28.04.1969: Das Debütalbum von Chicago Transit Authority (aka Chicago) erscheint

Chicago ist eine US-amerikanische Jazzrock-Band, die 1967 in Chicago gegründet wurde. Nach anfänglichen Erfolgen in Chicago unter dem ursprünglichen Namen The Big Thing ging die Gruppe 1968 nach Los Angeles und veröffentlichte dort 1969 unter dem Namen Chicago Transit Authority (kurz CTA) ihr Debütalbum in Form einer Doppel-LP.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=19gCLq-Zmnw

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Auf Druck der gleichnamigen Verkehrsbetriebe nannte sich die Band bald darauf nur noch Chicago.

Ich mach’s kurz: Nicht zuletzt dank des genialen Gitarristen Terry Kath ist das CTA-Debütalbum imo eine der besten Jazzrock-Scheiben der vergangenen 5 Dekaden.

Für die Platte wurde u.a. die Steve-Winwood-Nummer I’m a Man eingespielt. Hier ein Mitschnitt vom 21/07/1970 (Tanglewood – Lenox, MA) – Best version ever … 😉

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=DPZUgfOqAdg

Hallenberg: Ausstellung „Fix & Foxi – Rolf Kauka und seine Kultfüchse“ vom 30. April bis 26. Mai 2019 im Kump

Ausstellungseröffnung im Hallenberger Kump (Plakatausschnitt)

Von den Geschichten von Fix und Foxi und ihren Freunden wurden 780 Millionen Hefte gedruckt. Ihr Erfinder Rolf Kauka[1] wurde auch der „deutsche Walt Disney“ genannt.

(Pressemitteilung der Stadt Hallenberg)

Im Oktober 1953 trat das deutsche Pendant zu Micky Maus seinen Siegeszug an. Anfänglich unter dem Titel Till Eulenspiegel veröffentlicht, tauchen rasch die jungen Füchse Fix & Foxi auf und werden sofort zu Publikumslieblingen. Schnell erhalten die Zwillinge ein eigenes Magazin, in dem für sie ein munteres Umfeld entworfen wird: Im idyllischen Fuxholzen tummeln sich der liebenswürdige Onkel Fax, der erfinderische Rabe Knox, die konservative Oma Eusebia oder das gewitzte Lupinchen. Zum heimlichen Star der Geschichten avanciert jedoch der verfressene und faule Wolf Lupo.

Die Ausstellung zeigt den Kosmos Rolf Kaukas (1917–2000) und veranschaulicht die Entwicklung einer Kultmarke – von den ersten Ideen bis zur Entstehung der weltberühmten Comicfiguren Fix & Foxi. Viele Besonderheiten und Erfolgsmerkmale der Hefte lassen sich entdecken: bunte Mitmach-Seiten, Super-Sommer-Sonderhefte, kleine Gimmicks.

Rolf Kauka hat ein ganzes Imperium mit eigenen Charakteren erschaffen. Wie Walt Disney zeichnet er nicht selbst, sondern beschäftigte eine Gruppe von Zeichnern.

Ab den 1960er Jahren erscheinen auch Lizenzserien wie Gaston, Astérix, Die Schlümpfe und Lucky Luke in den Fix & Foxi-Heften. Kauka macht damit diese heute zu Comic-Klassikern gewordenen Geschichten dem deutschen Publikum zugänglich. Der Einfluss, den er damit auf die ComicEntwicklung ausübt, ist kaum zu überschätzen.

Der Nachlass Kaukas wurde 2014 von Dr. Stefan Piëch und seinem Unternehmen „Your Family Entertainment AG“ übernommen. Aus diesem gewaltigen Schatz stammen die über 200 Originale in dieser bisher umfangreichsten Ausstellung zum großen Rolf Kauka-Universum.

Kinder, Erwachsene und Comicfans sind eingeladen, den berühmten Charakteren – von der Tuschezeichnung bis zum gedruckten Heft – auf einer bunten Entdeckungsreise durch die Ausstellung zu begegnen.

Die Ausstellung wird am Dienstag, 30. April 2019 um 19.00 Uhr im Infozentrum Kump durch Herrn Dr. Stefan Piëch eröffnet.

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Anmerkung zoom:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Kauka

Dort auch Kritisches zu Kauka:

„Beim Ort Fuxholzen, dem Handlungsort der Fix-und-Foxi-Comics, soll es sich laut der Tageszeitung Die Welt um „eine dreiste Kopie von Entenhausen“ handeln.[4] Bernd Dolle-Weinkauf vom Institut für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt äußerte zum Comic Fix und Foxi, dass dessen „Welt“ „ganz ähnlich aufgebaut“ sei wie die von Entenhausen, Kaukas Comicfiguren allerdings „viel flacher und eindimensionaler als die Disney-Figuren“ seien. Professor Knox in Fix und Foxi soll auf das Disney-Vorbild Daniel Düsentrieb zurückzuführen sein und Lupo, ursprünglich ein böser Wolf, soll später in seiner Characterzeichnung an die Disney-Figur Goofy angelehnt worden sein.[5]

In seinem Comic-Magazin Lupo (später Lupo modern, dann Tip Top) veröffentlichte Kauka ab 1964 umstrittene deutsche Bearbeitungen von französisch-belgischen Comics. Asterix und Obelix wurden bei Kauka zu Siggi und Babarras, bei denen die Protagonisten keine Gallier, sondern Germanen waren und die politische Situation Deutschlands in den 1960er Jahren in die Handlung einfloss. Die geringe Werktreue und die Häufung antikommunistischer politischer Anspielungen stieß jedoch auf erheblichen Widerspruch der französischen Urheber René Goscinny und Albert Uderzo, die Kauka daraufhin im Streit die Rechte entzogen.“

19.04.1974: Miles Davis veröffentlicht „Big Fun“-LP

Big Fun von Miles Davis enthält Aufnahmen aus dem Zeitraum November 1969 bis Juni 1972. Das in 1974 ursprünglich als Doppel-LP veröffentlichte Album wurde seinerzeit vom „Jazz-Journalismus“ weitestgehend ignoriert, galt gar als „Resteverwertung“ in Form eines „Compilation Albums“.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=cFOLt9kSbTw

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Im August 2000 erschien Big Fun als um 4 Tracks erweiterte Doppel-CD … – und wurde von den „Großkopferten“ völlig neu beurteilt.

One of the less-remembered, underappreciated releases in Miles’ discography, revamped for the new century and ready to open some ears.
All About Jazz – 01.06.2001

Die Vinyl-Scheibe steht seit Herbst 1974 in meinem Regal und wird mit „big fun“ regelmäßig gelüftet … – erwähnte Doppel-CD in 2006 oder 2007 zufällig auf nem Flohmarkt in Gent geschossen.

btw:
Gent ist immer ne Reise wert 😉

In Memoriam Dusty Springfield – *16.04.1939 · †02.03.1999

Dusty Springfield – bürgerlich Mary Isabel Catherine Bernadette O’Brien – war eine britische Pop- und Soulsängerin. Wegen ihrer für eine Weiße sehr ungewöhnlichen Soulstimme wird sie „The White Queen of Soul“ genannt. Sie gilt als eine der erfolgreichsten Sängerinnen Großbritanniens sowie als Stilikone der 1960er Jahre.

Dusty Springfield nahm ab 1958 mit diversen Gruppen Schallplatten auf. Am 8. November 1963 erschien bei Philips Records mit „I Only Want to Be with You“ ihre erste Solo-Single. Springfields einziger Nummer-1-Hit war im April 1966 der Titel „You Don’t Have to Say You Love Me“, der die Single „Somebody Help Me“ der Spencer Davis Group auf der Chartspitze ablöste.

https://www.youtube.com/watch?v=DjydOI4MEIw

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Neben hochplatzierten Singles veröffentlichte Springfield eine Reihe kommerziell erfolgreicher und künstlerisch gelobter Alben, darunter „A Girl Called Dusty“ (1964) und „Ev’rything’s Coming Up Dusty“ (1965). Die Alben „Where Am I Going?“ (1967) und „Dusty in Memphis“ (1969) waren kommerzielle Misserfolge, gelten aber heute als Genre-Klassiker. „Dusty in Memphis“ enthält Springfields bekanntesten Song „Son of a Preacher Man“.

1972 ließ sich Dusty Springfield in Los Angeles nieder und produzierte nur noch sporadisch neue Alben. Auch war ihre Alkohol- und Kokainabhängigkeit einer erfolgreichen Weiterführung der Karriere wenig förderlich.

1987 gelang Springfield in Zusammenarbeit mit den Pet Shop Boys wieder ein großer Erfolg. Das Duett „What Have I Done to Deserve This“ erreichte sowohl in der englischen als auch in der amerikanischen Hitparade den zweiten Platz, in Deutschland Platz 4 der Charts. In der Folgezeit, also Ende der 1980er Jahre bzw. Anfang der 1990er Jahre, gelangen ihr noch einige weitere Erfolge.

Als Springfield am 2. März 1999 an Brustkrebs starb, schrieb die New York Times, dass die Welt „die beste Popsängerin, die Großbritannien je hervorgebracht hat“ verloren hätte.

btw (1):

In der BRD wurden in den 1960ern gerne mal große internationale Hits „eingedeutscht“. Aus Springfields „Son of a Preacher Man“ wurde „Song vom Hilfsarbeiter“.
Interpretin: „Lisa Bauer“ aka Lisa Fitz … – gute Unterhaltung 😉

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=bR4DMyre1KA

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btw (2):

Meines Wissens nach hat Dusty Springfield nie den Jimmy Webb Song „MacArthur Park“ aufgenommen. Hätte dieses „epische“ Stück gerne mal in ihrer Interpretation gehört. Aber die Richard Harris Version ist ja auch nicht ganz schlecht …

Neulich im Schieferbergwerk Nuttlar: Unplaces und Tiktaalik

Unplaces in der Höhle der Wale im Schieferbergwerk Nuttlar: zwei Frontfrauen aus Bochum, der Drummer aus Hannover

Die Leser*innen dieses Blogs kennen das Schieferbergwerk in Nuttlar vielleicht aus dem Nachbarschaftsstreit um einen beißenden Hund und einen Notweg.

Am Samstag habe ich mir gemeinsam mit einem Kölner Freund eines der Musik-Events in der Grube angeschaut und „above all“ angehört: Unplaces und Tiktaalik. Spoiler: es war ein cooles Event bei 8,5°C Grubentemperatur. Helmpflicht. Absolutes Rauchverbot.

Spontan hat mich die Vorgruppe „Unplaces“ derart begeistert, dass das Konzert auch hätte um 20.30 zu Ende sein können.

Auf der Website von „Unplaces“ heißt es: „Wie selbstverständlich verschmilzt der kühle Minimalismus des Electro mit dem handelsüblichen Instrumentarium einer Rock-Band bei UNPLACES zu einem untrennbaren Organismus. Mit souveräner Leichtigkeit und unbeeindruckt von etwaigen Genre-Grenzen kreiert die Formation aus Bochum und Hannover um DORETTE GONSCHOREK, PETRA FRANETZKI und DANIEL FASOLD ein ums andere Mal Songs von hymnischem Charakter.“

Die beiden Front-Frauen aus Bochum haben mit Gitarre, Bass und Trompete eine lebendige Live-Performance hingelegt, die der Drummer kühl bis rockig unterlegte.

Die Video-Installation mit ihrer 80er Jahre Brit-Pop Ästhetik passte perfekt zu Musik und vielleicht auch zur gegenwärtigen Stadt Bochum. Da muss ich aber noch einmal drüber nachdenken.

Nikolaus werden „Unplaces“ erneut im Sauerland auftreten, in der Mono Bar. Wenn ich Zeit habe …

Tiktaalik war nach der Pause musikästhetisch für mich ein Bruch. Es dauerte ein wenig, bis ich mich in den „TripHop“ des Duos eingehört hatte:

„Die Musik von Sängerin Layn und Klangtüftler Renaud ist so gut, dass man “Tiktaalik” auf keinen Fall verpassen sollte. Zumindest, wenn man sich im Trip-Hop wohl fühlt – denn mit ihren wohlklingenden Beats und tollen Keyboards landen die beiden Künstler aus Estland und Deutschland immer wieder im Umfeld von Massive Attack oder Morcheeba.“

Spontan ist uns beim Gesang von Layn die Musik-Ikone Björk eingefallen und das ist wohl auch beabsichtigt: „So begibt sich Sängerin Layn mit ihren Melodien und Betonungen immer wieder in die Nähe von Björk, die Takte und Rhythmen schieben ab und an dem Hörer einen Ast zwischen die Beine. “He Won’t Come” versucht dies mit technoider Perkussion, “Higher Hopes” mit der Violine und dem Folk-Einfluss.“ [1]

Hört selber rein: http://www.tiktaalik.info/

Die Veranstaltung war mit 100 Besuchern ausverkauft. Viele Helfer*innen waren in den Gängen und der Veranstaltungshalle unterwegs. Die Logistik tief im Berg (Elektrik, Verpflegung, Sanitäranlage) ist anspruchsvoll.

Es wäre gut, wenn sich der Streit zwischen den Betreibern der Grubenevents (Musik, Tauchen, Führungen) und dem Nachbarn in naher Zukunft lösen würde.

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[1] https://artnoir.ch/tiktaalik-tiktaalik/

Siedlinghausen: Schriftbilder von Paul Stipp im Kolpinghaus

Paul Stipp – Schriftsetzer, Layouter, Designer, Art-Direktor, Künstler (foto: zoom)

Noch bis zum 28. April 2019 sind die Bilder des Siedlinghäuser Künstlers Paul Stipp im Kolpinghaus zu sehen. „Schriftbilder“ nennt er seine Werke, bei denen Buchstaben, Zahlen und Schrift im Zentrum stehen.

Der gelernte Schriftsetzer, der studierte Grafik-Designer, Layouter, Art- und Creativ Direktor hat über nahezu vier Jahrzehnte in bekannten Düsseldorfer Werbeagenturen die Reklamebotschaften für das „Who is Who“ der deutschen Wirtschaft mitgeprägt.

1942 in Arnsberg geboren, in Siedlinghausen aufgewachsen, ist Paul Stipp nach einem erfolgreichen Berufsleben 2003 ins Sauerland zurückgekehrt. Siedlinghausen, sagt er, sei seine Heimat.

Hier arbeitet er ohne den Druck und den Stress des Berufsalltags als freischaffender Künstler.

In ganz Deutschland und an fast allen wichtigen Orten im Sauerland hat Paul Stipp inzwischen ausgestellt. Viele seiner Bilder sind verkauft und hängen in privaten und öffentlichen Räumen.

Eigentlich, so Paul Stipp, habe er alles erreicht und nur noch einen kleinen Traum. In Arnsberg, seiner Geburtsstadt, habe er noch nie eine Ausstellung gehabt. Das neue Sauerlandmuseum – das wär’s.

Im Kolpinghaus sind überwiegend Werke aus verschiedenen Serien zu sehen. Jede Ausstellungswand hat eine anderes Thema. An der Stirnseite sind die Buchstaben des Alphabets zu einem Gesamtbild komponiert. Zu jedem Buchstaben werden, wie in einem Lexikon, berühmte Persönlichkeiten mit den entsprechenden Anfangsbuchstaben porträtiert. Buchstaben, Schriftbilder und Inhalte mischen sich und lassen die Persönlichkeit des Künstlers, seine Vorlieben, sein Denken, durchschimmern.

An einer anderen Wand sind die Ziffern von 1 bis 9 und zum Schluss die 0 künstlerisch umgesetzt und mit Texten aus Religion, Mythologie und Geschichte umkleidet.

Im Inneren der Ausstellung hängen große dreiteilige Werke, Flügelaltäre, Triptycha. Jedes Einzelstück setzt sich aus einem Begriff und einem Bild zusammen, offen für Assoziationen.

Schützenfest oder Albert Mangelsdorff? Der Künstler hat sich die Freiheit genommen, dass „i“ zu drehen. Wir nehmen uns die Freiheit der Interpretation. (foto: zoom)

Ein neues Thema hat Paul Stipp seit einiger Zeit erfasst: Heimat. In einem weiteren Teil der Ausstellung verarbeitet er seine Sicht auf das Sauerland, seine Heimat, wie er sagt. Der knorrige Bauer, der den Pflug achtlos auf dem Feld zurücklässt.  Bekannt sei dieser dafür gewesen, dass er nie aufräumte, alles liegen ließ, die Unordnung in Person. Die alte Halle der Pfeifenfabrik im Anger. Industriekultur, wo man sie nicht erwartet.

An der Wand rechts vom Eingang das Bild zweier Blasmusiker. Schützenfest als Tradition und Heimat, sagt Paul Stipp, während ich Albert Mangelsdorff assoziiere.

Vielleicht macht das die Kunst aus, denke ich, dass ein Künstler die Interpretationshoheit über sein Werk verliert.

Paul Stipp ist noch an diesem Wochenende und dann wieder in der Woche vor dem Weißen Sonntag in seiner eigenen Ausstellung als Gastgeber und Gesprächspartner anzutreffen.

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Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag 17 bis 20 Uhr

Karfreitag 15 bis 20 Uhr

Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr

Eintritt frei

April 1974: Richard & Linda Thompson veröffentlichen „I Want to See the Bright Lights Tonight“-LP

I Want to See the Bright Lights Tonight ist offiziell das erste gemeinsame Album von Richard Thompson (Ex Fairport Convention) und seiner Ehefrau Linda. Es erschien im April 1974 bei Island Records.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=WxyJ8UxzUKw

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I Want to See the Bright Lights Tonight wurde anfänglich von der Musikkritik ignoriert. Kommerziell war die Platte für Island-Records-Verhältnisse ein Flop. Sie ging im damaligen Überangebot unter. Gegen Ende der 1970er entdeckten auch die „Großkopferten“ des internationalen Musikjournalismus die Qualität dieser Scheibe. Heute gilt I Want to See the Bright Lights Tonight – ähnlich Forever Changes von Love (1967) – als „hidden Masterpiece“.

In Memoriam Jacques Brel – *08.04.1929 · †09.10.1978

Jacques Romain Georges Brel war ein belgischer Chansonnier und Schauspieler. Seine Lieder in französischer Sprache machten ihn zu einem der wichtigsten Repräsentanten des Chansons.

https://www.youtube.com/watch?v=MB58PuNYO8o

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Und ja … – In Memoriam Kurt Cobain

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=zscZUd9CjuI

Zivilisatorischer Ernstfall: Menschwerdung
Die Botschaft der revoltierende Schülergeneration lautet: Es ist nicht zu spät für eine glückliche Jugend des homo sapiens

Die erste Geburt (Von Unbekannt – http://www.wilnitsky.com/scripts/redgallery1.dll/details?No=17296, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3999688)

Vor knapp 250 Jahren konnte der Dichter Matthias Claudius (1740-1815) seine Leserschaft noch dazu ermuntern, täglich die Freude am eigenen Menschsein zu besingen: „Ich danke Gott, und freue mich / Wie ’s Kind zur Weihnachtsgabe, / Dass ich bin, bin! Und dass ich dich, / Schön menschlich Antlitz! habe“. 

(Von Peter Bürger. Erstveröffentlichung leicht abweichend und unter anderer Überschrift im Online-Magazin telepolis, 07.04.2019; neu mit Genehmigung des Autors)

An die Schönheit der Gattung Mensch vermag heute ein Großteil des Publikums nicht mehr zu glauben. Zu offenkundig ist die Übermacht der zerstörerischen und selbstmörderischen Potenzen unserer Spezies geworden.

In einem seit langem kursierenden Witz, der gar nicht lustig ist, drückt sich Hilflosigkeit aus: Die Erde klagt auf einem Planetentreffen, sie sei von einer Krankheit mit Namen homo sapiens befallen. Sie wird von den anderen Planeten getröstet, diese Krankheit gehe gewiss bald vorüber.

Es scheint also schon ausgemacht zu sein, dass es kein „Happy End“ geben kann und der Mensch schlussendlich ob seiner Hässlichkeit abtreten muss: „Leben, dieses Wunder unseres Universums, entstand vor vier Milliarden Jahren. Der Mensch trat vor rund 200 Tausend Jahren auf. Und doch hat er es in dieser relativ kurzen Zeit geschafft, das Gleichgewicht der Natur zu gefährden.“ (Yann Arthus-Bertrand: Dokumentarfilm „Home“, 2009)

Angeblich soll zum Aufbegehren in unseren Tagen die grundlegende Theorie, „Erzählung“ oder Botschaft fehlen. Die radikale Fragestellung, die junge Menschen – trotz polizeistaatlicher Einschüchterungsmanöver und des ignoranten „Volkspartei“-Personals – zu Protesten im Hambacher Forst und anderswo oder zu Schulstreiks in Bewegung setzt, wird bei diesem Lamento von Politstrategen übersehen, gerade weil sie so grundlegend ist. Sie lautet: „Scheitert der homo sapiens?“ Eine politische Bewegung, die im 21. Jahrhundert die Gattungsfrage nicht stellt, kann weder ernstgenommen werden noch erfolgversprechend sein.

Das Drama des Menschen: Angst, nicht Stolz

An dieser Stelle gilt es jedoch, innezuhalten. Wenn wir nicht auf der Stelle treten wollen, ohne weiterzukommen, müssen wir zunächst das Drama des Menschen erhellen. Die Mythen der Völker wollen wissen, wir seien ursprünglich eingebettet gewesen in ein paradiesisches Lebensgefüge. Ernst Bloch spricht von einer „Heimat“, die „allen in die Kindheit scheint (und worin noch niemand war)“. Sobald wir erwachen und zu Bewusstsein kommen, ist es uns offenbar verwehrt, träumend, kinderselig und „unschuldig“ durch die Weltgeschichte zu gehen.

Folgenreich ist jene Deutung des Paradiesverlustes, die besonders nachdrücklich Augustinus von Hippo vorgelegt hat. Der erste Mensch, so wollte dieser Kirchenvater wissen, sei der Sünde des Hochmutes verfallen und habe sich in einem Zustand wirklicher Wahlfreiheit aus eigenen Stücken – ohne Zwang – für das Böse entschieden.

In dieser Linie wird man der „Erzählung vom bösen Menschen“ folgen, die Bestandteil jeder Herrschaftsideologie ist. Es bleibt dann nur noch die Möglichkeit, die Menschen durch Zwang vom Schändlichen abzuhalten oder auf dem Weg der Moralpredigt zum Guten zu bewegen. Noch immer glauben gerade auch viele Gutgesinnte, das Weltgeschick ließe sich durch moralische Verurteilungen und Appelle zum Besseren hinlenken.

Eine andere Sichtweise hat am überzeugendsten Eugen Drewermann eröffnet. Er bleibt nicht stehen an jener Oberfläche, an der sich die aufgeblähte Brust des angeblich hochmütigen Menschen zeigt. Nicht aus Stärke, Stolz und Bosheit kommt das Drama der menschlichen Spezies, sondern aus Zerbrechlichkeit und Angst. Das „Säugetier Homo sapiens“, ausgestattet mit einer zuvor in unserer Welt so nie gekannten Selbstbewusstheit, hat den Sprung in eine unerhörte Freiheit geschafft. Es kann sich schier grenzenlose geistige Welten und Handlungsmöglichkeiten erschließen.

Die Kehrseite dieses Erwachens besteht jedoch darin, dass der Mensch sich seiner großen Verwundbarkeit so intensiv bewusst wird, dass er sogar Bedrohungen, die noch gar nicht da sind, im Voraus zu fürchten lernt (und hierbei leicht das klare Denken verliert). Der Mensch weiß nicht nur intuitiv, dass er einst sterben muss. Bei diesem Wesen, das in reflektierter Weise „Ich“ sagt, steigert sich zugleich das Bedürfnis nach Geltung (Liebe) ins Uferlose.

Hinter der Anmaßung und Überhebung (Hybris) unserer Gattung steckt ein Minderwertigkeitskomplex sondergleichen, der durch die Endlichkeit unseres Daseins die ultimative Bestätigung erfährt. Wenn ich letztlich nur ein „Nichts“ bin, das mir nichts dir nichts von der Bildfläche verschwinden kann, muss ich ruhelos danach trachten, „Alles“ zu werden, der Mittelpunkt der Welt. Nicht ein freier Entscheid wider das „Gute“, sondern die Angst der Nichtigkeit macht den Menschen „böse“.

Aufrüstungen der Angst

Innerhalb dieser Betrachtungsweise kann man gleichwohl keine statischen Wesensbestimmungen postulieren, denen zufolge die Gattung Mensch „von Natur aus“ gut oder böse ist. Alles entscheidet sich daran, ob sich unsere Menschwerdung unter dem Vorzeichen der Angst und des „Ungeliebtseins“ vollzieht – oder in einem Raum des Vertrauens und der Annahme.

Das – individuelle wie kollektive – Drama des Menschen besteht darin, dass er der Angst, Ohnmacht und Nichtigkeit durch machtvolle Aufrüstungen, die im Kreis der Säugetiere nur ihm möglich sind, zu entkommen versucht, auf diese Weise aber geradewegs dem Tod in den Rachen läuft.

Der destruktive Zivilisationsprozess, der am Ende die Selbstauslöschung unserer Gattung möglich macht, geht auf Schritt und Tritt einher mit „Aufrüstungen der Angst“: An sich „legitime“ Bedürfnisse und Vorsorgehandlungen, die wir auch in lebensdienlichen Modellen der Menschheitsgeschichte antreffen, verselbstständigen sich und überschreiten jedes Maß.

Ohne Nahrungsbeschaffung können wir nicht leben. Die landwirtschaftliche Revolution vor über 10.000 Jahren ermöglichte es uns erstmals, mehr Lebensmittel bereitzustellen als wir zum jeweiligen Zeitpunkt brauchen. Im Zuge der industriellen Revolution, die ein schier grenzenloses Wachstum der Weltbevölkerung in Gang gesetzt hat, ist daraus schließlich ein Agrarkomplex geworden, der die Lebensbedingungen auf dem Planeten dramatisch verschlechtert.

Die Idee, Tauschgeschäfte über unverderbliche symbolische „Platzhalter“ zu tätigen, erscheint löblich. Wie konnte daraus ein virtueller Fetisch „Geld“ werden, der mit Systemen der Profitmaximierung und „Machttiteln“ einhergeht, die die ganze Weltgesellschaft lenken, ohne von dieser kontrolliert zu werden? Acht oder achtzig oder achthundert hyperreiche Milliardäre besitzen inzwischen so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Unsere Spezies scheint jedoch unfähig zu sein, diesem irrationalen Spuk ein Ende zu bereiten.

Die Totmach-Industrie des Militärkomplexes als Visitenkarte des homo sapiens

Auf dem Boden der systematisch betriebenen Landwirtschaft konnten Städte und Großreiche entstehen. Die Imperien bauten nicht nur Schutzwälle, sondern vor allem Instrumentarien zur Welteroberung. Obwohl man Rüstungsgüter nicht essen kann, wurde ihre Produktion zu einem machtvollen Wirtschaftssektor.

Heute sollen uns moderne Dokumentationsmedien belehren, das „Programm Krieg“ sei ein maßgeblicher – unverzichtbarer – Fortschrittsmotor der menschlichen Zivilisationsgeschichte. Spätestens seit Zündung der ersten Atombombe kann aber jeder halbwegs gescheite Zeitgenosse erkennen, dass die militärischen Beherrschungswissenschaften aus dem Irrenhaus kommen, unserer Spezies jede Zukunft verbauen und in einen kollektiven Selbstmord münden.

Ein Großteil der geistigen und materiellen Ressourcen der Weltgesellschaft, die so dringlich benötigt würden zur Bewältigung der zivilisatorischen Herausforderungen, wird unverdrossen der industriellen Kriegsapparatur zugeführt. Mit jeder weiteren Maximierung von Zerstörung und Leiden fährt dieser staatlich erwünschte und subventionierte Komplex der Mordwaffenproduktion höhere Profite ein. Neue Kriege zu bewerben, das ist ein lohnendes Geschäft.

Betrachten wir allein die astronomischen Aufwendungen für den schier endlosen Militäreinsatz in Afghanistan, den auch in unserem Land nahezu alle Parteien mitgetragen haben. Die gigantische Gesamtsumme wäre bereits hinreichend, um auf dem Globus eine Überlebensoffensive zugunsten der nächsten Generation der menschlichen Familie zu finanzieren.

Damit im öffentlichen Diskurs nicht zur Sprache kommt, dass es einzig um die Gewinne der in den Militärministerien gut vernetzten Rüstungsindustrie und geostrategische Wahnideen geht, dürfen das Totalversagen der kriegsgläubigen „Verantwortungsträger“, die Sinnlosigkeit, das desaströse politische Ergebnis, das Morden im Namen der „westlichen Wertewelt“ und die seelischen Leiden der zurückkehrenden Soldaten öffentlich nicht ansichtig werden.

Eine veraltete Politikerkaste, die von der revoltierenden Schülergeneration hoffentlich bald abgewählt wird, findet all das ganz normal. Sie schämt sich z.B. nicht nach all den Abgründen der europäischen Geschichte, die wunderbare Idee einer deutsch-französischen Freundschaft zu militarisieren. Politiker wie Annegret Kramp-Karrenbauer oder Friedrich Merz, denen jede Vision von glaubwürdiger „Christ-Demokratie“ abhandengekommen ist, fordern ohne rot zu werden neue Milliarden-Investitionen in die Totmach-Industrie des Krieges. Frieden ist aber auch für die dahinsiechende SPD kein zentrales Thema – zum eigenen Schaden.

Kollektive Hyperventilation

Zurück zur historischen Betrachtung unserer Spezies: Die „Aufrüstungen der Angst“ erreichten erst im jüngsten, sehr kurzen Abschnitt der Geschichte des homo sapiens ein kritisches Stadium. Die systematische Ausbeutung der vor 100 Millionen Jahren entstandenen fossilen Energieressourcen hat gleichsam „gestern“ erst begonnen und ist doch heute schon absehbar an ihr Ende gekommen. Die nur einem Teil der menschlichen Familie dienliche petrochemische Revolution, maßgebliche Ursache des menschengemachten Klimawandels, setzte ein Zivilisationstempo frei, mit dem unsere Gattung nachweislich nicht mehr Schritt halten kann.

Die nachfolgende Revolution der elektronischen Datenverarbeitung, die Kriegskomplexe, Ökonomien, Sozialgefüge, „Öffentlichkeit“, politische Prozesse und sogar das biologische Leben (Gentechnologie) durchgreifend verändert, führt Beschleunigung geradewegs als Markenzeichen im Schilde.

Das Zivilisationsphänomen „tödliche Angstgier“ kann veranschaulicht werden durch die lebensbedrohliche Angstatmung eines Individuums, welche die Medizin Hyperventilation nennt. Am Anfang können eine hirnorganische Erkrankung oder ein psychischer Angstzustand stehen, bei denen einem der Atem wegbleibt. Die Angst, keine Luft mehr zu kriegen, führt zu einer hektisch-getriebenen Ein- und Ausatmung, zu einer notvollen – am Ende tödlichen – „Angst-Gier“. Unsere Zivilisation befindet sich in einer kollektiven Hyperventilation, die immer schneller wird, das klare Denken eintrübt und keine Atempause mehr findet, um durchgreifende Korrekturen vorzunehmen.

Zur Therapie bei Hyperventilation gehört unbedingt eine vertrauensvolle Beruhigung des Patienten (im Einzelfall allerdings auch die weniger sanfte Eindämmung der gierigen Sauerstoffzufuhr z.B. mittels vorgehaltener Tüte). Wir benötigen also zum Überleben ein gesellschaftliches, kulturelles und zivilisatorisches Klima des Vertrauens. Hierzu bedarf es keiner leeren Versprechungen und Placebos. Da es an wissenschaftlicher Expertise und den nötigen technologischen Ressourcen keineswegs fehlt, gibt es ja wirklich Handlungsoptionen!

Ein öffentliches Gefüge, das den kritischen zivilisatorischen Ernstfall nicht verleugnet oder verdrängt, kann Menschen befähigen, in den Abgrund zu sehen und doch nicht irre zu werden. Es gibt Anzeichen dafür, dass immer mehr Menschen Klartext wünschen: „Wir müssen uns bewusst werden, dass unsere eigene Würde auf dem Spiel steht. Wir sind die Ersten, die daran interessiert sind, der Menschheit, die nach uns kommen wird, einen bewohnbaren Planeten zu hinterlassen. Das ist ein Drama für uns selbst, denn dies beleuchtet kritisch den Sinn unseres eigenen Lebensweges auf dieser Erde.“ (Franziskus, Bischof von Rom)

Während nun der Papst und Wissenschaftler auf dem ganzen Globus die Klimaproteste der Schüler loben, ziehen es sogenannte Spitzenpolitiker aus CDU & Co. vor, sich mit „blauen Spießerbriefen“ vor der jungen Generation zu blamieren.

Angst ist der Hauptmotor des selbstmörderischen Zivilisationsprozesses. Zu widerstehen ist einerseits den Betäubungsmitteln, die von den genannten Spitzenpolitikern favorisiert werden, aber noch mehr der großen Versuchung, im politischen Gefüge eigene Angstparolen und Weltuntergangspredigten an die Stelle der herkömmlichen Angstpropaganda zu setzen.

Der Kult der Apokalypse und die Kulte der Bereicherung und des Krieges werden ja in den gleichen mächtigen Bilderfabriken produziert. Irrationalismus, Ausweglosigkeit und Ohnmacht gehen aus diesem Komplex hervor, nie jedoch ein Aufbruch hin zu neuen Wegen.

Aufklärung und Eros

In vielen Diskursen wird übersehen, dass Aufklärung und Eros nur als gemeinsames „Projekt“ erfolgreich sein können. Nur ein Tabak-Raucher, der das Leben bejaht und sich nicht schon aufgegeben hat, wird auf den objektiven Nachweis eines beginnenden Lungenemphysems mit einer Veränderung seiner Lebensführung reagieren. Rationale und emotional-energetische Prozesse gehen Hand in Hand.

Die – ökonomischen, militärischen und politischen – Götzen und Kulte des Todes sind Erzeugnisse unserer eigenen Aufrüstungen wider die Angst, auch wenn sie uns wie etwas „Allmächtiges“ gegenüberstehen. Die aufklärerische Botschaft lautet: Wir haben es bei den Komplexen, die die Weltgesellschaft scheinbar handlungsunfähig machen, nicht mit außerirdischen Dämonen oder ewigen Naturtatsachen zu tun, sondern „nur“ mit etwas Menschengemachtes.

Die emotional-energetische Seite besteht darin, dass lustvolle Verlästerungen und vor allem Liebeserklärungen an das Leben einen wichtigen Beitrag leisten, um die todbringenden Götzen vom Thron zu stürzen. Der linke Musiker „Klaus der Geiger“, der beides meisterhaft betreibt, überwindet auf der Bühne die Schwerkraft, wenn er singt: „Das Leben ist schön! Hat man je was Schöneres gesehn?“

Zivilisatorische Revolution

Die neuen Deutschnationalen (AFD & Co) leugnen den Klimawandel, huldigen dem Kapitalismus und verbreiten das Lügenmärchen, man könne mit hohen Mauern so etwas wie selige „Heimat-Inseln“ bauen. Auf solchen dumpfen, zumeist bierseligen Hirngespinsten will die gegenwärtige Schülergeneration ihre Zukunft nicht bauen. Das „Heimatgebilde“ der Rechten ist ein Sarg. Glaubwürdige Beheimatung erweist sich hingegen stets in einem weiten Horizont.

Es liegt auf der Hand, dass nur ein die ganze Spezies verbindendes Kooperationsgefüge den kommenden Generationen die Möglichkeit eröffnet, das gemeinsame Menschsein wieder mit „Stolz“ oder besser: mit Freude – statt mit bodenloser Scham – zu betrachten. Entweder finden alle auf dem Globus einen gemeinsamen neuen Weg oder es gehen alle – ohne Ausnahme – dem Abgrund entgegen.

Die Überwindung von Nationalismus und Rassismus, die glaubwürdige Verwirklichung des Konzeptes von „Vereinten Nationen“ (ohne imperiale Zentren der Bevormundung), die Entwicklung einer dialogischen und gerechteren Weltgesellschaft (als Gegenkraft zur aggressiven, ökonomisch angetriebenen Globalisierung im Dienste von Konzernen), die Gewinnung eines global-lokalen Horizontes für unser Denken und Gestalten … all das sind rationale Erfordernisse einer „Weltinnenpolitik“ um des Überlebens willen. In Bewegung gerät die Weltgeschichte jedoch erst, wenn sich die vernünftigen Einsichten mit Vision und Festlichkeit verbinden.

Dass Individuen unter bestimmten Bedingungen lernfähig sind, wissen wir. Doch die Zeit drängt und die Überwindung der – gierig machenden – Angst betrifft nicht nur das Lebensglück von Individuen, sondern das Geschick der ganzen menschlichen Gattung. Wir können nicht auf therapeutische Einzelbegleitung und biographische Wandlungen von Milliarden einzelnen Menschen warten. Nur im Zusammenhang mit einem sozialen, kulturellen, ja zivilisatorischen Geschehen wird es möglich sein, dem Rad in die Speichen zu fallen. Nichts weniger als eine menschheitliche Revolte tut Not.

Eine spannende Zeit – jetzt

Die sogenannten „Anderen“, die wir ja immer auch selbst sind, und die noch nicht Geborenen gehören zu „unseren Leuten“, für die wir gerne einstehen wollen. Der Blick auf die ungeteilte „Eine Menschheit“ (One human family) birgt jenes kraftvolle Bild, das kulturelle Energien für einen neuen Zivilisationskurs freisetzt und zusammenführt. Die attraktive Botschaft kann nur von einer international orientierten Bewegung ausgehen, die das Leben liebt und unserer Spezies noch Überraschungen zutraut: „Es ist nicht zu spät für eine glückliche Jugend des homo sapiens.“

Den Fatalisten, Machtpragmatikern und ignoranten Langeweilern das Ruder aus der Hand zu nehmen, das wird freilich nur durch einen intelligenten, also gewaltfreien Widerstand mit langem Atem gelingen. Wir leben in einer spannenden Zeit. Die Menschwerdung steht noch aus. Sie vollzieht sich erst da, wo unsere Gattung davon ablassen kann, das Kriegshandwerk des Tötens auszuüben und die Erde zu zerstören.

(Erstveröffentlichung leicht abweichend und unter anderer Überschrift im Online-Magazin telepolis, 07.04.2019; neu mit Genehmigung des Autors)

100 Jahre Waldorfschule 2019: Ist der SWR ein Fall für den Rundfunkrat?

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Der „Deutschlandfunk Kultur“ ist nicht der einzige öffentlich-rechtliche Sender, der für die Waldorfschule wirbt, beeindruckend auch der SWR mit dem Beitrag: „100 Jahre Waldorfschule: Steiners Erben im Aufbruch“, in dem der “Waldorf-Werber” Jost Schieren einen großen Auftritt hat.

(Der Artikel erschien zuerst beim „Humanistischen Pressedienst“, unter dem Titel „SWR, das ‚SuperWaldorfRadio’?“)

Kein Wort vom SWR dazu, dass die „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“, wo Professor Jost Schieren „Waldorfpädagogik“ lehrt und Dekan ist, eine ANTHROPOSOPHISCHE Einrichtung ist, Zitat SWR:

„Moderne Hirnforschung bestätigt Steiner

Viele Waldorfpädagogen empfinden es als ermutigend, dass die moderne Hirnforschung mit ihren neuesten Erkenntnissen das Waldorf-Konzept bestätige, sagt Professor Jost Schieren, Schulpädagoge an der Alanus Hochschule in Alftern bei Bonn. Die gleichberechtigte Förderung von intellektuell-kognitiven, künstlerisch-kreativen und handwerklich-praktischen Fähigkeiten etwa werde heute von Neurologen als moderne und effiziente Wissensvermittlung definiert, so Schieren.

Die Waldorfpädagogik habe die Bedeutung des Körperlichen erkannt, noch bevor über die Hirnforschung nun so genannte Embodiment-Aspekte an die konventionellen Erziehungswissenschaften herangetragen würden: „Wir haben eine Bildung, die lange Jahre, Jahrzehnte immer nur den Kopf adressiert hat. Steiner selbst hat mal formuliert: Der Leib ist nicht nur dafür da, den Kopf in die Schule zu tragen.“ Dementsprechend habe die Waldorfpädagogik das Leibliche von Anfang an ernst genommen, sagt Schieren.“

Hat Rudolf Steiner das wirklich „selbst formuliert“, wie Jost Schieren behauptet: „Der Leib ist nicht nur dafür da, den Kopf in die Schule zu tragen.“? Oder hat sich Schieren da einmal mehr einen Waldorf-Werbespruch gebastelt? Sicher ist, dass Steiner über den „Kopf“ sagt: „Er sitzt auf dem Körper wie ein Parasit darauf und benimmt sich auch wie ein Parasit.“ Heißt: der Kopf ist gar nicht so wichtig, wie die „materialistische“ Wissenschaft behauptet …

Wer jetzt wegrennt, hat etwas für sein Denkvermögen getan, Zitat Steiner:

„Das Schließen, das Schlüsse bilden, hängt nun zusammen mit den Beinen und Füßen. Natürlich werden Sie heute ausgelacht, wenn Sie einem Psychologen sagen, man schließt mit den Beinen, mit den Füßen, aber das letztere ist doch die Wahrheit, und würden wir als Mensch nicht auf Beine und Füße hin organisiert sein, würden wir eben nicht Schlüsse bilden können. Die Sache ist so: Vorstellen tun wir mit dem Ätherleib, und der hat seinen Rückhalt an der Hauptesorganisation, aber urteilen tun wir – also in ursprünglicher elementarer Weise – mit dem astralischen Leib, und der hat seinen Rückhalt an Armen und Händen für das Urteilen. Schließen mit den Beinen und Füßen, denn schließen tun wir mit dem Ich, das hat dabei Rückhalt an den Beinen und Füßen.“

Hat „die moderne Hirnforschung bestätigt“ …

Auch Professor „Heiner Barz“ wird nicht vom SWR vorgestellt – seine in Kooperation mit der anthroposophischen „Alanus Hochschule“ erstellte Studie „Bildungserfahrungen an Waldorfschulen: Empirische Studie zu Schulqualität und Lernerfahrungen“ wurde vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ und der anthroposophischen „Software AG Stiftung“ finanziell gefördert, Zitat SWR:

„Empirische Studien, wie die des Düsseldorfer Bildungsforschers Heiner Barz, belegen zudem: Waldorfschüler gehen lieber in die Schule als andere, schneiden in den Pisa-Studien häufig besser ab als die Regelschüler.“

Ist das noch Journalismus? Oder ein Fall für den „Rundfunkrat“?

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur“, von Andreas Lichte
100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“, von Andreas Lichte
Staatlich anerkannte Reinkarnation“, von Andreas Lichte
Die Waldorfschule als Bekenntnisschule“, von Prof. Klaus Prange