Umleitung: heimliches Filmen, Rechtsextreme, Funke-Reporter bedroht, Hass auf Israel, Geschichte Westfalens, Dialog über Rassismus, Facebook, BlueSky und mehr

Auf dem Weg von Silbach nach Siedlinghausen (foto: zoom)

Dein Bild als Beute: Das heimliche Filmen in der Öffentlichkeit hat sich zu einem eigenen Genre in den sozialen Medien entwickelt … netzpolitik

„Flak“: Rechtsextremer Musiker kann aus THW entlassen werden … endstationrechts

Staatlich subventionierte Hetze: Das meiste Geld für die rechtsradikale AfD kommt vom Staat. Mit Millionen Steuer-Euros bezahlt die Gesellschaft der Partei ihre Arbeit, die Demokratie abzuschaffen und Rassismus zu verbreiten … derrechterand

Funke-Reporter bei AfD-Parteitag in Thüringen erneut bedroht sagt: Beim Verlassen des Veranstaltungssaals wurde unser Reporter erst beschimpft, dann wurde er geschlagen und ihm die Kopfbedeckung abgezogen. Als der Reporter der Ostthüringer Zeitung kurze Zeit später in sein Auto stieg und losfahren wollte, bemerkte er in allen vier Reifen Schrauben, die bis zum Kopf versenkt worden waren … medienmoral

Im Landtag BW gegen Antisemitismus: Am Donnerstag dieser Woche hielt ich die wichtigste Rede meines bisherigen Lebens … scilogs

Hass auf Israel: Hass auf Juden und aktuell Israel ist nichts Neues. Es gibt ihn seit Jahrhunderten. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte er im Nationalsozialismus der Nazis in Deutschland … gedankensplitter

Verpflichtende Selbsteinschätzung (Satire): „… fühle sich Waltraut S. (75) zunehmend von Radfahrern provoziert, die ihr den Parkplatz in der Einkaufsstraße wegnehmen würden. Auch eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung habe die ehemalige Berufsschullehrerin nicht zu der gewünschten Einsicht in die notwendigen…“ … zynaesthesie

LWL-Videoserie: „Eine kurze Geschichte Westfalens in der Frühen Neuzeit“ … siwiarchiv

Jacob Riis – How the other half lives (1890): „Was mich persönlich in dieser Reportage aus dem New York des Jahres 1890 sehr fasziniert hat, ist die Verachtung, die aus wirklich jeder Beschreibung und jedem Wort über die „Tramps“ trieft. Die Sozialreportage, das Eintauchen in die Welt der Armen, der Trinker, der Obdachlosen ist normalerweise von Haus aus einfühlsam“ … schmalenstroer

Ein Dialog über Rassismus in Dorstfeld: Die Autorin Dr. Natasha A. Kelly kommt nach Dortmund … nordstadtblogger

Facebook: Schlechtes noch schlechter machen – dafür aber Geld nehmen … unkreativ

Bei der nächsten Social-Media-Plattform wird alles anders: Warum ich mich nicht bei Bluesky anmelde … zeitgeschichte

Aus dem Leben gerissen: Klavier-Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg ist tot … revierpassagen

Umleitung: Gesellschaft als Beute, Judenhass, Yad Vashem, Armut, Flüchtlinge, Cyberangriffe

Tafel an der Neuen Synagoge Berlin. (archivfoto: zoom)

Italien als Lehrstück für Europa: Gesellschaft als Beute … woxx

09.11.1938: Reichspogromnacht – Judenhass in Deutschland … wdr

„Der Schlag kam von innen“: eine digitale Ausstellung der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem mit Abbildungen, Dokumentationen und Videos über das Geschehen während der Novemberpogrome im deutschsprachigen Raum … yadvashem

Antisemitismus in Deutschland: Was dagegen getan werden kann … endstationrechts

Armutspopulismus (Satire): Die Chancengleichheit, die der Kapitalist mit einem Lacher durch die Nase kommentiert, oder gar Teilhabe wäre eine gute Voraussetzung zum Erhalt der Demokratie sein, immer vorausgesetzt, es wäre auch im Sinne der Oberschicht … zynaesthesie

„Stoppt die Flüchtlinge, die arbeiten sollen ohne zu können!“: Politikerinnen geben sich gerne populistischen Themen hin, mit denen die mit der Angst der Wählerinnen spielen können … unkreativ

Cyberangriffe auf Kommunen: Mit dem „Weg in die Basis-Absicherung“ (WiBA) können Kommunen anhand von Checklisten mit einfachen Prüffragen und zugehörigen Hilfsmittel die dringlichsten Maßnahmen selbst identifizieren und umsetzen … bsi

Aktuell: Mescheder Schweigemarsch 2023 – „Erinnerung ist der Schlüssel zur Zukunft“

Gedenken an die Pogromnacht 1938

Stolpersteine in Meschede (archivfoto: zoom)

Auf der Website der katholischen Kirche Meschede-Bestwig findet sich der Aufruf zum diesjährigen Mescheder Schweigemarsch am Donnerstag, 9. November um 18 Uhr auf dem Stiftsplatz Meschede vor der St. Walburga-Kirche:

„Seit über 30 Jahren erinnert der „Schweigemarsch Meschede“ an die Pogromnacht am 9. November 1938. Unter dem Motto „Erinnerung ist der Schlüssel zur Zukunft“ wird er in diesem Jahr stattfinden. Er macht damit deutlich, was über die Jahrzehnte hin Bekenntnis der verschiedenen Veranstalter und die Unterzeichner zum Schweigemarsch war:

Wir treten ein für die Wahrung der Menschenrechte, widersprechen jeder Art von Judenhass, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, engagieren uns für Flüchtlinge und führen den Dialog über ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg.

Dass in diesem Jahr drei verschiedene Schulen (neben den beiden Gymnasien auch die St.Walburga-Realschule) den Schweigemarsch in den Schulen vorbereiten und am 9. November mitgestalten, zeigt wie aktuell das Thema ist. Nur da, wo junge Menschen sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit, für Dialog und Demokratie kann ein wirksames Zeichen gegen Rechtsextremismus und Popularismus gesetzt werden. Wir sind dankbar dafür.

Wenn seit über 30 Jahren Mescheder Bürgerinnen und Bürger verschiedener Religionen und Weltanschauungen gemeinsam schweigend auf die Straße gehen, zeigt das die Kraft, die hinter solchen anscheinend kleinen Zeichen stehen. Beweisen wir Mut! Verbreiten wir mit der Erinnerung Zuversicht gerade in unserer Zeit.

Treffpunkt ist am Donnerstag, 9. November um 18 Uhr auf dem Stiftsplatz Meschede vor der St. Walburga-Kirche. Wir bitten die Teilnehmenden, Lichter mitzubringen (z.B. ein Teelicht in einem Glas) und während des Schweigemarsches mit sich zu führen, um so ein Lichtzeichen der Solidarität und Hoffnung setzen zu können.

Der Weg des Schweigemarsches führt vom Stiftsplatz zum Jüdischen Friedhof und zur Alten Synagoge. Er endet dort mit einem interreligiösen Friedensgebet.“

Quelle:
https://katholische-kirche-meschede-bestwig.de/veranstaltungen/mescheder-schweigemarsch-2023/

Unterstützer*innen sind:

Landrat Dr. Karl Schneider; Bürgermeister Christoph Weber; Mönche der Abtei Königsmünster; Dechant Georg Schröder (Dekanat Hochsauerland-Mitte); Pfr. Michael Schmitt (Katholische Kirche Meschede-Bestwig); Superintendent Dr. Manuel Schilling (Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg); Pfr. Karin Neumann-Arnoldi und Pfr. Hans-Jürgen Bäumer (Evangelische Kirchengemeinde Meschede); P. Guido Hügen OSB und Pfr. Dirk Schmäring (Hochschulgemeinde Meschede); Pastor Pierre Diekena (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde); Kurdisches Kulturzentrum Mala Kurda; Seyh Said Moschee; Peter Fuhrmanns (Caritasverband Meschede e.V.); Christian Korte (Diakonie Ruhr-Hellweg e.V.); Heiner Westermann (Malteser Hilfsdienst e.V.); Dietmar Schwalm (DGB Kreisverband HSK); Anna Willmes (Bildung und Freizeit BiF); Gymnasium der Stadt Meschede; Werkkreis Kultur Meschede e.V., Vorstand; Gymnasium der Benediktiner



Ist der Begriff „Judenfriedhof“ antisemitisch? Ja, das ist er!

Update 9. November 2023

Der Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof in Winterberg (archivfoto: zoom)

In den Anfängen dieses Blogs habe ich im Jahr 2009 den jüdischen Friedhof in Winterberg besucht, ein paar (schlechte) Bilder gemacht und folgende Begebenheit notiert:

In dem Moment als ich das Foto aufnahm, fuhr eine Pferdekutsche mit Touristen vorbei. Sie nahmen mich wahr. Daraufhin ging der Kutscher auf den historischen Ort ein: „Das da rechts ist der Judenfriedhof“, hörte ich mit halbem Ohr und die beiden Pferde klapperten samt Kutsche weiter über den Straßenasphalt Richtung Schmantel-Rundweg.

https://www.schiebener.net/wordpress/winterberg-der-judische-friedhof/

Die Abschätzigkeit des Begriffs „Judenfriedhof“ hatte mich damals wie ein Peitschenhieb getroffen und ich habe mich gefragt, ob der Kutscher lediglich ein vereinzelter Antisemit wäre oder ob er den allgemeinen antisemitischen Sprachgebrauch seiner Gesellschaft widerspiegelt.

Halt, stopp! Vielleicht fragt sich jetzt der/die Leser*in, was denn so schlimm am „Judenfriedhof“ sei, das sage man doch so. Nun – geht ihr sonntags in die Katholikenkirche oder in die katholische Kirche? Begrabt ihr die verstorbenen Freunde und Verwandten auf dem Katholikenfriedhof oder auf dem katholischen Friedhof?

Im Duden-Verlag ist 2020 das 64-seitige Buch Antisemitismus in der Sprache von Ronen Steinke erschienen [1]. Steinke ist Journalist und hat eine Biografie über Fritz Bauer, den Ermittler und Ankläger der Frankfurter Auschwitz-Prozesse, geschrieben.

In dem Kapitel „Judenmädchen. Der miese Sound bestimmter Wortkombinationen“ (S. 33-37) greift er neben den abwertenden Begriffen „Judenmusik, Judenhut, Judenhaus“ auch die Wortkombination „Judenfriedhöfe“ auf.

In einer Rezension von Mechthild Klein beim Deutschlandfunk heißt es:

„Diese Sprechweise ist toxisch“

Ronen Steinke geht es nicht darum, Wörter zu verbieten. Es geht ihm um Aufklärung. Natürlich kann es nicht jeder wissen, wovon sich die verschiedenen jüdischen Begriffe ableiten. Manche seien ja auch ganz charmant: „Meschugge“ zum Beispiel für „nicht ganz bei Verstand sein“ oder „verrückt werden“. Oder „Masel tov“ für „Glückwunsch“. Aber würde man heute noch von einem „Halbjuden“ sprechen, einem Begriff aus der Rassenlehre der Nationalsozialisten. Oder von einem „Judenfriedhof“? Klarer wird das Vorgehen, wenn man es auf andere Religionen anwendet.

„Würde man denn von einem Katholikenfriedhof sprechen? Würde jemand von einem Katholenfriedhof sprechen? Das würde dann doch sofort aufstoßen als eine seltsame, ein bisschen respektlose Formulierung. Der Judenfriedhof ist genau dasselbe. Kein jüdischer Mensch würde selber so von dem Friedhof für seine Großeltern sprechen. Menschen, die von Juden nichts halten, sprechen so. Diese Sprechweise, die in der NS-Zeit ganz populär gemacht worden ist, Judenfriedhof, Judenschule, Judenmusik, Judenliteratur, diese Sprechweise, das ist natürlich toxisch.“

https://www.deutschlandfunk.de/antisemitismus-in-der-sprache-wenn-die-mischpoke-schachert-100.html

Zur Frage, ob der Kutscher am 11. Januar 2009 ein Einzelphänomen war, bin ich ein kleines Stück weiter gekommen.

Bei einer Recherche las ich heute zufällig auf der Website des Winterberger Heimat- und Geschichtsvereins unter „Projekte“ den Eintrag „Aufstellen eines Gedenksteins am Judenfriedhof in Winterberg.“ [2]

Der gesuchte Begriff lautet „jüdischer Friedhof“. (Screenshot)

Ein erster wichtiger Schritt, sich mit dem Antisemitismus in der Sprache auseinanderzusetzen, wäre es, aus dem „Judenfriedhof“ einen jüdischen Friedhof zu machen. Auf dem Gedenkstein (siehe Bild oben) ist es ja richtig geschrieben.

———

[1] Ronen Steinke: „Antisemitismus in der Sprache“
Duden Verlag, 2020, 64 Seiten, 8,30 Euro

[2] https://heimatverein-winterberg.de/ueber-uns/ (zuletzt gelesen: 8.11.2023, 16:34)

Update 9. November 2023, 9:30 Uhr:

Vielen Dank!

Der Eintrag ist geändert. (Screenshot)

Offenlegung:

Da ich nicht damit rechne, dass meine Blogartikel überall gelesen werden, hatte ich gestern auch einen Hinweis an den Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins geschrieben. Ich finde es gut, dass die Änderung so schnell und problemlos erfolgt ist. Damit ist mir ein kleiner Stein vom Herzen gefallen.

Umleitung: Antisemitismus, Terrorpropaganda, Schuld, Klimakrise, Kölner Vororte im Bild, der taumelnde Westen, Bahn-Chaos, Fotografien aus dem Revier und mehr…

Spucki auf einem Fallrohr in der Dörnbergstraße (foto: zoom)

Antisemitismus in Deutschland: Was dagegen getan werden kann … endstationrechts

Der Islam, der Antisemitismus und das deutschsprachige Halbwissen: Die digitale Terror-Propaganda erst von Daesh, dann seit dem antisemitischen Terror-Massaker des 7.10.2023 von der Hamas setzt auf das Halbwissen der meisten Adressaten: Sowohl Muslime wie Nichtmuslime sollten glauben, dass die Terrororganisationen für “den Islam” oder für “die Palästinenser” sprechen, aber auch wiederum Judentum und Israel rechtsradikal wären … scilogs

The Decolonization Narrative Is Dangerous and False: It does not accurately describe either the foundation of Israel or the tragedy of the Palestinians … theatlantic

Der taumelnde Westen: Die Welt in Flammen, Brandherde überall. Lange glaubten wir Westler, die Welt dreht sich um uns. Aber das ändert sich gerade … misik

Schuld (Satire): „Bis jetzt hat’s doch immer ganz gut geklappt.“ „Auf der anderen Seite würden wir uns damit international isolieren.“ „Moment, das müssen Sie mir erklären.“ „Wir haben halt diese Geschichte, die wir noch nicht einfach loswerden können.“ „Aber die anderen sind auch ausländerfeindlich.“ „Das ist aber das Ausland.“ … zynaesthesie

Hört auf mit dem #Klimawandel: Der Begriff „Klimawandel“ ist zu einem Allerweltsbegriff geworden, zu einer leeren Chiffre. Wer „Klimawandel“ sagt, verschleiert Machtverhältnisse und kaschiert die Verursacher … geschichtedergegenwart

Vorlass: Fotografierte Gegenwart der Kölner Vororte als Bestand im Kölner Stadtarchiv … historischdenken

Accountsperre und Anwälte: Wie Twitter einem Datenforscher das Leben schwer macht … netzpolitik

Bahn-Chaos: Hagen stark betroffen … doppelwacholder

Wie es im Revier gewesen ist: Fotografien von Helmut Orwat im LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg … revierpassagen

Umleitung: Joseph Roth, Greta Thunberg, Antisemitismus, Migration, Abschiebung, Waldvernichtung, Platons Apologie und mehr

Herbstspaziergang (foto: zoom)

Veröffentlichung vor 100 Jahren: Joseph Roths Roman „Das Spinnennetz“, der vor hundert Jahren erschienen ist, thematisiert den Aufstieg des Nationalsozialismus und Rechtsextremismus in der Weimarer Republik. Die Charakterzeichnung der Hauptfigur steht für eine Mitläuferfigur. Deren Ideologisierung lässt Verlaufsformen erkennen, welche auch den Rechtsextremismus der Gegenwart prägen … endstationrechts

Greta Thunberg & Antisemitismus in der Umwelt- und Klimaschutzbewegung: während ich eine selbstkritische Auseinandersetzung mit vor allem linkem und israelbezogenem Antisemitismus in Deutschland auch nach dem Documenta15-Desaster beobachte und wo immer möglich unterstütze, postete die schwedische Gründerin von Fridays for Future, Greta Thunberg, einen einseitig gegen die Republik Israel gerichteten Pro-Hamas-Streikaufruf auf Instagram, verbunden mit diesem Selbstbild … scilogs

Abschiebegesetze der Ampel: Die Ampelregierung verkauft ihre neuen Abschiebegesetze als großen Wurf. Doch ihre Wirksamkeit ist fraglich. Mit den Verschärfungen reagiert die Ampel auf eine Debatte, die allein von Stimmungsmache lebt … tagesschau

Sinnlose Grausamkeit: Was bei der Asylpolitik unter den Tisch fällt … frankfurterrundschau

Die Zukunft ist zerhäckselt: Ak­ti­vis­t:in­nen haben einen holzverarbeitenden Betrieb blockiert. Sie sorgen sich um die einst üppigen Wälder, die dem Klima kaum noch helfen … taz

Zeitungssterben: As smaller newspapers shrink or disappear, it’s easy to romanticize the role they played … propublica

Kunst in der Kurve: Neue Street Art an der Brinkhoffstraße unter dem Dortmunder U … nordstadtblogger

Entwaffnend: Platons „Apologie des Sokrates“, neu übersetzt … revierpassagen

TikTok und Rechtsextremismus

Neue Formen der Propaganda auf einer kind- und jugendaffinen Plattform

Social Media ist für die Verbreitung rechtsextremistischer Ideologie mittlerweile das bevorzugte Mittel. Die App TikTok steht aktuell besonders im Fokus, weil die Propaganda hier schnell in ein modernes Format gebracht und nicht zuletzt an junge Menschen adressiert werden kann.

(Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz „CC BY-NC-ND 4.0 – Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ veröffentlicht. Autoren/-innen: Lara Franke, Daniel Hajok für bpb.de: https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/541511/tiktok-und-rechtsextremismus)

Bis weit in die 2000er-Jahre hinein war die Hauptverbreitungsform für extremistische Inhalte und Orientierungen, die an Heranwachsende adressiert waren, noch an Musik geknüpft: Tonträger mit jugendaffiner Musik und Festivals zur Vernetzung der Szene waren die bevorzugten Mittel. Mit der zunehmenden Bedeutung von Onlinediensten zu Austausch, Vernetzung und Herstellung von Öffentlichkeit wurden von der neuen Rechten in den letzten Jahren immer mehr auch die Möglichkeiten von Social Media genutzt, um die eigenen Strategien anzupassen und die Verbreitung der Ideologien weiter zu optimieren (Hajok 2022).

Radikalisierung in der Social Media Welt

Im Jahr 2022 bildeten Propagandadelikte mit 62 Prozent den größten Teil der rechtsextremistischen Straftaten in Deutschland (BMI 2022). Mittlerweile gelten Online-Plattformen als zentrale Kanäle bei der Verbreitung rechtsextremer Propaganda.

YouTube, Instagram und nicht zuletzt TikTok stehen im Fokus des Kinder- und Jugendmedienschutzes. Immerhin 13 Prozent der im Jahr 2022 insgesamt 7.363 im Netz registrierten Jugendschutzverstöße sind dem Bereich des politischen Extremismus zuzuordnen. Trotz Usermeldung oder offiziellem Kontakt werden solch problematische Inhalte keineswegs immer durch die Plattformen gelöscht (Jugendschutz.net 2023).

Jugendliche, bereits Kinder, sind über die Apps gut erreichbar und somit ein begehrtes Objekt der Radikalisierung. Sie sind „permanently online, permanently connected“ und können so immer und überall mit rechtsextremistischen Inhalten konfrontiert werden, ohne gezielt danach zu suchen (Vorderer 2015, S. 260). Ob sie es wollen oder nicht: Heranwachsende sind im Netz längst zu einer sehr wichtigen Zielgruppe rechtsextremistischer Propaganda geworden. Rechtsextremistische Akteur*innen und Gruppierungen nutzen das Social Web aktiv für die eigenen Ziele, verbreiten hier rechtsextremistische Propaganda, rekrutieren potenzielle neue Anhänger*innen, planen und vernetzen sich innerhalb der Szene (Hajok & Wegmann 2016, Neumann et al. 2018).

Die nutzergenerierten Inhalte auf Social Media-Plattformen sind nah an den Rezeptionsgewohnheiten und der Lebenswelt der jungen Nutzer*innen aufbereitet. Dadurch sinkt die Hürde, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen und eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen (Manemann 2020). Zudem evozieren die für Social Media typischen Austauschformen sinkende Hemmschwellen für Grenzverletzungen aller Art und befördern seitens der Agierenden auch Radikalisierungsprozesse. Zentraler Hintergrund sind die Besonderheiten digitaler Kommunikation, die von zeitlicher, räumlicher und sozialer Entgrenzung, dem Fehlen eines direkten Gegenübers, der Kanalreduktion eines (nur) mit Text, Bild und Video Ausgetauschten und den (algorithmisierten) inhaltlichen Zuspitzungen von Filterkammern bzw. Echokammern gekennzeichnet sind. In diesem Zusammenhang kann es nicht verwundern, dass laut Verfassungsschutzbericht immer mehr minderjährige Akteur*innen bekannt werden, die innerhalb dieser Echokammern auch extremistisch und gewaltbereit auftreten (BMI 2022).

Da die Heranwachsenden ihre soziale und politische Identität gerade ausbilden, kann der Kontakt zur rechtsextremistischen Szene riskant sein und zur Desorientierung beitragen (Lehmann & Schröder 2021). Niedrigschwellig und lebensweltorientiert bietet die rechtsextremistische Szene jungen Menschen auf Social Media vermeintlich einfache Antworten auf komplizierte Fragen, was in Zeiten der Orientierungssuche eine besondere Attraktivität erhält. Die ‚einfachen‘ Strukturen und Regeln können ein Gefühl von Macht und Überlegenheit stärken (Schmitt et al. 2017, Reinemann et al. 2019, Lehmann & Schröder 2021). Dies kann den eigenen Einstieg in die rechtsextremistische Szene zu einer Zeit erleichtern, in der politische Denkstrukturen gebildet und eigene Informationszugänge etablierten werden, die bis ins Erwachsenenalter reichen (Krieg 2021).

Warum gerade TikTok?

„TikTok und Rechtsextremismus“ weiterlesen

Von Ramsau zum rechten Geschichtsrevisionismus in Deutschland

Blick auf die Gastwirtschaft Hirschkaser und das Wagendrischelhorn(?) bei Ramsau (foto: zoom)

Zuerst hatte wir uns für das Dachauer Symposium für Zeitgeschichte Rechter Geschichtsrevisionismus in Deutschland im Max Mannheimer Haus angemeldet und dann überlegt, ob wir vorher noch ein paar Tage Urlaub in den Alpen machen sollten.

Wer die letzte Woche im Blog geblättert hat, wird gemerkt haben, dass unsere Wahl auf Ramsau gefallen war. Es herrschte wunderbares Wanderwetter und mehr muss dazu auch nicht mehr gesagt werden. Nachfragen beantworte ich bei Bedarf.

Auf das Symposium in Dachau sind wir durch Zufall aufmerksam geworden, aber das Thema passt perfekt (leider) in die heutige Zeit. Mit Jens-Christian Wagner als Wissenschaftlichem Leiter (Gedenkstätte Buchenwald, vormals Gedenkstätte Bergen-Belsen) und den zahlreichen interessanten Referent*innen, von denen wir schon einige aus dem Bücherregal und andere aus den sozialen Medien kannten, konnte nicht viel schief gehen. Spoiler: tat es auch nicht.

Das Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte hat sich als Forum des wissenschaftlichen Austauschs über die Geschichte des Nationalsozialismus etabliert – in der internationalen Zeitgeschichtsforschung ebenso wie in der interessierten Öffentlichkeit. Die Stadt Dachau erwarb sich durch ihre vielfältige Auseinandersetzung mit der Geschichte des Dritten Reiches in Deutschland und darüber hinaus den Ruf eines Lern- und Erinnerungsortes; das Symposium, das sie seit 2000 in Zusammenarbeit mit dem Max Mannheimer Haus jährlich veranstaltet, trägt dazu bei. Die Tagungsbände werden in der Reihe „Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte“ veröffentlicht. Ziel der Reihe ist es, aktuelle Forschungen zur Geschichte und Nachgeschichte der NS-Zeit vorzustellen, zu diskutieren und darüber nachzudenken, wie und warum die Geschichte des Nationalsozialismus nach wie vor unsere Gegenwart berührt. Sowohl um aktuelle Bezüge geht es als auch um die Einbindung erinnerungskultureller Entwicklungen. Nicht ausschließlich Spezialisten sollen sich zusammenfinden, sondern das Symposium möchte einer breiten interessierten Öffentlichkeit ein Forum der Information und Diskussion bieten. Die Tagungsbände des Symposiums erscheinen im Verlag Wallstein (Göttingen).

http://dachauer-symposium.de/
Dieses Ankündigungsplakat hing im Max-Mannheimer Studienzentrum (foto: zoom)

An den beiden Tagen gab es dann noch einige Änderungen. Nicht alle Referent*innen konnten vor Ort sein und wurden dann jeweils live per Internet zugeschaltet. Das war zwar schade, weil es insbesondere Heike Kleffner und Natascha Strobl betraf, die wir gerne in Person gesehen hätten, aber ihre Vorträge waren dafür umso informativer.

Ankündigung des Symposiums in der Süddeutsche Zeitung, 04.10.2023:

Geschichtsrevisionismus entlarven

„Das diesjährige Dachauer Symposium widmet sich einmal mehr einem brandaktuellen Thema. Als wissenschaftlicher Leiter konnte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, gewonnen werden.“

Das reale Programm sah folgendermaßen aus:

Freitag, 13. Oktober 2023

13.00-13.15 Begrüßung

Felizitas Raith, Leiterin des Max Mannheimer Studienzentrums, Dachau

Sybille Steinbacher, Projektleiterin der Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte

13.15-13.45 Einführung

Jens-Christian Wagner (Weimar): Zwischen Schuldabwehr, Schuldumkehr und Instrumentalisierung: Rechter Geschichtsrevisionismus in Deutschland

13.45-16.00 Formen

Fabian Virchow (Düsseldorf): Corona und die Folgen: Geschichtsrevisionismus im Milieu der Pandemieleugner und -leugnerinnen

Julia Bernstein (Frankfurt am Main): Über Generationen hinweg: Jüdische Traumatradierung und ihre Thematisierung in der Mehrheitsgesellschaft (online)

Imanuel Baumann (Nürnberg): Rechtsterrorismus als gewaltförmiger Geschichtsrevisionismus: Motive und Traditionen der Zerstörung von Geschichte und Gedenken im Kontext rechter Gewalt

16.15-18.30 Felder I

Volker Weiß (Hamburg): Vom „Schuldkult“ und den „linken Nazis“: Geschichts(um)deutungen der Neuen Rechten

Markus Linden (Trier): Der Geschichtsrevisionismus der „Alternative für Deutschland“ (AfD): Akteure, Organe, Inhalte

Samstag, 14. Oktober 2023

8.30-9.50 Felder II

Justus H. Ulbricht (Dresden): Ressentiment-Maschinen oder: die Eroberung der Köpfe via Lektüre. Blicke nach Schnellroda und in andere Verlage der Neuen Rechten

Arnd Henze (Berlin): Wem gehört Bonhoeffer? Zur Vereinnahmung des kirchlichen Widerstandes durch Rechtsevangelikale (online)

9.50-11.45 Ideologie

Natascha Strobl (Wien): Identitäre Geschichtsbilder. Zwischen Reconquista und Karl dem Großen (online)

Heike Kleffner (Berlin): Zwischen Kontinuitätslinien und Aktualisierung von Feindbildern und Opfermythen: Geschichtsrevisionismus und Verschwörungsideologien (online)

Maik Tändler (Berlin): „Nationalmasochismus“. Zur alt- und neurechten Abwehr der „Vergangenheitsbewältigung“

11.50-12.30 Wie sollen die Gesellschaft und die KZ-Gedenkstätten rechtem Geschichtsrevisionismus begegnen?

Podiumsdiskussion mit Gabriele Hammermann (Dachau), Natascha Strobl, Jens-Christian Wagner, Volker Weiß und Sybille Steinbacher (Moderation)

Natascha Strobl nahm online an der abschließenden Podiumsdiskussion teil. Auf dem Podium v.l.: Volker Weiß, Gabriele Hammermann, Jens Christian Wagner, Sybille Steinbacher (foto: zoom)

Sehr ausführlich wurde die Tagung von Walter Gierlich in der Süddeutschen Zeitung besprochen:

Süddeutsche Zeitung, 15.10.2023

„Das Geschichtsbewusstsein erodiert“

„Jeden Tag gibt es durchschnittlich mindestens sieben antisemitische Straftaten in Deutschland. Beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte erforschen Experten heuer den Geschichtsrevisionismus“

Süddeutsche Zeitung, 15.10.2023

Der geistige Bürgerkrieg

„In einer Diskussion beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte streiten Historiker über den Umgang mit Nazis, die behaupten, keine zu sein.“

Fortsetzung in Form meiner eigenen Notizen und Gedanken folgt. Ich habe sie noch nicht so ordentlich sortiert wie der Autor der Süddeutschen Zeitung.





Umleitung: Israels 9/11, Söder-Merz Irrweg, Merz‘ Fremdenfeindlichkeit, Anastasia-Kult und mehr…

Stairway to… (foto: zoom)

Israels 9/11: Die jüdische Welt steht unter Schock. Nach den Massakern der Hamas wird nichts mehr so sein wie zuvor … juedischeallgemeine

Brand ohne Mauer: Der Irrweg der Söder-Merz-Union … blaetter

Friedrich Merz‘ „Zahnarzt“-Aussage: Vor lauter Faktenchecks sehen Medien die Fremden­feindlichkeit nicht … uebermedien

Arier- und Ahnenkult: Der völkisch-esoterische Anastasia-Kult dehnt sich über sogenannte Familienlandsitze oder Ahnenhöfe bundesweit aus. Der politische Hintergrund der russlandfreundlichen Landeroberer wird oft zu spät erkannt … endstationrechts

„Gefährlicher Vertrauensverlust“: Städtebündnis warnt vor wachsender Zustimmung zu Extremisten … doppelwacholder

Politisches Mikrotargeting: EU-Kommission schaltet irreführende Werbung für Chatkontrolle auf X …netzpolitik

Der Hamburger Portugiesenfriedhof: Auf Grund seiner Größe, seines Alters und der großen Zahl erhaltener Grabsteine gilt diese Begräbnisstätte als einer der weltweit bedeutendsten jüdischen Friedhöfe … friedhofsfreunde (via planethistory)

Der Veranstaltungsort als Ausstellungsstück: Bonner Bundeskunsthalle widmet sich der Postmoderne … revierpassagen

Umleitung: Meteorologen werden von Wissenschaftsleugnern angegriffen, CDU & FDP arbeiten mit AfD zusammen, Zeitgeist „Radikalisierung“, Denunziation, Antisemitismus und mehr…

Ob es ausreicht, Nazi-Sticker zu überkleben? Die vielen Tabubrüche der CDU machen mir Angst. Nazi-Denke breitet sich vermehrt in der bürgerlichen Mitte aus. Was tun? (foto: zoom)

Fernseh-Meteorologen kämpfen um die Wahrheit: Weil sie über die Zusammenhänge von Wetter und Klimakrise aufklären, sehen sie sich immer häufiger Angriffen von Wissenschaftsleugnern ausgesetzt … tagesschau

Zusammenarbeit von CDU, FDP und Nazis*: Mit den Stimmen von CDU, AfD und FDP hat der thüringische Landtag eine Steuersenkung beschlossen – und damit die rot-rot-grüne Regierung überstimmt … tagesschau

Brandmauer bröckelt in Thüringen: AfD verhilft CDU zu Steuersenkung … taz

Zeitgeist „Radikalisierung“: Wissen, Denken, Fühlen, Wut … endoplast

„Stört den Schwaan“: Musikfestival nach rechten Drohungen abgesagt … endstationrechts

Warum klingt der Familienname Blume jüdisch? Es war früh klar, dass es dem bayerischen Staatsminister und populistischen Bierzeltredner Hubert Aiwanger zunächst gelingen würde, in der Flugblatt-Affäre eine Täter-Opfer-Umkehr vorzunehmen … scilogs

Beschwerdebriefe aus Münchner Archiven: „… so muß ich hierzu leider nochmals auf den heutigen Antisemitismus hinweisen“ … hypotheses

Freitag ist wieder globaler Klimastreik – Motto: #EndFossilFuels: „Fridays For Future Dortmund“ fordert rasche Umsetzung lokaler Klimaschutzmaßnahmen … nordstadtblogger

Hochwasser (Satire): „… als linksfaschistische Scheißdreckschweine bezeichnet habe, die den Arsch offen hätten. Die Empfehlung, sich nicht mutwillig in überflutete Gebiete zu begeben, könne nur von einer grünen Verbotspartei kommen, der Aiwanger mit dem Maßkrug persönlich ihre ökoterroristischen…“ … zynaesthesie


  • Das Nazi-Netzwerk um den Faschisten Höcke hat personell und politisch maßgeblichen Einfluß auf die AfD bzw. in der AfD. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet.