Von Ramsau zum rechten Geschichtsrevisionismus in Deutschland

Blick auf die Gastwirtschaft Hirschkaser und das Wagendrischelhorn(?) bei Ramsau (foto: zoom)

Zuerst hatte wir uns für das Dachauer Symposium für Zeitgeschichte Rechter Geschichtsrevisionismus in Deutschland im Max Mannheimer Haus angemeldet und dann überlegt, ob wir vorher noch ein paar Tage Urlaub in den Alpen machen sollten.

Wer die letzte Woche im Blog geblättert hat, wird gemerkt haben, dass unsere Wahl auf Ramsau gefallen war. Es herrschte wunderbares Wanderwetter und mehr muss dazu auch nicht mehr gesagt werden. Nachfragen beantworte ich bei Bedarf.

Auf das Symposium in Dachau sind wir durch Zufall aufmerksam geworden, aber das Thema passt perfekt (leider) in die heutige Zeit. Mit Jens-Christian Wagner als Wissenschaftlichem Leiter (Gedenkstätte Buchenwald, vormals Gedenkstätte Bergen-Belsen) und den zahlreichen interessanten Referent*innen, von denen wir schon einige aus dem Bücherregal und andere aus den sozialen Medien kannten, konnte nicht viel schief gehen. Spoiler: tat es auch nicht.

Das Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte hat sich als Forum des wissenschaftlichen Austauschs über die Geschichte des Nationalsozialismus etabliert – in der internationalen Zeitgeschichtsforschung ebenso wie in der interessierten Öffentlichkeit. Die Stadt Dachau erwarb sich durch ihre vielfältige Auseinandersetzung mit der Geschichte des Dritten Reiches in Deutschland und darüber hinaus den Ruf eines Lern- und Erinnerungsortes; das Symposium, das sie seit 2000 in Zusammenarbeit mit dem Max Mannheimer Haus jährlich veranstaltet, trägt dazu bei. Die Tagungsbände werden in der Reihe „Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte“ veröffentlicht. Ziel der Reihe ist es, aktuelle Forschungen zur Geschichte und Nachgeschichte der NS-Zeit vorzustellen, zu diskutieren und darüber nachzudenken, wie und warum die Geschichte des Nationalsozialismus nach wie vor unsere Gegenwart berührt. Sowohl um aktuelle Bezüge geht es als auch um die Einbindung erinnerungskultureller Entwicklungen. Nicht ausschließlich Spezialisten sollen sich zusammenfinden, sondern das Symposium möchte einer breiten interessierten Öffentlichkeit ein Forum der Information und Diskussion bieten. Die Tagungsbände des Symposiums erscheinen im Verlag Wallstein (Göttingen).

http://dachauer-symposium.de/
Dieses Ankündigungsplakat hing im Max-Mannheimer Studienzentrum (foto: zoom)

An den beiden Tagen gab es dann noch einige Änderungen. Nicht alle Referent*innen konnten vor Ort sein und wurden dann jeweils live per Internet zugeschaltet. Das war zwar schade, weil es insbesondere Heike Kleffner und Natascha Strobl betraf, die wir gerne in Person gesehen hätten, aber ihre Vorträge waren dafür umso informativer.

Ankündigung des Symposiums in der Süddeutsche Zeitung, 04.10.2023:

Geschichtsrevisionismus entlarven

„Das diesjährige Dachauer Symposium widmet sich einmal mehr einem brandaktuellen Thema. Als wissenschaftlicher Leiter konnte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, gewonnen werden.“

Das reale Programm sah folgendermaßen aus:

Freitag, 13. Oktober 2023

13.00-13.15 Begrüßung

Felizitas Raith, Leiterin des Max Mannheimer Studienzentrums, Dachau

Sybille Steinbacher, Projektleiterin der Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte

13.15-13.45 Einführung

Jens-Christian Wagner (Weimar): Zwischen Schuldabwehr, Schuldumkehr und Instrumentalisierung: Rechter Geschichtsrevisionismus in Deutschland

13.45-16.00 Formen

Fabian Virchow (Düsseldorf): Corona und die Folgen: Geschichtsrevisionismus im Milieu der Pandemieleugner und -leugnerinnen

Julia Bernstein (Frankfurt am Main): Über Generationen hinweg: Jüdische Traumatradierung und ihre Thematisierung in der Mehrheitsgesellschaft (online)

Imanuel Baumann (Nürnberg): Rechtsterrorismus als gewaltförmiger Geschichtsrevisionismus: Motive und Traditionen der Zerstörung von Geschichte und Gedenken im Kontext rechter Gewalt

16.15-18.30 Felder I

Volker Weiß (Hamburg): Vom „Schuldkult“ und den „linken Nazis“: Geschichts(um)deutungen der Neuen Rechten

Markus Linden (Trier): Der Geschichtsrevisionismus der „Alternative für Deutschland“ (AfD): Akteure, Organe, Inhalte

Samstag, 14. Oktober 2023

8.30-9.50 Felder II

Justus H. Ulbricht (Dresden): Ressentiment-Maschinen oder: die Eroberung der Köpfe via Lektüre. Blicke nach Schnellroda und in andere Verlage der Neuen Rechten

Arnd Henze (Berlin): Wem gehört Bonhoeffer? Zur Vereinnahmung des kirchlichen Widerstandes durch Rechtsevangelikale (online)

9.50-11.45 Ideologie

Natascha Strobl (Wien): Identitäre Geschichtsbilder. Zwischen Reconquista und Karl dem Großen (online)

Heike Kleffner (Berlin): Zwischen Kontinuitätslinien und Aktualisierung von Feindbildern und Opfermythen: Geschichtsrevisionismus und Verschwörungsideologien (online)

Maik Tändler (Berlin): „Nationalmasochismus“. Zur alt- und neurechten Abwehr der „Vergangenheitsbewältigung“

11.50-12.30 Wie sollen die Gesellschaft und die KZ-Gedenkstätten rechtem Geschichtsrevisionismus begegnen?

Podiumsdiskussion mit Gabriele Hammermann (Dachau), Natascha Strobl, Jens-Christian Wagner, Volker Weiß und Sybille Steinbacher (Moderation)

Natascha Strobl nahm online an der abschließenden Podiumsdiskussion teil. Auf dem Podium v.l.: Volker Weiß, Gabriele Hammermann, Jens Christian Wagner, Sybille Steinbacher (foto: zoom)

Sehr ausführlich wurde die Tagung von Walter Gierlich in der Süddeutschen Zeitung besprochen:

Süddeutsche Zeitung, 15.10.2023

„Das Geschichtsbewusstsein erodiert“

„Jeden Tag gibt es durchschnittlich mindestens sieben antisemitische Straftaten in Deutschland. Beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte erforschen Experten heuer den Geschichtsrevisionismus“

Süddeutsche Zeitung, 15.10.2023

Der geistige Bürgerkrieg

„In einer Diskussion beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte streiten Historiker über den Umgang mit Nazis, die behaupten, keine zu sein.“

Fortsetzung in Form meiner eigenen Notizen und Gedanken folgt. Ich habe sie noch nicht so ordentlich sortiert wie der Autor der Süddeutschen Zeitung.





Umleitung: Steigende Corona-Zahlen, „Milliardärssozialismus“, das Arschloch, Hafenspaziergang in Dortmund, Lissabon sowie der DFB

Brilon-Wald: Bahnhofs-Ästhetik pur (foto: zoom)

Steigende Corona-Zahlen, neue Varianten und das Impf-Update: Man kann ja drüber diskutieren, ob die Pandemie vorbei ist – aber Corona ist definitiv nicht weg … fischblog

„Milliardärssozialismus“ – Renaissance eines Schlagworts: Angeblich existiere ein Block von Kapital und Linker, welcher an den „Milliardärssozialismus“ im Sinne von Oswald Spengler erinnere. Derartige Auffassungen kursieren nicht nur im Kontext der Neuen Rechten, nehmen aber das Gemeinte offenkundig gar nicht richtig zur Kenntnis … endstationrechts

Das Arschloch (Satire): Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten … zynaesthesie

Dortmund am 26. August: „Der Hafenspaziergang ist eine tolle Gelegenheit, die Nordstadt auf besondere Art zu entdecken“ … nordstadtblogger

Lissabon – Stadt der Gegensätze: ein Reisebericht … unkreativ

DFB: Der Wirklichkeit entrückt … postvonhorn

Umleitung II: Durchlässige Brandmauern, T. C. Boyle, University Life in Germany 1907, Menschen-Zeitalter, Menschenrechte, Ausweispflicht im Freibad und mehr…

Englische Haustüren. Irgendetwas stimmt hier nicht. Fehler oder Feature? (foto: zoom)

Weil ich gestern bei der Sammlung von Lesehinweisungen an der Westfalenpost und dem nd.DieWoche hängengeblieben bin, versuche ich heute die sonst übliche Umleitung weiter zu spinnen. Los geht’s!

Durchlässige „Brandmauern“: Vor 85 Jahren erschien eine Hagener Zeitung zum letzten Mal. Sie war und ist ein Beispiel für die fließenden Übergänge zwischen konservativen und rechtsextremen Positionen … doppelwacholder

«Ich möchte mich bei den Deutschen entschuldigen, wenn ich sie durch meine Kritik an der Bahn gekränkt habe»: Der amerikanische Autor T. C. Boyle spricht im Interview über die Pleite der Schweizer Grossbank Credit Suisse, die Verspätung bei der Deutschen Bahn – und das anstehende Ende der Welt … nzz

Rezension: Volker Ullrich – Deutschland 1923: Das Jahr am Abgrund (Teil 3) … geschichtsblog

Frederick Tupper, Jr – University Life in Germany (1907): Heute führt uns unsere Reportage in die Welt der Friedrich-Wilhelms Universität Berlin in den Jahren 1900/1901. Der amerikanische Englisch-Professor Frederick Tupper Jr. verbrachte einen Teil seines Studiums im Kaiserreich und in diesem Artikel aus dem Jahr 1907 beschreibt er seine Erfahrungen … schmalenstroer

Das Problem mit dem Menschen-Zeitalter: Neulich ging ja durch die Medien, dass 1950 das neue menschengemachte Erdzeitalter, Anthropozän genannt, begonnen haben soll. Das ist aber noch keineswegs beschlossen, und die neue Epoche ist tatsächlich ziemlich umstritten … scilogs

Kommt bald die Marxistenverfolgung? Man kann über die schrulligen Ideen der ÖVP lachen. Aber es sind Ideen von Verfassungsfeinden und von Gegnern von Liberalität und Freiheit … misik

Menschenrechte (Satire): „Und Nackensteaks!“ „Und Ölheizungen!“ „Aber erst Nackensteaks!“ „Aber ich habe doch eine Gasheizung!“ „Warum wollen Sie dann eine Ölheizung?“ „Das ist hier Deutschland, das lasse ich mir von der verdammten Demokratie nicht kaputtmachen!“ … zynaesthesie

Berlin: Ausweispflicht im Freibad als Sicherheitstheater … netzpolitik

Geister, Gehirne und ziviler Ungehorsam im Dortmunder Kunstverein: ‚But who is Ulrike Mandrake?‘ … nordstadtblogger

Hier gibt es Hilfe beim Podcast-Erstellen: In diesem Blog-Artikel sammelt Kai Rüsberg künftig Bücher, Blogs oder Podcasts, die Hilfe bei der Erstellung von Podcast geben. Der Artikel wird also in Zukunft weiter wachsen. Der Artikel ist als eine Hilfestellung für seine Vorlesung und Seminare gedacht … ruhrnalist

Einmal Spanien und zurück: Ich bin kein gläubiger Mensch oder sehr reflektierend. Von daher war die Wanderung für mich auch keine wirkliche Suche nach Gott oder dem Sinn des Lebens. Es war eher eine Challenge, weil ich trotz 5 Wochen Urlaub das Ziel hatte, in 4 Wochen die Strecke hinter mich zu bringen … unkreativ

„Lyriksalven pflügen sich kometenhaft ins Gedächtnis“ oder: Höhenflüge beim Poetry Slam … revierpassagen

Genehmigung eines Windrads am Naturschutzgebiet? Im HSK bestehen durch die große Fläche und die Höhenlage sehr gute Voraussetzungen, zahlreiche weitere WEA zu errichten. Es gibt jedoch Bereiche, die sich nicht für WEA eignen … sbl

Ein Stolperstein, der Winterberg und Hamburg verbindet: Ludwig Levy

Ein Stolperstein für Ludwig Levy in Hamburg-Eppendorf (foto: zoom)

Eigentlich wollte ich im hohen Norden lediglich die Familie besuchen und ein wenig Rad fahren, aber dann fragte mich eine Leserin, die den familiären Hintergrund der Familie Levy für das Hamburger Stolperstein-Projekt erforscht und dabei auf meine Website gestoßen war, nach dem Todestag von Julius Winterberger.

Der Grabstein von Julius Winterberger steht auf dem Jüdischen Friedhof in Winterberg und ist hier im Blog abgebildet, aber wegen der Sonnenblendungen nur schwer zu entziffern. Auf dem größeren Original des Bildes konnte ich die Zahlen besser lesen.

Die Schriften sind teilweise nicht sicher zu entziffern. (archivfoto: zoom)

Julius Winterberger wurde am 11. Februar 1880 geboren und ist am 13. Februar 1935 gestorben. Diese Daten bestätigen, dass er der Bruder von Ida Winterberger ist.

Ida Winterberger aus Winterberg – hier kommt die eigentliche Verbindung Winterberg/Hamburg – war als Ida Levy geb. Winterberger mit Ludwig Levy verheiratet. Sie wird im Oktober einen eigenen Stolperstein in der Haynstraße in Hamburg-Eppendorf erhalten; ich vermute, unterhalb des Stolpersteins für ihren Ehemann (siehe Foto oben).

Zwischenstopp am Eppendorfer Moor (foto: zoom)

Für mich waren diese Daten und Zusammenhänge neu. Am letzten Tag unseres Aufenthalts im Norden von Hamburg habe ich mich von der Familie losgerissen und bin die Tarpenbek hinunter, am Flughafen entlang und durch das Eppendorfer Moor zur Haynstraße geradelt, um den Stolperstein zu fotografieren. Vielleicht ist es ja der Beginn weiterer historischer Fäden zwischen den jüdischen Familien in Winterberg und Hamburg.

Umleitung: Zecken, die Kuh ist gemelkt, Kunst, Anastasia, Lamm Gottes, Ernst Bach, Sommer am U, Mack und Millionär*innen in Hagen, RWE im HSK und eine Margerite.

Margerite vor dunkelgrünem Rasen-Boke Röhrenblüten in derh. Weiße Zungenblüten am Rand, gelbe Röhrenblüten in der Mitte des Blütenstandes
Mager- oder Trockenwiesen-Margerite, siehe am Ende der Umleitung (foto: zoom)

Zeckenforscher Gerhard Dobler: „Anzahl der Zecken hat sich in diesem Jahr verdoppelt“ … deutschlandfunk

Die Kuh ist gemelkt, der Zopf geflechtet, der Schatz gehebt: Sprache wandelt sich. Aber wohin genau geht die Reise? … spektrum

Was ist Kunst? Zwecklosigkeit der Kunst als Freiheits-Verkörperung: Alles, was man tut, dient normalerweise einem Zweck. Man will ein Ziel erreichen und setzt seine Kräfte dafür ein. Das ist ermüdend, weil die Schattenseite dieses Zustandes Unfreiheit ist: wenn alles zweckgebunden ist, wird die persönliche Freiheit beschnitten … endoplast

Anastasia – Geheimes Wissen aus der Taiga: Seit den 1920er Jahren versuchte die völkische Bewegung mittels gezielter Ansiedlungen junger Menschen auf dem Land, die Gesellschaft in ihrem Sinne zu verändern – durch ein naturnahes Leben innerhalb ihrer eigenen Volksgemeinschaft mit dem Ziel, die »Arterhaltung der deutschen Rasse« zu sichern … derrechterand

Lamm Gottes (Satire): „… die Wirtschaft und damit auch den Staat in eine existenzielle Notlage bringe. Wer sich vorsätzlich vegan ernähre, so Weiger, verursache Schäden an der Natur und damit auch am…“ … zynaesthesie

Kreis Wittgenstein: Ernst Bach (1902-1965) – ein Kämpfer für das freie Wort? … siwiarchiv

Dortmunder Kultur: Der „Sommer am U“ ist gestartet und belebt die City mit Konzerten, Lesungen und DJ-Sets … nordstadtblogger

Hagener Kultur: Ungeahnte Leuchtkraft der Farben – Heinz Mack (92) stellt in Hagen aus … revierpassagen

Hagener und andere Millionär*innen: Das Geld ist nicht weg – nur woanders. Zahl der Einkommensmillionär*innen in NRW um 1,9 Prozent gestiegen … doppelwacholder

Hochsauerlandkreis: Landrat möchte regionale Energiegesellschaft mit RWE als Mehrheitsgesellschafterin gründen … sbl

Die Margerite (siehe Bild oben) soll nicht vergessen werden: Sie ist bei uns im Hochsauerland auf Wiesen und Triften weit verbreitet, hauptsächlich in zwei Sippen: Leucanthemum vulgare (eher Trockenwiesen) und L. ircutianum (eher Fettwiesen) [2]. Der Name Margerite kommt von französisch marguerite und soll Perle bedeuten[1, ?]. Der Name galt ursprünglich für das Gänseblümchen. Später wurde er auf die Margerite übertragen.[1] Die Blütezeit ist von Juni bis Oktober [3]. Was wir häufig als Blüte bezeichnen, ist ein Blütenstand aus 20 bis 25 weißen Zungen- und bis zu 400 gelben Röhrenblüten. Die Margerite zählt zu den sogenannten Korbblütlern (Asteraceae, Compositae). Schon seit dem Mittelalter wird sie als Zierpflanze kultiviert und ist auch als Gemüse verwendbar [1].

[1] R. Düll, H. Kutzelnigg, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 8. Aufl., Wiebelsheim 2016, S. 384/385. Allerdings habe ich die sprachliche Ableitung ‚Perle‘ nur im Altgriechischen (‚margarites‘) belegt gefunden.

[2] Richard Götte, Flora im östlichen Sauerland, 2. Auflage, Marsberg-Bredelar 2022, S. 452/453

[3] Aribert Jung, Die Pflanzenwelt im Sauerland und Siegerland, Fredeburg 1978, S. 80

Wildkräuter-Experiment oder einfach nur mangelhafte Pflege: der Jüdische Friedhof in Winterberg

Die Grabstätten von Martha und Julius Winterberger (foto: zoom)

Ich habe bislang im Hochsauerland keinen ungepflegteren Jüdischen Friedhof gesehen als den Jüdischen Friedhof in Winterberg. Schon vor ein paar Jahren hatte ich mich über den Zustand der seit 2010 offiziell als Baudenkmal geschützten Anlage gewundert.

Nun wuchern erneut die krautigen Pflanzen und der Löwenzahn gedeiht prächtig auf den Wegen.

Löwenzahn auf den Wegen (foto: zoom)

Der Jüdische Friedhof in Winterberg liegt am Rande der Stadt und ist von außen nicht unbedingt als Friedhof zu erkennen. Die meisten Menschen gehen achtlos am Treppenaufgang vorbei. Es ist vom Fußweg bzw. von der Straße nicht ersichtlich, dass sich hinter dem Holztörchen ein besonderer Ort verbirgt. Wäre nicht zumindest eine Hinweis- und vielleicht eine erklärende Geschichtstafel angemessen?

Die Treppe hoch zum Jüdischen Friedhof (foto: zoom)

Vielleicht beschäftigen sich ja einige Schüler*innen im Rahmen des Jugendgeschichtsprojekts „Erinnern vor Ort“- „Vergessene Schicksale: Jüdische Familien im Hochsauerlandkreis“, welches ich vor drei Tagen hier im Blog vorgestellt habe, mit den Winterberger jüdischen Familien. Immerhin trägt das örtliche Gymnasium den geschichtsträchtigen Namen der Geschwister Scholl.

„Erinnern vor Ort“- Jugendgeschichtsprojekt im Sauerland-Museum

„Vergessene Schicksale: Jüdische Familien im Hochsauerlandkreis“

Das Sauerland-Museum in Arnsberg (Foto: Brigida Gonzalez)

Unter dem Titel „Vergessene Schicksale: Jüdische Familien im Hochsauerlandkreis“ bereitet das Sauerland-Museum gemeinsam mit interessierten Jugendlichen ab 14 Jahren eine historische Ausstellung im Veranstaltungssaal des Sauerland-Museums vor, die im Februar 2024 präsentiert wird. Dieses Projekt ist in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum, Berlin, entstanden.

(Pressemitteilung HSK)

Zur Zeit werden über die Schulen im Hochsauerlandkreis engagierte Schülerinnen und Schüler gesucht. Die Jugendlichen können sich aber auch direkt beim Museum zu dem Projekt anmelden.

Bei regelmäßigen Treffen im Museum und auch online erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen die Geschichte von selbst recherchierten jüdischen Schicksalen aus der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung. Die Schüler erlernen den Umgang mit historischen Quellen und probieren sich an wissenschaftlicher Forschungsarbeit aus.

Das Ergebnis ist eine selbst gestaltete Ausstellung mit biografischen Inhalten und persönlichen Objekten von jüdischen Familien, die vom Holocaust betroffen waren.

Das Projekt beginnt im September. Konkrete Termine erfahren die Teilnehmer per Mail. Der Anmeldeschluss ist der 31.07.2023. Anmeldungen können telefonisch unter 02931/94-4607 erfolgen oder per Mail an nelja.luehrs(at)hochsauerlandkreis.de

Umleitung: Chiropraktik, KI, Georg Elser, Bestätigungsfehler, Stille Treppe, ein Kunstraum in Köln, Pah-Lak und Bäume in Hagen

Abendhimmel über Siedlinghausen (foto: zoom)

Wie gefährlich ist Chiropraktik? Bei der Chiropraktik sollen angeblich verschobene Gelenke durch Grifftechniken in ihre korrekte Lage gebracht werden. Die Wirksamkeit der Methode ist wissenschaftlich nicht belegt und birgt einige Risiken. Wie gefährlich ist das Einrenken? … spektrum

Kann Künstliche Intelligenz intelligent wie ein Mensch sein? Ein Interview mit ChatGPT: Die nachfolgende Befragung des Large-Language-Modells ChatGPT wurde am 06.04.2023 in einem Zug durchgeführt. Für mich war die Frage, inwieweit ChatGPT sich von Allgemeinplätzen lösen und konkret werden kann … endoplast

Georg Elser – ein (zu) lange vergessener Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus: Während die Angehörigen der Weißen Rose, namentlich die Geschwister Scholl, und der Kreis um Stauffenberg bald nach 1945 einen festen Platz in der kollektiven Erinnerung der Deutschen erlangten, spielte Georg Elser, Urheber des Bürgerbräukeller-Attentats vom November 1939, im öffentlichen Bewusstsein keine herausragende Rolle. Die neue Elser-Biografie von Wolfgang Benz wird dies hoffentlich ändern … endstationrechts

Aber hier regnet es doch! Der häufigste Bestätigungsfehler in der Klimakrise: So genial unser Säugetiergehirn auch ist – seine Mustererkennung ist fehleranfällig. So neigen wir dazu, spontane Verknüpfungen beizubehalten. Zum Beispiel wird oft vermutet, der Stadtname Regensburg leite sich vom Regen als Niederschlag ab … scilogs

Stille Treppe (Satire): Während sich der rechte Sumpf – CDU, CSU, die natürlichen Verbündeten in der AfD – mit billigen Lügen über den Wirtschaftsminister überschlagen, ist es bei den Liberalen verdächtig ruhig … zynaesthesie

BEISTE Kunstraum in Köln: Am unscheinbaren Gebäude in der Riehler Straße 36 nahe dem Kölner Ebertplatz hängt ein Plakat des Photoszene Festivals. Geht man hinein, steht man vor einem kaputten Fahrstuhl und einem Tisch voller Gummibärchen mit der Beschriftung: Stärkung für den Aufstieg ins 7. OG … kwerfeldein

Das Volk leidet: „Pah-Lak“ beschreibt bei den Ruhrfestspielen tief bewegend die brutale Unterdrückung Tibets … revierpassagen

Hagen: Kommunale Unternehmen entdecken die Bäume … doppelwacholder

Umleitung: Bürger in Wut, Erdsystemanalyse, aktive Umweltpolitik, Klimagerechtigkeit, Fake Science, ein Kölner Fotoblog, Jüdische Heimat Dortmund, Fußball im Ruhrgebiet, Täter-Opfer-Umkehr in der WPWR, das Kreisjugendamt und endlich eine Nachrichtensortiermaschine

Letzte Woche mit dem 49-Euro-Ticket auf dem Weg nach Kassel. Umstieg in Warburg. (foto: zoom)

Wenig bürgerliche „Bürger in Wut“: Bei der Bürgerschaftswahl in Bremen treten für „Bürger in Wut“ Kandidaten mit fragwürdigem Hintergrund an … endstationrechts

„Unser Planet ist ein lebendiger Planet“: Wir brauchen eine Revolution des menschlichen Selbstbildes, sagt der Erdsystemwissenschaftler Wolfgang Lucht. Nur so lässt sich eine weitere Eskalation der Krisen begrenzen. Die Erkenntnisse der Erdsystemanalyse haben das Potenzial dazu: der Mensch als Teil eines lebendigen Planeten. Teil 1 des Interviews … klimareporter

„Nur Information und Förderung reichen nicht aus“ – Sachverständige fordern aktivere Umweltpolitik: Förderungen und Anreize allein genügen nicht (mehr), um die notwendigen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen. Das schreibt der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) in seinem neuen Sondergutachten für die Bundesregierung … klimafakten

Klimagerechtigkeit (Satire): „Wir brauchen so schnell wie möglich eine echte Heizungswende, weniger Gas- und Ölheizungen, mehr Wärmepumpen, keine Frage. Deshalb werden wir auch alles daran setzen, um das zu verhindern … zynaesthesie

Wird Fake Science zum Massenproblem? Sabel und sein Team haben eine Methode entwickelt, wie Verdachtsfälle solcher Fake-Arbeiten im Bereich der Biomedizin identifiziert werden. Sie können so abschätzen, wie verbreitet das Problem ist. Demnach sind rund 28 Prozent aller weltweiten Publikationen verdächtigt, gefälscht zu sein … archivalia

Fotoblog Köln Vorort: Etwa 90 Prozent der Einwohner*innen Kölns leben in Vororten. Das Fotoblog koeln-vorort.de zeigt Perspektiven auf das suburbane Köln und die Vielfalt sozialer Bedingtheit und historischer Entwicklung der 80 Stadtteile Kölns jenseits der Innenstadt. Die Fotos entstehen zufällig und selektiv auf Streifzügen durch die Vororte … koeln-vorort

Vortrag von Klaus Winter zum Projekt „Jüdische Heimat Dortmund“: Spurensuche auf historischen jüdischen Grabstätten und Erforschung von Biografien … nordstadtblogger

Die Seele der ganzen Region – Foto-Ausstellung über Fußball im Ruhrgebiet: Das kann doch wohl kein Zufall sein: Zwischen 1952 und 1957 erreichte die Steinkohleförderung im Revier ihre Gipfelpunkte. Just in dieser Phase machten Ruhrgebietsvereine die deutsche Fußballmeisterschaft hauptsächlich unter sich aus … revierpassagen

Täter-Opfer-Umkehr: Ein merkwürdiger Beitrag zum 8. Mai 1945 in der WPWR … doppelwacholder

Wer leitet das Kreisjugendamt des HSK? Am 5. März wurde in der öffentlichen Sitzung des Kreisjugendhilfeausschusses bekannt gegeben, dass der bisherige Leiter des Kreisjugendamtes Ende April in den Ruhestand geht. Wie es mit der Leitung weiter gehen soll, dazu wurde nichts gesagt … sbl

Die Nachrichtensortiermaschine: Ich habe bereits ausführlich über meine „Nachrichtensortiermaschine“ geschrieben und nachdem ich sie jetzt über Monate ausführlich getestet habe, ist es an der Zeit sie öffentlich verfügbar zu machen. Ich habe sie zusammen mit einer ausführlichen Dokumentation auf GitHub veröffentlicht. Ihr seid herzlich eingeladen, sie auch zu nutzen … schmalenstroer

Neu in der WDR-App „Stolpersteine NRW“: Jugendliche erstellen eigene Inhalte

WESTDEUTSCHER RUNDFUNK KÖLN Stolpersteine NRW – Gegen das Vergessen – Ein Multimedia Projekt des WDR Stolpersteine-Werkstatt an der Helios-Gesamtschule Köln-Ehrenfeld am 28.04.2023. Das im Januar 2022 veröffentlichte WDR-Projekt erzählt multimedial die Geschichten von Menschen, die vom nationalsozialistischen Terror-Regime verfolgt wurden. Für den Einsatz im Schulunterricht gibt es passende Begleitmaterialien, die Lehrende kostenlos nutzen können. (Bild: © WDR/Jan-Philipp Behr)

Das für den Grimme Online Award 2023 nominierte WDR-Projekt „Stolpersteine NRW – Gegen das Vergessen“ baut die Kooperation mit Schulen in NRW aus. Ab sofort können Schülerinnen und Schüler eigene Inhalte zu Stolpersteinen in ihrer Umgebung erstellen und diese gemeinsam mit dem WDR-Team in der „Stolpersteine NRW“-App und auf der dazugehörigen Webseite publizieren.

(Pressemitteilung WDR)

WDR-Intendant Tom Buhrow: „Das ist Geschichtsunterricht zum Mitmachen: Schülerinnen und Schüler können jetzt selbst biografische Texte und Illustrationen erstellen und damit die Inhalte der WDR-Stolpersteine-App mitgestalten. So erfahren sie noch mehr über die Opfer des Nationalsozialismus in ihrer Nachbarschaft und können ihre Ergebnisse über unser digitales Angebot breit mit anderen teilen.“

Der WDR hat die neuen Möglichkeiten mit Schülerinnen und Schülern der Helios-Gesamtschule in Köln und der Droste-Hülshoff-Realschule in Dortmund getestet. Felix Trüten, Lehrer an der Helios-Schule: „Das WDR-Projekt ist für uns sehr bereichernd. Die Schüler:innen entdecken die Lebensgeschichten der Menschen hinter den Steinen und geben sie in der App auf kreative Weise weiter.“ Das neue Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse und stärkt Recherchefähigkeit und Medienkompetenz.

Digitale Infoveranstaltung am 9. Mai

Am Dienstag, 9. Mai 2023, bietet das „Stolpersteine NRW“-Team um 17:30 Uhr eine Online-Infoveranstaltung an, bei der das Projekt im Detail vorgestellt wird und Fragen beantwortet werden. Anmeldung per Mail: stolpersteine.schule@wdr.de

„Stolpersteine NRW – Gegen das Vergessen“ erzählt multimedial die Geschichten von Menschen, die vom nationalsozialistischen Terror-Regime verfolgt wurden. App und Website zeigen auf einer interaktiven Karte alle, vom Künstler Gunter Demnig verlegten, rund 16.000 Stolpersteine in NRW. Tausende biografische Texte, Illustrationen, Hörspiele und historische Fotos geben Einblicke in die Lebensgeschichten, die sich hinter den Steinen verbergen. Für den Einsatz im Schulunterricht gibt es passende Begleitmaterialien, die kostenlos genutzt werden können. Die WDR-Stolpersteine-App wurde seit dem Start Anfang 2022 mehr als 300.000 Mal heruntergeladen.

Alle Informationen unter:
https://stolpersteine.wdr.de/web/de/stolpersteine-im-unterricht