Newsroom: „Westfalenpost“ wird skelletiert. Zeitung entlässt ihren politischen Korrespondenten Winfried Dolderer.

Hier kommt noch ein Zitat hin (foto: zoom)
Dolderer: „Kläseners Ideal ist eine Zeitung, deren Gesichtskreis tunlichst nicht weiter reichen sollte als der Schattenwurf des sauerländischen Kirchturms mittags um zwölf.“ Hier die St.-Johannes-Evangelist-Pfarrkirche in Eversberg (foto: zoom)

Wie „Newsroom“ heute berichtet, hat Winfried Dolderer, Kommentator und einer der „prägenden Autoren“ der Westfalenpost, wenige Tage vor Weihnachten eine betriebsbedingte Kündigung erhalten.

Bereits ab dem 1. Januar 2013 dürfe Winfried Dolderer nicht mehr beschäftigt werden.  „Die ‚Westfalenpost‘ wird skelletiert“, so Bülend Ürük, Chefredakteur bei „Newsroom“.

Der WAZ-Konzern, zu welchem die Westfalenpost gehört, fahre einen scharfen Sparkurs, um die Rendite zu erhöhen. In diesem Jahr seien es „lediglich“ 120 Millionen Euro, die das Medienhaus erwirtschaften konnte. Die Zitrone müsse noch stärker ausgepresst werden, 20 Prozent sollten im gesamten Konzern eingespart werden.

Viele Opfer müsse auch die „Westfalenpost“ bringen. Das Blatt gelte als christlich-konservativ, ihr Chefredakteur, der gelernte Lokaljournalist Stefan Hans Kläsener sei studierter Theologe, er habe nie zuvor ein Blatt mit solch großen Auflage und so vielen Redakteuren geführt. Bei der gesamten „Westfalenpost“ hätte kein Gesprächspartner positive Worte für die Arbeit von Stefan Hans Kläsener gefunden. Im Duo mit seinem Stellvertreter, einem Westfalenpost-Eigengewächs, habe er zu viele Absprachen nicht eingehalten, die Identität der „Westfalenpost“ auf dem WAZ-Altar des Sparkommissars geopfert.

„Kläseners Ideal ist eine Zeitung, deren Gesichtskreis tunlichst nicht weiter reichen sollte als der Schattenwurf des sauerländischen Kirchturms mittags um zwölf“, zitiert Ürük den gekündigten Korrespondenten Dolderer.

Weitere ausführliche Hintergrundinformationen und interessante Einschätzungen hier bei Newsroom. Unbedingte Lesempfehlung.

Berichterstattung der Westfalenpost

Leider haben wir in Sundern nur noch eine Tageszeitung: Seitdem die Westfälische Rundschau ihre Lokalredaktion geschlossen hat, ist nur noch die Westfalenpost mit einem Lokalreporter vor Ort.

Der Artikel ist zuerst auf der Website der Grünen Sundern erschienen.

Es für politische Parteien immer schwierig, die Presse zu kritisieren. Doch als derjenige, der viel mit der Pressearbeit der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zu tun hat, fällt mir auf, dass die Westfalenpost sehr häufig kritische Äußerungen nicht bringt und manchmal sogar den allgemein üblichen journalistischen Gepflogenheiten nicht nachkommt. Hängt das damit zusammen, dass sie ein Monopol hat oder entspricht das ihrem konservativen Selbstverständnis?

Hierzu zwei Beispiele:

1. Die Grünen hatten Jahreshauptversammlung und der Vorstand wurde neu gewählt. Dazu verfasste ich in Absprache mit dem Vorstand eine Presserklärung, in der heftige Kritik an der Informationspolitik des Bürgermeister im Zusammenhang mit der Ferienhausanlage geübt wurde. Zudem wurde ein Foto eingereicht und die neu gewählten Personen namentlich benannt.

Was macht nun die Westfalenpost daraus? Der Artikel wurde so verstümmelt und aufgeweicht, dass von der Kritik an der Informationspolitik des Bürgermeister nichts mehr enthalten war. Das Foto des neu gewählten Vorstands wurde zwar gebracht, aber die abgebildeten Personen nicht namentlich benannt. Mit jeder Presseerklärung eines Taubenzüchtervereins geht die Westfalenpost sorgfältiger um, so mein Eindruck. Und warum sie sich als Zensurbehörde von politischen Verlautbarungen gibt, erschließt sich mir nicht. Mit redlichem Journalismus jedenfalls hat das wenig zu tun.

Der Sauerlandkurier übrigens brachte die Presseerklärung vollständig und korrekt.

2.  Nach der letzten Ratssitzung brachte die Westfalenpost einen ausführlichen Artikel über den Beschluß von CDU und SPD  die Grundschule *Altes Testament* nach Hellefeld zu verlegen. Da in der Ratssitzung (meiner Ansicht nach) durch den stellvertretenden Bürgermeister Schültke fehlerhaft abgestimmt wurde (ein Antrag der Grünen wurde gar nicht zur Abstimmung gestellt),  beanstandete ich den Beschluss beim Bürgermeister. Ich schickte daraufhin eine entsprechenden Leserbrief und beschrieb darin auch, welche  Problematik damit verbunden ist, wenn  auf Dauer nur noch katholische Grundschulen in Sundern existieren würden. Gleichzeitig forderte ich, dass die BürgerInnen in Sundern darüber bestimmen sollten, ob wir auch eine zentrale nicht-katholische Grundschule brauchen.

Bis heute ist der Leserbrief nicht erschienen. Für die  „katholische“ Westfalenpost scheint das kein Thema zu sein.

In der Sache teilte übrigens zwischenzeitlich der Bürgermeister mit, dass er die Beanstandung in Absprache mit der Kommunalaufsicht prüfen wird.

Weihnachtsbaumkulturen im Hochsauerland. Ein schlechter Kommentar in der Westfalenpost und der gute Blogartikel eines CDU-Politikers: „Weihnachtsbäume erdrosseln Wild und Wald“.

So muss es bei einer Qualitätszeitung zugehen. Auf der Titelseite schreibt der Düsseldorfer Korrespondent der Westfalenpost Wilfried Goebels einen Aufmacher unter dem Titel „NRW verbietet Christbäume im Wald“.

Auf der Seite Zwei bringt er dann in einem eigenen Kommentar Sachthemen munter durcheinander, um zum Schluss eine schwache Verschwörungstheorie zu präsentieren.

Gleich die Eröffnung ist ein „Brüller“. Da der Weihnachtsbaum zum Exportschlager des Sauerlandes geworden sei und jeder dritte deutsche Christbaum[sic!] im Sauerland geschlagen werde, müssten die wirtschaftlichen Folgen eines Verbots bedacht werden.

Mit dieser Logik kann ich auch vor der Einschränkung des Opiumanbaus in Afghanistan („Exportschlager“) warnen.

Blödsinn. Wenn Wilfried Goebels politisch und ökonomisch bis Drei zählen kann, weiß er, dass der Weihnachtsbaumanbau eine geniale Profitmaximierungsmaschine ist, deren einziger Fehler es ist, dass ich nicht selbst auf die Idee gekommen bin.

Im Ernst: ein Produkt, welches fast unmittelbar -mit der Verzögerung von wenigen Tagen oder Wochen- vom Käufer selbst vernichtet wird und in vorhersehbaren Zyklen von einem Jahr erneut auf den leeren Markt geworfen werden kann, muss der Wunschtraum eines Modell-Kapitalisten sein.

Wenn dann noch mit Hilfe technischer Mittel dieses Produkt vorhersehbar in Größe und Aussehen fabriziert werden kann, steht dem permanenten Gewinnzyklus eigentlich nichts mehr im Weg.

Gut, man benötigt Mittel, wie Roundup, die den sogenannten Christbaum vor seinen natürlichen Feinden  schützen, aber das bewegt sich im Rahmen der Produktkonfektionierung.

Es gibt nur ein paar Haken an der Sache:

1. Der Einsatz von Giften führt vermutlich zur Anreicherung dieser Gifte in Boden und Trinkwasser. Das ist schlecht für die Menschen im Hochsauerland. Wer möchte schon gerne „Krebs vom Christbaum“?

2. Die kurzfristige Wucht der anscheinend leicht zu erzielenden Gewinne, untergräbt langfristig sinnvollere Aufforstungen im Hochsauerland.

3. Die Profit-Interessen der Weihnachtbaum-Bauern stehen im Konflikt mit den Interessen der Holzindustrie.

4. Die Profit-Interessen der Weihnachtsbaum-Bauern stehen im Konflikt mit den Interessen der Jäger und Jagdpächter.

Anstatt über diese wirkliche Wirklichkeit nachzudenken, schleimt sich der Kommentator an das sogenannte Heimatgefühl an.  Da die Westfalenpost sich selbst so gern als „Heimatzeitung“ sieht,  vollzieht der Düsseldorfer Korrespondent Goebels diesen Opportunismus nach, indem er das Sauerland nicht einfach „Sauerland“ nennt, sondern „heimische Region“.

Lustig ist sein Aufschrei, die Politik der Landesregierung sei ein „massiver Eingriff ins Privateigentum der Waldbesitzer“.

Goebels, der nicht in der Lage ist, den Hintergrund der Hochsauerländer Waldproblematik zu erfassen, rührt dann noch schnell die Windräder unter die Fichten.

„Stört der Christbaum als Konkurrent des Windrads?“, fragt er schelmisch, um dann einen heimtückischen Plan zu mutmaßen: „Bei einem Verbot der Christbäume im Wald würden dringend benötigte Flächen für Ökostrom frei.“

Das ist Bullshit-Bingo hoch drei. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es gibt keinen inneren Gegensatz, keine Kausalität, allerhöchstens eine Koinzidenz des Ortes und der Zeit.

Genau so forsch wie Goebels könnte ich das Gegenteil behaupten: Je mehr Weihnachtsbaumflächen, desto mehr Flächen für Windräder. Um die Windräder herum lassen sich schließlich kurzlebige Tännekes besser anpflanzen als vieljährige Buchen- und Fichtenwälder oder Douglasien.

Was Goebels schreibt, passt vorne und hinten nicht. Er sollte doch lieber über Düsseldorf  berichten.

Jemand, der weiß wovon er schreibt, ist Dirk Schmidt.

Schmidt, CDU-Politiker und Politikwissenschaftler aus dem Ruhrgebiet, ist nach eigenen Angaben Mitpächter eines Jagdreviers im Hochsauerland. Seine Pacht habe sich in letzter Zeit mehr und mehr verringert.  Zuletzt erneut um ein Viertel, da zahlreiche Flächen mit Weihnachts­bäumen dem Wild und weitgehend der Jagd entzogen worden seien.

„Weihnachtsbäume erdrosseln Wild und Wald“, beschreibt er die Entwicklung in seinem Blog „Schmidts Katze“.

Bitte lesen!

Vor 56 Jahren in der Westfalenpost: Gaststätte Lingenauber lädt zum 75. Geburtstag ein.

Auch vor 56 Jahren, im Jahr 1956(!),  fiel der 1./2. Dezember auf ein Wochenende. Auf der letzten Seite der Westfalenpost erschien eine kleine Anzeige***.

Die Gaststätte Lingenauber wurde 75 Jahre alt. Geschäftsinhaber „Felix Lingenauber und Frau“ luden „ergebenst“ ein.

Dem Zweck der Firma folgend wird es sich vermutlich um einen Umtrunk nebst Verzehrsmöglichkeit gehandelt haben.

Gestern feierte die Gaststätte ihren 131. Geburtstag, und mir stellt sich folgende kleine Frage:

Wird der Wirt der Gaststätte Lingenauber am 150. Geburtstag den Namen seiner Frau nennen? 😉

*** Den Hinweis auf die Anzeige verdanke ich  Neheims-Netz.

Endlich redet die Westfalenpost Klartext: Es geht abwärts in Winterberg …

Heute Abend saß ich in meinem Winterberger Lieblings-Bistro „Uppu“ am Waltenberg und blätterte die Westfalenpost durch und – Hoppla! da war ein Stück Journalismus zu lesen.

„Es geht abwärts in Winterberg“ titelt heute ein Artikel von Daniel Berg im Sportteil der Zeitung. Es geht im Kern um die Tatsache, dass Winterberg mit seiner Bobbahn nicht in der Lage ist, Sportlerinnen und Sportler zu produzieren, die national und international vorne mit dabei sind.

Eine „enttäuschende Bilanz. Und nicht gerade beste Werbung für den Standort Winterberg“, zitiert  Berg den Vorsitzenden des BSC Winterberg und Vize-Präsident des nordrhein-westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes Alois Schnorbus.

NRW, so Schnorbus, sei nun mal kein klassisches Wintersportland. Dafür aber habe man in den vergangenen Jahren „auf höchstem Niveau mitgemischt“. Ein halbes Dutzend Weltcupfahrer und Olympiateilnehmer, olympische Medaillen – im Moment sei das alles recht weit entfernt.

Der Artikel ist keine Recherche-Höchstleistung und entstand, soweit ich das beurteilen kann, auf Grundlage eine Gesprächs mit Alois Schnorbus.

Neu ist der kritische Blick auf die hochsubventionierte Sportanlage am Fuße des Kahlen Asten, auch wenn die Informationen über die Mittel fehlen, die jährlich in die Winterberger Bobbahn gepumpt werden.

Ein anderes Problem für Winterberg ist die Konkurrenzsituation: „In letzter Zeit ist wirklich viel schief gegangen. Noch bevor die Saison begann, kam seinem Verein mit Anja Schneiderheinze (34) die wohl prominenteste Bob-Pilotin plötzlich abhanden, abgeworben von einem der drei weiteren Stützpunkte Deutschlands: dem im thüringischen Oberhof.“

Wir fassen zusammen:

Winterberg ist kein klassisches Wintersportland und wird auf Dauer keine Chance haben gegen Leistungsstützpunkte wie Berchtesgaden, Altenberg und Oberhof.

Kritik an der Subventionierung des Auslaufmodells Bobbahn wurde hier im Blog übrigens schon mehrfach geübt, beispielsweise:

http://www.schiebener.net/wordpress/?p=19190

http://www.schiebener.net/wordpress/?p=17859

Die politisch Verantwortlichen täten gut daran, sich eine Zukunft Winterbergs ohne Bobbahn vorzustellen.

„Rummel um den Rummel“ oder Rummel um die Westfalenpost. Wurde das Interview mit Bürgermeister Eickler wirklich geführt?

Gestern erschien ein eher fades und inhaltsarmes Interview in der Westfalenpost. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Interview nie geführt wurde.

„Winterberger Kirmes – ‚Wer sagt denn, die Kirmes würde zukünftig verlegt?‘ Winterbergs Bürgermeister Werner Eickler nimmt dazu gegenüber unserer Zeitung Stellung“, ist bei DerWesten, dem Internetauftritt der WAZ-Zeitungen, zu lesen.

Der nicht genannte Interviewer stellt drei Fragen, an die sich jeweils die Antwort des Bürgemeisters anschließt.

Heute habe ich den Verdacht, dass dieses Interview niemals stattgefunden hat, sondern die Fragen in einen vorhandenen Text -Pressemitteilung o. ä- hineingefriemelt wurden, garniert mit einem Pressefoto der Stadt Winterberg.

Wie komme ich auf diese Idee? Der Text des Leserbriefs im Sauerlandkurier ist bis auf einige „Abrundungsergänzungen“ nahezu identisch mit dem Interview-Text in der Westfalenpost.

Nur eine kleine Probe, den Rest bitte selbst vergleichen:

Interview Westfalenpost: „Nun, zweierlei steht derzeit fest: 1. Im Zuge des Oversum-Projektes und dem Angebot unserer neuen Kongresshalle, wird unsere alte und baufällige Stadthalle im kommenden Jahr abgerissen.

2. Karussells und Zuckerwatte wird es auf absehbare Zeit auch weiterhin auf unserem angestammten Stadthallenplatz geben.

So wird unsere Kirmestradition wie gewohnt erhalten bleiben. Das war’s aber auch schon und jeden weiteren „Rummel um den Rummel“ schreiben wir mal den fast tropischen Temperaturen vergangener Tage zu.“

Leserbrief Sauerlandkurier: „Nun, zweierlei steht derzeit fest: 1. Im Zuge des Oversum-Projektes und dem Angebot unserer neuen Kongresshalle, wird unsere alte und baufällige Stadthalle im kommenden Jahr (2013) abgerissen.

2. Karussells und Zuckerwatte wird es auf absehbare Zeit auch weiterhin auf unserem angestammten Stadthallenplatz geben;  so wird unsere Kirmestradition wie gewohnt erhalten bleiben. Das war’s aber auch schon und jeden weiteren „Rummel um den Rummel“ schreiben wir mal den fast tropischen Temperaturen vergangener Tage zu.“

Wird der WP-Leser veräppelt?
Falls der Leserbrief im Sauerlandkurier authentisch ist, hätte die Westfalenpost ihre Leserinnen und Leser ziemlich verarscht. Es hätte und hat dann nie ein Interview irgendeines Journalisten mit dem Bürgermeister gegeben. Das ganze Ding ist am PC zusammen gestückelt worden.

Oder der Sauerlandkurier hat sich aus dem Interview eine Leserbrief gebastelt, was eher unwahrscheinlich ist.

Oder der Bürgermeister trägt ein und denselben Text zu allen Gelegenheiten vor. Zufällig passte alles, was er vorgeschrieben hatte, im Nachhinein zu den Fragen des Westfalenpost-Reporters.

Eine Bemerkung zum Schluss: ein echter, guter Interviewer hätte zumindest bei dieser Gegen(?)frage / Aussage des Bürgermeisters nachgehakt: „Wer sagt denn, die Kirmes würde zukünftig verlegt?“

Tja, wer sagt das denn? Recherche – übernehmen sie!

Die Politik ist wirklich nicht alles …

Freizeitvergnügen auf der Sange. Fango für's MTB (foto: zoom)
Freizeitvergnügen auf der Sange. Fango für's MTB (foto: zoom)

Der Kauf eines neuen Mountainbikes war eine meiner besten Entscheidungen des Jahres 2012. Motto: wenn man schon im Hochsauerland lebt, sollte man versuchen, die Vorteile dieser abgelegenen NRW-Region zu genießen.

„Mountainbiking“ oder wie immer man dieses Keulen über die Berge auf abenteuerlichen Waldwegen nennen mag, macht einfach Spaß.

Nach einem stressigen Tag wird man umstandslos in den Ferienmodus katapultiert, sobald man die erste ernsthafte Steigung bewältigt hat.

Meine Lieblingsrunde ist ungefähr zwei bis drei Stunden lang und beinhaltet unbedingt eine kurze Pause bei Uppu in Winterberg.

Dort wühle ich dann etwas Geld und eine Lesebrille aus den Taschen meines Radfahrer-Trikots.

An der Theke finde ich die Westfalenpost und auf meinem Terrassentisch ein Weizenbier.

Heute habe ich aus der Heimatzeitung gelernt, dass jeder dritte Schützenverein Probleme hat, einen König zu finden.

Ich habe eine Darstellung der Position von Patrick Sensburg zum Fracking gelesen und erfahren, dass die Westfalenpost ab heute ihren eigenen Internetauftritt im Zoo der WAZ Titel auf DerWesten hat.

Nachdem ich die Zeitung gelesen hatte, war das Weizenbier noch halb voll. Zeit für ein paar Gespräche mit Winterberger Promis. Die verrate ich allerdings nicht – bin doch keine BILD-Zeitung.

Kurzum, ein kleiner Urlaub im Alltag, dank MTB.

Umleitung: Das „beste Teutsch“, die Wahlen, die Medienmoral, die WOSTFALENPEST und das Klagelied eines Zimmermädchens.

Joggen durch den Buchenwald im Mai (foto: zoom)
Joggen durch den Buchenwald im Mai (foto: zoom)

Katholiken und Protestanten: Wer hatte das „beste Teutsch“? … hpd

Schleswig-Holstein, Frankreich, Griechenland: Eine Wahlnachlese … jurga

FDP haushoch drin und Linke dezimiert draußen: Schuld sei die Meinungsmache, meint Albrecht Müller … nachdenkseiten

Was uns die paar Küsten-Wähler sagen: „Nur gut die Hälfte dieser wenigen Wähler ging am Sonntag zur Urne. Rückschlüsse auf die Lage im Bund sind deshalb mit Vorsicht zu genießen. Doch für einige Annahmen bietet die Küsten-Wahl gute Gründe“ … postvonhorn

In NRW liegen die Dinge anders als im Norden: Hat der knappe Ausgang an der Förde etwa Auswirkungen an Rhein und Ruhr? Darauf sollten die Christdemokraten ihre Hoffnungen nicht setzen … WirInNRW

NRW-Wahl: “Die Partei” hat immer recht! … ruhrbarone

Lokaloffensive der WAZ nur eine Mogelpackung? Die Entscheidungen im Konzern scheinen weiterhin vorwiegend durch ein Spardiktat bestimmt zu sein – und dann wäre die Lokaloffensive eine reine Mogelpackung. Viele interessante Kommentare bei … medienmoral

Nepomuk und die Zeitung – eine Satire: Nein, er würde nicht so sang und klanglos von der aktiven Welt verschwinden wie die WOSTFALENPEST, er nicht! Er grinste, als er die Zeitung ungelesen vom Tisch schob und noch nicht einmal auf das Rascheln der Blätter beim Fallen hörte … sauerlandblog

Ein Jahr nach dem Atomausstieg: “Wir sind mit der Energiewende kaum vorangekommen” … wazrecherche

Wiedergängerei: Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen … wiesaussieht

Hagen: Infoveranstaltung zu „ProNRW“ … doppelwacholder

Rechtsextremismus – War da was? Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW) hat eine neue Broschüre mit Informationen zur extremen Rechten in NRW und Anregungen für die pädagogische Praxis herausgegeben … nrwrechtsaussen

Arnsberger Wahlkampf: “Der macht, was er sagt!” … neheimsnetz

Klagelied eines Zimmermädchens: So schlimm sind die betuchten Hotelgäste … revierpassagen

Heimat: Morgenwanderung im Sauerländer Frühling … wutzeline

Deutscher Meister – Borussia Dortmund! Jetzt folgt erst einmal die Sommerpause und dann beginnt der Wahnsinn wieder von vorn … schwenke

Es ist überhaupt nicht schlimm gegen Gesamtschulen zu sein, aber muss man als Redakteur mit schwarz-gelber Tinte schreiben?

Wie hieß es heute in einer Zuschrift an uns: Westfalenpost –  „… die geballte Kraft von CDU/FDP und „freier Presse““

Es ist wirklich nicht schlimm, wenn ein Journalist eine eigene Meinung hat. Das ist sogar gut.

Insbesondere beim Thema Bildungspolitik, Sekundarschule und Gesamtschule könnte man nicht genug Meinungen, Argumente und Standpunkte in der Lokalzeitung lesen. Könnte!

Schlimm ist es, wenn der Journalist keine Meinung hat und lediglich die Meinung der gefühlt herrschenden Parteien nachtrötet, wie hier bei DerWesten im Sauerland.

Allerdings bin ich zuversichtlich, dass sich auch das Hochsauerland schneller als mancher Politiker und Redakteur heute denkt, ändern wird. Viele Menschen sind schon weiter, als es sich einige Politiker vorstellen können.

Die großen Koalitionen werden auseinanderfliegen.

Wer es dann braucht, kann andere Stiefel lecken.

Besser wäre es für das journalistische Gewissen, heute noch mit dem Schleimen aufzuhören.

Argumente zum Thema, kontrovers und interessant, kann auch ein Lokaljournalist zu Genüge finden: auf der Straße und im Internet.

Die bislang klügsten Artikel und Kommentare zum Schulsystem, und das in der Westfalenpost, hat übrigens euer Kollege Rudi Pistilli verfasst.

Sekundarschule: „Hast Du gelesen, was der Bürgermeister heute geschrieben hat?“ – Eine kleine Medienkritik

WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)
WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)

„Also, was der Bürgermeister da heute Morgen geschrieben hat …“. Es war nur ein Halbsatz, ins Gespräch eingestreut. Es geht um den Journalismus. Es geht um einen Artikel von vielen. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Lokaljournalismus.

Das Thema des Artikels in der Westfalenpost war die Errichtung einer Sekundarschule in Olsberg. Aber das Thema ist eigentlich egal. Die Überschrift lautete am 24. Februar:  „Jetzt steht es fest: Olsberg bekommt Sekundarschule“.

Es hätte auch jede andere Überschrift sein können. Die Autorin schätze ich sehr und ich lese ihre Artikel immer mit viel Aufmerksamkeit. Sie kann schreiben. Dasselbe trifft auf andere Autoren der Westfalenpost zu.

Ich unterhielt mich mit ein paar Bekannten über die Schulpolitik im Hochsauerlandkreis, als einer von ihnen sagte: „Also, was der Bürgermeister da heute Morgen geschrieben hat, ist … .“

Ich war erstaunt, denn zufälligerweise hatte ich an jenem Tag die Westfalenpost von vorne bis hinten gelesen und an keiner Stelle, in keinem Artikel hatte der Bürgermeister irgendetwas  geschrieben.

Ich habe dann irgendwann begriffen, dass nicht irgendeine offizielle Bürgermeistermitteilung in irgendeinem Bürgermeistermitteilungsblatt erschienen war, sondern ein Artikel der von mir geschätzten Autorin, in welchem der Bürgermeister ausführlich zu Wort kam.

Die Meinung des Bürgermeisters war quasi direkt durch die Feder der Autorin in den Artikel geflossen. Andere Meinungen kamen nicht vor. Der Runde schien klar zu sein: „Den Artikel hat der Bürgermeister geschrieben.“

Ist das für einen Lokal-Journalisten der GAU oder einfach der Alltag? Müssen die Aussagen der Politiker durch Schein-Journalismus veredelt und den Namen einer Zeitungsredakteurin geadelt werden?

Wäre es nicht ein Leichtes gewesen auch andere Personen, Parteien, Standpunkte zu sammeln und in den Artikel einfließen zu lassen?

Für mich hat sich an jenem Tag vor etwas mehr als einer Woche das ganze Elend des hiesigen Lokaljournalismus in dieser einen Aussage, in diesem Halbsatz gezeigt:

„Also, was der Bürgermeister da heute Morgen geschrieben hat, ist … .“

Die Leserinnen und Leser sind ja nicht blöd.