Tatorte des Zweiten Weltkrieges im Sauerland

Studioausstellung über LWL-Forschungsprojekt zu den Morden an Zwangsarbeiter:innen in Westfalen / Vortrag am 11. Januar 2024 in Herne

Freilegung von in den Gräbern belassenen Tragen, von denen eine in der Ausstellung zu sehen ist.
(Foto: LWL/M. Baales)

Herne (lwl). In der Studioausstellung „Ermordet, verscharrt, verdrängt – Zeugnisse von Kriegsverbrechen im Arnsberger Wald“ zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne erstmals in einer Ausstellung die Ergebnisse der Forschung zu den Morden an Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern am Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Ausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wird am 11. Januar im Anschluss an einen öffentlichen Vortrag (19 Uhr) eröffnet und läuft bis zum 3. März.

(Pressemitteilung LWL)

An drei Tatorten im Arnsberger Wald erschießen Angehörige der Wehrmacht und SS im März 1945 insgesamt 208 sowjetische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, verscharren die Leichen mitsamt den persönlichen Gegenständen der Opfer im Wald. Die Alliierten lassen die menschlichen Überreste nach dem Ende des Krieges umbetten, viele der Gegenstände bleiben aber als stumme Zeugen der Verbrechen im Boden zurück.

Der Historiker Dr. Marcus Weidner vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte hat jahrelang über Kriegsendphasen-Verbrechen geforscht. Seine Ergebnisse erlauben eine historische Einordnung der Geschehnisse im Arnsberger Wald in den Kontext der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges.

2018 und 2019 bargen Archäolog:innen des LWL an allen drei Tatorten zahlreiche Objekte. Diese bringen uns die Opfer näher und erlauben einen Einblick in den Alltag der überwiegend weiblichen Opfer. „Der LWL nimmt mit seinen Forschungen und seiner Ausstellung eine gesellschaftliche Verantwortung an“, sagt der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann. „Wir erleben seit einigen Jahren die Verharmlosung der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur. Gerade aber die Mordaktionen sind beispielhaft für einen Teil unserer Geschichte, dem wir uns stellen müssen“, so Lunemann.

Im Vortrag geben Dr. Marcus Weidner und die LWL-Archäologen Prof. Dr. Michael Baales und Dr. Manuel Zeiler einen Überblick über die historischen Ereignisse, die Geschichte der Erinnerungskultur an die Taten sowie über die Funde aus den archäologischen Ausgrabungen.

Der Vortrag findet am 11. Januar um 19 Uhr im Rahmen der Vortragsreihe zur aktuellen Sonderausstellung „Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten“ im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne statt. Der Vortrag ist kostenlos.

Die Ausstellung mit rund 200, teilweise sehr kleinen Exponaten ergänzt die aktuelle Sonderausstellung „Modern Times“ und zeigt erstmals Funde von allen drei Tatorten im Arnsberger Wald. Einige wenige Objekte wie der Obelisk vom Friedhof „Melkeplätzchen“ und persönliche Gegenstände der Opfer sind bereits in der Sonderausstellung „Modern Times“ zu sehen. Die Eröffnung der Studioausstellung ist öffentlich.

Hintergrund Referenten
Prof. Dr. Michael Baales ist seit 2002 Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen und seit 2005 Professor am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Ruhr-Universität Bochum mit inhaltlichem Schwerpunkt auf Paläolithikum und Mesolithikum der „Alten und Neuen Welt“. Seit 2013 ist er Mitglied im Verband der Landesarchäologien in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Dr. Marcus Weidner ist seit 2002 Wissenschaftlicher Referent am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster. Von 1998 bis 2002 war der Historiker unter anderem am LWL-Archivamt für Westfalen, am Historischen Museum Bremerhaven und am LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster tätig. Er ist Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen und hat Lehraufträge an den Universitäten Paderborn und Bochum inne.

Dr. Manuel Zeiler ist seit 2012 wissenschaftlicher Referent der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen. Seine berufliche Laufbahn umfasste unter anderem wissenschaftliche Tätigkeiten am Vorgeschichtlichen Seminar Marburg und dem Institut für Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2016 ist er gewähltes Mitglied der Altertumskommission für Westfalen und seit 2019 vertritt er die westfälische Archäologie als Mitglied in der Kommission „Montanarchäologie“ des Verbandes der Landesarchäologien in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Hintergrund Sonderausstellung „Modern Times“
Die Sonderausstellung „Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten“ zeigt anhand von rund 100 Fundplätzen archäologische Objekte der vergangenen 200 Jahre. Sie befasst sich mit den Beziehungen zwischen dem Menschen und diesen Objekten und ordnet sie sechs Kategorien zu: Innovation, Gefühl, Zweck, Besonderes, Zerstörung und Erinnerung. Jedes Exponat erzählt eine eigene Objektgeschichte und wird außerdem historisch und archäologisch eingeordnet.

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Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de

LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0

Ein Nachmittag im Stadtmuseum. 1943: Luftangriff auf Kassel

Stadtmuseum Kassel – ganz oben (foto: zoom)

Der 23. Dezember 2024 war ein nasser Tag. Als wir nach Kassel fuhren, schauten wir misstrauisch auf überflutete Weiden. Bäche breiteten sich über ihre Ufersäume aus. Das Wasser in den Abflussgräben neben der Straße sprang in den Senken über die Siele, kurz vor Lengsfeld wurde ein Auto aus der Böschung gezogen.

Auf der Rückfahrt pumpten hier und dort Feuerwehren überflutete Höfe und vollgelaufene Keller leer. Blaulichter zuckten mancherorten durch die hereinbrechende Dunkelheit. Schreckmomente. In Eppe sprang das Auto unversehens über einen Schlauch, der quer über der Straße lag.

In Kassel blieben uns an diesem Tag ein Café und das Stadtmuseum.

Großplakat an der Straßenseite des Stadtmuseums (foto: zoom)

Die Sonderausstellung 1943: Luftangriff auf Kassel war interessant, keine Opfershow. Auf drei Stockwerken fanden wir die Bombardierung der nordhesssischen Stadt, einem Zentrum der Rüstungsindustrie, historisch eingeordnet und in der brutalen Logik des Krieges nachvollziehbar.

Am Schreibtisch. Vor mir liegt eine Kopie des Bomber’s Baedeker Teil I: Aachen – Küstrin (foto: zoom)

Während ich an einem Schreibtisch sitze, erklärt Luftmarshall („Bomber“) Harris den Strategiewechsel des Bomber Command, die Direktive zum Flächenbomardement des Deutschen Reichs. Ziel war neben der Zerstörung der militärischen und industriellen Infrastruktur die moralische Schwächung der deutschen Bevölkerung.

Das mit Bomber’s Baedeker bezeichnete Buch in der vorderen Mitte führte – angelehnt an die bekannten Reiseführer – alle Städte des Deutschen Reichs mit mehr als tausend Einwohner*innen auf. In alphabetischer Reihenfolge sind insgesamt 518 Städte mit geografischen Beschreibungen sowie Informationen zu deren kriegswichtigen Infrastrukturen und Produktionsstätten vermerkt.

Ich habe gleich nachgeblättert, ob meine alte Heimat am Niederrhein im Bomber’s Baedeker verzeichnet war und bin fündig geworden. Für Dinslaken sind ein Stahlwalzwerk (Thyssen), die Zeche Lohberg und das Thyssen-Kraftwerk aufgeführt.

An einer Audio-Station habe ich mir den bewegenden Abschiedsbrief von Dr. Felix Blumenfeld an seine Söhne vor dem Suizid im Jahr 1942 vorlesen lassen. Allein diese sieben Minuten persönlicher Geschichte haben den Besuch der Ausstellung gelohnt.

Ein Jüdisches Schicksal: Dr. Felix Blumenfeld, Abschiedsbrief an seine Söhne (foto: zoom)

Unseliges Kassel: der Nazi-Verbrecher und NS-Jurist Roland Freisler beginnt seine Karriere zum Präsidenten des Volksgerichtshofs mit einer Anwaltskanzlei in Kassel.

Zwei Tage vor den Novemberprogromen findet die „Generalprobe“ in Kassel statt.

Die Pogrome vom 7. November 1938 als Probelauf und Muster für die Reichspogromnacht zwei Tage später.

Die Stadt ist mit Rüstungsindustrie vollgepropft.

Am 8. Mai 1945 ist Schluss. Die Allierten besiegen das „Tausendjährige“ Reich.

Die Hesssische Post meldet die Kapitulation (foto: zoom)

Im unteren Bild marschieren die Sieger links und rechts der Wilhelmshöher Allee. Die Deutschen waren schon vor 1933 gewarnt worden: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“

US-amerikanische Soldaten auf der Wilhelmshöher Allee am 5. April 1945 (Stadtarchiv Kassel)

Als wir uns im Nachgang über die Ausstellung unterhielten, ist mir aufgefallen, dass ich noch einige Exponate und Details übersehen habe.

Alles spricht für einen zweiten Besuch der Sonderausstellung

Umleitung: Aus für 60-Millionen-Hotelprojekt in Winterberg, der Viren-Adventskalender, Klimakrise, AfD, extreme Rechte, Maria Callas und mehr…


Das jetzige Club-Hotel in Hoheleye sollte einem Luxus-Ressort weichen. (foto: zoom)

Aus für 60-Millionen-Hotelprojekt in Winterberg: Das geplante Luxushotel in Winterberg-Hoheleye wird nicht gebaut. Zu hohe Bankzinsen und Bankkosten haben Investoren abgeschreckt. Winterbergs Bürgermeister zeigte sich enttäuscht … wdr

Zu Hoheleye siehe auch hier im Blog: Hoheleye am Sonntagmorgen

Naturkosmetik: Weleda kommt mir nicht ins Haus … taz

Das erste Türchen des Viren-Adventskalenders: Diese Influenza ist keine Influenza … LarsFischer (Link zum YouTube: Türchen #2 bis #6 sind natürlich auch schon geöffnet.)

Wasserverlust in Deutschland: Seit der Jahrtausendwende ein Bodensee weniger … tagesschau

Ich predige es Euch seit Jahren: Wieder und wieder und wieder predige ich, dass es viel zu kurz gedacht ist, über „die Flüchtlinge aus Afrika“ zu diskutieren. Weil ich große Flüchtlingsströme in Europa erwarte und dafür kein Genie sein muss … unkreativ

Wissenschaftsleugnung ist auch vor der COP28 (wieder!) ein Thema: Es ist nun 33 Jahre her, dass der IPCC in seinem ersten Bericht 1990 zu dem Schluss kam, dass es “sicher” ist, dass Treibhausgasemissionen aus menschlichen Aktivitäten “den Treibhauseffekt verstärken werden, was im Durchschnitt zu einer zusätzlichen Erwärmung der Erdoberfläche führt.” … scilogs

Extreme Rechte: Reichsbürger und ihr „verschwörungsideologischer Souveränismus“ … endstationrechts

Der Soziologe Wilhelm Heitmeyer über Radikalismus der AfD: „Es hat sich etwas verschoben“ … taz

Bodenoffensive in Hagen: Das Pflaster soll schuld am Niedergang der Fußgängerzone sein … doppelwacholder

Entscheidung gefallen: Die neue Straße in Dortmund-Grevel wird den Namen von Kurt Goldstein tragen … nordstadtblogger

Jenseits der Mythen: Interview mit dem Callas-Biographen Arnold Jacobshagen … revierpassagen

Eine sehr interessante Sendung über Maria Callas: Primadonna assoluta – hat selbst mich, den Opern-Muffel, gefesselt … DradioKultur

HERZBERGMASCHINE

Dokumentarfilmtrilogie von Sven Boeck über die Lyrikerin Gertrud Kolmar in der Kulturschmiede Arnsberg

Veranstaltungsplakat

Der 10. Dezember 1894 war der Geburtstag der Lyrikerin Gertrud Kolmar – und das Jahr 2023 ist ihr 80. Todesjahr.

(Teatron Theater Arnsberg)

Grund genug, an diesem Tag an das Schicksal der jüdischen Dichterin zu erinnern, die von 1941 bis 1943 Zwangsarbeiterin in einer Berliner Pappfabrik war und von dort nach Auschwitz deportiert wurde. Der Berliner Regisseur Sven Boeck hat eine berührende und poetische Dokumentarfilm-Reihe über die letzten Jahre ihres Lebens in Berlin mit Auszügen aus ihrem lyrischen Werk und Briefen geschaffen, die gleichzeitig den Schrecken und die Verzweiflung jener Zeit, aber auch Lebensmut und Hoffnung vermittelt.

Im Anschluss an die Vorstellung wird ein Publikumsgespräch angeboten. Der Regisseur Sven Boeck wird anwesend sein.

Es werden drei Filme gezeigt mit einer jeweils ca. 30 minütigen Pause:

Film 1, Beginn 18 Uhr:  #1 Gertrud Kolmar – Wege durch Berlin  (76 Min)
Film 2, Beginn 20 Uhr:  #2 Das Traumtagebuch von Hilde Wenzel (27 Min)
Film 3, Beginn 21 Uhr:  #3 Sabina Wenzel in Paraty (30 Min)

Weitere Informationen über die Filme und den Regisseur hier.

Die Eintrittskarte ist gültig für alle Filme. Einlass auch in den Pausen.

Karten: Ticketlink reservix.de: https://www.reservix.de/tickets-teatron-netto-herzbergmaschine-dokumentarfilmtrilogie-von-sven-boeck-ueber-die-lyrikerin-gertrud-kolmar-in-arnsberg-kulturschmiede-am-10-12-2023/e2116005
Karten sind außerdem erhältlich in der Buchhandlung Sonja Vieth und allen reservix-Vorverkaufsstellen https://teatron-theater.de/hauptseite/vorverkauf/ oder an der Abendkasse in der Kulturschmiede Arnsberg, Apostelstraße 5, 59821 Arnsberg, Tel.: 0163-4776899 (ab 1 Stunde vor der Vorstellung).

Weitere Informationen unter: www.teatron-theater.de

Gelesen: Fotos im Nationalsozialismus

Neue Forschungen zu einer besonderen Quelle

Ein wichtiges Thema wurde beim Dachauer Symposium 2021 behandelt (foto: zoom)

Vor über sieben Jahren fand im Hallenberger Kump die Ausstellung „Mythos Leni Riefenstahl – Fotografie. Film. Dokumentation“ [1] statt. Vor dem ersten Besuch hatte ich damals ein mulmiges Gefühl, Angst von der Riefenstahl’schen Ästhetik überwältigt zu werden.

Die ausgestellten Bilder und einordnenden Texte betrachtete und las ich sehr genau und konnte den antihumanen, gefühllosen, anti-aufklärerischen, todesgeilen und faschistischen Blick Riefenstahls auf die Welt erkennen [3]. Sie zeigen den Nationalsozialismus aus der Täterperspektive.

Im letzten Jahr (2022) ist im Wallstein Verlag der Protokollband des Dachauer Symposiums zur Zeitgeschichte von Oktober 2021 erschienen [4]. Das Thema der Tagung lautete „Fotos im Nationalsozialismus. Neue Forschungen zu einer besonderen Quelle“ [5].

Die knapp 200 Seiten haben mich in den letzten Tage sehr gefesselt, weil sie meinen Blick von der propagandistischen Bilderschau der Nationalsozialisten a là Riefenstahl zum Gesamtbestand sämtlicher Abbildungen gelenkt haben. Der Tagungsband versucht, das Volumen der Fotos zu kategorisieren und stellt die Frage, wie mit der (digitalen) Bilderflut umgegangen werden könne (S. 16 – 19).

Auf der Website des Dachauer Symposiums heißt es:

„Das 20. Jahrhundert ist das „Jahrhundert der Bilder“ (Gerhard Paul) – die Bedeutung von visuellen Medien ist nicht zu übersehen. Insbesondere die Nationalsozialisten haben die politische Relevanz von Bildern für die Propaganda erkannt und sorgfältig auf die visuelle Inszenierung ihrer Macht geachtet. Die Posen und Gesten, die Hitler mit seinem Fotografen Heinrich Hoffmann in den 1920er Jahren einstudierte, oder die Filme von Leni Riefenstahl sind ein beredtes Beispiel dafür.

Zehntausende Knipser haben ihren Alltag, die „Volksgemeinschaft“ und den Krieg fotografiert. Doch gab es im Nationalsozialismus auch Gegen-Bilder von jüdischen Fotografinnen und Fotografen, die ihre Lebenswirklichkeit, Verfolgung wie Selbstbehauptung, dokumentierten. Selbst in den Konzentrationslagern gelang es Häftlingen unter Lebensgefahr, Fotos von den Gewaltverhältnissen aufzunehmen.

Seit vielen Jahren stellen Museen und Gedenkstätten Fotos aus der NS-Zeit aus; in Nottingham, Berlin, London und anderen Orten sind Forschungsprojekte zu Fotografie im Nationalsozialismus verwirklicht worden – Grund genug, um Zwischenbilanz zu ziehen. Welche neuen Fragen werden heute an Fotografien gestellt? Welche Erkenntnisse können aus dem Umgang mit Fotografien sowohl in der Vermittlung wie auch in der Forschung gewonnen werden?

Und nicht zuletzt stellt sich drängend die Frage, wie mit Fotografien aus der NS-Zeit im Internet umgegangen werden soll. Was lässt sich gegen Bildfälschungen und verzerrende Interpretationen tun? Brauchen wir eine Enzyklopädie der Bilder?“

http://www.dachauer-symposium.de/symposium2021.html

Die Antwort auf die letzte Frage vorweggenommen: Eine überblickende, abschließende Anordnung (Enzyklopädie) der Fotobestände sei wegen der immer noch wachsenden Zahl der Bilder u. a. aus Privatsammlungen und Alben nicht möglich, sondern müsse in einer Art digitaler kritischer Edition erfolgen, ähnlich einer Wikipedia.

Da Bilder gerade in der digitalen Welt oft lediglich als Illustration, verändert oder verfälscht verbreitet würden, sei eine sehr genaue Kontextualisierung wichtig. Dazu gehörten Antworten auf die Fragen: Wer hat das Foto, wo und wann und unter welchen Umständen erstellt? Zeigt es die Täter-, Opfer- oder Siegerperspektive? Zeigt es eine private Szene oder ist das Bild eine Auftragsarbeit? Ist es möglich die Abbildung bis zum Negativ zurückzuverfolgen? Wer hat das Foto aus welchen Motiven archiviert und wie ist es an die Öffentlichkeit gelangt? Wie wurden Fotoalben zusammengestellt und möglicherweise im Laufe der Zeit verändert? Wieviel Politik und Zeitgeschichte steckt in einem privaten Foto? Was ist überhaupt auf dem Bild zu sehen?

Anhand von einzelnen Fotos bzw. Fotostrecken aus Alben führen die Referent*innen beispielhaft in ihr jeweiliges Thema ein.

Diese Bildbesprechungen waren und sind für mich ein sehr interessanter Aspekt der verschiedenen Aufsätze. In jedem Foto steckt ein spannender Essay. Bei manchen Seiten habe ich gedacht: Ja, so sollte ein sehr guter Aufsatz, eine Foto-/Bildinterpretation in der Oberstufe geschrieben werden.

Und tatsächlich sind (S. 183) nicht nur Historiker*innen und Medienleute die Zielgruppe einer kritischen Edition, sondern des weiteren auch Lehrer*innen und Schüler*innen.

Beispielgebend wird von Christine Bartlitz (S. 151) die Online-Lernplattform segu mit dem Modul „Auschwitz-Birkenau 1944 | Fotos aus zwei Perspektiven“ (10.2.2022) angeführt. Anhand eines Opfer- und eines Täterbildes vor der Rampe in Auschwitz sollen die Schüler*innen Bildquellen untersuchen und dabei besonders die Perspektive der Fotografierenden in den Blick nehmen.

In der dokumentierten Podiumsdiskussion (S. 161 – 185) hebt Cornelia Brink das RomArchiv als sehr überzeugende virtuelle Ausstellung hervor (S. 167), da Kontexte, Verknüpfungen, Erläuterungen zum Medium Fotografie angeboten werden.

Genau so interessant wie die Inhalte der einzelnen Vorträge, sind die jeweiligen Belege und Anmerkungen, die zum Stöbern im Internet einladen. Viele Ressourcen haben eine Webadresse (URL).

Für wen ist der Tagungsband des Dachauer Symposiums geeignet? Meiner Einschätzung nach reicht das Interesse am Medium Foto und/oder an der Geschichte des Nationalsozialismus vollkommen aus, um die eingängig geschriebenen knapp 200 Seiten gewinnbringend zu lesen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Interesse professionell, privat oder irgendwo dazwischen liegt.

Gliederung der inhaltlichen Schwerpunkte:

  • Von Fotoalben und Bilderrahmen. Private Blicke im NS-Deutschland
  • Gegen-Blicke. Jüdische Fotografinnen und Fotografen
  • Fotografie und Gewalt. Neue Perspektiven
  • Fotografien des Nationalsozialismus im Internet. Chancen und Probleme
  • Podiumsdiskussion

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[1] Mythos Leni Riefenstahl – Fotografie. Film. Dokumentation. Ausstellung im Infozentrum Kump vom 31. März bis 29. April 2016
https://www.schiebener.net/wordpress/mythos-leni-riefenstahl-fotografie-film-dokumentation-ausstellung-im-infozentrum-kump-vom-31-maerz-bis-29-april-2016/

[2] Mit Riefenstahl bin ich noch nicht durch … Ausstellung im Kump Hallenberg
https://www.schiebener.net/wordpress/mit-riefenstahl-bin-ich-noch-nicht-durch-austellung-im-kump-hallenberg/

[3] Um zwei Wochen verlängert: „Riefenstahls Blick auf die Welt ist antihuman, gefühllos, anti-aufklärerisch, todesgeil und faschistisch“ (Georg Seeßlen)
https://www.schiebener.net/wordpress/um-zwei-wochen-verlaengert-riefenstahls-blick-auf-die-welt-ist-antihuman-gefuehllos-anti-aufklaererisch-todesgeil-und-faschistisch-georg-seesslen/

[4] Fotos im Nationalsozialismus, Neue Forschungen zu einer besonderen Quelle, Herausgegeben von Michael Wildt und Sybille Steinbacher, Reihe: Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 20, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5318-3

[5] Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte 2021, Fotografie im Nationalsozialismus – eine Zwischenbilanz
http://www.dachauer-symposium.de/symposium2021.html

Umleitung: heimliches Filmen, Rechtsextreme, Funke-Reporter bedroht, Hass auf Israel, Geschichte Westfalens, Dialog über Rassismus, Facebook, BlueSky und mehr

Auf dem Weg von Silbach nach Siedlinghausen (foto: zoom)

Dein Bild als Beute: Das heimliche Filmen in der Öffentlichkeit hat sich zu einem eigenen Genre in den sozialen Medien entwickelt … netzpolitik

„Flak“: Rechtsextremer Musiker kann aus THW entlassen werden … endstationrechts

Staatlich subventionierte Hetze: Das meiste Geld für die rechtsradikale AfD kommt vom Staat. Mit Millionen Steuer-Euros bezahlt die Gesellschaft der Partei ihre Arbeit, die Demokratie abzuschaffen und Rassismus zu verbreiten … derrechterand

Funke-Reporter bei AfD-Parteitag in Thüringen erneut bedroht sagt: Beim Verlassen des Veranstaltungssaals wurde unser Reporter erst beschimpft, dann wurde er geschlagen und ihm die Kopfbedeckung abgezogen. Als der Reporter der Ostthüringer Zeitung kurze Zeit später in sein Auto stieg und losfahren wollte, bemerkte er in allen vier Reifen Schrauben, die bis zum Kopf versenkt worden waren … medienmoral

Im Landtag BW gegen Antisemitismus: Am Donnerstag dieser Woche hielt ich die wichtigste Rede meines bisherigen Lebens … scilogs

Hass auf Israel: Hass auf Juden und aktuell Israel ist nichts Neues. Es gibt ihn seit Jahrhunderten. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte er im Nationalsozialismus der Nazis in Deutschland … gedankensplitter

Verpflichtende Selbsteinschätzung (Satire): „… fühle sich Waltraut S. (75) zunehmend von Radfahrern provoziert, die ihr den Parkplatz in der Einkaufsstraße wegnehmen würden. Auch eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung habe die ehemalige Berufsschullehrerin nicht zu der gewünschten Einsicht in die notwendigen…“ … zynaesthesie

LWL-Videoserie: „Eine kurze Geschichte Westfalens in der Frühen Neuzeit“ … siwiarchiv

Jacob Riis – How the other half lives (1890): „Was mich persönlich in dieser Reportage aus dem New York des Jahres 1890 sehr fasziniert hat, ist die Verachtung, die aus wirklich jeder Beschreibung und jedem Wort über die „Tramps“ trieft. Die Sozialreportage, das Eintauchen in die Welt der Armen, der Trinker, der Obdachlosen ist normalerweise von Haus aus einfühlsam“ … schmalenstroer

Ein Dialog über Rassismus in Dorstfeld: Die Autorin Dr. Natasha A. Kelly kommt nach Dortmund … nordstadtblogger

Facebook: Schlechtes noch schlechter machen – dafür aber Geld nehmen … unkreativ

Bei der nächsten Social-Media-Plattform wird alles anders: Warum ich mich nicht bei Bluesky anmelde … zeitgeschichte

Aus dem Leben gerissen: Klavier-Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg ist tot … revierpassagen

Gelesen: Nazi-Führer sehen dich an

Ausgeliehen, ausgelesen, empfohlen: Walter Mehrings Verbrecherbiographien, Buchvorderseite (foto: zoom)

Zugespitzt, informativ, ironisch – Die Neuauflage von Walter Mehrings 33 Biographien [1] aus dem sogenannten Dritten Reich haben mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich habe das Buch verschlungen und empfehle es zur Lektüre.

Zur Vorgeschichte: 1933 erschien die NS-Propagadaschrift Juden sehen dich an, des zeitlebens umtriebigen antisemitischen Nazi-Publizisten Johann von Leers.

1934 wurde in Paris (Editions du Carrefour) anonym das Werk Naziführer sehen Dich an – 33 Biographien aus dem Dritten Reich (Deutsches Exilarchiv 4034) veröffentlicht. Walter Mehring hatte es im französischen Exil geschrieben. Der Titel ist eine klare Anspielung auf das antisemitische Machwerk Johann von Leers.

Ich war erstaunt, wie genau auch 1934 schon die verbrecherischen Lebensläufe vieler Nazi-Protagonisten bekannt waren. Mehring, und das macht sein Buch so kurzweilig, benötigt oft nicht mehr als zwei Seiten, um den jeweiligen Nazi-Führer zu charakterisieren und dazu die notwendigen Informationen einfließen zu lassen.

Die Biographien sind in Abschnitten gegliedert, deren Titel ironisch die Funktion der Nazi-Funktionäre auf’s Korn nehmen: Die Götter (Hitler, Röhm, Göring, Göbbels); Die Halbgötter (Hess, Frick, Rosenberg, Darré, Frank II, Prinz August Wilhelm, Ley, Himmler); Die Provinzgötter (von Epp, Streicher, Esser, Heines, Helldorf, Hinkler, Scheppmann, Kube, von Killinger, Mutschmann, Kaufmann, Klagges, Feder); Die Heroen (Schlageter, Wessel); Betrogene Betrüger (beide Hindenburgs, von Papen, Hugenberg); Die Drahtzieher (Thyssen, Schacht, Schmitt)

Im Vorwort (S. 11) heißt es, dass nicht über die Gräuel in Deutschland berichte, sondern die „Männer am Ruder und ihre Antreiber“ zeige. Sie seien nach dokumentarischem Material geschildert. Und weiter:

„Es mag unglaubhaft scheinen, dass unter den Führern des Dritten Reiches so viele kriminelle Verbrecher, Psychopathen, Morphinisten zu finden sind. Wir belegen diese Erscheinung mit Dokumenten.“ (ebda.)

Walter Mehring (1964), schreibend und rauchend hinter seinem Schreibtisch (Quelle: wikimedia)

Walter Mehring zerriss schon 1934 den Schleier der Lügen, Verführungen und Verbrechen der Nazis und ihren Kollaborateuere von Hitler bis Schacht. Die Neuauflage 2023, ergänzt um ein Nachwort samt Kurzbiographie, ermöglicht es uns heute durch die Augen eines Zeitgenossen einen Blick in die Zeit um 1933 zurückzuwerfen.

An manchen Stellen hat sich mir ein Vergleich mit dem heutigen Aufstieg der braun-blauen Bewegung aufgedrängt. Aber lest selbst. In einigen öffentlichen Büchereien steht das Buch schon im Regal und kaufen kann man es ebenfalls.

[1] Walter Mehring, Nazi-Führer sehen dich an. 33 Biographien aus dem Dritten Reich, Darmstadt 2023, ISBN 978-3-8062-4574-5

Umleitung: Gesellschaft als Beute, Judenhass, Yad Vashem, Armut, Flüchtlinge, Cyberangriffe

Tafel an der Neuen Synagoge Berlin. (archivfoto: zoom)

Italien als Lehrstück für Europa: Gesellschaft als Beute … woxx

09.11.1938: Reichspogromnacht – Judenhass in Deutschland … wdr

„Der Schlag kam von innen“: eine digitale Ausstellung der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem mit Abbildungen, Dokumentationen und Videos über das Geschehen während der Novemberpogrome im deutschsprachigen Raum … yadvashem

Antisemitismus in Deutschland: Was dagegen getan werden kann … endstationrechts

Armutspopulismus (Satire): Die Chancengleichheit, die der Kapitalist mit einem Lacher durch die Nase kommentiert, oder gar Teilhabe wäre eine gute Voraussetzung zum Erhalt der Demokratie sein, immer vorausgesetzt, es wäre auch im Sinne der Oberschicht … zynaesthesie

„Stoppt die Flüchtlinge, die arbeiten sollen ohne zu können!“: Politikerinnen geben sich gerne populistischen Themen hin, mit denen die mit der Angst der Wählerinnen spielen können … unkreativ

Cyberangriffe auf Kommunen: Mit dem „Weg in die Basis-Absicherung“ (WiBA) können Kommunen anhand von Checklisten mit einfachen Prüffragen und zugehörigen Hilfsmittel die dringlichsten Maßnahmen selbst identifizieren und umsetzen … bsi

Aktuell: Mescheder Schweigemarsch 2023 – „Erinnerung ist der Schlüssel zur Zukunft“

Gedenken an die Pogromnacht 1938

Stolpersteine in Meschede (archivfoto: zoom)

Auf der Website der katholischen Kirche Meschede-Bestwig findet sich der Aufruf zum diesjährigen Mescheder Schweigemarsch am Donnerstag, 9. November um 18 Uhr auf dem Stiftsplatz Meschede vor der St. Walburga-Kirche:

„Seit über 30 Jahren erinnert der „Schweigemarsch Meschede“ an die Pogromnacht am 9. November 1938. Unter dem Motto „Erinnerung ist der Schlüssel zur Zukunft“ wird er in diesem Jahr stattfinden. Er macht damit deutlich, was über die Jahrzehnte hin Bekenntnis der verschiedenen Veranstalter und die Unterzeichner zum Schweigemarsch war:

Wir treten ein für die Wahrung der Menschenrechte, widersprechen jeder Art von Judenhass, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, engagieren uns für Flüchtlinge und führen den Dialog über ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg.

Dass in diesem Jahr drei verschiedene Schulen (neben den beiden Gymnasien auch die St.Walburga-Realschule) den Schweigemarsch in den Schulen vorbereiten und am 9. November mitgestalten, zeigt wie aktuell das Thema ist. Nur da, wo junge Menschen sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit, für Dialog und Demokratie kann ein wirksames Zeichen gegen Rechtsextremismus und Popularismus gesetzt werden. Wir sind dankbar dafür.

Wenn seit über 30 Jahren Mescheder Bürgerinnen und Bürger verschiedener Religionen und Weltanschauungen gemeinsam schweigend auf die Straße gehen, zeigt das die Kraft, die hinter solchen anscheinend kleinen Zeichen stehen. Beweisen wir Mut! Verbreiten wir mit der Erinnerung Zuversicht gerade in unserer Zeit.

Treffpunkt ist am Donnerstag, 9. November um 18 Uhr auf dem Stiftsplatz Meschede vor der St. Walburga-Kirche. Wir bitten die Teilnehmenden, Lichter mitzubringen (z.B. ein Teelicht in einem Glas) und während des Schweigemarsches mit sich zu führen, um so ein Lichtzeichen der Solidarität und Hoffnung setzen zu können.

Der Weg des Schweigemarsches führt vom Stiftsplatz zum Jüdischen Friedhof und zur Alten Synagoge. Er endet dort mit einem interreligiösen Friedensgebet.“

Quelle:
https://katholische-kirche-meschede-bestwig.de/veranstaltungen/mescheder-schweigemarsch-2023/

Unterstützer*innen sind:

Landrat Dr. Karl Schneider; Bürgermeister Christoph Weber; Mönche der Abtei Königsmünster; Dechant Georg Schröder (Dekanat Hochsauerland-Mitte); Pfr. Michael Schmitt (Katholische Kirche Meschede-Bestwig); Superintendent Dr. Manuel Schilling (Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg); Pfr. Karin Neumann-Arnoldi und Pfr. Hans-Jürgen Bäumer (Evangelische Kirchengemeinde Meschede); P. Guido Hügen OSB und Pfr. Dirk Schmäring (Hochschulgemeinde Meschede); Pastor Pierre Diekena (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde); Kurdisches Kulturzentrum Mala Kurda; Seyh Said Moschee; Peter Fuhrmanns (Caritasverband Meschede e.V.); Christian Korte (Diakonie Ruhr-Hellweg e.V.); Heiner Westermann (Malteser Hilfsdienst e.V.); Dietmar Schwalm (DGB Kreisverband HSK); Anna Willmes (Bildung und Freizeit BiF); Gymnasium der Stadt Meschede; Werkkreis Kultur Meschede e.V., Vorstand; Gymnasium der Benediktiner



„Dr. Lorenz Pieper und Pfarrer Friedrich Kehrer – Wegbereiter des Nationalsozialismus in Hüsten“

Vortragsreihe „Brennpunkt Heimat“ im Sauerland-Museum

Buchumschlag „Am Anfang war der Hass“ (Archivfoto: zoom)

Hochsauerlandkreis. Unter dem Motto „Brennpunkt Heimat“ lädt das Sauerland-Museum die verschiedenen Heimatvereine aus dem Hochsauerlandkreis ein, ihre Arbeit in einer Vortragsreihe vorzustellen. In der nächsten Folge gastieren die beiden Lokalhistoriker Werner Neuhaus und Reiner Ahlborn im Blauen Haus des Museums.

(Pressemitteilung HSK)

In dem kostenlosen Vortrag geht es um die beiden Geistlichen Dr. Lorenz Pieper und Friedrich Kehrer, die mit ihrem Wirken als Wegbereiter des Nationalsozialismus in Hüsten gelten. Bei den letzten noch teilweise demokratischen Wahlen im März 1933 konnte die bürgerliche Zentrumspartei trotz Verlusten in der Gemeinde Hüsten 50,6 % und im Amt Hüsten 57,8 % der Stimmen gewinnen. Als katholisch-nationale Bewegung verhinderte das Zentrum einen legalen Sieg der NSDAP trotz leichter Zugewinne.

Dennoch fand ein Stimmungsumschwung zugunsten der Nationalsozialisten statt, gewählte Zentrumsvertreter traten zur NSDAP über und verschafften ihr so eine Mehrheit im Gemeinderat und in der Amtsvertretung.

Die Lokalhistoriker Werner Neuhaus und Reiner Ahlborn versuchen gemeinsam eine Erklärung zu finden. Sie können aufzeigen, wie durch das Wirken des katholischen Vikars Pieper und des evangelischen Pastors Kehrer als vor Ort maßgebliche Geistliche ein Stimmungsumschwung in Hüsten begünstigt wurde, indem sie die Vereinbarkeit von christlichem Glauben und nationalsozialistischer Ideologie predigten und vorlebten.

Der Vortrag findet am Dienstag, den 7. November 2023 um 18 Uhr im Blauen Haus des Sauerland-Museums (Alter Markt 30) statt. Der Eintritt ist frei. Für Anmeldungen ist das Sauerland-Museum derzeit nur telefonisch unter 02931/94-4444 zu den Öffnungszeiten zu erreichen. Weitere Informationen auf der Homepage www.sauerland-museum.de

Artikel mit Informationen zu Lorenz Pieper hier im Blog: