Anmeldungen für das Gymnasium sinken. Welche Konzepte haben die Winterberger Parteien für die „Bildungslandschaft Winterberg“?

Bildungsbaustelle Winterberg? (archiv: zoom)
Bildungsbaustelle Winterberg? (archiv: zoom)

Welche Konzepte haben die Winterberger Parteien für die „Bildungslandschaft Winterberg“? Hintergrund: Die Anmeldezahlen für das Gymnasium sind seit dem Schuljahr 2012/2013 weiter gesunken, von 125 auf 110.*

Am 13. Juni 2012 schrieb die Westfalenpost: Schülerzahlen machen nur bedingt Sorgen. Damals hatten sich 125 Schülerinnen und Schüler an den beiden Standorten (davon Medebach 68) des Gymnasiums angemeldet.

Zum nächsten Schuljahr 2014/2015 sind nach unseren Informationen 110 SchülerInnen an den beiden Standorten angemeldet: Medebach 52, Winterberg 58. Ein Ende des Abwärtstrends scheint nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Gegenüber unserem Blog äußerte ein sachkundiger Lokalpolitiker, dass es ab dem Jahr 2017 „einen Knick in den Schülerzahlen“ geben werde. Das sei ein sicherlich „schweres Thema für die nächste Wahlperiode“.

Was sagen die drei Winterberger Parteien zu den Herausforderungen in der Bildungspolitik?

CDU

Ich habe nur diesen Satz auf der Wahlwebsite und im Wahlprospekt der CDU Winterberg gefunden:

Das Bildungssystem an sich gibt jedem Kind nach seinen persönlichen Fähigkeiten Ausbildungsmöglichkeiten. Die Vielfalt des Bildungsangebotes vor Ort wollen wir sichern und fördern und die Entfaltungsmöglichkeiten von Familien gewährleisten.

SPD

Auch im Wahlprogramm der SPD „Unsere Stadt 2020“ musste ich mir einige Teilaussagen zusammenklicken

Die Betreuung und Bildung von Kindern und Jugendlichen war uns schon immer sehr wichtig. Durch die Schaffung von entsprechenden Angeboten fördern wir gleiche Bildungschancen und die Integration in unsere Gesellschaft. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist dabei ein gleichrangiges Ziel.

Wir kümmern uns,

… dass mit dem Schulbaukonzept unsere Schulen auf einen modernen Standard gebracht werden.

Außerdem geht es uns darum, die Ausstattung der Schulen den Anforderungen an modernes Lernen anzupassen.

Maßnahmen zur Sprachförderung und zur Hausaufgaben- bzw. Lernbetreuung sind unabdingbar für eine gute Integration und für mehr Chancengerechtigkeit.

FDP

Im knappen Flyer der Winterberger FDP finden wir folgende Aussage:

Schulen in vorhandenen Strukturen erhalten, schulisches Angebot nicht verringern, Schüler-Busverkehr optimieren.

Bewertung

Keine der drei Parteien hat ein Konzept zu den Herausforderungen in der Bildungspolitik. Die Aussagen sind allgemein und unverbindlich.

Wenn ich mit der Lupe Spuren von Inhalten suche, finde ich davon bei der SPD am meisten, dann die FDP und zum Schluss die CDU. Wohlbemerkt wir befinden uns bei dieser Spurensuche im Bereich der politischen Homöopathie.

* Während die Nachbarkommunen die Anmeldezahlen zu ihren Schulen schon seit längerer Zeit in den Medien veröffentlicht haben, haben wir weder bei der Stadt Winterberg noch in den lokalen Medien eine Nachricht über die Anmeldezahlen der Schulen im Bereich der Stadt Winterberg gefunden.

Sauerland: Neuer Fall von PCB-Belastung an Schulen. Zwei Unterrichtsräume in Gesamtschule wegen starker PCB-Belastung geschlossen

In unserem Briefkasten„Neuer Fall von PCB-Belastung an Schulen. Land muss umgehend handeln!“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

An einer Gesamtschule im Sauerland seien zwei Unterrichtsräume wegen starker PCB-Belastung geschlossen worden, nachdem mehr als die siebenfache Menge der zulässigen Grenzwerte festgestellt worden sei. Der Name der Schule wird in der Pressemitteilung nicht genannt.

Die PM im Wortlaut[1]:

Nur eine Woche nach der Landtagsdebatte über Schadstoffbelastung und Lehrergesundheit ist jetzt ein konkreter Gefährdungsfall bekannt geworden. An einer Gesamtschule im Sauerland sind zwei Unterrichtsräume wegen starker PCB-Belastung geschlossen worden, nachdem mehr als die siebenfache Menge der zulässigen Grenzwerte festgestellt wurde. Die GEW ist alarmiert und fordert die Landesregierung und den Schulträger zu sofortigem Handeln auf.

„Die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern und von Lehrkräften ist in Gefahr. Da muss jetzt sofort etwas geschehen“, fordert der stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Sebastian Krebs. Das Schulministerium müsse alles unternehmen, um eine mögliche Gesundheitsschädigung der betroffenen Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler zu verhindern.

Die Landesregierung habe in der Debatte über eine kleine Anfrage der Piratenfraktion behauptet, sie hätte „keine Kenntnisse“ über eine Gesundheitsschädigung von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern, empörte sich Krebs über die Informationspolitik in Düsseldorf. „Die politisch Verantwortlichen, die in der letzten Woche noch von einem ‚Problem aus der Vergangenheit‘ sprachen, müssen aktuell handeln. Herunterspielen gilt nicht.“

Die GEW fordert endlich Konsequenzen. GEW-Vize Sebastian Krebs: „Wir brauchen eine Stabsstelle im Schulministerium oder eine Ombudsperson als Koordinator der notwendigen Maßnahmen zwischen den beteiligten Akteuren Land, Ärzte, Unfallkassen und BAD, sowie den Schulträgern, die für die Schulgebäude verantwortlich sind.“

[1] Quelle: http://www.gew-nrw.de/index.php?id=2999

Schwerer Unfall bei Steinhelle: Aus welchem Grund ist dieser Bahnübergang unbeschrankt?

Der Bahnübergang der L 742 in Steinhelle, kurz vor der B 480, ist unbeschrankt. (foto: zoom)
Der Bahnübergang der L 742 über die Winterberger Strecke in Steinhelle, kurz vor der B 480, ist unbeschrankt. (foto: zoom)

Ich habe mich schon oft gefragt, welch ein Gottvertrauen die Deutsche Bahn hat, dass sie den Bahnübergang der L 742 bei Steinhelle lediglich mit einem roten Warnlicht ausstattet.

Dieses Licht blinkt rot, und zwar kurz bevor sich der Zug auf der eingleisigen Strecke Bestwig – Winterberg entweder aus Olsberg oder aus Winterberg nähert.

Die Autos halten an. Wenn das Blinken aufhört, darf man weiterfahren.

Ein Augenblick Unaufmerksamkeit im falschen Moment kann die Katastrophe bedeuten. Gerade, wenn man die Strecke routinemäßig befährt, ist die Gefahr groß, diesen Übergang zu unterschätzen oder ihn einfach nicht wahrzunehmen.

Jetzt ist es passiert. Der Polizeibericht:

Olsberg (ots) – Am heutigen Sonntag gegen 13:00 Uhr kam es auf der L742 in Höhe Steinhelle zu einem Verkehrsunfall auf dem dortigen Bahnübergang. Ein 46-jähriger Mann aus dem Bereich Winterberg befuhr die L742 von Wulmeringhausen in Richtung Olsberg. Aus bisher unbekannten Gründen fuhr er mit seinem Pkw auf den unbeschrankten Bahnübergang, obwohl sich ein Zug näherte. Trotz Notbremsung konnte der Lokführer einen Zusammenstoß mit dem Pkw nicht verhindern. Der Pkw wurde durch die Wucht des Aufpralls gegen eine Schutzplanke geschleudert. Der Pkw-Fahrer wurde hierbei schwer verletzt und mit dem Rettungswagen dem Krankenhaus Winterberg zugeführt. Seine 48-jährige Beifahrerin wurde ebenfalls schwer verletzt und mit dem Rettungshubschrauber in die Uni-Klinik Marburg geflogen. Nach ersten Ermittlungen besteht jedoch keine Lebensgefahr. Der Lokfahrer erlitt einen Schock und wurde durch die eingesetzten Rettungskräfte vor Ort versorgt. Sämtliche Fahrgäste des Regio-Zugs blieben unverletzt. Der Pkw wurde total beschädigt und musste abgeschleppt werden. Zum Schaden an der Lok können noch keine Angaben gemacht werden.

Warum gibt es am oberen Ende der Strecke bei Winterberg, kurz vor dem Kreisel oder dahinter, je nach Blickrichtung, eine Schranke und am unteren Ende nicht? In Steinhelle jedenfalls hat die Bahn sehr viel Gottvertrauen.

Umleitung: Wer all diese Links wirklich gelesen hat, ist klüger – die „Zoom-Garantie“

Mir fehlt nur noch der Monitor für meinen Raspi (foto: zoom)
Mir fehlt nur noch der Monitor für meinen Raspi (foto: zoom)

Vertraulicher Schavanismus – oder: Wie die HRK das Schavan-Verfahren manipulieren wollte berichtet brandaktuell, nicht nur für’s Sauerland … erbloggtes

Pseudoerbloggtes: Darf man Wikipedia zitieren? Und wenn ja, wie? Dieser Artikel ist auch für GymnasiastInnen geeignet … schmalenstroer

Buchrezension I: Über das Deutschland, das nur wenigen gehört … nachdenkseiten

Bildungsflickenteppich: Von den Mühen der Regionalisierung … Public History

Liebe Bundestagsabgeordnete: wir müssen einmal über anonymes Websurfing sprechen! … scilogs

Buchrezension II: Die unendliche Geschichte von den Außerirdischen … spektrum

Der erfreuliche Niedergang der christlich-konservativen Werte: Nein, ich habe mir den Eurovision Song Contest nicht angeschaut. Ich habe nicht einmal ein Fernsehgerät … nesselsetzer

Ernst Toller und der Erste Weltkrieg: Als begeisterter Nationalist hatte sich Toller freiwillig zum Kriegseinsatz gemeldet. Doch an der Front wandelte er sich zum Kriegsgegner … publikative

“Empört euch!”: In Paderborn leben glückliche Frauen … wiesaussieht

Steuersünder: Am selben Pranger … postvonhorn

Andreas Tyrock aus Suterode wird neuer WAZ-Chef: „Der ehemalige HNA-Sportmitarbeiter Andreas Tyrock hat einen weiteren Schritt auf seiner steilen journalistischen Karriereleiter gemacht“ … hna

Zeitungsverleger: richten einen journalistischen Einheitsbrei an, meinen … charly&friends

Europa-Wahlen: Grenzen in Europa zu Opas Jugendzeiten … revierpassagen

Europa und das Ende der Nationalstaaten: Für eine wahre Union … taz

Hagen und die Türkei: SPD-Führung instrumentalisiert Todesopfer … doppelwacholder

Freies WLAN in Alt Arnsberg: Bürger wirken mit … neheimsnetz

Kommunalwahlen im HSK: Erkenntnisse aus dem Wahl-O-Mat … sbl

Druck in der Schule: Schwerpunktthema Schüler-, Lehrer- und Elternstress in der neuen Ausgabe von „Humane Schule“

Das Titelbild der neuen Ausgabe der  AHS-Zeitschrift (screenshot)
Das Titelbild der neuen Ausgabe der AHS-Zeitschrift (screenshot)

Niederkassel. (ahs_pm) Schulstress ist ein Thema, das für alle, die mit Schule zu tun haben, von hoher Bedeutung ist. Kinder werden durch den Druck im Zusammenhang mit Schule zunehmend nicht nur psychisch, sondern auch körperlich krank. Lehrerbelastungsstudien zeigen, dass ein Drittel der Lehrerschaft ausgebrannt ist.

Darum hat die Aktion Humane Schule (AHS) für die neue Ausgabe ihrer Zeitschrift „Humane Schule“ das Schwerpunktthema „Druck in der Schule“ gewählt. Dieser resultiert nicht zuletzt aus dem Druck für die Schule. Deswegen hat AHS-Bundesvorsitzender Jonas Lanig seinen Leitartikel der „Schule unter Druck“ gewidmet und zeigt auf, mit welcher Strategie Schulen sich entlasten können.

Hier geht es zur Inhaltsangabe.

Eine Vielzahl von Beiträgen sowohl aus der Feder betroffener Kinder, Eltern und Lehrpersonen als auch von Wissenschaftler/-innen und reflektierten Praktiker/-innen gibt authentischen Einblick in und Erklärungen für das, was den Schulalltag belastend macht. Daneben bietet das Heft aber auch hilfreiche Anregungen zum Umgang mit Schulstress, zwei Kopiervorlagen sowie Buchbesprechungen zur Vertiefung der Thematik.

Die vollkommen werbefreie „Humane Schule“ mit dem Themenschwerpunkt „Druck in der Schule“ (40. Jg., Mai 2014, 36 S.)  kann zum Preis von EUR 5,- zzgl. Versand (Staffelpreise auf Anfrage) bestellt werden bei:
Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.
Rathausplatz 8 – 53859 Niederkassel
E-Mail: ahs@aktion-humane-schule.de
Tel.: 0 22 08 / 90 96 89, Fax: 90 99 43
Internet: www.aktion-humane-schule.de

Merkwürdige Plakate – die FDP: Windräder böse, Kirchturm gut?

FDP2014
FDP Plakat in Winterberg (foto: jh)

In loser Folge stellen wir besonders inhaltsleere, unpolitische oder witzlose Plakate dieses Wahlkampfs vor.

In ihrem Wahlkampf-Flyer schreibt die Winterberger FDP zum Thema Energie:

Naturraum schützen und Windkraft nicht gegen den Willen der Bürger fordern und fördern – keine Windkraftanlagen in Wäldern und Kammlagen zulassen.

Das Thema Windräder wird im Hochsauerland äußerst kontrovers diskutiert. In diesem Plakat verbindet die FDP „vernünftig handeln“ und Kirche auf der einen Seite und „Heimat verschandeln“ und Windräder auf der anderen Seite. Für „Die Liberalen“ eine interessante Position. Auch die Behauptung „DAS brauchen wir hier“  lässt Spielraum. Die Windräder sind es nicht. Brauchen wir also das vernünftige Handeln, die Heimat … und den Kirchturm?!

Die FDP schweigt sich darüber aus, wo die benötigte Energie herkommen soll. Sie setzt  vermutlich darauf, dass Kraftwerke unterschiedlicher Art an anderer Stelle stehen und die dort erzeugte Energie in das schöne, naturbelassene Sauerland transportiert werden wird.

Mit Energie sparen oder gar einer Umstellung auf einen anderen, bescheideneren Lebensstil wird niemand die FDP in Verbindung bringen. Was also will uns die FDP sagen?

Möglichkeit 1: Wir brauchen keine Windenergie, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose (zugegeben, ein wenig 80er).

Möglichkeit 2: Bei uns kommt die Energie aus dem Beichtstuhl (wäre wohl eher ein Slogan für die CDU).

Möglichkeit 3: Uns ist es völlig egal, woher der Strom kommt, Hauptsache er kommt. Unsere Heimat wird übrigens durch Windräder verschandelt und nicht etwa durch Rückhaltebecken für Schneekanonen, Skihänge und kahle Ferienhaussiedlungen – nicht zu vergessen die Tannenbaumschonungen. Nein, nur die Windräder sind böse, richtig böse.

ALDI in Olsberg-Bigge: Parkplatz wird abgerissen, neuer ALDI-Supermarkt soll im Herbst öffnen.

Während der Geschäftsbetrieb im alten ALDI weiterläuft, wird der Parkplatz abgerissen. (foto: zoom)
Olsberg-Bigge: Während der Geschäftsbetrieb im alten ALDI-Markt weiterläuft, wird bereits der Parkplatz abgerissen. (foto: zoom)

Ruckzuck scheint es nun in Olsberg-Bigge mit dem Neubau des ALDI-Marktes voranzugehen. Während im alten Flachbau das Geschäft weiterläuft, wird zur Zeit der alte Parkplatz abgerissen. Der neue ALDI-Markt soll im Herbst diesen Jahres eröffnet werden.

Helmut Schmücker, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Olsberg, äußerte sich im März gegenüber der Westfalenpost optimistisch. Wenn sich nun auch noch ein Drogeriemarkt ansiedele und der Umbau des Aldimarktes abgeschlossen sei, könne „das Käuferherz im Vollen schwelgen“. Die Besucher könnten alle Geschäfte fußläufig erreichen und nicht nur ihre Grundbedürfnisse decken. Der Branchenmix im Ortsteil Olsberg sei noch einigermaßen gut erhalten.

 

Marion bei den Mexis, Teil 32 – Guatemala – ein Land, eine Gesellschaft und eine Frau: Maria Antonieta

Dieser Artikel ist der 32. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Wir lesen allerdings heute die Geschichte einer gualtemaltekischen Frau, die eng verwoben ist mit der Erzählung über die sozialen und politischen Verhältnisse in Guatemala, diesem wunderschönen zentralamerikanischen Land. Viel Spaß!

Hola a todos!

Antonieta
Maria Antonieta hält mit diversen Arbeiten ihre Familie über Wasser. Eine davon ist es eben, den paar Touristen, die nach Chilásco kommen, zum Wasserfall zu führen. Denn im Gegensatz zur Behauptung im Reiseführer, würde man den Weg nie allein finden. Aber es lohnt sich: Weniger wegen des Wasserfalls (der zwar schön, aber bei weitem nicht so spektakulär wie im Reiseführer beschrieben, ist), sondern, weil Maria Antonieta sehr viel zu erzählen hat. Die meisten Guatemalteken tun das nicht und verhalten sich gegenüber Fremden eher distanziert. Und das aus verschiedenen Gründen.

Maria Antonieta ist eine kleine, drahtige Frau, die mit einem unheimlichen Tempo vorangeht. Ihr Alter lässt sich schwer schätzen: Sie kann alles zwischen 39 und 49 sein. Kennengelernt habe ich sie im kleinen Dorf Chilásco, rund 200 Kilometer nordöstlich der guatemaltekischen Hauptstadt.

In meinem Reiseführer aus Deutschland stand nämlich, man könne von hier aus eine wunderschöne Nebelwald-Wanderung zu einem der längsten Wasserfälle Zentralamerikas machen. Man müsse sich nur bei einem Posten einschreiben, umgerechnet 2,50 Euro zahlen und schon könne man auf eigene Faust loslaufen.

Nun standen wir in der Dorfmitte, kein Hinweis nirgends auf einen Wasserfall und ließen uns von den Bewohnern anschauen, die in ihren Hauseingängen saßen. Wir fielen schon deswegen auf, weil es auf der staubigen Straße kein weiteres Auto gab. Wir fragten, wo denn der Weg zum Wasserfall sei. Und die vorherige Behäbigkeit löste sich in Betriebsamkeit auf.

Als Erstes kamen zwei Chicos auf ihren Fahrrädern. Dann sagte uns ein Mann, Moment, gleich käme noch eine Frau und wir entschieden uns, dass uns die Frau zeigen sollte, von wo aus wir starten können. Wir fuhren mit ihr wieder aus dem Ort heraus. An einem Feldweg standen noch ein paar Häuser. Dort konnten wir auf einem Grundstück das Auto abstellen und wir entschieden uns, die Frau doch als Begleiterin mitzunehmen. Denn wohin es gehen sollte, konnte man auch von hier aus nicht erkennen.

Maria Antonieta preschte voran, in Gummischlappen, Rock und Bluse. Ihre langen Haare klemmte sie während des Gehens mit einer Klammer zusammen. Wir fragten nach dem Kassenhäuschen. Maria Antonieta schüttelte den Kopf. Das gäbe es nicht mehr. Der Plan, den Wasserfall touristisch zu nutzen sei furchtbar schiefgegangen.

Die Dorfbewohner hätten Angst vor den Ausländern. Wieso das denn? Sie hätten Angst, dass ihnen die Kinder geklaut würden. Was zunächst absurd klingt, hat leider einen realen Hintergrund: Allein 2007 wurden in Guatemala 4300 Kinder zur Adoption freigegeben. „Hauptabnehmer“ sind die USA und Kanada. Aber auch nach Europa gelangen Kinder aus Guatemala – die meisten nicht legal. Um dem ein Riegel vorzuschieben, wurde im Dezember 2007 ein Gesetz erlassen, dass jede Adoption an eine staatliche Organisation bindet. Kritiker monieren, dass sich seitdem die Korruption lediglich von privaten Anwälten zu staatlichen Funktionären verschoben habe. Offizielle Zahlen gibt es aber nicht. Aber der „Einkaufspreis“ eines Kindes soll zwischen 30 und 250 US-Dollar liegen. Anwälte und Funktionäre sollen bis zu 70 000 US-Dollar kassieren. Ein Riesengeschäft.

Guatemalteken in Trachten
Guatemala hat einen 36jährigen Bürgerkrieg hinter sich. Auch wenn 1996 ein Friedensvertrag unterschrieben worden ist, ist ein Misstrauen gegenüber den Institutionen geblieben. Was auch geblieben ist, ist, dass viele Frauen sich nach wie traditionell kleiden. Nicht nur an Feiertagen. Jedes Dorf hat eine eigene Tracht. Der historische Hintergrund: Die Spanier haben bei ihrem blutigen Eroberungszug die unterschiedlichen Trachten eingeführt, damit sie die Bewohner unterscheiden können.

Sind denn Kinder aus dem Dorf verschwunden? Maria Antonieta schwieg und nickte leicht. Hat sie auch Angst? Maria Antonieta schüttelte den Kopf. Nein, bereits ihre Eltern hätten an ausländische Besucher Zimmer vermietet. Aber die seien auch nicht aus Chilásco gewesen. Hier gebe es viel Streit. Auch um Ländereien und Besitzansprüche. So habe einer einen Teil des Weges zum Wasserfall für sich beansprucht und mit einem Stacheldrahtzaun gesichert.

Ja, und wie sollen wir dann zum Wasserfall? Einfach über den Zaun klettern. Allein bei dem Gedanken wurde mir unwohl. Denn ich habe mir als Zwölfjährige bei genau so einer Aktion die Hand aufgerissen. Davon zeugt eine lange Narbe über meinen linken Mittelfinger.

Marktplatz
Marktszene in Guatemalas zweitgrößter Stadt Quetzaltenango. Guatemalteken sind fußballbegeistert wie alle Lateinamerikaner. Auch wenn einer mal Paris  Saint Germain für einen deutschen Club hielt. Wahrscheinlich wegen einer Verwechslung von Germain und German. Auch die Frage einer Frau, ob man denn Englisch und Deutsch dieselbe Sprache sei, ließ mich kurz verstummen. Aber dann habe ich mich mal wieder gefragt, was ich eigentlich über Guatemala wusste, bevor ich dort hingefahren bin.

So hing ich dann auch wie ein nasser Sack auf dem Zaun, während Maria Antonieta mir nichts, dir nichts drüber war. Nach einer gefühlten Ewigkeit und zig Versuchen, die beste Haltung zum Drüberkommen zu finden, war ich dann auch endlich auf der anderen Seite. Nach zweieinhalb Stunden kamen wir an. Endlich die erste Pause. Die Maria Antonieta wohl gar nicht brauchte, denn sie hatte weder Essen und Trinken dabei. Ich bot ihr eine Flasche Wasser an. Maria Antonieta nahm einen Schluck und erzählte: In der Osterwoche hätte es ganz gut ausgesehen, Japaner seien dagewesen und einmal habe sie die Tour zweimal an einem Tag gemacht. Das hieß, sie war zehn Stunden unterwegs. Viele Touristen kämen ja nicht mehr.

Sonst sammelt sie die Dosen, die die Leute so wegschmeißen. Die Gemeinde zahle ihr je Kilo umgerechnet zwanzig Cent. Keine sinnlose Idee. Ich habe selten ein so zugemülltes Land wie Guatemala gesehen. Einmal sah ich, wie ein Mann säckeweise Müll in einen Fluss warf.

Darüber hinaus versuche sie mit anderen Frauen und mithilfe von Mikrokrediten, die sie von der Gemeinde bekämen, Projekte anzuschieben, meist kleine Handwerksbetriebe. Ich fragte, was denn die Männer machen würden. Sie habe einen guten Mann, wehrte sie sofort ab. Er würde auf dem Feld arbeiten. Vieler ihrer Freundinnen und Bekannten hätten aber nicht dieses Glück.

Ob sie denn Kinder habe? Sie nickte, lächelte auf einmal zaghaft. Wie viele? Neun. Ich verstummte. Daraufhin zeigte sie mir die Anzahl auch noch einmal mit den Fingern. Ich erwiderte, dass ich sie schon verstanden habe. Und dachte: Verstehen tue ich es aber trotzdem nicht. Der Jüngste sei jetzt drei, der Älteste 26.

Dann sprudelte es aus ihr heraus: Es sei schrecklich. Nicht die Schwangerschaften, nicht die Geburten, sondern, dass sich alle immer streiten müssten. Der eine gönnt dem anderen die Tortilla nicht. Es überstieg meine Vorstellungskraft: Wie soll man denn auch täglich so viele satt kriegen? Dann die eine Tochter: Die Lehrer sagten, sie solle studieren und Maria Antonieta hat keine Idee, wie das gehen soll. Ich sage ihnen immer, sie müssten Geld verdienen, alles andere geht nicht.

4_teppich
Noch ein kleiner Nachtrag zu Ostern (weil es so schön bunt ist): In Guatemala werden traditionell sogenannte Teppiche aus bunten Holzspänen und weiteren Naturalien auf die Straßen gelegt. Eine Sauarbeit, die dann innerhalb von Minuten bei den Prozessionen kaputt getrampelt wird. Wie lange die Katholiken in Guatemala noch die Oberhand haben, ist womöglich nur noch eine Frage der Zeit. Mittlerweile soll rund die Hälfte der Bevölkerung evangelikalen Bewegungen angehören. Während des Bürgerkrieges haben US-amerikanische Missionare die Chance genutzt und sind mit Hilfspaketen und der Bibel in die zerstörten Dörfer eingerückt. Viele haben sich da vom katholischen Glauben abgewendet. Besondere Ironie der Geschichte: Der von 1982 bis 83 amtierende Präsident Rios Montt hatte sich Ende der siebziger Jahre einer evangelikalen Bewegung angeschlossen. In den zwei Jahren seiner Diktatur fiel rund die Hälfte der Massaker an der indigenen Bevölkerung während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs.

Vielleicht gibt es die Möglichkeit eines Stipendiums, schlug ich zögerlich vor. Maria Antonieta schaute mich ein wenig traurig an: Sie sollen ja lernen, aber studieren? Nein, sie müssen doch Geld verdienen. Und ich sage den Mädchen immer: Werdet nicht zur Gebärmaschine, so wie ich. Mein Mann wollte ja auch nur zwei, drei. Ich habe mich nicht getraut zu fragen, warum es dann noch sechs oder sieben mehr geworden sind.

Im Dorf habe ich jedenfalls keine Apotheke oder Arztpraxis gesehen. Und mit dem Wagen in die nächste Stadt sind es rund zwei Stunden. Nach der rund fünfstündigen Wanderung mussten wir einen Preis mit ihr aushandeln. Uns fiel es nicht schwer, ihr umgrechnet 20 Euro zu geben. Vielleicht hatte sie damit mal eine Woche keine Schwierigkeiten, all die Bäuche an ihrem Tisch satt zu kriegen. Maria Antonieta hatte Tränen in den Augen und umarmte uns. Ich war ein wenig beschämt.

Auf dem Rückweg kurz vor dem Zaun hatte ich ihr meine Narbe am Finger gezeigt. Sie zeigte auf eine Narbe an ihrem rechten Knie. Die sei von einem Sturz an diesem Zaun. Da war sie im achten Monat schwanger. Mit ihrem hoffentlich letzten Kind. Maria Antonieta ist jetzt 45. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es doch keine zehn werden.

Ich hoffe, euch allen geht es gut!
Muchos saludos,
Marion

Anfrage der Fraktion MbZ an den Mescheder Bürgermeister: Amtliche Wahlbeeinflussung?

In unserem BriefkastenNachfolgend veröffentlichen wir eine Pressemitteilung der Mescheder Ratsfraktion „Meschede braucht Zukunft (MbZ) „:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hess,

die Frage was ist „Amtliche Wahlbeeinflussung“ lässt sich für juristische Laien sicherlich nicht immer gleich erkennen. Oft handelt es sich dabei wahrscheinlich auch um Grauzonen.

Im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen am 25.05.2014 erhielten wir Hinweise darauf, dass manche Parteien und Verwaltungen möglicherweise nicht eindeutig erkennen, was als unzulässige Wahlbeeinflussung zu werten ist. So soll beispielweise in einer Kommune in NRW an Rentnerinnen und Rentner in einem Umschlag zusammen mit den Briefwahlunterlagen ein Schreiben verschickt worden sein, in dem die WählerInnen persönlich angesprochen und
aufgefordert werden, die Partei XY zu wählen.

Wenn dem so sein sollte, würden also städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Kosten der Steuerzahler Wahlwerbung für eine bestimmte Partei machen.

In einer anderen Kommune in NRW soll ein amtierender Bürgermeister seinen Titel für Wahlkampfzwecke missbraucht haben. Indem er in einer Wahlkampfbroschüre seiner Partei für eben diese Partei wirbt, soll er gegen die beamtenrechtliche Neutralitätspflicht im Wahlkampf verstoßen haben.

Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf das Urteil des VG Gießen vom 23. März 2007 – AZ 8 E 4139/05.

Danach dürfen gemeindliche Organe keine unzulässige Wahlbeeinflussung vornehmen.

Hiermit bitte ich Sie schriftlich zu beantworten:

  • Werden auch von der Stadtverwaltung Meschede, gleichzeitig mit den Briefwahlunterlagen Schreiben an Rentnerinnen und Rentner oder andere Wählerinnen und Wähler verschickt, mit denen diese Personengruppen aufgefordert werden, eine bestimmte Partei zu wählen?
  • Sehen Sie keinen Verstoß gegen Ihre Neutralitätspflicht in dem Umstand, dass Sie auf der Rückseite des CDU-Wahlkampf-Flyers sich in Ihrer Funktion als Bürgermeister in einem Interview zu den „wichtigen Schritten“ der vergangenen 5 Jahre äußern? Ist diese Tatsache Ihrer Meinung nach nicht als Wahlbeeinflussung zu werten und riskieren Sie dadurch Ihrer Meinung nach keine Wahlanfechtung?
  • Ist es richtig und zulässig und, wenn ja, aus welchen Gründen ist es richtig und zulässig, dass eine bestimmte Partei das Stadtwappen von Meschede und auch das Wappen eines Ortsteiles auf ihren Wahlkampf-Plakaten und –Flyern abdruckt?
  • Gewährt die Stadt auch anderen Organisationen, das Stadtwappen in Ihren Broschüren, Briefköpfen etc. abzudrucken?
    Wenn JA, welchen?
    Wenn NEIN, mit welcher Begründung?
  • Ist die Nutzung des Stadtwappens mit Kosten bzw. mit Gebühren verbunden?
    Wenn JA, wie hoch sind die Kosten und wie werden diese Kosten berechnet?

Mit freundlichen Grüßen
Fraktion „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ)

Lutz Wendland
Ratsmitglied

Liebe Westfalenpost: Die Vandalen waren besser als ihr Ruf.

Heute mittag veröffentlichte die Polizei Hochsauerlandkreis eine Pressemitteilung:

POL-HSK: Sachbeschädigungen auf Schulhof

Olsberg (ots) – Unbekannte waren in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf dem Schulgelände der städtischen Realschule in Olsberg an der Bahnhofstraße unterwegs. Auf dem Schulhof, der sich im Bereich Mühlhofweg befindet, kippten die Täter Betonkübel um, die dort als Mülleimer aufgestellt sind. Auf dem leicht abschüssigen Gelände ließen sie diese runden Betonelement dann losrollen. Dabei rollte einer der Mülleimer einen Treppenabgang herunter und zerbrach. Ein weiterer Betonkübel prallte gegen in Boden eingelassene Betonstehlen, wodurch eine dieser Stehlen zerbrach. Die Polizei Brilon bittet in diesem Zusammenhang um sachdienliche Hinweise zu verdächtigen Beobachtungen unter 0291-90200.

Was macht die Westfalenpost (WP) aus und mit dieser PM?

Nicht viel, aber das, was sie macht, ist eine populistische „Verschlimmbesserung“ der nüchternen Polizeimeldung:

Überschrift WP: „Vandalen wüten auf dem Schulgelände in Olsberg“

Bildunterzeile WP: „Die Polizei sucht nach Zeugen, die die Vandalen beobachtet haben.“

Hier geht es zum „Vandalen-Artikel“ der Westfalenpost: http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/vandalen-wueten-auf-dem-schulgelaende-in-olsberg-id9351289.html

Die Vandalen, liebe Westfalenpost, waren besser als ihr Ruf und sie haben es wirklich nicht verdient, mit Sachbeschädigung und anderen Delikten in Zusammenhang gebracht zu werden.

Zum Einstieg sei die des Vandalismus unverdächtige Zeitung Die Welt vom 21. Oktober 2009 angeführt:

Die Vandalen waren besser als ihr Ruf

Ihr Image ist mehr als zweifelhaft: Doch das Klischee vom plündernden und kulturlosen Volk trifft auf die Vandalen nicht zu …

Lesen: http://www.welt.de/kultur/article4897297/Die-Vandalen-waren-besser-als-ihr-Ruf.html

auch:
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2009-1-089