Kleine Fluchten: der Odenberg

Am Morgen war der Himmel noch grau. Der Odenberg liegt harmlos gewölbt hinter dem Rapsfeld. (foto: zoom)

Gestern Morgen war der Himmel noch milchig und trüb. Der 381 Meter hohe Odenberg bei Gudensberg wölbte sich hinter einem Rapsfeld. Ich wollte eine seit zwei Jahren geplante Exkursion endlich abhaken.

Der Odenberg ist wie die vielen anderen Basaltkuppen in der Nähe von Kassel ein Überbleibsel vulkanischer Aktivitäten aus dem Erdzeitalter des Tertiär. Die verwitterten vulkanischen Gesteine sind mit fruchtbarer Asche überdeckt und damit ein idealer Nährboden für Frühlingswaldpflanzen.

Schon zu Hause hatte ich eine Liste derjenigen Blütenpflanzen studiert, die mich auf dem Odenberg erwarten sollten. Von Allium ursinum (Bär-Lauch) – dazu später mehr – bis Viola reichenbachiana (Waldveilchen) habe ich an die zwanzig Pflanzenarten beim Blühen erwischt.

Wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich hier um das Echte Lungenkraut, Unterart Dunkles Lungenkraut. (foto: zoom)

Es gibt einen sehr (!) steilen Weg hinauf zum hölzernen Turm auf der Bergkuppe und einen angenehmen längeren Weg, der einen Bogen über die flache Flanke des Odenbergs schlägt. Letzteren würde ich allen empfehlen, die auch nur eine Spur von Arthrose in den Knien haben. Der steile kurze Abstieg ist übrigens noch höllischer als der Anstieg. Von wegen, runter kommen sie immer.

Augen zu und hoch. Er könnte wackeln. (foto: zoom)

Es schnauften viele Leute mit leeren Händen den Berg hinauf und kamen mir mit gefüllten Papiertüten zufrieden lächelnd wieder entgegen. Ich musste gar nicht fragen, was in den Tüten war. Der Bärlauch war auch so zu riechen. Die Sammelwut hat mich allerdings nicht ergriffen, da wir hier oben im Hochsauerland selber genug von der bärigen Zwiebelpflanze haben. Guckt in die feuchten Mulden der Buchenwälder – solange es sie noch gibt.

Links wird die Blüte der Knoblauchsrauke angezapft, rechts ist der Wegweiser zu sehen. (fotos: zoom)

Ich habe den langen, flachen Panoramaweg genossen und den schnellen Abstieg gehasst. Dazwischen gute Laune, bunte Blumen und ein schöner Blick vom Turm.

Die Handstraußregelung wurde von den Bärlauchsammler:innen sehr großzügig ausgelegt. (foto: zoom)

Die vielen Blütenbilder vom Odenberg erspare ich euch. Geht selber gucken, bevor sich der Wald durch den Laubaustrieb der Bäume verdunkelt. Dann endet die Zeit vieler krautiger Blütenpflanzen im Laubwald. Die Kälte des Winters und die Dunkelheit des Sommers sind die beiden Hauptfeinde der sogenannten Geophyten.

Der Bärlauch wird sich bis zum nächsten Frühjahr von der Erntewut der Menschen erholen. Lasst es euch schmecken und genießt den Knoblauchersatz.

Für mich ging es danach zur Dönche und zur UB in Kassel. Aber das ist eine andere Geschichte.

Gegen Mittag hatte die Sonne den Dunst (fast) abgeräumt. Blickrichtung Kassel.



Da isser wieder, der Huflattich

Huflattich an der Namenlose in Siedlinghausen (foto: zoom)

Nach den Schneeglöckchen, Krokussen und Winterlingen kommt jetzt auch der Huflattich aus dem Boden.

Als klassischer Frühblüher, bildet er zuerst den Blütenstand aus, erst später kommen dann die grünen Blätter. Pfiffig nutzt er die gespeicherte Energie der Photsynthese des Vorjahres. Bald sollte ich auch die Kollegin Pestwurz finden. Die macht es nämlich genauso.

Der Frühling manifestiert sich in der Pflanzenwelt. Er könnte von mir aus ewig dauern.

Pandemie-Frühling zum Zweiten

Die erste blühende krautige Pflanze an der Namenlose: das Scharbockskraut.

Langsam entwickelt sich der zweite Pandemie-Frühling. An der Namenlose blüht das Scharbockskraut. Bald wird es mit den anderen krautigen Blütenpflanzen weitergehen.

Frühjahr, Sommer und Herbst des vergangenen Jahres habe ich damit verbracht, die Flora zwischen Siedlinghausen und Silbach als Teil ausgedehnter „Corona-Spaziergänge“ zu beobachten.

Ich war Ostern 2020 sicher, dass wir die Pandemie gut in den Griff bekommen würden: Erste Welle, Lockdown, Zahlen runter.

Es folgte der Sommer der Illusionen, dann die zweite Welle im Herbst und mit ihr die Realitätsverdrehungen vieler Politiker*innen, Lockerungsgelaber statt erneutem konsequenten Lockdown. Grenzwerte und Beschlüsse waren die Bandbreite nicht wert, mit der die sie an die Bürger*innen gesendet wurden.

Monatelanges Herumgeeiere und jetzt es ist „geschafft“, die dritte Welle rollt. Wie es aussieht, könnte sie schlimmer werden als die beiden vorherigen.

Immerhin hatten wir, weit früher als gedacht, Impfstoff zu Verfügung. Leider zu wenig mit einer katastrophalen Verteilungsorganisation.

In Deutschland, NRW und dem Hochsauerland sind die 7-Tage-Inzidenzen inzwischen über 100. Aus dem Lockdown ist ein löchriger Käse mit vielen Ausnahmen und unüberschaubaren Regeln geworden.

In Winterberg laufen die Lifte. „Wir“ haben uns als Modell-Region für Lockerungen beworben. Das Virus wird sich völlig verwirrt und konsterniert zurückziehen.

Karl Lauterbach und Christian Drosten haben mit den meisten ihrer Aussagen richtig gelegen, der Berater unserer NRW-Regierung Hendrik Streeck hat häufiger gefloppt als getoppt.

Wenn Laschet Bundeskanzler werden sollte, werde ich einen Besen fressen.

Bis dahin tue ich das, was ich seit mehr als einem Jahr mache: den Virus zu vermeiden suchen. Mein Osterlockdown jährt sich demnächst.

Auch ohne Schnee: die ersten Schneeglöckchen blühen bei uns im Hochsauerland

Ein Schneeglöckchen von Vieren, die heute in unserem Vorgarten blühen. (foto: zoom)

Ich muss zugeben, dass ich nicht der erste war, der heute die blühenden Schneeglöckchen in unserem Vorgarten entdeckt hat. Ehre wem Ehre gebührt.

Schneeglöckchen gehören zu den ersten Blütenpflanzen des Vorfrühlings.

Gemessen am Gebietsmittel der Schneeglöckchenblüte für Deutschland dürfte Galanthus, so der Gattungsname, nicht vor Februar mit seinem langen Blütenschaft und der weißen Einzelblüte erscheinen.

Das Klima ändert sich. Auch die Schneeglöckchenblüte beginnt immer früher. (grafik[1]: dwd)
Die Zeiten haben sich geändert. Das lineare Gebietsmittel ist von ca. 67 Tagen nach Jahresbeginn (März) auf ca. 49 Tage (Februar) gesunken, wobei die Einzelwerte je nach Saison heftig ausschlagen.

Der 16. Januar liegt jedenfalls weit unterhalb der Kurve, was mich angesichts des bislang schneearmen und milden Winters nicht wundert.

Jetzt bin ich gespannt, welche Frühblüher als nächstes erscheinen.

Winterlinge? Buschwindröschen? Scharbockskraut?

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[1] Quelle der Grafik:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/6_abb_schneegloeckchenbluete_2019-11-27.pdf