Winterberg: Wandern mit Schnee bis zur Blogpause (DSGVO)

Es liegt noch Schnee in Winterberg 😉 (foto: zoom)

Langsam tauen die letzten Schneehaufen im Winterberger Skigebiet weg. Der gepresste Maschinenschnee wehrt sich hartnäckig bis in den Mai.

Hier im Blog passiert zur Zeit nicht viel, weil das echte Leben alles fordert und ich den Rest der Zeit damit verbringe, die Website unter Datenschutzaspekten zu durchforsten.

Seitdem ich sämtliche PlugIns, die Daten in fremde Kanäle weiterleiten, entfernt habe, gibt es eigentlich kaum noch einen Aspekt des Blogs, der datenschutzrechtlich bedenklich wäre.

Es bleiben noch ein paar Baustellen, wie die eingebetteten externen Dienste.

In vier Tagen soll die DSGVO im Blog umgesetzt sein.

Na ja …

Wem das Akronym DSGVO nichts sagt, dem sagen auch die obigen Zeilen nichts. Die anderen BloggerInnen sind entweder im Panik-Modus, phlegmatisch oder schon mit allem durch.

Falls ich die oben angesprochenen Baustellen in den nächsten Tagen nicht abgearbeitet bekomme, könnte es passieren, dass im Extremfall für einige Zeit totale Sendepause herrscht oder Teilfunktionen entfallen.

Ich wollte euch nur vorgewarnt haben.

Да здравствует 9 мая!

Ehrenmal für die ermordeten sowjetischen Zwangsarbeiter (foto: falken)

Meschede. (falken_pm) Die Falken HSK haben den 9. Mai als Jahrestag des Sieges über den Faschismus begangen. Eine Abordnung besuchte den Friedhof für Kriegsgefangene im Mescheder Norden und legte am Ehrenmal einen Strauß roter Nelken nieder.

Die Erstteilnehmenden hörten die Geschichte des Massenmordes an wehrlosen sowjetischen Zwangsarbeitern in den letzten Kriegstagen auf einer Wiese zwischen Meschede und Eversberg.

Im Anschluss an die Exkursion gab es in unserem Jugendzentrum Pelmeni, und wir haben gelernt, was „Es lebe der 9. Mai!“ auf Russisch heißt.

„Die Menschen in der damaligen Sowjetunion haben mit bis zu 27 Millionen Toten den allerhöchsten Preis bezahlt, um Europa vom Faschismus zu befreien“, erklärte der Gruppenleiter der Falken. „Kaum eine Familie dort, die keine Opfer des deutschen Raub- und Vernichtungskrieges zu beklagen hat. Ihr Schicksal mahnt uns zum Frieden bis heute.“

Dass vor diesem geschichtlichen Hintergrund jetzt zum dritten Mal innerhalb 100 Jahren deutsche Panzer an der Grenze zur Russischen Föderation auffahren und erneut die Menschen mit Krieg bedrohen, sei für die Falken nicht hinnehmbar: „Wir wollen versuchen, freundschaftliche Kontakte zu jungen Leuten in der Russischen Föderation aufzubauen. Jeder kann etwas für den Frieden tun.“

12 Noten machen Musik …

Kommen eben von nem 70. Geburtstag zurück. Wären gerne länger geblieben, aber in wenigen Stunden ist Aufbruch zwecks 30. Geburtstag ins „Linksrheinische“ angesagt.

Auf dem Fest des „Siebzigenders“ lief viel Musik aus (gemeinsamer/-6) „Jugendzeit“.
Irgendwann war auch der Titel „Gold and Silver“ vom „Quicksilver Messenger Service“-Debüt zu hören.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=lWYNI3K5zS0&t=587s

Kommentar eines „mittelalten“ Bierstehtischnachbarn:

„Das ist aber ne abgefahrene Version von Golden Brown.“

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=AWAsI3U2EaE

» Gold and Silver (1968)
» Golden Brown (1981)

Winterberger SPD vor Ort im Landhaus Fernblick in Winterberg: Besichtigung der neuen Kurklinik für Pflegende mit demenzkrankem Angehörigen

Die Winterberger SPD vor Ort im Landhaus Fernblick.  (foto: spd)

Winterberg. (spd_pm) Im Rahmen einer öffentlichen Fraktionssitzung besuchte die Winterberger SPD-Fraktion am 15. Mai 2018 die neue Vorsorgeklinik für pflegende Angehörige in Begleitung des Pflegebedürftigen in Winterberg.

(Pressemitteilung der SPD Winterberg)

Auf einem sehr informativen Rundgang durch das Haus schilderte die Einrichtungsleiterin Isabell Hiob den Anwesenden die jüngste Geschichte des Hauses und den langen Weg von der Mutter-Kind-Klinik zur offiziell ersten Vorsorgeeinrichtung in Deutschland für pflegende Angehörige in Begleitung des pflegebedürftigen Partners.

Die Einrichtung ist besonders auf die Bedürfnisse von dementiell veränderten Menschen spezialisiert. Zumeist pflegen die Kurpatienten ihre Ehepartner, aber auch pflegende Kinder können das Angebot nutzen. Gerade wenn es um die Pflege von Demenzkranken geht ist es auf Grund der Angst vor Kontaktabriss besonders wichtig, dass der Erkrankte mit in die Einrichtung kommt.

Nach rückgängigen Patientenzahlen und dem „Aus“ der Mutter-Kind-Klinik gab es damals entweder die Möglichkeit das ehemalige „Haus Sauerland“ in Winterberg aufzugeben oder eben ein neues Konzept zu entwickeln. Die Winterberger SPD ist froh, dass sich die Arbeiterwohlfahrt vom Bezirk Westliches Westfalen mit ihrer Tochter der AW-Kur GmbH für den zweiten Weg entschieden hat.

Isabell Hiob erläuterte den Anwesenden die umfangreichen Umbauarbeiten des Hauses vor über 10 Jahren zu einer komplett barrierefreien Einrichtung für eben diese spezielle Zielgruppe. Des Weiteren gibt es im Landhaus Fernblick ein Schwimmbad, eine Sauna, einen Fitnessraum und diverse Gemeinschaftsräume. Heute werden die demenzkranken Angehörigen von 08:15-16:00 Uhr in der Tagesbetreuung mit Sinnesgarten und Snoezelenraum orientiert an ihrem eigenen häuslichen Alltag betreut, so dass der Pflegende aus seinem „Hamsterrad“ herauskommen und sich mal um sich und seine Gesundheit kümmern kann. Isabell Hiob: „Mal was für sich zu tun, ist für viele Pflegende in Vergessenheit geraten.“

In der Kur treffen sich Menschen, die alle das gleiche Schicksal haben, „Pflegen tagein tagaus“. Hier merken sie, dass sie nicht allein damit sind.

Im Landhaus Fernblick können sich die stillen Helden des Pflegealltags mal austauschen. Sie können so frei von dem Gedanken, „Geht es meinem Partner gut?“, die Gesundheitsangebote von Wassergymnastik über QiGong und Nordic Walking bis hin zu Angehörigengesprächskreisen und Pflegekursen wahrnehmen.

Am Nachmittag sehen sie ja ihren Partner wieder und können mit ihm oder ihr gemeinsam den restlichen Tag verbringen.

An einen Versorgungsvertrag, so dass die Angebote durch gesetzliche Kassen getragen werden, war damals noch nicht zu denken. Bisher stand das Angebot nur Menschen offen, die über die notwendigen finanziellen Mittel verfügten.

Das Landhaus war schließlich ein sehr besonderes Hotel mit einem speziellen Gesundheitsangebot. Einige Krankenkassen, die die Vorteile des Hauses erkannten, bewilligten zwar auf Basis von Einzelfallentscheidungen stationäre Vorsorgemaßnahmen im Landhaus Fernblick, aber eben nicht alle.

Seit diesem Jahr hat sich der lange und manchmal mühsame Weg der AW-Kur GmbH einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Arbeiterwohlfahrt vom Bezirk Westliches Westfalen gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der westfälischen Krankenkassen gelohnt und der Versorgungsvertrag wurde abgeschlossen, so dass jetzt Versicherte aller Krankenkassen bei entsprechender Indikation in den Genuss einer Vorsorgemaßnahme kommen können.

Da an dem Tag das Cafe Fernblick im Hause belegt war, fand im Anschluss an die Hausführung die Fraktionssitzung mal anders in den Räumen der Tagesbetreuung statt. Der Geschäftsführer der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH, Tourismusdirektor Michael Beckmann stellte das Ergebnis der Machbarkeitsstudie und den Stand der Investorensuche für ein Indoor-Angebot mit Spiel- und Aktivitätsmodulen in Winterberg vor.

Nach der Diskussion weiterer aktueller stadtpolitischer Themen ging die Fraktionssitzung zu Ende und man machte sich gegen acht Uhr abends auf den Heimweg. Beim Herausgehen war Musik aus dem Cafe zu hören. Der Tanzabend für die Kurpatienten und deren Angehörige war in „vollem Gange“. „Der sei aber bald vorbei, denn die Gäste unseres Hauses sind ja doch schon etwas älter und haben einen anstrengend schönen Tag hinter sich“, flüsterte Isabell Hiob mit einem Schmunzeln.

Zwischen Wulmeringhausen und Assinghausen: Blick nach Norden

Auf dem Bergrücken zwischen Wulmeringhausen und Assinghausen (foto: zoom)

Die Welt ist schlecht, die Welt ist gut … bevor ich mich entscheide, hilft ein Spaziergang, hier auf dem Bergrücken zwischen Wulmeringhausen und Assinghausen.

Wulmeringhausen liegt links im Negertal, Assinghausen rechts an der Ruhr. Da, wo der Bergrücken endet, fließen Neger und Ruhr bei Steinhelle zusammen und das Gewässer heißt fortan bis Duisburg-Ruhrort genau so: die Ruhr.

Der Löwenzahn ist verblüht, die weißen Früchte haben sich noch nicht auf Reise gemacht. Jetzt strahlt der Hahnenfuß gelb zwischen den Grasblüten.

Die Sonne scheint abends von links, dem Westen. Wulmeringhausen liegt im Schatten, Assinghausen leuchtet hell.

Wenige Meter, einige Flusskrümmungen können im Hochsauerland das Lebensgefühl der Menschen beeinflussen.

Wer ist vor Sonnenuntergang glücklicher? Die Wulmeringhauser oder die Assinghauser?

SPD verärgert: AfD stellt sich gegen Projekt Land(auf)schwung im Sauerland

Wehrt sich gegen Angriffe der AfD: Dirk Wiese (foto: spd)

Im Folgenden veröffentliche ich eine Pressemitteilung der SPD HSK und ihres Abgeordneten Dirk Wiese zu Vorwürfen einer AfD-Abgeordneten während der gestrigen Haushaltsdebatte, dass die sogenannten „Heimvorteilboxen“ Steuerverschwendung seien.

Meiner Meinung nach ist die Situation komplizierter als es die Pressemitteilung und die Rede der AfDlerin vermuten lassen. Die Meldungen des Lobby-Vereins“Bundes der Steuerzahler“ werden von Wirtschaftsliberalen und Rechtspopulisten gerne aufgegriffen, um Nutzlosigkeit öffentlicher Ausgaben zu belegen.

Die AfD-Abgeordnete Malsack-Winkemann bedient sich der Publikationen des sogenannten „Bundes der Steuerzahler“, um Empörung zu schüren.

Es ist unsouverän, dass sie eine Frage von Dirk Wiese während ihrer Rede nicht zulässt.

Aber auch die Gegenargumentation von Wiese halte ich für unzureichend.

Dirk Wiese sagt laut SPD-Pressemitteilung unter anderem:

„Viele ländliche Regionen haben das Problem der Abwanderung junger Menschen vom Land in die Ballungszentren. Das Pilotprojekt HEIMVORTEIL HSK mit seinen Heimvorteil2Go-Boxen bietet eine Anregung, um im Sauerland dem Fachkräftemangel aktiv entgegen zu wirken.“

Ich finde, dass dies ein schwaches Argument für die Boxen ist, weil mir der Nachweis der Wirksamkeit „dem Fachkräftemangel aktiv entgegen zu wirken“ fehlt.

Darüber hinaus heißt es in der PM:

„Mit den HEIMVORTEIL2Go-Boxen werden junge Sauerländerinnen und Sauerländer belohnt, die sich bewusst für eine Ausbildung im Sauerland entscheiden und nicht wegziehen. Ebenso werden die Boxen an Rückkehrer in die Heimat vergeben.“

Die Boxen werden, soweit ich es mit eigenen Augen gesehen habe, auch an Abiturjahrgänge verteilt, die sich danach zum Teil in alle Himmelsrichtungen verstreuen, sich also gerade nicht(!) für eine Ausbildung im Sauerland entscheiden.

Soweit meine 5ct, und jetzt die PM, sowie ganz unten der Link zum Abschnitt der „AfD-Boxenrede“[1].

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Berlin/Meschede. (spd_pm) In der aktuellen Haushaltsdebatte stellt die AfD-Bundestagsabgeordnete Dr. Birgit Malsack-Winkemann Projekte und Ideen im ländlichen Raum in Frage, mit denen lokale Akteure dem demographischen Wandel aktiv begegnen, die regionale Wertschöpfung erhöhen und die Beschäftigung im ländlichen Raum sichern.

In ihrer Rede zum Haushalt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft kritisiert die in der Großstadt lebende AfD-Politikerin das Projekt Land(auf)schwung, von dem auch das Sauerland als Modellregion stark profitiert.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese ist über die Äußerungen der Politikern sehr verärgert: „Wer in jungen Jahren bei uns im Sauerland vor der Entscheidung steht ‚Gehen‘ oder ‚Bleiben‘, der braucht Sicherheit, eine feste Basis und echte Perspektiven vor Ort. Das Projekt ‚HEIMVORTEIL‘ stellt attraktive Arbeitgeber und spannende Karrieremöglichkeiten in meiner Heimatregion vor. Solche Bemühungen verdienen Anerkennung und keine Häme.“

Viele ländliche Regionen haben das Problem der Abwanderung junger Menschen vom Land in die Ballungszentren. Das Pilotprojekt HEIMVORTEIL HSK mit seinen Heimvorteil2Go-Boxen bietet eine Anregung, um im Sauerland dem Fachkräftemangel aktiv entgegen zu wirken.

Mit den HEIMVORTEIL2Go-Boxen werden junge Sauerländerinnen und Sauerländer belohnt, die sich bewusst für eine Ausbildung im Sauerland entscheiden und nicht wegziehen. Ebenso werden die Boxen an Rückkehrer in die Heimat vergeben.

„Das ist ein Zeichen der Aufmerksamkeit an die heimischen Fachkräfte von morgen. Dass die AfD Anstrengungen gegen eine Abwanderung aus dem ländlichen Raum torpediert, empfinde ich als Zumutung!“ so Wiese kurz nach der Debatte im Plenum.

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Zum Hintergrund: Das Projekt HEIMVORTEIL HSK wird innerhalb des Modellvorhabens Land(auf)Schwung, welches ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist, gefördert. Als Pilotprojekt innerhalb des Regionalmarketings der Südwestfalen Agentur wird HEIMVORTEIL HSK federführend von der Wirtschaftsförderung Hochsauerlandkreis umgesetzt.

[1]Betreffender Ausschnitt aus der Rede von Malsack-Winkemann im Bundestag: https://youtu.be/iwjXnuqyRak?t=3m55s

„Suche Frieden“ und finde die staatstreue Christenlehre
Der Katholikentag in Münster zeigt erneut, dass von den Großkirchen ein Widerspruch gegen die Militarisierung der deutschen Politik nicht zu erwarten ist

Brot und Frieden (grafik: www.friedensbilder.de)

Zu Recht wird der Katholikentag 2018 mit dem Motto „Suche Frieden …“ und ca. 90.000 Teilnehmenden in Medien und kirchlichen Gremien als ein erstaunlicher Erfolg bewertet.

(Gastbeitrag von Peter Bürger)

Der Katholik Horst Seehofer, der in Opposition zum Papst eine rechtspopulistische Flüchtlingspolitik etablieren will, kam trotz Zusage allerdings nicht nach Westfalen. Seine „Anreise“-Probleme wurden mehrheitlich als Angst vor Buhrufen gedeutet.

Zwei Protagonisten, ZdK-Präsident Thomas Sternberg und Kardinal Reinhard Marx, haben in Münster von dem dort versammelten Kirchenvolk hingegen viel Rückhalt bekommen. Wenn die Beifallskundgebungen und Programmschwerpunkte zählen, wird das Kirchenschiff hierzulande einen offenen Kurs Richtung Ökumene und Synodalität halten. Für die Herrschaft eines klerikalen Männerbundes unter Ausschluss der Frauen und wahnhafte Projekte der Priesterselbstanbetung in zentralisierten Mega-Gemeinden gibt es keine Akzeptanz mehr.

Trotz des fast flächendeckenden Traditionsabbruchs in katholischen Landschaften kann wohl keine Rede davon sein, dass der Katholizismus als soziales und politisches Phänomen bereits tot wäre. Vielleicht ist das Zeitfenster, in dem eine Transformation der letzten traditionellen Milieus auf Zukunft hin gelingt, doch noch nicht ganz geschlossen? Ein Urteil in dieser Sache fällt schwer, zumal das Münsterland nicht repräsentativ ist. Auch nach einem durchgreifenden Sprechsprachenwechsel hält sich oft über Jahrzehnte der Eindruck, das alte Idiom wäre nach wie vor sehr lebendig. Der Schein trügt, und das wird dann manchmal wie über Nacht offenbar.

(1) „Keine Kritik der Politik“!?

Möglicherweise wäre ich als katholischer Pazifist zu optimistisch von Münster nach Hause gefahren, wenn mir nicht eine improvisierte Passage in der Abschlusspredigt von Kardinal Reinhard Marx geholfen hätte, mein Unbehagen am Friedensprogramm der Großveranstaltung besser zu verstehen. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz sprach auf dem Schlossplatz über Jesu Auftrag an seine Jünger und kam zum Kern:

„Der Friede, die Liebe, die Versöhnung, das, was von vielen verlacht wird, von denen, die meinen, mit militärischer Macht und mit kühler Überlegung würden wir alleine den Frieden gewinnen. Das alles mag notwendig sein. Ich mach’ keine Kritik der Politik hier – im Gegenteil. Ich bemühe mich immer wieder, dankbar zu sein und bin es auch, für alle, die sich engagieren. Aber wir als Christen wissen auch, es braucht einen Überschuss, es braucht ein >Mehr an Hoffnung< […].“
(Kardinal Reinhard Marx, Predigt vom 13. Mai 2018)

Hier wird es auf den Punkt gebracht, was als gleichsam amtliche Linie des überaus bunten Kirchentags auf allen Fernsehbildschirmen ansichtig werden sollte. Die römisch-katholische Kirche in Deutschland will kein Urteil abgeben über das grundlegende Konzept „militärischer Macht“, welches nach Ansicht der maßgebenden Köpfe ja „notwendig sein mag“ und offenkundig auch als taugliches – wenngleich nicht als alleiniges – Mittel der „Friedensgewinnung“ (!) betrachtet wird. Die Kirche will die herrschende Politik in unserem Land keineswegs kritisieren: „im Gegenteil“! Dankbarkeit wird angestrebt. Die Christen wollen über das (benedizierte) Bestehende hinaus aber noch irgendwie einen „Überschuss“, ein „Mehr an Hoffnung“ einbringen.

Kardinal Reinhard Marx predigte – erfrischender Weise – in Münster nicht in Form einer theologischen Vorlesung. Dass der Terminus „Welt“ in den johanneischen Schriften der Bibel nicht einfach neutral den irdischen Lebens- und Gestaltungsraum bezeichnet, sondern eher ein ganz bestimmtes Programm der menschlichen Zivilisation, ist ihm bekannt. An anderer Stelle heißt es nämlich in seiner Predigt,

„dass wir als Zeuginnen und Zeugen des österlichen Lebens, des österlichen Friedens nie ganz aufgehen in der Logik der Welt, des Messens, des Verbrauchens, des Benutzens, des Herrschens und der Macht; dass mitten in dieser – ich möchte einmal sagen – alten Welt, die keine Zukunft hat, die neue Welt aufbricht – und […] wie in einem dynamischen Prozess von der Explosion der Osternacht aus in die ganze Weltgeschichte hineinreicht.“

Sollen wir in der „Logik des Benutzens, des Herrschens und der Macht“ nur „nie ganz aufgehen“? Oder sollen „wir Christen“ der Logik einer in den Augen Jesu endgültig veralteten „Welt“, die der Menschheit jede Zukunft verbaut, nicht vielmehr Widerstand entgegensetzen – durchaus auch mit Hilfe „kühler Überlegung“? Die Abschlusspredigt von Münster, beim Wort genommen, vermittelt den Regierenden in Deutschland wohl kaum das Gefühl, einer „alten Welt, die keine Zukunft hat“, verhaftet zu sein. Die implizite Botschaft lautet vielmehr: Wir Christen machen keine Revolte! Unser Land zählt ja zu den Guten …

(2) Für welches politische „Engagement“ sollen wir dankbar sein?

Wofür nun sollen wir dankbar sein – ohne dabei eine „Kritik der Politik“ anzugehen? Statt dem Frieden in der Welt zu dienen, sorgt Deutschland im Welt-Quartett der erfolgreichsten Rüstungsproduzenten dafür, dass seine Waffen und andere Kriegsproduktionen auf dem ganzen Globus zum Tötungseinsatz gelangen (Jemen und Afrin inklusive). Wege und Umwege des Exports sind unerfindlich. Die Rüstungslobby engagiert sich im Parteiengefüge und ist im Militärministerium gleichsam institutionell verankert. Der Absatz auf dem Weltmarkt mit hohen Stückzahlen beschwingt die technologische Entwicklung und die eigene Aufrüstung. Durch „militärische Ertüchtigung“ in fernen Ländern (z.B. „Sahel-Zone“) will man sich Einfluss auf der Erdkugel sichern. Profitable Kriegsindustrie und Politik lassen sich mitnichten trennen. Deshalb glauben die Menschen schon lange nicht mehr den Versprechungen, es sollten in Deutschland die Rüstungsexporte ernsthaft reglementiert und zurückgefahren werden: „Leere Worte mehren nur den Schmerz!“

Die verheerende Bilanz der Auslandseinsätze des Militärs, bei denen z.B. auch nach Jahrzehnten (!) zuvor ausgebildete und ausgestattete Waffenträger als Gewaltakteure in Erscheinung treten, wird verschleiert. Zu erwarten wäre zumindest bei Endlos-Einsätzen der Bundeswehr eine unabhängige wissenschaftliche Überprüfung. Man befragt stattdessen lieber eigene Experten, d.h. die Funktionäre des irrationalen Militärkomplexes. Soldaten, die bei ihrer Heimkehr in Psychiatrien eingeliefert werden, mögen dagegen von ihren Erfahrungen lieber schweigen. Es interessiert sich sowieso niemand für sie, auch nicht die Amtskirchen.

Geh mir aus der Sonne! Die Militarisierung der deutschen Politik (grafik: friedensbilder.de)

Inzwischen gehört es gleichsam zur Staatsräson, dass die eigene Militärdoktrin mit der Sicherung geostrategischer und geo-ökonomischer Machtinteressen, mit freien Märkten, Meeren und Handelswegen sowie mit der Abwehr (!) von Flüchtlingen aus Elendsregionen zu tun hat. Spätestens ab 2006 haben tausende Christinnen und Christen von unten die großen Kirchen aufgerufen, eine solche Militarisierung der deutschen Politik öffentlich anzuklagen. Ich gestehe, dass ich auf dem Katholikentag in Münster vollends die Hoffnung verloren habe, die derzeitigen Kirchenleitungen in Deutschland samt „Laiengremien“ könnten sich in diesem Zusammenhang doch noch zur einem friedensethischen Klartext durchringen.

Bezogen auf das Feld der als humanitär, menschenrechtlich, philanthropisch etc. deklarierten Interventionen ist absehbar, dass die Denkfigur „bellum iustum“ (Doktrin des „gerechten Krieges“) in einschlägigen Ethik-Werkstätten reanimiert wird. – Man betreibt Militärethik und nennt es Friedensethik. – Ein Beitrag ausgerechnet in der aktuellen Mai-Ausgabe der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“ macht schon mal den Anfang. Derweil gibt es aber gar keine großangelegten Anstrengungen, eine taugliche – also nichtmilitärische – Infrastruktur zur vorbeugenden Verhinderung von Massenelend und Genozid zu entwickeln. Die Kirchen hätten genügend Sachverstand zur Verfügung, um zu erkennen, dass für eine praktische „Schutzverantwortung“, die wirklich Menschen rettet statt zur Legitimation des global agierenden Kriegsapparates beizutragen, allenfalls „Portokassen“ (Hans von Sponeck) zur Verfügung stehen. Im Kongo z.B. droht für 400.000 Kinder der Hungertod. Das wissen die untätigen Länder aber nicht erst seit letzter Woche.

Obwohl das Weltgefüge von Hegemonie sich im rasanten Wandel befindet und man sich punktuell auch vom „Mad Man“ in Washington distanziert, soll weiterhin nach den absurden – ja menschenverachtenden – Paradigmen des letzten, nicht mehr lange aufrecht zu erhaltenden Imperial-Gefüges agiert werden. Unverdrossen sollen zuvor selbst produzierte Terroristen gejagt und vermehrt werden – in alle Ewigkeit.

Die militarisierte Weltpolitik raubt der menschlichen Zivilisation jede Perspektive (und alle Ressourcen) zur Lösung der drängenden Zukunftsfragen. Sie ist mit dem Überleben der menschlichen Gattung schier unvereinbar. Doch diese Grundsatzfrage wird nicht gestellt! Die Entwicklung einer intelligenten Alternative für die Weltgesellschaft erfordert zwingend eine Umwidmung aller militärischen Budgets. Solches steht freilich nicht auf der Tagesordnung und wird auch nicht geschehen, solange durch Krieg und Todesindustrien tausendfache Milliardenprofite erzielt werden können.

Mit dauerhaftem Frieden, das wissen die Aktionäre von Konzernen für Tötungstechnologie (z.B. Rheinmetall), lässt sich einfach nicht genug Geld verdienen. Diese Sache ist so unwichtig, dass es nicht einmal ein Friedensministerium gibt. Eine eigentliche Friedensforschung, die sich von der Esoterik militärischer Beherrschungswissenschaften fernhält, findet nach wie vor nur in Hinterhofwinkeln statt.

Der von Schauermärchen über schlechte Ausrüstung und Mangelausstattung in allen staatstragenden Medien flankierte Kurs heißt: Aufrüstung, Aufrüstung, Aufrüstung. Das gilt auch für die Europäische Union, die ihr Projekt einer gemeinsamen Kriegsgüteragentur mit einer „Permanenten Strukturierten Militärkooperation“ zum Ziel führen wird und schon lange keine Friedensvisionen mehr hervorbringt. „Quantensprünge“ in Milliardenhöhe stehen bei den Ausgaben für Kriegstechnologie an.

Zumindest das zementierte Festhalten der Regierungsparteien an der deutschen Atombombenteilhabe und an der damit einhergehenden Missachtung eigener Vertragsverpflichtungen sollte noch als Beispiel genannt werden. Der Papst hält bereits Produktion und Besitz dieser ultimativ menschenverachtenden Waffen für verwerflich. Hätte Kardinal Reinhard Marx nur an diesem einen Punkt in seiner Predigt konkret gesprochen und eine „Kritik der Politik“ gewagt, so wäre das „Mehr der christlichen Hoffnung“ vor dem Münsterischen Schloss für ein riesiges Fernsehpublikum glaubhaft unter Beweis gestellt worden.

Noch sind die beiden großen Kirchen in Deutschland gemeinsam stark genug, eine erfolgreiche Bewegung zur Aushebung der atomaren Mordlager in Büchel und zum Ausrufen einer Friedensoffensive in Gang zu setzen. Doch ihr sogenanntes Spitzenpersonal will mehrheitlich lieber Ruhe, hohe Staatskirchengehälter und Staatsempfänge.

(3) Der Ruf zum friedenspolitischen Paradigmenwechsel blieb in Münster aus!

Der gastgebende Ortsbischof von Münster hat sich auf dem Katholikentag am 10. Mai immerhin für die Renaissance einer breiten Friedensbewegung im öffentlichen Raum ausgesprochen und eine symbolische Waffenvernichtung gewünscht. Im „Münsteraner Manifest“ des Zentralkomitees der Katholiken, das Leute mit rechtskatholischen Tendenzen gezielt abschreckt, konnte man am gleichen Tag eine moderate Kritik an nahen Kriegsprofiten nachlesen. Die zuerst von Anhängern des Militärparadigmas erfundene Losung für eine „neue deutsche Weltverantwortung“ wird von den Autoren wohl zumindest vorrangig als Verantwortung für Diplomatie, politische Lösungen und zivile Konfliktlösung verstanden. Doch warum wählten sie trotzdem die 2014 auf einer Münchener „Sicherheits“-Konferenz kanonisierte Überschrift?

Einen drängenden Ruf an die Politik in Deutschland, endlich von der bankrotten militärischen Heilslehre zu lassen und einen durchgreifenden Paradigmenwechsel zugunsten einer rationalen Weltfriedenspolitik einzuleiten, gab es in Münster nicht. Diese Leerstelle sticht ins Auge. Direkt einen Tag nach Ende des Katholikentags sandten Kanzlerin und Militärministerin das Signal aus, es solle der Kurs der weiteren Aufrüstung in Deutschland verfolgt werden. Vorfahrt für „Panzer“ – und Kriegskonzerne.

(4) Die Weltkirche ist weiter

Im April 2016 haben Friedensarbeiterinnen und Friedensarbeiter aus der ganzen Welt, vorzugsweise aus Kriegs- und Krisengebieten, auf dem internationalen katholischen Kongress „Nonviolence and Just Peace“ in Rom allen im Christentum tradierten Ideologien zur Rechtfertigung militärischer Gewalt eine Absage erteilt und die empirisch belegbare Überlegenheit von Konzepten der aktiven Gewaltfreiheit auch im politischen Raum ins Zentrum gerückt. Der Ausgangspunkt: Die hochgerüsteten Staaten sollen innerhalb der einen menschlichen Familie auf der Erde teilen statt zu töten. Es sei endlich zu lernen, dass gerechte Verhältnisse, solidarische Lebenswirklichkeiten und eine Kultur der Achtsamkeit unter den Menschen ein Land stark machen, während Militarisierung und Waffen nur wachsende Unsicherheit bewirken.

Die japanische Bischofskonferenz hat sich die Abschlusserklärung dieser Konferenz ganz zu eigen gemacht. Es folgte als bekräftigende Antwort eine päpstliche Botschaft zum Weltfriedenstag 2017 mit dem Titel „Gewaltfreiheit: Stil einer Politik für den Frieden“. Der Ruf von Friedensbotschaftern aus der ganzen Weltkirche, die unselige Lehre vom sogenannten „gerechten Krieg“ expressis verbis aufzugeben, ist nicht auf taube Ohren gestoßen. Zwischenzeitlich hat Bischof Franziskus von Rom in einem als Buch veröffentlichten Interview mit dem Soziologen Dominique Wolton erklärt: „Wir müssen das Konzept vom >gerechten Krieg< heute überdenken. Kein Krieg ist gerecht. Das einzige, was gerecht ist, ist der Frieden.“

Die römisch-katholischen und protestantischen Kirchenleitungen in deutschen Landen haben via Predigt, Hirtenwort und Militärseelsorge bei zwei massenmörderischen Weltkriegen assistiert. Wohl in kaum einem anderen Land der Erde ist die neuere Kirchengeschichte so extrem durch Tribute an die Religion des Kriegsgötzen besudelt worden. Es wäre im dritten Jahrtausend an der Zeit, dass die reiche katholische Kirche in Deutschland ein von Militärkontexten unabhängiges friedenstheologisches Institut ins Leben ruft und Anschluss findet an die weltkirchliche Entwicklung unter Franziskus. Überzeugend kann heute allein eine Ökumene sein, die dazu führt, dass beide Großkirchen in Deutschland sich – eingedenk ihrer schändlichen Vergangenheit – ausdrücklich von aller staatskirchlichen Politik- und Militärassistenz emanzipieren und vor aller Welt gemeinsam zu Friedenskirchen erklären.

Gute Nacht! Das Buch wartet.

Blick aus dem Fenster. Und wieder ist ein langer Tag vorbei. (foto: zoom)
Nach einem langen Tag bleibt mir nur „Gute Nacht!“ zu sagen.

Ein paar neue, interessante Themen sind mir nebenbei vor die Füße gefallen, müssen allerdings warten, denn jetzt geht es zum Buch aus Papier.

Welches Buch lest ihr zur Zeit?

Özil, Gündogan, Erdogan: Ein seltsam geflochtenes Band – „Quo Vadis“ DFB …?

Zitat DER SPIEGEL 14.05.2018:

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff kündigte eine Aussprache mit den Spielern an. „Die beiden waren sich der Symbolik und Bedeutung dieses Fotos nicht bewusst, aber natürlich heißen wir die Aktion nicht gut und besprechen das mit den Spielern“, sagte Bierhoff.

Sorry, diese Herrschaften waren sich der Symbolik nicht bewusst? Lächerlich.

Verfolgen die keine Nachrichten über die demokratiefeindlichen Tendenzen in der Türkei? Diese Typen haben doch sonst für jeden Mist einen „Berater“. Wer hat diese Widerlichkeit eigentlich eingetütet?

Spätestens die Widmung von Herrn Gündogan („Mit Respekt für meinen Präsidenten.“) ist kein Ausrutscher eines dummen Jungen … – das ist Gesinnung!

Der DFB sollte den Herrschaften eine geruhsame Sommerpause gönnen. Sie können sich ja mit Geld zählen beschäftigen und evtl. mal – so es den geistigen Horizont nicht überfordert – einen Crashkurs in politischer Bildung belegen.

Nun ja, die „Leuchttürme“ des Sports namens Gündogan und Özil werden nicht sanktioniert werden. Grindel und Löw hängen halt am Tropf der FIFA-Vermarktungsmaschine …

Tja, da googelste nächtens mal rum, um Meinungen von Erstliga-Kickern bzgl. Özil/Gündogan Trikot-Tausch mit Autokrat Erdogan zu finden.

Ergebnis: Erstliga-Kicker haben keine Meinung … – die haben ein Konto.

Dortmund: Blick auf die Emscher-Faultürme und den Deusenberg

Durch die schmutzigen Plexiglasscheiben entdeckt: Faultürme und Deusenberg (foto: zoom)

Wenn man oben auf dem Dortmunder „U“ steht, hat man einen durch schmutzige Plexiglasscheiben getrübten Blick auf die Stadt und das Umland.

Am vergangenen Freitag habe ich die Faultürme am Emscher-Weg und dahinter die Halde Deusenberg zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, was damit zusammenhängt, dass ich vor gut einer Woche dort unten entlang geradelt bin.

Die Welt setzt sich langsam aus vielen Perspektiven und Einzeleindrücken zusammen.

Den Rest, der auf dem Bild zu sehen ist – Kirche, Kühlturm, Kraftwerke … -werde ich demnächst auch noch in mein Dortmundbild integrieren.