Sie wissen es schon lange. Die Zeitleiste der Klimaleugner.

Raffinerie
Raffinerie in Louisiana 1994 (foto: zoom)

Vergangenen Monat erschien im britischen Guardian eine Zeitleiste der Klimakrise von Jonathan Watts. Sie zeigt im Detail, dass Öl- und Gasindustrie sowie die Politik seit 50 Jahren die Risiken der Nutzung fossiler Brennstoffe kennen und wie und wann sie die Öffentlichkeit hintergangen haben.

1959 Der Physiker Edward Teller informiert das Amerikanische Erdöl Institut (API), dass ein 10%er Anstieg von CO2 in der Atmosphäre die Polkappen abschmelzen werde. „Ich denke, dass diese chemische Verschmutzung viel bedrohlicher ist, als die meisten Leute glauben wollen,“ zitiert der Guardian den Naturwissenschaftler.

1965 Das Wissenschaftliche Beratungskomitee des US-Präsidenten Lyndon B. Johnson schreibt, dass die Luftverschmutzung in großem Maßstab den Anteil von Kohlenstoffdioxid in der Luft verändert habe. Dies könnte schädliche Folgen für die Menschen haben. Der Vorsitzende der API warnt die Industrie: Die Zeit wird knapp.

1970 Shell und BP finanzieren wissenschaftliche Forschung in Großbritannien, um die Klimaauswirkungen von Treibhausgasen zu untersuchen.

1977 In einem kürzlich begonnen gerichtlichen Verfahren wird behauptet, Wissenschaftler von Exxon hätten 1977 das Management informiert, dass es einen überwältigenden Konsens gebe, dass fossile Energieträger verantwortlich für den Anstieg von CO2 in der Atmosphäre seien.

1981 Ein internes Memorandum von Exxon warnt, dass es eindeutig möglich sei, dass CO2 Freisetzungen, die aus dem 50-Jahres Plan der Firma resultieren, später katastrophale Auswirkungen haben werden (zumindest für einen erheblichen Teil der Erdbevölkerung).

1988 NASA-Wissenschaftler James Hansen sagt vor dem Senat aus, dass der Treibhauseffekt festgestellt wurde und dass er bereits feststellbar das Klima verändere. US-Präsidentschaftskandidat George Bush Sr verspricht während seines Wahlkampfes, er als Präsident werde etwas gegen den Treibhauseffekt unternehmen: As a president, I intend to do something about it.

1988 Ein vertraulicher Bericht für Shells Environmental Conversation Committee kommt zu dem Ergebnis, dass CO2 die Temperaturen in den kommenden 40 Jahren um 1°C oder 2°C ansteigen lassen könnte. Die daraus resultierenden Veränderungen wären möglicherweise die größten in der bisher dokumentierten Geschichte und ein schnelles Handeln der Energie-Industrie sei nötig.

1989 In den USA wird die Global Climate Coalition (GCC) als Lobbygruppe der Industrie gegründet, welche wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel in Frage stellt und Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen verhindert. Exxon, Shell und BP treten 1993-94 bei.

1990 Exxon finanziert die beiden Wissenschaftler Dr. Fred Seitz und Dr. Fred Singer, welche den Konsens über den Klimawandel in der Wissenschaft in Frage stellen. Beide haben vorher für die Tabakindustrie gearbeitet und die gesundheitlichen Schäden des Rauchens in Frage gestellt.

1991 Shells Werbefilm „Climate of Concern“ gibt zu, dass Veränderungen schneller als zu jedem anderen Zeitpunkt seit der letzten Eiszeit möglich seien und dass sich diese Veränderungen schneller vollziehen als sich Lebewesen unbeschadet anpassen können.

1992 UN-Weltklimakonferenz in Rio: das erste Abkommen über Emissionen von Treibhausgasen und das Verhindern gefährlichen menschlichen Eingreifens in das Klima wird verabschiedet. US-Präsidente George Bush verspricht, dass die USA vorhaben, hervorragender Weltführer in der Verteidigung der globalen Umwelt zu werden.

1997 Zwei Monate vor der Weltklimakonferenz in Kyoto:
Mobil (später Fusion mit Exxon) schaltet eine Anzeige in der New York Times in der es heißt: Die Klimawissenschaft ist zu ungenau, um Beschlüsse zu fasse, die die Wirtschaft ins Chaos stürzen können.

1998 Nach intensiver Opposition von Ölgesellschaften und der GCC, weigern sich die USA, das Abkommen von Kyoto zu ratifizieren.

2009 US Senator Jim Inhofe, zu dessen größten Geldgebern die Öl- und Gasindustrie gehören, führt eine Desinformationskampagne gegen Wissenschaftler am Eröffnungstag der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen an. Die Konferenz endet ohne gemeinsame Beschlüsse.

2014 Eine Studie von Richard Heede enthüllt, dass 90 Firmen für den Ausstoß von zwei Drittel des CO2 , welches seit dem Beginn der Industriellen Revolution in der Mitte des 18. Jahrhunderts in die Atmosphäre gelangt ist, verantwortlich sind.

2016 Die Amerikanische Ölindustrie (API) entfernt die Behauptung, der menschlicher Einfluss auf den Klimawandel sei ungewiss, von ihrer Website.

2017 Exxon, Chevron und BP spenden jeweils $500.000 für die Amtseinführung des US-Präsidenten Donald Trump.

2019 Mohammed Barkindo, Generalsekretär der OPEC, die Saudi Arabien, Kuweit, Algerien, Iran und zahlreiche andere Ölstaaten repräsentiert, ist der Meinung, dass Klima Aktivisten die größte Bedrohung der Industrie seien und behauptet, sie würden die Öffentlichkeit mit unwissenschaftlichen Warnungen über die Erderwärmung in die Irre führen.

8 Gedanken zu „Sie wissen es schon lange. Die Zeitleiste der Klimaleugner.“

  1. „Eine Studie von Richard Heede enthüllt, dass 90 Firmen für den Ausstoß von zwei Drittel des CO2 , welches seit dem Beginn der Industriellen Revolution in der Mitte des 18. Jahrhunderts in die Atmosphäre gelangt ist, verantwortlich sind.“

    Das ist doch der Hammer und zeigt, dass der Weg aus der Klimakrise NICHT über individuellen Verzicht geht, sondern über den Umbau unseres Wirtschafts- und Produktionssystems.

    Die Verursacher der Klimakrise wissen seit Jahrzehnten, was sie anrichten.

    Statt ihre Produktionstechniken zu verändern, bezahlen sie Klimawandelleugner.

    „Exxon finanziert die beiden Wissenschaftler Dr. Fred Seitz und Dr. Fred Singer, welche den Konsens über den Klimawandel in der Wissenschaft in Frage stellen. Beide haben vorher für die Tabakindustrie gearbeitet und die gesundheitlichen Schäden des Rauchens in Frage gestellt.“

    In Deutschland macht das unwissenschaftliche EIKE-Institut Propaganda für die Klimaleugner.

    Ich finde es entsetzlich, wie leicht sich die Menschen triggern und manipulieren lassen.

  2. @ zoom

    Carola Rackete hat zuletzt Schlagzeilen mit ihrer Forderung gemacht, eine Anklage wegen „Ökozids“ einzuführen, beispielsweise für die Verantwortlichen der Öl-Industrie …

    1. … zum Beispiel der österreichische „Kurier“:

      Ökologischer Umsturz? Rackete würde manche Manager einsperren

      Die ehemalige Seetnotretterin sprach bei Armin Wolf im „ZiB2“-Studio über ihre radikalen Vorstellungen von einer Änderung des politischen und wirtschaftlichen Systems.

      (…)

      Manager aufgrund von „Ökozid“ einsperren?

      Wolf spricht „radikale Maßnahmen“ an, die in Racketes Buch gefordert werden. Der Ökozid, also die Zerstörung der Natur, solle ähnlich bestraft wie Völkermord oder Kriegsverbrechen. Ob sie tatsächlich dafür sei, Manager von Ölkonzernen, Autofabriken und Gaskraftwerken möglicherweise einzusperren?

      Rackete zeigt sich erbarmungslos. „Das könnte eine Folge davon sein, wenn man den Ökozid als Verbrechen gegen den Frieden etablieren würde“, sagt sie.

      Seit zirka 50 Jahren sei „bekannt, dass die Klimakrise menschengemacht ist“. Konzerne hätten viel Geld investiert, „um die Öffentlichkeit fehlzuleiten.“ Als Beispiel für das bessere Wissen dieser Firmen führt sie an, dass Ölkonzerne ihre Bohrinseln zum Teil sogar gegen Klimafolgen abgesichert hätten. Ihr Schluss daraus: „Das sind Verbrechen, weil diese Firmen das in vollem Umfang wissentlich in Kauf genommen haben; für ihren eigenen Profit zerstören sie die Ökosysteme und die Grundlage für viele, viele Menschen.“

      (…)“

      https://kurier.at/kultur/medien/oekologischer-umsturz-ngo-kapitaenin-carola-rackete-wird-zum-kippelement/400662788

  3. Ich würde gern eine vergleichbare Aufstellung für deutsche Energieunternehmen und die hiesige Politik sehen.

  4. Tja, ebenfalls die Konzerne/Unternehmen, wenn man die Zahlen zusammenzählt: 38,6% + 22,7% = 61,3%

    Verkehr: 20,8%

    Haushalte und Kleinverbraucher: 17,1%

    Wie lächerlich sind da die Kampagnen gegen Strohhalme, wenn die wirklichen Verursacher woanders sitzen!?

    „Eingeteilt in Wirtschaftsbereiche hat dementsprechend die Energiewirtschaft den mit Abstand größten Anteil an C02-Emissionen. 2017 lag er bei 38,6 Prozent, was einer Menge von 308 Millionen Tonnen Kohlendioxid entspricht.

    Dahinter liegen mit 22,7 Prozent der Bereich Verarbeitendes Gewerbe/Industrie, Straßenverkehr/übriger Verkehr (20,8 Prozent) und Haushalte/Kleinverbraucher mit 17,1 Prozent. In beinahe allen diesen Bereichen konnte der Ausstoß von CO2 seit 1990 reduziert werden – außer im Verkehr. Zuletzt lag er dort sogar leicht über dem Wert von 1990.“

    Quelle: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/co2-emissionen-103.html

  5. „Wir brauchen Wachstum!“ – wir bekommen Wachstum:

    „Klimaschutz-Report

    Kein G20-Staat auf 1,5-Grad-Kurs

    Die G20-Staaten sind für 80 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Ein neuer Klima-Report zeigt: Alle diese Länder sind weit davon entfernt, die Erderwärmung entscheidend zu begrenzen.

    Die G20-Staaten tun einer internationalen Untersuchung zufolge weiterhin zu wenig, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der Treibhausgas-Ausstoß der 19 Industrie- und Schwellenländer und der Europäischen Union steige weiter, heißt es im „Brown to Green“-Report, den das Netzwerk „Climate Transparency“ drei Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Madrid veröffentlichte. Im vergangenen Jahr nahmen die Emissionen demnach um 1,8 Prozent zu (…)“

  6. Es geht noch schlimmer:
    In der Schweiz ist die grösste politische Partei, die SVP. Deren Präsident ist gleichzeitig auch Präsident der SWISSOIL (seit letztem Jahr umbenannt). SWISSOIL stellt nichts her, vertreibt nicht wirklich etwas sondern ist einfach nur eine Lobbygesellschaft der Erdölindustrie.
    Sie versuchen sich als Interessengemeinschaft der Heizöllieferanten zu tarnen aber mit wenig Recherche kann man erkennen, dass dahinter die gesammte Erdölmacht steht.

    Damit sitzt die Erdölindustrie in der Politik. Darum werden Unfallstatistiken gefälscht, Radarkontrollen verhindert, Gesetze verhindert wo es nur geht.
    Es wird direkt Einfluss auf das Bundesgericht genommen (sie sollen sich doch bitte nicht an das Gesetz halten), Bundesrichter wurden von der SVP gar offen bedroht.

    Die Motorrad/Autoidustrie baute Personen auf welche sich angeblich seit 30 Jahren für die Umwelt einsetzen und in Wahrheit arbeiteten sie für eine der umweltunfreundlichsten Firmen.

    Das ist nur die Schweiz.

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