Jost Schieren ist Professor für Waldorfpädagogik an der anthroposophischen „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“, Leiter des „Fachbereichs Bildungswissenschaft“, und verantwortlich für die (Waldorf-) Lehrerbildung.
Dem „Waldorfblog“ gab Jost Schieren ein ausführliches Interview1, in dem er immer wieder das buzzword „Freiheit“ verwendet – in einer einzigen Antwort erstaunliche 7 mal:
„Die Anthroposophie ist im Kern auf das Ideal des freien Menschen ausgerichtet.“
„Freiheitsentwicklung als Teil des Weltgeschehens“
„Freiheitsentfaltung unseres Menschseins“
„Position der Freiheit“
„Begriff der Freiheit“
„Entwicklungsraum der Freiheit“
„freien Persönlichkeitsentwicklung“
Für Schieren macht einfach alles frei, was Anthroposophie ist. Wie die Waldorfpädagogik, die auf der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861 – 1925) basiert.
Über einen Vortrag Rudolf Steiners sagt Kurt Tucholsky: „Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.“
„Freiheit“: mit diesem Riesenbegriff macht Jost Schieren Werbung für die Waldorfpädagogik.
Reinkarnation macht frei
Beim Werber Jost Schieren ist „Reinkarnation“ normal, wird zu einer weiteren „Sichtweise auf den Menschen“, die – Verkaufsargument! – von „Fremdbestimmung“ befreit:
Der Gedanke der Reinkarnation erlaube es, so Jost Schieren, „den Menschen nicht als irgendwie allein fremdbestimmtes Wesen (Gene, Sozialisation, Gehirnprägungen usw.) zu denken.“ Das Kind sei nicht das alleinige Resultat von Vererbung und Umgebung, sondern trage in sich „eine eigene auf sich selbst begründete Persönlichkeit“, die nicht zufällig entstanden sei, da „der Mensch sein eigenes Wesen selbstverantwortlich durch eine Reihe von Verkörperungen selbst bildet.“
Schon gekauft! oder?
Was bedeutet „Reinkarnation“ überhaupt? Reinkarnation bei Rudolf Steiner.
Weit verbreitet ist die Idee im asiatischen Kulturkreis, im Hinduismus und den verschiedenen Erscheinungsformen des Buddhismus. Gemeinsam ist ihnen, daß das Ziel ist, dem „endlosen Kreislauf der Wiedergeburten“ zu entkommen, sich von der Fessel des „Karma“ zu befreien.
Helena Petrovna Blavatsky und in ihrer Nachfolge Rudolf Steiner kehren die Idee in ihr Gegenteil um: Der Mensch soll im Kreislauf der Wiedergeburten bleiben, so kann er sich – und damit die Menschheit – perfektionieren. Pflichterfüllung.2 Von „Freiheit“ keine Spur.
Rudolf Steiner verspricht eine Form der (geistigen) Unsterblichkeit und befriedigt zugleich das Bedürfnis seiner – zur Zeit der Begründung der Anthroposophie – aristokratischen und großbürgerlichen Klientel nach „Elite“: „WIR bringen die Menschheit (-sentwicklung) voran!“
Und natürlich kann die Menschheit auch nicht an einem Tag an Ihrem Bestimmungsort, dem Planeten „Vulkan“, ankommen – dann wäre Steiners Geschäftsmodell sofort erledigt …:
„Es ist die Geschichte der Menschheit, wie sie sich dem Eingeweihten zeigt. So eine Art ‘Evolutionsgeschichte’, nur dass der Eingeweihte auch in die Zukunft schauen kann. Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …”
„Wieso Sonne und Mond – das sind doch keine Planeten?!”
„Für den Esoteriker Steiner schon. Die Erde formt sich im nächsten Entwicklungsschritt in den Jupiter um, dann kommt die Venus und zuletzt der Vulkan. Sieben Planeten, und auf jedem Planeten durchleben die Menschen sieben mal sieben Entwicklungsstufen … Ja, ich weiß, das klingt nach Science Fiction … ich habe mich an die Perry Rhodan-Hefte erinnert, du weißt schon, diese Groschenromane …“
Anthroposophie: Seine Eltern sucht man sich selber aus …
Rudolf Steiners Vorstellung der Reinkarnation kann man natürlich auch aus der Schüler-Perspektive betrachten:
„Leute, ich hab mir Eltern ausgesucht, die mir was bieten können. Meint ihr, ich würde hier sonst mit meiner Mum in einem Porsche Cayenne in der zweiten Reihe vor der Rudolf Steiner Schule in Berlin Dahlem chillen? Wenn’s mal mit den Noten nicht so dolle ist, steht mein privater Nachhilfelehrer schon auf der Matte, über die paar Euros redet bei uns keiner. Portokasse. Eigentlich bin ich ganz zufrieden, könnte höchstens ’nen bißchen langweilig werden, mein Leben …
Aber, Alter, Abenteuer doch nur was für Idioten: stell dir vor, du suchst dir Eltern in Syrien aus, und findest dich plötzlich auf ’nem Schlauchboot im Mittelmeer wieder … wie beknackt muß man da eigentlich sein … und jetzt kommt‘s noch dicker: du hast es grad so überlebt, und schon bist du in ’ner Flüchtlingsklasse in der Waldorfschule, die versuchen mit dir ihr Image aufzupolieren, wegen ‘ausländerfrei’3 und so …“
Wenn Schule Schicksal wird …
In einem kritischen Artikel antwortet der Pädagoge André Sebastiani4 auf Jost Schierens Interview mit dem Waldorfblog, und schreibt: „Es macht für einen Pädagogen doch wohl keinen Unterschied, ob der Mensch nun als Produkt vorangegangener Inkarnationen, oder als Produkt seiner Gene und seiner Umwelt vor ihm steht.“
Wenn der Pädagoge kein Anthroposoph wie Jost Schieren wäre, gäbe es im Ergebnis vielleicht keinen Unterschied.
Für einen Anthroposophen wie Jost Schieren könnte der Unterschied nicht größer sein – Anthroposophie bedeutet hier:
Das Kind hat den Lehrer gewählt, das Aufeinandertreffen von Schüler und Lehrer ist „Karma“ – die Schulklasse wird zur Schicksalsgemeinschaft, deswegen ja auch der Verzicht auf das „Sitzenbleiben“ in der Waldorfschule.
Wenn Schule Schicksal wird, woher soll die von Schieren gebetsmühlenartig wiederholte „Freiheit“ kommen?
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Artikel über andere „Verkäufer“ der Anthroposophie und Waldorfschule:
2 siehe den Kommentar zu Jost Schieren auf dem „Waldorfblog“ von „Roland Brummer | 26. März 2016 um 3:03 nachmittags“, Zitat:
„(…) In der Anthroposophie ist Reinkarnation, Karmagesetze, Rassentheorie und Evolution eng verbunden. Eine moralische Verfehlung, die zu einer Behinderung oder körperlichen Merkmal führt, kann ich nichts dagegen machen, es geschieht mit mir als Gesetz, nicht was ich möchte oder wünsche. Ich kann da nichts entscheiden. Das Karmagesetz greift bei unserer seelischen Fehlbarkeit. Unmoralisches Handeln heißt Abstieg z.B. in eine degenerierte Rasse oder körperliche Behinderung und Belohnung heißt Aufstieg für ein Leben in der zukünftigen Kulturepoche. Das seelische Verhalten hat immer eine körperliche Konsequenz zur Folge. Es gibt einen ganzen Katalog für Verfehlungen und Belohnungen und ihre körperlichen Folgen.?Ich weiß nicht, wo ich hier das freie selbstbestimmte Individuum finden kann, wenn es nur in Gesetz und Bestimmung gefangen ist ?“
3 der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund ist in regulären Waldorfschulen extrem niedrig, siehe den Artikel: „Drei Gründe für die Waldorfschule“
Da kommen die „Flüchtlings“-Kinder wie gerufen – man kann vorführen, wie „sozial“ und „ausländerfreundlich“ Waldorfschulen sind, siehe den Artikel der anthroposophischen „Erziehungkunst“: „Berliner Waldorfschulen jetzt mit drei Flüchtlingsklassen“
„Die Klimaveränderung geht immer schneller vor sich; und auch die 2 Grad-Marke ist für sich genommen schon ein extremer Wert, der Hitze- und Dürreperioden, Orkane, Überschwemmungen und Sturzfluten immer katastrophalere Ausmaße annehmen läßt.“ Winterberg im Januar 2016. (foto: zoom)
Bevor wir uns mit der kalten Jahreszeit der letzten Jahrzehnte beschäftigen, möchte ich im Folgenden einmal kurz auf den soeben zu Ende gegangenen Winter 2015/16 hier in NRW eingehen und die wichtigsten Daten präsentieren, auch um zu verdeutlichen, wie sich durch den menschengemachten Klimawandel Frost, Schnee und Eis auf dem Rückzug befinden.
Ferner soll bei dieser Gelegenheit das Ergebnis der Klimakonferenz in Paris vom vergangenen Dezember einer Beurteilung unterzogen werden.
Um mit der Konferenz in der französischen Hauptstadt zu beginnen: Das Ergebnis wurde euphorisch als großer Durchbruch gefeiert. Aber war es wirklich ein Erfolg?
Meiner Ansicht nach nur ein scheinbarer. Denn obwohl sich alle Staaten dazu verpflichtet hatten, den Klimaschutz nach vorne zu bringen, drohen bei Nichteinhaltung des Vertrags keine Konsequenzen in Form von Strafen.
Außerdem werden die nationalen Klimaziele weiterhin von den einzelnen Staaten selbst festgelegt. Auch Moritz Lehmkühl, der Gründer von Climatepartner(führender Anbieter für Business-Lösungen im Klimaschutz), kritisiert an dem Abkommen, daß keine verbindlichen Maßnahmen definiert wurden, durch die das Ziel einer klimaneutralen Weltwirtschaft erreicht werden soll. Er ist zwar trotz z. T. berechtigter Kritik überzeugt, daß die Vereinbarung von Paris das Beste ist, was für das Weltklima seit der Verabschiedung des Kyoto-Protokolls 1997 getan wurde.
Dennoch: Umsetzungs- und Kontrollmechanismen fehlen. Statt verbindlicher Verpflichtungen enthalte das Abkommen eher Aufforderungen und Empfehlungen. Sieht man es einmal ganz nüchtern, dann handelt es sich doch wieder nur um die berühmten Absichtserklärungen.
Die bittere Erkenntnis lehrt aber, daß freiwillige Vereinbarungen, – wo auch immer – noch nie gefruchtet haben. Also kein Grund, von einem historischen Ereignis zu sprechen. Der ökonomisch motivierte Egoismus beherrscht nach wie vor das Denken der Staatengemeinschaft. Dies ist der Grund dafür, daß die Staatschefs aller Länder ihre Verantwortung für ein Leben erhaltendes Klima noch immer längst nicht ausreichend wahrnehmen.
Wie lange ertönt beispielsweise schon der berühmte, zum entschlossenen Handeln mahnende Spruch „Es ist fünf vor zwölf – oder gar zehn nach zwölf?“ Seit nahezu 30 Jahren.
Doch die Zeit ist weitergegangen. Weder Deutschland noch ein anderes EU-Land hat wirklich einen Grund sich seiner umwelt- und klimapolitischen Taten zu rühmen. Um bei unserer Regierung anzusetzen:
Frau Merkels Fähigkeiten wurden schon immer maßlos überschätzt, sei es als ehemalige Umweltministerin oder erst recht in ihrer über zehnjährigen Amtszeit als Bundeskanzlerin. Das Problem ist, daß es ihrer schwarz-roten Regierung an dem unbedingten Willen und an Courage fehlt, die erforderlichen Maßnahmen durchzusetzen, um den Klimaschutz hierzulande zu einem Erfolg werden zu lassen. Zu eng ist die Verflechtung mit den Lobbyverbänden aus der Wirtschaft, die hierzulande die Richtlinien der Politik maßgeblich bestimmen.
Die einzige und letzte Chance aus diesem Dilemma herauszukommen, sehe ich in einem Dreierbündnis mit einer völlig neu aufgestellten SPD zusammen mit Grünen und Linkspartei. Nur von einer solchen Koalition könnte erwartet werden, daß sie den Kampf gegen eine übermächtige Industrielobby entschlossen aufnimmt und deren Einflußnahme auf die Politik zurückdrängt.
Fest steht für mich, daß das viel beschworene 2- oder gar 1,5 Grad Ziel aus heutiger Sicht nur noch sehr schwer – wenn überhaupt – zu erreichen ist. Dazu müßten weltweit alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, und zwar sofort.
Die Klimaveränderung geht immer schneller vor sich; und auch die 2 Grad-Marke ist für sich genommen schon ein extremer Wert, der Hitze- und Dürreperioden, Orkane, Überschwemmungen und Sturzfluten immer katastrophalere Ausmaße annehmen läßt.
Diese sehr beunruhigende Tatsache veranlasste den Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif dazu, den in Paris am Verhandlungstisch sitzenden Regierungschefs und Ministern zu bescheinigen, sie wüßten in Anbetracht des verbal reichlich strapazierten 2-Grad-Ziels nicht, worüber sie überhaupt reden.
Zum Winter 2015/16: Dieser war – wie viele seiner Vorgänger – deutlich zu warm, erneut ein untrügliches Zeichen für den Klimawandel. Die Durchschnittstemperatur der Wintermonate lag nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes 3,5 Grad(!) über dem vieljährigen Mittel. Damit gehört der Winter 2015/16 zu den 5 mildesten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1881, sagte Gerhard Lux vom DWD.
Rekordhalter ist der Winter 2006/2007, der um 4,4 Grad zu warm ausfiel. Der Dezember 2015 lag satte 5,6 Grad(!) über dem Normalwert. So warm war kein Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Durchschnittstemperatur in Deutschland lag mit 3,6 Grad C um 3,4 Grad über der international gültigen Referenzperiode bzw. Normalperiode 1961 – 1990; im Vergleich zum Zeitraum 1981 – 2010 war die Abweichung mit 2,7 Grad nur unwesentlich geringer.
Bei uns in NRW präsentierte sich der Winter 2015/2016 mit 5,0 Grad C (1,7°) als das wärmste und mit gut 235 l/m² (223 l/m²) als ein eher nasses Bundesland. Darüber gehörte es mit annähernd 190 Stunden (151 Stunden) zu den sonnenscheinreichen Regionen. In Duisburg-Baerl wurden im Winter 2015/16 nur 16 Frosttage gezählt. Der Dezember blieb in zahlreichen Orten, wie Köln, Düsseldorf und Münster praktisch frostfrei.
Nun aber zu der kalten Jahreszeit früherer Jahrzehnte, in deren Verlauf ich das Wettergeschehen bereits als Kind ziemlich genau unter die Lupe genommen hatte.
Obwohl der meteorologische Winter erst Anfang Dezember beginnt (1.12.), zeigte sich schon der Herbstmonat November häufig von seiner winterlichen Seite. So wurden z. B. in der 2. Novemberhälfte des Jahres 1985 in Altenstadt (Bayern) Temperaturen von nahezu minus 25 Grad(!) gemessen; dazu auch noch reichlich Schnee. Genauso kalt war es in Teilen Bayerns Ende November 1973.
Während meiner Kindheit und auch noch viel später trug man wie selbstverständlich im Oktober warme Strickjacken und Strickpullover. Und erst recht galt dies für den November, wo die Leute eigentlich nur mit Wintermantel unterwegs waren.
Im Herbst letzten Jahres machte der bayerische „Wetterprophet“ Sepp Haslinger aus Benediktbeuern (Südbayern) wieder einmal von sich reden. Er sagte für 2015/16 einen grimmigen Winter voraus. Am Blütenstand der kleinen Königskerze ist seiner Meinung nach zu erkennen, wie der kommende Winter wird. Er hatte schon jenen von 2014/2015 am Verhalten der Blüte richtig prognostiziert, wenn dieser auch nicht so mild ausgefallen war, wie der vorhergehende. Nur diesmal erlag Haslinger einem Irrtum.
Ebenfalls grimmige Verhältnisse prophezeiten manche Ornithologen, die ihre Vorhersage mit dem gut 3 Wochen früher einsetzenden Wegzug der Zwergschwäne aus der nördlichen Tundra in die Winterquartiere begründeten. Von Meteorologen und Klimaforschern war wiederum zu hören, daß wir uns – gestützt auf langjährige Beobachtungen bzw. Meßreihen – erneut auf einen insgesamt milden Winter einstellen müssen.
Nun ist es laut der Alpenschutzkommission CIPRA und des Deutschen Alpenvereins (DAV) offiziell: 2015 war noch einmal 0,16 Grad C wärmer als das bisherige Rekordjahr 2014.
Grund sind das Klimaphänomen El Nino und der Klimawandel. Millionen Afrikaner hungern.
Wir Europäer leisten uns dagegen eine gigantische Verschwendung von Energie und Rohstoffen. Hier die Zahlen: 38.000 Schneekanonen stehen heute in den Alpen. Sie brauchen so viel Energie wie eine 130.000-Einwohner-Stadt und so viel Wasser wie eine Millionen-Metropole. Auch wenn es immer mehr werden: Die Schneesicherheit sinkt. In den Bayerischen Alpen wird es bis Mitte des Jahrhunderts wohl nur noch 3 verlässliche Skigebiete geben. Und wer hier im Sauerland trotz solcher Aussichten immer noch von „klimagerechter Beschneiung“ faselt, ist und bleibt ein Traumtänzer. Das hat keinerlei Bezug zur Wirklichkeit.
Ich habe die kalte Jahreszeit – wie viele meiner Altersgenossen – noch ganz anders in Erinnerung. Neben milden Wintern oder gar solchen mit sehr wenig oder gar keinem Schnee (z. B. 1964), die insgesamt jedoch ziemlich rar gesät waren, gab es wiederholt längere Frostperioden mit Temperaturen z. T. weit unter minus 10 Grad. Diese wurden oft nicht von deutlich milderer Atlantikluft abgelöst, sondern durch aufkommende Schneefälle lediglich unterbrochen. Sodann nahm der Frost abermals an Schärfe zu.
Die Begriffe „Frostabschwächung“ oder „Frostmilderung“ waren zu damaliger Zeit regelmäßiger Bestandteil der WDR-Wetterberichte (Wetteramt Essen). Heute sind sie aus dem Vokabular der Meteorologen weitgehend verschwunden, weil es derartige Konstellationen – zumindest über einen längeren Zeitraum – gar nicht mehr gibt.
Bezeichnenderweise spricht man heute eher von kühlen Luftmassen. Meistens erleben wir doch nur noch einen Hauch von Winter, der mal für ganz wenige Tage vorbeischaut und dann schnell wieder milden bzw. sehr milden Luftmassen die Regie überläßt. Das ist auch darauf zurückzuführen, daß die unser Wetter maßgeblich bestimmende Westdrift stärker geworden ist und das Westwindband sich ostwärts verlagert hat. Diese Erkenntnis war jedenfalls eine Zeitlang Stand der Wissenschaft. Allerdings muß man damit rechnen, daß sich durch den fortschreitenden Klimawandel die großräumige Zirkulation erneut grundlegend ändert und dies eine Neubewertung der Lage erforderlich macht.
Früher konnte man jederzeit damit rechnen, daß sich der Winter kurz- oder mittelfristig zurückmeldete.
Beispiel 60er Jahre: Seinerzeit lagerte kontinentale Kaltluft weniger weit östlich als heutzutage. Sie erwies sich als Bollwerk gegen die aus Westen herbeiströmenden milden atlantischen Luftmassen. Prallte nun diese mit einer Menge Feuchtigkeit angereicherte Luft auf die über Deutschland festsitzende kontinentale Kaltluft, so kam es zu ergiebigen Schneefällen. Anschließend kräftigte sich das östlich positionierte Kältehoch wieder und sorgte häufig für mäßigen bis starken Dauerfrost.
Es bleibt also festzuhalten, daß die (zunehmend ausbleibenden) Winter von heute, welche immer öfter Plusgrade im zweistelligen Bereich aufweisen, nicht mit denen von anno dazumal auf eine Stufe zu stellen sind.
Vor einigen Jahrzehnten war der morgendliche Gang zur Kirche oft mühsam; man mußte sich durch den Schnee hindurchkämpfen. Wenn auch nur ausnahmsweise in tieferen Regionen, so doch ganz bestimmt in den höher gelegenen, damals per Kfz meistens schwer erreichbaren Dörfern.
Um sich als naturverbundener Mensch an der Idylle kalter und schneereicher Winter zu erfreuen, wie sie einst häufig auftraten, bieten die alten Schwarz-Weiß-Filme aus den fünfziger und sechziger Jahren reichlich Gelegenheit. Man sieht dort allenthalben unverbrauchte bzw. sehr dünn besiedelte Landschaften, überzogen mit makelloser, weißer Pracht, auf die kaum jemand seinen Fuß, oder besser gesagt Ski gesetzt hatte.
Das Bayerische Fernsehen sendete mal einen Film, der den Titel trug: „Winter im Berchtesgadener Land“. Dieser Beitrag enthielt auch höchst eindrucksvolle Impressionen aus der Zeit vor 50 Jahren. Er zeigte tief verschneite Landschaften von den Gipfellagen bis ins Tal auf 570 m Seehöhe herab. Dazu überall frostig kalt.
Der Meteorologe und Klimaforscher Prof. Dr. Hartmut Grassl, aufgewachsen in der Ramsau (nicht nur Nationalparkgemeinde, sondern jetzt auch erstes Bergsteigerdorf in Bayern), erzählte einmal von den Wintern, wie er sie als junger Bub erlebt hatte. Zitat: „Man war ringsherum von Schneemassen regelrecht eingemauert.“
Und heute? Schneefall oder Schneeschauer gibt es zwar noch. Aber die Schneeflocken besitzen wegen zu hoher Temperaturen in den allermeisten Fällen einen so hohen Wassergehalt, daß sie in ihrer Dimension fast die Größe von Bettlaken annehmen, ereiferte sich mal ein Bekannter von mir. In der Tat verhält es sich so: Massive, gehäuft auftretende Schneefälle, entladen ihre Fracht – zumal in den Niederungen – meistens nur noch in Form von Naßschnee, der fragile Gebäude und Kunstwälder einstürzen läßt, also ganz neue Gefahren mit sich bringt. Eine Beobachtung, die man weltweit machen kann.
Gegen Ende des Winterhalbjahres 2012/2013 wurde in der Presse darüber berichtet, daß einige Skigebiete nicht mehr so schneesicher sind wie vor 40 Jahren.
Im Berchtesgadener Land etwa sind die negativen Folgen des Klimawandels für den Wintertourismus am deutlichsten spürbar. Die Zahl der für den Skibetrieb so wichtigen Tage mit ausreichender Schneehöhe ging seit 1970 im Mittel von damals rund 110 auf 77 pro Jahr zurück. Im Skigebiet Tegernsee-Schliersee beobachtet der DWD heute im Durchschnitt nur noch 103 Tage mit 30 cm Schneehöhe – 1970 waren es noch 118. Die Zugspitzregion muß einen Rückgang von 111 auf 102 Tage pro Jahr verkraften. In den übrigen Skigebieten konnte der DWD noch keine auffälligen Veränderungen feststellen (Stand Februar 2013).
Die Klimaforscher des nationalen Wetterdienstes gehen allerdings davon aus, daß sich diese Trends in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen und dann weitere deutsche Wintertourismusregionen betroffen sein dürften. Aber schon die Winter nach 2012/13 haben gezeigt, daß die Klimaerwärmung mit all ihren negativen Auswirkungen für den Wintersport schneller vor sich geht als mancher Experte sich das vorgestellt hat.
Noch bis weit in die 80er Jahre hinein gab es auch um die Karnevalszeit Mitte Februar häufig Kaltlufteinbrüche, so daß die Narren bei den Umzügen auf ihren Wagen zweistelligen Minusgraden zu trotzen hatten. Und am Faschingsdienstag bibberten die Weiber auf dem Münchner Viktualienmarkt bei nahe – 20 Grad und schunkelten sich bei Grog und Glühwein warm. Doch das ist Vergangenheit. Früher galt der Februar als klassischer Schneemonat. Oft zeichnete er sich durch Schneereichtum aber auch strenge Fröste aus.
Von tief verschneiten Landschaften kann gegenwärtig nur noch selten gesprochen werden. Selbst am Großen Arber im Bayerischen Wald (1.456 m) betrug die maximale Schneehöhe lange Zeit nicht mehr als 85 cm, nur kurzzeitig mal etwas über 1 m, gemessen im Monat Februar.
Am 2. April 1944 wurde auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze (2.968 m) die Rekordschneehöhe von 8,30 m gemessen. Und im Jahre 1977 kamen auch noch beachtliche 7 m und darüber zusammen. Solche Schneemengen wurden seitdem nicht mehr annähernd erreicht. 4 bis 5 m sind aber nach wie vor möglich. Auch in den Hochlagen des Sauerlandes gab es in früheren Jahrzehnten Schnee en masse. Gut im Gedächtnis geblieben ist mir z. B. der März 1970, wo auf dem Kahlen Asten an die 2 Meter von der weißen Pracht gemessen wurden.
Einer der strengsten Nachkriegswinter war 1962/63. Autos fuhren über „das bayerische Meer“, den Chiemsee.
Solche Meldungen verkünde ich nun keineswegs mit Euphorie.
Gewässer für Autofahrten freizugeben, betrachte ich als hirnlosen, unüberlegten Schwachsinn, als brutalen Eingriff in das hoch sensible natürliche Gefüge einer Seenlandschaft. Und das geschieht dann auch noch zur „staden Zeit“, wie man in Bayern und Österreich sagt, in der alle Tiere am störungsanfälligsten sind! Das Ganze taugt nur als Sensationsereignis.
Der lange Winter 1962/63 begann, ich erinnere mich noch sehr genau – mit dem Feiertag Buß- und Bettag Mitte November. Bei Temperaturen von minus 4 Grad C kam es zu mäßigem Dauerschneefall. Mein Elternhaus lag oberhalb des Stadtgebiets von Meschede. Um dorthin zu kommen, mußte erst einmal der „Krankenhausberg“, wie die recht anspruchsvolle Steigung am St. Walburga-Krankenhaus allgemein genannt wurde, bewältigt werden. Per Kfz verlief das bei winterlichen Verhältnissen recht abenteuerlich.
Zu jener Zeit waren – zumal auf den Nebenstrecken – kaum Fahrzeuge unterwegs. Und ehe mal Räumdienste zur Stelle waren, dauerte seine Zeit. Fing es für mehrere Stunden ergiebig zu schneien an, bildete sich oft im Nu eine geschlossene Schneedecke. Das vergleichsweise geringe Verkehrsaufkommen zu jener Zeit führte sehr rasch zu Schnee- und Eisglätte. Doch man passte sich den schwierigen Verhältnissen an. Nur ganz wenige hatten es so eilig wie heutzutage. Der Begriff Rücksicht galt vielen Autofahrern noch nicht als Fremdwort.
Aber zurück zu diesem unvergessenen Winter:
Zunächst hieß es noch mit Blick auf das bevorstehende Fest: „Grüne Weihnachten sind die Regel“ – Weiße Weihnachten erwarten wir nur in den Bergen.“ Allen Unkenrufen zum Trotz kam es anders. An Heiligabend wehte – wie bereits zuvor – ein eisiger Ostwind bei etwa – 10 Grad. Und rundherum eine Winterlandschaft wie aus dem Märchenbuch. Der Schnee knirschte unter den Füßen.
Erst Mitte März, wenige Tage vor dem astronomischen Frühlingsbeginn, setzte starkes Tauwetter ein. Der Wechsel vollzog sich quasi von heute auf morgen. Ein Wärmeeinbruch mit 20 Grad C und die Kraft der Sonne machten es möglich, daß die vorhandene Schneedecke binnen kurzer Zeit aufgezehrt wurde. Einen derart abrupten Übergang zu frühlingshaften Verhältnissen kennt man sonst nur von Gegenden, in denen kontinentales Klima herrscht.
Noch strengere Winter als 1962/63 oder auch 1984/85 (einer der härtesten in Skandinavien – hierzulande begann er nach einem noch milden Dezember Anfang Januar, wobei die Temperaturen selbst im Rheinland auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt blieben) traten während des Krieges in den 40er Jahren auf. Darunter befand sich einer mit dem bislang nie wieder erreichten Januarmittel von minus 7,5 Grad C (!).
Heute dagegen haben wir es immer öfter mit außergewöhnlich milden Wetterlagen zu tun. So lag 4 Tage vor Weihnachten 2015 selbst auf 1.000 m Seehöhe kein Fleckchen Schnee. Und sogar auf 1.500 – 1.700 m Höhe waren zum kalendarischen Winteranfang (21.12.) nur Schneeflecken vorhanden. Das ist schon sehr extrem und ein weiterer Hinweis, daß sich unser Klima in eine Richtung mit immer mehr Wärmerekorden und immer weniger Kälterekorden verändert – was natürlich auch eventuelle zukünftige kalte Winter nicht ausschließt, aber eben immer seltener macht.
Nun ist die persönliche Erinnerung der Menschen und das, was objektiv von Wetterstationen gemessen wurde, nicht immer übereinstimmend. Da muß man schon, – wie unsereiner es seit Jahrzehnten tut – sehr aufmerksam beobachten. Zweifellos verändert sich etwas beim Wettergeschehen. Vieles deutet darauf hin, daß der Rückgang des arktischen Eises massive Auswirkungen auf unser Wetter hat, denn das verändert den Temperaturgradient zwischen Nord und Süd und damit eben auch das Verhalten der planetaren Wellen (Rossbywellen). Der Jetstream schwächt sich ab und mäandriert stärker. Wir spüren das, indem die Jahreszeiten starke Schwankungen aufweisen. In dem nach 2015 zweitwärmsten Jahr 2014 seit Meßbeginn gab es an 43 von 92 kalendarischen Sommertagen Unwetterwarnungen. Rekord!
Das Problem für viele Menschen wird bleiben, den Zusammenhang zwischen dem, was wir an unsichtbaren und geruchlosen Gasen in die Atmosphäre pumpen und dem veränderten Wettergeschehen (das aber eben parallel auch durch die Natur stets verändert wird) zu erkennen. Und viele folgen auch einer diese Zusammenhänge ablehnenden Argumentation, weil das für sie selbst die Welt einfacher erscheinen lässt.
Glaubt man nicht an unseren Einfluß, so muß man an der eigenen Lebensweise nichts verändern. Schön, aber eben falsch.
Fakt ist, daß der Klimawandel permanent voranschreitet. Seine Auswirkungen bekommt unser Globus Tag für Tag zu spüren. In immer kürzeren Abständen erreichen uns aus allen Teilen der Welt, in zunehmendem Maße auch aus Teilen Europas, entsprechende Hiobsbotschaften.
Nun ist es (leider) eine Tatsache, daß – wie der Meteorologe Sven Plöger in seinem Buch „Gute Aussichten für morgen“ schreibt – „weltweite Verhaltensänderungen auf allen Ebenen nur in einem sehr langen Zeitraum erfolgen können“. Ich fürchte aber, daß dann der Zug längst abgefahren ist. Ökologische Zerstörungen, verursacht durch jahrelange rücksichtslose Verbauung, etwa des Hochgebirges, rächen sich bitter. Aufgrund der durch den Klimawandel herbeigeführten extremen Wetterereignisse wirken sich brutale Eingriffe in die Natur umso verheerender aus.
Dazu paßt auch folgende Meldung aus dem Reiseteil der „Westfälischen Rundschau“ vom Sommer 2015: Überschrift: „Schweiz: Wolkenkratzer in den Alpen“. Im Bergdorf Vals soll das höchste Haus Europas nach den Plänen des „Stararchitekten“ Mayne entstehen. Geplant ist ein Hotel mit 83 Etagen und insgesamt 107 Zimmern und Suiten – und dies natürlich auch zu schwindelerregenden Preisen. Die Gäste sollen per Helikopter anreisen und je Nacht zwischen 1.000 und 23.000 Franken zahlen; das sind umgerechnet 950 bis 23.800,– €.
Der absolute Gipfel des Größenwahnsinns!
Das zumindest ist die Vision zweier Unternehmer, die dort aufgewachsen sind. Kosten des Mega-Projektes rund 285 Millionen SFR. Der Turm, der auf Bildern wie eine überdimensionierte Nadel in die Höhe ragt, soll der zentrale Ausgangspunkt für Leute werden, die Europa besuchen und in der Regel im Hubschrauber unterwegs seien, zitiert die „Thurgauer Zeitung“ einen Unternehmer. Eine neue reiche Klientel soll angesprochen werden anstelle der Masse. Zwar bestehen schon ernsthafte Pläne und Bildmontagen. Noch fehlt allerdings bis heute die Zustimmung der Dorfbewohner. Erst wenn die rund 1.000 Einwohner der Graubündner Gemeinde bei einer Abstimmung in diesem Jahr überwiegend dafür sind, kann der Spatenstich für den Wolkenkratzer erfolgen. „Femme de Vals“ – der Name des Turms lehnt sich an die Filigrane Figur „Femme de Venise“ des 1966 verstorbenen Künstlers Alberto Giacometti an – wäre nach seiner Fertigstellung auf den Meter genau so hoch wie der berühmte Skyscraper der Welt: Das Empire State Building in New York in den Vereinigten Staaten.
Der menschliche Größenwahn und die Profitgier kennen offenbar keine Grenzen.
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An Tagen wie heute mag man nicht an den Klimawandel glauben. (foto: johanna huebner)Seit einigen Tagen wissen wir, dass auch die Bundesregierung von einer globalen Klimaveränderung ausgeht. Laut den aktuellen Klimaprognosen resultiert daraus, dass sich die Schneegrenze um 300 m in die Höhe verlagert. Demnach soll bald nur noch jedes 10. Skigebiet in Deutschland schneesicher sein.
Was das für die Wintersportgebiete im Sauerland bedeutet, lässt sich erahnen. Wie werden die Sportanlagen-Betreiber darauf reagieren? Beabsichtigen sie, dann noch mehr Beschneiungsanlagen einzusetzen? Unserer Meinung nach darf das nicht das Mittel der Wahl sein, allein schon aus dem Grund, weil die für die Kunstschnee-Produktion eingesetzten Energien und Ressourcen sich dann wiederum wie ein zusätzlicher Klimawandel-Turbo auswirken könnten.
Noch mehr Ressourcenverbrauch?
Zu den negativen Auswirkungen des nur noch mit Einschränkungen möglichen Ski-Tourismus in Winterberg gehören, so meinen wir, die Beeinträchtigungen von Natur und Umwelt, sowie der immense Energie- und Wasserverbrauch der für die Produktion von künstlichem Schnee benötigt wird. Denn nach unseren Recherchen verfügt die Wintersportarena Winterberg über ca. 450 „Schnee-Maschinen“ unterschiedlicher Effizienz und Bauart wie beispielsweise Eiskanone, Druckluftkanone, Schneelanze und Vakuum-Schneeerzeuger. Nach offiziellen Angaben sind sie auf rund 90 Prozent aller Pisten im Einsatz.
Noch mehr Fragen?
Die Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) bat mit Schreiben vom 11.02.2016 den Landrat bzw. die bei der Kreisverwaltung angesiedelte Untere Landschaftsbehörde um die Beantwortung einiger Fragen im Zusammenhang mit der künstlichen, weißen Winterpracht:
Mit welcher Begründung wurde in wie vielen Fällen, für welche Standorte jeweils wann der Einsatz des „All Weather Snowmakers“ und der „Snowfactory“ von Ihrer Behörde genehmigt?
Sind die Namen der Betreiber und die Standorte aller „Schnee-Kanonen“ in einer öffentlich zugänglichen Datenbank einsehbar? Wenn ja, in welcher?
Gibt es Hinweise darauf, dass das umstrittene Produkt SnoMax in Skigebieten im Sauerland eingesetzt wurde und wird? Gab oder gibt es entsprechende Überprüfungen, z.B. mittels Schneeproben durch Labortests?
Wie hoch sind die Investitionen, die in den letzten 10 Jahren seitens der öffentlichen Hand in die Skigebiete in und um Winterberg flossen?
Wie beurteilt die Untere Landschaftsbehörde den Energie- und Ressourcenverbrauch durch die Produktion von Kunstschnee?
Wie beurteilt die Untere Landschaftsbehörde mögliche Umweltbeeinträchtigungen, z.B. durch Beeinflussung des Grundwasserspiegels aufgrund des enormen Wasserverbrauchs und eventuelle Veränderungen des Bodens?
Tote Wale im Bauhafen Holmer Siel auf der Halbinsel Nordstrand. (foto: rose)
Zwei Pottwale wurden vom Mehrzweckschiff „Neuwerk“ des Wasser- und Schifffahrtsamts Cuxhaven ( Wasser und Schifffahrtsverwaltung des Bundes WSV) tot vor der Insel Helgoland aus der Nordsee geborgen.
Daraufhin wurden sie dem Schlepper „Odin“ einem Schiff des Landesbetriebes für Küstenschutz (Nationalpark u. Meeresschutz (LKN.SH)) übergeben.
Die Odin brachte die Wale in den kleinen Bauhafen Holmer Siel auf der Halbinsel Nordstrand.
Hier wurden die Tiere von Veterinären der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht und dann entsorgt[1].
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[1]Siehe auch den Bericht des NDR „Knochenjob – tote Pottwale werden zerlegt“:
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Der astronomische Winter ist gerade mal zwei Tage alt. Der Winter wird schon noch kommen. Grüne Weihnachten sind in Deutschland nicht außergewöhnlich.
Immerhin werden die Tage jetzt wieder länger. Schon gemerkt? 😉
Windkraft „Argumente sind nicht aus der Luft gegriffen“
erschienen.
Es habe sich, so heißt es im Artikel, eine Interessengemeinschaft „Besorgte Bürger Velmede“, die sich gegen den geplanten Bau von fünf Windrädern auf dem „Kahlen Kopf“ wehre, gegründet. Die Gemeinschaft habe Listen mit 1200 Unterschriften Bürgermeister Ralf Péus übergeben und die Bitte geäußert, diese an die zuständigen Behörden weiterzuleiten.
Die Interessengemeinschaft wolle „in erster Linie auf die Gesundheitsgefahren hinweisen“, die ihrer Ansicht nach vom Windpark oberhalb Velmedes ausginge.
Wie nun belegt die Interessengemeinschaft diese Gesundheitsgefahren?
Im Verlauf des Artikels werden die Äußerungen des mutmaßlichen Sprechers der Bürgerinitiative ausgiebig und ohne Nachfrage zitiert.
„Windräder, die einen geringeren Sicherheitsabstand [als 2000m] haben, können zu chronischen und lebensbedrohenden Erkrankungen führen.“
„Mediziner gehen davon aus, dass durch den niederfrequenten Infraschall bestimmte Krebsformen, besonders im Schleimhautbereich, entstehen können.“
Es seien das Auftreten von Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen, schweren Schlafstörungen, Herz- Rhythmusstörungen, Bluthochdruck, Übelkeit und Konzentrationsstörungen gesichert.
„Darauf, dass Gesundheitsgefahren nicht auszuschließen sind weisen regelmäßig das Robert-Koch-Institut, viele Studien, sowie zahlreiche Mediziner und Experten hin“
Als Leser möchte ich in der Lage sein, derartige Behauptungen nachzuvollziehen. Leider liefert mir der Artikel keinerlei Belege, sondern nur diffuse Hinweise:
„Mediziner gehen davon aus“ – welche Mediziner, in welcher Studie?
„zahlreiche Mediziner und Experten“ – welche Experten?
„viele Studien“ – welche Studien?
Am interessantesten fand ich dann noch den Hinweis auf das Robert-Koch-Institut: „weisen regelmäßig das Robert-Koch-Institut … “
Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist eine sehr renommierte wissenschaftliche Einrichtung, die ich selber auch sehr häufig zu Rate ziehe.
Im Westfalenpost-Artikel ist das RKI der einzig greifbare Beleg. Und da habe ich dann mal nachgeschaut.
Ich habe exakt eine Studie von 2007 gefunden, die sich mit dem Thema Infraschall beschäftigt. Nein, eigentlich nicht mit dem Thema selbst, sondern mit der nötigen Voraussetzung für das Erforschen des Themas:
„Infraschall und tieffrequenter Schall – ein Thema für den umweltbezogenen Gesundheitsschutz in Deutschland? Mitteilung der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“
Nichts in diesem 8-seitigen Papier rechtfertigt meiner Meinung nach die Aussage „dass Gesundheitsgefahren nicht auszuschließen sind weisen regelmäßig das Robert-Koch-Institut“.
Vielleicht habe ich irgendetwas übersehen. Kann sein. Aber ich bitte um belastbare Belege!
Dr. Georg Meister war in den 1970er Jahren von der Bayerischen Staatsregierung mit der Planung des 1978 offiziell gegründeten Nationalparks Berchtesgaden beauftragt worden.
Doch riefen seine Vorstellungen von einem Schutzgebiet dieser Kategorie gemäß internationalem Standard und die damit verbundene konsequente und kompromißlose Haltung zu jener Zeit heftige Proteste auf Seiten des nutzungsorientierten Lobbyismus aus Jagdsportlern, Tourismusspekulanten, Forstwirtschaftlern und Baulöwen hervor.
In den 1980er Jahren bis in die 90er Jahre leitete Herr Dr. Meister dann das Forstamt Bad Reichenhall. Mit seinem unermüdlichen Einsatz, seiner großen Leidenschaft und Beharrlichkeit gelang es ihm schließlich, die Idee des naturnahen Waldbaues gegen massive Widerstände durchzusetzen.
Georg Meister saß stets zwischen allen Stühlen. Er ließ sich vor keinen Karren spannen, sondern blieb seinen Überzeugungen stets treu. Das ist bewundernswert. Als dann die Zeit gekommen war, wo er sich in den verdienten Ruhestand begab, wurde er nicht einmal offiziell verabschiedet.
Wald vor Wild
„Die Natur kann uns helfen, anspruchsvolle Ziele mit geringstmöglichem Aufwand zu verwirklichen – vieles schenkt uns die Natur kostenlos“.
Buchansicht. Die Zukunft des Waldes. (bild: knoppik)
So schreibt Georg Meister in der Einleitung seines neuen Buches „Die Zukunft des Waldes“. Der ehemalige Forstamtsleiter setzt sich seit langem (auch im Namen des BUND) für mehr Natur im Wald ein. Am Beispiel der Wälder von gestern zeigt er, wie die Wälder von morgen aussehen können.
Der bis heute schwelende Streit zwischen Förstern und (Trophäen-)Jägern – Wald vor Wild oder Wild vor Wald? – sei hauptverantwortlich für den schlechten Zustand unserer Wälder. Wildverbiß mache den Umbau von Fichtenmonokulturen zu stabilen und artenreichen „Urwäldern von morgen“ zu einem ruinösen Unterfangen.
Mit vielen Beispielen skizziert Meister, wie eine wirklich nachhaltige Forstwirtschaft mit der Höhe der Wildbestände steht und fällt. Und betont: Nur mit naturnahen Wäldern wird die Forstwirtschaft dem Klimawandel trotzen können.
Georg Meister beschreibt, was er von der Natur gelernt hat. Seine Erfahrungen münden in die Aufforderung, für eine grundlegend andere, ökologischere Wald- und Jagdpolitik zu streiten. Damit uns artenreiche und naturnahe Mischwälder auch in Zukunft nicht nur zur Erholung dienen, sondern auch als Lebensraum für biologische Vielfalt, Wasserspeicher, Kohlenstoffsenke und Schutz vor Lawinen.“ (nachzulesen im BUNDmagazin)
Georg Meister: Die Zukunft des Waldes – Warum wir ihn brauchen – wie wir ihn retten, 2015, 240 Seiten, 29,99 €, Westend-Verlag
Das wichtigste Lehrbuch über unseren Wald
Ich gratuliere dem Autor, Herrn Dr. Georg Meister, zu seinem neuesten Buch, in dem schonungslos und detailliert beschrieben ist, woran unsere „grüne Lunge“ krankt, und wer für den beklagenswerten Zustand der Wälder, bei denen es sich ja immer noch größtenteils um intensiv genutzte Forste handelt, in der Hauptsache verantwortlich ist.
Zwar gibt es mittlerweile auch schon viele positive Beispiele im Hinblick auf die Begründung naturnaher Wälder mit angepaßten Schalenwildbeständen. Doch selbst im Zeitalter einer rasant fortschreitenden globalen Erwärmung, die den Aufbau standortheimischer und klimagerechter Wälder dringend erforderlich macht, setzt sich unter den Jägern nur sehr langsam die Einsicht durch, daß der Schlüssel für eine ungestörte Entwicklung hin zu artenreichen und naturnahen Mischbeständen in der Lösung des Wildproblems liegt.
Bedauerlicherweise trifft man heute nur noch auf wenige Menschen, ganz egal ob Politiker, Forstleute oder Wissenschaftler anderer Coleur, die sich durch Gradlinigkeit und Standfestigkeit auszeichnen, die ungeachtet von Mehrheitsmeinungen konsequent ihren Weg beschreiten und sich auch gegen starke Widerstände nicht von ihrem einmal als richtig erkannten Kurs abbringen lassen. Dazu zählt auch Dr. Georg Meister mit seinem Grundsatz: Von der Natur lernen, kämpfen und dadurch sehr viel Geld für den Aufbau naturnaher Wälder sparen. Dann kann man mit den vorhandenen Geldmitteln um ein Mehrfaches der artenarmen und instabilen Fichtenforste in artenreiche und klimatolerante Mischwälder umbauen.
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