Umleitung: Fukushima, Schule, Linken-Spaltung, Nachdenkseiten, Brüderle, Erdgas und mehr.

Am Steinberg. (foto: zoom)
Am Steinberg. (foto: zoom)

Das Volk ist eine Masse, die beruhigt werden will: diesen Eindruck kann man wieder mal gewinnen, wenn man nach Fukushima blickt. Es ist wie bei der Papst-Wahl: Mal heller Rauch, mal dunkler Rauch. In dem Fall weiß man den Rauch allerdings klar zu deuten. Hängt er aber über einem der Reaktoren im japanischen Fukushima, ist das ganz anders: Es beginnt die Deutung, was den Rauch verursacht hat … endoplast

Was wir unseren Kindern in der Schule antun: Es mag ungewöhnlich sein, dass jemand ein nicht fertig gelesenes Buch (240 von 384 Seiten) rezensiert. Aber das Thema ist wichtig und es stehen ein paar wirklich triftige Grundwahrheiten in dem Buch. In die Art, wie es geschrieben ist, konnte ich mich jedoch leider nicht einfinden und das Lesen schleppte sich zäh über die Wochen, bis ich die Lektüre irgendwann abbrach … hpd

Nicht nur im Kreistag Meschede: Fraktionsspaltung bei den Linken in Hattingen … derwesten

Rechtlicher Rat gesucht: Durch eine größere Rechtsanwaltskanzlei wurde gegen die NachDenkSeiten ein Schadensersatzanspruch in beachtlicher Höhe wegen Urheberrechtsverletzungen gegenüber einer als klagefreudig bekannten Nachrichtenagentur geltend gemacht … nachdenkseiten

Rainer Brüderle: Endlich sagt mal einer die Wahrheit … ruhrbarone

Erdgasbohrungen: Noch eine „beherrschbare“ Technologie? … doppelwacholder

Abschiebestopp für Roma und andere ethnische Minderheiten: Was hat der Kosovo-Erlass bewirkt? … sbl

Briloner Anzeiger: Das hochkompetente Team möchte “neue Wege” gehen und sucht dafür “Freie Mitarbeiter”. Diese sollen sich aus Schülern, Hausfrauen und junggebliebenen Rentner mit einer gewissen Lust zum Schreiben rekrutieren, die über ihre Nachbarschaft und die sich dort zutragenden Ereignisse berichten … wiemeringhauser

IPPNW: Kein Zweifel – Super-GAU in Fukushima

Luftbild (quelle: ippnw)
Luftbild (quelle: ippnw)

Berlin. (ippnw) Beim Atomunfall in Fukushima handelt es sich laut dem Leiter des Münchener Otto Hug Strahleninstituts, Prof. Dr. Edmund Lengfelder, zweifellos „um einen Super-GAU mit massiven Freisetzungen von Radioaktivität aus vermutlich mehreren Kraftwerksblöcken. Wegen der großflächigen Ausbreitung der Radioaktivität sind inzwischen nur noch Maßnahmen zur Eingrenzung der Strahlenbelastung möglich, aber nicht zur völligen Vermeidung.“

Die IAEA-Angaben mit erschreckend hohen Kontaminationswerten zwischen 200.000 und 900.000 Becquerel pro Quadratmeter in der Region um Fukushima zeigen, dass Japan ganz offensichtlich die Dimension von Tschernobyl erreicht hat. Nach Tschernobyl wurden Gebiete mit einer Kontaminationen von mehr als 555.000 Becquerel pro Quadratmeter (Cäsium-137) in der Ukraine, Russland und Weißrussland zu „Zonen strikter Kontrolle“ erklärt.

Insgesamt war davon eine Fläche von 10.000 Quadratkilometern betroffen. Bei einer etwa 15fach geringeren Bevölkerungsdichte als in Japan waren in der dünn besiedelten Tschernobyl-Region bereits 270.000 Menschen in rund 800 Siedlungen betroffen.

Reinhold Thiel, Vorstandsmitglied der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, sorgt sich insbesondere auch um die Gefahren, die aus dem Block 3 drohen. „Dort gibt es plutoniumhaltige MOX-Brennelemente und dort steigt immer wieder schwarzer Rauch auf. Meine Sorge ist, dass dort längst größere Mengen Plutonium freigesetzt sein könnten.“ Die IPPNW fordert die Bundesregierung auf, sich für eine umgehende Veröffentlichung der sicher schon vorhanden Plutonium-Messdaten einzusetzen. „Aber möglicherweise liegen Frau Merkel auch längst entsprechende Informationen vor“, so Thiel.

Plutonium ist ein hochgiftiger, hochgefährlicher Alphastrahler. Bei gleicher Dosis hat Plutonium eine rund 20fach höhere biologische Wirksamkeit als gammastrahlende Nuklide wie etwa Cäsium-137. Das Einatmen führt sehr leicht zu Bronchial- und Lungenkrebs. Über die Nahrung aufgenommen lagert sich Plutonium in Leber und Knochen ab und wird bei einer biologischen Halbwertszeit von 40 Jahren in der Leber bzw. 100 Jahren in den Knochen praktisch nicht mehr zu Lebzeiten ausgeschieden.

Weitere Informationen: Angaben der IAEA zu Radioaktivitätsmessungen um Fukushima: http://www.iaea.org/newscenter/news/2011/fukushima210311.html

Weitere Infos: auf die Grafik klicken.
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Erdgasprobebohrungen im Hochsauerlandkreis. Eine Anfrage zur Beantwortung in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten sowie im Kreistag.

In unserem BriefkastenAufgrund von Presseberichten über die Erschließung von Schiefergasstätten in NRW stellte ich am 30.11.2010 den Antrag „Sachstandsbericht zu Erdgasprobebohrungen im Hochsauerlandkreis“. Da der Antrag nicht auf die Tagesordnung der Sitzungen genommen wurde, antworteten Sie mir stattdessen schriftlich: „ Es bestehen aktuell keine Erkenntnisse.“

Jetzt veröffentlichte die Bezirksregierung unter dem Link:

http://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/themen/e/erdgas_rechtlicher_rahmen/index.php

u.a. eine Karte über die „Lage der erteilten Erlaubnisfelder zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen in NRW“. Da ist ersichtlich, dass auch für große Gebiete im HSK sogenannte Erlaubnisse erteilt worden sind. Das gilt offenbar für das gesamte Stadtgebiet von Arnsberg und Sundern so wie für Randbereiche von Eslohe und Meschede.

Über die Presse wurde zudem bekannt, dass sich im Hochsauerlandkreis der Konzern Wintershall Holding GmbH die Konzession gesichert hat.

Nach Angaben der Bezirksregierung Arnsberg liegen derzeit zuzüglich zu bereits 20 für NRW erteilten Aufsucherlaubnissen 9 weitere Anträge auf Erteilung einer Aufsuchungserlaubnis vor. Bei 6 Anträgen würden verschiedene Unternehmen um vergleichbare Aufsuchungsfelder konkurrieren. Folglich ist der Run auf das Gas groß. Es ist zu anzunehmen, dass auch im Hochsauerland nach Schiefergas gebohrt werden soll.

In einigen Nachbarregionen wie im Münsterland wurden Befürchtungen laut, die Gasförderung, das sogenannte Fracking, sei mit großen Umweltschäden verbunden. Bürgerinnen und Bürger wehren sich und gründeten Bürgerinitiativen gegen die Förderung von „unkonventionellem Erdgas“. Der Regierungspräsident versprach indes, seine Entscheidungen zum Thema „Erdgas“ öffentlich zu machen.

Der Informations- und Diskussionsstand im Hochsauerlandkreis in Sachen „Schiefergasprobebohrungen“ ist bisher unzureichend. Daher bitte ich erneut um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Ist Ihnen offiziell bekannt, ob im Hochsauerlandkreis Genehmigungen für „Schiefergas-Probebohrungen“ erteilt worden sind oder erteilt werden sollen, bzw. ob Anträge auf Genehmigungen gestellt worden sind?
2. Wenn ja, wo genau sollen die Bohrungen erfolgen?
3. Wer sind die Antragsteller?

Mit freundlichen Grüßen für die Richtigkeit

Reinhard Loos (SBL-Kreistagsmitglied) und  Gabriele Joch-Eren (Mitarbeiterin des KT-Mitglieds Loos)
Bemerkung der Redaktion: Interessant auch der Artikel in den Ruhr Nachrichten, der darüber informiert, dass Fracking schon Mitte der 90-er Jahre in NRW eingesetzt worden sei -> zum Artikel.

Umleitung: Stand-up trifft Klezmer und allerlei weitere Themen.

Kleingarten in Meschede an der Ruhr. (foto: zoom)
Kleingarten in Meschede an der Ruhr. (foto: zoom)

Stand-up trifft Klezmer: Jüdisches (er)leben in NRW. Heute beginnen in Nordrhein-Westfalen die Jüdischen Kulturtage. Nicht weniger als 500 Veranstaltungen werden rund um das diesjährige Motto „jüdisches [er]leben“ bis zum 17. April angeboten … ruhrbarone

Neues von der Gutes-Gewissen-Industrie: Extrem-Greenwashing ist, wenn ausgerechnet die Atomstromer vom Anti-Atom-Trend profitieren wollen … sprusko

Atompolitik: Ohne Rücksicht auf Verluste! Anmerkungen zu Wolfgang Herles … wirinnrw

Religion: The Catholic Church still doesn’t get it … pharyngula

Deutsche Außenpolitik: Begraben in der libyschen Wüste … weissgarnix

Gasbohrungen und Wasserwerke: Stoppt den Wahnsinn … doppelwacholder

Fragen zum Bildungspaket: der Hochsauerlandkreis ist als Träger etlicher kreiseigener Schulen zuständig für die Umsetzung des Gesetzes, das rückwirkend zum 01. Januar 2011 in Kraft getreten ist … sbl

„Highway 2013“ in Meschede, es gingen mindestens 126 Widersprüche ein

Einsturzgefahr: Ruhrbrücke in Meschede. (foto: zoom)
Einsturzgefahr: Ruhrbrücke in Meschede. (foto: zoom)

„Die Zitrone ist ausgepresst“, so wurde vor ein paar Tagen der Stadtkämmerer von Meschede im Sauerlandkurier zitiert.

Wir ergänzen: „Doch sie hat ja noch eine Schale!“

Denn wie lässt es sich sonst erklären, das Meschede noch Saft und Kraft für den Bau einer neuen zweispurigen LKW-Brücke über die Ruhr nebst üppigen Straße übrig hat? Schließlich weist der kürzlich mit nur einer Gegenstimme beschlossene Haushalt der Stadt Meschede einen riesigen Fehlbetrag auf. Von einem Minus im Ergebnisplan in Höhe von 10,3 Millionen Euro ist die Rede. Aktuell hat Meschede rund 40 Millionen Euro Schulden. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen schon seit Jahren bei weitem.

Doch ihren kommunalen Pflichtaufgaben muss die Stadt nachkommen. Schule und Bildung gibt es nun mal nicht zum Nulltarif. Das gilt auch für die anderen recht zahlreichen Leistungen und Investitionen der Stadt. Aber die Gewerbesteuer sprudelt nicht üppig, und die Landeszuweisung fällt jetzt aufgrund des neuerdings auch bei der CDU umstrittenen Berechnungsschlüssels für Meschede wie für alle ländlichen Kommunen unerwartet niedrig aus. Einsparpotentiale sind weitgehend ausgeschöpft. Bürgermeister und Kämmerer sehen keine Möglichkeiten, gegenzusteuern. Stadtkämmerer Bartholme wurde vom Ruhrkurier zitiert mit den Worten: „Die Zitrone bei den freiwilligen Leistungen ist ausgepresst“.

Wir können die Sorgen der Verwaltung nur zu gut verstehen. Schließlich trifft die desolate Haushaltslage auch uns Bürgerinnen und Bürger. Irgendwann wird man uns irgendwie die Rechnung präsentieren.

Um so mehr wundern wir uns, dass die „ausgepresste Zitrone“, nun doch noch etwas hergibt. 1,3 Millionen Euro sollen, oh Wunder, für die Regionale 2013 zur Verfügung stehen. Insgesamt will die Stadt 3,3 Millionen Euro investieren. Ein großer Brocken dieses Betrages ist für den „Highway 2013“ eingeplant. Der „Highway“, der besteht laut Planung aus einer neuen zweispurigen Brücke über die Ruhr (veranschlagte Kosten 1.255.000 Euro), einem Kreisel (veranschlagte Kosten 300.000 Euro), der Anbindung zur Kolpingstraße (veranschlagte Kosten 210.000 Euro), den Anbindungen zur Fritz-Honsel-Straße und zum Mühlenweg (veranschlagte Kosten jeweils 75.000 Euro). Da kommt eine Summe von 2.115.000 Euro zusammen. Nicht eingerechnet sind da die „Kollateralschäden“. z.B. der Abriss des Clubhauses der Portugiesischen Gemeinde und die Belastung der Anwohner durch ein erhöhtes (Schwerlast-)Verkehrsaufkommen.

Die Ratsfraktion „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ) stellte der Stadt vor einigen Wochen ein Konzept für eine wesentlich preiswertere Lösung vor. Die deutlich abgespeckte „Bürgerbrücke“ ist für 915.000 Euro realisierbar. Summa Summarum bedeutet das im Vergleich zum „Highway 2013“ eine Einsparung für uns Bürgerinnen und Bürger von 1,2 Millionen Euro! Die Machbarkeitsstudie von MbZ hat noch mehr Charme: Das Haus der Portugiesischen Gemeinde muss bei diesem Konzept nicht abgerissen werden.

Es gibt also mit der einspurigen Brücke eine Möglichkeit, gegen den Trend der Verschuldung zu steuern.

Die Mescheder Bürgerinnen und Bürger hatten in der Zeit vom 18.02.2011 bis zum 18.03.2011 Zeit, Einspruch gegen den „Highway-Plan“ der Stadt einzulegen. So viel wir wissen, haben mindestens 126 Meschederinnen und Mescheder von ihrem Bürgerrecht Gebrauch gemacht und ihre Einsprüche termingerecht bei der Stadtverwaltung eingereicht.

Umleitung: heute kurz …

Nichts wie hin ;-) (foto: zoom)
Nichts wie hin 😉 (foto: zoom)

AKW-Alptraum: Diese Dokumentation über die Verfechtungen innerhalb der Atomindustrie läßt einem die Haare zu Berge stehen. Wo bleiben Objektivität und Neutralität bei der Beurteilung einer gefährlichen Technologie? Nachdem man dies gesehen hat, kommen Zweifel auf … endoplast

Versichungsrisiko AKW: Katastrophe mit beschränkter Haftung … sueddeutsche

Die NachDenkSeiten: Firewall, die vor dem Absturz in völlige Resignation schützt … nachdenkseiten

Anti-Atom: Proteste im Ruhrgebiet … ruhrbarone

NRW: startet breite Diskussion über die Zukunft der Kommunalfinanzen … doppelwacholder

Auch kleine Katastrophen haben große Ausmaße: Keine Produkte aus Kinderarbeit kaufen

Brilon. (rlo) Die unbeschreibliche Katastrophe in Japan darf nicht vergessen machen, dass sich in vielen Ländern unseres Globus‘ tagtäglich kleine Katastrophen abspielen. Nach Angaben von UNICEF arbeiten heute fast 191 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren. In Ländern in denen Armut herrscht werden vielfach Kinder zu niedrigsten Löhnen zur Arbeit heran gezogen. Sie sind meist großen Gesundheitsgefahren ausgesetzt und werden am Schulbesuch gehindert. Ihre Armut und ihren Mangel an Bildung vererben sie der nächsten Generation.

Dieser Kreislauf muss unbedingt gestoppt werden! Wir alle können dazu beitragen, indem wir keine Produkte mehr kaufen, die mit Kinderarbeit hergestellt werden. Behörden und Verwaltungen sollten mit gutem Beispiel voran gehen. Viele Kommunen haben sich dazu bereits entschlossen, so beispielsweise alle Ruhrgebietsstädte.

Auch die Kreistagsabgeordneten im Hochsauerlandkreis hatten am 26. Februar 2010 einstimmig den Beschluss gefasst, eine internationale Konvention zu unterstützen, die sich für ein Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung schlimmster Folgen der Kinderarbeit ausspricht. Der Kreistag beauftragte die Verwaltung, entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung zu ergreifen.

Vor kurzem fragte Kreistagsmitglied Reinhard Loos von der Sauerländer Bürgerliste (SBL) per schriftlicher Anfrage mit Datum 15.03.2011 bei der Kreisverwaltung nach, welche konkreten Maßnahmen seitdem seitens des HSK zur Umsetzung dieser Konvention ergriffen worden sind.

Leserbrief zu: Biosprit „E10“

Nachfolgend veröffentlichen wir einen Leserbrief zum „Thema Biosprit ‚E10′“:

Die Einführung der neuen Benzinsorte E 10 soll nach Meinung von EU und Bundesregierung zum Klimaschutz beitragen. Doch solche wohlklingenden Beteuerungen erweisen sich bei näherer Betrachtung als gigantischer Etikettenschwindel. Denn mit der Bezeichnung „Erneuerbare Energien“, welche man unter diesem Label eigentlich vermuten könnte, hat jene allein auf Raubbau basierende Form der Energieerzeugung wahrlich nichts zu tun.

Da der bei uns erzeugte „Biosprit“ durch den Anbau von Weizen, Mais, Gerste und Zuckerrüben für die Ethanolgewinnung bei weitem nicht ausreicht, den Bedarf zu decken und die Produktionskosten hierzulande hoch sind, ist man zunehmend auf Importe aus Drittländern angewiesen, um die Beimischungsziele der EU von zehn Prozent Ethanol zu erreichen!

Betroffen von diesem Wahnsinn sind vor allem die Menschen in den armen Ländern Südamerikas, Afrikas und Indien, wo immer mehr riesige Flächen für den Anbau von Energiepflanzen freigegeben werden, denen nicht nur unersetzliche Ökosysteme, wie Savannen und Regenwälder weichen müssen, sondern die auch wertvolles Land für die heimische Nahrungsmittelproduktion in gewaltigem Ausmaß in Anspruch nehmen. Dadurch verschärfen sich die Hunger- und Armutsprobleme dramatisch.

Aufgrund explodierender Lebensmittelpreise können die Menschen nicht mehr genügend zu essen kaufen.

Nach Berechnungen von Wissenschaftlern müssen für die zehnprozentige Agrospritbeimischung etwa 4,1 bis 6,9 Mio. Hektar Land zusätzlich geopfert werden. Das führt einerseits zu schweren Landkonflikten; andererseits hätte das auch verheerende Konsequenzen für unser Weltklima! Sehr viel mehr vom Treibhausgas Kohlendioxid würde auch hierzulande infolge Umwandlung von naturnahen Lebensräumen (Wälder, Weide- und Brachland) in Monokulturen freigesetzt, als hernach durch Agrosprit vermieden werden kann, etwa 27 bis zu 56 Millionen Tonnen zusätzlich pro Jahr EU-weit! Darüber hinaus beraubt man diese Ökosysteme ihrer Fähigkeit, von sich aus beträchtliche Mengen an Klimagasen zu binden und so als CO²-Senken zu fungieren.

Der exzessive Anbau von Nutzpflanzen zur Energieerzeugung, so katastrophal er sich in ökologischer, ökonomischer, sozialer und – nicht zu vergessen – moralischer Hinsicht ohnehin schon ausnimmt, wird bisher von keiner Regierung, inklusive unseres Umweltministers“ Röttgen, in Frage gestellt. Und darin sehe ich die eigentliche Katastrophe.

Außerdem ist der Bioethanoleinsatz ein gutes Deckmäntelchen für die Autoindustrie. Es nimmt den Druck von ihren Schultern, wirkliche Maßnahmen zu ergreifen, um im Verkehrsbereich Treibhausgase zu senken, die auf Sparsamkeit, Effizienz und Innovation gerichtet sind! Und noch ein erfreulicher Nebeneffekt für die Kfz-Hersteller: Sie können mehr neue Autos verkaufen, falls die alten den Bioethanol-Sprit doch nicht verkraften.

Das deprimierende Fazit lautet daher: Teurer tanken, Ethanol-Schäden an Autos beheben, mit dem „Biosprit“ die Landwirtschaft subventionieren, dazu den Umsatz der Autokonzerne ankurbeln. Und das alles, ohne dabei das Klima im geringsten zu schützen!

Karl Josef Knoppik, Meschede-Stockhausen

Umleitung: Israelhasser, Verfassungsrichter versus Kraft, Interesse versus Vernunft, Kreise um unsere AKWs, Sufi-Musik in Hagen und das Sauerland als Arche Noah.

Wird (nicht) gemacht! (foto: zoom)
Wird (nicht) gemacht! (foto: zoom)

Duisburg: SPD und Grüne im Bett mit Israelhasser Dierkes … ruhrbarone

„Iudex non calculat“: Die Verfassungsrichter in NRW als Oberökonomen … nachdenkseiten

Interesse versus Vernunft: Faszinierend, wie immer wieder »Klimaskepsis« mit einem generellen Anti-Umweltschutz-Ressentiment zusammen fällt – und Letzteres mit einem anti-sozialen … sprusko

Wieviele Menschen: wären bei einem Störfall eines deutschen AKW im 20-Kilometer-Umkreis betroffen? … zeitonline

Hagen: Klangkosmos Weltmusik. Sufi-Texte aus Indien … doppelwacholder

Der Blogger im Nachbartal holt weit aus: Arche Noah “Sauerland” – bitte lesen … wiemeringhauser

Korrespondentenbericht: In Taiwan hat die Atomkraft-Diskussion gerade erst begonnen

Rhein-Neckar/Taiwan, 17. März 2011. (kor) Seit zwei Jahren berichtet Klaus Bardenhagen als freier Reporter für deutsche Medien aus Taiwan. Von dort verfolgt der Journalist zur Zeit auch die Ereignisse im Nachbarland Japan. Taiwan hat ungefähr die Größe Baden-Württembergs. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch liegt 50 Prozent über dem der Deutschen. Drei Atomkraftwerke hat das Land – weitere sind in Planung. Es gibt auch eine “grüne Bewegung” – doch die hat bislang keinen nennenswerten Einfluss.

Von Klaus Bardenhagen

Natürlich ist die Katastrophe in Japan Thema Nummer Eins in Taiwans Medien. Auf der Insel von der Größe Baden-Württembergs gibt es viele Erdbeben und drei Atomkraftwerke, zu denen bald noch ein viertes kommen soll.

Große Betroffenheit in Taiwan.

Die Frage, wie sicher oder unsicher Atomkraft ist, steht hier aber längst nicht so im Mittelpunkt wie in Deutschland. Die Menschen beschäftigt vor allem das Schicksal der Opfer und die Frage, wie sie helfen können.

Demo von taiwanesischen Umweltaktivisten am 17. März 2011. (Klicken Sie auf das Bild für eine größere Darstellung.) Foto: Klaus Bardenhagen

Taiwan war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie. Viele Taiwaner fühlen sich dem Land besonders verbunden, eifern seinem Aufstieg nach, lernen Japanisch als zweite Fremdsprache oder übernehmen angesagte Moden und Trends. Umso größer die Betroffenheit angesichts der Verwüstungen.

Zwischen Taiwans Nordspitze und dem Kernkraftwerk Fukushima liegen 2300 Kilometer. Zum Vergleich: Von Stuttgart nach Tschernobyl sind es 800 Kilometer weniger.

Der Wind weht günstig, es wurden noch keine erhöhten Strahlenwerte gemessen, und die allermeisten Taiwaner fühlen sich nicht unmittelbar bedroht. Da mich einige Anfragen von besorgten Deutschen erreichten, habe ich dazu in meinem Blog gepostet. Es ist dort einer der meist angeklickten Einträge.

Taiwan blieb verschont.

In Taipeh war es Freitag Nachmittag, als ich übers Internet zuerst von dem Erdbeben in Japan erfuhr und kurz darauf von der Tsunami-Warnung, die auch für Taiwan galt. Fast auf die Minute genau wurde vorhergesagt, wann die Welle unsere Nordküste erreicht – in etwa zwei Stunden.

Wir in der Hauptstadt würden nicht betroffen sein, das war sicher. Aber in Küstennähe räumten die Behörden Strände, sperrten Straßen und schickten Schüler nach Hause. In Deutschland war es kurz nach neun Uhr morgens, da klingelte das Telefon und eine Kollegin vom NDR bat mich, für den Fall der Fälle bereit zu stehen, wahrscheinlich gebe es am Abend eine ARD-„Brennpunkt“-Sendung.

Für Journalisten bedeuten Katastrophen ja leider Hochkonjunktur. Ich alarmierte eine Video-Produktionsfirma, mit der ich ab und zu zusammenarbeite, packte Notizblock, Kamera und Handy-Ladegerät ein und machte mich auf den Weg zur U-Bahn.

Wie sicher sind die Atommeiler in Taiwan?

Als ich bei den Kollegen ankam, war schon klar, dass Taiwan zum Glück von Schäden verschont blieb. Es war gerade Niedrigwasser, und statt der erwarteten Ein-Meter-Wellen stieg das Meer nur zwölf Zentimeter höher als üblich. Sofort liefen auf allen Nachrichtensendern wieder die Bilder aus Japan, wir mussten nicht aufbrechen, und die ARD-Kollegen haben ihr Programm ohne mich bestritten. Natürlich hätten wir uns nicht selbst in Gefahr begeben.

Noch ist die Umweltbewegung in Taiwan nicht sehr groß – die Umweltprobleme hingegen wachsen. Foto: Klaus Bardenhagen

Am Samstag ereignete sich dann die Explosion im AKW Fukushima, und damit stellte sich auch für Taiwan die Frage: Wie sicher sind die hiesigen Kernkraftwerke?

Schließlich zittert hier die Erde fast so oft wie in Japan. Erst 1999 gab es bei einem schweren Beben mehr als 2300 Tote. Drei Atomkraftwerke sind in Taiwan am Netz, ein viertes ist fast fertig. Alle stehen an der Küste, wo auch die Tsunami-Warnung galt.

Atomstrom hält Taiwans energiehungrige Industrien in Gang. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch ist hier 50% höher als in Deutschland, die Regierung hält die Preise künstlich niedrig. Die Anti-Atombewegung hat kaum Einfluss.

Das liege auch an den oberflächlichen Medien, erklärte mir der Chef der hiesigen Grünen. Seine Partei ist nicht im Parlament vertreten. Schade, dass immer erst das Kind in den Brunnen fallen muss, damit sich etwas ändert, sagte er: „Was wir in Taiwan erreichen können, hängt leider davon ab, wie schlimm es in Japan wird.“ Diese Aussage landete natürlich in meinem Text für die Nachrichtenagentur dapd, den ich noch am Samstag absetzte.

Am nächsten Tag sah ich meinen Gesprächspartner mit einigen Mitstreitern auf einer belebten Einkaufsstraße. Mit „Atomkraft – Willst Du das noch immer?“- Schildern und einem Megaphon wandten sie sich an die Passanten, doch die meisten gingen uninteressiert vorbei.

Später fragte ich eine Taiwanerin, ob die Ereignisse in Japan ihr Sorgen machen. Ja, sagte sie: Die armen Menschen. Und: Ob Taiwan bald wohl kein Obst und Gemüse mehr aus Japan importieren kann?

Würde in Taiwan eine Katastrophe passieren, wäre eine Evakuation nicht möglich.

Am Donnerstag dann hatten die Atomkraftgegner einige hundert Unterstützer zusammengetrommelt und protestierten lautstark vor dem Regierungssitz in der Innenstadt. Viele Anwohner aus Gongliao waren darunter, dem Ort an der Nordküste, wo demnächst das vierte Atomkraftwerk den Betrieb aufnehmen soll.

Eine Kette von Polizisten bewachte den Zugang zum Regierungsgebäude, doch alles blieb friedlich. „Überall auf der Welt sorgen sich die Regierungen um die Sicherheit der Kraftwerke“, sagte mir eine Professorin, die seit 15 Jahren in der Umweltbewegung dabei ist. „Nur in Taiwan heißt es immer, kein Grund zur Sorge.“

Mittlerweile aber hat die Diskussion auch Taiwans Politik erreicht. Parlamentsabgeordnete bohrten den zuständigen Minister mit unangenehmen Fragen, bis der einräumen musste: Sollte eine Katastrophe wie in Fukushima in einem der weniger als 30 Kilometer von Taipeh entfernten Kraftwerken ereignen, gibt es keine Pläne, um die sieben Millionen Einwohner des Großraums rund um die Hauptstadt zu evakuieren.

Und auch die Zuständigkeiten der Behörden bei einem kombinierten Erdbeben-Kernkraft-Unglück seien ungeklärt. Da in weniger als einem Jahr wichtige Wahlen anstehen, wird die Kernkraft-Diskussion uns in Taiwan wohl noch eine Weile begleiten.

Reißerische Meldungen in Deutschland vs. ausgewogene Berichterstattung.

Auf dem Laufenden über die Lage in Japan halte ich mich vor allem über Online-Medien und Twitter, das mehr und mehr zur unverzichtbaren und vor allem blitzschnellen Info-Quelle für Journalisten wird.

Gutes setzt sich dabei durch, so meine Erfahrung. Kaum veröffentlichte etwa die britische Zeitung Guardian einen besonnenen Text, der Strahlungswerte ins Verhältnis setzt, leiteten verschiedene Twitter-Kontakte den Link kommentiert weiter.

Während ich und andere im Ausland tätige Kollegen den Eindruck haben, dass einige deutsche Medien bevorzugt reißerisch berichten und ständig neue Katastrophenmeldungen produzieren müssen, heben sich etwa der Guardian oder die New York Times durch unaufgeregte und fundierte Berichte positiv ab.

Info:

Taiwan-Reporter Klaus Bardenhagen. Foto: KB

Klaus Bardenhagen berichtet als taiwanreporter.de aus Taiwan und anderen Ländern der Region. Er schreibt für Print- und Onlinemedien, arbeitet für Radiosender und dreht Fernsehbeiträge als Videojournalist.

Aus Taiwan berichtet er über Menschen, die Chinesisch sprechen und demokratisch wählen, über eine Gesellschaft, die vor vielen ähnlichen Herausforderungen steht wie Deutschland, und über ein Land, das vom Westen noch zu entdecken ist.

Klaus Bardenhagen, Jahrgang 1976, hat beim Norddeutschen Rundfunk volontiert. Danach war er Autor und Reporter in der Wirtschaftsredaktion des NDR-Fernsehens sowie Nachrichtenredakteur beim ZDF.

Dieser Text ist uns vom http://rheinneckarblog.de zur Verfügung gestellt worden, das wie unser redaktionelles Angebot zum Netzwerk http://istlokal.de gehört.