Kleine Fluchten: Kassel

Am Rande des Weihnachtsmarkts hat mich dieser Zwerg begrüßt. (foto: zoom)

Damit das mal klar ist: Ich bin nicht wegen des Weihnachtsmarktes nach Kassel gefahren.

Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute, sah ich das graue Grün der Fichten und Wiesen, den grauen Himmel und den grauen Schnee. Nick Cave hätte dieses graue Hochsauerland sicherlich zu einem deprimierenden Song verarbeitet, aber ich bin kein Dichter.

Ich wollte aber gerne mein neues Objektiv ausprobieren. 50 mm auf DX entsprechend 80 mm Kleinbild, also leichtes Zoom, ein Portrait-Objektiv.

Folgerichtig hätte ich mir gut belichtete Models suchen müssen.

Da diese Models bei mir zur Zeit nicht Schlange stehen, überlegte ich mir, in die Stadt zu fahren. In einer guten Stadt findet man auch an schlechten Tagen gutes Licht.

Blick vom Parkdeck auf den Weihnachtsmarkt. (foto: zoom)

Ab jetzt wäre mein Name Gantenbein und die Geschichte könnte in verschiedene Richtungen gehen, aber ich nehme den langweiligen Mittelweg mit dem Zug nach Kassel und zurück.

An der Fulda (foto: zoom)

Bevor wir, aus meinem Ich wurde eine Kassel-Wir, am Weihnachtsmarkt bei Currywurst und Pommes endeten, sind wir durch das Gebiet rund um das Rondell flaniert.

Der Himmel riss auf, blau, grau, Wasser – alles wurde gut. Ich habe mir vorgenommen, den Ursprung des Namens „Jungborn“ zu erkunden.

Ich habe in diesen AfD-Zeiten sofort die Assoziation „Lebensborn“, also Nazi-Sprache.

Als wir von der Karlsaue zur Caricatura und den besten Bildern des Jahres 2019 durchmarschieren wollten, blieben wir an der Ausstellungshalle neben dem Staatstheater hängen. Examen. Eintritt frei.

Ausstellung der Abschlussarbeiten der Kasseler Kunststudent*innen (foto: zoom)

Wir haben uns kurz angeschaut. Sollen wir rein?

Klar gehen wir rein, denn das Unvorhersehbare ist das Geschenk der Großstadt.

Die Geschichte dieses Teils meines Kassel-Ausflugs muss ich an anderer Stelle verarbeiten, denn nun waren wir in einem anderen Film.

Da hing sie nun – die Kunst, und wir waren dabei. (foto: zoom)

Alle weiteren Geschichten vom heutigen Tag in Kassel bleiben vorerst in der Schublade. Vier Stunden in der Stadt, und ich könnte alles auch ganz anders erzählen.

Mein Name sei Gantenbein.

Bilder zum nächsten Narrativ sind auf der SD-Card gespeichert, und die Geschichten gingen über urbanes Leben und kommende Experimente, Wohnraum oder über das Essen in der Stadt, oder über die Bewegung, oder über diese eine Nazi-Kneipe, oder …

Zurück zum Ausgangspunkt: das Objektiv war zwar nicht ideal für die Stadt, aber es hat Fotos ermöglicht.