Mal eben kurz gucken: Dortmund

Am Eingang des U (foto: zoom)

Gestern bin ich (Maske auf) mit dem Zug nach Dortmund und zurück gefahren. Für irgendetwas muss das Deutschlandticket gut sein.

Eine meiner üblichen Schnell-Exkursionen verläuft vom Bahnhof zur Landesbibliothek und weiter zum Dortmunder U: Bücher ausleihen und ein paar Ausstellungen ansehen.

Ich wollte vor der Dunkelheit wieder im Sauerland sein, also war das Zeitfenster knapp bemessen.

Die Ausstellungen Kulturelle Teilhabe und Heterogenität – Tasten und Sehen im Dialog der TU Dortmund und die Emerging Artists V-Biennale für zeitgenössische Kunst aus Dortmund konnte ich mir nur sehr kurz anschauen. Sie werden allerdings noch bis zum 14. bzw. 28. Januar 2024 gezeigt. Beim nächsten Dortmund-Besuch bringe ich mehr Muße mit und besuche die Werke der acht Künstler*innen auf der zweiten Ebene etwas ausdauernder.

Tastmodell der Stadtkirche St. Reinoldi (foto: zoom)

Teilhabe am Kulturellen Erbe ist Menschenrecht: für alle! ist das Motto der ersten Ausstellung.

„Vorgestellt werden Tastmodelle der Stadtkirche St. Reinoldi, Vermittlungschoreografien für eine inklusive (bau-)kulturelle Bildung und für eine zeitgemäße Lehrer:innenbildung.“

https://dortmunder-u.de/event/tasten-und-sehen/
Im Vordergrund die Innenstadt, im Mittelgrund ein Kirchenfenster und dahinter die St. Reinoldi Kirche (foto: zoom)

Neben den Modellen hängen zahlreiche Informationstafeln, auf denen das Projekt der Technischen Universität (TU) erläutert wird.

Die Zeit – sie lief mir davon. Auf der zweiten Ebene wollte ich unbedingt noch einen kurzen Blick auf die jungen, aufstrebenden Dortmunder Künstler*innen bzw. ihre Werke werfen.

Der Eingangsbereich (foto: zoom)

Beide Ausstellungen sind übrigens kostenlos. Auch wenn man nur kurz verweilt, bleibt kein Loch in der Brieftasche.

Auf dem Bild überschneiden sich zwei Ausstellungen. (foto: zoom)

Die naiv anmutende Malerei gehört zu eine/einem anderen Künstler*in als der Girls, Girls, Girls Teil, in welchem es um Prostitution ging. Die Künstlerin erklärt ihren Ausstellungsbereich auf einer grün umrandeten, im Raum hängenden Tafel.

Das Thema ist aktuell, allgegenwärtig und zugleich liegt ein Schleier des Schweigens über dem sogenannten“ältesten Gewerbe der Welt“. (foto: zoom)

Den roten Vorhang habe ich allerdings nicht zurückgezogen. Ich fand dieses Stück ganz witzig, weil es die sogenannte Warnung vor dem Inhalt / Content Warning (CW) in den sozialen Medien vergegenständlicht.

Hinter dem Vorhang kannst du Kommentare über Sexarbeiter*innen lesen, die verstörend sein können. Lies sie nur durch, wenn du dich dazu bereit fühlst. (foto: zoom)

Für eventuell zu erwartende abwertende, schäbige, ekelhafte Kommentare hatte ich am Donnerstag keine Zeit. Der Zug wartete. Der Vorhang blieb zu.

Tschüss Dortmund! (foto: zoom)

Knapp über Null auf dem Kahlen Asten

Vor dem Sonnenuntergang auf dem Kahlen Asten (foto: zoom)

Als die Sonne heute unterging, lag die Temperatur auf dem Kahlen Asten bei 0,5° C. Die Kälte kroch mir unter die Jacke; zu dünn angezogen, eher für 10° plus.

Das Licht war allerdings sehr transparent und entschädigte mich für das Schlottern und Bibbern.

Gerade war es noch hell und der Sonnenuntergang schien sich elend lange hinzuziehen.

Schöne Aussichten vom sprichwörtlich Kahlen Asten (foto: zoom)

Doch dann ging es sehr schnell. Schwupps war die Sonne weg. Einige Menschen hatten ihr Smartphone mit Stativ auf eine Bank gestellt, andere positionierten sich für ein flottes Instagram-Shooting oder hielten en passant ihre Smartphones in den Sonnenuntergang.

Das war’s auch schon. (foto: zoom)

Zu Zeiten der Corona-Beschränkungen strömten zwar mehr, gerade jüngere Leute, zum Sonnenuntergang auf den Kahlen Asten, aber alles zu seiner Zeit. Auch mit wenigen Fotograf*innen ist der Abend auf dem zweithöchsten Berg NRWs ein kleines soziales Ereignis, wortlos zusammengehalten vom schwindenden Licht.

Alle Bilder mit der Nikon D 7200, 50 mm Festbrennweite, Blende 8 und 1/100 sec. Der Kaffee im Turm hat 3,40 gekostet.

Schnappschuss: der Kahle Asten am späten Nachmittag

Blick über die Hochfläche des Kahlen Asten (foto: zoom)

Das Beste am Kahlen Asten sind imho die Flächen mit den Einzelbäumen. Auf der Einfaufstour bin ich kurz abgebogen und habe auf dem zweithöchsten Berg NRWs eine kleine Runde gedreht.

Heute war es dort oben windig, wenn auch nicht allzu heftig, und kalt, novemberkalt. Der Späte Nachmittag im Titel bedeutet 15:31 Uhr. Seit der Umstellung der Uhren auf die Winterzeit, scheint dieses Spät immer früher zu beginnen.

Das Licht findet sich im Lebensmittelgeschäft zwischen Nudeln und Hafermilch. Meine gedrückte Stimmung bekämpfe ich auf der Rückfahrt mit Bad Religion und Hüsker Dü.

Und zack ist es schon früher Abend. Zeit, die Nudeln zu kochen und das Gemüse von gestern aufzuwärmen. Wegschmeißen wäre zu schade.

Bis dann!

Allerheiligen in Hessen: vom grauen Hohen Gras im Habichtswald zur gelben Puddingschnecke am Bebelplatz

Grau war der Morgen im Habichtswald (foto: zoom)

Ich hätte heute im hessischen Kassel den katholischen NRW-Feiertag Allerheiligen mit einem Zug durch die Einkaufsstraßen kompensieren können. Aber dafür ist mir die freie Zeit zu wertvoll und ich verschwende sie lieber mit kontemplativen Tätigkeiten.

Am besten kann ich nachdenken, wenn ich mich bewege. Radfahren oder ein langer Spaziergang sind die Mittel der Wahl.

Am Hohen Gras im Habichtswald bin ich im Nebel losgewandert. Der Morgen gehörte mir, die Wanderwege waren leer und verlassen. Selbst am Herkules waren nicht viele Menschen unterwegs.

Zwischenetappe am Herkules (foto: zoom)

Ein kurzer Blick über Kassel auf die Sichtachse Wilhelmshöher Allee, dann ging es weiter Richtung Hessenschanze.

Blick vom Herkules auf Kassel (foto: zoom)

Die Baumallee (siehe Bild unten) ist Teil eines alten Dokumenta-Projekts. Das Kunstwerk „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ von Joseph Beuys verteilt sich im gesamten Stadtgebiet und gestaltet die Stadt auch lange nach seiner Entstehung zur documenta 7 (1982). Erkennbares Merkmal der zum Kunstwerk gehörenden Bäume ist eine daneben platzierte Basaltstele.

Die Allee finde ich zu jeder Jahreszeit ganz hübsch. Die Basaltstelen neben den Bäumen sind gut zu erkennen. (foto: zoom)

Obwohl ich kein Freund von Beuys bin und mir die hochgradig antisemitische Dokumenta 15 erst einmal den Spaß an der Kasseler Dokumenta-Kunst vergällt hat, gefallen mir die Bäume und Baumreihen, die die Dokumenta 7 in die Stadt gebracht hat.

Man muss sich Ziele setzen. (foto: zoom)

Zum Abschluss der 11-Kilometer-Wanderung schmeckten mir Kaffee und ein Puddingteilchen in einer Bäckerei am Bebelplatz.

Vielleicht sollte ich noch sagen, was aus den ganzen Gedanken geworden ist, die mir im Habichtswald durch den Kopf gingen.

Ich habe sie (fast) alle vergessen. Über das „fast“ sprechen wir später.

Gute Nacht!

Der geschenkte Morgen

Kurzer Foto-Stopp am Naturgarten bei Berge (foto: zoom)

Mit dem schönen Wetter hatte ich gestern nicht gerechnet. Als sich unverhofft die Sonne zeigte, habe ich sofort das Rad aus dem Keller geholt und los ging’s.

Oft habe ich keinen fertigen Plan und entscheide erst an wichtigen Kreuzungen, wohin die Tour gehen könnte.

Gestern entwickelte sich die Strecke folgendermaßen (in Stichworten): Großes Bildchen, Sorpetal, Winkhausen, Gleidorf, Fredeburg, Bremke, Wenholthausen, Berge, Wennemen, Meschede, Bestwig. Dort mit Deutschland- und 24-Stunden-Radticket in den Zug nach Siedlinghausen gestiegen.

Die Umleitung des Ruhrtalradwegs zwischen Olsberg-Stausee und Steinhelle über die vielbefahrene B 480 habe ich mir auf diese Weise erspart.

Die roten Punkte kennzeichnen die vermiedene Umleitung (OSM bearbeitet von zoom)

Auf der B 480 würde ich gerade in diesem Bereich niemals mit dem Rad fahren. Der Verkehr ist heftig. Die Umleitung ist imho waghalsig.

Den Summenden Schul- und Erlebnisgarten hatte ich vor einem halben Jahr hier im Blog genauer beschrieben:
https://www.schiebener.net/wordpress/eine-kleine-radtour-zum-summenden-schul-und-erlebnisgarten-berge/

Ein kleiner Spaziergang

Blick auf die Namenlose (foto: zoom)

Schlechtes Wetter, schlechte Nachrichten, schlechte Laune. Wenn alles mies scheint, ist die Namenlose zwischen Siedlinghausen und Silbach ein guter Ort, das Gemüt durchzulüften.

Flechten, Moose, Farne, Kräuter, Sträucher, Bäume und ab dem Frühjahr die Blütenpflanzen. Jetzt, Ende Oktober, ist es dort einfach nur grün und der kleine Fluss mit dem seltsamen Namen plätschert über die Steine.

Spätestens in Silbach hat sich meine Stimmung gebessert. Die Gänse haben schon lange den Teich hinter dem Fußballplatz verlassen. Ihre Gössel sind groß. Wie weit sie wohl gezogen sind? Das ungleiche Paar – Graugans (m) und Kanadagans (w). Im Frühjahr werde ich wissen, ob die beiden sich treu geblieben sind.

Es wird dunkel. Die Uhren sind umgestellt, die Zeit ist geblieben. Das nächste Buch ist von Rafik Schami und trägt den Titel Wenn Du erzählst, erblüht die Wüste.

Ich bin dann mal weg.

Moin!

Blick Richtung Olsberg (foto: zoom)

Der Tag beginnt sonnig. In der Ferne kreischen die Kettensägen. Gestern habe ich eine DVD geschenkt bekommen: Belphégor oder Das Geheimnis des Louvre.

Den Ausgang der Geschichte habe ich vergessen und unser DVD-Player hat sich gestern ins Reich des Elektronikschrotts verabschiedet.

Das Phantom muss warten. Ich könnte mir den Film auch mit Hilfe des externen DVD-Laufwerks auf dem Bildschirm des Klappcomputers anschauen, aber das hätte keinen Stil. Der Fernsehmonitor sollte es mindestens sein. Am liebsten wäre mir ein Retro-Kino: Grusel auf einer riesigen Filmleinwand im abgedunkelten Kinosaal.

Wenn die Technik wieder steht, werde ich berichten, ob mich Belphégor noch genau so gruselt, wie damals in den alten Zeiten, als ich mich nach den ersten Teilen der Vorabendserie nicht mehr in den Kartoffelkeller traute.

Von Ramsau zum rechten Geschichtsrevisionismus in Deutschland

Blick auf die Gastwirtschaft Hirschkaser und das Wagendrischelhorn(?) bei Ramsau (foto: zoom)

Zuerst hatte wir uns für das Dachauer Symposium für Zeitgeschichte Rechter Geschichtsrevisionismus in Deutschland im Max Mannheimer Haus angemeldet und dann überlegt, ob wir vorher noch ein paar Tage Urlaub in den Alpen machen sollten.

Wer die letzte Woche im Blog geblättert hat, wird gemerkt haben, dass unsere Wahl auf Ramsau gefallen war. Es herrschte wunderbares Wanderwetter und mehr muss dazu auch nicht mehr gesagt werden. Nachfragen beantworte ich bei Bedarf.

Auf das Symposium in Dachau sind wir durch Zufall aufmerksam geworden, aber das Thema passt perfekt (leider) in die heutige Zeit. Mit Jens-Christian Wagner als Wissenschaftlichem Leiter (Gedenkstätte Buchenwald, vormals Gedenkstätte Bergen-Belsen) und den zahlreichen interessanten Referent*innen, von denen wir schon einige aus dem Bücherregal und andere aus den sozialen Medien kannten, konnte nicht viel schief gehen. Spoiler: tat es auch nicht.

Das Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte hat sich als Forum des wissenschaftlichen Austauschs über die Geschichte des Nationalsozialismus etabliert – in der internationalen Zeitgeschichtsforschung ebenso wie in der interessierten Öffentlichkeit. Die Stadt Dachau erwarb sich durch ihre vielfältige Auseinandersetzung mit der Geschichte des Dritten Reiches in Deutschland und darüber hinaus den Ruf eines Lern- und Erinnerungsortes; das Symposium, das sie seit 2000 in Zusammenarbeit mit dem Max Mannheimer Haus jährlich veranstaltet, trägt dazu bei. Die Tagungsbände werden in der Reihe „Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte“ veröffentlicht. Ziel der Reihe ist es, aktuelle Forschungen zur Geschichte und Nachgeschichte der NS-Zeit vorzustellen, zu diskutieren und darüber nachzudenken, wie und warum die Geschichte des Nationalsozialismus nach wie vor unsere Gegenwart berührt. Sowohl um aktuelle Bezüge geht es als auch um die Einbindung erinnerungskultureller Entwicklungen. Nicht ausschließlich Spezialisten sollen sich zusammenfinden, sondern das Symposium möchte einer breiten interessierten Öffentlichkeit ein Forum der Information und Diskussion bieten. Die Tagungsbände des Symposiums erscheinen im Verlag Wallstein (Göttingen).

http://dachauer-symposium.de/
Dieses Ankündigungsplakat hing im Max-Mannheimer Studienzentrum (foto: zoom)

An den beiden Tagen gab es dann noch einige Änderungen. Nicht alle Referent*innen konnten vor Ort sein und wurden dann jeweils live per Internet zugeschaltet. Das war zwar schade, weil es insbesondere Heike Kleffner und Natascha Strobl betraf, die wir gerne in Person gesehen hätten, aber ihre Vorträge waren dafür umso informativer.

Ankündigung des Symposiums in der Süddeutsche Zeitung, 04.10.2023:

Geschichtsrevisionismus entlarven

„Das diesjährige Dachauer Symposium widmet sich einmal mehr einem brandaktuellen Thema. Als wissenschaftlicher Leiter konnte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, gewonnen werden.“

Das reale Programm sah folgendermaßen aus:

Freitag, 13. Oktober 2023

13.00-13.15 Begrüßung

Felizitas Raith, Leiterin des Max Mannheimer Studienzentrums, Dachau

Sybille Steinbacher, Projektleiterin der Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte

13.15-13.45 Einführung

Jens-Christian Wagner (Weimar): Zwischen Schuldabwehr, Schuldumkehr und Instrumentalisierung: Rechter Geschichtsrevisionismus in Deutschland

13.45-16.00 Formen

Fabian Virchow (Düsseldorf): Corona und die Folgen: Geschichtsrevisionismus im Milieu der Pandemieleugner und -leugnerinnen

Julia Bernstein (Frankfurt am Main): Über Generationen hinweg: Jüdische Traumatradierung und ihre Thematisierung in der Mehrheitsgesellschaft (online)

Imanuel Baumann (Nürnberg): Rechtsterrorismus als gewaltförmiger Geschichtsrevisionismus: Motive und Traditionen der Zerstörung von Geschichte und Gedenken im Kontext rechter Gewalt

16.15-18.30 Felder I

Volker Weiß (Hamburg): Vom „Schuldkult“ und den „linken Nazis“: Geschichts(um)deutungen der Neuen Rechten

Markus Linden (Trier): Der Geschichtsrevisionismus der „Alternative für Deutschland“ (AfD): Akteure, Organe, Inhalte

Samstag, 14. Oktober 2023

8.30-9.50 Felder II

Justus H. Ulbricht (Dresden): Ressentiment-Maschinen oder: die Eroberung der Köpfe via Lektüre. Blicke nach Schnellroda und in andere Verlage der Neuen Rechten

Arnd Henze (Berlin): Wem gehört Bonhoeffer? Zur Vereinnahmung des kirchlichen Widerstandes durch Rechtsevangelikale (online)

9.50-11.45 Ideologie

Natascha Strobl (Wien): Identitäre Geschichtsbilder. Zwischen Reconquista und Karl dem Großen (online)

Heike Kleffner (Berlin): Zwischen Kontinuitätslinien und Aktualisierung von Feindbildern und Opfermythen: Geschichtsrevisionismus und Verschwörungsideologien (online)

Maik Tändler (Berlin): „Nationalmasochismus“. Zur alt- und neurechten Abwehr der „Vergangenheitsbewältigung“

11.50-12.30 Wie sollen die Gesellschaft und die KZ-Gedenkstätten rechtem Geschichtsrevisionismus begegnen?

Podiumsdiskussion mit Gabriele Hammermann (Dachau), Natascha Strobl, Jens-Christian Wagner, Volker Weiß und Sybille Steinbacher (Moderation)

Natascha Strobl nahm online an der abschließenden Podiumsdiskussion teil. Auf dem Podium v.l.: Volker Weiß, Gabriele Hammermann, Jens Christian Wagner, Sybille Steinbacher (foto: zoom)

Sehr ausführlich wurde die Tagung von Walter Gierlich in der Süddeutschen Zeitung besprochen:

Süddeutsche Zeitung, 15.10.2023

„Das Geschichtsbewusstsein erodiert“

„Jeden Tag gibt es durchschnittlich mindestens sieben antisemitische Straftaten in Deutschland. Beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte erforschen Experten heuer den Geschichtsrevisionismus“

Süddeutsche Zeitung, 15.10.2023

Der geistige Bürgerkrieg

„In einer Diskussion beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte streiten Historiker über den Umgang mit Nazis, die behaupten, keine zu sein.“

Fortsetzung in Form meiner eigenen Notizen und Gedanken folgt. Ich habe sie noch nicht so ordentlich sortiert wie der Autor der Süddeutschen Zeitung.





Himmel und Berge gebrochen

Wie die Brechung auf dem See zustande gekommen ist, kann ich mir erklären, aber… (foto: zoom)

Es war eine ruhige Bootsfahrt zum Anleger Salet am anderen Ende des Königssees. Wir hatten die letzten beiden Plätze für die erste Fahrt des Tages ergattert.

Sämtliche Fensterplätze waren belegt. Ans Fotografieren war daher nicht zu denken – bis auf dieses eine Bild, welches ich mir um den Kopf meiner Sitznachbarin herum erschlichen habe. Allerwegen waren die Smartphones und Großkameras im Dauereinsatz. Der anfänglichen Enttäuschung über den Platz am Mittelgang folgte Entspannung und Gelassenheit. Die Kamera blieb im Rucksack. Wir konnten in Ruhe den Ausblick genießen.

Die gebrochene Spiegelung des Watzmannmassivs auf der Wasseroberfläche fand ich am Ende des Tages besser als alle weiteren Bilder, die ich auf dem Fußweg zwischen Salet, Obersee und Fischunkelalm geknipst hatte. Den Schatten in Form einer Sprechblase am rechten Rand mit der Hütte am Ufer im Mittelpunkt kann ich nicht erklären.

Egal – einen sehr überlaufenen Hotspot im Berchesgadener Land haben wir mit Bravour abgehakt. Jetzt muss ich nur noch einen Briefkasten für die bunt bebilderten Postkarten mit den 70-Cent-Marken finden, die wir am Abend geschrieben haben.

Blick aus dem Fenster heute Abend

If the summer changed to winter, yours is no, yours is no disgrace

Nach Regen und Kälteeinbruch: Wolkengewusel am Abendhimmel (foto: zoom)

Heute Morgen bin ich noch bei milden Temperaturen das Valme-Tal hinunter geradelt. Dann kam Wind auf, ein erster kleiner Regenschauer erwischte mich. Nachmittags sanken die Temperaturen.

Merkwürdig wie sich aus dem Nichts plötzlich Liedzeilen in die Gehirnwindungen schleichen. Bergan nach Heinrichsdorf wurde es dunkler. Während ich in die Pedalen trat ging es los: Tak, tak, tak, tak, taaa, takataka(*) … tak, tak, tak, tak, taaa, takataka … if the summer changed to winter, yours is no, yours is no disgrace …

Diese eine Zeile und den rhythmischen Gitarrenriff aus einem über zehnminütigen Song der Prog-Rock-Gruppe Yes von 1971 bin ich den ganzen Tag über nicht losgeworden. Tak, taa, tak, taa, takataka … tak, tak, tak, tak, taaa, takataka … nicht beim Regenspaziergang am Hennesee und nicht beim letzten Blick auf den Wolkensalat am Abendhimmels.

Dabei hat das Lied überhaupt keinen Bezug zum Wetter. Interpretiert wird der Text vielmehr als „a remarkable and subtle song about the Vietnam War.“ (Wikipedia)

Was interessiert mein Unterbewusstsein die subtile Antikriegsbotschaft von Yours Is No Disgrace, wenn das Wetter am 3. Oktober vom langen Sommer auf Herbst umschlägt. If the summer changed to winter, yours is no, yours is no disgrace …

Das Triple-Album Yessongs, auf denen die Live-Version des Stücks zu finden ist, war einer meiner ersten Schallplattenkäufe, bei Radio Bohlen in der Dinslakener Neustraße. Das Albumcover hatte mich magisch angezogen. Jahrzehntelang habe ich die Musik immer wieder und wieder gehört. Close to the Edge, The Fish … und eben Yours is no Disgrace.

Verrückt, dass ich mich erst heute ausführlicher mit dem Text beschäftigt habe. Tak, taa, tak, taa, takatakataa … On a sailing ship to nowhere, leaving any place, if the summer changed to winter, yours is no disgrace …

Ich befürchte, dass in meinem Plattenschrank noch viele oft gehörte Scheiben stehen, um deren Texte ich mich demnächst einmal kümmern sollte.

Yesterday a morning came, a smile upon your face
Caesar’s Palace, morning glory, silly human, silly human, silly human race

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=cFD7pimdY5A
In dem Cover stecken drei LPs

Den Text von Yours is no Disgrace kann man auf verschiedenen Websites finden. Da ich nicht weiß, wie es um die Rechte steht, hier einer von vielen Links: https://lyricstranslate.com/de/yes-yours-no-disgrace-lyrics.html, ansonsten googlen, metageren oder was auch immer.

(*) die Darstellung des Rhythmus ist sehr frei interpretiert