Winterberg am Sonntagabend – Bunt statt Braun

Demokratie ohne Haken! Auch in Winterberg brachten die Demonstrant*innen viele selbstgestaltete Plakate und Banner mit (foto: zoom)

Pünktlich um 18 Uhr begann am Sonntagabend die Demo gegen rechts unter dem Motto Bunt statt Braun in Winterberg. Viele Teilnehmer*innen hatten sich auf dem Marktplatz an der unteren Pforte mit Lichtern und selbstgepastelten Plakaten versammelt.

Um 18 Uhr hatten sich mehrere hundert Menschen auf dem Markplatz (Untere Pforte) versammelt. (foto: zoom

Unmittelbarer Anlass für die Demonstration war die gemeinsame Abstimmung der CDU und AfD für einen Antrag von Friedrich Merz zur Verschärfung des Migrationsrechts.

Diese Abstimmung hatte am 29. Januar nach der Feierstunde des Bundestags zum achtzigsten Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau stattgefunden.

Philip Schäfer begrüßte die Protestierenden im Namen der Initiative für Vielfalt und Demokratie Winterberg und machte deutlich, dass die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD außerhalb des demokratischen Konsens der Bundesrepublik stünde.

Philip Schäfer begrüßte im Namen des Organisationsteams die Demo-Teilnehmer*innen. (foto: zoom)

Auch Winterberg wolle sich für Demokratie, Vielfalt und Offenheit einsetzen. Die Region lebe mit und von Zugezogenen und müsse sich als bekanntes, touristisches Ziel klar positionieren.

Vielfalt – eines der Schlüsselwörter des Abends (foto: zoom)

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese zitierte Artikel 1 des Grundgesetzes. Der erste Absatz laute: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. “ Dort stünde nicht „des deutschen Menschen“, sondern aller Menschen.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese stellte die Würde des Menschen in den Mittelpunkt (foto: zoom)

Dirk Wiese verurteilte den Tabubruch von Friedrich Merz, jenseits der demokratischen Parteien eine Mehrheit zu suchen. Dies sei selbst von der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel kurz und präzise kritisiert worden sei.

Die AfD habe nach der Abstimmung gelacht und gejubelt.

Die laut Verfassungsschutz in Teilen gesichert rechtsextreme AfD war nicht willkommen (foto: zoom)

Der bekannte Winterberger Chirurg und langjährige Chefarzt Dr. Michael Schwenen ließ sein berufliches Leben vorüberziehen. Dieses sei geprägt worden durch die Zusammenarbeit mit Ärzt*innen aus vielen Kontinenten und Nationen. Gleich zu Beginn seiner Laufbahn habe er von einem afghanischen Oberarzt viele Kniffe und Tricks gelernt. Anfang der 80er Jahre lernte er als Arzt im Sudan das Elend des Krieges kennen.

Als Chefarzt in Winterberg habe er Mediziner*innen aus einer Vielzahl von Ländern ausgebildet.

„Migration ist notwendig“, so Dr. Schwenen. „Ich trete ein für Menschenrechte, nicht für rechte Menschen.“ Im Februar könne man keinen Merz wählen.

„Migration ist notwendig!“ Dr. Michael Schwenen, 17 Jahre lang Chefarzt der Winterberger Chirurgie hat mit Kolleg*innen aus vielen Ländern und Kontinenten zusammengearbeitet. (foto: zoom)

Indra Peters („Für immer Frühling“) und Raphael Red („Deine Schuld“) lockerten mit Gesang und Gitarre die Kundgebung auf. Ihre Musik und Texte verbreiteten, Zuversicht, Mut und Hoffnung.

Mit einer wunderbaren Stimme und Träumen von einer guten Zukunft begleitete Indra Peters das Programm. (foto: zoom)

Die grüne Direktkandidatin Sandra Stein (Sundern-Hagen) erinnerte daran, wie sie vor einem Jahr in Meschede mit 100en und später in ganz Deutschland mit 100.000en gegen die sogenannten Remigrationspläne (Potsdamer Treffen) der AfD demonstriert habe. „Wir haben unsere Ziele nicht erreicht“, dämpfte sie den Optimismus der vielen Menschen auf dem Marktplatz. Der Hass sei nicht weniger geworden, Bekannte hegten Exit-Pläne. Die AfD, eine in Teilen gesichert rechtsextreme Partei, stünde in den Meinungsumfragen bei 20%. Die Abstimmung mit der AfD habe sie erschüttert.

„Wir wollen ein Land in dem sich alle Menschen sicher fühlen können.“ Sandra Stein, Direktkandidatin der Grünen. (foto:zoom)

Hass könne aber auch unversöhnlicher machen: „Die Gräben sind tiefer geworden“. Sandra Stein fragte: „Wie können wir wieder zusammen kommen?“ und antwortete, dass dies nur aus der demokratischen Mitte heraus gelingen könne.

Raphael Red singt einen Song der Ärzte: Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt (foto: zoom)

Lara Kuse ist aus Berlin ins Sauerland zurückgekehrt und kandidiert für die Linke. Das Sauerland hat sie überrascht, es sei offener als sie gedacht habe. Über das Projekt Leuchtturm ihrer Mutter habe sie sehr schnell viele Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen mit ihren Bedürfnissen, Hoffnungen und Ängsten kennengelernt.

Sie warnt: „Es gibt Personen, die diese Vielfalt zerstören wollen. Weidel, Höcke – was erdreistet ihr euch?“

In den anderen Parteien gebe es leider einen Wettkampf um rechte Positionen. Aber, so warnt sie: „Es werden immer die Rechten sein, die gewinnen.“

Ihre Hoffnung ist, dass die Brandmauer hält: „Wir sind mehr!“

Lara Kuse, Direktkandidatin der Linken: „Es gibt Personen, die unsere Vielfalt zerstören wollen. Weidel, Höcke – was erdreistet ihr euch?“ (foto: zoom)

Als letzter Redner schildert Norbert Möllers eine wahre Geschichte, ein Märchen, das man zu Weihnachten, aber auch zu allen anderen Gelegenheiten erzählen könne.

Es ist die Geschichte von Toni, der als Flüchtling aus Eritrea nach Deutschland und dann weiter nach Winterberg gekommen sei. Kein Wort Deutsch hätte er gesprochen, aber viele Menschen hätten ihn aufgefangen, ihm geholfen. Die Firma Lange aus Züschen kümmerte sich um die Ausbildung. Eine gelungene Integration sei das Werk vieler Menschen, so Norbert Möllers und sagt: „Heute ist Toni einer von uns!“

„Heute ist Toni einer von uns.“ Norbert Möllers, Arzt im Ruhestand, erzählt die Geschichte einer Flucht und einer gelungenen Integration. (foto: zoom)

Am Ende der Kundgebung sangen alle gemeinsam mit Indra Peters und Raphael Red das erstaunlich aktuelle Lied von John Lennon: Imagine – Stell‘ dir vor, wie alle Menschen in Frieden miteinander leben…

Um 19 Uhr endete die Kundgebung.

Zum Schluss sangen alle gemeinsam das bekannte Lied von John Lennon: Imagine, die große Sehnsucht nach Frieden und Gemeinsamkeit (foto: zoom)

[…]

Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace, you

You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one

[…]

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