die den täglichen Unterricht beeinflussen.

Dialoge und Situationen, die Träbert im Elternhaus beschreibt, lassen sich -hier seien die Ritualisierung der Arbeitssituation und emotionale positive Zuwendung genannt- vielfach auf Schulsituationen übertragen.

In den letzten Kapiteln des Ratgebers findet man Fragebögen zum Schulleben, zur Schulangst und zur Selbstbeobachtung, die sich mit wenigen Anpassungen auf den eigenen Schulalltag und/oder den Alltag des eigenen Kindes anpassen lassen.

Ein Teil des vierseitigen Fragebogens mit dem Motto „Wie macht Schule Spaß?“

„Kinder und Jugendliche mit Motivationsproblemen brauchen kraftvolle und lebendige Erwachsene“, heißt es am Ende des Buches. Die Lektüre weckt hoffentlich bei allen Leserinnen und Lesern frische Energie und Kreativität im Umgang mit Problemen rund um die Schule.

„Mehr Freude am Lernen!“ will dazu motivieren, unmotivierte Schulkinder nicht aufzugeben, sondern sie fantasievoll und tatkräftig zu unterstützen.

Die Chancen stehen gut.

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Detlef Träbert: Mehr Freude am Lernen! So motivieren Sie Ihr Kind, Dreieich (MEDU Verlag) 2016, 148 S., € 12,95

Pressemitteilung der SBL: Welche Perspektiven haben die Sekundarschulen?

Meschede. (sbl_pm) Die Winterberger Stadtverwaltung hat am am 10.02.2017 verkündet, dass die gemeinsame Sekundarschule mit Medebach nun wie geplant im August an den Start gehen kann: https://www.rathaus-winterberg.de/Rathaus-Aktuelles/Sekundarschule-Medebach-Winterberg-geht-wie-geplant-fuenfzuegig-an-den-Start. Dafür wird unter anderem die bisherige Verbundschule Winterberg-Siedlinghausen, mit immerhin fast 500 Schülerinnen und Schülern, aufgegeben.

(Dies ist eine Pressemeldung der Sauerländer Bürgerliste und in ähnlicher Form auch hier erschienen.)

Doch ist die Sekundarschule wirklich ein zukunftsträchtiges Modell? In vielen Regionen des Landes NRW scheint diese Schulform (ohne Oberstufe) keine Erfolgsgeschichte mehr zu sein – im Gegensatz zur Gesamtschule (mit Oberstufe).

Die in der Landeshauptstadt Düsseldorf erscheinende ‘Rheinische Post’ hat sich kürzlich, unter der Überschrift “Sekundarschule in Not”, mit diesen beiden Schulformen des “längeren gemeinsamen Lernens” befasst: http://www.rp-online.de/politik/sekundarschulen-in-not-aid-1.6569288.

Dort wird festgestellt:

“Zwar gibt es heute 117 Sekundarschulen im Land; die 200, die das Ministerium 2012 als Erwartung ausgegeben hatte, wurden aber deutlich verfehlt. Zudem brach die Zahl der Neugründungen ein: 2013 gab es 53 Anträge, 2017 noch genau einen.”

Das bestätigen auch die Zahlenangaben des Schulministeriums: Zum Stand 31.12.2016 gab es in NRW nur 117 Sekundarschulen, aber 327 Gesamtschulen, also fast die dreifache Anzahl. Zum Schuljahr 2016/17 wurden 5 neue Sekundarschulen eingerichtet. Im nächsten Schuljahr soll nur noch eine einzige neue Sekundarschule an den Start gehen (in Winterberg und Medebach); 8 Kommunen beantragten für 2017/18 neue Gesamtschulen.

Weiter heißt es in der Analyse der ‘Rheinischen Post‘:

“An 68 Sekundarschulen waren die Aufnahmezahlen 2016 rückläufig. Jede dritte Schule liegt unter der Marke von 75 Anmeldungen, die gemäß Schulgesetz erforderlich sind, um eine Sekundarschule einzurichten. Diese Schulen wären mit den Zahlen von 2016 also gar nicht zustande gekommen. Jede neunte hat sogar so wenig Anmeldungen, dass sie die schon sehr großzügig gesetzte Untergrenze des Ministeriums für eine Fortführung (60) verfehlt… Dem Verkümmern vieler Sekundarschulen entspricht der Boom der eng verwandten Gesamtschule… Gesamtschulgründungen wurden im Schulfrieden erleichtert; seit 2012 ist ihre Zahl um fast 100 gestiegen. Zwar verzeichnet auch von diesen etwa die Hälfte rückläufige Anmeldezahlen. Aber nur drei liegen unter der Mindestgröße für Neugründungen (100)… Fünf Sekundarschulen sind bereits in Gesamtschulen umgewandelt, fünf weitere Umwandlungen stehen 2017 an.”

Im HSK ist das Bild bisher ein anderes: 5 Sekundarschulen sind bereits vorhanden, in Arnsberg, Neheim, Brilon, Marsberg und Olsberg mit dem Teilstandort Bestwig. Die sechste kommt im Sommer hinzu.

Gesamtschulen gibt es im HSK keine einzige, aber in allen anderen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW sind mehrere Gesamtschulen vorhanden.

In der Nachbarschaft des HSK bestehen u.a. in Büren, Finnentrop, Fröndenberg, Lippstadt und Soest Gesamtschulen, zu denen Schülerinnen und Schüler aus dem HSK mitunter aufwändige Schulwege zurücklegen müssen.

In eigener Sache: A Million Miles Away

Seit August 2008 existiert dieses Blog. Heute ist die Besucher-Anzeige auf über 1.000.000 geklettert, und ich höre eines meiner Lieblingssstücke von Rory Gallagher.

Während die Million auf der Anzeige prangt, muss ich gestehen, dass mich bislang meine Blog-Statistiken nicht wesentlich interessierten.

Update: Andreas hat tatsächlich den Moment gebannt. Danke sehr für den Screenshot!

Wenn die täglichen Besucherzahlen um die 300 oszillieren, ist es gemütlich für den Herausgeber. Dann ist nichts Aufregendes passiert, und ich muss nicht noch eine halbe Stunde meiner Freizeit für die Kommunikation innerhalb und außerhalb des Blogs abzwacken.

Dann gibt es diese Tage, an denen die BesucherInnenzahl auf 1000, 2000, oder gar 3000 in die Höhe schießt. Das gefällt mir nur teilweise, weil ich ein werbefreies, ehrenamtliches Blog betreibe. Die Klicks generieren keine Einnahmen. Sie zeigen dann nur an, dass irgendein Artikel ein Volltreffer war.

Das bedeutet im Ernstfall: Kommentare müssen moderiert werden, Politiker rufen an und beschweren/bedanken sich, Anwälte schreiben Schreiben.

Ich wollte schon oft „in den Sack hauen“, aber wie es das Schicksal es wollte, sprach mich dann just in diesem Augenblick auf der Straße jemand an, von dem/der ich es nicht erwartet hatte, und sagte: „Gut, dass du das machst. Lass dich nicht unterkriegen.“

Eines will ich klar stellen. Das Blog ist kein umfassendes alternatives Medienangebot für den Hochsauerlandkreis. Es lebt von meinen Launen und von den Launen und Kommentaren der LeserInnen.

Darüber hinaus profitiert es in den letzten Jahren von den Artikeln, die andere Leserinnen und Leser beisteuern.

Der Qualitätsmaßstab ist, auch wenn das im Widerspruch zur gerade postulierten Subjektivität, zu stehen scheint, Journalismus.

Es gibt noch viele offene Baustellen und Fragen, über die ich ab und zu nachdenke. Vielleicht sind sie zum 10-jährigen Blogjubiläum bearbeitet und beantwortet.

Ein Blog ist ein Blog ist ein Blog.

Danke für die Geduld.

Inside AfD – Was kommt da auf uns zu? Vortrag und Diskussion im Rock-Café Meschede

Screenshot der Einladung der Mescheder Falken zur Veranstaltung im Rock-Café
Screenshot der Einladung der Mescheder Falken zur Veranstaltung im Rock-Café

Auf einer Veranstaltung der Falken HSK referierte heute Nachmittag Rainer Roeser, Journalist und Kenner der rechten Szene,  über das Innenleben und die Strukturen der AfD. Dabei betrachtet Roeser insbesondere die Organisationsebenen Bund, NRW und Hochsauerlandkreis.

Der Platz im Rockcafé wurde um 15 Uhr eng. Zusätzliche Stühle mussten herbeigeschafft werden. Viele junge, aber auch ältere Antifaschisten waren gekommen, um sich zu informieren und ihre Fragen zu diskutieren.

Nach der Landtagswahl im kommenden Mai könnten zwischen 20 und 30 Abgeordnete der AfD im Düsseldorfer Landesparlament sitzen, so Rainer Roeser. Grund genug, sich mit Strukturen und Inhalten der neuen rechtspopulistischen Partei auseinanderzusetzen.

Bei ihrer Gründung vor dreieinhalb Jahren wäre die selbst ernannte „Alternative für Deutschland“ eine gesellschaftspolitisch konservative und wirtschaftspolitisch neoliberale Partei gewesen, die sich zwar rechtspopulistischer Argumentationsweisen bediente, ohne dass dies aber das bestimmende Element der Partei war.

Bei dieser „alten“ AfD von 2013 bis 2015 hätte als „Professoren-Partei (Lucke)“ das Thema Euro im Vordergrund gestanden.

Inzwischen sei die AfD zur durchgehend rechtspopulistischen Partei geworden, die ihr Gründungsthema, den Kampf gegen den Euro, längst durch Parolen gegen Geflüchtete, gegen Islam und gegen eine supranationale Politik ergänzt und ersetzt habe.

Frauenpolitik und Sozialpolitik suche man im Programm der AfD vergebens. Sie sei eine zutiefst antisoziale Partei, wäre aber beispielsweise in Baden-Württemberg 15% Gewerkschaftern gewählt worden, genau so häufig wie der Durchschnitt.

Die AfD suche und finde die Zusammenarbeit mit extrem rechten Formationen wie der „Freiheitlichen Partei Österreichs“ oder dem „französischen Front National“. Als Organisator zeichne sich dabei insbesondere Marcus Pretzell als Abgeordneter des Europaparlaments aus.

Auf der Kandidatenliste für die Landtagswahlen in NRW fänden sich sowohl Ex-Mitglieder der sogenannten „Schill-Partei“ als auch Klimaleugner und Verschwörungstheoretiker.

In der AfD sammelten sich darüber hinaus viele gescheiterte Existenzen, die eine neue Chance als Abgeordnete des Bundestages und der Landtage suchten.

Auch die Aktivitäten der AfD im Hochsauerland, sowie die Berichterstattung in den Medien wurde diskutiert.

Fazit: Wer den 90-Minuten Vortrag von Rainer Roeser verpasst hat, hat etwas verpasst. Der Veranstalter hätte sich mehr TeilnehmerInnen aus den Reihen der SPD gewünscht, die zwar alle eingeladen gewesen wären, aber nur wenige waren anwesend.

Pressemitteilung der Initiative „NSU Watch NRW“: „Verfassungsschutz-Skandal von ungeheurer Dimension“

Aufgrund der aktuellen Enthüllungen von „Spiegel Online“ hegt die Initiative „NSU Watch NRW“ den Verdacht, dass der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz die Ermittlungen zum Wehrhahn-Anschlag behindert hat.

„Der Verfassungsschutz führte einen V-Mann im direkten Unfeld des festgenommenen, mutmaßlichen Bombenlegers Ralf S.. Obwohl die Polizei bereits 2000 gegen Ralf S. ermittelte, wurde sie über den V-Mann erst zwölf Jahre nach dem Anschlag, im Jahr 2012, informiert. Der Verdacht der Behinderung der Polizeiermittlungen liegt nahe. Hier bahnt sich ein Verfassungsschutz-Skandal von ungeheurer Dimension an“, so Maria Breczinski, Sprecherin von „NSU Watch NRW“. Die Initiative begleitet den NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag.

„Spiegel online“ zitiert aus einem Vermerk der Düsseldorfer Polizei, wonach Andre M., Deckname „Apollo“, von August 1999 bis Mai 2000 als V-Mann für den Verfassungsschutz NRW tätig gewesen sei. Der V-Mann sei ein Bekannter von Ralf S. gewesen und habe im Juni 2000 für die Sicherheitsfirma des mutmaßlichen Attentäters gearbeitet. Kontakt zu den Polizeiermittlern der EK „Acker“ hatte M. demnach bereits im September 2000, als er im Zusammenhang mit dem Anschlag als Zeuge vernommen wurde. Dass es sich bei M. um einen V-Mann handelt, offenbarte der Geheimdienst der Polizei erst im Jahr 2012. Zugleich berichtete der ehemalige V-Mann-Führer, er sei „zur Tatzeit“ des Wehrhahn-Anschlags mit dem V-Mann Andre M. zusammen gewesen, der im Hafen Flugblätter verteilt habe.

„Nachdem der Verfassungsschutz zwölf Jahre die V-Mann-Tätigkeit gegenüber der Polizei verschwiegen hatte, präsentierte der Geheimdienst dann im Jahr 2012 der Polizei ein Alibi für seinen Schützling. Dieses Alibi ist zweifelhaft: Es ist nicht nachvollziehbar, warum sich der V-Mann-Führer mit dem offiziell abgeschalteten V-Mann ausgerechnet am Tag des Bombenanschlags getroffen haben soll“, so Maria Breczinski.

Verdächtig erscheint der Initiative auch die von „Spiegel Online“ zitierte Aussage, dass im September 2000 sowohl eine Polizeivernehmung von M. stattfand, als auch ein angeblich „völlig unergiebiges“ Treffen zwischen Andre M. und dem Verfassungsschutz, bei dem M. etwas zum Anschlag sagen wollte. Was M. mit dem Verfassungsschutz besprach, ist nicht bekannt. Die polizeiliche Ermittlungskommission „Acker“ wurde nicht über die Angaben des V-Mannes informiert. So hat deren damaliger Leiter Dietmar Wixfort am 7. Februar 2017 vor dem Untersuchungsausschuss ausgesagt, dass er trotz Nachfrage seinerseits keinerlei Information vom NRW-Verfassungsschutz erhalten habe.

„Konnte der Wehrhahn-Anschlag all die Jahre nicht aufgeklärt werden, weil der Verfassungsschutz seinen V-Mann schützen wollte? Was wusste der Verfassungsschutz tatsächlich über die Umstände des Anschlags“, fragt deshalb „NSU Watch NRW“. Die Initiative stellt zudem die Frage, ob der V-Mann Andre M. möglicherweise einer der beiden bislang nicht identifizierten Neonazis ist, welche die Schüler_innen der Sprachschule bedrohten.

Nach Informationen der Düsseldorfer Antifa bewegte sich Andre M. im erweiterten Kreis der „Kameradschaft Düsseldorf“ um Sven S.. Zusammen mit der „Kameradschaft Düsseldorf“ nahm er im November 1999 in Duisburg an einem neonazistischen „Heldengedenken“ teil und beteiligte sich im April 2000 an der versuchten Störung einer Lesung mit Jan-Philipp Reemtsma in Düsseldorf. Auf dem Schädel trägt er eine Tätowierung mit dem Schriftzug „Blood & Honour“.

„NSU Watch NRW“ fordert eine „vollständige und ernsthafte Aufklärung der Rolle des Verfassungsschutzes im Zusammenhang mit dem Wehrhahn-Anschlag“. Nicht nachvollziehen kann die Initiative, dass der Ausschussvorsitzende Sven Wolf (SPD) in der Sitzung am 7. Februar 2017 Fragen zu V-Leuten im Umfeld von Ralf S. unterbunden hat. Sven Wolf hatte dies auf Twitter mit Fürsorge für den Zeugen Wixfort begründet. „Sven Wolf und der PUA sollten sich ihres Auftrages bewusst werden und für Aufklärung ohne Einschränkung der Öffentlichkeit sorgen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses sich mit den Interessen des von einem Parteifreund geführten Innenministeriums gemein macht“, so Maria Breczinski, Sprecherin von „NSU Watch NRW“.

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http://nrw.nsu-watch.info

Umleitung: kleine Fluchten

Grau und kalt war es heute am Niederrhein. Die Emschermündung schäumte am Stapp. (foto: zoom)

Ein ziemlich verkorkster Morgen. Das Schwimmbad Aqua Olsberg wegen Personalmangels geschlossen, auf allen sozialen Kanälen irgendwas mit Trump und mir fiel dann auch nichts anderes mehr ein, als aus dem Sauerland Richtung Niederrhein zu fliehen.

Zwei Stunden Autofahrt, um am Stapp auf die Emschermündung zu starren. Hauptsache Tapetenwechsel.

„Hast du wieder Hummeln unterm Hintern?“, heißt es in der Familie.

„Das Ziel ist nichts, die Bewegung alles“, flüstert mein innerer Bernsteinianer. Immerhin ist mir auf dem Neutorplatz in Dinslaken eine Idee gekommen, was wiederum damit zusammenhängt, dass ich vor der verschlossenen Tür des Stadtarchivs gestanden hatte.

Außerdem habe ich bei Media-Markt eine vernünftige Hülle für mein Tablet gekauft. Jetzt kann ich endlich wieder Fotos mit diesem Teil machen, ohne erst umständlich die Fotolinse freizulegen.

Der Scheiß interessiert euch nicht? Egal, ist ja mein Blog! 😉

Gesellschaftsspiele für 2017: Kooperatives für Zwei … erbloggtes

Bitte nicht fotografieren: Wenn Bildrechte Museen in den Wahnsinn treiben … musermeku

Geschichte: Konkurrenz – Die Macht der ZeitzeugInnen … publicHistory

VG-Wort-Erträge zwischen Autoren und Verlagen aufteilen? Ein Streitgespräch zwischen den Historikern Marko Demantowsky und Matthias Krämer … l.i.s.a.

Der Lehrling Hannelore Kraft: NRW-Ministerpräsidentin findet ihre Rolle … postvonhorn

Medien: WPWR säubert eigenen Artikel … doppelwacholder

Das Leben ohne Verdünnung: Otto Dix in Düsseldorf … revierpassagen

YERMA oder: Dichter bringt man nicht um.

García Lorca (bild: von DionysosProteus (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons)
„Ich bin ein Dichter. Dichter bringt man nicht um.“ Dies waren die Worte des großen spanischen Dichters Federico García Lorca, als ihn seine Freunde vor einer drohenden Festnahme durch die spanischen Faschisten warnen wollten.

Es war eine fatale Fehleinschätzung seinerseits. Nur vierzehn Tage nach dem Putsch im Spanien der dreißiger Jahre wurde Lorca festgenommen und ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Sein Todestag jährte sich im Jahr 2016 zum 80. Mal.

Federico García Lorca war ein großer Lyriker, Dramatiker und Theaterregisseur. Seine leidenschaftlichen Dramen spielen in den ländlichen Gebieten Andalusiens und zeigen das Leben der einfachen Menschen, die zwischen archaischen Lebensumständen und der Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und Befreiung gefangen sind.

Im Mittelpunkt der neuesten TEATRON-Inszenierung steht das Drama „Yerma“, das das Schicksal der kinderlosen Yerma und ihres Mannes Juan erzählt.

In einem rasanten Wechsel von Schauspiel, original komponierter Musik, Gesang und Gitarrenspiel lässt die Inszenierung einerseits Momente des spanischen Dorflebens und seiner Protagonisten entstehen und wirft andererseits Schlaglichter auf das Leben des Schriftstellers, das so tragisch endete. Entstanden ist eine Hommage an Federico García Lorca und an seine leidenschaftliche Liebe zum Theater.

Das Ensemble:

Oliver El-Fayoumy (Federico Garcia Lorca; Juan)

Christina Stöcker (Yerma)

Jutta Juchmann (Maria, das Mädchen, die Alte, Dolores)

Silas Eifler (Gitarre, Gesang)

Vanja Eifler (Gitarre, Cajòn, Gesang)

Regie, Bühnenbild, Lichtdesign: Yehuda Almagor;

Dramaturgie, Textfassung, Regieassistenz: Ursula Almagor;

Musikalische Leitung, Komposition: Silas Eifler;

Technik: Peter Jagoda

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www.teatron-theater.de

Premiere: 17.3.2017 um 20:00 Uhr

Weitere Vorstellungen: 18., 19.3.2017, jeweils um 20:00 Uhr

in der Kulturschmiede Arnsberg, Apostelstr. 5, 59821 Arnsberg

Karten: Stadtbüros Arnsberg 02931 8931143

Düsseldorf: Streik im öffentlichen Dienst. Polizei, LehrerInnen, FinanzbeamtInnen, Uni, Krankenhäuser und mehr.

ver.di, GEW und GdP sammeln sich hier auf der anderen Rheinseite, während die Beamten aus der Stadtmitte Richtung Landtag ziehen. (fotos: zoom)

Gestern streikten die Angestellten des öffentlichen Dienstes und demonstrierten vor dem Düsseldorfer Landtag unter anderem für ein Gehaltsplus von 6%. Die Forderungen von ver.di, GEW. GdP und IG BAU in Kurzform hier:

  • 6 Prozent Gesamtvolumen inklusive eines Sockel- oder Mindestbetrags als soziale Komponente
  • Einführung der Stufe 6 in den Entgeltgruppen 9 bis 15
  • Angleichung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst und in der Pflege an die der Kommunen
  • 90 Euro mehr für Auszubildende
  • Ausschluss sachgrundloser Befristungen

Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften des öffentlichen Dienstes erwarten zudem die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die 1,285 Millionen Beamtinnen und Beamten und 815.000 Versorgungsempfängerinnen und -empfänger der Länder und Kommunen.

Meine persönlichen Eindrücke:

Es waren mehr Streikende nach Düsseldorf gekommen als ich eigentlich gedacht hatte, denn die Mobilisierung in meinem Wahrnehmungsbereich (Bildung, Hochsauerland) war sehr schlecht. Ich war bereit, Flugblätter und Informationsmaterialien zu verteilen, aber es gab sie nicht. Schwamm (halb) drüber.

Geschätzt waren 20 KollegInnen aus dem Bildungssektor im HSK in der Bahn nach Düsseldorf unterwegs. Davon geht zwar kein Betrieb in die Knie, aber wer da war, hat seinen kleinen Teil zur  doch großen Menge der anderen Streikenden beigetragen.

Meine Bezugsgruppe auf dem Weg von der Rheinkniebrücke zum Landtag.

Hinter der Rheinknieebrücke stieß der Demonstrationszug des deutschen Beamtenbundes vom Hofgarten zum DGB-Block, daraufhin sah die ganze Veranstaltung schon einigermaßen imposant aus.

Als alter Anti-AKW und Friedensdemo-Teilnehmer finde ich es einen geschickten Schachzug der Geschichte, dass ich seit Jahren gemeinsam mit der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für bessere Arbeitsbedingungen streike.

Das Engagement der Polizei konnte sich sehen und hören lassen. Die Vuvuzelas dröhnen mir noch heute in den Ohren.

Eine „Polizei-Szene“ fand ich aus soziologischer/psychologischer Sicht ganz interessant. Zwei demonstrierende Polizisten ruhten sich auf der Bank nahe der Büste von Karl Arnold aus. Es dauerte nicht lange, bis ein Kollege sie mit lautem Vuvuzela-Getröte wieder in die Menge der Demonstranten zurückblasen wollte.

Meine Lieblingspolizisten of the day: Wer sich aus der Menge entfernt, ist verdächtig.

„Es ist schon merkwürdig“, sagte mir einer der beiden. Kaum sei man in einer gewissen Distanz, schon werde man nicht mehr als dazugehörig, sondern als Abweichler gesehen.

Ich kehrte mein Innerstes nach außen: „Darum gehe ich auch immer mit Kamera auf Massenveranstaltungen. Ich habe dann wenigstens ein Alibi.“

Schade, dass ich dann schnell weiter musste, um meine Bezugsgruppe zu suchen. Ich hätte das Pläuschchen gerne ausgedehnt.

Am Landtag angekommen, empfing uns der böse Teil der Staatsgewalt. Schwarz gekleidet wiesen uns die dortigen Polizisten im Dienst aus der Bannmeile in die Absperrung für den Kundgebungsplatz.

Der Landtag, die Bannmeile und die Widersprüche.

An dieser Stelle unterbreche ich den Bericht. Die Rede von Frank Bsirske war ok. Für mich war die Veranstaltung vor dem Landtag beendet. Ich hatte zwar noch die „geniale“ Idee auf das oberste Parkhausdeck neben dem Kundgebungsplatz zu klettern, um das ultimative Demo-Bild zu schießen, aber die Sicherheitsmenschen hatten meine Gedanken schon längst antizipiert und den Zugang gesperrt. Kein Eingang ohne Hummer und Parkschein.

Falls gewünscht, alles weitere in den Kommentaren.

Frisch aus der Pressemappe: Sekundarschule Medebach-Winterberg geht wie geplant fünfzügig an den Start

Symbolbild: (Nachrichten-)Sirene auf der Winterberger Hauptschule (archivfoto: zoom)

„Die gemeinsame Sekundarschule von Medebach und Winterberg – genehmigt von der Bezirksregierung – kann im Sommer zum Schuljahr 2017/2018 fünfzügig an den Start gehen,“ schreibt die Stadt Winterberg in einer aktuellen Pressemitteilung.

Weiter wörtlich:

„Die Anmeldephase war äußerst erfolgreich, wir haben mehr als die Punktlandung erreicht“,freuen sich die Bürgermeister der Städte Hallenberg, Medebach und Winterberg und sehensich bei über 100 Anmeldungen in ihrer Einschätzung zum regionalen Schulkonsens bestätigt.

Bis gestern konnten die Eltern ihre Kinder im vorgezogenen Anmeldeverfahren für die neue Schulform anmelden. Und so sehen die Zahlen aus: Am Standort Medebach gibt es 62 Anmeldungen aus Hallenberg und Medebach. Am Standort Winterberg haben sich 45 Schülerinnen und Schüler angemeldet. Damit wurde die neue Sekundarschule Medebach-Winterberg von zusammen 107 Schülerinnen und Schüler angewählt. Gern können auch jetzt noch weitere Anmeldungen entgegengenommen werden.

Im Vorfeld waren die Eltern aller Viertklässler in den Kommunen zu Informationsabenden eingeladen worden. „Das hat sich offenbar ausgezahlt und ist speziell auch für Winterberg nachden vielen Diskussionen im vergangenen Jahr besonders erfreulich“, berichtet BürgermeisterEickler. „Die Eltern vertrauen dem pädagogischen Konzept und versprechen sich viel davon.

Dass wir nun auch mit den angestrebten fünf Zügen starten können, sichert uns zudem die sehr gute Lehrerausstattung“, ergänzen die Bürgermeister Grosche und Kronauge.

Starten wird die neue Sekundarschule wie geplant nach den Sommerferien mit drei Klassen/Jahrgang in Medebach und zwei Klassen/Jahrgang in Winterberg. Schulträger und Schulleitung sind sich einig: Die Sekundarschule bereichert und ergänzt die regionale Schullandschaft. Sie ist ein neues, attraktives Modell für das gemeinsame Lernen bis Klasse 10 und das Erreichen aller Schulabschlüsse bis hin zum Abitur in enger Kooperation mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium.

Neue Abschiebungen im Sauerland: Kinderrechteforum und Sauerländer Bürgerliste setzen sich für Familie Quni aus Bestwig ein.

Es ist kein Jahr her, als es um die Abschiebung von zwei sehr gut integrierten Geschwistern aus Bestwig ging. Beide waren sehr erfolgreich in der Schule und hatten bereits Zusagen für Ausbildungsplätze. Auch ein Härtefallantrag bei der Härtefallkommission des Innenministeriums in Düsseldorf war gestellt.

(Der Artikel ist in ähnlicher Form auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Trotzdem sollte Anfang März von der Ausländerbehörde des HSK die Abschiebung vollzogen werden. Angeblich war im Kreishaus nichts von dem gestellten Härtefallantrag bekannt.

Mittlerweile sind die beiden jungen Menschen in ihrer Berufsausbildung angelangt. Der Bruder hatte auf dem Flughafen durch einen waghalsigen Sprung (mit anschließender Beinfraktur) die sofortige Abschiebung “verhindert”, die Schwester konnte inzwischen nach Deutschland zurückkehren.

In der Einwohnerfragestunde in der Kreistagssitzung am 04.03.2016 stellten viele Mitschülerinnen und Mitschüler der beiden Armenier deutliche Fragen an den Landrat.

In diesem Zusammenhang sicherte der Landrat gegenüber dem Kreistag zu, dass während eines laufenden Härtefallantrags keine Abschiebung erfolgen würde.

Das scheint nun nicht mehr zu gelten. Denn Ende Januar wurde in einer Nachtaktion die fünfköpfige Familie Quni aus Bestwig abgeschoben, trotz laufendem Härtefallantrag und laufender Petition. Die Eingaben waren durch das “Kinderrechteforum” erfolgt, das sich – ebenso wie die SBL – auch in dem Fall vor knapp einem Jahr stark engagiert hatte.

Näheres über die Vorgänge beim „Kinderrechteforum“:
http://kinderrechteforum.org/2017/01/30/neuigkeiten-von-familie-quni

Aufgrund der Ereignisse hat die SBL/FW-Kreistagsfraktion am 07.02.2017 die folgende schriftliche Anfrage an den Landrat gestellt:

  1. Trifft die Aussage des Kinderrechteforums zu, dass die Abschiebung der Familie entgegen aller mit dem HSK-Ausländeramt getroffenen Absprachen erfolgt ist?
  2. Wenn ja, warum hat sich Ihre Behörde über diese Absprachen hinweg gesetzt? Und weshalb hat Ihre Behörde die Entscheidungen von Härtefallkommission und Petitionsausschuss nicht abgewartet?
  3. Ist die Information korrekt, dass der Familie der Ablehnungsbescheid ihres Asylantrags nicht zugestellt worden ist?
  4. Wenn ja, warum hat Ihre Behörde die Abschiebung trotzdem vollzogen?
  5. Wann und wie wurden das Ehepaar Quni und ihre Kinder über die bevorstehende „Rückführung“ in Kenntnis gesetzt? (Schriftliche oder mündliche Mitteilung? Entzug bzw. keine Verlängerung der Duldungen?)
  6. Wann und wie genau erfolgte die Abschiebung? (In den frühen Morgenstunden? Wie viel Zeit blieb z.B. für das Kofferpacken?)
  7. Wie viele Polizeikräfte und Beamtinnen und Beamte der Ausländerbehörde waren zu diesem Zweck im Einsatz? Wurde eine Ärztin/ein Arzt hinzugezogen?
  8. Inwiefern sind bei diesem äußerst belastenden Vorgang die körperlichen Einschränkungen des jüngsten Kindes berücksichtigt worden? (Mitnahme von Hilfsmitteln, Medikamenten etc.?)
  9. Ist der Familie an dem Tag der Abschiebung ausreichend Gelegenheit gegeben worden, sich telefonisch an einen Rectsanwalt, an das Kinderrechteforum, an Flüchtlingshelfer, an Kommunalpolitiker und/oder an Freunde und Bekannte zu wenden? Wenn nein, warum nicht?
  10. Mit welcher Fluglinie und welchem Flugzeug wurden die Eltern und ihre drei Kinder ausgeflogen? (Sammelabschiebung? Charterflug? Linienflug? Flugnummer?)
  11. Ist seitens des HSK-Ausländeramts sicher gestellt worden, dass die Familie am Zielflughafen von Behörden und/oder Hilfsorganisationen in Empfang genommen und menschenwürdig untergebracht und versorgt wurde? Wenn nein, warum nicht?
  12. Hat Ihre Behörde die Arbeitgeber von Frau und Herrn Quni, die jeweiligen SchulleiterI/innen der drei Kinder sowie den Wohnungsvermieter über den plötzlichen „Fortzug“ in Kenntnis gesetzt?
  13. Was geschah bzw. geschieht mit der verlassenen Wohnung der Familie? Was geschah bzw. geschieht mit dem Inventar?
  14. Wie viele Abschiebungen hat der HSK im Jahr 2016 durchgeführt? Wie viele im laufenden Jahr? Wie viele Kinder und Jugendliche wurden 2016 bis heute „zurück geführt“?
  15. Über wie viele noch nicht entschiedene Härtefallanträge und Petitionen sind Sie derzeit in Kenntnis gesetzt?
  16. Beabsichtigt der HSK, sich weiterhin über laufende Härtefallanträge, Petitionen und einvernehmliche Absprachen hinweg zu setzen? Wenn ja, aus welchem Grund?
  17. Gilt die Zusage des Landrats aus der Sitzung des Kreistags vom 04.03.2016 noch, dass während eines laufenden Härtefallantrags keine Abschiebung erfolgt? Wenn nein, warum nicht?