Sauerland-Museum – dreijährige Bauphase beginnt voraussichtlich im September 2014

In unserem BriefkastenArnsberg. (sbl_pm) Im Sommer 2014 schließt das Sauerland-Museum im Landsberger Hof in Arnsberg für mindestens 3 Jahre seine Tür. Der Grund dafür ist eine seit langem geplante, umfangreiche Sanierung sowie der Erweiterungsbau, der etwa 20 Meter tief in den Berg bis unten zur Ruhrstraße gehen soll. Ob das gute, alte Museum danach noch soviel Charme ausstrahlt?

Auch die lange Schließungsphase bereitet einigen Sorgen. Öffentliche Kritik daran übte z.B. der Seniorenbeirat Arnsberg. Das Gremium äußerte Befürchtungen hinsichtlich der Verschlechterung von geschäftlicher und wirtschaftlicher Situation in der Arnsberger Altstadt. Kreistagsmitglied Reinhard Loos von der Sauerländer Bürgerliste (SBL) sieht neben den hohen Kosten (nach jetzigem Stand ca. 12 Mio. Euro) und den großen technischen und finanziellen Risiken auch die lange Schließungsphase kritisch. Er schickte am 17.11.2013 diese Fragen an den Landrat:

  • Worin liegen die Gründe für eine so lange Schließungszeit, obwohl ein großer Teil der geplanten Bauarbeiten außerhalb der bisherigen Museumsgebäude stattfinden soll?
  • Welche Alternativen zu einer so langen Schließungszeit wurden geprüft, mit welchen Ergebnissen?
  • Welche Einnahmeausfälle entstehen während der Zeit der Schließung?
  • Welche Kosten für das Sauerlandmuseum entstehen während der Schließungszeit, ohne dass in dieser Zeit irgendein Nutzen für die Öffentlichkeit vorhanden ist?
  • Was geschieht mit den Exponaten?
  • Welche Aufgaben übernehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sauerlandmuseums während der Zeit der Schließung?

Hier – gekürzt und zusammengefasst – die Antwort der Kreisverwaltung mit Datum vom 18.12.2013, die der SBL aber erst am 02.01.2014 zuging:

Baubeginn soll ab September 2014 sein. Das ausführende Architektenteam kommt aus Stuttgart und heißt Bez + Kock Generalplaner GmbH. Bedingt durch den Einbau eines Aufzugs im Altbau sowie eines neuen Treppenhauses bis zur Ruhrstraße gibt es sehr große bauliche Eingriffe in das Bestandsgebäude. Zudem wird die gesamte Haustechnik erneuert, und sämtliche Oberflächen werden überarbeitet. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass die Planer und die bauausführenden Firmen versuchen werden, die Zeitabläufe zu optimieren und straff zu organisieren. (Bemerkung: Hoffen wir, dass hier die „straffe Organisation“ besser klappt, als beim Aus- und Umbau des benachbarten Blauen Hauses! Dort verzögerte sich der Ablauf um mehrere Jahre.)

Während der Zeit der Schließung soll insbesondere der Blaue Saal (Blaues Haus) genutzt werden. Hier sind Sonderausstellungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge etc. geplant. Das Museumscafe wird geöffnet bleiben. Der Hochsauerlandkreis geht davon aus, dass diese Veranstaltungen „weiterhin für Leben am Alten Markt sorgen“. Die Anmietung eines leer stehenden Gebäudes und die Herrichtung als Ausstellungsräume ist aus Sicht des HSK aus Kostengründen nicht möglich. Außerdem, so steht es im Antwortschreiben vom 18.12.13, müsse sich die Museums-Leitung jetzt intensiv um die Feinkonzeption des künftigen Museums kümmern.

Und nun zu den Einnahmeausfällen: Laut Wirtschaftsplan 2014 sind Eintrittsgelder in Höhe von 60.000 Euro geplant. (Bemerkung: Bei einer dreijährigen Schließung müsste also demnach mit einem Einnahmeverlust von ca. 180.000 Euro gerechnet werden?) Der HSK kalkuliert aber reduzierte Aufwendungen gegen. Im Frühsommer 2014 will die Verwaltung errechnen, wie sich die Museumsschließung auf den Wirtschaftsplan 2014 auswirkt.

Die Exponate sollen im Südflügel des Museums eingelagert werden.

MitarbeiterInnen der Museumsleitung arbeiten während der Schließung an der Neukonzeption der Dauerausstellung und der Vorbereitung der Sonderausstellung ab 2017 sowie an einem Programm für die Zeit während der Museumsschließung. zum Thema „Museums- und Kulturforum Südwestfalen“. Andere MitarbeiterInnen werden vorübergehend in anderen Verwaltungsbereichen eingesetzt.

Arnsberg, dem Sauerland und uns allen ist zu wünschen, dass beim Aus-, Um- und Neubau des Museums- und Kulturforums Südwestfalen alles wie am Schnürchen klappt. 12 Millionen Euro Kosten sind ja schließlich eine Hausmarke! Doch ob in der Summe mögliche Risiken eingepreist sind? Wer weiß?

Die Briloner SPD bittet um Diskussion. Christof Bartsch fragt nach: „Ihre Meinung zählt!“

Christof Bartsch
SPD-Bürgermeisterkandidat Christof Bartsch (foto: spd)

Brilon. (spd_pm) Der Bürgermeisterkandidat der Briloner SPD, Christof Bartsch, startet unter dem  Titel „Ihre Meinung zählt!“ eine neue Form des Bürgerdialogs: Im einwöchigen Rhythmus stellt er eine kommunalpolitische Frage zur Diskussion, die für die Bürgerinnen und Bürger in Brilon und den 16 Dörfern von Bedeutung ist.

Christof Bartsch wird dazu jeweils einige Thesen aufstellen, die als Grundlage zur Diskussion und zur Meinungsbildung dienen.

„Nach meinem Verständnis von Demokratie ist es geboten, die betroffenen Menschen in die politische Willensbildung so weit wie möglich einzubeziehen. Aus der persönlichen Betroffenheit entstehen Argumente, die für Außenstehende und oftmals auch für gewählte Volksvertreter nur schwerlich zu entwickeln sind. Die zu den einzelnen Fragen eingehenden Stellungnahmen werden mein Wahlprogramm bereichern und in die in der neuen Wahlperiode zu erstellenden Konzepte eingehen“, so Christof Bartsch.

Die erste Frage dreht sich um das Briloner Krankenhaus. Bartsch ist stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat des Krankenhauses.

Folgende These stellt der Kandidat zur Diskussion: „Mit dem Krankenhaus Maria Hilf ist in den letzten Jahrzehnten eine Einrichtung geschaffen worden, die ihresgleichen sucht und auf die wir mit Recht stolz sein können. Es lohnt sich, dort auch in der Zukunft weiterhin gezielt zu investieren. Nur so kann eine hochwertige und ortsnahe medizinische Versorgung aufrecht erhalten werden; und es entstehen wichtige regionalwirtschaftliche Impulse: als Arbeitsplatzgarant, als Auftraggeber der heimischen Betriebe, als Magnet, der Kaufkraft nach Brilon und in die 16 Dörfer zieht.“

Die Diskussionsbeiträge können per SMS unter 01757381683, per E-Mail unter ihremeinungzaehlt@christof-bartsch.de, postalisch an die Adresse Hellehohlweg 30 in Brilon oder auf der Internetseite www.christof-bartsch.de abgegeben werden.

Nach Ablauf der für die einzelne Frage zur Verfügung stehenden zwei Wochen werden die Diskussionsergebnisse auf der Internetseite (anonymisiert) zusammengefasst.

Theater-Cabaret in der Arnsberger KulturSchmiede: „Kurt Tucholsky – Die Goldenen Zwanziger oder der Absturz ins Dritte Reich“

Manuel Quero, Stefan Wolf, Jutta Juchmann, Yehuda Almagor (fotos: Manfred Haupthoff)
Manuel Quero, Stefan Wolf, Jutta Juchmann, Yehuda Almagor (fotos: Manfred Haupthoff)

Das TEATRON THEATER lädt ein zu seiner neuesten Inszenierung  „Kurt Tucholsky – Die Goldenen Zwanziger oder der Absturz ins Dritte Reich“ am 24.1.2014 (Premiere) und am 25., 26. und 28.1.2014 um 20 Uhr in der KulturSchmiede Arnsberg. Zwar sind die Premiere am 24.1. und die Vorstellung am 25.1. bereits ausverkauft, aber es gibt  noch Karten für die Vorstellungen am 26. und 28.1.2014 in den Stadtbüros Arnsberg und an der Abendkasse in der KulturSchmiede, Apostelstr. 5, 59821 Arnsberg.

Mit seiner neuen Inszenierung über das Leben und Werk von Kurt Tucholsky hat das TEATRON THEATER einen Theater-Cabaretabend entwickelt, der die Zuschauer eintauchen lässt in die Zeit der „Goldenen Zwanziger“ mit ihren Kabarett- und Revuetheatern in Berlin einerseits und den politischen Turbulenzen der Weimarer Republik andererseits. Ein fünfköpfiges Ensemble erwartet das Publikum (Yehuda Almagor, Manuel Quero, Jutta Juchmann, Stefan Wolf, Gunther  Tiedemann) und präsentiert Chansons, kabarettistische Darbietungen und tänzerische Einlagen, ebenso wie politische Texte und Briefe Kurt Tucholskys, die seinen dramatischen Kampf um Demokratie und Freiheit widerspiegeln.

Manuel Quero und Jutta Juchmann
Manuel Quero und Jutta Juchmann

Kurt Tucholsky verstand es wie kein Zweiter, mit seinen Chansons und seinen kritischen und humorvollen Texten gleichzeitig zu unterhalten und zu kritisieren. Unter seinem eigenen Namen und unter den Pseudonymen – Ignaz Wrobel, Theobald Tiger, Peter Panter und Kaspar Hauser – bekämpfte er zeitlebens die antidemokratischen Tendenzen innerhalb der Weimarer Republik und prangerte Nationalismus und Militarismus an.

Schon früh erkannte er die Gefahr des aufkommenden Nationalsozialismus. Seine Kassandrarufe blieben jedoch ungehört, und so wurden seine Bücher 1933 namentlich erwähnt dem nationalsozialistischen Feuer übergeben.

Kurt Tucholsky erlebte sich selbst als gescheitert, da er und seine Schriften zwar „Erfolg“ beim Publikum, aber – wie er meinte – keine „Wirkung“ hatten. „Gegen einen Ozean pfeift man nicht an“, schrieb er 1933 –  da hatte er seinen Wohnsitz  schon längst zunächst nach Paris, dann nach Schweden verlegt, wo er 1935 aus dem Leben schied.

Es spielen, tanzen und singen:

Yehuda Almagor, Manuel Quero, Jutta Juchmann, Stefan Wolf

Am Klavier und Cello: Gunther Tiedemann,

Regie und Bühnenbild: Yehuda Almagor, Dramaturgie und Co-Regie: Ursula Almagor, Choreographie und Kostüme: Manuel Quero, Musikalische Leitung, Komposition: Gunther Tiedemann

Raumgestaltung und Dekoration: Petra Kaiser und Arno Mester

TEATRON THEATER
Postfach 5129
59801 Arnsberg
Tel. 02931 / 22969
0160 94777886
www.teatron-theater.de

„Angemessene Unterkunftskosten“ = Musterschreiben, Auslegung und Drangsalierung?

In unserem BriefkastenMeschede. (sbl_pm) 44,50 Euro zu viel Miete zahlt nach Meinung des Jobcenters eine krankheitsbedingt nicht mehr arbeitsfähige Frau. Das ist das „Vermögen“, um das es hier geht:

44,50 Euro pro Monat sind für manche ein Klacks, für andere ein Vermögen. Bei Arbeitslosengeld II- Empfängern können „die paar Euros“ ausschlagegebend sein für das Lebensumfeld und Lebensqualität, Motivation und Gesundheit.

44,50 Euro zu viel Miete zahlt nach Meinung des Jobcenters eine krankheitsbedingt nicht mehr arbeitsfähige Frau. Sie erhielt die Aufforderung, für Abhilfe zu sorgen, sprich, sie muss umziehen. Widerspruch oder Klage gegen diese Schreiben seien nicht zulässig, wurde ihr auch gleich dazu mitgeteilt.

Die Anfrage:

SBL-Kreistagsmitglied Reinhard Loos hält diese Behauptung des Jobcenters für unzutreffend und richtete am 17.12.2013 einen Fragenkatalog zu dieser Problematik an den Landrat.

Klick: http://sbl-fraktion.de/?p=3710

Das „ominöse Kostensenkungsschreiben“:

Eine Mitarbeiterin der Organisationseinheit „Jobcenter“ antwortete mit Schreiben vom 20.12.2013, das am 02.01.2014 per Mail bei der SBL einging, den örtlichen Jobcentern sei ein Musterschreiben „Aufforderung zur Kostensenkung“ ausgehändigt worden. Der Text des in der SBL-Anfrage angesprochenen Schreibens sei ihr nicht bekannt. Jedoch ginge sie davon aus, dass die Stadt Brilon ihr Musterschreiben genutzt habe, und sie beziehe sich nachfolgend auf dieses Musterschreiben.

Des Weiteren erklärt die Mitarbeiterin des HSK, Reinhard Loos‘ Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Hinweises über die Unzulässigkeit der Widerspruchs- und Klageerhebung gegen solche Kostensenkungsaufforderungen seien unbegründet und zitiert dazu ein Urteil B7b AS 10/06 R des Bundessozialgerichts vom 07.11.2006. Das Kostensenkungsschreiben sei demzufolge lediglich ein Hinweisschreiben, „jedoch kein der Bestandskraft zugänglicher, feststellender oder Leistungen für die Zukunft ablehnender Verwaltungsakt.“ Das Musterschreiben erfülle somit die sozialgerichtlichen Anforderungen an ein solches Hinweisschreiben.

Wie soll ich diese Sätze nun deuten? Ist das besagte Hinweisschreiben zur Kostensenkung ein „Angst-mach-Schreiben“ und rechtlich vollkommen belanglos?

Antworten, auf die so manche Fragen offen bleiben.

Im Anschluss an diese Erläuterungen beantwortete die Mitarbeiterin des Hochsauerlandkreises die 7 von der Sauerländer Bürgerliste gestellten Fragen.

Wir fassen das aus unserer Sicht wichtigste hier zusammen:

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‚Awesome‘ oder grausam? Trailer für die Bob und Skeleton WM 2015 in Winterberg

Kürzlich sah ich im Winterberger Kino diesen Trailer, der für die Bob und Skeleton WM in über einem Jahr wirbt.

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Video-Link: http://youtu.be/twIHnuNGxh0

Mein erster Gedanke: Den werde ich wohl noch häufiger zu sehen bekommen. „It’s awesome!“ ruft der Kommentator begeistert. Schnelle Schnitte, extreme Nahaufnahmen, dynamische und mitfiebernde Athleten. Alle wirken ein wenig hyper.

Doch plötzlich kippt ein Bob um und rutschte eine ganz Weile auf der Seite durch den Eiskanal. Werbung für den Bobsport? Schließlich kann man dabei sterben.

Das wäre ja so, als würde man Skirennen mit spektakulären Stürzen bewerben. Gut, der Bob richtet sich wieder auf, von Verletzungen sehen wir nichts. Doch ich bin irritiert. Meine Kinonachbarin auch. Fehlt uns die nötige Begeisterung für den Bobsport, oder ist dies kleine Filmchen geschmacklos?

Umleitung: Gefahrengebiet HH, die Knochen der Heiligen Drei Könige, Erster Weltkrieg, Neheims Handel „judenfrei“, Journalismusdebatte, die Qualität von Radio Sauerland und ein holländisches Dortmund.

Bahnuebergang
Bahnübergang zwischen Silbach und Winterberg (foto: zoom)
„Anschlag“ auf Davidwache: Was bislang bekannt ist … publikative

Gefahrengebiet in Hamburg: Teile der SPD tun sich schwer mit dem Wort „Bürgerrechte“ … sueddeutsche

Religion und Relikte: Von wem stammen die Knochen der Heiligen Drei Könige? … scilogs

Geschichte und Gegenwart: Ohne den Ersten Weltkrieg wäre keiner der Schrecken möglich gewesen, die danach kamen – auch die Schoa nicht … juedischeallgemeine

06.01.1939: Neheims Handel “judenfrei” … neheimsnetz

Journalismusdebatte: Die Angst der deutschen Journalisten vor dem Aktivismus … carta

Radio Sauerland in der Kritik: Ein Archiv mit beschränktem Inhalt … sbl

Verpasste Chance? Als Dortmund einmal (fast) holländisch war … revierpassagen

Pressemeldung zum Zwischenfall vor Hamburger Davidwache am 28. Dezember 2013: Rechtsanwalt bezweifelt Darstellung der Polizei.

Davidwache
Die Davidwache an der Hamburger Reeperbahn vor drei Jahren. (archiv: zoom)

Der Hamburger Rechtsanwalt Andreas Beuth hat heute in einer Pressemitteilung „schwerwiegende und begründete Zweifel an de[m] bisher durch die Polizei bekannt gemachten Geschehensablauf“ vor der Davidwache (PK 15) am Abend des 28. Dezember 2013 geäußert.

Wir haben gestern über die Einrichtung des Gefahrengebiets in Hamburg berichtet, und unter anderem die Pressemitteilung der Polizei dokumentiert.

Wir dokumentieren an dieser Stelle die Pressemitteilung von Rechtsanwalt Andreas Beuth:

Pressemitteilung
Anwaltsbüro Schulterblatt 36
(Andreas Beuth • Britta Eder • Marc Meyer1 • Gerrit Onken • Hendrik Schulze • Ingrid Witte-Rohde • Nils Rotermund)

Angriff auf das PK 15 am 28.12.2013 – gezielte Desinformation!

Anlässlich der Darstellung und Diskussion in der Öffentlichkeit und in den Medien zu einem Zwischenfall am Samstag, 28.12.2013, gegen 23:03 Uhr im Bereich der Reeperbahn in Hamburg – St. Pauli zwischen bisher unbekannten Personen und PolizeibeamtInnen sehe ich mich zu einer öffentlichen Stellungnahme veranlasst.

Im Rahmen meiner anwaltlichen Tätigkeit sind mir Tatsachen bekannt geworden, die den bisher öffentlich diskutierten Sachverhalt in einem anderen Licht erscheinen lassen bzw. schwerwiegende und begründete Zweifel an der bisher durch die Polizei bekannt gemachten Geschehensablauf nähren.

In einer Pressemitteilung der Polizei Hamburg vom 29.12.2013 wird folgender Sachverhalt im Kerngeschehen dargestellt:
Beamte der Davidwache seien aus einer Personengruppe heraus gezielt angegriffen und zum Teil schwer verletzt worden. Zur Tatzeit hätten 30 bis 40 dunkel gekleidete, zum Teil (u.a. mit St.Pauli-Schals) vermummte Personen in Sprechchören: „St.Pauli – Scheißbullen – Habt Ihr immer noch nicht genug!“ skandiert. Als Polizeibeamte daraufhin aus der Davidwache herausgekommen seien, seien sie an der Ecke Reeperbahn/Davidstraße aus der Personengruppe heraus gezielt und unvermittelt mit Stein- und Flaschenwürfen angegriffen worden. Ein Polizeibeamter sei durch einen aus unmittelbarer Nähe geworfenen Stein erheblich verletzt worden sei und habe eine Nasenbein- und Kieferfraktur erlitten.
Wir haben hingegen nach den uns vorliegenden Informationen Grund zu der Annahme und hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass diese polizeiliche Darstellung falsch ist.
So gab es bereits keine zum Teil vermummte Personengruppe von 30 bis 40 Personen. Darüber hinaus gab es keine Personen vor der Davidwache, deren Plan und Ziel es gewesen wäre, die Polizeirevierwache 15 oder deren BeamtInnen zu attackieren.

Entsprechend hat es zu keinem Zeitpunkt Stein- oder Flaschenwürfe auf das Gebäude der Revierwache gegeben; erst recht nicht auf aus der Wache herauskommende PolizeibeamtInnen.
Entgegenstehende Behauptungen in der Polizeipressemitteilung vom 29.12.2013 sind schlichte Falschbehauptungen. Soweit es in der Pressemitteilung der Polizei vom 29.12.2013 heißt, „Als Polizeibeamte daraufhin aus der Davidwache herauskamen, wurden sie an der Ecke Reeperbahn/ Davidstraße aus der Personengruppe heraus gezielt und unmittelbar mit Stein- und Flaschenwürfen angegriffen. Dabei erlitt ein Polizeibeamter (45) einen Kiefer- und Nasenbruch sowie eine Gesichtsschnittverletzung, als ihm einer der Täter aus nächster Nähe einen Stein ins Gesicht schlug.“, ist dies ebenso falsch. Es ist kein Beamter vor der Davidwache Ecke Reeperbahn/ Davidstraße durch einen Stein oder anderen gefährlichen Gegenstand verletzt worden.

Soweit in der Berichterstattung in den Medien behauptet wird, ein Beamter sei im Bereich Hein-Hoyer-Straße/Seilerstraße, mithin ca. 200 m vorm PK 15 entfernt, im Gesicht verletzt worden, entzieht sich dies unserer Kenntnis. Auch der Pressemitteilung der Polizei ist ein solcher Tathergang nicht zu entnehmen.

Weiterhin muss ich feststellen, dass die der Berichterstattung zugrunde liegende Mitteilung der Polizeipressestelle es unterlassen hat, die polizeilichen Maßnahmen der BeamtInnen zu schildern, nachdem diese unbehelligt vor die Wache getreten waren.

Hinter der bewusst falschen Darstellung stehen augenscheinlich politische Interessen der Polizeiführung und ihrer Gewerkschaften wie zusätzliche Stellen, eine bessere Bezahlung der Polizei, eine „Aufrüstung“ der Polizei und aktuell die Einrichtung eines unbefristeten Gefahrengebiets in einem nie dagewesenen Ausmaß.
Die offensichtliche Desinformation der Öffentlichkeit lenkt ab von den brennenden sozialpolitischen Themen in der Stadt und diskreditiert legitime politische Inhalte.

Vor diesem Hintergrund halte ich eine öffentlich geführte Debatte über den möglichen polizeilichen Einsatz von Tasern oder gar den Schusswaffengebrauch einmal mehr für eine gefährliche, unverantwortliche und inakzeptable Reaktion.

Andreas Beuth
Rechtsanwalt

Umleitung: vom Kommerzfernsehen über den Restjournalismus zu Alligatoah, und dazwischen Politik und Kultur …

Schneewittchenhaus
Wir haben uns zu Neujahr das Schneewittchenhaus am neuen Sessellift in Winterberg angeschaut. Kein Schnee, dafür Kaffee und Apfelstrudel. (foto: zoom)

30 Jahre Kommerzfernsehen: Der Niedergang des wirkmächtigsten Mediums … nachdenkseiten

Fraktale Geschichten: McBride, Malone, Malloy und der Flügelschlag des Schmetterlings … endoplast

Angst beeinflusst Wahrnehmung: Menschen, die Spinnenangst haben, nehmen das Bild einer Spinne schneller wahr und konzentrieren sich länger darauf, als Menschen ohne Spinnenangst … scilogs

Danke für diesen Beitrag Herr Stannies: „Berichte wie dieser sind viel viel wichtiger als das eifrige Geschwurbel des Newsroom, der darüber berichtet, wie sich die Funke, Lensing, Haarmann & Co. auf Kosten dieser Leute die Taschen voll machen, mit dem Kooperationspartner Springer-Verlag an ihrer Seite“ … medienmoral

Journalismus: Die Vierte Gewalt im Tumult … wiesaussieht

Jahresrückblick 2013: Erledigtes landet auf dem einen Stapel, Unerledigtes bleibt auf dem anderen … erbloggtes

Was vom Monat übrig blieb: Das war der Dezember … revierpassagen

Gedanken zum Jahreswechsel: Einige markante Ereignisse aus der Kreispolitik des Jahres 2013 … sbl

Whistleblower: Kandidat für den Anglizismus des Jahres 2013 … sprachlog

GroKo: Indizien für geheime Nebenabreden der SPD mit CDU/CSU in Sachen Rente und Arbeitslosigkeit? … pottblog

SPD Hagen: Selbstbedienungsladen hat nichts mit Politik zu tun … doppelwacholder

Ronald Pofalla wechselt zur Bahn: Warum eigentlich nicht? … jurga

Wohl dem der eine „Mutti“ hat: oder „We are Family“ … neheimsnetz

Peter Finger & Werner Lämmerhirt: Fingerpickin’Good … tongebiete

Café Prünte in Unna: Adé du Traditionscafé … rundblickunna

Tu gutes und sprich darüber: Hamburg, oh du schillernde Stadt.
Ich bin zum ersten mal hier. Wegen eines Konzerts. Und das fasst eigentlich mein musikalisches Jahr 2013 zusammen: Alligatoah! (Ok, etwas Techno war auch dabei.) … c2h5oh1

Habe ich einen Trend verpennt? Maggi Kochstudio in Dortmund …

Maggi Kochstudio
Anscheinend bin ich jahrelang an diesem eindrucksvollen Geschäft in Dortmund vorbeigelaufen. (foto: zoom)

Seit 2006 schon soll es laut Internet das „Maggi Kochstudio“ im Dortmunder Westhellenweg geben, und dabei hatte ich erst heute das Gefühl, die gelbe Reklame zum ersten Mal zu sehen.

Siebeneinhalb Jahre selektive Wahrnehmung kann ich mir nur mit dem Tunnelblick Richtung Conrad Elektronik, ein paar Schritte weiter gelegen, erklären.

Als ich heute das Bild knippste, musste ich glucksend lachen und ein paar Passanten schauten mich verwundert an. Ich dachte in eben jenem Moment: „Braucht man wirklich ein „Maggi Kochstudio“? Irre!“

Nein, es ist nicht irre. Es gibt dort Kochkurse, die sogar ausgebucht sind. Was habe ich verpasst?

Im Wortlaut: Polizei Hamburg richtet ab heute früh um 6 Uhr Gefahrengebiet ein

Gefahrengebiet
Dieses Gefahrengebiet richtet die Polizei ab heute früh um 6 Uhr ein. (Abb. Polizei HH)

Die Polizei Hamburg meldet die Einrichtung eines Gefahrengebietes:

Zeit: 04.01.2014, ab 06:00 Uhr, lageabhängig bis auf Weiteres Ort: Teile von Hamburg Altona, St. Pauli und Sternschanze

In den vergangenen Wochen wurden wiederholt Polizeibeamte und polizeiliche Einrichtungen angegriffen. Hierzu zählen insbesondere der Angriff am 12.12.2013 auf das Polizeikommissariat 16 und die beiden Angriffe vom 20.12.2013 und 28.12.2013 auf die Davidwache. Dabei sind Polizeibeamte zum Teil erheblich verletzt worden. Aber auch in den Tagen vor, während und nach der Demonstration zum Thema: „Selbstorganisierung statt Repression! Refugee-Bleiberecht, Esso-Häuser und Rote Flora durchsetzen!“ sind Polizeibeamte und polizeiliche Einrichtungen massiv angegriffen worden.

Vor diesem Hintergrund richtet die Hamburger Polizei zur vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten ab dem 04.01.2014, 06:00 Uhr, ein Gefahrengebiet ein. Dadurch können relevante Personengruppen einschließlich ihrer mitgeführten Sachen überprüft und aus der Anonymität geholt werden. Die Kontrollen werden wie gewohnt mit Augenmaß durchgeführt und es ist nicht beabsichtigt, Anwohner oder Besucher des Vergnügungsviertels übermäßig zu belasten. Gleichwohl wollen wir durch diese Maßnahme sehr deutlich machen, dass die Polizei Hamburg alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen wird, um Leib und Leben ihrer Beamten zu schützen.

Mich beunruhigt diese Entwicklung in meiner alten Heimat, denn es gibt durchaus ernstzunehmende Hinweise, dass die Polizeiführung eine Eskalation der Konflikte in Kauf genommen haben könnte und deeskalierende Vorgehensweisen nicht ernsthaft genug erwogen wurden.

Esso-Häuser
Die sogenannten Esso-Häuser am Abend des 28. Dezember. (foto: zoom)

Sehr lesenwerte Überlegungen stammen von Andrej Reisin. Er schrieb am 23. Dezember 2013 unter dem Titel #HH2112: Die Polizei, die Medien und die Gewalt unter anderem:

Der Streit um die richtige Darstellung der Ereignisse in Hamburg ist voll entbrannt. Dabei ist das Ergebnis der Debatten einigermaßen vorhersehbar: Eine “objektive Wahrheit” gibt es nicht. Journalismus ist nicht “Realität abbilden” – wie leider viele Kolleg/innen noch immer glauben – sondern “Storytelling”: positiv wie negativ, durchkomponierte Erzählung, Versionen von Ereignissen. Dennoch lohnt sich der Streit um zeitliche Abläufe und belegbare Behauptungen. Und auch das Nachdenken über die Gewalt selbst ist keinesfalls sinnlos.

Patrick Gensing ergänzt am 2. Januar 2014:

Hunderte Verletzte, Angriffe auf Polizeiwachen, eine verhinderte Demonstration – die Bilanz der vergangenen zwei Wochen in Hamburg sind für Politiker und Medien offenbar kein Anlass, verbal abzurüsten. Im Gegenteil: Mittlerweile wird über den Einsatz von Schusswaffen diskutiert – und halb Hamburg wird zum Gefahrengebiet.

Die Hamburger Morgenpost hingegen drehte Ende des Jahres an der medialen Gewaltschraube und schrieb Waffengewalt herbei:

Morgenpost
Diese Morgenpost habe ich am 30. Dezember im Lidl gekauft.

Im NDR kommentierte am selben Tag Christian Baars: Gute Strategie, um Gewalt weiter anzuheizen

Wer eine weitere Eskalation verhindern will, sollte selbst abrüsten, versuchen zu vermitteln – in einen Dialog zu treten. Hier ist der Hamburger Senat gefordert. Er muss jetzt dringend versuchen, den Konflikt zu entschärfen. Denn man darf eines nicht vergessen: Hinter der Eskalation der Gewalt verbergen sich mehrere politische Streitpunkte. Es geht um die Zukunft der Roten Flora, es geht um das Bleiberecht für Flüchtlinge und es geht um die Frage, wie günstiger Wohnraum geschaffen werden kann. Bei all diesen Punkten hat die Stadt bislang keine zufriedenstellende Antwort geliefert.