Umleitung: von völkischen „Kinderlagern“ über das funky Funke Portal zu den Schuldenbergen der Kommunen

Keine Katzenfotos! Heute im Nordfrieslandmuseum Husum (foto: zoom)

Völkische „Kinderlager“: Es gibt sie noch die organisierte braune Kindererziehung. Ehemalige HDJ-Aktivisten führen in Ostwestfalen weiter Kinderlager durch … bnr

Die SPD entzaubert Schulz: Die SPD erwartet Großes von Martin Schulz. Er soll sie aus dem Jammertal führen. Darum wählte sie ihn mit 100 Prozent zum Vorsitzenden … postvonhorn

Das „funky Funke-Portal Der Westen“: Wenn die Welt dir Zitronen reicht, mach Klicks daraus. Warum Menschen den Respekt vor dem Journalismus verlieren, man kann es echt nicht verstehen … evangelisch

Ostergruß: Folgende christliche Glaubensüberzeugungen sind für einen gebildeten und vernünftigen Menschen inakzeptabel … scilogs

Fake History im Outlet Village: Warum ist die Simulation von historischem Flair für den Lagerverkauf von Markenartikeln so populär? … publicHistory

Schulen ohne Rassismus? Der hilflose Anti-Antisemitismus … welt

Vergessen in Amerika: Haus Opherdicke widmet dem Maler Josef Scharl eine Werkschau … revierpassagen

Aktionsbündnis „Für die Würde der Städte“ fordert: Neuordnung des Kommunalen Finanzsystems in die Wahlprogramme! „Schuldenberge sind Folge von Gesetzen zu Lasten der Kommunen“ … doppelwacholder

Heute schon gelacht?

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In der heutigen Online-Ausgabe des Westen fanden wir dieses gelungene Foto des nicht nur grinsenden, sondern offensichtlich herzhaft lachenden Jack Nicholson.

Der eigenwillige Ausschnitt erstaunt. Wir berichteten bereits an anderer Stelle über die ungewöhnliche Präsentation von Personenaufnahmen im Portal der WAZ-Mediengruppe. Fast scheint es, als wolle Der Westen abgeschnittene Köpfe zu seinem neuen Markenzeichen machen. ‚Alleinstellungsmerkmal‘ heißt es ja wohl in der Marktingsprache.

UPDATE: DerWesten twittert: „Danke für den Hinweis. Das war ein technischer Fehler, den wir bereits korrigiert haben.“

DerWesten skalpiert Banker – dilettantisch oder subversiv?

Bisher war Der Westen, Das Portal der WAZ Mediengruppe, nicht gerade für ungewöhnlichen und gewagten Bildausschnitte bekannt. Heute hingegen wollten die Macher des Onlineauftritts offensichtlich neue Wege gehen und veröffentlichten dieses Bild:

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Die Lokalausgabe Winterberg, Medebach, Hallenberg (screenshot: chris)

Offen bleibt jedoch, aus welchem Grund die Köpfe abgeschnitten, bzw. die betroffenen Herren skalpiert wurden. Hat da ein überarbeiteter Mitarbeiter in der Eile den falschen Ausschnitt gewählt? Oder protestiert hier ein Online-Redakteur, der seine Kündigung bereits erhalten hat? Oder möchte DerWesten mit neuen Mitteln neuer Leser an sich binden? Wir wissen es nicht.

Was ist beim WAZ-Medienkonzern los: Unruhe beim Onlineportal „DerWesten.de“

Medienmoral: Protest- und Diskussionsblog der WAZ Mitarbeiter
Medienmoral: Protest- und Diskussionsblog der WAZ Mitarbeiter

Wie das Protest- und Diskussionsblog „Medienmoral NRW“ heute meldet, soll beim Onlineportal „DerWesten.de“ Unruhe  herrschen.

Grund seien zum einen massive Verluste von Nutzern und zum anderen Verzögerungen beim Relaunch des Web-Auftritts.

Vor diesem Hintergrund will das für die Online-Aktivitäten zuständige WAZ NewMedia anscheinend Personal abbauen.

„Laut Angaben von Verlag und Kennern der Szene müsse man sich von einer einstelligen Zahl an Mitarbeitern trennen und befinde sich in Aufhebungsgesprächen. Hauptsächlich betroffen sein soll der technisch-kaufmännische Bereich.“

Wenn ich von mir auf andere schließe, muss ich sagen, dass der Rückgang der Nutzer von DerWesten.de mich nicht überrascht.

Gerade der von der heimischen Westfalenpost versorgte lokale Bereich schafft es fast täglich, den Print, also die Tageszeitung, inhaltlich zu unterbieten. Dies führt dazu, dass ich zwar persönlich aus Pflicht- und Chronistengefühl jeden Abend die Städte im Umland auf „DerWesten.de“ ansteuere, aber nur selten interessante Artikel finde.

Ich habe mir von einem sogenannten Kenner der Szene sagen lassen, dass es große Unterschiede bei der Publizierung von Inhalten durch die einzelnen Lokalredaktionen geben soll.

Während die einen eher Unwichtiges ins Online-Portal schütten und die vermeintlich bedeutenden Artikel dem Print vorbehalten, gebe es Redaktionen, die sich auch Online mit sehr viel Energie journalistisch profilieren.

Wie dem auch sei, ist meine persönliche Meinung, dass wir im Hochsauerland ein doppeltes Problem haben: 1. Mit der Westfalenpost haben wir eine Monopolzeitung, deren Berichterstattung sich meist opportunistisch an der Meinung und den Handlungen der Politiker orientiert und eigentlich kaum den politischen Diskurs mit journalistisch interessanten Inhalten aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Kultur versorgt bzw. Öffentlichkeit herstellt 2. Die Auswahl der Lokalthemen für das Internet fällt noch hinter den Print zurück.

Den betroffenen Mitarbeitern bei DerWesten.de werde ich kaum nützen können, denn es geht dem milliardenschweren WAZ Konzern um Gewinn und Profit. Journalismus spielt da nur eine Nebenrolle.

Morgen soll der Kaufvertrag unterzeichnet werden, der Petra Grotkamp zur WAZ-Mehrheitsgesellschafterin macht.

Aus medienjournalistischer Perspektive muss man sagen: Den WAZ Konzern zu beobachten, bleibt interessant.

Bodo Hombach haben wir hier im Blog auf jeden Fall schon überlebt 😉

Umleitung: Dem Westen geht die Luft aus, die WAZ-Gruppe verliert Leser und ein Journalist freut sich, nie mehr Nachrufe schreiben zu müssen. Das Ende des Kapitalismus in fünf Teilen oder so …

Zwischen Silbach und Siedlinghausen (foto: zoom)
Zwischen Silbach und Siedlinghausen (foto: zoom)

Erquältes Ende: WAZ gibt Portal “Der Westen” auf … ruhrbarone

Die Abscha… Weiterentwicklung von DerWesten.de – oder aber: WAZ.de, NRZ.de & Co. kommen zurück – wie bereits Anfang 2010 beim pottblog berichtet … pottblog

DerWesten: Bodo Hombach nähert sich dem Begriff „Skandal“ von verschiedenen Seiten … derwesten

Leserverlust: WAZ-Mediengruppe verliert in einem Jahr 36.271 Leser(-4,6%) … meedia

Welche Kraft es kosten kann, ein Mensch zu werden: „Ich sah Andreas Altmann in einem kurzen Fernsehinterview und wusste, dass ich sein Buch lesen muss, dass der Autor mir etwas zu sagen hat. Am vergangenen Montag las er in Berlin vor vollem Haus. Und nicht nur mir wusste er etwas zu sagen …“ hpd

Fünfteilige Serie zum Ende des Kapitalismus: Wollen auch Sie den Kapitalismus abschaffen, die Banken verstaatlichen oder wenigstens zerschlagen, um sich dann – je nach Geschmack – auf den Weg zum diesmal echten Sozialismus zu machen oder aber um wieder der guten alten Sozialen Marktwirtschaft zu ihrem allseligmachenden Recht zu verhelfen? In Ordnung. Dazu eine gute und eine nicht so gute Nachricht von Werner … Jurga

Quartalszahlen der US-Banken: Verwundert reibt sich da sicher so mancher die Augen, denn bis auf Goldman Sachs haben alle Banken einen Quartalsgewinn eingefahren … wiesaussieht

Michael Moore und der Vorwurf der Propaganda: „Oh yeah, here he comes! Der berühmteste Linke der Welt! Der unterhaltsamste Klassenkämpfer dieses Globus! Der Entertainer unter den Sozialkritikern! Michael Moore, Amerikas dickste Smart Weapon: Lachen für den Frieden, Witzeln gegen Rechts, Pointen für den Regime Change in Washington. Der Filmemacher with a mission. Michael Moore gegen das Unrecht! In der Hauptrolle: Michael Moore. In der Nebenrolle: das Unrecht“ … misik

Riester-PR in der ZEIT – kein guter Rat: Seit die Riester-Rente existiert, gibt es in den selbsternannten Qualitätszeitungen Artikel zur Riester-Rente, die selbst bei wohlwollender Betrachtung nicht von bezahlten PR-Artikeln zu unterscheiden sind. Mal kommen diese Artikel suggestiv daher und zitieren Gutachten und Studien von gekauften „Wissenschaftlern“, mal kommen sie gänzlich brachial daher … nachdenkseiten

Armut nimmt weiter zu: sichere Arbeit und faire Arbeitsbedingungen werden immer wichtiger … doppelwacholder

Der Protest der Straße als Partner der Politik: Diese Konstellation hat es noch nie gegeben. Die sogenannte und von der Politik gern verachtete „Straße“ als Partner eben dieser Politik! Das zeigt, wie groß die Not tatsächlich geworden ist. Demonstration, Protest erwünscht, weil all die politischen Gipfel im Wochentakt keine Chance mehr auf wirkliche Lösungen versprechen … WirInNRW

NRW: Das Land tarnt seinen Eigennutz. Die hoffnungslos überschuldeten Städte sollen innerhalb weniger Jahre sparen bis aufs Blut … postvonhorn

Internet-Suchmaschinen: BGH gibt Google im Streit um Urheberrechte recht … neheimsnetz

Sundern: Grüne Versammlung am 21.10. InteressentInnen sind eingeladen … gruenesundern

Winterberg: Der Rad-Tourismus kommt in Gang, schreibt die Westfalenpost … derwesten

Nachruf, lass nach! Kürzlich ist Bernd Berke wieder einmal in Versuchung geraten, in die Versuchung, einen Nachruf zu schreiben. Doch dann hat er sich bezähmt … revierpassagen

Das Letzte zur Protestwelle gegen die Banken: Solange unser PARTEI-Grieche in Bottrop nicht streikt, sehe ich keine unmittelbaren Auswirkungen … bottblog

Ulrich Reitz kommt nicht unfallfrei nach Berlin

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Brandenburger Tor mit Berliner Mauer in den 1970er Jahren (archiv: Klein)

Soll man dumme Kommentare kommentieren oder soll man sie mit Nichtachtung strafen?

Der aktuelle Kommentar des Chefredakteurs des Online-Portals des  Westens Ulrich Reitz hat mich erneut zum Widerspruch gereizt. Vor einiger Zeit enthüllte Herr Reitz anläßlich der Diskussion um die Frauenquote sein Frauenbild und heute offenbart er seine regierungstreue Haltung.

Der Titel lautet: Unfallfrei von Bonn nach Berlin – von Ulrich Reitz. Und dann assoziiert der wichtige Zeitungsmann ein merkwürdiges Zeug zusammen. Der Kommentator legt dem imaginären „Wir“ Argumente aus der Nationalstaatsdiskussion des 19.  und frühen 20. Jahrhunderts sowie Versatzstück der Debatte über die Wiedervereinigung in den Mund:

Deutschland wird wieder Nationalstaat. Wir sind wieder wer. Wir Deutschen werden nicht mehr zwanghaft Europas Vorbild sein und das mit unserem Scheckbuch teuer bezahlen. Nicht mehr länger uns künstlich klein halten gegenüber den Nachbarn, den Holländern etwa. Nicht mehr machen, was Frankreich sagt. Unser politisches Auftreten wird unserer wirtschaftlichen Stärke entsprechen; endlich, schließlich haben wir auch die schlagkräftigste Armee auf dem Kontinent. Und wir bekommen unsere starke Mark zurück, trennen uns endlich vom weichen Euro. Und müssen auch nicht mehr andere retten. Unter unsere Geschichte, insbesondere diese zwölf Jahre, ziehen wir einen Schlussstrich.

Herr Reitz behauptet, diese kollektiv und anonym vorgetragenen Äußerungen seien Projektionen während der Wiedervereinigung gewesen. Dass „wir“ diese Projektionen hatten, ist reine Spekulation, denn in der öffentlichen Diskussion spielten sie keine Rolle!

In der Zeit des Kalten Krieges beschwerten sich weder BRD noch DDR-Bürger darüber, machen zu müssen, „was Frankreich sagt“. Damals waren die USA und die UdSSR die Supermächte.
Die Konkurrenz mit den Holländern kann allenfalls in Grenzstädten eine Rolle gespielt haben, im  Rest der Republiken hatte sich dies Problem nicht herumgesprochen.
Und „unsere Mark zurück“ wollte damals auch keiner, denn die hatten wir ja noch.  Ergo wollte sich auch damals noch keiner vom Euro trennen, denn den gab es noch gar nicht.

Die oben genannten Projektionen hätten, so Ulrich Reitz,  für die Hauptstadt Berlin gestanden.  Und das vor 20 Jahren. Heute sei diese Diskussion der Jugend gar nicht mehr zu vermitteln und  Herr Reitz schließt seinen Kommentar mit den Worten:

Dieser Umzug von Bonn nach Berlin war nicht der befürchtete oder erhoffte Bruch mit der deutschen Nachkriegsgeschichte. Eine stabile, soziale Demokratie, fest eingebunden in Europa (auch wenn der Atom-Ausstieg ein deutscher Alleingang war), an der Seite Amerikas, auf gute Beziehungen erpicht mit Moskau, das ist heute die deutsche Realität. Trotz Berlin. Oder wegen Berlin?

Fazit: Die aufgeregte Debatte um die“Berliner Republik“ war gar nicht schlecht. Sie hat klar gemacht, was nicht gewünscht war: Eine Rückkehr Preußens. Bonns rheinische, weltoffene Gelassenheit lebt nun in der neuen Hauptstadt fort.

Auch hier wieder ein Sammelsurium von Gedanken, Behauptungen und Fehleinschätzungen. Wer genauer hinsieht, der bemerkt eine ganze Reihe von Brüchen mit der deutschen Nachkriegsgeschichte: Noch nie hat sich ein deutsche Regierung so wenig um das deutsch-französische Verhältnis bemüht. Die Nicht-Beteiligung am Libyen-Einsatz ist Beispiel eines weiteren Alleingangs der Bundesregierung – explizit auch ohne Frankreich. Unsere Demokratie ist so stabil, dass wir aufgrund der Nachlässigkeit der schwarz-gelben Regierung demnächst ohne verfassungsmäßiges Wahlrecht dastehen.

Nein, „wir“, die Bürger der Bundesrepublik Deutschland, sind keinesfalls unfallfrei von Bonn nach Berlin gekommen, auch wenn wir heute nicht in Preußen leben. Einer Kanzlerin, die Spaniern, Griechen und Portugiesen nahelegt,  fleißiger zu arbeiten, fehlt es an Weltoffenheit. Ebensowenig ist militärisches Engagement deutscher Soldaten in der Welt  das Zeichen einer kosmopolitischen Haltung. Allenfalls die im Kommentar genannte  Gelassenheit, die schon fast an Apathie grenzt, die lasse ich als Merkmal dieser Regierung gelten.

Thomas Knüwer spricht mir aus der Seele: Das Qualitätsproblem von „WAZ“ und „Westen“

waz dortmund (foto: zoom)
waz dortmund (foto: zoom)

Das Winterberger Lokalportal der Westfalenpost auf der Gesamtwebsite der WAZ-Mediengruppe „DerWesten“ zeichnet sich in der Regel durch Belanglosigkeiten aus. Der an sich schon magere Lokaljournalismus der Printausgabe erscheint hier online in homöopathische Dosen verdünnt.

Ich weiß nicht, ob es eine Art Strategie der WP ist, dem Online Leser systematisch die etwas interessanteren Beiträge des Prints vorzuenthalten, in der Hoffnung, dass dieser auf die Papierzeitung zurückgreift.

Diese Strategie, wenn es denn eine ist, ist grundfalsch. Der lokal dürftige „Westen“ wirkt wie ein unaufgeräumter Schaukasten und signalisiert die Unfähigkeit der WAZ, ihren Webauftritt mit dem Print zu verzahnen.

Apropos Print: Über die Winterberger Haushaltspolitik informiere ich mich lieber gleich im Mitteilungsblatt der Stadt Winterberg. Ich lese dort die Haushaltsreden von Pieper(CDU), Koch(SPD) und Fladung(FDP) in voller Länge und mache mir meine eigenen Gedanken. Wo wäre der Mehrwert der Westfalenpost?

Die WP weigert sich beharrlich bei diesen wichtigen kommunalpolitischen Fragen an der politischen Willensbildung mitzuwirken.

Wer mir nicht glaubt, lese einfach die Westfalenpost und beweise mir das Gegenteil.

Die Themen, die Berichte und Skandale liegen auch bei uns im eher beschaulich, konservativen Hochsauerland rund um den Kahlen Asten auf der Straße und – werden von den Lokaljournalisten liegen gelassen.

Es ist ein Drama.

Thomas Knüwer hat es in seinem Blog, besser als ich es kann, auf den Punkt gebracht:

Womit wir beim Problem der “Waz” wären. Oder besser einem Teil des Konzerns in Gestalt der Online-Nachrichtenseite Der Westen. Die nämlich finden die Leser, wie eine Studie, die mir in Auszügen vorliegt, gar nicht so gut. Mehr noch: Sie finden Der Westen richtig schlecht. Das ergab eine Studie der Mediaagentur OMS, durchgeführt von deren Partner Eresult. Vom 28.3. bis 26.4. befragte sie Leser von Der Westen online, als Anreiz für die Beantwortung der Fragen lockte – eher mickrig – eine Digitalkamera. Verglichen wurden die Ergebnisse mit Durchschnittswerten von 26 anderen Zeitungs-Homepages.Ergebnis in Sachen Inhalte: hier alles lesen.

Medienkritik: Woran krankt der Artikel im „Journalist“ über „DerWesten“

Im „Journalist“, der Zeitschrift des Deutschen Journalisten Verbands (DJV), ist ein fleißiger und informativer Artikel zum Thema „DerWesten – oder:  Woran regionaler Journalismus im Netz krankt“ erschienen. Statt einer umfassenden Meta-Medienkritik greife ich mir zwei Absätze heraus und erkläre das Dilemma der Autorin.

In wenigen Regionen Deutschlands blüht die Onlinejournalismus-Landschaft so vielfältig wie in Nordrhein-Westfalen. An Rhein und Ruhr soll es rund 60 Angebote mit Lokalinformationen geben, die nicht von klassischen Verlegern angeboten werden. Dazu kommen die professionellen Seiten. DerWesten muss sich allein im Ruhrgebiet neben ruhrnachrichten.de, WDR.de und Blogs wie ruhrbarone.de und pottblog.de behaupten. Am Niederrhein kommt der ewige Konkurrent hinzu: RP Online, das Internetangebot der Rheinischen Post.

Ich finde es generell schlecht, wenn ein Autor/eine Autorin „soll es“ schreibt. Was soll das? Entweder weiß sie es, oder sie weiß es nicht oder sie recherchiert ordentlich. Was ist „soll es“ für eine Quelle? Die Autorin verzichtet darauf diese ominöse Zahl zu qualifizieren. Sie könnte dann nämlich aufschlüsseln, welche Art von Informationen von diesen „soll es“-60-Angeboten publiziert werden.

Ein riesiges Verbreitungsgebiet, ein Nachrichtenportal für regionale und überregionale Inhalte, zentrale Diskussionsplattform – DerWesten macht von allem etwas, aber nichts richtig gut. „Ein Portal für alle zu machen, entspricht den Vorstellungen des Internets der 90er Jahre“, sagt der Münsteraner Medienforscher Christoph Neuberger. Vergleichsweise gut ist das Team lediglich in der Verbreitung seiner Nachrichten via Twitter und Facebook. Immer wieder Kritik einstecken muss DerWesten für die Diskussionskultur auf seiner Seite und mangelhafte Aktualität im Regionalen. „Für mich jedes Mal wieder ein Blick in die Abgründe des menschlichen Seins“, schreibt etwa Stefan Laurins von ruhrbarone.de in seinem Blog über schlecht moderierte Diskussionen. Pottblogger Jens Matheuszik findet: „Im Regionalen ist DerWesten zu langsam, zu wenig aktuell.“ Blogger aus dem Ruhrgebiet seien da manchmal schneller.

Alles schön und richtig beschrieben. In weiteren Teilen des Artikels geht es darüber hinaus um Klick-Zahlen, Bildergalerien und Content-Desks.

Dies alles ist gut und schön beobachtet,  aber selbst der Vorwurf der Langsamkeit trifft nicht den Kern des Problems.

Das Grundproblem lautet:

Der lokale Journalismus der WAZ-Produkte erfüllt seine Aufgaben nicht. Er ist zum großen Teil nur eine Ansammlung von PR-Texten und umgeschriebener Pressemeldungen. Die Verhältnisse vor Ort werden nicht adäquat abgebildet oder gar analysiert und lesergerecht beschrieben. Recherchierte Wirtschaftsnachrichten aus der Kommune – meist Fehlanzeige. Recherchierte Reportagen aus dem Arbeitsleben – Zero. Recherchierte Reportagen aus dem Rathaus – gegen Null.

Die Lokalseiten der Zeitungen stehen schon lange nackt in der Medienlandschaft und sind kaum noch von den denen der Reklameblätter zu unterscheiden.

Die sogenannten „Placeblogger“ sind in der Mehrzahl keine echte Konkurrenz, sondern, beispielsweise hier im Hochsauerland, nicht mehr als digitale Gefäße, in die beliebig Pressemeldungen und unüberprüfte Umsonst-Artikel geschüttet werden. Die Betreiber solcher Blogs haben keine Zeit für redaktionelle Bearbeitungen.

Früher hieß es: „Papier ist geduldig“, heute ist die Plattenkapazität der Provider „unerschöpflich“. Viele  dieser „Placeblogs“ sind unappetitliche Textmüllhalden, die sich von automatisierten Werbemaschinen ernähren (wollen). Im besten Fall spiegeln sie unreflektiert die Vereinsgeschäfte vor Ort wider.

Erst wenn die Lokaljournalisten vor Ort (wieder?) Journalismus betreiben und nicht hauptsächlich Seiten zusammmenschieben und sich vor den lokalen Mächten ducken (müssen), wird es  guten Journalismus vor Ort geben. Der ist dann auch Online interessant.

Ich weiß allerdings nicht, ob guter Journalismus im Interesse der WAZ-Mediengruppe und ihrer Eigner liegt. Wie sagte noch Geschäftsführer Christian Nienhaus im Jahre 2008 im Interview:

“dass man mit starken Marken eine ordentliche Rendite erwirtschaften kann. Und ich habe gelernt, dass man eine aggressive Marketingstrategie und Markenpflege betreiben muss. Bei Bild haben wir Dessous, Volksbibeln und Handytarife vermarktet. Diese Zeitung ist in Wahrheit eine Marketingmaschine. Da muss man schauen, was davon übernommen werden kann. Erfolg kann man nicht genug haben.”

Dessous, Volksbibeln und Handytarife. Ich verstehe: Form follows function!

Der Lokaljournalismus der WAZ-Gruppe ist schlecht. Das hat nichts mit Online oder Offline, mit Print versus Blogger zu tun.

Der nächste Artikel im Journalist sollte erklären, aus welchen Gründen der Journalismus vor Ort defizitär ist. Er sollte dies anhand der Arbeitsbedingungen der Journalisten vor Ort und der Verlagspolitik unter besondere Berücksichtigung der Verlegerfamilien tun 😉

Let’s talk about journalism.

Umleitung: Zwei Mal Sex in the City, Naumann über Hombach, Spiegel über Bild-Niveau, ein Dorfverein und ein peinliches Layout im Westen.

Der Hunauturm von der anderen Seite des SorpetalsJenseits von Köhler, Öl und Koalitionsgedöns: Zwei Mal Sex and the City bei den ruhrbaronen … Männchen und Weibchen

Michael Naumann über: „Bodo Hombach singt ja gerne das Hohelied des Qualitätsjournalismus und betont vor allem die Notwendigkeit eines guten Feuilletons. Man hört sich das an, aber wenn man dann die „WAZ“ aufschlägt, fragt man sich: Ja wo ist es denn nun, das tolle Feuilleton?“ … horizont

Spiegel – nur eine Bildzeitung mit Niveau?: perfekte Agitation und sachliche Leere meint Albrecht Müller spitz auf den … nachdenkseiten

Dorfverein „Pro-Wiemeringhausen“: eine „Laudatio light“ zum Einjährigen … wiemeringhausenblog

Heimatzeitung geschmacklos: Zweimal Düdinghausen – Screenshot eines peinlichen Layouts. Ein Leser hat den Vorgang kommentiert, aber der Moderator scheint zu schlafen.

Update 28. 5.: Heute Morgen ist die Seite geändert worden.

Düdinghausen geschmacklos im Westen (screenshot: 27. Mai 2010 22:13)
Düdinghausen geschmacklos im Westen (screenshot: 27. Mai 2010 22:13)

Umleitung: Staatsbankrott, der graue Westen, die Linke mit Hilfestellung, Frauen, Ballack und Heimatzeitung.

Heute im HochsauerlandStaatsbankrott: Hickel gegen Flassbeck … nachdenkseiten

Der Westen: Relaunch mit BILD-Karussell … pottblog

Linke NRW: Hilfestellung aus Berlin … ruhrbarone

Frauen und Erwerbsarbeit: Irgendwie unvereinbar … sbl

Ballack: Verletzung als Staatsaffäre … ruhrtalcruising

Heimatzeitung: an erster Stelle zwei Pressemitteilungen … Nr. 1