Auf dünnem Eis – Tom hat mir ein Zitat geschickt.

Abendszene
Zivilisationen beruhen auf einem Satz von Versprechungen, doch „if hope and faith go, everything goes“. (foto: zoom)

Manchmal schickt mir mein Freund Tom aus heiterem Himmel ein paar Sätze, kein „Hi“, kein „Hello“, keine Grußformel.

Manchmal sind es Toms eigene Gedanken, manchmal Zitate, die ihm etwas zu bedeuten scheinen.

Heute Morgen lag dieses Zitat von Herbert Sebastian Agar in meinem Briefkasten:

Civilization rests on a set of promises; if the promises are broken too often, the civilization dies, no matter how rich it may be, or how mechanically clever. Hope and faith depend on the promises; if hope and faith go, everything goes.

Ich habe spontan am späten Abend das Bild zum Text aufgenommen – irgendwas mit „Hauptsache Düsternis“.

Aber noch während ich diesen Eintrag tippe, befallen mich Zweifel, ob die Gedanken von Agar wirklich die Melancholie und Endzeitstimmung hergeben, die ich in sie hinein zu interpretieren bereit bin.

Es tummeln sich zu viele Unbekannte in den Zwischenräumen des Textes. Zuallererst: Wer gibt die Versprechen, wer glaubt an sie und wer bricht sie schließlich? Sind Hoffnung und Glaube universell oder sind die soziale Konstrukte?

Weltuntergangsstimmung oder nüchterne Beschreibung einer Funktion?

Ich jedenfalls lasse das Zitat erst einmal sacken.

Der Betreff in Toms Mail lautetet: „We are on thin ice …“

Hat jemand eine Idee?

Umleitung: Schwerpunkt sind Überwachung und Plagiate, aber ansonsten sind die Links auch nicht schlecht ;-)

L742
Mit dem Rad auf dem Arbeitsweg. Die Bahn kommt aus Winterberg. (foto: zoom)

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Bedenken gegen Ferienhausanlagen in Sundern und anderswo: Klein-Manhattan in Heimbach … gruenesundern

Umleitung: Bildung, Schavan, Steinbrück, Gott, Hamed Abdel-Samad, die Regenbogenpresse und mehr …

Claassen Abriss
Abrissarbeiten an den Claassen-Resten am Dienstag. (foto: zoom)

Bildung: Wir leisten uns weniger, als wir uns leisten können und müssen … nachdenkseiten

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Naturschützer-Alarm: 80 Prozent der NRW-Gewässer besorgniserregend … wazrechercheblog

Ein fremdes Organ im Leib: David Wagners Krankheitsgeschichte “Leben” … revierpassagen

Regenbogenpresse: Unter dem Deckmantel des Journalismus … charly&friends

Faschismus und Betriebe: Ausstellung “Zerschlagung der Mitbestimmung 1933? in Sundern … neheimsnetz

Wie heißen die Nullstellen von f(x)=x^3 -30x^2 +1200 und welchen Sinn haben eigentlich Zecken?

Die Zecke auf der Suche
Eine Zecke auf der Suche nach einer günstigen Einstichstelle. (archiv)

Als ich letzte Woche (fast) ohne WLAN und Internet im tiefen Wald unterwegs war, hatte ich zwei Probleme zu lösen:

Erstens wie heißen die Nullstellen von f(x)= x^3 -30x^2 +1200 und zweitens welchen Sinn haben eigentlich Zecken?

Das erste Problem war nach einigem Kopfkratzen mit dem Newtonschen Näherungsverfahren gelöst, nachdem ich zuerst auf eine billige ganzzahlige Lösung samt Polynomdivision getippt hatte, weil ich die Hinterhältigkeit des konstanten Summanden nicht richtig eingeschätzt hatte. Schwamm drüber.

Das zweite Problem habe ich bis heute nicht gelöst. Nachdem einige Teilnehmer unserer kleinen Waldgemeinschaft von Zecken bekrabbelt worden waren, stellte eine Mitreisende die trockene Frage: „Welchen Sinn haben eigentlich Zecken?“, um nach einer kurzen Pause hinzufügen: „Von mir aus bräuchte es sie nicht zu geben, die sind doch nutzlos!“

Da stand ich im Wald und habe die Sinnfrage abgebogen, nach dem Motto: „Nichts hat einen Sinn an sich, nur der Mensch hat einen Sinn für sich …“, aber auf die Frage nach der Funktion oder gar nach dem Nutzen der Zecken im „Netz des Lebendigen“ fiel mir keine ausreichende Antwort ein.

Welche Folgen hätte es, wenn wir heute auf einen Schlag sämtliche Zecken aus dem „Web of Life“ entfernten. Kann man das simulieren? Hat das schon mal jemand versucht?

Die drei Nullstellen kann ich näherungsweise bestimmen, aber die Ausrottung der Zecken … Katastrophe? Wohltat? Gar Nix?

Wer weiß es?

NSA whistleblower Edward Snowden: ‚I don’t want to live in a society that does these sort of things‘


The source behind the Guardian’s NSA files talks to Glenn Greenwald about his motives for the biggest intelligence leak in a generation -> Guardian

„In my estimation, there has not been in American history a more important leak than Edward Snowden’s release of NSA material – and that definitely includes the Pentagon Papers 40 years ago. Snowden’s whistleblowing gives us the possibility to roll back a key part of what has amounted to an „executive coup“ against the US constitution.“ Daniel Ellsberg, Guardian

„The top-secret ‘Q Group’ has been chasing Edward Snowden since he disappeared in May. Eli Lake on the intel community’s internal police—and why the agency is in ‘complete freakout mode.’“ … The Daily Beast

„Mit Immanuel Kant durch Whistleblowing zum ewigen Frieden … Erklärte sich von selbst, warum hier wiederholt die Verleihung des Friedensnobelpreises an Whistleblower empfohlen wurde? 2011 Wikileaks, 2012 Bradley Manning, 2014 Edward Snowden. Wer dies nicht unmittelbar einleuchtend findet, dem sei folgende philosophische Herleitung ans Herz gelegt:“ … erbloggtes

„Informant Edward Snowden Nichts ist unmöglich“ … faz

„Whistleblower Edward Snowden – Allein gegen die Supermacht“ … sueddeutsche

Edward Snowden … wikipedia dt.

Edward Snowden … wikipedia engl.

Update (11.06.2013): Community College Says NSA Whistleblower Edward Snowden Took No „Cyber-Related Classes“ … motherjones

Umleitung: Promis im Alltag, Internetverbot für bayerische Beamte, Humanistentag, Impfgegner, Party mit Oskar und Sahra, Hoeneß und das Sozialticket.

Tiefes Hohl
Mit Ästen und Zweigen blockiert – der Übergang am Tiefen Hohl (foto: zoom)

Promis im Alltag: Welche Medien-Persönlichkeiten ich bisher kennengelernt habe … endoplast

Langzeit-Portraits: die Brown Sisters. Ich mag Twitter, vor allem weil man immer wieder mit der Nase auf Themen und Dinge gestoßen wird, die man gar nicht gesucht hat … charly&friends

Internetverbot für bayerische Beamte? Voriges Jahr hat der IT-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Stabsstelle, einen Leitfaden herausgegeben, der sich mit dem Spannungsfeld Beamte und Internet befasst … erbloggtes

Humanistentag in Hamburg: „Der Mensch ist das Leben“ … hpd

Impfgegner, Masern, Migration und Mumpitz: Schuld an der Masernepidemie sind also nicht Migrant/innen, sondern reiche, gut gebildete Deutsche, Westeuropäer/innen und Nordamerikaner/innen … SciLogs

Steuern: Der Manipulationsapparat gegen Steuererhöhungen läuft mal wieder auf Hochtouren … nachdenkseiten

Hoeneß kämpft um die Öffentlichkeit: Der Bock will Gärtner bleiben … postvonhorn

Verwandtenaffäre des bayerischen Landtags: Wie erkennt man den Autoritätsverlust der Politik? Wenn sie schneller ist als Speedy Gonzales … wiesaussieht

Party mit Oskar und Sahra: Lafontaine „möchte die D-Mark wiederhaben. Lafontaine unterstützt damit die Position der AfD. Nicht sein erster populistischer Sündenfall“, kommentiert L. Greven auf Zeit Online. Unvergessen, “wie er vor Jahren im Nazi-Jargon von `Fremdarbeitern´ sprach und dafür Beifall von Rechtsaußen bekam“; jetzt wandert „Lafontaine auf rechten Euro-Abwegen“ … jurga

Arnsberger Feuerwehr: am 06. Mai live im WDR-Fernsehen … neheimsnetz

Sozialticket nicht bei uns: 30 Millionen Euro für Sozialtickets in NRW, davon 0,00 Euro für den HSK … sbl

So geht Waldorf: Bullshit-Bingo für Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe

In Hamburg soll die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands entstehen. Für die Zeit der langwierigen Kooperationsverhandlungen zwischen Hamburger Senat und Waldorfschule bieten die Ruhrbarone Senator Ties Rabe ein unterhaltsames Lernspiel. Von Lukas Böhnlein.

Funktioniert eigentlich immer ...
Funktioniert eigentlich immer ...

Autoreninfo: Lukas Böhnlein besuchte die „Freie Schule Albris“, wo er zu einem Kritiker der Waldorfschule wurde. Über dieses und viele weitere Themen schreibt der Musiker und ausgebildete Musikalienhändler in seinem Blog.

Crossposting von den Ruhrbaronen.

Mehr zur „staatlichen Waldorfschule“ in Hamburg bei den Ruhrbaronen:

Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg

Esoterik an Waldorfschulen – Bildung dank „Bildekräften“: Lest Rudolf Steiner!

Umleitung: Twitter-Listen, Pseudowissenschaften, Schavan, CDU und Fracking, Streit um Winterberger Bike-Festival und mehr.

Langeweile CentrO (foto:zoom)
Langeweile CentrO (foto:zoom)

Twitter-Listen für Journalisten: Ein How-To und viele Listen … 120sekunden

Ein Aktenordner voller Frauen: Die Fernsehdebatten vor den amerikanischen Präsidentenwahlen werden wie ein Western inszeniert … wiesaussieht

„Goldenes Brett vorm Kopf“ für deutschen Universitätsprofessor: Harald Walach produzierte den „erstaunlichsten pseudo-wissenschaftlichen Unfug des Jahres“ – Erich von Däniken für sein „Lebenswerk“ geehrt … standard

Methoden an evangelischer Privatschule: Wenn der Lehrer mit dem Teufel droht … sz

Es gibt keinen Rassismus mit Herz: „Buschkowsky, nicht Neukölln, ist derzeit überall. Die SPD hat sich mit Sarrazin und Buschkowsky zum Sturmgeschütz der volkstümlichen Islamkritik in Deutschland entwickelt, die Parteispitze scheint das kaum zu stören, Parteichef Gabriel lud Buschkowsky zu einer Lesung ein“ … publikative

CDU und Fracking: Abstimmungen so lange bis das gewünschte Ergebnis rauskommt … fefe

Der Fall Schavan: „Verirrung in der Doktorarbeit“. Eine lesenswerte Argumentation bei … jurga

Überforderte Abgeordnete: Politiker wirken oft ohne Maßstab, wenn es um ihre Angelegenheiten geht … postvonhorn

DGB Hagen: Viele Vollzeitbeschäftigte in Hagen künftig von Altersarmut bedroht … doppelwacholder

Winterberger Bike-Festival: Anwohner beklagen sich über Lärmbelästigung … derwesten

Ausflugstipp: Halde Hoheward – Toller Ausblick über das Ruhrgebiet … ruhrbarone

Malocherhölle Ruhrgebiet: “Rote Erde” im Grillo-Theater … revierpassagen

Liveübertragung einer spannenden Sitzung: Der Abend heute im Rathaus war sehr spannend. Denn der Rat der Stadt wählte die 5 Beigeordneten neu. Ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linken hat sich in der letzten Woche gefunden und brachte alle Kandidaten durch, mit Stimmergebnissen zwischen 37 und 27 der 50 abstimmenden Ratsmitglieder. Und: Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt, alle Ehemaligen und allen anderen Interessenten konnten weltweit daran teilnehmen, denn die Sitzung begann erst um 19 Uhr und wurde weltweit im Internet übertragen … sbl

Esoterik an Waldorfschulen – Bildung dank „Bildekräften“: Lest Rudolf Steiner!

‘Aus der Akasha-Chronik’, Buchcover (Foto: Wikipedia, Lizenz: PD)
„Aus der Akasha-Chronik“, Buchcover (Foto: Wikipedia, Lizenz: PD)

Die aktuelle Debatte um die Gründung einer „staatlichen Waldorfschule“ in Hamburg wirft die Fragen auf: Soll Anthroposophie zum staatlichen Schulprogramm zählen? Wie esoterisch ist die Waldorfschule?

Von Jana Husmann.

Der Artikel ist zuerst bei den Ruhrbaronen erschienen.
Autoreninfo:
Dr. Jana Husmann, Kulturwissenschaftlerin und Gender-Forscherin, lebt und arbeitet in Berlin. In ihrer Dissertation „Schwarz-Weiß-Symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von „Rasse“. Religion  – Wissenschaft – Anthroposophie“ (2010) hat sie sich ausführlich mit Rudolf Steiners Lehre und Rassismus auseinandergesetzt.

Wer sich ein wenig mit Waldorfpädagogik beschäftigt und die Schriften ihres Begründers Rudolf Steiner (1861-1925) studiert, wird leicht über die sprachlichen Besonderheiten stolpern, welche die anthroposophische Rhetorik ausmachen. Das Wort „Bildekräft“ etwa gehört in diese Kategorie, ebenso wie der Begriff des „lebendigen Denkens“, den Steiner seinerzeit vom „toten“ abstrakten Denken abzugrenzen suchte. Der heute zentrale Oberbegriff zur Beschreibung von Anthroposophie und Waldorflehre ist „ganzheitlich“. Das klingt irgendwie nach östlicher Weisheit, dem Einklang von Leib und Seele, nach Ausgeglichenheit und Wellness-Oasen. Wer wollte sich nicht gerne „ganzheitlich“ fühlen und die Aromen von Weleda im Entspannungsbad genießen? „Esoterik an Waldorfschulen – Bildung dank „Bildekräften“: Lest Rudolf Steiner!“ weiterlesen

Ausflug nach Marburg gescheitert: kein Karl Raimund Popper nirgends.

Auf und ab: Kirmes am linken Lahnufer in Marburg. (foto: zoom)
Auf und ab: Kirmes am linken Lahnufer in Marburg. (foto: zoom)

Ich weiß nicht, woran es liegt, dass meine Lesegeschichte einen großen weißen Fleck hat, und der heißt „Sir Karl Raimund Popper„.

Ein bisschen hat es was mit Helmut Schmidt zu tun, der, milde auszudrückt, zeitweise nicht auf meiner Favoritenliste obenauf stand. Schmidts Hausphilosoph war besagter Popper, daher konnte er logischerweise (der Freund meines Feindes ist auch mein Feind) nicht mein Hausphilosoph werden.

Inzwischen ist es so, dass Schmidt den Altersradikalen mimt, indem er Menthol-Zigaretten in den öffentlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten kontrolliert abfackelt, während ich schon seit Jahrzehnten dem Nikotin entsagt habe.

Seit Monaten denke ich darüber nach, mir den kritischen Rationalisten Popper unter Nichbeachtung des ehemaligen Bundeskanzlers anzueignen.

Genug ist genug der alten Fronten, und außerdem zeugt das oben angeführte „Feind-Freund-Feind“ Schema von einem infantilen Radikalismus.

Popper muss her.

So bin ich also heute aus dem philosophisch eher unaufgeregten Winterberg in die Universitätsstadt Marburg gefahren.

Die Fahrt war unter dem „Popper-Aspekt“ eine einzige Enttäuschung.

In der Universitätsbuchhandlung: kein Popper. „Wir haben da aber noch einen Taschenbuchladen. Popper ist auch als Taschenbuch erschienen. Fahren Sie doch mit dem Aufzug nach unten.“

Ich scanne die Regale: Sloterdijk ohne Ende. Wer den nicht mag, darf Precht, also …

Rechts raus aus der Universitätsbuchhandlung. Aufzug runter und zum …

Taschenbuchladen: kein Popper.

Innerer Monolog: die Linken vom „Roter Stern“ müssen sich doch mit dem Popper irgendwie mal auseinandergesetzt haben und überhaupt …“.  Also Hauptstraße entlang, zwei Ampeln, Eintritt „Roter Stern“.

„Roter Stern“: kein Popper.

An diesem Punkt meiner Suche wäre ich auch schon mit irgendwelcher Sekundärliteratur zufrieden gewesen. Hoch* zum Markt: kein Popper.

(* In Marburg geht es immer hoch und runter)

Jetzt sogar bei „2001“ hereingeschaut. Wie zu erwarten …

Zum Ende hin bin ich dann in einem ganz traurigen Buchladen gelandet. Das Kaufhaus Ahrens hat im linken Flügel die Thalia-Buchhandlung etabliert – eine Austellung von Parfüm, Nippes und Blockbusterbüchern. Dort gibt es alles Mögliche, nur keine interessante Literatur. Also auch: kein Popper.

Was habe ich gelernt?

Man sollte Universitätsstädte nicht überbewerten. Demnächst versuche ich mein Glück in der Landesbibliothek Dortmund.

Wenn die allerdings keinen Popper haben, dann flippe ich richtig aus.