Mit „Warten auf Godot“ hat Samuel Beckett nicht nur absurdes Theater, sondern auch eine erfolgreiche Metapher geschaffen. Er käme nicht, behauptet das Graffito am Elbufer. Sind wir sicher?
Kernenergie kann nicht nur gefährlich, sondern auch in Maßen unschädlich sein. Das beweist dieses Geschäft in Hamburg Altona:
Gefährlicher als die „Kernenergie“, zumindest für die Zähne, erscheinen mir die kandierten Mandeln an einem türkischen Spezialitätenstand.
Spaziergang in Winterberg. Schmantel-Rundweg und ein Abstecher zum Aussichtspunkt Richtung Hessen.
Heute hatten wir im hohen Hochsauerland einen angenehmen Neujahrstag. Die Sonne schien, die Luft war klar, der Himmel blau, die Landschaft grün. Der Winter war nur an den kahlen Laubbäumen, den Temperaturen und ein paar weißen Kunstschneestreifen im Skigebiet zu erkennen.
Ich stehe gerne an dieser Stelle an der Ostkante des Rothaargebirges und schaue nach Osten. Medebach, Korbach und die sanft skulpturierte hessische Landschaft ist am Horizont zu erahnen.
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Hier bin ich „da“ und träume mich weg, wenn das dunkle Fichtengrün des Hochsauerland zu erdrückend wirkt.
Maximal drei Jahre wollten wir in Winterberg bleiben, geworden sind es fast 23 Jahre.
Weihnachten saß ich mit einem Gutschein neben Baum und Plätzchen: Kassel Huskies gegen Heilbronner Falken, 28. Dezember, 14 Uhr, Familientag. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Eishockeyspiel live gesehen und meine Kinder wollten das ändern.
Am Kasseler Rathaus warteten wir auf die Straßenbahn Linie 6 zum Aue-Stadion. Ein großer Kaffee bei 1°C im Steh-Café draußen. Ich war gewarnt worden. Kein Rucksack, keine Spiegelreflex, kein Essen, kein Trinken. Am Eingang wird gefilzt.
Ich bin eigentlich kein Massenmensch, und hatte wegen des Einlasses ein paar Bedenken, aber wir kamen ohne Verzögerung „smooth“ zu unseren Plätzen „auf dem Heuboden“, wo nach Aussage von K1 die Hardcore-Fans stehen.
Vor Spielbeginn wurde Werbung zelebriert. Eigentlich alles wie im Fernsehen. Mir wurde per Eisprojektion geraten, Licher Pils zu trinken (habe ich später gemacht). Eine Skoda Limousine (würde ich kaufen, aber ich habe schon einen Toyota) kreiste permanent auf dem Eis.
Es wurde nicht langweilig, und dann begannen die Drittel.
Die Kassel Huskies sind Tabellenführer und die Heilbronner Falken stehen auf Platz 2 der 2. DEL-Liga. Es war also schon ein hochkarätiges Spiel für jemanden, der hinter den Fichten im hohen Hochsauerland wohnt.
Leider, leider, leider, war der Gegner aus Heilbronn heute sowohl im Sturm als auch in der Verteidigung stärker als die Heimmannschaft. Das erste Drittel endete 0:2, das zweite 0:0 (Hoffnung!), aber das dritte 2:3 – Endstand 2:5.
Obwohl das ganze Spektakel insgesamt von 13:30 bis 16:45 dauerte, war es sehr kurzweilig und stressfrei. Meine alten Erfahrungen aus den Fernsehübertragungen der legendären Spiele zwischen der Sowjetunion und den USA bzw. Kanada und Schweden haben ausgereicht, um das Spielgeschehen zu verfolgen und teilweise zu verstehen.
Nach dem Spiel sind wir fix – erstaunlich „smooth“ waren wir auch wieder aus der Halle raus – mit dem Bus Nr. 12 Richtung Kirchweg gefahren und saßen schwupps bei der Nachbesprechung im Ulenspiegel.
Wer die Fachleute das Spiel bewerten sehen will, guckt hier:
Am 2. Weihnachtstag hat sich das Wetter erbarmt. Sonne ersetzte den Regen. Ich konnte endlich meinen lang gehegten Plan umsetzen und in Welleringhausen den 6,5 km langen Vulkanpfad erforschen.
Die Landschaft östlich des Hochsauerlandes hat mich streckenweise an Derbyshire erinnert. Sanft skulpturierte teils baumlose Hügel, weite Blicke über wellige Landschaften, Schafsköttel.
Zur Erläuterung: Ich poste alle Blog-Artikel nach Erscheinen bei Twitter und FB. Vorteil: mehr Leute sehen die Artikel. Nachteil: die Diskussionen finden an verschiedenen Orten statt, nicht unbedingt im Blog.
Die Frage von Rainer: „Haben die ein Finanzamt auf der Platte?“
Ich: „Ja, anscheinend. Habe den Brand aber dieses Jahr nicht gesehen. War zu sehr mit meiner falschen Fotoausrüstung beschäftigt.“
Michael Kronauge, Bürgermeister von Hallenberg, besuchte zufällig gemeinsam mit mir am 24. Dezember die Modelleisenbahn, dabei seine drei Enkel. Er mache das schon seit vier Jahren so. Im letzten Jahr habe einer der Enkel erschrocken ausgerufen: „Opa! Das Rathaus brennt!“
Er habe, so der Bürgermeister, den Enkel beruhigen können. Es sei nicht das (sein?) Rathaus, sondern das Finanzamt.
Glück für den Bürgermeister-Opa, und die Geschichte hat mir sehr gefallen.
Weiter mit Rainer: „Weil die Webseite teils veraltet war, teils nicht mehr funktionierte, hatte ich gleich zur Geschichte verlinkt. Ja, da steckt sehr viel Arbeit drin. Wird es denn noch was mit der Verbindung über zwei Etagen?“
Ich: „Zwei Räume! in der zweiten Etage, einer links und einer rechts vom Treppenhaus.
In der Geschichte kommen einige verstorbene und einige lebende Personen vor.
Wenn ich morgen Zeit habe, schaue ich nach, ob die Öffnungszeit von 11 bis 12.30 am 2. Weihnachtstag stimmt.“
Die Öffnungszeiten stimmen. Und ich habe nachgeschaut, ob die Verbindung inzwischen steht.
Auf der Website der Eisenbahnfreunde Siedlinghausen lese ich:
„Als Fernziel ist geplant, beide Anlagen miteinander zu verbinden, wobei dann im Treppenhaus die Modellbahn durch eine Glasröhre fahren soll.“
Fernziel erreicht! Guck mal Rainer, und nächstes Jahr vor Ort am Heiligabend in Siedlinghausen 🙂
Der 24. Dezember 2019 war ein trüber Tag. Kein Fetzen Blau am Himmel. Dauerregen. Schwimmen im AquaOlsberg. Wo ist Licht?
Als die Kinder noch klein waren, haben wir in manchen Jahren zum „Warten auf’s Christkind“ die Modellbahn der Eisenbahnfreunde Siedlinghausen besucht.
Gute Idee! Leider hatte ich nur mein 105-mm-Makro dabei. Schlechte Idee! Die Schärfentiefe ist gering. Am Schienenbus ist gerade noch das Fenster in der Fahrerkabine vorn einigermaßen scharf abgebildet.
Trotzdem hat es Spaß gemacht, den Zügen zuzusehen, und auch das Finanzamt soll wieder gebrannt haben.
Hinaus in den Dauerregen. Die Remmeswiese in Winterberg war fest in niederländischer Hand. Gelbe Nummernschilder allerorten. Ich war erstaunt, wie viele Menschen sich im Regen bei 4°C auf der Kunstschneepiste tummelten.
Meine kleine Kamera war in Null-Komma-Nix nass und ich habe die Suche nach dem Licht beendet. Zu Hause warteten die drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Obwohl der Film ein Weihnachtsdauerbrenner ist, hatte ich ihn bis gestern noch nie gesehen.
Meine positiven Erwartungen wurden erfüllt. Spoiler: Aschenbrödel bekommt den Prinzen, und beide reiten auf weißen Pferden im Schnee in den blauen Himmel mit den großen weißen Wolken.
Dieses Jahr Weihnachten ist im hohen Hochsauerland ziemlich trübe und düster. Trotz alledem habe ich heute doch noch einen Gruß für alle Autor*innen, Mitarbeiter*innen, Kommentator*innen und Leser*innen des Blogs fotografieren können.
Frohe Weihnachten, Frohes Fest, Chanukka, geruhsame Feiertage, oder wie auch immer ihr die Tage verbringt.
Auch Religionsfreie dürfen Weihnachten begehen. „Wir Ungläubigen sollten aufhören, so zu tun, als begingen wir an Weihnachten ein christliches Fest. Denn auch vor Jesus wurde zu der Jahreszeit schon gefeiert“, meint Katja Berlin heute in der Frankfurter Rundschau.
Ich bin erleichtert, denn wir halten das immer schon so.
Trotz aller ökologischer Bedenken haben wir uns im x-ten Jahr seit der Geburt unserer Kinder einen Weihnachtsbaum zugelegt: 15 Euro bei Gierses am Eschenplatz, klein und fein.
Falls euch der Elch nicht reicht, habe ich hier noch ein Bild vom Wintermarkt in Winterberg. Da bin ich hin, nachdem ich vom Tod Hermann Gremlizas erfahren hatte, auf der Suche nach Licht.
Soweit die himmlischen Nachrichten.
Die Hölle lauerte unterhalb der Pforte, auf den Parkplätzen von ALDI und EDEKA.
Ich habe mein Auto in diesem Gewusel abgestellt, wundere mich aber immer noch, dass ich ohne Blechschaden heraus gefunden habe. Was wollen die ganzen Menschen in Winterberg?
Heute Morgen rüttelte der Sturm an unseren Rolläden. Ich befürchtete, dass die Sonntagswanderung mit Freunden wegen Schiet-Wetter ausfallen müsste.
Nach dem Frühstück schien die Sonne und die Wanderung nach Elkeringhausen und zurück war zwar schneematschig, aber entspannend.
Der Regen hatte aufgehört, die Sonne durchbrach die grauen Winterwolken. Wer den Matsch nicht mag, sollte nicht im Hochsauerland wohnen und wandern.
Spaziergänge und Wanderungen sind eine völlig unterschätzte Form der Kommunikation mit Freund, Feind und Familie.
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber alles Bittere und Böse, das eine Tischgesellschaft spalten und erstarren lassen kann, versendet sich bei der gemeinsamen Bewegung zu Fuß.
Was wir besprochen haben, bleibt unter uns, wird sich aber irgendwo und irgendwann als Idee oder Gedanke in diesem Blog wiederfinden.
So ist das mit Gesprächen zwischen Winterberg und Elkeringhausen.
Zum Schluss habe ich dann noch eine Werbeinstallation für Winterberg fotografiert. Die zweieinhalb Stunden waren abgewandert, die Schuhe nass und wir waren hungrig.
Sentenz: Lasst uns über das gemeinsame Spazierengehen reden.
Damit das mal klar ist: Ich bin nicht wegen des Weihnachtsmarktes nach Kassel gefahren.
Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute, sah ich das graue Grün der Fichten und Wiesen, den grauen Himmel und den grauen Schnee. Nick Cave hätte dieses graue Hochsauerland sicherlich zu einem deprimierenden Song verarbeitet, aber ich bin kein Dichter.
Ich wollte aber gerne mein neues Objektiv ausprobieren. 50 mm auf DX entsprechend 80 mm Kleinbild, also leichtes Zoom, ein Portrait-Objektiv.
Folgerichtig hätte ich mir gut belichtete Models suchen müssen.
Da diese Models bei mir zur Zeit nicht Schlange stehen, überlegte ich mir, in die Stadt zu fahren. In einer guten Stadt findet man auch an schlechten Tagen gutes Licht.
Ab jetzt wäre mein Name Gantenbein und die Geschichte könnte in verschiedene Richtungen gehen, aber ich nehme den langweiligen Mittelweg mit dem Zug nach Kassel und zurück.
Bevor wir, aus meinem Ich wurde eine Kassel-Wir, am Weihnachtsmarkt bei Currywurst und Pommes endeten, sind wir durch das Gebiet rund um das Rondell flaniert.
Der Himmel riss auf, blau, grau, Wasser – alles wurde gut. Ich habe mir vorgenommen, den Ursprung des Namens „Jungborn“ zu erkunden.
Ich habe in diesen AfD-Zeiten sofort die Assoziation „Lebensborn“, also Nazi-Sprache.
Als wir von der Karlsaue zur Caricatura und den besten Bildern des Jahres 2019 durchmarschieren wollten, blieben wir an der Ausstellungshalle neben dem Staatstheater hängen. Examen. Eintritt frei.
Wir haben uns kurz angeschaut. Sollen wir rein?
Klar gehen wir rein, denn das Unvorhersehbare ist das Geschenk der Großstadt.
Die Geschichte dieses Teils meines Kassel-Ausflugs muss ich an anderer Stelle verarbeiten, denn nun waren wir in einem anderen Film.
Alle weiteren Geschichten vom heutigen Tag in Kassel bleiben vorerst in der Schublade. Vier Stunden in der Stadt, und ich könnte alles auch ganz anders erzählen.
Mein Name sei Gantenbein.
Bilder zum nächsten Narrativ sind auf der SD-Card gespeichert, und die Geschichten gingen über urbanes Leben und kommende Experimente, Wohnraum oder über das Essen in der Stadt, oder über die Bewegung, oder über diese eine Nazi-Kneipe, oder …
Zurück zum Ausgangspunkt: das Objektiv war zwar nicht ideal für die Stadt, aber es hat Fotos ermöglicht.
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