Aufgelesen: der Funke Betriebsrat zur Auflösung des NRW-Content Desks der WAZ-Zeitungen. Weiterer Tiefschlag in der bewegten Geschichte der NRW-Tageszeitungen.

2009 in Soest: Up, up and away - Arbeitsplätze in Soest (Bild) und Werl. (archiv: soest)
2009 in Soest: Up, up and away – Arbeitsplätze in Soest (Bild) und Werl. (archiv: zoom)

Wir hatten vor kurzem über die Auflösung des NRW-Content-Desks der Funke-Gruppe, der bislang die Mantelinhalte für die NRW-Titel WAZ, NRZ, WP und WR erstellt, berichtet.

Vor drei Tagen hat sich die Betriebsrats-AG der Funke-Titel an die Belegschaften gewandt.

Das Schreiben wird im Gewerkschaftsblog „Medienmoral“ dokumentiert und ist auch für die Leserinnen und Leser der Westfalenpost in unserem Raum interessant.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Mittwoch, der 13. Mai 2015: ein weiterer Tiefschlag in der bewegten Historie der NRW-Tageszeitungen. Morgens um 11.30 Uhr war der Großraum am Content Desk ein weiteres Mal überfüllt, weil die Geschäftsführung kurzfristig ihre Pläne zur neuen Berliner Zentralredaktion und die Folgen für den Content Desk und die NRW-Titel vorstellen wollte.

Gut 90 Minuten dauerte die Präsentation der NRW-Geschäftsführer Constanze van Overdam und Matthias Körner sowie die anschließende Fragerunde. Erschreckt, erschüttert, wütend, teils ungläubig hörten sich die Kolleginnen und Kollegen an, wie unsere Führungskräfte die Zeitungen der Funke Mediengruppe in eine sichere Zukunft führen wollen. Auf diese Nachricht war niemand eingestellt: Die Content Dienstleister GmbH (Content Desk) soll im Herbst aufgelöst werden.

Angst und Sorge um ihre Existenz standen Allen in der Runde ins Gesicht geschrieben. Ihre zentrale Frage war: „Drohen diesmal Kündigungen? Und wenn ja, für wen?“

Ein klares „Nein“ darauf gab es nicht. Personalchef Gerrit Hempelmann betonte wiederholt, man werde alles versuchen, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Mit den Betriebsräten sei vereinbart, dass ab Ende Mai über alle offenen Fragen verhandelt wird.

Die Betriebsräte hatten den Schock am Vorabend erlebt. Drei Vertreterinnen der Geschäftsführung, Personalleitung, die Chefredakteure Jörg Quoos und Thomas Kloß sowie die NRW-Geschäftsführung hatten die BR-AG nach monatelanger Funkstille erstmals zur offiziellen Informationsrunde geladen. Die Runde begann um 15.30 Uhr und dauerte viereinhalb Stunden.

Auch wenn die Verlagsleitung immer wieder betonte, die neue Organisation sei gerade kein Sparkonzept – Fakt ist: In ihrem Konzept fallen 17 Redakteursstellen und fünf für kaufmännische Angestellte weg.

Der Content Desk, über sechs Jahre (und nach zweimaligem Stellenabbau) zum gut funktionierenden Team zusammengewachsen, wird zerschlagen. Künftig sollen viele kleine neue Einheiten – und ein teurer neuer Content Desk in Berlin – allen Titeln mehr Effizienz und mehr Qualität einbringen.

Diese Rolle rückwärts hat uns die Sprache verschlagen. Wir fragen uns:
Was soll das? Und welchen Preis werden die Zeitungen in den fünf
Funke-Ländern in den nächsten Jahren dafür zahlen müssen?

Das wissen wir nicht. Wir wissen bisher dies:

Zentralredaktion Berlin: Hier sind 51 Stellen geplant, davon 13 für Onliner. Das Team soll crossmedial Themen von nationaler und internationaler Bedeutung für alle Titel liefern. Alle Mantelseiten werden an sieben Tagen in der Woche produziert. Die Onliner arbeiten täglich von 5 – 24 Uhr.

Allein diese Rahmendaten lassen uns ahnen: Dieses Team ist eher unterdimensioniert für all die Aufgaben, die von ihm erwartet werden.

NRW: Der Titel WAZ wird verstärkt und um die Ressorts Politik, Wirtschaft und Kultur erweitert. Diese WAZ-Stellen werden nur im Content Desk ausgeschrieben.

Content Desk: Der Betrieb wird zerlegt und aufgelöst.

Der Bereich CvD/Seitenproduktion, die Redaktionstechnik und der Tabellendienst werden in eigene neue Gesellschaft überführt. Die Redakteursstellen im Bereich CvD werden Content-intern ausgeschrieben.

Die Onliner werden in zwei weitere Gesellschaften wechseln. Hier bleiben alle Stellen erhalten, ein Teil der Redakteursstellen werden aber in die Region verlagert.

Besonders hohe Erwartungen knüpft das NRW-Management an das neue „Kompetenzzentrum Sport“: In dieser neuen Firma sollen sich die Mantelsportler, die Mannschaft des Reviersport-Magazins sowie die Sport-Onliner zu einem schlagkräftigen Dienstleister für alle digitalen und Printkanäle zusammenraufen.

Diese 17 Stellen werden NRW-weit ausgeschrieben, Kolleginnen und Kollegen aller Titel und auch aus dem Lokalen können sich bewerben.

Für die Titel NRZ und Westfalenpost ändert sich nichts. Die zwei Blattmacher der Westfälischen Rundschau gehören künftig zur WP. Deren Chefredakteur steht bereits seit Mai auch im Impressum der WR.

Thüringen: Für die Thüringer Allgemeine, Thüringische Landeszeitung und Ostthüringer Zeitung ändere sich „im Moment“ nichts, hieß es am Dienstag. Hier sind zunächst umfangreiche Marktforschungen geplant.

Ab dem 1. September sollen die Blätter über den Agenturkanal Zugriff auf die Texte aus Berlin bekommen.

Braunschweig: Mit ihrem Konzept der konsequenten Bürgerzeitung kann die Braunschweiger Zeitung komplette Seiten aus Berlin nur beschränkt nutzen. Ein weiteres Hindernis der Direktversorgung ist das eigenständige Redaktionssystem, das nicht mit Eidos verbunden ist.

Hamburg: Das Abendblatt muss ab 1. September alle Mantelseiten aus der Zentralredaktion erhalten. Eidos läuft in Hamburg. Über einen möglichen Stellenabbau – auch in Richtung Berlin – gibt es in der Redaktion bisher
noch keine klaren Auskünfte.

Berliner Morgenpost: Kolleginnen und Kollegen wurden bereits darauf angesprochen, ob sie nicht in die neue Zentralredaktion wechseln wollen.

Welche Folgen hat der Umbau für die Betroffenen?

Die Konzernspitze hat entschieden: Alle neuen Gesellschaften werden tariffreie Zonen sein. Alle heute Beschäftigten, die in eine dieser Firmen wechseln, erhalten aber Arbeitsverträge, die alle bisherigen Rechte (z.B.Berufsjahre, Presseversorgung) garantieren. Die tariflichen Ansprüche werden dynamisch gesichert.

Wie geht es weiter?

Die Betriebsräte streben einen Rahmensozialplan für alle Titel an. Die Geschäftsführung hat sich zu Verhandlungen bereiterklärt. Vereinbart wurde außerdem, dass die Ausschreibungen erst dann erfolgen sollen, wenn wir uns über die Modalitäten geeinigt haben.

Die nächste Verhandlungsrunde findet am Donnerstag, 28. Mai in Essen statt. Die Betriebsräte erwarten, dass die Verantwortlichen uns zügig exakte Informationen über die neue Arbeitsorganisation, Gesellschaftsstrukturen und mehr liefern.

Auch diesmal unser Hinweis: Wer ernsthaft über einen Wechsel nachdenkt, soll alle notwendigen Informationen erfragen. Einen Vertrag unterschreiben sollte man aber erst, wenn die BR-AG die Bedingungen für Arbeitsverträge, Wechselmodalitäten und einen Sozialplan vereinbart haben.

Soviel für heute. Mit herzlichen Grüßen

Barbara Merten-Kemper, Sigrid Krause (WAZ/Content Desk)
Uwe Zak, Denise Ludwig (NRZ)
Rudi Pistilli, Rolf Hansmann (WP)
Michael Mielke, Jörn Göhler (MoPo)
Jörg Brokmann, Christina Schaschke (Braunschweiger Zeitung
Britt Mandler, Henry Trefz (TA)
Volker Herold, Denise Ohms (Funke Redaktions-Services)
Axel Ritscher, Dörte Kabel (Hamburger Abendblatt)
Ulrike Kern, Angelika Schimmel (OTZ)
Anette Elsner, Thomas Beier (TLZ)

Der Sauerlandkurier zum „Germanwings-Absturz“: Heuchlerische Nichtberichterstattung

Ein heuchlerischer, undifferenzierter Rundumschlag auf Seite 3 des heutigen Sauerlandkuriers. (foto: zoom)
Ein heuchlerischer, undifferenzierter Rundumschlag auf Seite 3 des heutigen Sauerlandkuriers. (foto: zoom)

Heute Morgen habe ich mich über die heuchlerische Nichtberichterstattung des Sauerlandkuriers zum Germanwings-Absturz gewundert, nein geärgert.

Tim Plachner, Verlagsleiter und Chefredakteur, rechtfertigt in einem zweispaltigen Kommentar, „warum sich der Sauerlandkurier nicht mit dem Flugzeugabsturz befasst.“

Plachner zählt die Fehler der Medien auf und nimmt gleich jeden und jede, die da irgendwo berichtet hat, aufs Korn.

„So genannte Experten wurden aus allen Ecken der Republik zusammengetrommelt, denn schließlich müssen ja zig TV-Sender, dutzende Print-Produkte und hunderte Online Portale – häufig nur durch journalistische Amateure bedient – irgendwo gefüttert werden.“

Und so fort und so fort …

Ja, ja, alles Nutten außer Plachner? Dessen Blatt recherchiert lieber gleich garnichts, weil die Sauerlandkurier-Profis es anscheinend nicht können, denn gerade für eine Lokalzeitung hätte es viele Zugänge und Möglichkeiten zum Thema gegeben. Die Reklamezeitung hätte es anders und besser machen können als die „Medienmaschinerie“.

Welch selbstverliebte Verblendung spricht aus dem Kommentar. „Wir machen da nicht mit. „Wir stellen keine künstlichen Zusammenhänge her.“ Realitätscheck! Es gab quer über sämtliche Medien gute und schlechte Berichterstattung.

Im Gewerkschaftsblog Medienmoral wurde der journalistische Lapsus heute Morgen ebenfalls bemerkt und treffend kommentiert:

Einen Tiefpunkt in der Berichterstattung über den Germanwings-Absturz liefert heute das Anzeigenblatt Sauer-/Siegerlandkurier. Dort wird verkündet, dass es zwar eine Tragödie sei, die aber doch nicht dramatisiert werden soll …

Danach wird ausgeholt zum Rundumschlag gegen sämtliche Medien, mit dem scheinheiligen Hintergrund, sich vermeintlich überhöht darzustellen. Der Text endet damit, dass der Sauer-/Siegerlandkurier das Thema bewusst nicht aufgreift – wobei er es ja erstaunlicherweise doch tut.

Autor ist Tim Plachner, beim Blick im Impressum fällt auf: Chefredakteur UND Verlagsleiter. Was? Das ist die eigentliche Tragödie dieses Mediums: Dass die Trennung zwischen Redaktion und Anzeigen nicht mal mehr mit einem Deckmäntelchen vorgegaukelt wird. Hier bestimmt der Verlagsleiter den Inhalt. Und das ist neu!

Vielleicht sollte Herr Plachner diese Umstand mal in seiner Kolumne thematisieren, falls er nicht gerade damit beschäftigt ist, passende Texte zu den verkaufen Anzeigen zu suchen …

Westfalenpost: letzter Arbeitstag für Chefredakteur Stefan Kläsener

Neben dem Kaufpark in Siedlinghausen: Werbung für die Westfalenpost (archivfoto: zoom)
Neben dem ehemaligen Kaufpark in Siedlinghausen: Werbung für die Westfalenpost (archivfoto: zoom)

Am 1. Februar 2011 hatte Stefan Kläsener die Chefredaktion der Westfalenpost von Bodo Zapp übernommen. Nach fast vier Jahren endete gestern seine Arbeitsvertrag.

In der vom Gewerkschaftsblog Medienmoral zitierten Freitagsmail der Geschäftsführung heißt es:

Heute ist der letzte Arbeitstag von Stefan Hans Kläsener als Chefredakteur der Westfalenpost. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus der Chefredaktion, Torsten Berninghaus und André Schweins, sowie Verlagsleiterin Andrea Glock und einem großartigen Team hat er fast vier Jahre eine hervorragende Regionalzeitung gemacht. Darüber hinaus hat er unsere Mediengruppe mit seiner Sensibilität, seinem Ideenreichtum und seiner Loyalität bereichert. Danke, Mazel tov und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, wie Sie selbst so gerne sagen. Zum 1. Februar 2015 wird Jost Lübben sein Amt als WP-Chefredakteur antreten.

Der Weggang von Kläsener ist allerdings schon seit langem beschlossen (siehe auch hier unsere Umleitung vom Mai) und daher keine Überraschung. „pro“ das „christlichen Medienmagazin“ :

Kläsener verlässt die Westfalenpost
Der christliche Journalist Stefan Hans Kläsener wird Chefredakteur des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags. Er verlässt damit die Funke Mediengruppe.

Kläsener war seit Februar 2011 Chefredakteur der Westfalenpost in Hagen. Die Auflage der Regionalzeitung liegt Medienberichten zufolge bei 115.239 Exemplaren. Stefan Braun, der Geschäftsführer der Funke Mediengruppe, würdigte das Wirken des 49-jährigen Katholiken: „Kläseners Ansatz einer weltoffenen Heimatzeitung hat der Westfalenpost ein neues Gesicht gegeben.“

Zu weniger schmeichelhaften Einschätzungen kam Bülend Ürük vor zwei Jahren in „Newsroom“.

“Kläseners Ideal ist eine Zeitung, deren Gesichtskreis tunlichst nicht weiter reichen sollte als der Schattenwurf des sauerländischen Kirchturms mittags um zwölf”, zitiert Ürük den gekündigten Korrespondenten Dolderer (zur Entlassung von Dolderer auch hier im Blog).

Bis Februar bleibe der Chefsessel vakant. Dann solle der neue Chefredakteur Jost Lübben, vorher bei der Nordsee-Zeitung beschäftigt, kommen, heißt es in einem Kommentar bei Medienmoral:

während die Kolleginnen und Kollegen von der WAZ mit ihrem neuen Chefredakteur Andreas Tyrock offenbar sehr gut zufrieden sind, weil er ein Chef ist, der auch zuhören kann, und endlich mal alles wieder in ein ruhiges Fahrwasser gerät, ist diese Stelle bei der Westfalenpost seit dem Weggang von Stefan Kläsener zum Schleswig Holsteinischen Zeitungsverlag immer noch verwaist.

Ein weiterer Kommentator bei Medienmoral bemerkt dazu süffisant:

Verwaist ist die Chefredaktion der WP nicht. Keine deutsche Regionalzeitung hat mehr Mitarbeiter in der Chefredaktion.

Als unregelmäßiger Leser der Westfalenpost habe ich nicht feststellen können, ob Stefan Kläsener einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Die Auflage der WP ist, wie bei anderen Tageszeitungen, weiter gesunken, und ob die (zögerliche) Hinwendung zu den sozialen Medien (insbesondere Facebook) die Handschrift Kläseners trägt, kann ich nicht beurteilen.

Ebenso diffus wie das Interview mit der „drehscheibe“ kurz vor Beginn seiner Tätigkeit, bleibt für mich der Weggang des katholischen Publizisten Stefan Kläsener von der Westfalenpost.

Kläsener Ende 2010:

Die Westfalenpost wird künftig noch stärker auf die Region schauen, und zwar auch im Politik-, Wirtschafts- oder Kulturteil. Es ist eben genau kein Richtungswechsel in der Ausrichtung der Zeitung, sondern die Bestätigung und Vertiefung dieser Ausrichtung. Und es ist ja auch unsere publizistische Aufgabe: Wir müssen uns um die Menschen in unserem Verbreitungsgebiet kümmern und ihnen eine wahrnehmbare Stimme geben.

Medienmoral: Rheinische Post bald auch auf Tarifflucht?

„Nun also auch die RP?“ fragt das Gewerkschaftsblog Medienmoral NRW.  Die Verlagsgruppe Rheinische Post will nach Informationen von medienmoral-nrw.de die bestehende Tochtergesellschaft RP Media künftig dazu nutzen, Volontäre sowie neu eingestellte Redakteure tariflos zu beschäftigen. Dem Vernehmen nach soll dort in der Regel deutlich unter Tarif gezahlt werden … alles lesen

Worüber uns die Westfalenpost nicht informiert: der Niedergang der Lokalzeitungen, die Schließung der WR-Redaktionen und die Zukunft der WP.

Up, up and away - Arbeitsplätze in Soest (Bild) und Werl.
Das war vor Jahren***. Up, up and away – Arbeitsplätze in Soest. Schließung der Westfalenpost. Heute scheint die WP von der Zerschlagung der WR zu profitieren (archiv: zoom))

Worüber uns die Westfalenpost nicht informiert, über den Niedergang der Lokalzeitungen, die Schließung der WR-Redaktionen und die Zukunft der WP, darüber sagt uns ein einziger Kommentar auf dem Gewerkschaftsblog „Medienmoral“ mehr als ein fünf Meter hoher Stapel Westfalenpost.

Wer sich nicht durch das ganze Gestrüpp des Blogs kämpfen will, sollte heute den Kommentar  von „Alter Kollege“ lesen. Ich klaue einfach ein paar Zeilen (Hervorhebungen von mir):

„Zu ergänzen wäre, dass die Lokalzeitungen und die regionalen Blätter mit lokalen Inhalten auch dort, wo sie sich durch „strategische Zusammenarbeit“ -übrigens ein wunderlicher Euphemismus für Gleichschaltung und Zensur-„ noch eine Weile halten können, ebenfalls in absehbarer Zeit zum Niedergang verurteilt sind.

Das liegt sicher an den geänderten Lesegewohnheiten jüngerer Menschen in Verbindung mit einer überalterten Leserschaft der Zeitungen. Es liegt aber auch an heutigen Verlegern, die als Anwälte oder Kaufleute kaum journalistisch, sondern rein betriebswirtschaftlich denken. Und so fällt ihnen bei sinkenden Auflagen und Renditen lmeistens nur das Wort ‚Sparen’ ein. Eine ohnehin angeschlagene Zeitung aber, die, wie bei der Rundschau geschehen, in einigen Lokalredaktionen schlagartig mit knapp einem Viertel der früheren Personalstärke dasselbe Gebiet beackern soll, ist zum schnellen Scheitern verurteilt.

Vielleicht ist der Leser ja nicht soweit informiert, dass er die Hintergründe kennt, zumal er über die drastischen Personalkürzungen und „Nutzung von Synergien“ aus der eigenen Zeitung nichts erfährt. Aber DASS sie schlechter wird, das bemerkt auch der Einfältigste irgendwann: viele, oft kaum redigierte Pressemitteilungen, aus Personalgründen verpennte Ereignisse (über die bereits die Lokalzeit abends zuvor berichtete), offensichtliche Fehler, immer wieder ein peinlicher Schülerzeitungsstil, weil von Schülern aka „Freie Mitarbeiter verfasst  all‘ das fällt nach einiger Zeit auf. Die Qualität geht „runter“ die Auflage auch. So einfach ist das.

… und weiter geht’s hier im Blog Medienmoral.

*** Blog-Bericht von der Demo(2009) in Soest

Umleitung: Das „beste Teutsch“, die Wahlen, die Medienmoral, die WOSTFALENPEST und das Klagelied eines Zimmermädchens.

Joggen durch den Buchenwald im Mai (foto: zoom)
Joggen durch den Buchenwald im Mai (foto: zoom)

Katholiken und Protestanten: Wer hatte das „beste Teutsch“? … hpd

Schleswig-Holstein, Frankreich, Griechenland: Eine Wahlnachlese … jurga

FDP haushoch drin und Linke dezimiert draußen: Schuld sei die Meinungsmache, meint Albrecht Müller … nachdenkseiten

Was uns die paar Küsten-Wähler sagen: „Nur gut die Hälfte dieser wenigen Wähler ging am Sonntag zur Urne. Rückschlüsse auf die Lage im Bund sind deshalb mit Vorsicht zu genießen. Doch für einige Annahmen bietet die Küsten-Wahl gute Gründe“ … postvonhorn

In NRW liegen die Dinge anders als im Norden: Hat der knappe Ausgang an der Förde etwa Auswirkungen an Rhein und Ruhr? Darauf sollten die Christdemokraten ihre Hoffnungen nicht setzen … WirInNRW

NRW-Wahl: “Die Partei” hat immer recht! … ruhrbarone

Lokaloffensive der WAZ nur eine Mogelpackung? Die Entscheidungen im Konzern scheinen weiterhin vorwiegend durch ein Spardiktat bestimmt zu sein – und dann wäre die Lokaloffensive eine reine Mogelpackung. Viele interessante Kommentare bei … medienmoral

Nepomuk und die Zeitung – eine Satire: Nein, er würde nicht so sang und klanglos von der aktiven Welt verschwinden wie die WOSTFALENPEST, er nicht! Er grinste, als er die Zeitung ungelesen vom Tisch schob und noch nicht einmal auf das Rascheln der Blätter beim Fallen hörte … sauerlandblog

Ein Jahr nach dem Atomausstieg: “Wir sind mit der Energiewende kaum vorangekommen” … wazrecherche

Wiedergängerei: Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen … wiesaussieht

Hagen: Infoveranstaltung zu „ProNRW“ … doppelwacholder

Rechtsextremismus – War da was? Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW) hat eine neue Broschüre mit Informationen zur extremen Rechten in NRW und Anregungen für die pädagogische Praxis herausgegeben … nrwrechtsaussen

Arnsberger Wahlkampf: “Der macht, was er sagt!” … neheimsnetz

Klagelied eines Zimmermädchens: So schlimm sind die betuchten Hotelgäste … revierpassagen

Heimat: Morgenwanderung im Sauerländer Frühling … wutzeline

Deutscher Meister – Borussia Dortmund! Jetzt folgt erst einmal die Sommerpause und dann beginnt der Wahnsinn wieder von vorn … schwenke

Was ist beim WAZ-Medienkonzern los: Unruhe beim Onlineportal „DerWesten.de“

Medienmoral: Protest- und Diskussionsblog der WAZ Mitarbeiter
Medienmoral: Protest- und Diskussionsblog der WAZ Mitarbeiter

Wie das Protest- und Diskussionsblog „Medienmoral NRW“ heute meldet, soll beim Onlineportal „DerWesten.de“ Unruhe  herrschen.

Grund seien zum einen massive Verluste von Nutzern und zum anderen Verzögerungen beim Relaunch des Web-Auftritts.

Vor diesem Hintergrund will das für die Online-Aktivitäten zuständige WAZ NewMedia anscheinend Personal abbauen.

„Laut Angaben von Verlag und Kennern der Szene müsse man sich von einer einstelligen Zahl an Mitarbeitern trennen und befinde sich in Aufhebungsgesprächen. Hauptsächlich betroffen sein soll der technisch-kaufmännische Bereich.“

Wenn ich von mir auf andere schließe, muss ich sagen, dass der Rückgang der Nutzer von DerWesten.de mich nicht überrascht.

Gerade der von der heimischen Westfalenpost versorgte lokale Bereich schafft es fast täglich, den Print, also die Tageszeitung, inhaltlich zu unterbieten. Dies führt dazu, dass ich zwar persönlich aus Pflicht- und Chronistengefühl jeden Abend die Städte im Umland auf „DerWesten.de“ ansteuere, aber nur selten interessante Artikel finde.

Ich habe mir von einem sogenannten Kenner der Szene sagen lassen, dass es große Unterschiede bei der Publizierung von Inhalten durch die einzelnen Lokalredaktionen geben soll.

Während die einen eher Unwichtiges ins Online-Portal schütten und die vermeintlich bedeutenden Artikel dem Print vorbehalten, gebe es Redaktionen, die sich auch Online mit sehr viel Energie journalistisch profilieren.

Wie dem auch sei, ist meine persönliche Meinung, dass wir im Hochsauerland ein doppeltes Problem haben: 1. Mit der Westfalenpost haben wir eine Monopolzeitung, deren Berichterstattung sich meist opportunistisch an der Meinung und den Handlungen der Politiker orientiert und eigentlich kaum den politischen Diskurs mit journalistisch interessanten Inhalten aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Kultur versorgt bzw. Öffentlichkeit herstellt 2. Die Auswahl der Lokalthemen für das Internet fällt noch hinter den Print zurück.

Den betroffenen Mitarbeitern bei DerWesten.de werde ich kaum nützen können, denn es geht dem milliardenschweren WAZ Konzern um Gewinn und Profit. Journalismus spielt da nur eine Nebenrolle.

Morgen soll der Kaufvertrag unterzeichnet werden, der Petra Grotkamp zur WAZ-Mehrheitsgesellschafterin macht.

Aus medienjournalistischer Perspektive muss man sagen: Den WAZ Konzern zu beobachten, bleibt interessant.

Bodo Hombach haben wir hier im Blog auf jeden Fall schon überlebt 😉

Auch, wenn ich des Themas fast überdrüssig bin: die „koof mich“ – Recherche der taz ist nur die halbe Wahrheit.

WP/WR in Meschede. (foto: zoom)
WP/WR in Meschede. (foto: zoom)

Die journalistische Unabhängigkeit ist für Konzerne wie die WAZ et alii kein eigenständiger Wert.

Die Behauptung dieser Eigenschaft der Produkte soll lediglich als Alleinstellungsmerkmal gegenüber reinen Reklamezeitungen dienen, ansonsten wird mit allen Mitteln auf dem Markt der Presseprodukte um den Profit gerungen. Profiteure sind Eigentümer, Verleger sowie Verlagsfunktionäre und Betriebskader.

Anfang April veröffentlichte die taz eine Recherche, die unter der Überschrift „Schleichwerbung bei Zeitungen Einfluss zu verkaufen“ die Käuflichkeit von Printmedien enthüllen sollte:

“ … Ein Mitarbeiter der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) bot eine anzeigenfreie Beilage zum Thema Banken an, in der die Branche über ihren Umgang mit der Finanzkrise informieren könne. „Ein vierseitiges Banken Spezial ohne Anzeigen in der Gesamtausgabe kann ich Ihnen zum Gesamtpreis von 117.500 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer anbieten“, hieß es in einem schriftlichen Angebot …“

Wenige Tage später erschien in der Süddeutschen Zeitung eine kurze Notiz mit der Überschrift: WAZ dankt ‚taz‘:

WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach lobte die taz sogar: ‚Investigativer Journalismus ist auch dann hilfreich, wenn er einem selbst unangenehm ist.‘

„Heuchlerisch!“, rief ich auf facebook.

Im Gewerkschaftsblog „medienmoral“ wurde das Anschreiben, welches der Autor der Süddeutschen verwertete hatte komplett kolportiert:

„Manfred Braun, WAZ-Verlagsgeschäftsführer NRW:
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Ein verdeckt recherchierender Redakteur der taz hat im Sommer 2009 die Anzeigenabteilung unseres Hauses besucht und mehrere Angebote für Sonderveröffentlichungen eingeholt. Die taz berichtet in ihrer Ausgabe vom Samstag, 2. April, ausführlich über die Ergebnisse der Recherche, die insgesamt zehn deutsche Verlagshäuser betrifft.
Die Verlagsgeschäftsführung NRW hat den uns betreffenden Vorgang gründlich aufgearbeitet. Es ist nach unseren Erkenntnissen nicht auszuschließen, dass der Bericht der taz in Bezug auf unser Haus zutreffend ist.
Die Kennzeichnung von bezahlten PR-Texten in unseren Sonderveröffentlichungen und Beilagen entspricht zum Teil nicht den Regeln, die der Verband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) aufgestellt hat, und ist juristisch nicht korrekt. Konsequenz: Wir werden zukünftig noch strenger auf die Einhaltung der ZAW-Richtlinien achten und die von unseren Kunden bezahlten PR-Texte klar und deutlich mit dem Wort „Anzeige“ kennzeichnen.
Darüber hinaus gilt der Verhaltenskodex, der bei der WAZ Mediengruppe die Trennung von redaktionellem Inhalt und Anzeigen unmissverständlich regelt. Verstöße werden, bis hin zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen, sanktioniert.“

Nachdem ich diese Anschreiben gelesen hatte, habe ich mich vor Lachen gekringelt. Liest man doch wörtlich:

„Wir werden zukünftig noch strenger auf die Einhaltung der ZAW-Richtlinien achten und die von unseren Kunden bezahlten PR-Texte klar und deutlich mit dem Wort „Anzeige“ kennzeichnen.“

Dies bedeutet, dass weiterhin die anderen PR-Texte ungehemmt in die Seiten der Produkte des WAZ-Konzerns einfließen können, ohne mit dem Wort „Anzeige“ gekennzeichnet zu werden.

Ich behaupte: Die gekauften Artikel sind nicht die größte Manipulation der Leser. Die größte Manipulation ist die PR, die völlig unentgeltlich die E-Mail-Boxen der Reakteure verstopft und mit einem Maus-Klick in den Satzspiegel der Zeitung einfließen kann und einfließt.

Diese PR- Manipulation der Leser geschieht sowohl einstufig, als auch zweistufig.

Was meine ich damit.

Unter einstufiger PR-Manipulation verstehe ich den direkten Weg vom Erzeuger zum Verbraucher. Der Pressesprecher des Bürgermeisters/der Partei XY/ des Verbandes AB/ des Vereins YZ  schickt einen Text an die Redaktion, der dann mit minimalen oder keinen Änderungen direkt verwertet wird. Der Leser oder die Leserin können nur indirekt schließen, dass es sich um PR handelt, weil kein Autor oder Autorenkürzel angegeben wird.

Die zweistufige PR-Manipulation spielt über die Bande. Der Weg läuft folgendermaßen: Ein PR-Büro, bei uns im HSK meist eine einzige Person, formuliert Texte für verschiedene Auftraggeber. Der Auftraggeber verfügt über Geld, sonst könnte er sich einen Schreiber/eine Schreiberin gar nicht leisten. Diese Texte werden dann vom Auftraggeber an die Redaktionen geleitet.

Es handelt sich bei uns oft um Themen, die einer journalistischen Recherche bedürften: Bauvorhaben, Umgestaltung der Landschaft …

Allein, der Redakteur/ die Redakteurin hat keine Ressourcen diese aufwändigen Recherchen zu betreiben. Also landet die PR im der Zeitung.

Ein Klick, kostet nichts und wird nicht mit „Anzeige“ gekennzeichnet.

Diese PR-Texte und nicht die grobklotzigen, leicht zu erkennenden Anzeigentexte, sind das eigentliche Gift, welches die Glaubwürdigkeit des Lokaljournalismus schon lange zerstört hat.

Bodo Hombach im Interview mit dem Standard: Anonymität der Blogger verführe zur Beliebigkeit. Der Wahrheitsgehalt sei zu oft fragwürdig.

In unserem BriefkastenIm Interview mit dem österreichischen Standard vermisst WAZ-Manager Bodo Hombach Regeln für die Onlinemedien :

“ ….

STANDARD: Dem kann man entgegenhalten: Blogger, Bürgerjournalisten tragen zur Kontrolle der alten Medien bei.

Hombach: Ich hatte die Hoffnung auf eine neue Medienkultur durch Blogger. Lob der Bürgerpartizipation und völlig neue Formen der Mitwirkung sind mir dazu schon aus der Feder gekommen. Die Realität ist leider eine andere. Anonymität verführt zur Beliebigkeit. Der Wahrheitsgehalt ist zu oft fragwürdig.

STANDARD: Wie könnte man dem begegnen, meinen Sie?

… “ alles lesen bei derStandard.at

siehe auch die Reaktion bei den anonymen Bloggern des Gewerkschaftsblogs „medienmoral“.

Umleitung: Schuldenhilfe, Hanfmann, Erasmus, PPP, DB, Medienmoral und Geldsegen in Meschede

NRW: Städte begrüßen geplante Schuldenhilfe … doppelwacholder

Genie und Wahnsinn: der Hanfmann ist tot … endoplast

Erasmus von Rotterdam: erster Pazifist der Neuzeit? … hpd

PPP: in Wiesbaden … nachdenkseiten

Deutsche Bahn: feilt am (schlechten) Image .. ruhrbarone

Die lieben Kollegen: bei … medienmoral

Geldsegen: hastig verteilt in Meschede … sbl