Weihnachten saß ich mit einem Gutschein neben Baum und Plätzchen: Kassel Huskies gegen Heilbronner Falken, 28. Dezember, 14 Uhr, Familientag. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Eishockeyspiel live gesehen und meine Kinder wollten das ändern.
Am Kasseler Rathaus warteten wir auf die Straßenbahn Linie 6 zum Aue-Stadion. Ein großer Kaffee bei 1°C im Steh-Café draußen. Ich war gewarnt worden. Kein Rucksack, keine Spiegelreflex, kein Essen, kein Trinken. Am Eingang wird gefilzt.
Ich bin eigentlich kein Massenmensch, und hatte wegen des Einlasses ein paar Bedenken, aber wir kamen ohne Verzögerung „smooth“ zu unseren Plätzen „auf dem Heuboden“, wo nach Aussage von K1 die Hardcore-Fans stehen.
Vor Spielbeginn wurde Werbung zelebriert. Eigentlich alles wie im Fernsehen. Mir wurde per Eisprojektion geraten, Licher Pils zu trinken (habe ich später gemacht). Eine Skoda Limousine (würde ich kaufen, aber ich habe schon einen Toyota) kreiste permanent auf dem Eis.
Es wurde nicht langweilig, und dann begannen die Drittel.
Die Kassel Huskies sind Tabellenführer und die Heilbronner Falken stehen auf Platz 2 der 2. DEL-Liga. Es war also schon ein hochkarätiges Spiel für jemanden, der hinter den Fichten im hohen Hochsauerland wohnt.
Leider, leider, leider, war der Gegner aus Heilbronn heute sowohl im Sturm als auch in der Verteidigung stärker als die Heimmannschaft. Das erste Drittel endete 0:2, das zweite 0:0 (Hoffnung!), aber das dritte 2:3 – Endstand 2:5.
Obwohl das ganze Spektakel insgesamt von 13:30 bis 16:45 dauerte, war es sehr kurzweilig und stressfrei. Meine alten Erfahrungen aus den Fernsehübertragungen der legendären Spiele zwischen der Sowjetunion und den USA bzw. Kanada und Schweden haben ausgereicht, um das Spielgeschehen zu verfolgen und teilweise zu verstehen.
Nach dem Spiel sind wir fix – erstaunlich „smooth“ waren wir auch wieder aus der Halle raus – mit dem Bus Nr. 12 Richtung Kirchweg gefahren und saßen schwupps bei der Nachbesprechung im Ulenspiegel.
Wer die Fachleute das Spiel bewerten sehen will, guckt hier:
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=9ojM6gStDrw
-> „Meine alten Erfahrungen aus den Fernsehübertragungen der legendären Spiele zwischen der Sowjetunion …“
… und der CSSR. (???)
Eishockey UdSSR vs. CSSR im Umfeld des Prager Frühlings war ein politisches Statement. Die Jungs des CSSR-Teams gingen mit geradem Rücken in die Matches.
@gp
Jau, schwerer Aussetzer.
https://www.fr.de/kultur/literatur/brutaler-bruderkampf-11870043.html
Der Politikprofessor Prof.Dr. Claus Leggewie behauptet in seinem hier verlinkten FR-Artikel:
„Zehn Jahre später fand die Eishockey-WM in Prag statt. Wieder saß ich vorm Fernseher und erwartete, das CSSR-Team, das dreimal hintereinander den Titel gewonnen hatte, würde den Sieg davontragen. Doch das Match ging 1:3 verloren, die CSSR verlor den Titel.“
Diese Tatsachenbehauptung ist unzutreffend. Das CSSR (!)-Team der Tscheslowakei hat in der Geschichte der Eishockey-Weltmeisterschaften niemals dreimal hintereinander den WM-Titel gewonnen.
Außerdem versäumt es Leggewie in seiner Aufzählung, einen der wohl berühmtesten tschechischen Eishockey-Spieler jener Jahrzehnte, den legendären Vaclav Nedomansky, zu erwähnen.
@Dr. Bernd Dammann
Sehr aufmerksam, vielen Dank:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakische_Eishockeynationalmannschaft