Mit dem schönen Wetter hatte ich gestern nicht gerechnet. Als sich unverhofft die Sonne zeigte, habe ich sofort das Rad aus dem Keller geholt und los ging’s.
Oft habe ich keinen fertigen Plan und entscheide erst an wichtigen Kreuzungen, wohin die Tour gehen könnte.
Gestern entwickelte sich die Strecke folgendermaßen (in Stichworten): Großes Bildchen, Sorpetal, Winkhausen, Gleidorf, Fredeburg, Bremke, Wenholthausen, Berge, Wennemen, Meschede, Bestwig. Dort mit Deutschland- und 24-Stunden-Radticket in den Zug nach Siedlinghausen gestiegen.
Die Umleitung des Ruhrtalradwegs zwischen Olsberg-Stausee und Steinhelle über die vielbefahrene B 480 habe ich mir auf diese Weise erspart.
Auf der B 480 würde ich gerade in diesem Bereich niemals mit dem Rad fahren. Der Verkehr ist heftig. Die Umleitung ist imho waghalsig.
Geschmack hin oder her. Bei Gärten und Parks gibt es viele andere und wichtigere Aspekte als Mode und Geschmack, meint die Sauerländer Bürgerliste (SBL).
Welche Aspekte?
Da können wir es uns ganz einfach machen. Es genügt schon, nachzugucken, was die Gestaltungssatzung vom Städte- und Gemeindebund NRW in den „Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Schottergärten“ sagt! Wegen Überlänge (24 Seiten) greifen wir hier unter bestimmten Gesichtspunkten nur einige markante und wichtige Aussagen und auch ein paar Paragraphen auf.
Flächenversiegelung
Versiegelte Flächen schaden dem Artenreichtum und beschleunigen das Insektensterben.
Sie wirken sich auch negativ auf das Mikroklima aus.
Sie verringern die Fläche, die zur Versickerung von Niederschlägen geeignet ist.
Bei Starkregenereignissen, bei denen die Niederschlagsmengen die Kapazität der Kanalisation überschreiten, können große Wassermassen nur oberflächlich abfließen und die öffentlichen Verkehrsflächen und privaten Grundstücke werden überflutet.
Artenschutz, Klimaschutz
Pflanzen senken Temperaturen durch Beschattung und Verdunstungskälte, filtern Staub und Lärm, nehmen Kohlendioxyd auf, spenden Sauerstoff, verbessern den Wasserhaushalt und dienen somit der Gesundheit aller Bürger.
Zum Schutz des Artenreichtums und des Mikroklimas können die Gemeinden in Bebauungsplänen nach § 9 Abs. 1 Nr. 20 und 25a BauGB für Vorgartenflächen die Bepflanzung und Begrünung vorschreiben.
Nach Nr. 25a kann die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern sowie sonstigen Bepflanzungen aus städtebaulichen Gründen, zu denen auch der Umweltschutz zählt, festgesetzt werden.
Hochwasserschutz bei Starkregenereignissen
Um die Versiegelung der besonders bei Starkregenereignissen zur Vermeidung von Hochwasserschäden benötigten Vorgärten zu verhindern, können die Kommunen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 16d BauGB im Bebauungsplan Flächen festsetzen, die auf einem Baugrundstück für die natürliche Versickerung von Niederschlagswasser freigehalten werden müssen, um Schäden durch Hochwasser und Starkregen vorzubeugen.
Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind gemäß § 1 Abs. 7 BauGB die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander gerecht abzuwägen. Diese Abwägung, bei der nach § 1 Abs. 6 Nr. 12 BauGB insbesondere auch die Belange des Hochwasserschutzes zu berücksichtigen sind, wird hinsichtlich der Verhinderung von Schäden durch Starkregenereignisse regelmäßig zugunsten des Verbots der Verschotterung ausfallen.
§ 8 Abs. 1 S. 1 BauO NRW
Ein weiterer Regelungsansatz ergibt sich für die Kommunen aus § 8 Abs. 1 BauO NRW. Diese Norm verpflichtet in Satz 1 den Grundstückseigentümer oder sonstigen Verfügungsberechtigten eines bebauten Grundstücks, die nicht überbauten Flächen mit gewissen Einschränkungen wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen oder zu bepflanzen, soweit nicht durch Bebauungspläne oder andere Satzungen bereits Festsetzungen getroffen sind.
Die Zulässigkeit einer bauordnungsrechtlichen Ordnungsverfügung mit dem Inhalt, einen Vorgarten zu begrünen, wurde etwa durch das Thüringer Oberverwaltungsgericht mit Urteil vom 26.04.2017 (1 KO 347/14) bestätigt.
Bauordnungsverfügungen, Pflanzgebot und Baugenehmigungen
Die Durchsetzung der bauplanerischen Festsetzungen und des § 8 Abs. 1 Satz 1 BauO NRW können durch bauordnungsrechtliche Ordnungsverfügungen sichergestellt werden.
Bereits der § 9 Abs. 1 BauO NRW a.F. verpflichtete zur Begrünung der unbebauten Flächen, sodass die in der Vergangenheit errichteten Schottervorgärten materiell rechtswidrig sind.
Die Pflanzfestsetzungen in Bebauungsplänen nach § 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGBsind von der Kommune vor Ort selbst zu kontrollieren.
Weitere Instrumente und gute Beispiele
Die Bauberatung eignet sich, um die Bürger darüber aufzuklären, dass die Schottergärten tatsächlich nicht unbedingt pflegeleicht sind. Nach kurzer Zeit setzt sich Moos zwischen die Steinchen und müssen Gräser und Wildkräuter entweder kostenintensiv entsorgt oder die Steinchen aufwendig gereinigt werden.
Die Stadt Korschenbroich hat ein Förderprogramm zur Entsiegelung von Vorgärtenflächen aufgelegt. Danach sollen ab dem Haushaltsjahr 2020 Hauseigentümer und Eigentümergemeinschaften finanziell unterstützt werden, die ihre Vorgärten durch Rückbau von versiegelten Flächen und Schotterflächen in Grünflächen (Wildblumenwiesen, Staudenbeete, Gehölzflächen mit naturnaher Bepflanzung) wieder naturnah gestalten. Es muss eine Mindestfläche von 10 m² zurück gebaut werden, wobei sich die Eigentümer verpflichten müssen, die Begrünung mindestens 10 Jahre zu erhalten. Die Förderhöhe beträgt 2,50 €/m² bei einem Höchstbetrag von 500 € je Maßnahme.
Die Gemeinde Steinhagen hat in einem neuen Bebauungsplan folgende Festsetzungen getroffen: „Pflanzgebot in Vorgärten gemäß § 9(1) Nr. 25a BauGB: Die Vorgärten sind je Grundstück mit Einzel- und Doppelhäusern in den Teilflächen WA2, WA3, WA3 und WA4* zu mindestens 50 % und bei Reihenmittelhausgrundstücken in den Teilflächen WA2 zu mindestens 25 % als Vegetationsflächen (z. B. Rasen, Gräser, Stauden, Kletterpflanzen, Gehölze) anzulegen und dauerhaft zu erhalten. Kombinationen mit natürlich vorkommenden mineralischen Feststoffen (z. B. Kies, Bruchsteine, Bruchsteinmauer) sind bis zu einem Drittel der Vegetationsflächen zulässig. In den Vegetationsflächen ist nur die Verwendung von offen-porigen, wasserdurchlässigen Materialien zulässig. Dies gilt auch innerhalb des Bodenaufbaus. Wasserundurchlässige Sperrschichten wie z. B. Abdichtbahnen sind unzulässig.“ *Die Beschränkung auf Teilflächen kann wahlweise vorgenommen werden.
Die Stadt Xanten plant verstärkt Festsetzungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 16d BauGB sowie nach § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB, bei denen die Versiegelung der Vorgärten möglichst gering zu halten ist und jene gärtnerisch anzulegen sind. Befestigte und bekies-te Flächen sollen lediglich als notwendige Geh- und Fahrflächen zulässig sein und müssen sich in ihrer Ausdehnung auf das für eine übliche Nutzung angemessene Maß beschränken.
Durch konsequent ökologische Gartengestaltung können trotz oftmals beschränkter Größe wahre Refugien für heimische Tier- und Pflanzenarten entstehen.
In unserer zunehmend homogenisierten Landschaft entstehen hier mit ein wenig Ideen wichtige Trittsteinbiotope. Letztgenannte sind inselartige, mehr oder weniger regelmäßig verteilte Biotope, denen die Aufgabe zukommt, die durch Zerstörung bzw. Entwertung naturnaher Habitate verlorengegangenen Verbindungsstrukturen zwischen noch weitgehend intakten Kern-Lebensräumen zu ersetzen.
Solche Trittsteinbiotope leisten sowohl einen Beitrag zur Arterhaltung als auch zur Neubesiedelung von Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus sorgen sie dafür, daß der genetische Austausch zwischen den Tierpopulationen möglichst aufrechterhalten wird.
Je mehr Fläche ein Naturgarten aufweist und je vielfältiger das Angebot an naturnahen Lebensraumtypen ist, desto günstiger stehen die Aussichten, daß sich eine artenreiche Fauna und Flora einstellt. Der alles entscheidende Faktor ist also die Bereitstellung von geeigneten Habitaten für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.
Ausdrücklich gewarnt werden muß vor dem Aussetzen von Tierarten, seien es Fische, Kriechtiere oder Amphibien, von Exoten ganz zu schweigen, um auf diese Weise eine schnelle Besiedelung des Gartens zu ermöglichen. Das würde zu bösen Überraschungen führen. Die Fischfauna liefert dafür ein abschreckendes Beispiel: Würde man davon bestimmte Arten in einen Gartenteich einsetzen, machten die sich, solange der Vorrat an kleinen Beutetieren reicht, z. B. über die darin lebenden Molche her, bis die Nahrungsbasis schließlich aufgezehrt ist. Zudem belasten die Exkremente der Fische das stehende Gewässer mit Nährstoffen, so daß diese Organismen irgendwann selbst mangels Nahrung zugrunde gehen.
Also bleibt folgendes festzuhalten: Entscheidend ist, daß die Lebensvoraussetzungen stimmen. Ist das gewährleistet, wandern diverse Tierarten je nach Biotopansprüchen schon ganz von selber ein. Für die meisten Arten, z. B. Vögel, dient der Ökogarten als Rast- und Nahrungshabitat. Nicht wenige anpassungsfähige, doch auch seltenere Arten, soweit man sie in der näheren oder weiteren Umgebung erwarten kann, nutzen das Biotop vor der eigenen Haustür manchmal sogar zum Brüten.
Hatten bis vor wenigen Jahrzehnten viele Arten in einer biologisch intakten Kulturlandschaft ein sicheres Zuhause, so finden sie heute keinen Lebensraum mehr. Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung halte ich es für dringendst erforderlich, ohne Wenn und Aber mindestens 10 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Areale als ökologische Vorrangflächen für den Naturschutz auszuweisen, in denen sowohl jeder Chemieeinsatz als auch die Beseitigung naturnaher Landschaftselemente zu unterbleiben hat. Solange aber daraus nichts wird und infolge des Strukturwandels im ländlichen Raum die biologische Vielfalt immer stärker unter Druck gerät (Hecken, Feldgehölze, Kleingewässer, blütenreiche Wegränder, extensiv bewirtschaftetes Grünland), gewinnen Ökogärten als Oasen für Tiere und Pflanzen ständig mehr an Bedeutung!
Dabei genügt es nicht Wildobst bzw. beerentragende Sträucher und Bäume anzupflanzen. Ökologisch bewußte Gärten sollten auch eine Vielzahl an Wildkräutern („Unkräutern“) aufweisen, deren energiereiche Samen als Nahrung dienen. Blühende Wildpflanzen oder am Boden belassenes Laub locken Insekten an, was wiederum für die Aufzucht von Jungvögeln unentbehrlich ist. Denn von Früchten und Beeren allein können Vogelarten nicht existieren. Sie brauchen für eine gedeihliche Entwicklung auch Nähr- und Aufbaustoffe, die früher in der kleinparzellierten Agrarlandschaft en masse vertreten waren.
Manche Experten empfehlen aufgrund des Nahrungsmangels in der Stadt und auf dem Land eine ganzjährige Fütterung. Ich meine, daß man unseren gefiederten Freunden am besten dadurch hilft, wenn man vor der eigenen Haustür aktiven Naturschutz betreibt und die entsprechenden Lebensbedingungen schafft.
Übrigens empfiehlt es sich mehr einheimische Heckensträucher und weniger Bäume anzusiedeln, da eine nicht allzu hohe Hecke aus Büschen und Sträuchern mehr Brutmöglichkeiten für Vögel bietet. In unserem Garten findet man eine ganze Palette aus heimischen Sträuchern, wie Schlehe, Weiß- und Sauerdorn, Haselnuß, Wildrosen (Hagebutte), Quitte, Gemeiner Schneeball Mirabelle und Felsenbirne. Baumartige Sträucher, wie Kornelkirsche und Salweide stellen neben anderen eine wichtige Bienennahrung dar.
Zum Baumarteninventar zählt natürlich die Eberesche (Vogelbeere), weiterhin die nahverwandte, aber seltene, Trockenheit ertragende Elsbeere, außerdem der Feldahorn und die Hainbuche.
Bedauerlicherweise prägen zu Tode gepflegte Grünanlagen mit hochgezüchteten Blumen und exotischem Gesträuch nach wie vor die bundesdeutsche Gartenlandschaft. Immer mehr Hausgärten werden in kurzgeschorene Rasenflächen umgewandelt, wo selbst Gänseblümchen das Überleben schwerfällt. Und auch dieses monotone Einheitsgrün wird zunehmend in „pflegeleichte“, aber lebensfeindliche Stein- und Geröllwüsten umgewandelt.
Quadratisch und steril sollen diese Gärten sein, mit möglichst wenig Arbeit verbunden. In Wirklichkeit rückt man akribisch jedem natürlichen Aufwuchs mit einem Instrumentarium an Gerätschaften und Chemie zu Leibe und verwendet unendlich viel Mühe darauf, alle nicht erwünschten standortgemäßen Blütenpflanzen und Kräuter vom Grundstück fernzuhalten.
Solche genormten Gärten wie aus der Retorte sind ein Spiegelbild unseres technokratischen Lebensstils und des Deutschen Vorstellung von Gründlichkeit, gerade so als handelte es sich um eine Wohnungseinrichtung. Mittlerweile sind lt. NABU die pflegeleichten Splitt- und Steingärten geradezu eine Plage geworden. „Gärten des Grauens“ werden sie auch vom Naturschutzbund Deutschland genannt.
Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem Naturverständnis, das den Betrachter im Urlaub beim Anblick von Wildnis und Wildwuchs ins Schwärmen geraten läßt und dem ökologisch nicht konformen Verhalten im eigenen Garten, in dem der naturwidrige Ordnungssinn tonangebend ist. Die Folgen für die Natur sind überall sichtbar. Exotische Gehölze, kahle Betonmauern in regelmäßiger Langweiligkeit, schnurgerade Wege (gepflastert), öde Koniferenanpflanzungen und – wie bereits erwähnt – kurz gehaltene Rasenflächen, die selbst einem herrschaftlichen Golfplatz noch alle Ehre machen, sind unverändert die Regel, wenngleich gesagt werden muß, daß auch ein Trend zu naturnäheren Formen der Gartengestaltung zu beobachten ist. Hier hält die Natur natürlich Ordnung. Wer weder Garten noch Balkon hat, kann unserer bedrohten Tierwelt (Vögeln, Insekten usw.) dadurch helfen, indem er die biologische Landwirtschaft unterstützt, denn auf ökologisch bewirtschafteten Flächen leben weitaus mehr Tierarten der Feldflur als auf konventionellen.
Ökogärten sind das Gegenteil von durchgestylten Kunstgebilden, wie man sie auch heute noch überall „bewundern“ kann, die nur dem eigenen Hang zum Perfektionismus dienen. Sie tragen entscheidend dazu bei, die Lebensqualität des Wohnumfeldes zu erhöhen und schärfen das Interesse und das Bewußtsein für die Zusammenhänge in der Natur. Sie sind aber nicht allein Studienobjekt, sondern auch Ort der Besinnung, der Ruhe und Erholung.
Was macht Artenvielfalt eigentlich so wertvoll? Leben braucht Vielfalt. Der Reichtum an Lebensformen garantiert, daß sich das Leben an eine sich ändernde Umwelt anpassen kann. Davon profitieren Tiere, Pflanzen und Menschen gleichermaßen.
Exotische Pflanzenarten aus fernen Ländern haben im heimischen Ökoparadies grundsätzlich nichts zu suchen. Sie lassen die einheimische Flora und Fauna nur weiter verarmen und führen ebenso zu einem Verlust an genetischer Vielfalt. Einheimische Pflanzen sind robust gegenüber Witterungsextremen, wie Trockenheit und Frösten. Mehrmaliger Standortwechsel je nach Art und Bodenbeschaffenheit erhöht die Widerstandskraft. So genannte „Schädlinge“ wie „Nützlinge“ haben im Naturgarten ihre volle Berechtigung. Die Natur kontrolliert Ökosysteme, indem sie sie durch Artenvielfalt stabilisiert. Eingriffe erweisen sich so als überflüssig. Man vertraut am besten den natürlichen Regulationsmechanismen und kann nebenbei auch noch viel Geld für allerlei Hilfsmittel sparen, an denen sich nur die Gartenbaufirmen mehrere „goldene Nasen“ verdienen – mit dem „Erfolg“, daß die Natur vor der eigenen Haustür mit einem ganzen Cocktail giftiger Substanzen ausgerottet wird.
„ Betriebsunfälle“, sprich Vitalitätseinbußen, die bis zum Totalverlust einer Pflanze reichen können, etwa Mehltau und andere Krankheiten, gibt es auch im Ökogarten. Doch bitte nicht nervös werden; Geduld und Gelassenheit sind gefragt. Unsere heimische Pflanzenwelt erholt bzw. regeneriert sich schneller als manch einer denkt. Wichtig ist, daß man folgendes beachtet: Befallene Exemplare, ich denke z. B. an die Himbeerrutenkrankheit, dürfen nicht auf den Kompost, sondern gehören in die Mülltonne.
Was versteht man nun unter heimischen Pflanzen? Als solche gelten jene, die in Mitteleuropa bis zur Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 bei uns zu Hause waren oder nach der letzten Eiszeit einwanderten. Sie sind optimal an die hier herrschenden klimatischen Verhältnisse angepaßt. Sie führen zu einer lebendigen Vielfalt, die nicht nur Amseln und Honigbienen in den Garten locken, sondern auch spezialisierten Insekten und Vogelarten eine Heimat bieten. Im Naturgarten wird durch ein umfassendes Pflegekonzept die Lebensgrundlage für viele heimische Tiere wiederhergestellt. Als Erweiterung zu einheimischen Pflanzen bieten spezielle Gärtnereien, die sich dem Anbau von Wildstauden und Wildgehölzen verschrieben haben, ein Sortiment von Sorten an. Diese Sorten unterscheiden sich gegenüber den Wildarten durch Blütenfarbe, Blattfärbung oder Blattform, Wuchsverhalten und Fruchtgröße und –farbe.
Wie entstehen solche Pflanzen?
Durch natürliche Mutation in der Natur kommt es zu spontanen Veränderungen in der Erbanlage. Diese Erscheinungen können dann durch den Gärtner und somit für die Gartengestaltung erhalten werden. Die Nachkommen dieser Pflanzen schlagen i. d. R. wieder in die reine Wildart zurück. Aber auch durch gärtnerische Auslese, z. B. bei der Aussaat von Pflanzen, findet man immer wieder Arten, die sich von der ursprünglichen Art durch Blütenfarbe und Wuchshöhe unterscheiden. Selektiert man diese Arten über einen längeren Zeitraum aus, entstehen Sorten, die dann samenecht fallen. (www.gaertnerei-strickler.de)
In den letzten 20 Jahren stellte sich zunehmend heraus (und das gilt erst recht für die kommenden Jahrzehnte), daß Trockenspezialisten unter den Blütenpflanzen infolge des fortschreitenden Klimawandels immer bessere Bedingungen vorfinden, auch im einst so regenreichen Sauerland. Solche Spezialisten der mageren Standorte sind z. B. Ästige Graslilie, Frühlings-Adonisröschen, Küchenschelle, Steinkraut, Heide- und Kartäusernelke, Natternkopf oder verschiedene Malven (Wegmalve, Moschusmalve, Sigmarskraut), Golddistel, Goldhaaraster, Diptam usw. welche durch Intensivlandwirtschaft oder Überdüngung bzw. Stickstoffzufuhr aus der Luft immer stärker in Bedrängnis kommen.
Aber nicht nur die freie Landschaft ächzt unter zuviel Stickstoffeinwirkung aus der Luft. Auch im Hausgarten wird sehr häufig gesündigt. Man schätzt, daß die meisten Vorgärten hoffnungslos überdüngt sind. Zum Einsatz gelangen allerlei chemische Dünger, wie etwa das sog. „Blaukorn“ u.a., die aufgrund ihres Salzgehaltes für zahlreiche Bodenlebewesen tödlich sind. Mineralischer Stickstoff und ein Zuviel an künstlich zugeführten Nährstoffen (Eutrophierung) macht die Pflanzen jedoch anfällig für Krankheiten, ist stark wasserziehend und bringt wenig schmackhaftes Gemüse hervor. Aus diesen und allgemeinen Umweltschutzgründen sollten diese Stoffe auf keinen Fall im Garten eingesetzt werden.
Es gibt allerdings auch Arten, z. B. unter den Schmetterlingen, wie Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder Admiral, die vom Überangebot an Nährstoffen profitieren. Sie sind eine Art Krisengewinner, da ihre Raupen auf Brennnesseln als Futterpflanze angewiesen sind. Ihnen geht es auf den stickstoffreichen, nährstoffgesättigten Böden prächtig. Das gilt z. B. auch für Weg- und Kratzdistel, die dem Distelfalter als Nahrungsquelle dient und einem alten Wildgemüse, dem Guten Heinrich, oder Dorfgänsefuß genannt, welcher früheren Generationen eine wohlschmeckende Mahlzeit bescherte. Jeder Gartenbesitzer sollte deshalb in seiner Grünanlage unbedingt mehrere Bereiche einplanen, in denen sich Wildwuchs ohne die „ordnende Hand“ des Gärtners ausbreiten kann. Läßt sich für die anpassungsfähigen Schmetterlingsarten aus heutiger Sicht noch eine relativ gute Zukunft vorhersagen, sehen Fachleute andere, ohnehin seltene Schmetterlinge, wie Schwalbenschwanz, Waldbrettspiel oder Brombeerzipfelfalter weiter auf dem Rückzug. Deren Lebensräume, artenreiche Magerwiesen, Trockenrasen, Feuchtwiesen, Moore und Kiesbänke fallen immer öfter der Zerstörung anheim; oder der Klimawandel zwingt sie dazu in höhere Regionen auszuweichen (Dukatenfalter).
Bei jeder Gartenplanung ist grundsätzlich folgendes zu beachten:
Nie ausschließlich Mutterboden als Substrat verwenden. Dieser ist viel zu nährstoffreich. „Unkräuter“, die zunächst einmal unerwünscht sind, können nämlich in Massen durchstarten. Der Mutterboden muß deshalb frei sein von keimfähigen Unkrautsamen. Optimal ist eine Mischung aus Kies und sterilem Kompost. Sinnvoll ist auch die Beimischung eines gewissen Anteils von Sand. Das ermöglicht und begünstigt den Aufwuchs derjenigen Pflanzen, die nur wenig Nährstoffe (und Wasser!) benötigen. Da die Bedingungen im Garten aber nicht den natürlichen Verhältnissen entsprechen, benötigen auch trockenheitsliebende bzw. trockenheitsresistente Pflanzen in der Anwuchsphase eine bestimmte Menge an Substrat.
Derartige auf magere Standorte spezialisierte „Hungerkünstler“ sind auf sonnige Standorte angewiesen; sie verfügen über ein ausgedehntes und tiefreichendes Wurzelwerk. Ihre Blattoberfläche ist klein. Außerdem haben sie dicke Zellwände und Stützgewebe: Die sorgen dafür, daß nicht viel Wasser verdunstet.
Für alle übrigen Arten gilt:
In Zeiten der fortschreitenden Klimaveränderungen wird es immer wichtiger auf trockenresistente Pflanzen zurückzugreifen, mithin solche Arten, die den extremen Witterungsverhältnissen der Zukunft besser angepaßt sind. Das heißt natürlich nicht, daß nun Exoten zum Zuge kommen müssen; die sind für unsere heimische Tierwelt ohnehin wertlos. Unsere heimische Flora hält eine große Palette an Pflanzenarten bereit, die den hier lebenden Insekten auch bis weit in den Herbst ausreichend Nahrung bieten. In wenigen Fällen trifft das allerdings auch auf Arten zu, die im Mittelmeerraum heimisch sind. Diese können dann eventuell vorhandene Lücken im Artenspektrum schließen und die hier etablierten Arten sinnvoll ergänzen und durchaus eine Bereicherung der vorhandenen Blütenpracht darstellen.
Übrigens nehmen Wildstauden für ein optimales Gedeihen von Nutzpflanzen eine bedeutende Funktion ein: Sie erschließen nämlich mit ihren Wurzeln tiefere Bodenschichten und machen die dort befindlichen Spurenelemente und Mineralien für jene verfügbar.
Bei Trockenstreß nimmt eine Pflanze nicht so viel Wasser auf wie sie verdunstet. Die Störung des Gleichgewichts führt dazu, daß sich kleinere Blätter bilden, Triebe vertrocknen, Blätter oder Nadeln vergilben und abfallen. Damit erreicht die Pflanze, daß sie nicht mehr so viel Feuchtigkeit verdunstet.
Bei lange andauernder Trockenheit besteht die Möglichkeit, das Erdreich im Garten mit Bentonit anzureichern. Diese Substanz enthält spezielle Tonmineralien. Sie verklumpen mit Humusstoffen zu Krümeln und bilden eine Wasser bindende Struktur. Eine intakte Humusschicht, gebildet aus Mulch und Kompost mit richtiger, standortgemäßer Bepflanzung, puffert Klimaextreme ab und kann so helfen, mit Dürre oder Starkregen besser fertig zu werden. Und: Beim Humusaufbau wird der Atmosphäre viel CO² entzogen!
Beim Gießen werden lt. der bayerischen Baumschule Brenninger in Steinkirchen bei Erding (wird biologisch bewirtschaftet) die meisten Fehler gemacht. Man meint es zu gut und gießt viel zu viel. In der Folge davon verschlämmt, ja versauert der Boden, stockt die Wurzelbildung.
Viele Baumschulen können aus Erfahrung sagen, daß mindestens 8 von 10 nicht angewachsenen Pflanzen durch Bodenverdichtung und zu viel Wässern eingegangen sind. Die wichtigen Sauerstoffbakterien sterben ab. Und die ohne Sauerstoff lebenden Fäulnisbakterien vernichten in kurzer Zeit die Faserwurzeln der Pflanzen. Das beste Wachstum erhält man bei normaler Erdfeuchte.
Niemals in einen verdichteten Boden pflanzen. In einem durch schwere Baumaschinen verdichteten Boden kann eine Pflanze nur schlecht anwachsen. Luft und Wärme ist für die Wurzeln und das Bodenleben ebenso wichtig wie Wasser und Nährstoffe. Der Boden sollte jedes Frühjahr aufgelockert werden, niemals graben! Die natürliche Bodenschichtung muß beibehalten werden. Die Bodenlebewesen benötigen Dunkelheit, Feuchtigkeit und organisches Material.
Die Pflanzgrube muß groß genug sein. Wenn die Pflanze mit ihrem Wurzelwerk gerade Platz hat, ist die Pflanzgrube zu klein. Sie muß so breit und tief sein, daß die sich neu bildenden Wurzeln überall lockeres Erdreich vorfinden. Stoßen sie nämlich auf hartes, nicht gelockertes Erdreich, so führt das unweigerlich zu Wachstumsstockungen. Die Sohle der Pflanzgrube bitte lockern! Auf vernässten Standorten kann es von Vorteil sein auf die Sohle eine Schicht Kies einzubringen.
Den Bodenlebewesen hilft man, indem man die Pflanzfläche gut mit der Grabgabel lüftet und somit Sauerstoff und Wärme in den Boden bringt. Häufiges Gießen bewirkt oberflächliche Wurzelbildung, während der Verzicht aufs Gießen die Pflanzen abhärtet. Die Wurzeln wachsen dem Wasser entgegen, suchen sich das kostbare Nass.
Ein Feuchtbiotop sollte in keinem Ökogartengarten fehlen. Ideal ist – je nach vorhandenem Platz – ein Naturteich, der mindestens 90 cm, besser 1 m tief sein sollte. So kann das Wasser nicht bis zum Grund durchfrieren. Bei abnehmender Tiefe zieht sich das Wasser zusammen, verringert also sein Volumen, bis es 4 Grad C erreicht hat. Bei dieser Temperatur ist die größte Dichte des Wassers erreicht. Bei weiter sinkender Temperatur dehnt es sich weiter aus. Es gefriert zuerst an der Oberfläche, dehnt sich somit dort aus, während es sich in tieferen Schichten des Teiches zusammenzieht. Auf diese Weise entsteht ein Luftpolster zwischen der Eisdecke und dem Wasser darunter. Das wirkt isolierend.
Eine Flachwasserzone ist natürlich ebenso einzuplanen, damit Amphibien, wie z. B. Erdkröten und Grasfrösche einwandern bzw. ablaichen können. Auch anderen Teichbewohnern kommt die unterschiedliche Wassertiefe zugute. Besonnte und beschattete Bereiche sorgen dafür, daß sich das Wasser nicht zu stark erwärmt und durch zuviel Algenbewuchs mit Nährstoffen überfrachtet wird. Sinnvoll ist es in unmittelbarer Nachbarschaft zum Feuchtbiotop eine (Mager)-wiese anzulegen, in die sich Frösche und Kröten zurückziehen können.
Ein solche Wiese sollte nur 2-mal pro Jahr gemäht werden. Nachdem die Samen ins sorgfältig vorbereitete bzw. „unkrautfrei“ gemachte Erdreich eingestreut wurden, ist nach einer gewissen Zeit ein so genannter Schröpfschnitt erforderlich, um hoch wachsende, nährstoffreiche Pflanzen kurz zu halten – bis zu deren Verschwinden. Erst danach kann sich die Vielfalt an nährstoffarmen Pflanzenarten durchsetzen. Manche Arten benötigen zudem Frost, um im Frühjahr darauf die Keimsperre durchbrechen zu können. Soviel hierzu.
Das Mähgut erst 1 bis 2 Tage nach dem Mähvorgang abtransportieren, damit sich die Samen verbreiten können. Darüber hinaus bereichern Holzstapel bzw. Reisig- und Steinhaufen die Biotopvielfalt. Hier verkriechen sich gerne Teich- und Fadenmolch. In der Trockenmauer finden solitär lebende Wildbienen Unterschlupf. So genannte Insektenhotels können die oben erwähnten, natürlicherweise vorkommenden bzw. zu schaffenden Biotopstrukturen ergänzen. Wenn der Garten naturnah gestaltet wird, finden wirbellose Tierarten, zu denen bspw. auch Hornissen zählen, ausreichend Lebensmöglichkeiten.
Fazit: Im Ökogarten auf die natürlichen Regulationsmechanismen vertrauen. Das ist zugleich die beste Prävention gegenüber so genannten „Schädlingen“ und diversen Krankheiten und spart darüber hinaus viel Geld. Eingriffe beschränken sich auf unumgängliche Maßnahmen, wie Rückschnitt von Gehölzen oder das Entfernen von übermäßigem Algenwuchs im Teich. Werden die Schnecken zu zahlreich, woran der Klimawandel ebenso seinen Anteil hat, ist auch hier Gelassenheit vonnöten. Es gibt ein Bündel von Abwehrmaßnahmen, die mittlerweile jedem Naturgartenbesitzer hinreichend bekannt sind. Als letztes und wirksamstes Mittel hat sich jedoch das Absammeln der „Plagegeister“ bewährt. Die großen Gehäuseschnecken stehen übrigens unter Naturschutz!
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