In eigener Sache: Veränderungen bei der Kommentarfunktion

Der Kommentarbereich sieht ab sofort anders aus und hat eine einfache Captcha-Funktion. Guckt mal, ob ihr damit klar kommt, sonst Rückmeldung an mich.

Der Grund:

Im Blog laufen seit ein paar Tagen massenhaft automatisierte inhaltsleere SPAM-Kommentare auf, die ich bislang „per Hand“ entfernt habe. Das ist kein großer Spaß.

Pausenbild: SKATE OR DIE – Graffiti am K 19

Graffiti am K 19 in Kassel (foto: zoom)

Heute ist ein anstrengender Tag, draußen in der Wildnis namens Realität.

Das Blog muss ruhen.

Das Bild habe ich auf meinem Streifzug durch Nord-Holland aufgenommen. Ich bin mir 98% sicher, dass am Eingangsbereich des Kulturzentrums K 19 der Uni Kassel war. Sollte es nicht so sein, bitte ich die 2% sich zu melden.

Ein Besuch am Stammtisch der SPD Winterberg

Am Kopfende des SPD-Stammtisches: Bürgermeisterkandidatin Anja Licher-Stahlschmidt mit Genossen und interessierten Bürgern. (foto: zoom)

Als ich heute Abend um kurz vor 7 das Rhinos in Winterberg betrat, wurden gerade die Stehtische für den offenen politischen Stammtisch der SPD zusammengeschoben. Mehr als 20 interessierte Frauen und Männer, GenossInnen und unorganisierte Bürger*innen drängelten sich um die Gesprächsrunde.

Ich hatte damit gerechnet, in einem muffigen Hinterzimmer mit Einführungsreferat und reglementierter Diskussion zu landen. Alles falsch. Wir saßen mitten im Kneipenleben, umgeben von den normalen Gästen.

Den großen Fragenkatalog „an die Kandidatin“ habe ich stecken lassen und mich mit den Menschen unterhalten, mit denen ich gerade zufällig zusammen hockte.

Links neben mir Fritz Kelm aus Niedersfeld, rechts Christoph Stötzel, Nachbar aus meinem Ort. Frauen saßen ebenfalls am Tisch und nicht nur die eine, wie das Bild suggeriert. Pi mal Daumen ein Viertel weibliche Teilnehmerinnen, aber ich bin ihnen heute nicht nahe genug gekommen, um sie ausfragen zu können.

Zuerst ein alkoholfreies Weizen und dann die Themen.

Die gestrige Ratssitzung: vier Anträge hätte die SPD-Ratsfraktion durchbekommen:

  1. Klimaschutzziele müssten demnächst bei allen Ratsbeschlüssen mit überprüft werden, so wie es jetzt schon bei der Demografie sei.
  2. Städtische Gebäude sollen um den Einsatz erneuerbarer Energien gecheckt werden.
  3. Die oft düsteren Bushaltestellen und Wartehäuschen sollen mit LED-Technik ausgerüstet werden.
  4. Eine Resolution an das Land sei verabschiedet worden, die Flüchtlingsarbeit vor Ort finanziell angemessen zu unterstützen.

Bewunderung meiner Gesprächspartner für einen CDU-Antrag. Für jedes in Winterberg geborene Kind solle zukünftig ein Baum im Stadtgebiet gepflanzt werden.

Dann das Gespräch über den voraussichtlichen CDU-Bürgermeisterkandidaten und jetzigen Tourismusdirektor Michael Beckmann.

Anerkennung, wie er seinen Job als Verkäufer des Produkts „Tourismus-Destination Winterberg“ erledigt. Aber kann er auch Bürgermeister? Da haben wir lange hin und her diskutiert. Ende offen.

Ich bestelle mir noch eine Flasche Mineralwasser.

Eine Vorteil hätte Beckmann gegenüber Anja Licher-Stahlschmidt. Er sei durch seine Arbeit in der Winterberger Touristik und Wirtschaft GmbH ein seit Jahren bekanntes Gesicht.

Das werde sich, so Ratsmitglied Christoph Stötzel, in den nächsten Wochen und Monaten ändern. Anja werde sich in den Ortsteilen vorstellen und auf den Festen und Veranstaltungen zugegen sein. Danach werde jeder Bürger und jede Bürgerin Anja Licher-Stahlschmidt kennen.

Welche Ziele sie als Bürgermeisterin für Winterberg habe? Das könne ich zuerst auf der Website der SPD nachlesen:

https://spd-winterberg.de/unsere-kandidaten-2020/

Anderthalb Stunden im Rhinos, und anderthalb Stunden links und rechts gequatscht. Eine halbe Stunde davon sind jetzt hier im Blog protokolliert. Den Rest behalte ich für mich. Das muss sich erst einmal setzen. So viele Details. Mir platzt der Kopf.

Im Auto zurück nach Siedlinghausen habe ich mir mit der Hand vor die Stirn geschlagen: Mist! Vergessen, zu fragen, was die GenossInnen von Sigmar Gabriels „Move“ in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank halten.

Während den sechs Neu-Mitgliedern im Ortsverband Winterberg auf dem offenen Stammtisch die roten Parteibücher übergeben werden, reißt der Genosse Gabriel die Partei von oben in die Tiefe.

Wäre ich SPD-Mitglied und mir vor Ort den Ar… abrackern – ich würde heulen.

Pausenbilder und Spaziergänge: Hallenberg – Eder – Rennertehausen

Blick auf Hallenberg am eher trüben Montag dieser Woche. (foto: zoom)

Am Montag hatte ich mit Sonne gerechnet, aber es wurde dann leider ein bedeckter Tag mit blauen Himmelsflecken.

In Hallenberg habe ich einen Standpunkt gesucht, um in die Ortsmitte hinein zu fotografieren. Auf die Schnelle nicht so einfach, auch wenn Hallenberg von vielen Hügeln umgeben ist.

Mein Ziel war die Eder zwischen Allendorf, Rennertehausen und dem Bauernhof an der Straße nach Birkenbringhausen.

Wer meinen Radtouren von Siedlinghausen nach Marburg folgt, weiß, dass hier der Ederradweg verläuft. Zu Fuß – im Winter – eine entspannte Alternative.

An Baum und Aussichtsplattform habe ich schon häufiger mit dem Rad gerastet. (foto: zoom)

Vom Turm herab bieten sich auch bei schlechtem Wetter interessante Perspektiven.

Blickrichtung Frankenberg: Turm, Entwässerungsgraben, Radweg und Wiesen bei Rennertehausen. (foto: zoom)

Nachtrag: „Heaven can wait“ – Kondolenzbuch für Jan Fedder in der Davidwache

„Heaven can wait“ – Schlange vor der Davidwache: Eintrag ins Kondolenzbuch für Jan Fedder. (foto: zoom)

Manchmal habe ich meine „Forrest Gump Momente“. Am 5. Januar gingen wir zufälligerweise an der Davidwache in Hamburg St. Pauli vorbei. Es war Sonntag und die Menschen warteten ruhig in einer langen Schlange.

Ein Polizist in Uniform ließ immer nur ein oder zwei Leute gleichzeitig ein.

Im Nachhinein bin ich schlauer, aber vor zwei Wochen habe ich im ersten Moment gedacht, dass irgendeine überfüllte „Polizei-Crime-St. Pauli-Ausstellung“ stattfände.

Ich bin halt kein Fernsehmensch.

„Ist hier irgendwas Besonderes?“, habe ich den Polizisten an der Tür gefragt.

„Das Kondolenzbuch für Jan Fedder liegt aus!“, trocken und ernst die Antwort des Uniformierten.

„Oh, danke!“, mehr fiel mir nicht ein, und in diesem einen Moment wünschte ich mir, dass ich beim Fernsehgucken besser aufgepasst hätte, denn es dämmerte mir.

Die Tür zur Wache ging auf, ein älteres Paar kam heraus und zwei jüngere Leute wurden hinein gelassen.

R.I.P. Jan Fedder

Auch ohne Schnee: die ersten Schneeglöckchen blühen bei uns im Hochsauerland

Ein Schneeglöckchen von Vieren, die heute in unserem Vorgarten blühen. (foto: zoom)

Ich muss zugeben, dass ich nicht der erste war, der heute die blühenden Schneeglöckchen in unserem Vorgarten entdeckt hat. Ehre wem Ehre gebührt.

Schneeglöckchen gehören zu den ersten Blütenpflanzen des Vorfrühlings.

Gemessen am Gebietsmittel der Schneeglöckchenblüte für Deutschland dürfte Galanthus, so der Gattungsname, nicht vor Februar mit seinem langen Blütenschaft und der weißen Einzelblüte erscheinen.

Das Klima ändert sich. Auch die Schneeglöckchenblüte beginnt immer früher. (grafik[1]: dwd)
Die Zeiten haben sich geändert. Das lineare Gebietsmittel ist von ca. 67 Tagen nach Jahresbeginn (März) auf ca. 49 Tage (Februar) gesunken, wobei die Einzelwerte je nach Saison heftig ausschlagen.

Der 16. Januar liegt jedenfalls weit unterhalb der Kurve, was mich angesichts des bislang schneearmen und milden Winters nicht wundert.

Jetzt bin ich gespannt, welche Frühblüher als nächstes erscheinen.

Winterlinge? Buschwindröschen? Scharbockskraut?

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[1] Quelle der Grafik:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/6_abb_schneegloeckchenbluete_2019-11-27.pdf

Konzerthaus Dortmund: Von Igor Levit zu Hamlet

Der Saal füllt sich. Ich warte auf Igor Levit … (foto: zoom)

Donnerstag Abend habe ich den Klavierabend von Igor Levit im Dortmunder Konzerthaus besucht. Es war harte Arbeit.

Das Programm für Kenner*innen:

Zum Verücktwerden
Johann Sebastian Bach, Chaconne aus Partita für Violine solo Nr, 2 d-moll BWV 1004
„Brahms transponierte Bachs Violinstimme eine Oktave tiefer und nahm einige Notenänderungen und Richtungswechsel vor, um die Musik ganz für das Klavier einzurichten. Es ist ihm unglaublich gut gelungen.“

Vier Episoden
Frederic Rzewski, „Dreams II“
„Vor ein paar Jahren sah Rzewski den Film „Dreams“ von Akira Kurosawa, für den der japanische Regisseur seine eigenen Träume in kurze filmische Episoden verwandelt hatte, die zusammen ein ganzes Menschenleben erzählen.“

Barocke Variationslust
Johann Kaspar Kerli, Passacaglia
„Nicht weniger als 40 Variationen in knappen sieben Minuten hält die monumentale Passacaglia von Johann Kaspar Kerli am Anfang der zweiten Konzerthälfte bereit.“

Zukünftige Musik von gestern
Ferruccio Busoni, Fantasia contrappuntistica
„1909 brach Ferruccio Busoni zu einer großen Amerika-Tournee auf, im Gepäck auch die ‚Kunst der Fuge‘ von Johann Sebastian Bach.“

Ich bin kein Kenner, sondern lediglich Musikkonsument. Und so hat mich das fast 40 Minuten lange Stück von Rzewski sehr angestrengt. Das ging nicht runter wie die Klaviersonaten von Beethoven, deren Einspielung von Igor Levit ich seit Oktober letzten Jahres hoch und runter gehört habe.

Rzewski hatte ich im November beim Konzert von Sergei Babayan kennengelernt, aber das Rondo war kürzer und verdaulicher.

Igor Levit ist ein „Fan“ von Frederic Rzewski und sein Vortag war leidenschaftlich virtuos, wie auch bei den drei anderen Stücken des Abends.

Damit ihr euch vorstellen könnt, was ich mit „harte Arbeit“ meine, hier die komplette Einspielung von „Dreams“ vom Meister persönlich:

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=DkhbGeHj_n8

 
Der Musikabend mit Igor Levit hat mich sehr bewegt, gerade weil es keine HeiaPopeia-Für-Elise-Musik zu hören gab. Mein etwas älterer Sitznachbar auf dem Balkon bemerkte: „Klasse, aber da muss ich noch eine Menge zu Hause nacharbeiten und recherchieren.“ Das sei keine Musik, die er gemütlich auf dem Sofa hören könne. Ich schlug vor, das ganze beim Kochen in der Küche zu goutieren, was er aber nicht nachvollziehen konnte.

Überhaupt – die Sitznachbarn und die Pausengespräche bildeten einen zweiten Hintergrund, ein Stück im Stück.

Schnitt … Pause

Ich sitze auf einem der Kunstleder-Quader vor dem Saal, blättere im Programm, ein älterer Herr: „Entschuldigen Sie, aber wissen Sie, welches Stück gerade gespielt wurde? Ich war zu spät. Stau.“

Rzeweski, sage ich. Nein, ich murmele etwas mir R und W, völlig falsch.

Ah, „Schewski„, das slawische RZ … bemerkt mein neu gewonnener Pausen-Gesprächspartner. Das Stück wäre ihm schwer gefallen, denn er käme eigentlich eher vom Theater.

Und dann ging irgendwie die Post ab. Wir kamen von der Überwindung des deutschen Idealismus zum Höderlinjahr 2020 und der Pop-Geschichte von Diedrich Diederichsen.

„Lesen sie die Adorno-Vorlesungen. Suhrkamp. Lesen Sie Diederichsen.“

Diederichsen habe seit einigen Jahren eine Professur in Wien, ja … und seine Frau …

Ich lasse einige Wendungen des Gesprächs aus, aber auf jeden Fall müsse ich die Hamlet-Inszenierung am Bochumer Schauspielhaus sehen. Mit Johan Simons sei das Theater aus einer Krise heraus gekommen.

Und was die Philosophie anginge, die er an der Ruhruniversität gelehrt habe, ich müsse Christoph Menke lesen.

Es gongte zum zweiten Teil des Konzerts und wir verabschiedeten uns in Hochstimmung. Er ein emeritierter 80-jähriger Professor und ehemaliger Dramaturg, ich ein kleines Licht mit vielen neuen Aufgaben:

Diederichsen lesen

Hamlet im Schauspielhaus sehen

Christoph Menke lesen.

Wird gemacht. Tickets für Hamlet sind gebucht. Jetzt noch der Rest.

Pausenbilder IV: Tschüss Hamburg

Schluss mit den Hamburg-Bildern. Ein letzter Blick zurück. (foto: zoom)

Hamburg ist meine alte zweite Heimat, und es fällt mir immer wieder schwer, ins Sauerland zurückzukehren.

Obwohl ich inzwischen länger in Winterberg wohne als ich in Hamburg gelebt habe, zählen die Jahre in der Hansestadt doppelt und dreifach. Warum? Weil ich damals jünger war. Wenn man 25 Jahre alt ist, zählt ein Jahr 1/25 der Lebensspanne, später 1/40, 1/50, 1/60 und so weiter.

Mehr ist mir zum Geheimnis der verschwindenden Zeit bislang nicht eingefallen. Wenn du also fünf Jahre alt bist, ist ein Jahr zwölf Mal länger als für einen 60-jährigen, weitere Faktoren außen vor gelassen.

Meine Hamburger Jahre waren lang und irgendwo in meinem Inneren schlummert die Hoffnung, zurückkehren zu können. Aber die Stadt hat sich verändert. Die Mieten sind explodiert. Die Schiffszimmerer-Genossenschaft nimmt mich nicht mehr auf.

Hamburg – ein unerwiderter Schrei nach Liebe. Der Kapitalismus hat mich aussortiert, doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

Pausenbilder III: St. Pauli am Morgen – St. Pauli am Abend

Am Anfang des ersten Tages trottete ich unter dem Bismarck-Denkmal her. (foto: zoom)

Aus den letzten Beiträgen im Blog lässt sich leicht schließen, dass wir die ersten Tage des neuen Jahres in Hamburg verbracht haben.

Das Wetter zeigte sich von seiner besten, also schlechten Hamburger Seite: trüb, nebelig, Regen, mal kalt, mal warm und als Belohnung dann doch ein paar sonnige, geschätzt drei bis vier Stunden.

Den ollen Bismarck in St. Pauli habe ich auf meinem Weg zum Holthusenbad aufgenommen. Dort, an der Kellinghusenstraße, kann man auch im Winter in einem 25-Meter-Becken draußen schwimmen, also Freibad. An einem der Tage, dem Samstag, herrschte Sturm. Ein Baum fiel auf die Gleise der Linie U1 und der Hagel prasselte mir in Eppendorf während der Hin-Bahn auf den Rücken, zurück ins Gesicht. Trotzdem habe ich die 1000 Meter geschafft. Bekloppt.

Auf dem Rückweg vom Kino – in der Großstadt geht es hin und her – habe ich im Nieselregen die tanzenden Türme am Beginn der Reeperbahn geknipst.

Die beiden Türme, Mann und Frau, tanzen Tango. (foto: zoom)

Im Abaton-Kino gab es übrigens „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl„. Empfehlenswert, aber das wäre ein weiteres Thema.