Ein Stolperstein, der Winterberg und Hamburg verbindet: Ludwig Levy

Ein Stolperstein für Ludwig Levy in Hamburg-Eppendorf (foto: zoom)

Eigentlich wollte ich im hohen Norden lediglich die Familie besuchen und ein wenig Rad fahren, aber dann fragte mich eine Leserin, die den familiären Hintergrund der Familie Levy für das Hamburger Stolperstein-Projekt erforscht und dabei auf meine Website gestoßen war, nach dem Todestag von Julius Winterberger.

Der Grabstein von Julius Winterberger steht auf dem Jüdischen Friedhof in Winterberg und ist hier im Blog abgebildet, aber wegen der Sonnenblendungen nur schwer zu entziffern. Auf dem größeren Original des Bildes konnte ich die Zahlen besser lesen.

Die Schriften sind teilweise nicht sicher zu entziffern. (archivfoto: zoom)

Julius Winterberger wurde am 11. Februar 1880 geboren und ist am 13. Februar 1935 gestorben. Diese Daten bestätigen, dass er der Bruder von Ida Winterberger ist.

Ida Winterberger aus Winterberg – hier kommt die eigentliche Verbindung Winterberg/Hamburg – war als Ida Levy geb. Winterberger mit Ludwig Levy verheiratet. Sie wird im Oktober einen eigenen Stolperstein in der Haynstraße in Hamburg-Eppendorf erhalten; ich vermute, unterhalb des Stolpersteins für ihren Ehemann (siehe Foto oben).

Zwischenstopp am Eppendorfer Moor (foto: zoom)

Für mich waren diese Daten und Zusammenhänge neu. Am letzten Tag unseres Aufenthalts im Norden von Hamburg habe ich mich von der Familie losgerissen und bin die Tarpenbek hinunter, am Flughafen entlang und durch das Eppendorfer Moor zur Haynstraße geradelt, um den Stolperstein zu fotografieren. Vielleicht ist es ja der Beginn weiterer historischer Fäden zwischen den jüdischen Familien in Winterberg und Hamburg.

Special Olympics World Games: Olympioniken aus Hongkong, Andorra und Burundi zu Gast im HSK

Öffentliches Programm mit Begegnungsmöglichkeiten – Guckt vorbei, sagt Hallo!

Ein Herz für die Special Olympics World Games Berlin 2023: Das Maskottchen heißt „Unity“. (Pressefoto SOWG)

In wenigen Tagen ist es soweit: zwischen dem 12. und 15. Juni sind die Städte Winterberg, Olsberg und Meschede Gastgeber für Sportlerinnen und Sportler, die an den Special Olympics World Games, den olympischen Spielen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, teilnehmen werden. In insgesamt 26 Sportarten stellen sich dann zwischen dem 17. und 25. Juni tausende Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt in der Bundeshauptstadt Berlin den sportlichen Herausforderungen.

(Pressemitteilung HSK)

Die monatelangen Vorbereitungen für die Programme in den drei Host Towns des Hochsauerlandkreises gehen nun in die Schluss-Phase. Die Sportlerinnen und Sportler aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt bekommen an den vier Tagen Möglichkeiten zum Trainieren und in der Freizeit Angebote für Ausflüge und Begegnungsmöglichkeiten.

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Sonntagmorgen – Kopf aufräumen, Schwimmen und Ballaballa-Balkan

Gepflegte Langeweile in Winterberg, Kurpark mit Oversum: Teletubby-Land (foto: zoom)

Heute räume ich das Dachstübchen auf: Klimakrise, Inflation, Wohnungsnot, soziale Frage, Ukraine-Krieg, USA, Ballaballa Balkan… alles muss raus. Der Himmel ist blau und die Sonne scheint – ein unverschämtes Sommerwetter Anfang Juni.

Seit gestern hat das Freibad in Siedlinghausen geöffnet. Freibäder werden immer kleiner oder weniger und sollten kräftig unterstützt werden. Daher habe ich dieses Mal eine Familiensaisonkarte gekauft. Weil Winterberg selbst sein Freibad vor Jahr und Tag durch eine Ferienhaussiedlung ersetzt hat, ist Siedlinghausen die einzige Möglichkeit zum Bahnenschwimmen an der frischen Luft im Stadtgebiet. Es sei denn, ihr wollt im Hillebachsee (Niedersfeld) herumplanschen.

Wenn ich geschwommen bin und die schlechten Gedanken verbannt habe, werde ich mir die neue Folge des Ballaballa-Balkan Podcasts „für Polemik und Palaver vom Ballaballa-Balkan […] mit dem grimmigen „Kroaten“ Danijel Majic und dem Nationalismusbehinderten Krsto Lazarevic“[1] anhören.

Denn nichts ist unaufgeräumter als der Balkan, zumindest in meiner Vorstellung, und das ist schlecht.

Das Bild vom Kurpark in Winterberg hilft mir, mich in einen Zustand gepflegter Langeweile zu versetzen.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=r9Of8LJne18
Ähnlichkeiten des Teletubby-Landes mit dem Kurpark in Winterberg sind rein zufällig.

Carpe Diem – den Sonntag überstehen wir.

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[1] Das c mit Akzent in den beiden Nachnamen kann ich in WordPress leider nicht darstellen.

Wildkräuter-Experiment oder einfach nur mangelhafte Pflege: der Jüdische Friedhof in Winterberg

Die Grabstätten von Martha und Julius Winterberger (foto: zoom)

Ich habe bislang im Hochsauerland keinen ungepflegteren Jüdischen Friedhof gesehen als den Jüdischen Friedhof in Winterberg. Schon vor ein paar Jahren hatte ich mich über den Zustand der seit 2010 offiziell als Baudenkmal geschützten Anlage gewundert.

Nun wuchern erneut die krautigen Pflanzen und der Löwenzahn gedeiht prächtig auf den Wegen.

Löwenzahn auf den Wegen (foto: zoom)

Der Jüdische Friedhof in Winterberg liegt am Rande der Stadt und ist von außen nicht unbedingt als Friedhof zu erkennen. Die meisten Menschen gehen achtlos am Treppenaufgang vorbei. Es ist vom Fußweg bzw. von der Straße nicht ersichtlich, dass sich hinter dem Holztörchen ein besonderer Ort verbirgt. Wäre nicht zumindest eine Hinweis- und vielleicht eine erklärende Geschichtstafel angemessen?

Die Treppe hoch zum Jüdischen Friedhof (foto: zoom)

Vielleicht beschäftigen sich ja einige Schüler*innen im Rahmen des Jugendgeschichtsprojekts „Erinnern vor Ort“- „Vergessene Schicksale: Jüdische Familien im Hochsauerlandkreis“, welches ich vor drei Tagen hier im Blog vorgestellt habe, mit den Winterberger jüdischen Familien. Immerhin trägt das örtliche Gymnasium den geschichtsträchtigen Namen der Geschwister Scholl.

Geplantes Wasserschutzgebiet Winterberg-Ruhrdamm / Ruhrwiesen: Unterlagen liegen aus

Überblickskarte des geplanten Wasserschutzgebiets

In der Stadt Winterberg soll im Interesse des Gewässerschutzes für das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlagen „Ruhrdamm“ und „Ruhrwiesen“ der Stadtwerke Winterberg ein Wasserschutzgebiet festgesetzt werden. Betroffen ist die Gemarkung Winterberg mit den Fluren 6, 7, 8, 9 und 10.

(Pressemitteilung HSK)

Es ist beabsichtigt, das Wasserschutzgebiet in zwei Fassungsbereiche (Schutzzone I), eine engere Zone (Schutzzone II) und eine weitere Zone (Schutzzone III) zu unterteilen. Innerhalb der Schutzzonen werden bestimmte Handlungen von Genehmigungen der zuständigen Wasserbehörde abhängig gemacht oder verboten sowie bestimmte Duldungspflichten angeordnet.

Der Entwurf mit den dazugehörigen Unterlagen ist von Dienstag, 2. Mai, bis einschließlich Donnerstag, 1. Juni, einsehbar. Unter www.hochsauerlandkreis.de, Suchbegriff „Wasserschutzgebiete“, sind in dem Zeitraum die Planungen veröffentlicht. Zusätzlich liegen die Unterlagen während der jeweiligen Öffnungszeiten an folgenden Stellen aus:

  • im Rathaus der Stadt Winterberg, Fichtenweg 10, Raum 3.02, oder nach telefonischer Vereinbarung unter 02981/800-322,
  • im Kreishaus Meschede des Hochsauerlandkreises, Steinstraße 27, Raum 640, oder nach telefonischer Vereinbarung unter 02961/94-1656 oder -1640.

Bis einschließlich Donnerstag, 15. Juni, können schriftlich oder mündlich zur Niederschrift Einwendungen gegen das Vorhaben erhoben werden. Der Kreistag wird zum Schluss des Verfahrens über den Erlass der Wasserschutzgebiets-Verordnung entscheiden. Weitere Informationen sind bei der Unteren Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises erhältlich

Stadtradeln Winterberg – eine kleine Enttäuschung

Auch das erlebe ich: mein kleiner Horror auf dem Arbeitsweg (archiv: zoom)
Jeden Tag ein kleiner Horror. Die Landstraße 742 zwischen Steinhelle und Wulmeringhausen. Hier bin ich früher fast täglich mit dem Rad zur Arbeit gefahren (archivfoto: zoom)

Gestern lag die Pressemitteilung des Hochsauerlandkreises (HSK) im E-Mail-Briefkasten, dass dieses Jahr alle zwölf Gemeinden des HSK am Stadtradeln teilnehmen. Ich habe mich gefreut, die Meldung sofort im Blog veröffentlicht und mich selbst auch wieder angemeldet, denn letztes Jahr hatte mir das Radfahren im Rahmen des Stadtradelns sehr viel Spaß gemacht.

Eine kleine Enttäuschung war es es allerdings, dass es die Stadt Winterberg im letzten Jahr nicht auf die Reihe bekam, für die ca. 150 Aktiven des Stadtradeln eine kleine Abschlussveranstaltung auf die Beine zu stellen. Andere teilnehmende Gemeinden haben das geschafft.

Ich hätte gerne mit den anderen Teilnehmer*innen Erfahrungen über die drei Wochen Radfahren in und um Winterberg ausgetauscht. Wer hat Alltagsstrecken bewältigt? Wer ist nach Feierabend sportlich unterwegs gewesen? Hat jemand das Auto gegen das Rad getauscht? Wie waren die Straßenverhältnisse? Radwege? Forstwege? Was müsste Winterberg tun, um das Alltags-Radfahren attraktiv(er) zu machen?

Doch dann die erste Enttäuschung. Spät im November bekamen die Teilnehmenden eine E-Mail aus dem Rathaus, in der es unter anderem hieß:

Eigentlich wollten wir im Herbst diesen Jahres eine kleine Siegerehrung durchführen, leider hat es terminlich nicht mehr in den Kalender von Bürgermeister Michael Beckmann gepasst. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: So werden wir die Siegerehrung im Frühjahr des nächsten Jahres nachholen. Schon heute lade ich Sie alle herzlich am Sonntag, 23.04.2023 um 11 Uhr zu einer Radtour mit Bürgermeister Michael Beckmann mit anschließender Siegerehrung und kleinem Umtrunk ein. Einzelheiten werden wir kurz vorher bekanntgeben.

Damals habe ich gedacht, dass diese Aussage den Stellenwert der Aktion für die Stadt Winterberg sehr deutlich zeigt. In Abwandlung einer alten Redewendung muss die Belohnung auf dem Fuße folgen. Wenn der Bürgermeister keine Zeit hat, sollte doch eine Vertretung zu finden sein.

Gut, dann eben im April. Als ich mich gestern Abend beim Stadtradeln 2023 angemeldet hatte, kam es mir komisch vor, dass es sechs Tage vor dem angekündigten Termin immer noch keine Nachricht aus dem Rathaus gegeben hatte. Ich schrieb also stante pede in einer kurzen E-Mail:

ist die Veranstaltung noch aktuell? Ich habe bislang keine Einzelheiten erfahren.

Mit freundlichen Grüßen

Es war schon 21 Uhr, Feierabend im Rathaus, die Nacht brach herein, aber siehe da, am Morgen um kurz nach acht erhielten die Teilnehmer*innen eine Nachricht per E-Mail:

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom STADTRADELN,

Bürgermeister Michael Beckmann musste sich einer Knieoperation unterziehen, sodass die Radtour mit anschließender Siegerehrung am kommenden Sonntag leider nicht stattfinden kann. Aber wie sagt man so schön: Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Deswegen lade ich Sie schon heute herzlich zu dem neuen Termin am Sonntag, 13.08.2023 um 11 Uhr ein.  Einzelheiten werden wir kurz vorher bekanntgeben.

Bis dahin eine gute Zeit und herzliche Grüße aus dem Rathaus.  

Mit freundlichen Grüßen aus Winterberg

Der Termin ist dann schon während des nächsten Stadtradelns – wenn er denn wirklich stattfindet – und ein Jahr zu spät.

Ich frage mich, ob das Winterberger Rathaus bei einer Ski- oder Bobveranstaltung die Abschlussfeier ebenso lieblos durch das Jahr schieben würde. Ich wünsche dem Bürgermeister ehrlichen Herzens alles Gute für die OP und schnelle Genesung, denn ich weiß, dass er ein begeisterter Radfahrer ist, aber wenn er nicht bürgermeistern kann, muss (s.o.) jemand als Ersatz einspringen.

Eine weitere Enttäuschung war die Beteiligung der Winterberger*innen am ADFC-Fahrradklimatest 2022. Der Radverkehrsbeauftragte des Hochsauerlandkreises, Christoph Hester, hatte die Bürger*innen dazu aufgerufen, zahlreich an der Abstimmung teilzunehmen.

Winterberg schaffte es erneut nicht, die notwendigen 50 Stimmen abzugeben, um mit der Bewertung des Fahrradklimas berücksichtigt zu werden.

Es wäre für die Stadt Winterberg ein leichtes gewesen, ihre Bürger*innen und insbesondere die Aktiven des Stadtradelns zur Teilnahme aufzurufen. Soweit ich es sehe ist es nicht geschehen. Während der kleine Nachbar Medebach das Quorum um ein Vielfaches übertraf, trudelten aus Winterberg nur ein paar Stimmen, einschließlich meiner eigenen, ein.

Die aufgeführten Punkte ergeben für mich das Bild einer Gemeinde, die sich nicht ausreichend um die Belange und Stimmen ihrer radfahrenden Bürger*innen, insbesondere der Alltagsradler*innen, kümmert. Und dabei habe ich noch nicht einmal den Zustand bzw. das Nichvorhandensein eines alltagstauglichen Radwegenetzes erwähnt.

Vielleicht sehen die anderen Radler*innen das anders. Bei einer Auswertungsveranstaltung mit den frischen (!) Erfahrungen des Stadtradelns hätte man darüber reden können, wenn sie denn stattgefunden hätte.

Ein Waldspaziergang in Winterberg

An diese Protesttafel des Windenergiegegner musste ich heute bei unserem Spaziergang durch den Wald denken. Sie steht immer noch zwischen Siedlinghausen und Brunskappel. (archivfoto: zoom)

Heute haben wir einen Waldspaziergang durch das Gebiet südwestlich des Hesborner Wegs bei Winterberg gemacht. Nun, vor 10 Jahren hätte man es noch Wald nennen können. Heute ist der Wald durch Dürre, Trockenheit und Borkenkäfer zu großen Teilen zerstört.

Kein einziges Windrad steht auf Winterberger Gebiet, aber der Wald stirbt.

Eine von vielen kahlen Flächen. Hier sind wir früher „durch den Wald“ gewandert. (foto: zoom)

Im Kontrast zum realen Zustand des Waldes erschließt sich mir die Sprache und Logik der Windkraftgegner*innen nicht. Es gibt keine Windindustrie in Winterberg, kein Verbrechen an Natur und Mensch durch Windräder, keinen Irrsinn, es sei denn, es wäre die irre Logik von Organisationen wie Vernunftkraft und Co gemeint.

Trotzdem stirbt der Wald. Fallen nächtens tausende von Windrädern von der Paderborner Hochfläche in das schöne Hochsauerland ein, schreddern unsere Bäume und verschwinden im Nebel des Morgengrauens? Nope, kein Windrad – nur der schnöde Klimawandel.

Waldweg ohne Wald (foto: zoom)

Ich bin jedesmal sprachlos, wenn ich durch die baumlosen Wälder wandere. Bin ich der einzige, der den Anblick dieser Landschaft als furchbar empfindet?

Immer noch stapeln sich Baumstämme meterhoch entlang der Forstwege (foto: zoom)

Auf der anderen Seite ist ein Wald ohne Bäume auch ganz hübsch. Ich könnte mir eine Heidelandschaft oder Hochmoorlandschaft wie in den englischen Pennines vorstellen. Schafherden statt Skilifte.

Touristen werden nach Winterberg strömen, um den morbiden Charme einer Endzeitdystopie zu erleben.

Die braunen Fichten auf dem Hügel sind als nächstes dran. Zack! Wieder ein kahler Berg. Hinten links sind einige der Winterberger Skihänge zu sehen. (foto: zoom)

Was ziemlich nervt, ist der Zustand vieler Wander- und Mountainbikestrecken. Harvester und Langholzzüge haben eine große Anzahl von Wegen kaputt gefahren.

Andererseits wird sich das spätestens dann ändern, wenn der letzte Baum geernet wurde. Durchhalten. Matsch gehört zum Wandern wie die Klimakrise zum Skifahren.

Der Baumstamm weist den Harvestern den Weg. Die Bäume hinten rechts sehen auch nicht mehr allzu gesund aus, eher braun und krank. (foto: zoom)

Am Ende hatten wir den Bogen um den Hesborner Weg geschlagen. Leider sind wir zur Mittagszeit gewandert.

Mittags hat man keinen schönen Schatten und kein interessantes Licht zum Fotografieren. Ich werde bestimmt wiederkommen.

Die Tage werden jetzt wieder länger. Morgen ist der kalendarische Frühlingsbeginn. Tag- und Nachtgleiche. Aber das ist ein anderes Thema. Bleiben wir beim baumlosen Wald und werfen einen letzten Blick zurück.

Am Ende der Wanderung, ein letzter Blick auf den Nichtwald. (foto: zoom)

Skitourismus in Winterberg: Blick auf die Kappe

Vor zwei Tagen: Blick vom Hesborner Weg auf das Skigebiet Kappe mit Bobbahn (foto: zoom)

Winterberg hat Glück, dass an diesem Wochenende doch noch etwas Naturschnee fallen soll.

Dann können ausreichend aktuelle Werbebilder für die Marke Skitourismus produziert werden. Bislang mussten für die Illustration der Jubelartikel in den Lokalmedien häufig Archivaufnahmen herhalten.

Die Marke Winterberg wird an diesem Wochende poliert. Nach dem Schnee sollen Sonne und Kälte folgen. Beste Bedingungen für die Maschinenschnee-Produktion mit Schneekanonen und Schneelanzen.

Es kann ja sein, dass ich zu mäkelig bin, aber diese Art von Wintertourismus, der nur mit Hilfe von künstlich erzeugten Eissplittern = Kunstschnee aufrecht erhalten wird, gefällt mir nicht.

Wasserrückhaltebecken (Speicherteiche) entziehen dem natürlichen Kreislauf das Wasser. Rohre transportieren es bei Bedarf zu den Schneeerzeugern, Leitungen liefern den Kanonen die nötige Energie. Es ist ein hochartifizielle Landschaft, die aber für viele Tourist*innen immer noch die perfekte Winter-Illusion vermitteln kann.

Weiter so, Winterberg?

Ich denke, darauf läuft es hinaus, solange der Skitourismus profitabel ist.

Die Klimakrise ist übrigens auch eine Wasserkrise, zu besichtigen aktuell am Gardasee.

Fangt den Vorfrühling, fahrt Rad…

Heute zwischen Altenfeld und Bödefeld (foto: zoom)

Am Sonntagabend hatte ich nach einem nebligen Tag im Blog notiert:

Morgen soll ein Wunder geschehen. Laut Wettervorhersage wird die Sonne mehr als acht Stunden scheinen. 10° Celsius in Siedlinghausen. Kein Nebel, keine Wolken. Ich kann es nicht glauben. Wie soll das gehen?

Seit Montagmorgen scheint tatsächlich tagsüber die Sonne im Hochsauerland, der Himmel ist blau und die Temperaturen liegen um 10° Celsius im Plus, ein perfektes Radfahrwetter. Mit meiner Thermowäsche und den darüber liegenden Zwiebelschichten war ich sogar zu warm angezogen.

Morgen starte ich zur Vorfrühlingsabschiedstour, denn ab Donnerstag soll das Wetter wieder ungemütlich werden: Wind, Regen und 6° – 8° Celsius für Winterberg. Da wird auch für Siedlinghausen und den Rest des Hochsauerlandes keine Sonne übrig bleiben.

Für den Wintertourismus in der Klimakrise hat extra 3, das Satiremagazin des NDR, einen Song zum Schneesport komponiert: „Wir fahr’n Ski“. Siehe auch die Kommentare zu Siedlinghausen heute Abend: um 180° gedreht. Wie grün wird der Winterurlaub der Zukunft? hier im Blog.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=qsH3BwHELeA
Have Fun! 🙂

Siedlinghausen heute Abend: um 180° gedreht. Wie grün wird der Winterurlaub der Zukunft?

16.54 Uhr im Vordergrund: Maisfeld-Monokultur – Hintergrund (Berg): kranke Fichtenmonokultur mit Kahlflächen (foto: zoom)

Wenn man sich vom Maschinenschnee aus Hunderten von Schneekanonen nicht blenden lässt, sieht man schnell die schäbigen Seiten des Hochsauerlandes.

Landwirtschaftliche Monokultur, kranker Fichtenforst, vom Borkenkäfer und Klimawandel dahingerafft, immer weiter wachsende Kahlschläge – die Menschen auf dem Dach von NRW stehen vor schwierigen Aufgaben: Umbau der Forstwirtschaft, Energiewende, Neuausrichtung des Tourismus – das wird schwer, denn es ist immer noch zu leicht, mit dem inzwischen hochmaschinellen und künstlichen Skitourismus Geld zu verdienen.

Nur nicht dran rütteln, es wird schon noch ein paar Jahre gut gehen, nach uns die Sintflut. Die Meckerköppe beschädigen unsere Marke „Winterberg“, da hängen Arbeitsplätze dran. Zu Zehntausenden drängen die Touristen aus allen Teilen Deutschlands und vor allen Dingen den Niederlanden nach Winterberg und seine höher gelegenen Ortsteile Altastenberg und Neuastenberg.

Die Marketingmaschine läuft, die Lokalmedien machen mit. Man will ja nicht als Nestbeschmutzer dastehen. Dann lieber ein Jubelartikel zu viel als zu wenig. Zeit für Gewinne, nicht für Konzepte.

Oder vielleicht doch? Am 16. Februar findet im Oversum Winterberg das Stadtgespräch von WDR 5 statt. Thema: Wie grün wird der Winterurlaub der Zukunft?

Diskutieren werden

  • Michael Beckmann, Bürgermeister in Winterberg
  • Matthias Heise, Wissenschaftler der TU Dortmund und Mitautor einer Studie zum Strukturwandel in Skigebieten der Schweiz
  • Jan Matzoll, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im NRW-Landtag

Moderation: Ralph Erdenberger und Brigitte Krämer

Beginn:20.04 Uhr
Ende:21.00 Uhr
Einlass:19.30 Uhr
Karten:Kostenfrei

Eine Minute nach dem Bild oben habe ich mich um 180° gedreht. Die Sonne ging hinter den Bergen unter. Siedlinghausen lag schon im Schatten.

16.55 Uhr: Siedlinghausen im Schatten der Berge (foto: zoom)

Es gibt doch noch ganz schöne Ecken, habe ich gedacht. Mit Wanderschuhen oder mit dem Fahrrad lassen sie sich leicht finden. Sauerland geht auch ohne Ski-Tourismus.