Es ist überhaupt nicht schlimm gegen Gesamtschulen zu sein, aber muss man als Redakteur mit schwarz-gelber Tinte schreiben?

Wie hieß es heute in einer Zuschrift an uns: Westfalenpost –  „… die geballte Kraft von CDU/FDP und „freier Presse““

Es ist wirklich nicht schlimm, wenn ein Journalist eine eigene Meinung hat. Das ist sogar gut.

Insbesondere beim Thema Bildungspolitik, Sekundarschule und Gesamtschule könnte man nicht genug Meinungen, Argumente und Standpunkte in der Lokalzeitung lesen. Könnte!

Schlimm ist es, wenn der Journalist keine Meinung hat und lediglich die Meinung der gefühlt herrschenden Parteien nachtrötet, wie hier bei DerWesten im Sauerland.

Allerdings bin ich zuversichtlich, dass sich auch das Hochsauerland schneller als mancher Politiker und Redakteur heute denkt, ändern wird. Viele Menschen sind schon weiter, als es sich einige Politiker vorstellen können.

Die großen Koalitionen werden auseinanderfliegen.

Wer es dann braucht, kann andere Stiefel lecken.

Besser wäre es für das journalistische Gewissen, heute noch mit dem Schleimen aufzuhören.

Argumente zum Thema, kontrovers und interessant, kann auch ein Lokaljournalist zu Genüge finden: auf der Straße und im Internet.

Die bislang klügsten Artikel und Kommentare zum Schulsystem, und das in der Westfalenpost, hat übrigens euer Kollege Rudi Pistilli verfasst.

Umleitung: Vom Urheberrecht über den Frauentag zum Müll im Hochsauerland. Abschied vom Wiemeringhauser?

Altastenberg: Der Winter ist vorbei. Blick über die Berge (foto: zoom)
Altastenberg: Der Winter ist vorbei. Blick über die Berge (foto: zoom)

Linksammlung: Urheberrecht von … heikerost

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Still a fool – The Singer not the Song: Ist Christian Wulff Fan der Rolling Stones? Ganz abwegig ist diese Vermutung nicht, lassen sich doch große Teile seiner Vita kurz und knapp durch Titel von Stones-Aufnahmen beschreiben … neheimsnetz

Ruhrgebiet: Lebenslügen schützen – vor der unangenehmen Wirklichkeit. Und vor der Mühe, auf sie zu reagieren. Lebenslügen haben auch Nachteile. Sie führen entweder auf Irrwege oder zur Stagnation. Das zeigt sich im Ruhrgebiet … postvonhorn

Kennen Sie den Altbürgermeister Pletziger? Tja, jetzt ist es auch zu spät! … jurga

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Und ob die NPD gewalttätig ist: Das Dortmunder Landgericht bestätigt die Gewalt von NPD-Stadtrat Thieme und sichert so den Schutz seines Opfers … ruhrbarone

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“Der Stärkungspakt Stadtfinanzen hat gravierende Schwächen”: Das Aktionsbündnis “Raus aus den Schulden” macht Druck auf Landesregierung und Landtag … doppelwacholder

Müll im Hochsauerland: Augen zu und durch – Keine Überprüfung von alten Deponien … sbl

Der Wiemeringhauser macht Schluss: endgültig? … wiemeringhauser

Auf dem Holzweg: braucht Winterberg eine „NRW Sportschule“?

In seiner Haushaltsrede auf der 21. Sitzung (VIII. Wahlperiode) des Rates der Stadt Winterberg am 09. Februar 2012 sagte Bürgermeister Werner Eickler unter anderem, dass das Gymnasium eine neue 3-fach Sporthalle erhalten solle. Er sagte auch, dass die neue Halle teuer wird.  So teuer, dass sie nur über Kredite zu finanzieren sei.

Zitat: „Die vorstehende Tabelle zeigt, dass die hälftig in 2013 und 2014 vorsorglich und perspektivisch angesetzten Ein- und Auszahlungen für den Neubau einer 3-fach Sporthalle am Gymnasium einschl. Abriss der alten Halle mit einem 20%igen Eigenanteil von 800.000,00 € (bei rd. 4 Mio. € Brutto-Investitionskosten) nur mit neuen investiven Krediten zu finanzieren sind.“

Warum nimmt die Kommune Winterberg in Zeiten leerer Kassen so viel Geld in die Hand? BM Eickler erklärt dies mit der zunehmenden Konkurrenz für das Gymnasium Winterberg durch die Berufskollegs.

Insgesamt fünf Berufskollegs des Hochsauerlandes bieten in breiter Front das Abitur in 13 Jahren an. Wenn die Eltern dieses „Schmankerl“ realisieren sollten, könnte es eng werden für das klassische Gymnasium in Winterberg.

Die Überlegung für Eltern könnte sein:

Warum soll ich mein Kind durch G8 peitschen, mit Leistungsdruck, verdichteten Stundenplänen und Lücken in der Lehrerversorgung, wenn es entspannter sein Abitur nach G9 oder gar mit einer dualen Berufsausbildung (Lehre/Abitur) in der Nachbarschaft erwerben kann?

Diese Frage ist durchaus berechtigt. Denn welche Mutter und welcher Vater will nicht das Beste für sein Kind?

Dazu kommt, dass die Berufskollegs anders finanziert werden als die „normalen“ Schulen. Anders heißt: Mehr Geld, eine bessere Ausstattung.

Wer beispielsweise jemals die Laborbereiche des Berufskollegs Olsberg gesehen hat, weiß wovon ich spreche. Die Ausstattungen und Lernbedingungen sollen in manchen Bereichen sogar einigen Universitäten das Wasser reichen können.

Die Stadt Winterberg hat diese Konkurrenz durchaus erkannt. Soweit, so gut.

Wie reagieren die Verantwortlichen?

Das Gymnasium Winterberg will eine Sportschule werden.

Lesen wir selbst:

„Warum schlagen wir Ihnen diese Maßnahme dennoch vor? Nun, unser Gymnasium hat im November 2011 beim zuständigen Ministerium beantragt, landesweit eine von ganz wenigen „NRW-Sportschulen“ zu werden.

Bis Mitte 2012 soll die Entscheidung des Ministeriums fallen. Es wäre eine große Chance für unser Gymnasium.

Warum? Nun, die wachsenden Sekundarschulangebote müssen sich gymnasiale Kooperationsangebote suchen.

Und diese entstehen bereits z.B. durch fünf neue Angebote an beruflichen Gymnasien (Berufskollegs) im Hochsauerlandkreis und das in unmittelbarer örtlicher Nachbarschaft. Damit wachsen nicht nur die Möglichkeiten, das „Vollabitur“ zu erwerben, sondern es wächst auch zugleich die Konkurrenz für die allgemein bildenden Gymnasien, so dass wir unser Gymnasium als „NRW-Sportschule“, sprich mit diesem Alleinstellungsmerkmal noch stärker profilieren können. Diese gilt es dann aber auch mit Leben zu erfüllen.“

Wir befürchten, dass sich Winterberg mit dieser Richtungsentscheidung auf dem Holzweg befindet.

Es ist anzunehmen, dass nur eine Minderheit der Winterberger Eltern für ihre Kinder eine sportliche Ausbildung wünscht, die Mehrheit möchte ein solides Abitur mit akademischen Qualifikationen.

Eine neue Turnhalle ist ja schon in Ordnung. Die braucht jede Schule.

Braucht aber Winterberg wirklich eine „NRW-Sportschule“?

Hochsauerland vormerken: Piraten laden zur Kreismitgliederversammlung

ballonpiraten
HSK-Piraten auf der Anti-ACTA Demo in Dortmund (archiv***: florian otto)

Arnsberg/Meschede. (piraten-pm) Am 31. März 2012 um 14:00 Uhr lädt die Piratenpartei im Hochsauerlandkreis zur ersten Kreismitglieder-versammlung in den Landgasthof Hütter in Meschede-Olpe.

Auf der Tagesordnung stehen sowohl die Einrichtung eines sogenannten Piratenbüros, als auch erste programmatische Anträge:

Programmanträge

Antrag PA 01 – Lückenschluss der Bundesautobahn 46 zwischen Hemer und Neheim

Antrag PA 02 – Umstellung der öffentlichen Verwaltung auf Open-Source und offene Standards

Sonstige Anträge

Antrag S 01 – Unterstützung der Bürgerinitiative „Giftfreies Sauerland“

Neben der Verabschiedung der Geschäftsordnung werden Verwaltungs- und Finanzpiraten gewählt. Diese werden den Landesvorstand vor Ort durch die Erfüllung verschiedener Aufgaben unterstützen und die Schnittstelle zum Landesverband darstellen. Auch werden diese als Ansprechpartner für Presse und Bürger agieren.

Die Piratenpartei im Hochsauerlandkreis zählt zur Zeit [1] 41 Mitglieder. Jedes Mitglied aus dem HSK kann an der Kreismitgliederversammlung teilnehmen. Auch Gäste sind herzlich eingeladen.

*** Florians Fotos CC

[1] Stand: 02.03.2012

[2] Tagesordnung: https://piratenpad.de/p/kmvhsk-togo

[3] Diese Pressemitteilung: http://presse.piratenpartei-hsk.de/02032012%20-%20Piraten%20laden%20zur%20Kreismitgliederversammlung

Sekundarschule: „Hast Du gelesen, was der Bürgermeister heute geschrieben hat?“ – Eine kleine Medienkritik

WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)
WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)

„Also, was der Bürgermeister da heute Morgen geschrieben hat …“. Es war nur ein Halbsatz, ins Gespräch eingestreut. Es geht um den Journalismus. Es geht um einen Artikel von vielen. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Lokaljournalismus.

Das Thema des Artikels in der Westfalenpost war die Errichtung einer Sekundarschule in Olsberg. Aber das Thema ist eigentlich egal. Die Überschrift lautete am 24. Februar:  „Jetzt steht es fest: Olsberg bekommt Sekundarschule“.

Es hätte auch jede andere Überschrift sein können. Die Autorin schätze ich sehr und ich lese ihre Artikel immer mit viel Aufmerksamkeit. Sie kann schreiben. Dasselbe trifft auf andere Autoren der Westfalenpost zu.

Ich unterhielt mich mit ein paar Bekannten über die Schulpolitik im Hochsauerlandkreis, als einer von ihnen sagte: „Also, was der Bürgermeister da heute Morgen geschrieben hat, ist … .“

Ich war erstaunt, denn zufälligerweise hatte ich an jenem Tag die Westfalenpost von vorne bis hinten gelesen und an keiner Stelle, in keinem Artikel hatte der Bürgermeister irgendetwas  geschrieben.

Ich habe dann irgendwann begriffen, dass nicht irgendeine offizielle Bürgermeistermitteilung in irgendeinem Bürgermeistermitteilungsblatt erschienen war, sondern ein Artikel der von mir geschätzten Autorin, in welchem der Bürgermeister ausführlich zu Wort kam.

Die Meinung des Bürgermeisters war quasi direkt durch die Feder der Autorin in den Artikel geflossen. Andere Meinungen kamen nicht vor. Der Runde schien klar zu sein: „Den Artikel hat der Bürgermeister geschrieben.“

Ist das für einen Lokal-Journalisten der GAU oder einfach der Alltag? Müssen die Aussagen der Politiker durch Schein-Journalismus veredelt und den Namen einer Zeitungsredakteurin geadelt werden?

Wäre es nicht ein Leichtes gewesen auch andere Personen, Parteien, Standpunkte zu sammeln und in den Artikel einfließen zu lassen?

Für mich hat sich an jenem Tag vor etwas mehr als einer Woche das ganze Elend des hiesigen Lokaljournalismus in dieser einen Aussage, in diesem Halbsatz gezeigt:

„Also, was der Bürgermeister da heute Morgen geschrieben hat, ist … .“

Die Leserinnen und Leser sind ja nicht blöd.

Umleitung: Phrasendrescher Walser, Broder über Klarsfeld, Wulf * Wulff + Gauck * Gauck und mehr.

Heute am Stausee nahe Brunskappel (foto: zoom)
Gestern am Stausee nahe Brunskappel (foto: zoom)

Martin Walsers halbgelehrte Phrasendrescherei: Martin Walser mag keine Atheisten. Er versteht sie nicht. Muss er auch nicht. In einer einigermaßen demokratischen Gesellschaft hat jeder das Recht, seine Vorurteile und Meinungen vor aller Welt auszubreiten … hpd

Broder über Klarsfeld: Es dämmert … jurga

Wulff I: Ehre, wem Ehre gebührt. Dank Christian Wulff hat nun auch Deutschland ein Problem mit der standesgemäßen Honorierung eines nicht honorigen Mannes … nachdenkseiten

Wulff II: Ein Blick in den Gesetzestext erleichtert die Urteilsfindung … wiesaussieht

Wie Gauck nach einer Woche wirkt: Noch ist er nicht aktiv. Und doch strahlt er schon kräftig auf die Parteien ab. Sie sind intensiv damit beschäftigt, sich auf ihn einzustellen. Das gelingt nicht allen … postvonhorn

Wie böse ist Joachim Gauck? „jetzt, wo Joachim Gauck als Konsenskandidat von fünf deutschen Parlamentsparteien ins Präsidentenamt gehievt wird, hebt die Entrüstung an: Gauck hat lobend über den krausen Rassentheoretiker Thilo Sarrazin gesprochen, er findet Kapitalismuskritik „albern“ und der Sozialstaat ist für ihn kein Thema“, meint … misik

Wer über Doping berichtet, kann schnell vor Gericht stehen: Viktor Röthlin verklagt Laufzeitschrift wegen Dopingbericht … wazrechercheblog

Diplomierte Mütter mit Migrationshintergrund: eine Medienkritik bei … doppelwacholder

30 Jahre “Wendezeit” von Capra: Das Buch, das der Dummheit die Tür öffnete … ruhrbarone

Dortmund: Wer erweckt dieses frühere Kino zum Leben?… revierpassagen

Der Normann macht Sinn: Die deutsche Singer-Songwriterszene ist derzeit mächtig in Bewegung, nachdem sie jahrelang in einem komatösen Zustand vor sich hinvegetierte … wutzeline

Keine frankophile Kultur in Hüsten? „Für Boule-Anlage noch nie Kugel aus dem Nass geholt“ … DerWesten

„Es muss sein, der Kinder wegen …“ – Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, in Arnberg.

Ein vollbesetzter Saal. Auf dem Podium Heinz Hilgers, Gerd Stüttgen und Erika Hahnwald. (foto: spd)
Ein vollbesetzter Saal im Bürgerbahnhof Arnsberg. Auf dem Podium Heinz Hilgers, Gerd Stüttgen und Erika Hahnwald. (foto: spd)

Arnsberg. (spd_pm) Heinz Hilgers, der Präsident des deutschen Kinderschutzbundes, hielt am vergangenen Dienstag (siehe auch hier im Blog) auf Einladung der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Arnsberg einen Vortrag zum Thema „Kinderschutz und Prävention.“

Erika Hahnwald (SPD), stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Arnsberg, wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass Familienpolitik eine zentrale Stelle in der Kommune einnehmen muss. Sie bedauerte, dass es in Arnsberg keine lokale Gruppe des Kinderschutzbundes gäbe.

"Zusammenhang zwischen Armut, Defiziten bei der Erziehung und Kinderschutzproblemen"
"Zusammenhang zwischen Armut, Defiziten bei der Erziehung und Kinderschutzproblemen"

Zusammenhang von Armut und Kinderschutzproblemen
Heinz Hilgers selbst wies in seinem Vortrag eindringlich auf den Zusammenhang zwischen Armut, Defiziten bei der Erziehung und Kinderschutzproblemen hin. Die Folgen seien laut Hilgers schlechtere Bildungschancen, schlechtere Gesundheit und eine höhere Gewalterfahrung in den armen Familien sowie die Zunahme von Unterstützungsleistungen.

Die Gesellschaft muss sich um diejenigen Kinder kümmern, die bereits geboren sind
Hilgers will die Rahmenbedingungen verändern. Im Bereich der sozialen Hilfe unterscheidet er zwischen Versorgen und Hilfe zur Selbsthilfe. Soziale Hilfen können nach Hilgers´ Erfahrungen nur funktionieren, wenn sie von Wertschätzung gegenüber jedem getragen werden. Er hält es für eine Illusion, wenn die Politik durch gesetzliche Maßnahmen versuche, die Zahl der Geburten zu steigern. Vielmehr verlangte er, dass sich die Gesellschaft um die Kinder kümmern müsse, die bereits geboren sind. Dabei kommen den unterschiedlichen politischen Ebenen andere Aufgaben zu.

Kinderschutzbund fordert Grundsicherung
Kinderschutzbund fordere, dass der Bund die Vielzahl von Leistungen in einer Kindergrundsicherung bündelt. Die Länder sieht er vor allem im Ausbau einer integrativen Bildung in der Pflicht. Besonders wichtig seien die Kommunen. Sie organisierten die individuellen Hilfen vor Ort in den Familien.

Investitionen in Förderung und Kinderschutz rechnen sich
Natürlich koste der Kinderschutz vor Ort Geld. Aber Hilgers wies auf Untersuchungen hin, die eindeutig belegten, dass frühzeitige präventive Maßnahmen, die Gesellschaft um ein Vielfaches billiger kämen, als wenn man später „reparieren“ müsse. Insofern rechne sich die Investition in Förderung und Kinderschutz für die Gesellschaft insgesamt.

Beispielhaft: das Dormagener Modell
Als Bürgermeister von Dormagen war Hilgers maßgeblich für die Entwicklung des sogenannten „Dormagener Modells“ verantwortlich. Bekannt geworden ist es über die engere Fachwelt hinaus u.a. dadurch, dass die jungen Eltern kurz nach der Geburt einen Besuch von erfahrenen Sozialarbeitern erhalten. Dabei wird ein Begrüßungspaket überreicht und in dem begleitenden Gespräch wird rasch deutlich, ob die Eltern in irgendeiner Form Hilfe benötigen. Erika Hahnwald wies darauf hin, dass die SPD in Arnsberg seit längerem versuche, ein ähnliches Modell auch in Arnsberg durchzusetzen.

Netzwerke bilden
Das Dormagener Modell reicht aber weit über diesen Erstkontakt hinaus. Es handelt sich um eine ganze Präventionskette mit zahlreichen abgestimmten Maßnahmen für Kleinkinder sowie für Kindergarten- und Grundschulkinder. Dieses Modell erfordert das enge Zusammenspiel zahlreicher Akteure innerhalb der Verwaltung, mit Sozialverbänden bis hin zu Kinderärzten. Dies ist nur durch die Bildung eines Netzwerkes möglich.

Erste Erfolge festgestellt
Die Erfolge geben Hilgers Recht. In Dormagen konnte nach der ersten Evaluierung bereits festgestellt werden, dass die Quote der Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung deutlich gesunken sei. Die Notwendigkeit Kinder aus ihren Familien zu holen und anderswo teuer unterzubringen ist drastisch zurückgegangen, während die Bedeutung der ambulanten Hilfe stieg. Dies machte sich auch finanziell positiv bemerkbar.

Es rechnet sich gerade bei Kommunen in schwieriger Haushaltslage
Dormagen, eine hochverschuldete, im Nothaushalt steckende Industriestadt, mit zahlreichen sozialen Problemen, zählt nach Einführung der Präventionskette zu den Kommunen in NRW mit den niedrigsten Ausgaben im Bereich Hilfen zur Erziehung. Gerade bei Kommunen in schwieriger Haushaltslage rechnet sich also die finanzielle und personelle Anfangsinvestition in den Ausbau eines präventiven Netzwerkes.

„Kein Kind zurücklassen“
Erika Hahnwald wies darauf hin, dass Arnsberg sich auch auf den Weg gemacht hätte. So sei es der SPD-Fraktion durch Anträge gelungen, Arnsberg zu einer Modellkommune im Projekt „Kein Kind zurücklassen“ zu machen. Gleichwohl bleibe natürlich viel zu tun. Man müsse von den Dormagener Erfahrungen lernen.

Impulse zur Bildung einer Präventionskette in Arnsberg
Dem Vortrag folgte eine angeregte Diskussion der Veranstaltungsbesucher. Moderator Gerd Stüttgen (Ratsmitglied und SPD-Stadtverbandsvorsitzender) konnte sich über eine rundum gelungene Veranstaltung im neu gestalteten Bürgerbahnhof freuen. „Es kommt in Zeiten wachsender Politikverdrossenheit selten vor, dass die Sitzplätze alle besetzt waren und wir sogar noch Stühle nachträglich hinzustellen mussten. Besonders erfreulich ist, dass zahlreiche Fachleute der sozialen Verbände und der Verwaltung den Weg zu uns gefunden haben. Vielleicht gehen ja davon Impulse zur Bildung einer Präventionskette in Arnsberg aus,“ hofft Stüttgen.