Umleitung: Fünf nach Zwölf … Lesehinweise mit Musik und einem Katzenbild

Ein wildfremdes Kätzchen schleicht sich heran, stoppt und schaut in die Kamera. (foto: zoom)

Béla Bartók, ung. Komponist (Todestag 26.9.1945: „Wer Bartók begegnete, war von der schmalen, zarten Gestalt überrascht. Sein Wesen atmete Licht und Feuer“… zeitzeichen

Liebe, stirb und werde: Die große Chansonette Juliette Gréco (93) lebt nicht mehr / Erinnerung an einen Auftritt in Essen … revierpassagen

Auf Merz ist Verlass: „Eines muss man Friedrich Merz lassen: Auf ihn ist Verlass. Sobald es darauf ankommt, übermannen ihn Aussetzer … Er plappert drauf los, wenn er den Mund halten sollte.“ … postvonhorn

AfD: Jörg Meuthens Schlappen-Serie … bnr

Untere Naturschutzbehörde bedauert die Abholzung eines Buchenwaldes im HSK: Norbert Panek, Buchenwaldexperte und Wissenschaftlicher Beirat des Umweltverbandes Naturschutzinitiative e.V. (NI), wandte sich am 02.09.2020 mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit. Darin kritisierte er den „Buchen-Großkahlschlag“ im Hochsauerland … sbl

Seit heute 15.30 MEZ: Herbst … und morgen Gundermann.

Der Herbst mit Licht, Schatten und Farben. (fotos: zoom)

Ich hoffe, dass der Herbst in vielerlei Hinsicht angenehmer wird als die vergangenen drei Jahreszeiten. Oder anders ausgedrückt: Es kann nur besser werden. Wobei dieses Gefühl selbstverständlich streng subjektiv ist.

Hier im Blog werde ich mich weiterhin stark zurückhalten. Aus Gründen sagt man, wenn man nichts sagen will.

Sicher scheint allerdings, dass wir uns auf viele weitere Corona-Spaziergänge einstellen können. Deckt euch mit Büchern ein und sucht euch ein Pandemie-taugliches Hobby.

Fernsehtipp vom BuschFunk:

Der Andreas Dresen-Film „GUNDERMANN“ wird morgen, am 23.09.2020, auf ARTE und am 30.09.2020 bei der ARD jeweils um 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Auf Grund der Länge des Kinofilmes verschiebt sich das Programmschema der ARD. Tagesthemen-Fans bitte nicht wundern.

GUNDERMANN lohnt sich – aus Gründen.

Alles fließt – Herbstblätter sind in die Namenlose gefallen.

IT.NRW: Waldfläche Nordrhein-Westfalens ist mehr als doppelt so groß wie Mallorca.
Anteil von Schadholz am Nadelholzeinschlag lag 2019 mit 95,2 Prozent auf Rekordniveau.

Düsseldorf (IT.NRW). 8 471 Quadratkilometer (km2) und damit 24,8 Prozent der gesamten Fläche Nordrhein-Westfalens (34 112 km2) waren Ende 2019 Waldflächen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, ist die Waldfläche NRWs damit mehr als doppelt so groß wie Mallorca (3 640 km2).

(Pressemitteilung IT.NRW)

Mit 3 265 Quadratkilometern liegen 38,5 Prozent der Waldflächen des Landes im Regierungsbezirk Arnsberg – allein im Hochsauerlandkreis gibt es 1 071 Quadratkilometer Wald. Den höchsten Anteil der Waldfläche an der Gesamtfläche hat mit 72,8 Prozent die Gemeinde Kirchhundem im Kreis Olpe.

Auf nahezu einem Drittel der Waldfläche (31,7 Prozent) steht Nadelwald (2 686 km2). Mehr als die Hälfte der Nadelwälder befindet sich im Regierungsbezirk Arnsberg (1 546 km2); hier ist auch der Anteil des Nadelwaldes an der gesamten Waldfläche mit 47,3 Prozent am höchsten. Den höchsten Anteil der Nadelwaldfläche an der Waldfläche hat Kirchhundem (Kreis Olpe) mit 84,4 Prozent.

Im Jahr 2019 wurden in Nordrhein-Westfalen 6,5 Millionen Kubikmeter (m3) Nadelholz eingeschlagen; das waren 86,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bereits 2018 hatte der Holzeinschlag mit 3,5 Millionen Kubikmetern um 64,3 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres (2017) gelegen. Von 2010 bis 2017 hatte der Holzeinschlag im Schnitt bei 2,5 Millionen Kubikmetern gelegen.

Der Anteil von Schadholz (6,2 Mill. m3) am Nadelholzeinschlag lag 2019 mit 95,2 Prozent auf Rekordniveau. Damit wurde das bisherige Spitzenergebnis aus dem Jahr 2018 (2,7 Mill. m3; 78,1 Prozent) nochmals übertroffen. In den Jahren von 2011 bis 2017 hatte der Schadholzanteil durchgängig bei unter 20 Prozent gelegen.

In Nordrhein-Westfalen gab es 2016 laut Agrarstrukturerhebung 2 800 Forstbetriebe (mit mindestens zehn Hektar Waldfläche) die zusammen eine Waldfläche von 5 985 Quadratkilometern bewirtschafteten. Mit 2 461 Quadratkilometern befanden sich gut zwei Fünftel (41,1 Prozent) der Waldflächen in privatem Besitz. Bei 1 362 Quadratkilometern handelte es sich um Staatsforsten und bei 2 161 Quadratkilometern um Körperschaftsforsten.

file type icon Waldflächen in Nordrhein-Westfalen am 31.12.2019 (Gemeindeergebnisse)

Waldfrevel im Hochsauerland?

Symbolfoto: Ein Wald voller Buchen im Mai (archiv: zoom)

Der Kahlschlag …
Norbert Panek, Buchenwaldexperte und Wissenschaftlicher Beirat des Umweltverbandes Naturschutzinitiative e.V. (NI), wandte sich am 02.09.2020 mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit. Darin kritisierte er den „Buchen-Großkahlschlag“ im Hochsauerland.

(Pressemitteilung der Sauerländer Bürgerliste)

… in der Tourismus-Region bei Winterberg …
Konkret geht es in der Veröffentlichung um die Abholzung „einer markanten Bergkuppe“ am Südosthang des „Hohen Knochen“ nahe Neuastenberg. Dort soll ein rund 30 Hektar großer, geschlossener, alter Buchenbestand in den letzten Jahren freigeschlagen und mit Fichten bepflanzt worden sein. Ein Teil der jungen Fichten sei bereits vertrocknet. Der Eingriff ließe sich auch sehr gut anhand von Satellitenbildern nachverfolgen, heißt es in der PM. Es handele sich hier um „Vernichtung von Wald-Lebensräumen der übelsten Art“.

… ist gut dokumentiert …
Norbert Panek dokumentiert den trostlosen Anblick nicht nur mit Worten, sondern auch mit Fotos. Sie zeigen einen Hang mit Baumstümpfen. Auf einem anderen Bild sind abgesägte Baumstämme neben einem schmalen Streifen hoher Laubbäume zu sehen.

… und das Regionalforstamt ist informiert.
Laut oben genannter Pressemitteilung ist das zuständige Regionalforstamt in Schmallenberg von Norbert Panek und der Naturschutzinitiative e.V. (NI) über den Fall informiert worden. Die NI hätte bei der Behörde eine rechtliche Bewertung eingefordert, da nach dem Landesforstgesetz Kahlschläge ab einer Größe von zwei Hektar verboten sind.

Das Ausmaß der Zerstörung ist groß.
Links zu Pressemitteilungen vom 02.09.2020 und vom 13.08.2020 und zu Fotos, die das Ausmaß der Zerstörung zeigen:

https://www.naturschutz-initiative.de/neuigkeiten/765-02-09-2020-buchen-grosskahlschlag-im-hochsauerland-ist-unverantwortlich

https://www.bundesbuergerinitiative-waldschutz.de/2020/08/13/buchenwald-drama-im-sauerland-zerst%C3%B6rerischer-waldumbau-der-dritten-art/

Die SBL-Kreistagsfraktion stellt eine Anfrage:
Die SBL bittet mit Schreiben vom 11.09.2020 den Chef der Unteren Naturschutzbehörde, Landrat Dr. Karl Schneider, um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Ist die Untere Naturschutzbehörde über die Abholzung des Buchenwaldes am „Hohen Knochen“ im Vorfeld oder im Nachhinein in Kenntnis gesetzt worden?
  2. Wurde bei Ihrer Behörde eine Genehmigung für die Kahlschläge eingeholt?
  3. Wie ist Ihre rechtliche Bewertung dieser Abholzungsmaßnahme?
  4. Wie bewerten Sie die Vernichtung des alten Buchenbestandes aus ökologischer Sicht?
  5. Wie bewerten Sie die Vernichtung des alten Buchenbestandes aus ökonomischer Sicht?

Über die Antworten wird die Sauerländer Bürgerliste – so oder so – nach der Kreistagswahl berichten.

Rezension: Generation Greta

Generation Greta – eine Rezension von Detlef Träbert (Bild: Buchcover)

Es gibt Bücher, die das sehr menschliche Schicksal teilen, ins Rampenlicht zu treten – und kaum wahrgenommen zu werden. So ging es auch „Generation Greta – Was sie denkt, wie sie fühlt und warum das Klima erst der Anfang ist“ von Klaus Hurrelmann und Erik Albrecht. Ihr Buch erschien unmittelbar vor der Leipziger Buchmesse 2020, die jedoch eine Woche zuvor abgesagt worden war, und wurde deswegen medial anfangs kaum beachtet.

Nun aber, wo die allgemeine Berichterstattung der Medien nicht mehr ausschließlich um Corona kreist, ist es an der Zeit, sich mit diesem Titel zu beschäftigen und damit auch diejenigen medial wieder aus der Versenkung zu holen, über die es Auskunft gibt: die Generation der bis 20-Jährigen.

Dass Greta Thunberg gemeinsam mit Luisa Neubauer und zwei belgischen Mitstreiterinnen vor Kurzem ein medial viel beachtetes Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte, zeigt die herausragende Bedeutung der jungen Generation im Umgang mit der Klima-Thematik. Auch eine Pandemie darf nicht verhindern, dass Politik und Gesellschaft sich mit dieser zentral wichtigen Problematik befassen.

Doch „Generation Greta“ thematisiert nicht das Klima, sondern zeichnet ein Porträt der Jugend von heute, die so massiv auf die Straße geht wie noch keine Generation bisher. „Noch nie zuvor hatten junge Menschen in solch einem Maß das Gefühl, keine Zeit mehr verlieren zu dürfen“ (S. 9). Die aktuellen politischen Planungen reichen allenfalls bis ins Jahr 2050 – da wird die Greta-Generation noch ihr halbes Leben vor sich haben.

Die Klimapolitik und die Haltung der heutigen Jugend dazu bildet die inhaltliche wie auch formale Klammer des Buches und steht im Zentrum des ersten wie auch des letzten Kapitels. Dazwischen thematisieren die beiden Autoren anhand von Shell-, JIM- oder World-Vision-Kinderstudie und anderen sozialwissenschaftlichen Untersuchungen das Verhältnis der jungen Leute zu ihren Eltern, ihre Parteienverdrossenheit oder ihre Chancen in der aktuellen Arbeitswelt.

Insgesamt zwölf Kapitel porträtieren die Generation Greta umfassend und sehr gut lesbar. Allerdings mag der Stil nicht jedem gefallen, wenn – ähnlich wie in einer TV-Doku – einzelne Jugendliche stellvertretend für ihre Generation mit persönlichen Statements zum großen Ganzen zitiert werden. Doch immerhin werden so beispielsweise Probleme des deutschen Schulwesens und des Einflusses der sozialen Herkunft auf Bildungschancen plakativ in den Fokus gerückt.

Dabei wird deutlich, dass „Generation Greta“ doch keine allgemeingültige Zuschreibung für die ganze „Generation Z“ sein kann, denn die von Greta Thunberg ausgelöste Protestbewegung wird überwiegend von Schülerinnen höherer Bildungsgänge getragen. Deren Organisationsfähigkeit gibt Hinweise auf Mängel im Schulwesen, die sich auch in der Corona-Krise deutlich zeigen: Die Ausstattung mit modernen elektronischen Medien ist an unseren Schulen ungleich verteilt und ein Manko vor allem für die unteren sozialen Schichten.

Klaus Hurrelmann und Erik Albrecht haben nach „Die heimlichen Revolutionäre“ (Beltz 2014) mit „Generation Greta“ ihr zweites gemeinsames Buch vorgestellt. Angesichts der bereits offenkundigen existenziellen Probleme bezüglich Klima und Umwelt ist es ihre bisher wichtigste Publikation. „Wer die Generation Greta ernst nimmt, kommt nicht umhin zu denken: Hätten wir doch früher auf sie gehört. Denn das Klima ist erst der Anfang“ (S. 254), heißt es an deren Ende.

In der Tat: Wir haben keine zweite Erde im Kofferraum. Als Jane Fonda diesen Gedanken formulierte, waren manche der heute umweltaktiven Jugendlichen noch nicht einmal geboren.
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*) Klaus Hurrelmann / Erik Albrecht: Generation Greta. Was sie denkt, wie sie fühlt und warum das Klima erst der Anfang ist, Weinheim und Basel (Beltz) 2020, 271 S., € 19,95 (E-Book: € 18,99)

Umleitung: Sechs nach Fünf

Blick auf die rechte Lahnseite in Marburg (Foto: Erwin Francke)

Geschichte als politisches Kampffeld der Neuen Rechten: Rechtspopulisten und Neurechte greifen aus ideologischen Gründen den entstandenen Geschichtsdeutungskonsens an. Sie wollen die Geschichte umdeuten und damit instrumentalisieren … bnr

Die erste technologische Anwendung der Quantenphysik: Als vor 75 Jahren die Atombombe zum Einsatz kam … scilogs

Hitlers Hunde, Görings Löwen und die Kartoffelkäfer: aufschlussreiches Buch „Tiere im Nationalsozialimus“ … revierpassagen

Aus Anlass des 150. Geburtstages der Postkarte im deutschen Postangebot: Das Harburger Jugendheim 1925 bis 1933 … harbuch

Lindner: Posieren statt regieren … postvonhorn

SBL stellt Anfrage zu den hohen Nitratwerten im Raum Marsberg: Immer wieder machen Bürgerinnen und Bürger aus dem Raum Marsberg darauf aufmerksam, dass auf Marsberger Stadtgebiet viele und sehr große Schweinemastanlagen betrieben werden. Die Nitratwerte sind hier sehr hoch … sbl

Pausenbild: Drei Bäume an der Krummelwend

Begegnung mit Bäumen auf der Krummelwend (foto: zoom)

Die Corona-Spaziergänge dauern an.

Heute die kleine Straße „Krummelwend“ im Landschaftsdreieck Siedlinghausen, Altastenberg und Elpe. Ausbeute: Drei Bäume.

Das grammatische Geschlecht von „Krummelwend“ muss ich noch herausfinden.

Umleitung: Fünf nach Neun – Nazis in Bremen, SPD-Chefs, erneuerbare Energie, chinesische Online-Shops und Gesamtschulen im HSK

Garagengraffito an der Streetart-Route in Kassel (foto: zoom)

Bremen: Rechtsextreme Mischszene in der Hansestadt … bnr

SPD-Chefs: Opfer ihrer großen Sprüche … postvonhorn

Folge dem Geld! – Die Mär von der Unbezahlbarkeit regenerativer Energien … scilogs

„Hören Sie bald von Ihnen“: Mailwechsel mit einem chinesischen Online-Shop … revierpassagen

Hochsauerlandkreis = Niemandsland für Gesamtschulen: „Dutzende Gesamtschulen gibt es seit einer halben Ewigkeit rund um uns herum. Nur bei uns im HSK ist nicht eine einzige, weder in Arnsberg, noch in Meschede, noch in Schmallenberg und auch nicht in Brilon, Olsberg und Marsberg. Der HSK ist nach wie vor der einzige der 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW, in dem es keine einzige Gesamtschule gibt“ … sbl

Die SPD greift zur Schere und stutzt die Hecke an der B 236 in Züschen.

Seit mindestens zwei Jahren gefährdeten die seitlichen Auswüchse der Hecke entlang der Nuhnetalstraße – B 236 – (Höhe Hausnummer 77) die Fußgänger.

(Pressemitteilung SPD Winterberg)

Im letzten Jahr blockierte der seitliche Austrieb den halben Gehweg. In diesem Jahr war der Gehweg an dieser Stelle völlig zugewachsen. Für Behinderte, ältere Menschen und Mütter mit Kinderwagen usw. war kein Durchkommen in diesem Bereich mehr möglich.

Seit über sechs Wochen bemühte sich Stadtratsmitglied Richard Gamm um die Beseitigung der seitlichen Austriebe. In dieser Zeit führte er drei Gespräche mit der Stadtverwaltung Winterberg.

Da die Gefahrenstelle immer noch nicht beseitigt wurde, hat Richard Gamm dann selbst Hand angelegt, und die Hecke zurück geschnitten.

Jetzt ist der Gehweg wieder gefahrlos von allen Bürgern zu nutzen.

Schweinemast und Gülle – Wie viel davon können Mensch, Tier und Natur verkraften?

Im Stadtgebiet Marsberg machen sich ganz offensichtlich immer mehr Aus- und Nebenwirkungen der Massentierhaltung, speziell der Schweinemast bemerkbar. Der höchste im Hochsauerlandkreis (offiziell) gemessene und verkündete Nitratwert stammt aus dem „Schweineparadies“ Marsberg. Mit 47 mg/l liegt er nur ganz knapp unter dem Grenzwert von 50 mg/l.

(Der Artikel ist in ähnlicher Form Anfang Juli zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Verwunderlich ist das nicht. Denn allein im Raum Marsberg stehen nach aktuellen Angaben der Kreisverwaltung über 30.400 Schweine in den Ställen. Und das offenbar mit steigender Tendenz. 2018 lag dort die Zahl der Mastschweine (laut Angaben des HSK) bei „nur“ rund 27.600 Tieren. Offenbar sind in den letzten Jahren immer mehr Ställe genehmigt und gebaut worden.

Arme Schweine
Die Marsberger Schweine sind im wahrsten Sinne des Wortes arme Schweine. Sie leben laut den uns vorliegenden Angaben allesamt in konventioneller Haltung, also auf Voll- oder Teilspaltenböden mit wenig Tageslicht und nicht mal ein Quadratmeter Platz pro Tier. So vegetieren sie rund 100 Tage. Dann haben sie die Schlachtreife von bis zu 125 kg erreicht. Zum krönenden Abschluss ihres bescheidenen Lebens werden sie dichtgedrängt zum Großschlachthof transportiert (vielleicht zu Tönnies)?

Wie viel Gülle „produziert“ ein Marsberger Schwein?
Rein rechnerisch ergibt sich ein Gülleanfall von 1,43 m³ pro Mastplatz und Jahr. Darin enthalten ist das Reinigungswasser von 0,507 m³ pro Tier pro Jahr.

Quelle für diese Angabe ist die Landwirtschaftskammer Niedersachen:
https://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/1/nav/753/article/30422.html

Noch mehr Gülle von Irgendwo
Zu allem eigenen (Gülle-)Überfluss beobachten Marsberger Bürger/innen immer wieder Gülle-Importe per LKW. Woher genau die Fracht in den Hochsauerlandkreis kommt ist ungewiss, vielleicht u.a. aus der Weser-Ems-Region in Niedersachsen, die als „Kernland der deutschen Fleischindustrie“ gilt.

Diskussion um die Messwerte
Und weil die (offiziell bekannten) Nitratmesswerte im Raum Marsberg schon fast eine halbe Ewigkeit im kritischen Bereich liegen, misstrauen ihnen offenbar die Hauptverursacher, die Schweinemäster. Die Bauern zweifeln die Angaben offenbar an und rufen nach der Politik:

https://www.wp.de/staedte/altkreis-brilon/bauern-aus-marsberg-misstrauen-messung-zur-nitratbelastung-id228080847.html

Auf der anderen Seite stehen misstrauische Bürgerinnen und Bürger. Sie fragen sich nicht von ungefähr, ob es im Bereich Marsberg, im HSK und im benachbarten Hessen überhaupt ausreichend Messstellen gibt, um sich ein einigermaßen klares Bild über die Höhe der Nitratbelastung zu machen? Auch sie fragen sich ob die offiziellen Angaben über die Höhe der Nitratwerte realistisch oder vielleicht doch etwas (nach unten) geschönt sind?

Überregionaler Bezug: Schweinemast und Grundwasser
Eine Studie die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), die am 26.02.2020 veröffentlicht worden ist, hat einen klaren Zusammenhang zwischen der Grundwasserbelastung und der landwirtschaftlichen Nutzung der betroffenen Gebiete belegt. Grundlage sind Daten von 2012 bis 2016, die offenbar einen systematischen Zusammenhang zwischen Bodennutzung und Nitratbelastung aufweisen.

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Bodennutzung und Nitratbelastung.
Zitat „EurActiv“:  „Während der Nitratgehalt in Wald- und Grünlandflächen meist deutlich geringer ist, weisen Messstellen in landwirtschaftlichem Gebiet deutlich höhere Werte auf. Dort liegt der Durchschnitt bei etwa 28 Prozent im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt von nur 18 Prozent. In landwirtschaftlichen Regionen fanden die Forscher nicht nur häufiger, sondern dann auch deutlich stärkere Belastungswerte, welche den erlaubten Höchstwert von 50 Milligramm pro Liter um das bis zu siebenfache überschreiten. …
… Neu an den Ergebnissen des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist, dass es damit erstmals eine systematische Untersuchung zum Zusammenhang zwischen Bodennutzung und der Nitratbelastung des Grundwassers in Deutschland gibt.“

Ergebnis der Studie: Die Landwirtschaft bleibt der größte Verursacher des Nitratüberschusses

Zitat „EurActiv“: „Die Konzentration von Nitrat ist besonders in jenen Bundesländern mit Schweinemast besonders hoch. Verursacht wird sie durch den Dung der Tiere, der auf die Felder ausgebracht und im Boden durch biochemische Prozesse in Nitrat umgewandelt wird, das sich wiederum in Grund- und Oberflächenwasser anreichert. Nach Erkenntnissen der Forscher geht deshalb auch eine höhere Dichte des Schweinebestandes mit einer erhöhten Nitratbelastung einher. Für Rinder und Schafe konnte dagegen keine solche Korrelation gefunden werden.“

Klick: https://www.euractiv.de/section/landwirtschaft-und-ernahrung/news/studie-zeigt-erstmals-zusammenhang-zwischen-landwirtschaft-und-nitratbelastung/

Gülle im Überfluss bedeutet eine Vielzahl ungünstiger und wahrscheinlich gesundheitsschädlicher Nebenwirkungen
Darum leitete die Europäische Kommission beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) im Jahr 2016 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland ein.

https://www.diw.de/de/diw_01.c.740783.de/publikationen/wochenberichte/2020_09_1/nitratbelastung_im_grundwasser_ueberschreitet_grenzwert_seit___mehr_transparenz_und_kontrolle_in_der_duengepraxis_notwendig.html

Fortsetzung folgt
Wir könnten hier noch seitenlang über die Aus- und Nebenwirkungen von Tiermast spekulieren und schreiben. Der nächste Skandal ist gewiss. Wir werden viel zu bald davon hören und lesen.