Hafencity Hamburg: Wer hat, der gibt…

Touristenblick mit Elbphilharmonie (foto: zoom)

Die offiziele DGB-Maikundgebung hatte ich am Morgen geschwänzt und stattdessen die Freibadsaison im Holthusenbad eröffnet.

Als wir später im Touri-Modus durch die Hafencity, diesem teuren Wohn- und Lebenstraum in Beton, schlenderten, hat mich doch noch eine der heute zahlreichen Demos zum 1. Mai erwischt.

Demonstrationswagen kurz vor dem Start des Demonstrationszugs. (foto: zoom)

„Tausende Menschen sind am heutigen Sonntag den Aufrufen linker und linksextremer Gruppen zu drei größeren Demonstrationen in Hamburg gefolgt“, beschreibt der NDR.

Am frühen Nachmittag zogen rund 2000 Menschen unter dem Motto „Wer hat, der gibt“ von der Elbphilharmonie zur Warburg Bank an der Binnenalster. Die Demonstrant:innen forderten soziale Gerechtigkeit auch in Krisenzeiten.

Das Thema „Wohnen“ spiele eine große Rolle. (foto: zoom)

Nicht erst seit Corona und dem Krieg in der Ukraine würden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Viele Menschen litten unter den steigenden Lebenshaltungskosten und hohen Mieten. Wohnraum in der Stadt wäre für normale Bürger:innen fast unbezahlbar. Quadratmetermieten von 15/16 Euro seien nicht selten.

Ironische Aktion: In der Hafencity konnte man heute nicht nur teuren Wohnraum, sondern gleich auch den Protest dagegen mieten. (foto: zoom)

Die Vermögenden des Landes sollten für die Kosten der Krisen bezahlen. In Sprechchören wurde „Wer hat, der gibt. Wer nicht gibt, wird enteignet“ skandiert.

Die Kulisse einiger Gebäude der Hafencity (foto: zoom)

Wohnen sei ein Grundbedürfnis und keine Ware, meinten die Aktivisten und Aktivistinnen.

Ob das die „starken Polizeikräfte“ sind? (foto: zoom)

Der Demonstrationszug wurde von „starken Polizeikräften begleitet“, hieß es in den Medien. Zwischenfälle gab es nicht.

Umleitung: Desiderius-Erasmus-Stiftung, Rente, Atlantis, Spahn, Reichelt, Google, Facebook, Fremdenzimmer, Vonovia und Flüchtlinge aus Afghanistan.

Bank auf der Hardt, mit 761 m der höchste Berg Siedlinghausens. (foto: zoom)

Die Handlungsoptionen der AfD-nahen „Desiderius-Erasmus-Stiftung“: Die AfD erhoffte sich Millionen für ihre parteinahe Stiftung. Dadurch erwachsen ihr weitere Möglichkeiten, mit Förderungen, Publikationen und Schulungen in ihrem Sinne zu wirken … blicknachrechts

Spahn, Reichelt und die „Bild“: Der CDU-Vize-Vorsitzende und Gesundheitsminister Spahn droht in den Strudel des Skandals um den entlassenen „Bild“-Chefredakteur Reichelt und Springer-Chef Döpfner zu geraten … postvonhorn

Mir persönlich fehlt der Punkt, dass ALLE (Beamte, Selbstständige etc.) in die umlagefinanzierte Rente einzahlen: Von Renten, Aktien und Angst … unkreativ

Atlantis 21 (Satire): „… einen Anstieg von etwa zwei Millimetern pro Jahr messe. Damit sei Sylt noch nicht akut durch den Klimawandel gefährdet, eine Überflutung der Nordseeinsel sei jedoch so gut wie…“ … zynaesthesie

Westdeutsche Worte: Fremdenzimmer … schmalenstroer

Wie Google und Facebook sich die Konkurrenz vom Leib halten: Mit einer heimlichen Kooperation sollen die beiden Datenkonzerne dem freien Wettbewerb bei Online-Werbung geschadet haben … netzpolitik

Mieter:innen-Bündnis „VoNO!via“ übt scharfe Kritik: „Da ist etwas faul im Staate Vonovia“. Misstrauen gegenüber Betriebs- und Heizkosten-Abrechnungen … nordstadtblogger

Aufnahme besonders vulnerabler Personengruppen aus Afghanistan: Die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL) wandte sich vergangene Woche mit folgendem Antrag für eine Resolution an Landrat Dr. Karl Schneider: Der Hochsauerlandkreis setzt sich für eine schnelle und unbürokratische Aufnahme von Menschen aus Afghanistan ein! … sbl

Pausenbilder IV: Tschüss Hamburg

Schluss mit den Hamburg-Bildern. Ein letzter Blick zurück. (foto: zoom)

Hamburg ist meine alte zweite Heimat, und es fällt mir immer wieder schwer, ins Sauerland zurückzukehren.

Obwohl ich inzwischen länger in Winterberg wohne als ich in Hamburg gelebt habe, zählen die Jahre in der Hansestadt doppelt und dreifach. Warum? Weil ich damals jünger war. Wenn man 25 Jahre alt ist, zählt ein Jahr 1/25 der Lebensspanne, später 1/40, 1/50, 1/60 und so weiter.

Mehr ist mir zum Geheimnis der verschwindenden Zeit bislang nicht eingefallen. Wenn du also fünf Jahre alt bist, ist ein Jahr zwölf Mal länger als für einen 60-jährigen, weitere Faktoren außen vor gelassen.

Meine Hamburger Jahre waren lang und irgendwo in meinem Inneren schlummert die Hoffnung, zurückkehren zu können. Aber die Stadt hat sich verändert. Die Mieten sind explodiert. Die Schiffszimmerer-Genossenschaft nimmt mich nicht mehr auf.

Hamburg – ein unerwiderter Schrei nach Liebe. Der Kapitalismus hat mich aussortiert, doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

GaGaGroKo: Gemeinsam unsozial?

Empfänger von Grundsicherung (Sozialhilfe oder Alg2) erhalten außer dem Regelsatz für ihren Lebensunterhalt die Kosten für ihre Unterkunft (KdU) erstattet, sofern sie als “angemessen” gelten.

(Der Artikel ist mit kleinen Änderungen von der Website der Sauerländer Bürgerliste übernommen.)

Für diese Angemessenheitsgrenzen hat der HSK ein Konzept aufgestellt. Bekanntlich haben Bundessozialgericht und Landessozialgericht festgestellt, dass die Methode, mit der die Angemessenheitsgrenzen ermittelt wurden, rechtswidrig ist. Dabei spielte vor allem die Bildung der Teilräume eine Rolle: Der HSK hatte die 7 Städte/Gemeinden Brilon. Olsberg, Marsberg, Bestwig, Eslohe, Hallenberg und Medebach zusammengefasst und für sie einheitliche Mietobergrenzen festgelegt. Dies hatte die SBL immer wieder kritisiert, und diese Kritik wurde nun von der Sozialgerichtsbarkeit bestätigt.

Doch was folgte nun?

Die Kreisverwaltung hat die bereits im Jahr 2016 erhobenen Mietwerte genommen und aus ihnen neue Vergleichsräume gebildet. Die Ergebnisse sind sehr merkwürdig: So werden nun in Hallenberg und Medebach höhere Mieten als angemessen betrachtet als in Brilon und Olsberg.

Während die Kreisverwaltung für einen 2-Personen-Haushalt mit 65 qm Wohnfläche in Hallenberg und Meschede Mieten bis zu 404,30 Euro als angemessen betrachtet, sind es in Brilon, Marsberg und Olsberg angeblich nur 371,30 Euro. Diese Monatsmieten enthalten die Kaltmiete und auch alle Nebenkosten, außer der Heizung. Somit gelten in Brilon, Marsberg und Olsberg Kaltmieten nur bis höchstens etwa 4,19 Euro als angemessen. Für Einzelpersonen liegt der Höchstwert bei etwa 4,31 Euro. Dies ist völlig unrealistisch.

Trotz erheblicher weiterer methodischer Mängel wurde der Vorschlag der Kreisverwaltung am Mittwoch (4. September) im Kreistag unverändert beschlossen, mit den Stimmen von CDU, SPD, Grünen und FDP (“GanzGanzGrosseKoalition”), gegen SBL und Linke. Der Kreis spart zunächst Geld.

Vielleicht braucht er das ja für seine sehr teuren Bauprojekte?

Den Betroffenen wird nun ihr Lebensunterhalt gekürzt, häufig um mehr als 50 Euro pro Monat, um die Miete bezahlen zu können. Sie werden nun wieder den mühsamen Weg über die Sozialgerichte gehen müssen.

In der Stadt „Spazieren gehen“ hieße im Sauerland „Wandern“

Auf der Brücke über den Goldbekkanal in Winterhude mit Blick auf das Goldbekhaus (foto: zoom)

Ich spaziere zur Zeit durch meine alte zweite Heimat und wundere mich, welch große Strecken ich dabei zurücklege, ohne dass es mir langweilig wird.

Im Sauerland würde ich mir Wanderschuhe anziehen und Outdoor-Kleidung überstreifen sowie einen Rucksack mit Überlebensmitteln packen. In der Stadt drifte ich von Ort zu Ort, ohne dass klar ist, wo Weg und wo Ziel sind. Spannend.

Wenn ich ans andere Ende der Stadt fahren muss oder will, kann ich mit der Tageskarte Bus, Bahn und Schiff benutzen und den ganzen Tag lang kreuz und quer durch die Stadt juckeln.

Für 6,40 Euro (soviel kostet die Tageskarte) dürfte ich zusätzlich drei Kinder zwischen 6 und 14 Jahren mitnehmen.

Für 6,40 komme ich im Sauerland noch nicht einmal von Siedlinghausen nach Winterberg und zurück.

Aber während ich hier in Hamburg durch die Straßen streife, fällt mir auf, wie sehr es selbst in den wohlhabenden Vierteln nach Auto-Abgasen stinkt. Die Stadt stinkt.

Ich weiß nicht, ob ich in eine stinkende Stadt zurück ziehen will, wenn es denn überhaupt möglich ist, denn die Mieten sind fast unbezahlbar geworden. Es sei denn, man zieht an den Rand, in die öden Vorortsiedlungen.

Dann kann ich auch gleich in Siedlinghausen wohnen bleiben, mir ab und zu die Wanderschuhe anziehen und den Überlebensrucksack packen.

Es ist nicht leicht.

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Ich, Hans J. Schiebener (Wohnort: Deutschland), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.
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