Sauerländer Bürgerliste: Grundsätzliches zu Energie und Klima – Klimaschutz fängt auf kommunaler Ebene an.

Windräder
Richtung Krämerhöhe, Blick nach links: Windräder (archiv: zoom)

Auch im Sauerland wird in den letzten Wochen intensiv darüber diskutiert, welche Ursachen es für den Klimawandel gibt und was die richtigen Schritte zum besseren Klimaschutz sind, insbesondere aus kommunaler Sicht.

(Dieser Artikel der SBL ist heute in ähnlicher Form zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Daher hier der Versuch, die seit 2006 bestehende Position der SBL in 22 Thesen darzustellen:

  1. Der Klimawandel ist deutlich spürbar, und zeigt sich u.a. an der permanenten und progressiven Erderwärmung.
  2. Die Wärme auf der Erde resultiert vor allem aus der Sonneneinstrahlung, aber durch den Zustand unserer Atmosphäre entscheidet sich, in welchem Umfang auf der Erde ein Treibhauseffekt entsteht.
  3. Die Treibhausgase in unserer Atmosphäre haben deutlich zugenommen.
  4. Dafür sind vor allem wir Menschen verantwortlich.
  5. Eine große Rolle bei den Treibhausgasen spielt CO2.
  6. Daher ist eine Reduzierung der Treibhausgase und insbesondere von CO2 für den Klimaschutz unbedingt erforderlich.
  7.  Ohne marktregulierende Maßnahmen (wie z.B. CO2-Steuer) wird diese Reduzierung nicht gelingen.
  8.  Für einkommensschwache Haushalte ist ein pauschaler Ausgleich der aus der CO2-Abgabe entstehenden Mehrbelastungen durch ein Energiegeld o.ä. sinnvoll.
  9.  Drei wichtige Bereiche für die CO2-Einsparung und damit für den Klimaschutz sind Verkehr, Heizung und die Erzeugung von elektrischer Energie.
  10.  Die Verwendung von Kohle in jeder Form als Energieträger ist weder nachhaltig noch emissionsarm.
  11.  Atomkraft wäre ein geeigneter Energieträger (da sie relativ “sauber” ist), wenn nicht der Betrieb von AKW hohe Risiken enthielte und wenn abgebrannte Brennstäbe endgültig und sicher gelagert werden könnten. Beides wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern. Daher scheiden AKWs aus.
  12.  Neue Energieträger wie z.B. Wasserstoff werden mindestens bis 2050 keinen wesentlichen Beitrag zur Energieerzeugung leisten können.
  13.  Regenerative Energien wie Wasserkraft und Windkraft sind für eine Energiewende unverzichtbar.
  14.  Gerade im Sauerland bestehen aufgrund der topographischen Verhältnisse und der geringen Siedlungsdichte sehr gute Voraussetzungen für die Nutzung von Wind- und Wasserkraft.
  15.  Kein Verfahren zur Energieerzeugung ist ohne Nachteile.
  16.  Gerade für Windenergieanlagen (WEA) ist es daher richtig, in jedem Einzelfall auf die jeweiligen Standortbedingungen zu achten, diese sorgfältig zu prüfen und WEA nicht überall zu errichten.
  17.  Für das Ergebnis der Abwägung bei jeder einzelnen WEA gibt es Spielraum, je nach Setzung der Schwerpunkte. Dies darf aber nicht zu einer fast generellen Ablehnung des Baus von WEA führen.
  18.  Außer der AfD unterstützen in Deutschland mittlerweile alle Parteien die Nutzung von Windkraft für die Stromerzeugung.
  19.  Auch der Anteil der “Klimawandelleugner” ist außerhalb der AfD sehr gering.
  20.  Für die Verkehrswende ist eine stärkere Nutzung des ÖPV unabdingbar; dafür müssen a) eine Ausweitung der Angebote, b) eine Verbesserung der Qualität und c) Fahrpreissenkungen erfolgen.
  21.  E-Mobilität bietet sich vor allem für Kurzstrecken und innerhalb der Städte an.
  22.  Klimaschutz fängt auf kommunaler Ebene an. Wir müssen alle unseren Beitrag leisten, ohne dass jede(r) in allen Bereichen perfekt sein kann.

Verkehrswende auch im HSK?

Bahnlinie RE 57 zwischen Winterberg und Bestwig/Dortmund (archivfoto: zoom)

Zu sechs Themenbereichen hatte die SBL/FW-Kreistagsfraktion Anträge für die Haushaltsberatung am vergangenen Freitag (20. Dezember, ab 14 Uhr im Kreishaus in Meschede) im Kreistag eingebracht. Eines der Themen war die Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV (Bahn und Bus) im HSK.

(Der Artikel ist in ähnlicher Form auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Hier der komplette Antrag:

“Anträge für TOP 7 ff. der Sitzung des Kreistags am 20.12.2019
Thema: Verkehrswende

Sehr geehrter Herr Landrat,
unsere Fraktion stellt für die Haushaltsberatungen die folgenden 6 Anträge:

1. An den Bahnhöfen bzw. Bahn-Haltepunkten Neheim-Hüsten, Arnsberg, Freienohl, Meschede, Bestwig, Olsberg, Brilon-Wald, Marsberg, Winterberg und Brilon-Stadt werden von den Bushaltestellen aus sichtbare Anzeigen eingerichtet und instand gehalten, die die Anzahl der Minuten bis zur Ankunft des nächsten Zuges aus den einzelnen Fahrtrichtungen anzeigen.

2. An allen Umstiegshaltestellen im Kreisgebiet (z.B. Arnsberg Neumarkt) werden Dynamische Fahrgastinformationssysteme eingerichtet, mit Anzeige aller tatsächlichen Abfahrten in der nächsten Stunde.

3. Die Zuordnung der Fahrpreisstufen nach dem “RLG-Tarif” wird so überarbeitet, dass für Fahrten im und aus dem Gebiet des HSK dieselben Fahrpreise zu zahlen sind wie im Kreis Soest.

4. Fahrräder können bei Fahrten im, aus dem und ins Kreisgebiet kostenlos mitgenommen werden (wie z.B. bereits in Hessen und Thüringen).

5. An jedem ersten Samstag im Monat kann der ÖPNV im Kreisgebiet ohne Fahrschein genutzt werden.

6. Die Kreisverwaltung wird beauftragt, ein neues Konzept für die Durchführung von Dienstreisen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erstellen, in dem vermehrt die Deutsche Bahn genutzt wird.

Begründung und Erläuterung:

Ein wesentlicher Faktor für Umweltschäden ist der derzeitige Modal Split. Im Gebiet des HSK haben Kfz einen besonders hohen Anteil an der Verteilung der Transportleistungen. Die Nutzung von Kfz wird im ländlichen Raum auch in Zukunft ein wichtiger Faktor für die Mobilität sein. Aber auch im HSK könnte der Anteil des ÖPNV erhöht werden.

zu 1./2.
Ein wesentliches Kriterium für die Nutzung des ÖPNV ist die Qualität des Angebots, insbesondere auch das Erreichen von Anschlüssen. Derzeit kommt es vor, dass ein nur im 1- oder 2-Stunden-Takt verkehrender Bus wenige Sekunden vor Ankunft eines Zuges abfährt. Dies führt für die Fahrgäste zu sehr negativen Erlebnissen. Durch bessere Information für Fahrgäste und Busfahrer*innen über die anstehenden Ankunfts- und Abfahrtszeiten ließe sich die Qualität des ÖPNV deutlich verbessern.

zu 3.
Die Fahrpreise im HSK sind außergewöhnlich hoch.
Einige Beispiele für Verbindungen zwischen Bahnhöfen:

Preisstufe 2M (4,10 Euro für < 10 km)
Brilon-Stadt – Brilon-Wald
Brilon-Wald – Messinghausen

Preisstufe 3M (5,60 Euro für ca. 10 km)
Brilon-Wald – Willingen
Arnsberg – Freienohl
Bigge – Siedlinghausen
Meschede – Oeventrop

Preisstufe 4M (7,70 Euro für ca. 20 km)
Bigge – Winterberg
Oeventrop – Bestwig

Im Nachbarkreis Soest wird für gleich lange Entfernungen häufig eine Preisstufe niedriger als im HSK berechnet (z.B. Soest – Werl: Preisstufe 2M). Dies sollte auf das Niveau des Kreises Soest angepasst werden.

zu 4.
Die Kombination von Bahn und Fahrrad erhöht gerade in ländlichen Regionen die Nutzungsmöglichkeiten für Bahnfahrten erheblich.

zu 5.
Ein solches Angebot an einem Wochenend-Tag pro Monat soll für die Nutzung des ÖPNV werben. Auch der Rat der Stadt Paderborn hat am 17.12.2019 einen solchen Beschluss gefasst. Die Stadt Hamm hat ein noch umfangreicheres ticketloses ÖPNV-Angebot beschlossen.

zu 6.
Die Kreisverwaltung sollte bei der Nutzung des ÖPNV mit gutem Beispiel voran gehen. Für zahlreiche Fahrten ist nach wie vor nur die Nutzung eines Pkw sinnvoll. Vor allem für Reisen in andere Städte mit Bahnhof sollte jedoch bevorzugt die Bahn genutzt werden.”

 

Pausenbild: und immer noch nicht weihnachtlich …

Ein Schnappschuss im Winterberger Kurpark: eine Gaststätte, kein Getränk (foto: zoom)

Die Wintersonnenwende findet gefühlt mehrere Wochen von Dezember bis Januar statt; offiziell morgen, am 22. Dezember um 05:19 MEZ.

Am 9. Dezember war die Tageslänge in Winterberg unter 8 Stunden gerutscht, am 4. Januar wird sie erstmals wieder die 9 Stunden erreichen. Am Donnerstag zeigte das Thermometer in der Ruhraue 14°C, unter dem Wintermantel lief mir der Schweiß den Rücken hinunter.

Vorgestern in der Ruhraue: es war schweißtreibend warm. (foto: zoom)

Ich erinnere mich an viele grüne Weihnachten. Das Sauerländer Hitze-Wetter allein ist also noch kein Zeichen für die Klimakrise.

Doch.

Die Polkappen schmelzen, Inseln versinken im Meer, Australien wird von einer Hitzewelle gebeutelt, Dürre- und Starkregenereignisse nehmen zu.

In Winterberg wird das Skigebiet weiter ausgebaut. Das Grundwasser wird weniger, die Schadstoffbelastung steigt. Dürre, Borkenkäfer. Die Fichten sterben.

Während sich am Horizont die Katastrophe abzeichnet, wird der Ski-Zirkus weitergehen. Schneekanonen garantieren bei Minusgraden den Kunstschnee. Skitouristen werden ihre Pisten- und Après-Ski-Partys auf Pistenraupen-gepressten Schneedecken feiern.

Zur Dramatik der Klimakrise siehe u.a. hier:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klima-die-menschheit-verliert-die-kontrolle-ueber-den-zustand-der-erde-a-1284286.html

Aus welchem Grund sollten die Winterberger Skibarone irgendetwas ändern wollen, solange die Profite aus dem Skitourismus stimmen?

„Immer lustig und vergnügt
bis der Arsch im Sarge liegt“,

singt Udo Lindenberg im Grande Finale.

Warum sollten die Gewinner von heute an morgen denken?

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=fGsGOFGBlgE

 

Wenn dereinst die rostigen Bügel an den verlassenen Skiliften baumeln, werden sich die Winterberger „Vernunftwende“-Enthusiasten freuen, dass sie im hohen Hochsauerland jedes einzelne Windrad verhindert haben.

Disclaimer: keine Angst, es wird dieses Jahr noch schneien!

Examen 2019: Die Rückkehr der Wisente

Bild auf der Examen 2019 in Kassel (foto: zoom)

Auf der „Examen 2019“ haben vom 12. bis zum 15. Dezember Absolvent*innen und Meisterschüler*innen der Kunsthochschule Kassel ihre Abschlussarbeiten und Projekte ausgestellt.

Zufällig war ich dort, und zufällig habe ich das Bild von Theresa Grysczok(?) auf dem Boden gesehen. Ja, es gehe um die Wisente in Bad Berleburg, bemerkte Samson Kirschning (Freiluft-Experiment Untere Königsstraße), der uns durch den ersten Teil der Ausstellung führte.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr das Bild betrachtet; bei mir löst es eine verstörende Leichtigkeit aus. Es gab in letzter Zeit Unfälle am Albrechtsplatz – Auto vs. Wisent – Aufregung und Rufe, das Wisent-Experiment zu beenden.

Einige Freund*innen haben ihre Begegnungen mit den Tieren fotografiert. Sie waren langsam genug unterwegs, und ihre Aufnahmen sind beeindruckend.

Das Wisent auf dem Bild trottet unbeeindruckt weiter und weiter … in eine(r) Welt, die so im Wittgensteiner- und Sauerland nicht existiert.

Auf dem Weg nach Altastenberg: Der neue Ski-Tunnel – The Show Must Go On

Der neue Auto- / Fußgängertunnel ermöglicht es den Skifahrer*innen, die Straße zu überqueren. (foto: zoom)

Am Ende unseres heutigen Wandertages haben wir uns kurz vor Sonnenuntergang die neue Ski-Überquerung zwischen Bremberg und Kahlem Asten angeschaut.

Gut, dass Winterberg keine Windkraftanlagen hat, sondern lediglich diese niedlichen Umgestaltungen im Skigebiet. Windräder sind hässlich, Wellblechtunnel eine Zierde.

Gut, dass Winterberg nicht vom Klimawandel betroffen ist, sondern lediglich der Rest der Welt.

Blickrichtung über den Tunnel. Hier überqueren die Skifahrer*innen die Straße. (foto: zoom)

Ich weiß nicht, ob ich lang genug leben werde, um das Skigebiet Winterberg in Schlamm und Rost versinken zu sehen. Die Skiliftbesitzer wird es nicht interessieren, denn sie werden ihre Gewinne gestern, heute und morgen gemacht haben, bevor die rostigen Kabel über den insolventen Anlagen baumeln.

Andere Skigebiete hat dieses Schicksal schon längst ereilt:
https://www.theguardian.com/environment/2019/dec/09/seduced-abandoned-tourism-and-climate-change-the-alps

Mit Volldampf in den Tunnel (foto: zoom)

Klimawandel? Winterberg? Niemals!

The Show Must Go On:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=t99KH0TR-J4

Winterberg – Elkeringhausen – Winterberg : ein Spaziergang in Matsch und Schnee

Die Kapelle des Bildungs- und Exerzitienhauses St. Bonifatius in Elkeringhausen (foto: zoom)

Heute Morgen rüttelte der Sturm an unseren Rolläden. Ich befürchtete, dass die Sonntagswanderung mit Freunden wegen Schiet-Wetter ausfallen müsste.

Nach dem Frühstück schien die Sonne und die Wanderung nach Elkeringhausen und zurück war zwar schneematschig, aber entspannend.

Der Regen hatte aufgehört, die Sonne durchbrach die grauen Winterwolken. Wer den Matsch nicht mag, sollte nicht im Hochsauerland wohnen und wandern.

Spaziergänge und Wanderungen sind eine völlig unterschätzte Form der Kommunikation mit Freund, Feind und Familie.

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber alles Bittere und Böse, das eine Tischgesellschaft spalten und erstarren lassen kann, versendet sich bei der gemeinsamen Bewegung zu Fuß.

Hinunter ins Orketal nach Elkeringhausen, dann über das katholische Bildungszentrum St. Bonifatius und den Kurweg durchs Helletal hinauf und zurück nach Winterberg.

Die Kirche taucht auf. Am Ende des Helletals im Winterberger Kurpark (foto: zoom)

Was wir besprochen haben, bleibt unter uns, wird sich aber irgendwo und irgendwann als Idee oder Gedanke in diesem Blog wiederfinden.

So ist das mit Gesprächen zwischen Winterberg und Elkeringhausen.

Zum Schluss habe ich dann noch eine Werbeinstallation für Winterberg fotografiert. Die zweieinhalb Stunden waren abgewandert, die Schuhe nass und wir waren hungrig.

Skulpturwerbung für Winterberg (foto: zoom)

Sentenz: Lasst uns über das gemeinsame Spazierengehen reden.

Klimakrise: Die Atomlobby wittert Morgenluft

Ach, waren das herrliche Zeiten. Tolle Reisen, prima Atomkraftwerke und böse Windräder (Archiv, Ausriss WP 2004: zoom)

Wer sich aufmerksam lesend in den sozialen Netzwerken bewegt, aber auch wer meinungsbildende Zeitungen wie den Spiegel oder die Zeit (Papier oder digital)  konsumiert, nimmt den „anschwellenden Bocksgesang“ der Atomlobby wahr.

Gegner*innen der regenerativen Energien haben lange Zeit den Klimawandel mit Unterstützung unwissenschaftlicher Lobbyorganisationen  und Vereine wie EIKE und Vernunftkraft schlichtweg geleugnet.

Seit klar wird – nicht zuletzt durch das Insistieren der jungen Klimabewegung auf Wissenschaft und Fakten – , dass der Klimawandel eine Tatsache ist, gewinnt eine neue alte Lobbyorganisation verstärkt in den Medien auf – die Atomlobby.

Ihre Argumentation im Kern: ok, Klimawandel gibt es, aber Windräder und andere erneuerbare Energieanlagen sind Mist [Platzhalter für alles]. Einzig Atomkraftwerke seien stabile und CO2-freie Energielieferanten.

Mit dieser Linie können die Gegner der Windenergieanlagen weiter gegen die „Verspargelung der Landschaft“ anrennen.

In einem Spendenaufruf von „ausgestrahlt“ wird die Situation folgendermaßen beschrieben:

„Die öffentliche Debatte um die Atomenergie nimmt gefährliche Formen an. Eine Gruppe von Atom-Fans, meist Beschäftigte aus der Atombranche, hat sich im Verein „Nuklearia“ zusammengeschlossen und streitet mit Vehemenz für eine Neubewertung der Atomkraft in Zeiten des Klimawandels. Sie bedienen sich dabei der Mär vom neuen Reaktor, der angeblich sicher sei und angeblich allen Atommüll verbrenne. Den gibt es zwar nicht, wie ja im aktuellen .ausgestrahlt-Magazin nachzulesen ist. Aber das stört Nuklearia nicht.

Ein Problem: Diese falsche aber einfache Geschichte sorgt sowohl in der Klimadebatte als auch in der Atommüll-Debatte für Verwirrung: Könnten neue sichere AKW das Klima retten? Könnten neue Reaktoren ein tiefengeologisches Atommüll-Lager überflüssig machen? Gerade bei manchen jungen Leuten kommen diese Märchen erschreckend gut an.

Ein weiteres Problem: Die Medien lieben Menschen, die gegen den Mainstream argumentieren. Und da in Deutschland derzeit der Atomausstieg noch (!) Mainstream ist, räumen sie denjenigen viel Platz ein, die es anders sehen und das Blaue vom Himmel versprechen. Nuklearia-Vertreter*innen bekamen etwa ein großes Interview auf „Spiegel Online“ oder einen ganzseitigen Gastbeitrag in der „Zeit“.

Ein drittes Problem: Die Mitglieder von Nuklearia, zum Teil Ingenieur*innen oder Naturwissenschaftler*innen, sind extrem aktiv in den sozialen Medien (Facebook, Twitter, YouTube), in den Kommentar-Funktionen unter Artikeln von Online-Medien und auf den Leser*innenbrief-Seiten der Zeitungen. Ihre von Halbwahrheiten dominierte technische Argumentation ist für Laien schwer zu durchschauen oder gar zu widerlegen.“

Ein Redakteur der Deister-Weser-Zeitung (Dewezet), Regionalzeitung um das AKW Grohnde, habe Gespräche mit Menschen geführt, die in den Kommentaren unter seinen Online-Artikeln Pro oder Contra Atom argumentiert haben.

Zitat:

„Einer, der sich ebenfalls kräftig zu Wort meldete: Rainer Reelfs. Kaum einer weiß, dass er stellvertretender Vorsitzender des Vereins Nuklearia ist, der kräftig für die Kernenergie wirbt. Inzwischen dauert es manchmal nur wenige Minuten, bis der Diplom-Ingenieur als einer der ersten die Debatten nach Veröffentlichung eines Dewezet-Beitrages zum AKW auf Facebook eröffnet. (…)

Der Nuklearia-Sprecher sieht sich in seinem Ziel bestätigt. Das Thema Kernenergie ‚kommt aus der Tabuzone heraus‘, beobachtet er selbst die Tendenz, dass sich die Einstellung zu der umstrittenen Technik wieder wandelt. ‚Ich habe das Gefühl, dass wir die Faktenhoheit zurückgewinnen.‘ (…) Ohne es empirisch zu belegen, zeichnet die Entwicklung auf, dass die Befürworter zeitweise die Oberhand gewinnen. (…)

Einer, der im Frühjahr die Stimme gegen das AKW erhob, war Marcel M. – 30 Kommentare überwiegend von Befürwortern folgten. Selbst wenn er ebenfalls versucht, mit fundierten Erkenntnissen aus der Wissenschaft zu argumentieren: Marcel M. stand auf verlorenem Posten. (…) ‚Es ist aber sehr anstrengend, zeit- und nervraubend‘, meint Marcel M. über die Debatten. (…)

Reelfs unterscheidet zwischen drei Gruppen, wie er sagt. Die ‚Hardcore-Gegner‘, die für keine Argumente empfänglich seien, die zunehmende Zahl derer, die der Kernkraft positiv gegenüberstünde, und ‚die große Masse, die keine klare Meinung hat, sich aber oft von Medienberichten leiten lässt.‘ Die Unschlüssigen will Reelfs erreichen, wie er sagt. ‚Und ich habe das Gefühl, dass sich die Stimmung dreht.‘“

Auch auf Twitter witterten Atomenergiebefürworter Morgenluft. „ausgestrahlt“ zitiert:

„Für die meisten Antis ist der Drops mit den AKW gelutscht, und nicht wir sind stärker, sondern die älter & lahmer geworden.“

Leider sei diese Einschätzung nicht ganz von der Hand zu weisen: „Einige atomkritische Menschen denken ja wirklich, der Atomausstieg sei unumkehrbar. Sie kümmern sich inzwischen nicht mehr groß um die Atom-Debatte, sondern engagieren sich in anderen (nicht weniger wichtigen) Politikbereichen.“

Was bedeutet das für die Alt und müde gewordenen AKW-Gegner*innen und die anderen jungen und älteren Streiter*innen gegen die Klimakrise?

Ganz einfach – das gleiche, was wir beim Thema „Klimawandel“ gemacht haben: Fragen stellen, sich informieren, Antworten finden, sich informieren, sich informieren …

Ein guter Einstieg kann die Website „ausgestrahlt“ sein.

Guckt mal!

Sie wissen es schon lange. Die Zeitleiste der Klimaleugner.

Raffinerie
Raffinerie in Louisiana 1994 (foto: zoom)

Vergangenen Monat erschien im britischen Guardian eine Zeitleiste der Klimakrise von Jonathan Watts. Sie zeigt im Detail, dass Öl- und Gasindustrie sowie die Politik seit 50 Jahren die Risiken der Nutzung fossiler Brennstoffe kennen und wie und wann sie die Öffentlichkeit hintergangen haben.

1959 Der Physiker Edward Teller informiert das Amerikanische Erdöl Institut (API), dass ein 10%er Anstieg von CO2 in der Atmosphäre die Polkappen abschmelzen werde. „Ich denke, dass diese chemische Verschmutzung viel bedrohlicher ist, als die meisten Leute glauben wollen,“ zitiert der Guardian den Naturwissenschaftler.

1965 Das Wissenschaftliche Beratungskomitee des US-Präsidenten Lyndon B. Johnson schreibt, dass die Luftverschmutzung in großem Maßstab den Anteil von Kohlenstoffdioxid in der Luft verändert habe. Dies könnte schädliche Folgen für die Menschen haben. Der Vorsitzende der API warnt die Industrie: Die Zeit wird knapp.

1970 Shell und BP finanzieren wissenschaftliche Forschung in Großbritannien, um die Klimaauswirkungen von Treibhausgasen zu untersuchen.

1977 In einem kürzlich begonnen gerichtlichen Verfahren wird behauptet, Wissenschaftler von Exxon hätten 1977 das Management informiert, dass es einen überwältigenden Konsens gebe, dass fossile Energieträger verantwortlich für den Anstieg von CO2 in der Atmosphäre seien.

1981 Ein internes Memorandum von Exxon warnt, dass es eindeutig möglich sei, dass CO2 Freisetzungen, die aus dem 50-Jahres Plan der Firma resultieren, später katastrophale Auswirkungen haben werden (zumindest für einen erheblichen Teil der Erdbevölkerung).

1988 NASA-Wissenschaftler James Hansen sagt vor dem Senat aus, dass der Treibhauseffekt festgestellt wurde und dass er bereits feststellbar das Klima verändere. US-Präsidentschaftskandidat George Bush Sr verspricht während seines Wahlkampfes, er als Präsident werde etwas gegen den Treibhauseffekt unternehmen: As a president, I intend to do something about it.

1988 Ein vertraulicher Bericht für Shells Environmental Conversation Committee kommt zu dem Ergebnis, dass CO2 die Temperaturen in den kommenden 40 Jahren um 1°C oder 2°C ansteigen lassen könnte. Die daraus resultierenden Veränderungen wären möglicherweise die größten in der bisher dokumentierten Geschichte und ein schnelles Handeln der Energie-Industrie sei nötig.

1989 In den USA wird die Global Climate Coalition (GCC) als Lobbygruppe der Industrie gegründet, welche wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel in Frage stellt und Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen verhindert. Exxon, Shell und BP treten 1993-94 bei.

1990 Exxon finanziert die beiden Wissenschaftler Dr. Fred Seitz und Dr. Fred Singer, welche den Konsens über den Klimawandel in der Wissenschaft in Frage stellen. Beide haben vorher für die Tabakindustrie gearbeitet und die gesundheitlichen Schäden des Rauchens in Frage gestellt.

1991 Shells Werbefilm „Climate of Concern“ gibt zu, dass Veränderungen schneller als zu jedem anderen Zeitpunkt seit der letzten Eiszeit möglich seien und dass sich diese Veränderungen schneller vollziehen als sich Lebewesen unbeschadet anpassen können.

1992 UN-Weltklimakonferenz in Rio: das erste Abkommen über Emissionen von Treibhausgasen und das Verhindern gefährlichen menschlichen Eingreifens in das Klima wird verabschiedet. US-Präsidente George Bush verspricht, dass die USA vorhaben, hervorragender Weltführer in der Verteidigung der globalen Umwelt zu werden.

1997 Zwei Monate vor der Weltklimakonferenz in Kyoto:
Mobil (später Fusion mit Exxon) schaltet eine Anzeige in der New York Times in der es heißt: Die Klimawissenschaft ist zu ungenau, um Beschlüsse zu fasse, die die Wirtschaft ins Chaos stürzen können.

1998 Nach intensiver Opposition von Ölgesellschaften und der GCC, weigern sich die USA, das Abkommen von Kyoto zu ratifizieren.

2009 US Senator Jim Inhofe, zu dessen größten Geldgebern die Öl- und Gasindustrie gehören, führt eine Desinformationskampagne gegen Wissenschaftler am Eröffnungstag der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen an. Die Konferenz endet ohne gemeinsame Beschlüsse.

2014 Eine Studie von Richard Heede enthüllt, dass 90 Firmen für den Ausstoß von zwei Drittel des CO2 , welches seit dem Beginn der Industriellen Revolution in der Mitte des 18. Jahrhunderts in die Atmosphäre gelangt ist, verantwortlich sind.

2016 Die Amerikanische Ölindustrie (API) entfernt die Behauptung, der menschlicher Einfluss auf den Klimawandel sei ungewiss, von ihrer Website.

2017 Exxon, Chevron und BP spenden jeweils $500.000 für die Amtseinführung des US-Präsidenten Donald Trump.

2019 Mohammed Barkindo, Generalsekretär der OPEC, die Saudi Arabien, Kuweit, Algerien, Iran und zahlreiche andere Ölstaaten repräsentiert, ist der Meinung, dass Klima Aktivisten die größte Bedrohung der Industrie seien und behauptet, sie würden die Öffentlichkeit mit unwissenschaftlichen Warnungen über die Erderwärmung in die Irre führen.

Am Freitag um 11 Uhr zur Klimademo in Olsberg!

Diese Information habe ich vor ein paar Tagen erhalten …

Am kommenden Freitag soll in Olsberg eine Klima-Demonstration unter dem Motto „There is no Planet B“  stattfinden.

Es wäre gut, wenn sich trotz Ferien ein paar Menschen der Initiative von Tilo Kruse anschließen würden und dem Hass und der Häme in den Leserbriefspalten der Lokalpresse etwas entgegensetzten.

Florian Freistetter hat vor zwei Tagen einen unaufgeregten Artikel in den Scienceblogs geschrieben. Dort setzt er sich mit den „neuen Klimawandel-Mythen“ auseinander.

Lest das mal und geht am Freitag um 11 Uhr zur Schützenhalle Bigge.

 

Ein langer, langer Sommer … und der Wintersport?

Der Sommer dauert in den milden Herbst. (foto: zoom)

Der Sommer zieht sich in den Herbst. Heute herrschten selbst im Hochsauerland Temperaturen um 20°C.

Gestern bin ich leicht bekleidet in der Karlsaue (Kassel) spazieren gegangen. Welch ein Abend! Danach zum Döner. Etwas Vegetarisches und Sis Kebab, draußen sitzen im Oktober.

Hieß es nicht einmal, dass der Sommer mit der Winterberger Kirmes Mitte August beendet sei?

Die Zeit ist aus den Fugen.

Uhr im Kirchturm von Zierenberg. (foto: zoom)

Ich genieße jeden Tag, den ich im milden Spätherbst verbringen kann, aber irgendwie beunruhigt mich das Klima.

Tief im Inneren glaube ich, dass die Zeit des Wintersports im Hochsauerland abgelaufen ist. Wofür noch die Investitionen, wenn es keinen Ausweg zu geben scheint?

Was aber ist die Alternative für Winterberg? Die Skiliftbesitzer werden noch für ein paar Jahre Gewinne machen. Solange wird sich auch in Winterberg nichts ändern.

Warum sollte sich etwas ändern?

Heute zurück im Sauerland: ein sommerlicher Frühherbst, 20°c.