Weltfremde Nostalgie? Kulturelle Einverleibung einer ehemaligen Bewegung?
„The CND symbol is one of the most widely known symbols in the world; in Britain it is recognised as standing for nuclear disarmament – and in particular as the logo of the Campaign for Nuclear Disarmament (CND). In the rest of the world it is known more broadly as the peace symbol.“
Wandbild in der Nähe des Hopla in Kassel (foto: zoom)
Heute war es an der Zeit das Sauerland zu verlassen und die Stadt Kassel mit großen Schritten zu durchstreifen.
Das Wetter war heute Morgen zwar nicht schön, aber erträglich und so konnte ich endlich etwas anderes sehen als Berge und Fichten oder Berge ohne Fichten.
Dönche, Vorderer Westen, Grimmwelt, Rondell, Weserspitze, Holländischer Platz. In der Bibliothek den Impfnachweis vorzeigen, Bücher abgeben, sich in den Gängen zwischen den Regalen verlieren, stoppen. Diese beiden Titel sehen interessant aus. Herausziehen, durchblättern und in den Korb legen. Zurück zum Eingang. Auschecken.
Es beginnt stärker zu regnen. Auf dem Rückweg zum Startpunkt ein paar Fotos knipsen. Graffiti. Murals.
Waren es zwölf oder 14 Kilometer? Pi mal Daumen 13. Die Zeit vergeht wie im Fluge.
Vor der Dunkelheit möchte ich wieder im Hochsauerland sein. Regen und Wind werden stärker.
Ich sitze zu Hause und schaue mir die Bilder an. Den Herrn aus dem kleinen Park zwischen Unterer Königstraße und Gießbergstraße, den nehme ich. Der ist dort auf die Hauswand gemalt.
Jedesmal, wenn ich vom Hopla zurück durch den Park gehe, treiben sich dort merkwürdige Menschen herum. Stets männlich. Sie warten, aber es kommt niemand. Zumindest nicht solange ich dort bin.
Der Herr an der Wand betrachtet stoisch die Szene.
Was war ursprünglich und was ist später hinzugefügt worden? (foto: zoom)
Noch kann ich mir keinen Reim auf das Wandbild im Raum für urbane Experimente, vulgo Unterführung Hopla, machen.
Ich vermute, dass drei Elemente erst später hinzugefügt wurden: das jetzt halb aberissene Plakat, die Worte „NICHT WAHR?“ und die beiden orange-roten (?) Kreise mit dem Punkt in der Mitte.
Der weiße Balken mit SILENCIO (Steille, Ruhe, Schweigen) vor dem Mund ergibt Sinn, auch zusammen mit der HOFFNUNG über der Stirn.
Das blaue Band (Pflaster?) quer über dem Nasenrücken verdeckt vermutlich eine Verletzung.
Hohe Wangenknochen, der einäugige Blick drückt Angst, Verzweiflung (warum vermute ich das?) aus.
Ich könnte einen hypothetischen Zusammenhang konstruieren. Indigen, Lateinamerika, Unterdrückung, Kolonialismus. Mehr Vorurteil als Urteil?
Leider ist mir das Bild erst beim Durchsehen der Fotos stärker aufgefallen. Ich müsste noch einmal zurück in den Tunnel und schauen, ob es in einem größeren Kontext steht.
Es geht mir übrigens mit vielen Fotos so, dass ich im Nachhinein bedauere, nicht genauer hingeschaut zu haben.
Gut Ding will Weile haben.
Oder ist es noch banaler und das Graffiti ist einfach nur die Kopie eines bekannten Bildes, welches nur einer nicht kennt? Und das wäre ich. Traurig.
We’re all mad here: Katzenbild in der Unterführung am Holländischen Platz in Kassel (foto: zoom)
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Erst über den Zaun gesprungen und jetzt noch ein wenig lesen: Thomas Ebermanns Störungen im Betriebsablauf, Systemirrelevante Betrachtungen zur Pandemie.
Ist es richtig, dass mich diese Graffiti an Joan Miró erinnert? Wenn ich nicht falsch liege, zieren Drucke dieser Art Bilder, Poster, Tassen, Teller und Skulpturen überall auf der Welt.
Fröhlich und gut verkäuflich.
Gegen Ende seines Lebens richtete sich Mirós Schaffen gegen die Kommerzialisierung der Kunst. Aber vielleicht ist meine Assoziation falsch und niemand muss weiter über Miró nachdenken.
Die einst subversive Graffiti kann sich mit fröhlichen Farben und Formen anbieten und verkaufen. Das ist nicht falsch, denn der Markt ist da.
Wenn man tagaus, tagein auf Corona-Spaziergängen durch die sterbenden Fichten- und grünen Buchenwälder des Hochsauerlandes trottet, braucht es Abwechslung.
Bei angenehmen Temperaturen und trübem Wetter haben wir die Dortmunder Nordstadt durchstreift. Ich weiß nicht mehr, wo wir überall gewesen sind. Wir sahen schöne, wir sahen schmuddelige Straßen, graue und begrünte Fassaden, Parks, Kleingartenanlagen, zugeparkte Fußwege und den Hafen im Abrissmodus. Allerwegen Menschen, groß und klein, Sprachgewirr, Eltern und Kinder, Männergruppen und auch ein paar Junkies. Ein lebhaftes, vielfältiges Viertel.
Die Nordstadt hat eine schlechten Ruf. Drogen, Kriminalität. Wir sind weder ausgeraubt noch angemacht worden. Fische im Wasser; mit FP2-Masken, wo es eng wurde. Es ist Pandemie, wir haben uns nicht aufgehalten. Ein Café oder Döner wäre wohl nett gewesen. Weiter, weiter, weiter … Wir werden wiederkommen, wenn das Virus verschwunden ist.
Wird es hier in ein paar Jahren eine ähnliche Entwicklung wie in Altona, im Schanzenviertel oder in der Hamburger Hafenstadt geben? Erst die Graffiti, dann die Gentrifizierung?
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