Fünf Jahre und ein anderes Objektiv an der selben Kamera haben das Bild der Karlswiese und der Orangerie samt einer der zwölf pseudo-antiken Statuen im Vordergrund verändert.
Das obere Foto ist mit einem Weitwinkel von 23 mm vor knapp einer Woche in Kassel auf einem Spaziergang entstanden.
Das untere Bild stammt aus dem März 2018 (siehe hier im Blog). Ich habe es, wenn ich meinem eigenen Text von damals trauen kann, mit einem 105 mm Makroobjektiv aufgenommen.
Ich, lausiger Amateur, frage mich im Nachhinein, ob ich den Fotografien den Unterschied ansehen würde, wenn ich nicht selbst der Fotograf gewesen wäre.
Mein Tipp: Nein. Sicher bin ich mir allerdings nicht.
Auch wer nur ab und zu hier im Blog vorbeischaut weiß, dass ich mir, wo immer ich auch bin, gerne Graffiti anschaue. Das ein oder andere Graffito fotografiere ich und zeige es hier vor.
Das detailreiche Auge habe ich vor drei Tagen am Philosophenweg in Kassel gefunden. Die Wandflächen der Unterführung sind eine gut gepflegte Hall of Fame, die ich regelmäßig besuche, eine kleine hochwertige Straßenkunstausstellung.
Heute folgt dem Auge meine kleine eklektische Sammlung von Lesehinweisen:
Kampf gegen Bildung: Der russische Anastasia-Kult ist Teil eines politisch aufgeladenen, rechtslastigen Spannungsfeldes. Auch nach der Pandemie sind vor allem Kinder die Leidtragenden. Deren Eltern attackieren die Schulpflicht. Sie forcieren eine Bildungsrevolte mit reaktionären Konzepten und unklaren Lehrinhalten … endstationrechts
Böhmermann vs. „Bild“ im neuen Podcast: Achtung, Reichelt! Der Podcast „Boys Club“ ergründet die Machtstrukturen im Springer-Verlag – über die Reichelt-Affäre hinaus … taz
Erfundenes Interview mit Michael Schumacher: Zu dumm, um wahr zu sein … uebermedien
Zeitenwende: Kanzler Scholz (SPD) schaffte schon nach wenigen Wochen das im Amt, was seine Vorgänger nicht oder erst nach Jahren fertig brachten. Er trug sich ins Buch der Geschichte ein … postvonhorn
Irak 2015 – Europa 2023: Die Klimakrise wird zur Wasserkrise … scilogs
70 Jahre Doppel-Helix: Die Desoxyribonukleinsäure DNA enthält die Daten allen Lebens. Ihr Molekül besteht aus zwei gegeneinander versetzten Schrauben, die eine Doppel-Helix bilden. Am 25. April 1953 brachte die Zeitschrift „Nature“ einen Artikel über ein Strukturmodell. Autoren waren der englische Physiker Francis Crick und der amerikanische Genetiker James Watson. Ihre Arbeit läutete ein neues Zeltalter der Biologie ein … hnf (gefunden bei: planethistory)
Niki de Saint Phalle: Die Schirn in pink … hypothesis
Falsche Behauptungen: So unseriös machen einige Kinderrechtsorganisationen für die Chatkontrolle mobil … netzpolitik
Nähe, Alltag und Wirrnis: Andreas Maiers Roman „Die Heimat“ … revierpassagen
Klare Botschaft zum Ramadan: „Dortmund will Brücken bauen statt Mauern ziehen“ – Das gemeinsame Fastenbrechen als gutes Zeichen des Miteinanders … nordstadtblogger
Wenn ich in Kassel bin, gehe ich möglichst häufig spazieren. Zu Fuß lassen sich viele Städte am besten erkunden.
Eine meiner Lieblingsrunden führt vom Vorderen Westen zur Goetheanlage, dann weiter zur Drusel und zum Rammelsberg, schließlich zum Bergpark Wilhelmshöhe und dann beliebig zurück. Die Tour ist ausdehnbar bis hoch zum Herkules, aber am vergangenen Samstag haben wir uns mit dem unteren Teil rund um das Schloss zufrieden gegeben.
Zum ersten Mal haben wir den Kleintierzoo am Rammelsberg besucht. Eintritt frei. Spenden erwünscht. Mir gefallen diese „Low-Key“-Tiergehege ohne Elefanten, Tiger, Löwen und Gorilllas inzwischen besser als die Zoos in bspw. Dortmund oder Hamburg. Eingesperrte Raubkatzen und Menschenaffen machen mich traurig.
Ein Riesenkaninchen hingegen lasse ich mir gefallen.
Fotografieren ist im Zoo am Rammelsberg gar nicht so einfach, denn jedesmal wenn man mit Ach und Krach die Aufmerksamkeit eines der Tiere errungen hat, kommen garantiert ein paar Kinder vorbei und lenken den Pfau, die Gans oder den Wellensittich ab. Kinder sind viel interessanter als meine Kamera. Ich entschuldige das.
Von den Unzertrennlichen habe ich stets nur einen Partner fotografieren können, die anderen haben sich derweil in die Ecken der Voliere verdrückt. Man nennt sie auch Lovebirds, eine Gattung der Papageienvögel namens Agapornis.
Die Runde durch den familiären Zoo war klein, aber fein. Vom Rammelsberg aus haben wir uns auf Spazierwegen zum Bergpark durchgeschlagen, haben das Schloss umrundet und sind am Schluss mit der Tram zurück in den Vorderen Westen gefahren.
Das nächste Mal werde ich mich länger im Kleintierzoo am Rammelsberg aufhalten. Es gibt dort ein kleines Zoo-Café. Das muss ich noch ausprobieren.
Die Daten für den Spaziergang habe ich nicht aufgezeichnet. Komoot und Konsorten bleiben inzwischen immer häufiger aus. Es werden ungefähr zehn Kilometer gewesen sein.
Spazieren gehen in der Stadt? Immer wieder gerne.
Zum Schluss noch die Übersicht bei Openstreetmap. Der Marker zeigt auf den Kleintierzoo:
Die letzte Woche habe ich im mentalen Untergrund verbracht und deswegen keinen Blogartikel schreiben können.
Eigentlich müsste man nach vielen kleinen und großen Erlebnissen auch viel schreiben können. Aber so ist es nicht. Die Gedanken kreisen, beschleunigen, vermehren sich und finden keinen Ausgang.
Die beiden Orte, an denen die Bilder entstanden sind – en passant mit dem Smartphone – liegen nicht weit voneinander entfernt.
Einmal der Blick in die Kasseler Königstraße und einmal die Passage unter der Frankfurter Straße.
Unser Ziel war die Neue Galerie oberhalb der Karlsaue mit ihrer Sammlung der Moderne und einer Ausstellung zur Geschichte der Documenta.
Beide Sammlungen fand ich wider Erwarten sehr anregend und obwohl ich, gerade nach dem antisemitischen Skandal der letzten Documenta, kein uneingeschränkter Freund dieses alle fünf Jahre stattfindenen Kunstspektakels bin, hat mich die Ausstellung zur Geschichte der Documenta sehr interessiert.
Anhand von selbst schon zu Metaphern gewordenen Bildern der Zeitgeschichte, die als Streifen entlang der Wände ausgestellt waren, ließ sich die Geschichte, bzw. die eigene Erinnerung an die selbst erlebte Geschichte, gewissermaßen ergehen oder abschreiten.
Auf der Museumswebsite heißt es weiter:
Die Besonderheit von »about: documenta« liegt in der Verknüpfung von unmittelbarer Anschauung originaler Kunstwerke mit dokumentarischem und filmischem Material und der Anlehnung an Inszenierungsstrategien der jeweiligen documenta.
Mich hat verblüfft, dass manche Ereignisse näher beieinander lagen als bislang gedacht.
Allein wegen der Zeitleiste werde ich die Neue Galerie noch einmal besuchen. Die Geschichte der documenta1 bis d15 sind einen weiteren Besuch wert; nicht zu vergessen die Sammlung der Moderne.
Viele Besucher*innen kommen auch wegen des von Joseph Beuys persönlich eingerichteten Raums im Erdgeschoss der Galerie. Ich nicht. Mein Verhältnis zu Beuys ist höflich ausgedrückt gespalten.
Nachdem ich mir vor über zehn Tagen eine Erkältung zugezogen hatte – die erste seit mehr als zweieinhalb Jahren – musste ich viele Verabredungen, sowohl online als auch in der realen Welt, absagen.
Es war nicht schlimm, ich kann nicht klagen; ein bisschen hüsteln, ein bisschen schniefen, und das war es auch schon. Anderen im Umfeld ging und geht es dreckiger. Ob Virus oder Bakterien – ich wünsche allen Gute Besserung! Auch bei einem leichten Infekt heißt die Zauberformel Schonung, auch wenn man feststellen muss, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft erkrankt arbeiten gehen müssen, gerade solche in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
Lange Rede, kurzer Sinn: die Lebensgeister sind zurück und ich konnte auf den letzten Drücker meine vorbestellten Bücher in der UB Kassel abholen.
Dabei fällt mir ein, dass ich in letzter Zeit hier im Blog nicht ein einziges gelesenes Buch besprochen habe. Darüber hinaus habe ich einige Lesungen und Vorträge genossen, aber für ein paar Zeilen reichte es dann nicht mehr.
Die Pandemie hat zu einer merkwürdigen Erschöpfung geführt. Die Anspannung der mehr als zwei Jahre hinterlassen ihre Spuren.
Was zum Glück bislang immer geht, ist ein Spaziergang, wie beispielsweise hier entlang der Fulda in Kassel.
Mein Zeitmanagement: Fünfzig Prozent meiner Zeit genieße ich im Hochsauerland, zehn Prozent plane ich, hier wegzukommen, den Rest bin ich woanders. Die Prozentzahlen sind gefühlt.
Die kleine Novemberradtour entlang Fulda, Eder und Lahn hat in Kassel begonnen, aber am Vorabend haben K1 und ich erst einmal einen ausgedehnten Spaziergang durch die sogenannte Documenta-Stadt gemacht.
Alter Bahnhof, Karlsaue, BuGa, Fritze … außerdem nebenbei alles einkaufen, was es in Siedlinghausen nicht in die Satteltaschen geschafft hat. Zahnpasta, Rasierzeug, Luftpumpe. Just in case.
Unbedingt auch zur Fuldabrücke und aufs Wasser starren. Beruhigend. Die erste mehrtägige Radtour seit Jahren, dank der Pandemie.
Schluss jetzt, es wird dunkel. Radfahren kostet Kalorien. Ab zum Döner Anadolu gegenüber dem Scheibenbeißer, da wo ich in letzter Zeit meine Schalllplattensammlung aufgestockt hatte. Dürüm vegetarisch und ein alkoholfreies Weizenbier. Ich bin so leicht auszurechnen. Immer das gleiche, und immer schmeckt es mir hervorragend.
Reiselektüre: James Baldwin, The Fire next Time, und ich frage mich, warum erst jetzt?
Die Radtour kann beginnen. Aber nicht mehr heute Abend hier im Blog.
Ich habe gestern in der „Umleitung“ keinen hohlen Spruch gemacht und war heute tatsächlich auf der Fridays for Future Demo in Kassel. Es waren nach meinem Eindruck weniger Teilnehmer*innen als im letzten Jahr, als noch komplette Schulklassen auf den Bahnhofsvorplatz geströmt waren, aber am Ende bewegte sich doch ein ansehnlicher Zug durch die Kasseler Innenstadt.
2000 Demonstrant*innen habe ich geschätzt, die Polizei spricht laut Hessenschau von 1500 Menschen.
Die gesamte Atmosphäre war friedlich, freundlich und eher ruhig. Einzig die beknackte Politsekte MLPD hielt sich nicht an die Vereinbarung, keine Parteifahnen und Banner zu zeigen.
Die Reden bei der Auftaktkundgebung waren sachlich und auf den Punkt. Eingeleitet übrigens von einer Person vom Queeren Forum/Zentrum (?) Kassel die an den Tod von Malte C. infolge eines körperlichen Angriffs auf dem Christopher-Street Day (CSD) in Münster erinnerte und auf die Bedrohung von queeren Menschen gerade in Krisenzeiten hinwies.
Jetzt, wo ich diese dürren Zeilen tippe, hätte ich doch gerne den Wortlaut der Reden vor mir liegen. Ich kann schlecht fotografieren und gleichzeitig Statements verarbeiten.
Sehr positiv fand ich die Gebärdendolmetscherin auf der Bühne, die alle Reden simultan in Gebärdensprache übersetzte.
Der Kern aller nachfolgenden Reden unterschied sich nicht von dem, was auch an vielen Stellen im Blog zu lesen ist: wir befinden uns in der Klimakrise/Klimakatastrophe. Die Extremwetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen seien schon Teil der Krise. Es bestehe die Gefahr, dass sehr bald so viele Kipppunkte gerissen werden, dass die Krise/Katastrophe unumkehrbar werde. Der einzige Weg heiße: raus aus der fossilen Wirtschaft/Gesellschaft.
Gleichzeitig werde unsere Gesellschaft von vielen weiteren ökonomischen bzw. politischen Krisen getroffen, sodass sich die Menschen entscheiden müssten, wo und wofür sie stehen.
Die Politik trage zur Zeit nichts zur Lösung der Klimakrise bei. Im Gegenteil. Der Bau von neuen LNG-Terminals und die geplante Aufnahme von Gas- und Kernenergie in die Taxonomie der nachhaltigen Energieformen durch die EU werde die Klimakatastrophe verschärfen.
Soweit erst einmal meine Gedanken nach der Heimfahrt ins Sauerland. Die Klimakrise wird uns auf jeden Fall noch lange begleiten.
Das Schlusswort bekommt diese Teilnehmerin der Fridays for Future Demo in Kassel vom 23. September 2022:
Ich denke, dass es langsam aber sicher auch ins allgemeine Bewusstsein durchdringt, dass die Klimakrise eine gewaltige Bedrohung für das Überleben der Menscheit ist.
Theoretisch ist es ganz einfach: Klimaschädliche Gase wie CO2 und Methan nicht weiter in die Atmosphäre pusten. Fertig.
Dazu müssten wir endlich aus der fossilen Wirtschaft aussteigen. Hätten die vorhergehenden Regierungen die Enegiewende nicht aktiv hintertrieben (Danke Herr Altmaier, nicht), würden wir heute auch weniger vom russischen Erdgas (Danke Herr Schröder, nicht) abhängig.
Die Energiewende ist kein Pappenstiel und erfordert gewaltige Investitionen, die den Umbau der Wirtschaftsweise beschleunigen. Jeder Cent, der in die fossilfreie Energie geht, steuert zum Erhalt unserer Gesellschaft bei.
Die Verabschiedung eines 1,5°C-konformen CO2-Budgets: Verbindlich als Grundlage eines Reduktionspfades
Unabhängige Kontrolle: Einführung eines Mechanismus zur Prüfung aller Gesetze und Infrastrukturprojekte auf Kompatibilität mit dem CO2-Budget
Die sofortige Beendigung neuer Erdgasinfrastrukturprojekte und Beschluss des Erdgasausstiegs bis spätestens 2035
Einen sozialverträglichen Ausstieg aus allen fossilen Energien in Deutschland
Alle Dörfer Bleiben: Keine weiteren Flächen für Kohle abbaggern und verbindlicher Kohleausstieg bis spätestens 2030
Ende aller Subventionen für fossile Energieträger
Die Beseitigung aller (politischen) Ausbaubremsen für Sonnen- und Windenergie und die Versiebenfachung des Ausbaus
Das Einleiten einer radikalen, sozial gerechten Mobilitätswende
Einen Einbaustopp für fossile Verbrennungsmotoren ab 2025
Einen sofortigen Neu- und Ausbaustopp für Autobahnen und Bundesstraßen
Das Übernehmen globaler Verantwortung: Deutschland verpflichtet sich, für seine historischenVerantwortungen einzustehen
Festlegung von mindestens 14 Milliarden Euro jährlich für internationale Klimafinanzierung
Ausschluss der Ratifizierung klima- und umweltschädlicher sowie menschenrechtsgefährdender Handelsverträge (wie bspw. das Mercosur-Abkommen)
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