Wie der Tag begann

Die erste Herde wurde um 8.15 von der Alm auf den Viehscheid-Platz hinunter geführt. (foto: zoom)

Die Maßbierkrüge waren schon gefüllt, bevor die ersten Rinder von den Almen auf den Viehscheid-Platz geführt wurden. Wir sind heute Morgen in ein uns bislang unbekanntes Spektakel hineingestolpert.

In den Wochen vom 8. September bis zum 03. Oktober 2023 herrscht Hochsaison im Allgäu – es ist Viehscheid. In rund 30 Orten entlang der Alpenkette zwischen Bodensee und den Königsschlössern kehren rund 30.000 Rinder von den saftigen Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurück und werden von mindestens doppelt so vielen Besuchern erwartet.

https://www.allgaeu.de/kultur/typisch-allgaeu/brauchtum/viehscheid

In den meisten Ortschaften, so auch heute in Bad Hindelang, wird ein großes Festzelt aufgestellt, dazu Verkaufsstände und Jahrmarktsbuden. Am Scheidplatz, so heißt es weiter auf der oben zitierten Website, werden die einzelnen Tiere zunächst von der Herde geschieden und ihren Besitzer*innen zurückgegeben. Danach träfen sich die Viehhirten mit den Bauern (Bäuerinnen?) in den Zelten, wo sie den Abschluss des Bergsommers mit den Besucher*innen feiern würden.

Was im Festzelt passiert, haben wir nicht weiter überprüft, allein die Musik schallt zu unserer Ferienwohnung hoch.

„Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal
Skandal um Rosi“,

wird gerade die Spider Murphy Gang gecovert. Ich habe das Gefühl, den Feiernden geht es gut.

Statt unsere Köpfe über die Maßbierkrüge zu beugen, haben wir die gestrigen Qualen auf individuelle Weise kompensiert. Ein therapeutischer Spaziergang um den Visalpsee der eine, ein noch anstrengender Aufstieg der andere, und passend tönt, während ich diesen Satz schreibe, aus dem Festzelt „Highway to hell“. Die Bayern machen nicht nur Blasmusik.

Die moderate Wanderung um den Visalpsee war alles andere als höllisch. Guckt mal:

Still und stumm liegt der See…. (foto: zoom)

So still und stumm, wie ich es in der Bildunterschrift behaupte, lag der Visalpsee allerdings nicht zwischen den Bergen. Der Rundweg ist leicht zu bewältigen und nicht weit vom Fremdenverkehrsort Tannheim entfernt. So wuselten jede Menge Radfahrer*innen und Fußgänger*innen um das Gewässer.

Alles Weitere später. Ich kann die Band nicht mehr hören. Das Viehscheid-Fest scheint vorbei.

Prosit und Gute Nacht!


Hier fort, dort da…

Zwischenstation in Marburg (foto: zoom)

Ich bin gerne unterwegs, und diesmal haben wir uns das Allgäu rund um Hindelang, sorry Bad Hindelang, vorgenommen. In Marburg, welches bekanntlich auf dem Weg in die Alpen liegt, habe ich eine kleine Pause eingelegt. Ein paar Schritte, ein Foto und weiter ging es.

Fast, aber auch nur fast wie im Sauerland. Am Abend auf dem Balkon in Hindelang. (foto: zoom)

Auch an und in den Alpen ist es drückend warm. Die Luft ist schwül und der Dunst vernebelt die Fotos. Den Schleier bekommt auch die Photosoftware nicht komplett herausgerechnet.

Blick zurück ins Tal (foto: zoom)

Gleich am ersten Tag haben wir uns eine Wanderung zum Schrecksee auf 1813 Meter Höhe herausgesucht. Die 900 Meter Anstieg bei molligen Temperaturen waren nicht allzu schlimm. Bis auf ein flacheres Mittelstück führt der Weg kompromisslos nach oben. Hoch geht es immer irgendwie.

Rangeleien auf dem Wanderweg (foto: zoom)

Die Kühe auf dem Wanderweg sind harmlos, die Rangelei auf dem Foto ging schnell vorüber. Die Tiere wichen uns Wandernden zügig aus.

Am Ziel, der Schrecksee (foto: zoom)

Zur Mittagszeit erreichten wir den See, leider ohne Badesachen. Andere Wandernde waren besser ausgerüstet und hielten es im Badeanzug bzw. mit Badehose wenigstens ein paar Minuten im kalten Bergwasser aus. Ganz Mutige sind auf die Insel hinüber geschwommen.

Nach den Anstrengungen des Aufstiegs, folgten für mich die weitaus größeren Mühen des Abstiegs. Die Wege waren voller Schotter und Steine, und wenn ich auf einem solchen Untergrund steil hinunter steigen muss, schlottern mir die Beine. Die Sonnencreme lief vermischt mit Schweiß in meine Augen und brannte fürchterlich. Bergab musste ich mich ausschließlich auf den Untergrund konzentrieren, während die geübten „Bergziegen“ locker an mir vorbei huschten. Kein Blick blieb für die Landschaft.

Mit Geröll werde ich mich in diesem Leben nicht mehr anfreunden.

Lüneburg aus Gründen – eine Kunstsammlung

Blick vom Wasserturm, viel Fachwerk (foto: zoom)

Man kann das Zentrum von Lüneburg als Open-Air-Fachwerk-Erlebnis-Shopping-Areal erkunden. Cafés, Eisdielen und Restaurants (auch vegan) gibt es reichlich, und wer noch Bilder für seinen Instagram-Kanal benötigt, wird ebenfalls fündig werden; dafür sorgen die Ilmenau und der Losegraben mir ihren pittoresken Szenerien. Wasser, Brücken, Mühlen, Fachwerk – alles fußläufig (viel Kopfsteinpflaster) vorhanden; dazu sieben Museen und der großartige Blick vom alten Wasserturm.

Hängen geblieben bin ich in der Kunstsammlung Henning J. Claassen. Um es für mich auf den Punkt zu bringen, ist das die ganz, ganz kleine Schwester des Louisana Museums für moderne Kunst nördlich von Kopenhagen.

Eingang zur Ausstellung (foto: zoom)

Der nüchterne und lichte Stil der Bild- und Skulpturenpräsentation hat mir gefallen. Die Exponate sind vielfältig oder eklektisch im positiven Sinn. Picasso, Gerhard Richter, Neo Rauch, Andy Warhol, David Hockney, Banksy, Sam Jinks, Niki de Saint Phalle, … insgesamt 140 Werke, kurzweilig und unterhaltend präsentiert.

Für die Austellungsetage sollte man sich zwei Stunden Zeit nehmen, plus eine halbe Stunde im Museumscafé zur Nachbesprechung.

Die Stille am Morgen passt zu meinen Hobbies. (foto: zoom)

Der Eintrittspreis ist moderat. Wer Zeit und keine Lust auf Heimatmuseen hat, kann sich anschauen, was ein Lüneburger Millionär und Unternehmer in aller Welt zusammengetragen hat.

Am Ende im Museumscafé (foto: zoom)

Die ganze Geschichte kann man auf der Website des Museum erfahren. Schaut euch dort um:

https://www.kunstsammlung-henningjclaassen.de/

Wenn euch das nicht gefällt, müsst ihr doch ins Salzmuseum. Oder ihr macht beides.

Nachtrag zur Auftakt-Radtour Stadtradeln 2023 in Winterberg

Auf dem Weg zum Rathaus. Stopp am Großen Bildchen. (foto: zoom)

Ich will noch nachtragen, wie es mir am Sonntag bei der Auftakt-Radtour für das Stadtradeln 2023 in Winterberg ergangen ist. Die Tour war zugleich Abschluss des letztjährigen Stadtradelns. Was da alles meiner Meinung nach schief gelaufen war, hatte ich ausführlich hier im Blog beschrieben und will es nun auch dabei belassen.

Zum Abschluss der Saison 2022 wurden vor dem Start die Teams mit den meisten Kilometern ausgezeichnet. Die Reihenfolge der drei fleißigsten Radler*innen: 1. Team Silbach, 2. Team Beckmann, 3. offenes Team. Insgesamt vier Tonnen CO2 wurden „vermieden“, wenn man das Radfahren als Alternative zum Auto berechnet. 35% waren weiblich, 59% männlich und der Rest irgendetwas anderes bzw. ohne Angabe. Im Vergleich mit sämtlichen Teilnehmer*innen am Stadtradeln in Deutschland (44% w, 48% m), war Winterberg männerdominierter.

Die Radtour selbst war ziemlich cool. Mit Bürgermeister Michael Beckmann und ca. 20 Radler*innen ging es vom Rathaus zur Ruhrquelle, weiter den Ruhrtalradweg nach Niedersfeld, Getränkestopp beim Jubiläumsfest des örtlichen Fußballvereins, Hillebachsee, Grönebach, zurück zum Dumel.

Vorher hatte ich noch gedacht: Och, wieder so ein halb-offizieller Termin, Bürgermeister und wer weiß, was sonst noch passiert, aber es war eine sehr lockere Runde.

Als Sahnehäubchen konnte ich mir einen neuen Fahrradhelm einstecken. Den gab es für die meisten Kilometer in 2022. Wäre ich ein gieriger Materialist, würde ich sagen: hat sich auch in dieser Hinsicht gelohnt.

Den Camelback gab’s auch noch bei der Verlosung. Zum Glück hatte ich meine große Satteltasche dabei, um alle Gooddies sicher nach Hause zu bringen. (foto: zoom)

Ab Morgen bleiben noch zwei Wochen Stadtradeln 2023. Wenn nur das Wetter beständiger wäre.

Stadtradeln Winterberg: rollt…

Schokoladenpause am Olsberger Stausee (foto: zoom)

Vor zwei Tagen ist das Stadtradeln 2023 gestartet und schon werde ich vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Fahre ich morgen früh um zehn Uhr mit der BBL von Brilon nach Madfeld oder beteilige ich mich an der Auftakt-Radtour mit dem Winterberger Bürgermeister um 13 Uhr ab Rathaus?

Da ich mich hier im Blog über das mehrfach ausgefallene Abschlussradeln des letztjährigen Stadtradelns fürchterlich und ausführlich geärgert hatte, werde ich zum Rathaus nach Winterberg hinauf fahren. Das kommt mir vom Bauchgefühl her fairer vor, als mich dort nicht blicken zu lassen. Außerdem sammele ich wie im letzten Jahr Fahrradkilometer für das „Offene Team- Winterberg“.

Kleine Rast mit Blick auf den Autobahnzubringer bei Olsberg (foto: zoom)

In den nächsten drei Wochen werde ich wahrscheinlich wieder die gleichen Strecken wie beim letzten Stadtradeln abfahren. Da ich ein gemütlicher Asphaltfahrer bin, der Wert auf gepflegtes, ruhiges Rollen legt, bleibt im hohen Hochsauerland nur eine begrenzte Auswahl an Touren.

Kein Gejammer, oder wie ich mir immer sage: Shut up and pump your pedals!

Wartet abends auf mich – die fremde Katze auf unserer Wiese (foto: zoom)

Diese braun-orange gefärbte Katze mit dem weißen Hals ist mir völlig fremd, ich kenne sie nicht, weiß nicht, wem sie gehört. Aber als ich die letzten Abende mit dem Rad nach Hause kam, saß sie jedes Mal in der gleichen Pose bei uns in der Wiese. Der Platz scheint ihr zu gefallen, weil wir keinen gemähten Rasen haben, für Katzen ein guter Ort um zu lauern und zu jagen. Sie mögen noch so niedlich aussehen, aber es bleibt die Tatsache, dass Katzen mehr Vögel töten als das böswilligste Windrad.

Ist sie nicht süß? Aber das ist jetzt ein anderes Thema für einen anderen Beitrag.

Pausenbild: Summertime

Ob man sich solch einen Bauwagen nach Löwenzahn-Art in den Garten stellen darf?

Wie die Überschrift schon andeutet, muss ich mich mehr um den Sommer, als um das Blog kümmern.

In Stichworten: Radfahren, lesen, spazieren gehen, Ausflüge in andere Städte…

Es geht hier aber demnächst weiter.

Ach so, heute ist der erste Tag des dreiwöchigen Stadtradelns:

https://www.schiebener.net/wordpress/stadtradeln-2023-mit-grosser-resonanz-750-teilnehmer-170-teams-anmelden-noch-moeglich/

Sonntagsbild: Stairway to Heaven oder Bedürfnisanstalt?

Wohin führen diese Stufen? (foto: zoom)

Die Stufen sind ganz hübsch anzuschauen. Sie führen hinauf in die Altstadt von Marburg. Wir haben sie statt des Aufzugs genutzt, um an der frischen Luft zu bleiben.

Frische Luft? Der Aufgang roch stellenweise recht streng nach Urin, ein scharfer Kontrast zur LGBTQIA+-Treppe. Das Aroma hat wahrscheinlich folgendes Graffito im selben Treppenaufgang oder Abgang – die Richtung bestimmt den Begriff – inspiriert:

Entschuldige, deine Toilette ist in einem anderen Schloss (foto: zoom)

Ein paar hundert Meter weiter kann man/frau es sich auf der Unisex-Toilette des Cafés Roter Stern neben der Buchhandlung gemütlich machen und sich nebenbei politisch bilden. Ach diese Sticker-Kultur!

„great place to make a wish“ (foto: zoom)

Einen schönen Sonntag wünsche ich noch. Möge euch der Regen verschonen. Meine Blumen brauchen ihn allerdings.

Teach your parents well

Probehören: hat sie auch keine kleinen Kratzer? (foto: zoom)

Wer mich in Kassel treffen will, suche im Freibad Wilhelmshöhe, in einem der Standorte der Universitätsbibliothek, im Café Westend, im Eberts oder beim Scheibenbeisser, es sei denn, ich bin auf einem epischen Spaziergang durch die Grünanlagen, Parks und Stadtteile unterwegs.

In dieser Woche habe ich endlich eine Lücke in meiner Plattensammlung geschlossen und für gut angelegte 12 Euro die Doppel-LP 4 Way Street von Crosby, Stills, Nash & Young beim Scheibenbeisser aus dem Plattenregal gefischt.

Das Plattencover vorn, der Preis oben rechts (foto: zoom)

Vor mehr als zwei Jahren hatte B. Schreiber hier im Blog an das 50-jährige Erscheinungsdatum der Platte erinnert und mir war aufgefallen, dass mir gerade dieses gute Stück in meiner kleinen Sammlung fehlte.

Nun, es war Pandemie und ich lief lieber im Hochsauerland auf langen Spaziergängen durch den Wald als mich in Plattenläden herumzutreiben.

Dann rief mir Spotify mit der Live-Version von Carry On ein Lied von 4 Way Street als Ohrwurm zurück ins Gedächtnis. Als ich vor zwei Wochen nachts im Traum Chicago in Dauerschleife zur dystopisch-düsteren Szenerie einer US-amerikanischen Großstadt hörte, war klar, dass ich die beiden Scheiben haben musste. Der Ohrwurm wollte gefüttert werden.

Jetzt dreht sich 4 Way Street zu Hause auf dem Plattenteller und nach vielen Jahrzehnten sind mir einige Zeilen aus dem Song Teach Your Children noch einmal besonders aufgefallen. Graham Nash singt nicht nur:

„Teach your children well,
Their fathers hell,
Will slowly go by“,

sondern gegen Ende auch:

„Teach your parents well,
Their childrens hell,
will slowly go by“

Graham Nash hat das Lied 1968 geschrieben. Damals war er noch Bandmitglied der Hollies.

„[He] associated the song’s message with a famous 1962 photo by Diane Arbus, Child with Toy Hand Grenade in Central Park, shortly after writing the song. The image, which depicts a child with an angry expression holding the toy weapon, prompted Nash to reflect on the societal implications of messages given to children about war and other issues.“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Teach_Your_Children)

Verdammt aktuell, oder? Ohio und Chicago sind eine Vergangenheit, die leider auch heute noch in der US-amerikanischen, aber auch unserer deutschen Gesellschaft, lebendig ist. Die Untoten (Hass, Antisemitismus, Rassismus) erstehen auf und ich hoffe, dass es nicht zu spät ist für eine Bürgerrechtsbewegung, die sie wieder in die Gräber scheucht.

Find the cost of freedom.

Bloggen in den Ferien? Es ist einfach zu viel los.

Auf dem Weg zum LWL-Museum für Naturkunde am Aasee in Münster (foto: zoom)

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in der Urlaubszeit etwas mehr und konzentrierter zu bloggen. Aber leider macht mir das Leben einen Strich durch die Rechnung: es passieren zu viele interessante Dinge, so dass mir kaum Zeit bleibt, das Blog zu betreuen, geschweige denn Artikel zu schreiben. Der Stoff ist da, aber die Zeit ist knapp.

Die Bücher, die ich gerade lese – keine Muße für eine Rezension. Museen und Austellungen, gelungene, mittelmäßige und schlechte – wo bleiben die Stunden für einen Artikel? Der Wald im Sauerlandmuseum, die Kanzler*innen-Karikaturen im Hallenberger Kump, die Klimakrise im Naturkundemuseum Münster, Radtouren, Bahnfahrten, Spaziergänge und was beim Reisen selbst – der Weg ist das Ziel – noch geschieht, bleibt vorerst ungeschrieben.

Wenn nichts passieren würde, hätte ich Zeit zum Schreiben.

Weitere Litanei erspare ich euch. Den ein oder anderen Satz hinterlasse ich im Fedivers bei Mastodon, aber auch dort immer weniger.

Irgendwann ist der schönste Urlaub zuende. Bis dahin…